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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189002168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-02
- Tag1890-02-16
- Monat1890-02
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1890
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107, Lunstverrins-Ausstellung. Da« schöne Erdmaun'sch« Bild .Dt« Feinde« Rache' kommt jetzt im QderliLtsaole »och mehr zur Geltung. Bei der veultche» B-spcech-ag wurde übrigen« üderlrhe», daß uasir Museum allerdiag« schon ei» rerzeade« Erbmaun'sche« Bildchen, .Da« Blladetuhspi-l" b, fitzt. Däne de» dleidi aalürlich der Wuosch aach «mer größeres, schweNviegeode» Lompoftrloo von der Hand de« Maler«, wie da« g-geuwärrig« Bild nur ist, eia ebeaio lebhafter wie drrechligter. L»r»laü« ei, Leipziger Kind, wie der Düsseldorfer Erdmano, ist der Münchener Otto Strützel, vo» dem letzt zw« wirklich wuurervolle Landichaftsbileer hier au«arftrlll find. Sirutzel Wurzel» »ach mit seiner küustlerischeu Eniwickelung volliläuoig i» heimischem Lodeu, deaa er »ft Schüler unserer Akademie »ad ganz speclell uusrre« Neper, dessen fester Fuhrrehand er offenbar Hali und Gieichgewia,» auch in seiner späteren Euljaltung vud während seiner au«w0rtigev Studien verdankt. Sirutzel >sl heule H-llmaler im bene, «tune de« Worte«. W>« »richtig weiß er Sie Lichimaffe» zu bewältige», welche ein Mit leichtem w-ißen Gewölk überwodenrr Feühilng-Himmel über eine Flachlandschast au«glkßi, eine Drift du>ch die sich ein Vach windet und aus deren spärlichem Giiln eine Schajheerd« weidet Eiuige« ältere B «h schaut verftLadnlß- innl» dem Liricken der Schäscrt, zu, «ährend eine Gruppe von Lämmern l>al« sich da« Ledea noch ihrer Weise behaglich macht. Mil landlosen, läug« einer Str-ß« lausende» Bäumchen weiß der Maler die Steuerte wundrrbar zu vertiefen. Nicht minder zum Schau- ge uff einladend wirkt da« andere Strützel'sche Bild, ein durchsouuier Birkeuwald im Frühling. Zwischen den Stämmen grasen bunte Rinder Li»k« lrhui au einer Birke, damit beschäftig! sich au« einem Haielstock ein Seepier iür Au-übuag leine« Hirieaamte« zurecht zu schnitzen, dcr Hirt Dir Louae uinziehi lkühe und Hirte» vou oben lallend m>i Raadlichrern. Figürliche« wie Landschaftliche« ist aas beiden Bilder» MI» gleicher Be herrschung behandelt. Ei» Hauvibitd der «nlstellnug ist L. Bokelmaa»'« „Täufltag", ein durch Wahrheit und Feinheit der Auffassung eaizülteiidt« läud- licht« Litieubild Da- Moli» ist offenbar au- dem Norden Deutschland«, etwa an« Dithmarschen ober Frte«lond gegriffen. Um de» vorderen Tisch sind die Frauen, um die Hintere lange Tafel die Pseise und Ltgarreu schmauchenden Männer grnppirt. Die Krauea wenden hr Hauptinteresse dem in den Armen einer derseldra ruhenden, im Mittelpunkte der Lomposttivn befindlichen Täufling z». Da« Maß diese« Interesse« ift überall ans da« Lchäaste ans diesen Gesichtern oad in diesen Geilalte» zum Ausdruck« aebracht. Bokelmaua besitzt in dieser feinste» Individualisten»- eine in der Thal uag-wöualiche Stärke. Genau ebenso seslelnd ist dl« Brnppe ber än.i er. die uur durch deo liak« a» der Tosei Obcnaasltztnsea augeosäll-g mit der vordereu Gruppe geistig verknüpft sind, während die übrigen jeder sein Scharftem beist oern mag zu de» «rosten Geiprächea über Krieg«, gelüchtt und Marklprrtse. Die Lichlmaff,». welche nur durch die betoea äußerste» Feister tu de» Raum dringe», hat ber Maler aus du« Touverotuste setuea Zweck » dirustaar zu machen gewußt. Bo» eiurc größere» Anzahl anderer »euerer Lache» eia nächste« Mal. ——. Adolj Wettkr. Musik. Erste Hauptprüfuirg am königl. Lonservatoriam der Musil. * Leipzig, 15. Februar. Am gestrigen Abend begannen wiederum >m neuen Ittstitutsgebäube die jährlichen Haupt» prUsungeu, begleitet vou dem warmen Inletcsse eines großen rahlreichen Publicum«. Da« Programm enthielt eine Reih' Nummern sür Sololpiel und Lologesang, deren Ausführung im Allgemeinen eine sehr befriedigen de, theilweise ausgezeichnete war. Eingeleitet wurde da» Concert durch „Faulasie uud Fuge" sür Orgel (Omoll) von Joh. Schneider; der Bor- lragenvr, Herr Franz Bühnert aus Leipzig, zeigte sich dann al« einen gewandten Spieler, ber e« auch vei sieht, durch geeignete Registrirniig und Benutzung der verschiedenen Manuale wi-ksame Äegeiisäy« hervorzudringea. Als zweite Nummer folgte da« Coocert für Piauosvrte (6äur) von Beelhoven, ein« Ausgabe, die von Fräulein Susi« Kelly au« Green, castle (Indiana) recht achtentlwcrlh gelbst wurde, namentlich nach Seite de« rem Technischen. Ungleich bedeutender war v,e Leistung de« Herrn George Moon au« Plymouth (England), ber sür den Borlrag de« Conceit» sllr Pmnosorle (viuall) von Mendelssohn.BarlholSv alle« milbrachle, wa» zur wilkung-voüen Wiedergabe der daiikvaren Composilion gehört: solide Klngersertigkeit. wodlgebildete» Anschlag und Gclchmack. sowie ersreullche Selbslftäobigkeit in der Aufsaffuiig. Mil viel Glück bebuttrte Herr E ouar o Sch uller aus.srohburg mii dem .Andante und Rondo-Allegro" au» dem Eo»ccrl für Flöle vo» B Molique. Der Vortrag ließ in Bezug aus To», gebung sowohl wie aus technische Gewandtheit kaum etwas zu wünscheo Übrig, zeugte auch von rem auSgespiochenen »iuftk»li sche» Sinn de« jungen Künstlers. Die einzige GesangSnummcr de» Programui«, die Arie auS der Oper „Tiius" von Mozarl: „Ach nur einmal noch im Leben" wurde in italienischer Sprache vou Frl. Marlba Melching aus Leipzig zu Gehör ge bracht. Die sonore Mezzo-Lopranstimme der Sängerin crime« sich all sür den Saal au«re»chenv, wenn auch „ichl >n allen Lagen ganz ausgeglichen kräftig; bei weiterem Studium dürste aber da» noch Mangelnde wohl nachgehvlt werden und Frl. Melching ihr Ziel erreichen. Als eine L-istung vorlress licher Art ist die de« Herru Johannes Muhlseld aus Hilbdiirghausrn zu bezeichnen, der mit dem erste» Satz aus dem Eoncerl sür B>otiue (Lckor, Nr. l) von H. Vieuxiemp: oustrat. Sein Spiet, da« durch eine Geige von h rvorragender Klangschvnhejk unv leichter Ansprache aus allen Sailen (an der hiesige» Werkstatt de« Herrn Hammig horvorgegangen) beste Unterstützung fand, hätte, nameullich zu Ansang, etwa« wärmer sein können, war aber sonst technisch so gut wir lodello«. wa« bei der Schwierigkeit der Eomposilivn nicht wenig zu bedeuten hat. Die Leitung de« Orch.-strr« bei Vieser Nummer lag m den Händen de« Herrn Ad. BrobSky. dir der übrigen in denen de» Herrn Kapellmeister HanS Sill. Da« Orchester selbst, die Schöpfung de« hochgeachteten Direktor« de« Eonservatorium«, Herrn vr. Otto Günther begleitet« «usterhast und di«crr1 und erfüllte seine diveisen Ausgaben mit Eifer unv Hingebung. Cänimtlichc» Vorträgen folgt« reicher Beifall und mehrfache Hervorruse der jungen Künstler. G. Schle müller. Neue« Theater. * Leipzig, 15. Fedrunr. Vrrliozist aus tci» Grade aus erstanden und hat nn- au« den fernen Tagen seiner stürmische» Jugend ein» Oper mitgebracht, sie beißt „Gwenvoliiic". und der Komponist führt sich mit dem Pseutonyi.i Emanuel Chabrier bei uns ein. Wenn man bisher bebauplet hal, der barocke Stil de« geistvollen Franzosen schließe jede Möglichkeit, „Schule zu machen", au«, so hat un« der gestrige Abend eine« Andern belehrt. Der kühne hochstrebendc Ho»ipo»ist Chabrier bat bei seinem Schassen sich ganz den dramatischen Slil Berlioz'zum Vorbilde genommen; wir finden dieselben Vor. züg«: glänzen de instrumentale Sprache, harmonische Feinheiten und noch mehr Kühnheiten; aber auch dieselben Schattenseiten v-,kümmern »n« die Freude am großen Talent: da- zu best ge Beionrn der Chromaiik. störende Hast der Modulation. Lchrossheiten der Harmonien unv, wa« am bedauerlichste» ist, ke» veullicher tec amatorischer Stil im Sinne Wagner'», aber auch keine fest adgeschloff-ne Form im Sinne Meyer, beer'«, sondern ein Gemisch von Leclamator-schem und inelo» schein Stil, ähnlich wir wir e» in Vciliez' Opern beetzuwirn können Man bnt in dem De>ke am meine» Wagner'ichen E-nstuß stade» »»llen und e« ist ja nicht zu leugnen, daß an direkten Anlehnungen und Anleihe» — »omrnllich .Tristan" und „Götterdämmerung" sind dem Componisten mvdl vertraut — kein Mangel ist. Aber der Stil de« Werke« selbst hal wenig oder gar keinen Berührung«» puncl mit den Merken de« deutschen Meister«. Da- Princip de« Leitmotiv« z. B wird so unklar an zemeudek, daß r« eher Verwirrung anrichtet al« Licht svcndek Wa» man ober auch für Bedeuten gegen viele Selksomkeilen de« Werke« hegen könnte, eine Eigeaschost de« letzteren muß Jedem iinponirrn: der Hobe künstlerische Ernst, der an- dom Gan-.-n spricht, da« große Feuer de« musikalischen Enlwurse«, da« t»>» und wieder m N endenden Flammen empvrschlä-t, nameullich >m Duett »«« »weit«« Art««, ««lch«» vo» ginial« B»FU>«rg ßensttt« Zeuau>t ablegt. Da« Textbuch macht einen seltsame» Eindruck. Seine Handlung soll im achten Jahrhundert an der englischen Küste gielen und doch weht un« eine Luft an. al« befänden wir un» an einem Julilage unsere« Zeitalter« an der sicilianischen Küste. E» sei gleich hier bemerkt, daß dieser Widerspruch durch die Musik mehr verschärft al« beseitigt wird. Da« Textbuch hat zwei Fehler: da« Nebensächliche wird aus Aosien der Kernpunkte zu sehr in dru Vordergrund gerückt und dann ehll die eigentliche Begründung der Handlung. De» nHeren Fehler läßt schon ein oberstächlicher Blick m da« Texibuch erkennen, zum Beweise de« zweilco Mangel» muß Einige« au« der Handlang angeführt werden. Tie wild hercuislüiinenden Dänen stören zwar den Frieden der ersten Scene — aber sie fügen Niemanden ein Leid zu, und al« ihr Führer gegen deu ihn sreL herau-forderuveu Vater Gwenboliuen« da« Schwert zieht, wird eine Gewallthat durch die Zwischenkunst Gwendolinen« verhütet. Wa« also hat der Held der Oper verbrochen, daß er zum Opfer feigen Meuchelmorde«, dem gleichen Schicksal seiner Schaar au«, erkoren wird- Ist denn die Lieb« zu Gwenvoline eia Ver brechen, ist e« eine todeSwltrdigr Tbat. daß er die Heißgeliebte vom Vater in ehrbarer grober Weise zum Weide begehrt? Mit de« Vater« Einwilligung findet die Vermählung statt, egnend breitet er seine Hände über da« glückkruukeue Paar, während er Mord sinnt. Wo ist die Schuld, welche da junge Paar dem Tode weiht - Die Frage muß offen bleiben, und so wird der Baler Gwendolinen» zum Banditen, seine Getreuen werde» zur Mviderschaar. Nicht de» Gastrecht« geheiligte Rechte scheuen sie in wahnsinniger Mordlust; hier werde« auch Männer zu Hyänen, sie streifen de» letzten Schein von Menschlichkeit von sich und wir habe» sür sie kein andere« Gesühl al« Abscheu und Verachtung. Die Oper besteht nach Angabe de« Textbuche« aa< zwei Acten, man könnte mit demselben Recht sagen au« zwei Duetten mit den »Ülhigen Umklcitungen. Wer sich im Tnstan beim großen Duett ungeberdig zeigen wollte, dem können wir ein Anhören ber Gwenvoline empfehlen, wo der Hörer zwei Duelte von unendlicher Länge findet, die eine ebenso unend liche Geduld herau-sordern. E« ist aber zu fürchten, daß da« Publicum dirse Geduld nicht besitzt uud dem Werke au« dem Wege geht. Die gestrige Ausführung desselben war vorzüglich. Die Tilelrolle fordert jugendlich naive» Empfinden, und selbstver- ftänelich ist Frau Sthamer-Anbrießen'» Heroinen-Äeftall und Art am Unrechten Platze. Aber die Künstlerin haltr sich so sehr mit dem schwierige» Sllsfe vertraut gemacht, daß ihre Leistung die volle .Hochachtung ber Hörer verdiente. Ganz wundervoll gestattete Herr Perron v>e Partie de« Dänen- jührer« Harald; ber wilde Mulb, die trotzige Hrldenhajlig- teii gelangten zu hinreißendem Ausdruck, ebenso aber die beißen Giftudle der Liebe zu Gwendoluie — Herrn Perron'« Harald ist «ine Meisterthat. Herr Hübner käinpste ver« geben« gegen »re Undankbarkeit jeiner Ausgabe, an ihr wäre wohl auch manch anderer Sänger gescheitert. Musikalische Sicherheit war aber auch Herrn Hübner'« Ärmel nachzu rühmen. Die Oper enthält nur diese drei Hauptpartie», alle« Andere ist sehr nebensächlich; einzelne hervortretenbe Stellen wurden von den Damen Jelinek, von Sonden, Duncan- Ehamber« und Lewinsohn, sowie Herrn Degen sehr gut auSgesührt. Ganz biillant hielt sich der Chor, dem eine Ausgabe von außerordcnllicher Schwierigkeit gestellt ist; namentlich ber Männerckor verrichtet wahre Heldenthaten an Ausdauer und musikalischer Siche, heit. Herrn Paur, dem wir v,e Aufführung der Novität danlru, wurken reiche Ebren zu Theil, er erschien mit de» ansein Künstlern aus der Bühue, um seinen Autheil am Bei fall entgegeiizunrhmen. Die Iiiscrnnung fordert in ihrer Einfachheit kein be sondere« Lob heraus; decoraliv ist die Sache so einfach, daß wohl nicht eine Coulisse neuaiigrschassl zu werden brauchte. In dem Gemache der vorletzte» Lerne entferne man doch die aber den zwei Rüstungen bcsiudlicheu Waffen. In jeder Ecke steht nämlich eine volle Ritterrüstung mit doppelten Schwertern und je zwei Lanzen. Al« Harald auSrust: „O Gott! wie sie bin ich entwaffnet", erscheint e« geradezu komisch, caß er nicht das nabe liegende „Gute" ergreift unv seinen Gesähilcn mit Schwert und Lanze ve« Feinde» zu Hftse e»lt. Auch die letzte Scene könnte natürlicher genait>t werden; wenn man d'e beide» Sterbenden an dem heilige» Slamme aus einem Borsprung von kaum mehr al» «mein Fug Breite stellend sterben sieht, dangt man .Miner, daß der Schlug de« We>ke« durch einen lächerlichen Zwischenfall gestört werden könnte. M. Krause. Pottta»). V«seff»r Heinrich Ehrlich. Fach. G»u5«r<. >r. O F. Gensichen. vr. Julia« Slettenbeim. Rod. Lienau Berlin), vr. Hugo Schramm - Macdonald (Dre«d«n). )r. Oscar Daul, Professor au der Uoiverstlät und Lehrer am königl. Conservatorium zu Leipzig. Möchten sich m Leipzig recht viele an dem Liebe«wrrke betheiligeu. Um die lieber» Mittelung der Beiträge zu erleichtern, wird auch im Sortiment- ^-schüft de« Herrn Friedrich Kistner (Otto Gurckhau«), teuiriarkt, eine List« auslirgen. T Leipzig, 15. Februar. Seit eint,»» Tage» tritt bler im Börsenreftanrant die Zigenoer - Magnaten - Lapelle „Domby Saroly" au« Turoc« aus, uud die rea« Theiluahme, sowie der leb- Vaste Betlall, womit die Lapelle von Seite» de« Publicum« bedach! wird, läßt keine» Zweifel darüber, daß fich die mustkalricheu Söhne der Piißla die Banst der Leipziger schnellsten« envorbea haoe». Wir habe» allerdings von dem Loacert, dem wir g'strrn beiwohnten, nicht ebea den Lind uck großer Besriedigung mitgenommen, weil wir überhaupt aicht viel zu dörr» bekommen haben. Da» Bvrseureftaurant ift da« gerade Gegentdeil eine» Loucertsoale«, uud wenn ia de» niedrigen Räume» andere Lapelle» zu ihrem Siecht kommen mögen. Io k.raa dikje Zigeunerkapelle, die sich au« neu» Mitglieder» zu» ammeusetzt, mit ihrer Streichmusik nur ans die nächste Umgebung wirken. Am besten hörten sich die Märsche und Tänze an. die io floriem, zündendem Rhythm»« vorgerragea wurde». Der „Wiener Fiaker" vo, Sirauß, die „Donauwelleu" vo» Jvaaovici, „Ligava". eine grac öse Polka-Mazurka vou Strauß und Millöcker'« Walzer „Meine Königin" ersudreu eine so reizvolle und einschmeichelnd« Wiedergabe, daß da« Publicum zu stürmischem Beifall hingerissen wurve. Am schlechteste«! kamen die uaaartschrn Tonstärke weg, die meist klanglos zum Orcu« ranvea. klebrigen« besitzt die Lapelle ln dem Biolimsle« Domby Laroly uud dem Lymbal-Solisten Domby Jomy zwei Vtrluoseu, die ihr Instrument mit künstlerischer Fertig leit beherrsche». * Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph von Oesterreich hat dem rühmlichft bekannten Musikschriftsteller and Gelehrten vr. Adolph Ko Hut in Dresden durch Allerhöchste« Handschrelbeu, äa llato 2. F.bruar, „in Anerkennung selne« aus literarischem Gebiete ent wickelten Wirke»«' da« große goldene Berdievstkreuz mit der Krone verliehen. VV. Hall« a. S. Al« Novität war für Douuer-tag die fest einer Geaerotl»» soft »erschollen« drelaetige romantisch« Oper „Indra", Text von G. zu Patlitz, Musik von F. v Flotow, angrsetzt. Da« scheiubar gewagte Experiment, diese Schöpfung de« Componistea der „Marlha" in da« OpernrrpeNoire auszuurhmen, ist nun Herr» Direktor Rudolph, dem umsichtigen und rührige, Leiter unsere« Stadl-Theater«, vollständig geglückt. Da« lieben«, würdige Werk fand in Folge der vorlreffltchca Darstellung, die e« erfuhr, die wärmste Ausnahme vo» Sette» de« Publicum«, da« sich iehr zahlreich eivgesunden hatte i» Erwartung de« desouserrn Ge- ansse«, den ihm die Bremi-re — eine solche war „Iadra" sür unsere Ltadl — b reiten sollte. Die Titelrolle b-sand sich m deo Häuveu d>« Frl. ProSly, uaierer jugendlichen Primadonna, bereu ideal- schöne Eilaemuug im Berel» mit ihrer «eichen uud ang-nehmeu Sl mme auch diesmal wreder den Sieg davouirug. Nächst ihr bot oie h-rvorrageusfte Leistung de« Abend« Herr Deinoth, der dev Linz Limorn« in Haüuag, Spiel aod Gesang gerad-zu volleubet wievergad. Wer ihn sah uud dörte, begriff völlig die diagebungevolle Begeiiieruag. tu welcher Iudro für ihn erglüht. Eia glänzende« Zeugniß sr-ner Begabung al- dramatischer Sänger bat übrigen« der unch in Leipzig nicht unbekannte Künstler kürzlich durch seine Herr- lick!« Darstellung der Tilelrolle de« „Fliegenden Holländer" von R. Wagner abgelegt. Besonder» anspreckieud wurde ferner die Rolle der ..Zigarena" durch Frl. Buttschard, unsere reizende Loubrelie. gespielt and gesungen und erntete dieselbe vor Allem im Rauchterzelt im UI. Acie Sen iebi,öftesten Beilall. Da nun auch di« übrigen Darsteller ihr Bestes boten, die Lhöre rein und sicher sangen, da« Stadt-Orchester mit sichtlichem Elser zum Gelingen der Aussührnng beizukragen be strebt war, alle- Einzelne aber unter der sicvereu Leitung de« Herru Lapellmeifter« Weiatraub za einem gelaageae» Ganzen sich zu- lammenschloß. so kargte da« Publicum mii seinem Bestall durch«,» nicht, app audirte vielmehr wiedrrdolt selbst bei offener Scene. Mun drrs darum wohl onnedmen, daß fich die zu neuem Lebe» erweckte .Indra", zumal Liese Oper doch auch noch manche Vorzüge besitzt, welche „Marlha" nicht ousweist, aus unserer mehr und mrhr aus- strebenden Bühne lauge erhalten wird. * In Nienburg an der Saale deraustaltete der dortige Kirchev- gesangverein vor Kurzem ein Loncert. In demselben wirkte aach unser einieimstcher Tenorist Herr Gustav Traotermuu» mit. lieber die Leistung diese« au-gezeichnetcn Sänger« berichtet die Nie», »arger Zeüung o. A.: Mit der Fülle de« Tone- verbindet sich bci idi» ein le-tie« Lersländniß. absolute Beh^rrichuiig der Stimme vom semsten piano bi« zum stärksten torle, deutliche Aa- prach« d,« Texte«, e-iic die Zuhörer sortreißende Wärme und Kraft te« Au-vruck«. Dabei hat der ganz- Borlrag einen durchaus edlen und vornehmen C arnkter. E« war e,u Hochgenuß, diesem Sänger znzuhören G raoezu hinreißend sang er da« Recitaiiv und die Arie au- dem „Elia»" von Mendel-lohn, ebenso da« Wanderlied von Schumann und rm Lied von Pani Umlauft. Am Schluß iah sich Herr Lraurer-- i»ana durch drn großen Bestall gruöihigl, noch ein Lied zuzugrben. * Leipzig, IS. Februar. Au« dem Bureau de« Stadt- tbeater«: Am beutigen Abend wird im Neue» Theater die Openinoviläl „Gwcndoline" zum erst n Male wiederholt. Der Oper folgt die Aufführung de« Ballet« „Meißner Porzellan". — Im Allen Hause gebt da« neueiastuoirle Benedix'sche Lustspiel „D>e zärtlichen Verwandten"und diesem voran der neue Einakter „Am Fenster" von Felix Pbilippi in Scene. — Im Carola-Theater wird die Opcrctle „Ga-parone" gegeben. * Leipzig, 16. Februar. Da« Conrrrt de«Universität«. Sänger verein« der Pauliner. welche« morgen Montag, den 17. Februar, Abend« 7 Uhr >m Saale de« Neuen Gewandhauses stattsindet, bringt ia seinem ersten Theile eine musikalische Gebächtnißfcirr sür Len Heimgegangenen Director de« Verein». Pros. Ür. Hermann Langer. Dieser Theil enthält drei Satze au« dem Requiem von L. Cberubini, sodann zwei der schönsten Männerchorliever von Langer und die Orchestersugc „ln momoriam" von Carl Reinecke. Da« Hauptwerk de« zweiten Theil» ist die Crmlate .Ninalbo" von Joh. Brabm«. Nach dcr ersten Ausführung durch die Pauliner (1874) bezeichneten wir diese« Werk al« „ein srstche« Gemälde, welche« da« geniale Schaffe» de« Meister in jedem Tacle offenbart." Äi« Solisten sind sür diese« iiilereisante Concert gewonnen unsere einheimische bochgeschätzle Frau Mctzier-Löwy, welche eine Arle au« „Samson und Delila" vo» Sainl-Saön« unv die Alt-Soli in Schubcrl'« Sländchen („Zögernd leise") zum Borlrag bringen wird, und der in Leipzig ai« vorzüglicher Tenorist bereit« wohlbekannte Herr Hojopernsängrr Giesc, wcichemdie schwierigen Solo partien in dem BrahmS'schc» Werke anvertraut ist. * Greiz. Der hiesige Mi'stkvereia ist bemüht, unter Aufbringung aicht geringer G Idopfer Künftlergrößrn zu gewinnen, so daß auch mnider Bemnlelte» Gelegenheit geboten ist, durch ein geringe« Eai- geli an den Kunstgenüssen theilznuehmeu. Mit großer Spannung iah man daher dem «estrigen II Loncert de« Musikverein« eut- geqeu, war e« doch dem Vorstand gelungen, den große, Meister Han« v. Bülow sür diele« Loncert zu enqagiren. Mit einem Bei'allSsturm bei seinem Erscheinen üderichüitet, spielte der geniale Meister Fantasie, Fuge O-ckor von Mozart, Italienisch S Loaceit von Bach. Sonate äi-aur op. ttv von B-eihoven. Schumann'« Fasching«- mwonk au« Wien. Faitasiebllder op. 26, Lqvpio: «c. Tiloeturve op. 3? kio. 2. d. Erste Ballade 0-w->U op. 26, e. Leroeu»« op ü? ü. Valss brillante op. 42, Liszt'« Loncertstück an« „Rcvrdaiua' und Uogarilcde Rhapivdi« Re. 8. so daß dem großen Künstler für sein vollendete«, bezaubernde« Spiel ei» außerordentlich lebhafter Beifall zu Theil Waide. Herr Haa« v. Bülow w»d Sonnabend >m großb-rznglichen Hokthraler z, Weimar zum VoNhrü der -roß- herzoglichen Hoscaprlle al- Solist milwirken. * Wie au« Prag gemeldet wird, hat dir Todtenseler für Nich. Wagner, dort durch eia hoch interlffauie« Loncert im deutschen Theater begangen, die ttejste Wirkung ans da« überfüllte Hau« geübt. Nuqeiv Reumann und Director vr. Muck wurden enthusiastisch g-ius-n. Das Programm war de« WagnerthcaterS würdig. „Feen" dir Lchlachlscene (von ber Berwaadlnng-musik an) au« „Paisiial" und Beeidovcii's nrunte Lympbonie. Die Mitglieder der Nkumann'Icheii Bühae, die soeben in 19 Tagen den ganzen Wsgnercyklu« voll- eubcten, haben nach Bayrcuih yerrlich« Kranze geschickt. Orlskraiikencaffe. Schon srilher brachten wir nachstehenden Aufruf. Graben-Hossmaaa. der welkbekannle Componist de» Liete« .566 066 Teusei", feiert am 7. März l890 seinen 7Ü. Geburts tag und bald daraus auch da« bojährigr Jubiläum al« Ton- tünstier und Gcsanglchrer. Derselbe h«l Millionen von Herzen erfreut, n chl »ur durch La« genannte Cbampagaerlied, da« mii seinem i» v ele Cillkiirsprachen übersetzten T-ste eine Ver breitung über die ganze Eide erlanstt hat, sondern auch durch viele seiner launige > und herzinnigen Lieder und Gesänge; wir erinnern dier besonder« an sein bumonsftsche« Genrebild . Ein grvß-r Dame-kafsee" und a» 'eiue reizenden Kinder- lirver, deren letzte Folge unter dem Titel .^Früsling-stimmen" bereit« auch in London m>t englischem Text erschienen ist. Sollte nicht ein Tbcil jener Millionen erfreuter Herzen bereit sein, dem jetzt seit Monden an einem chronischen Herz» und Kopsleiden schwer erkrankten, auf lange und vielleicht sür immer zur Erwerb-unsädigkeit dadurch verurtheilten greisen Com- ponisten einen Ehrensold zu sammeln, ver ihm an semem 70 Geburt-lag zu überreichen wäre und ihm sür den Rest seiiir» Leben« wohlverdiente und jetzt so nötbiae Ruhe und Pflege sicher» könnte? Die Redaktion unsere» Blatte« nimmt auch die kleinste Svende sür diesen Zweck zur Weiterbeförderung a» ihre Bestimmung gern entgegen D. von Gerhardl-Amyntor. Major z. D. vr. H Paffaurr, Obrr-Etab«ar,t l Claffe a D " Au« Borstand-kreisen der Ortskrankevcass« wird un« geschrieb-n: In Nummer 4L de« „Leipziger Tageblatte«" befindet fich eine von „ärzt icher Sefte" stammende Notiz, deren Einsender e« schwer za empfinden scheint, daß die Behauptung, die ärztliche Eoisultarioa werde von der Verwaltung der diesiaen Ortskroakeocaffe mit 35 hnnvrir«, al« grob« Unwahrheit bezrichue» wordea ift, und der t« übernimmt Ziffern über die Bezahlung der Aerzte an» dem Jahre 1889 mltzutheiiea und dabei nach Quartalen zu oaterscheiden. Senn ber Herr Eiaiender wirk.ich eia Laffeaarzi ist, so «u er zunächst ganz genau wissen, daß die Bezahlung zwnckien deu Herrru Aerzten und ber Snsjenverwallumz. abgeledeu von grwiffen, noch ex«ro ru donorireuben Le'stuvge,. auf da« ganze Kalenderjahr mit 3 60 pro Mitglied vereinbart ist, daß e« daher nicht gerade aiqem-sse« erlcheiut, die Houorirang nach Ouartalea zu trenueu, v„, vmeu da« eiue den Herreu Aerziea uagüustiger sei» muß al- da« andere. Berücksichtigt man diesen bei einer offene» »ud ehrliche» Nech. u»ag se-r in» Gewicht sollenden Umstand, so kann man nur an da« Jahr t888 Bezug uebmen, deffeu Ziffern «nvgiltig sestgeftelli sins und ergeben, daß die Herren Aerzt- aus 6l,b Procent der von ihnen s. Z. grwünschicn Einher,« ätze von t pro Besuch im Hanse und 75 -4 pro Sprechftundendesuch g-kommea sind, d. h. thatsächlich 61.5 ^ pro Hauebesuch, 45—46 pro Sprechst»adr»brs»ch rrhaltrv haben. Wen» «au berücksichtigt, daß seit dem Bestehe» der öffniilichea Krankenversicherung ,ede ärztliche Bemühung houvrtrt wird und die Lass« eive pünclliche und sichere Zahlerm ist, so wird ma» im Hmblick avs die Sätze in anderen Städte« di« Bezahl»»- als eine angemejseu« ausrhrn muffen. Dl« 3 vorlieg«»dr, Quartale dt« Jahre« 1889 zusammeageuommeu ergeben im Durchschnitt immer ichon 57.5 Prvcent. Die Lasse zahlt «, die Gesa«mch»«t der Aerzte eine, wie oben bereit« erwähnt, feststehend» Summ«, di« sich im Jahre 1889 aus M Mvllllv I» hekättft, «ftw «weit ,»stt,ht» Be^Rmi^ Tie verihriluug dieser Summe «hme» lediglich hl« Herren Aerzle elbst vor. Polytechnische Gesellschaft. EI Leipzig, 15. Februar. Der gestrige B»rtrag«ad»»d d» Katsrrsaalr der „Leutraldalle", der aach »«» Dame» zahlreich besuihl war, brachte eiue» fesselnde» Borlrag de« Herrn Schriftsteller ». Laage-Pose», welcher „R«tseerl,urr»agea au» Russlsch. solea" u»d zwar au- den Jahre» 1888 »ad 1589 gab. Er em- rollte dabei et» farbenreiche« Bild vo« dem Leb«» und Treiben a, der polnische» Grenz« wie ln deu Hauptstädte», u»d kam beloader« rmgrhend ans dir Russisicirnug Polen«, wrlche i» der Nenzelt wli o großer Eaergi, betltede» wird, zu spreche«. Der Deuische ist tv der Geographie fedr bewandert, uud ift aus überseeischem Gebiete ebenso za Hause wie im Baterlande. Trotzdem trifft man in Deutschland viele schiefe Urtheil« und trrizr A,sichten, «weil R 'fisch-Polea i» Frage komm.'. Man hält e« sür «ia uu- civlltsirte«, unwirlhlichet, kalte« La«d. Tem ist ab:r aicht so, uud die Industrie dal gerade ia Nusstsch-Pole» ia den letzten Jahrzehnte, einen bedeutende» Ausschwuag geaommc», uud uameutlich da« pol- ailch« Mauchester, die Stadt Lodz, ist außerordentlich vorwärl« ge- schritte». Biele Städte, die heute eine» Namen haben, waren vor 20 bi« 30 Jahren kaum vorhanden, oder besäße» eia Dutzend eleove Hütte». Freilich si»d diesem offenbaren Auffchwung die Grenz- verdälivlff« i» der »euere» Zeit nicht förderlich. Die Han- delSbeztehaogea zwischen Preuße» u»d Rußland stagaire». ja ie sind theilweise im Rückgang begriffe». Pole» ist durch die Ltnsührung dent'cher Industrie, die von der Regierung begünstig, wurde, groß geworden. Jetzt sind die Zollschranke» Io strenger Art. daß diese Einiühnmg wesnitiich »ochgelaffen hat. llebrrhanpt find dir Verhältnisse zwischea Preuße» und Rußland scharf zugespiy!. E« ist betau»!, daß gegenseitige Auswrisungen ftattstudea, aad dcr Grenzvrrkehr mit außerordenlllcheo Schwierigkeile» verknüpft ist Da« Paßwesea zeichnet sich durch größtmögliche Umsiäubuchkcil au«, und ist mit vielen Mißhelligkeitea verbände». Der Greazcorbvn ist sehr eng gezogen worden, uud die Posteukette wird immer näher usammengezoge». Dazu kommt, daß zu den Srenzsoldate» meist tumpsflimtge Gesellen au« dem Innern de« Reiche« geuommeo werden, welche der polnischen Sprache nicht mächtig sind, und sich auch russisch nur schwer verständlich machen kövue». Ihre kärgliche LSänong, die ie am 1. und 1b. jede» Movot« erholten, ift am Lage danach ver- lrnuke», uud danu suchen sie sich deu Uatrrhall durch Stehlen ans vreußischem Gebiet zu verschaffen. Die Landstraßen sind au der Grenze durch eiue Kette abgeiperrt, hiuler weicher da« Zollhaus steht. Du« Erste, wo« der Reisende thnt, ist nun, daß er sich bci dem Greuzsoidaten Lurch ein Trinkgeld, Schnap» oder Ltgarre msiauirt, um keinen Widerwärtigkeiten au-ges-tzt zu sein. Dann wird ein Paß gelöst di« zum nächste» Nachiquarl-er, wo etu neuer an Stelle de« alten treten muß. Der Schmuggel au der Grenze, vou dem so viel gesäbelt wird, ist fast ganz inruckgegangea. Er wird nur noch von armen Juden, teil,„losen Beamte» uud Bauer», die von Hau« uud Hos vertriebe» worden siud, in« Wert gesetzt, »ud beschränkt sich zumeist aus Lpirltu« und eiutge Goldwaare». Der Spirit»« wird in Schläuchen oder Schwein-lftaiea emgeiwmuggelt. die >m Aogcudlicke, wo eiu Grcnz'oldat die Schmuggler überrascht, mit einem Dolch- messer zerschnitte» werden. Zu „»deren Zwecken dien» die Waffe, weiche der Schmuggler führt, nicht, und da« Ledea deffelbe» ist nicht io romantisch, wie e« geschildert wird. Am Beste» gedeiht der Schmuggel noch tm Winter, wo die Grenzsoldaten wegen der grimmigen Säfte sich au Holzseiler» lagen, und »icht so genau auspaiseu können. Während in früherer Zelt die polnische Sprache dir officielle Sprache war, ist jetzt russisch die Dienftiproche. Auf de» E-scn- dahnea wird zuerst russisch abqrrufea, obwohl die Schassuer se bst kaum der russischen Sprache mächtig siud. Mit einem Polen daN der polnii'che Eijendadnbeamle sich nicht io der Muttenprache unter- Hallen, wa« zu große» Berkehr-störnugeu Veranlassung giebt. Der ruaftdarste Landstrich ift Kujawica. am lurken User der We chsel, wo sich viele stattl che Edelhöse befinde» vud uain-ntlich die Zucker- induime blüht. Es giebt dort Nichtige, polnisch» Landwinde, welche da» Märchen vo» den Berplassungcu der polnischen Edelleute wider legen. Eine gastfreie Lasel, aus der die Nalioualgerüchi« prangen, fiadet mau allerdings ia jedem Ed-lhos. Auch fi-del mau ein rege«, gesellige« Lebe» auf diesen Landedelsitzc». Die Hauptstadt Polen«. Warschau, ist eine schöne, jedenswerlde Stadt, wenn auch die rassische Regierung di« metilea Monomeule, welch« au di- poiuijche Geschichte und Literatur erinnern, cntsernt hal. Die lln versiiät ist ebenfalls seit den sechziger Jahre» volltländig ruMei«. Russisch ist die Lehr- sorach« geworden, uud auch im Beik-hr-ieben m, ß sie an erster Stelle berücksichtigt werde». Die Firme» müssen russisch und polnisch abgcsaßl sein, und man ging seiner Zeit soweit, daß mau auü> die Journale russisch und polnisch abgesoßi wissen wollte. Ein öffentliche«, poiittsches Ledea ex stirt in Waruvau natürlich nicht. Die Ccnsur unterdrück! alle«. Die Zeitungen werden überwacht uud ihre Redacieure müssen vr-n der Regierung bestätigt werden. Die siemdcn Blätter unter liege» ebenfalls ber Eeusur, ehe sie a» die Redacieure gelangen, und wa- rin Redactrur nicht lese» soll, wird schwarz üderpinsel:. Telegramme werdru vom Eensor, oft schon von, L-legraphiftcu untcrdrückt, oder corrlgiri. Auch die Theater stehen unter Lonirole. Da» große Theater erhält vom Zar eine Subvention vou 2000 Rubeln und e« finde» deshalb an drei Tagen tu ber Woche ru siiche Borstellnngen statt, die zumeist uur von Beamten uud Soldaten besucht werden. Die Siadt Lodz, welche aa zweiter Stelle in Betracht komm!, concurrirt mit Moskau al- Absatzgebiet, und wird daher von Len Russen scheel auqeseheii. Se enthalt große Paläste und Fabriken neben kleinen Holzhülteu, die an die fiühere Zeit gemahnen. Seine Blüthe verdankt Lodz der deutichen Einwaud.rung und noch heute sind die groß a Fabrikanten, Werkmeister und Techniker Demiche. Man Hot Pole« al« da» Land de« Zukunft-kriege« bezeichnet and e« ist nicht unmöglich, daß h>er, wo jo viel« Luliurftaalen an einander gr-nzea, noch einmal, wie ia vergangenen Zeiten, die KrtegS- sackel emporlohku wird. Reicher Beifall wurde dem Redner sür seine AuSsührungen gezollt, und ivrach ihm Herr Pateulanwalt Sack noch den besonderen Dank der Gesellschaft an«. Nach dem Bortrog wurd.a Er läuterungen der auSgcstellteo Neuheiten und geschäftliche Mi> theiluagen gegeben, Verein für die Geschichte Leipzigs. Der Borirag»obend, welcher letzten Mittwoch die Mitglieder Le« Verein« für die Beschichte Leipzig« uvd deren Gäste >m Saale des Hotel« Stadt Hamburg vcrrinigl hatte, wurde Lurch einen Bortrag de« Herrn Bernhard Richter über einige alte Leipziger .Musiker auSgejüllt, der um so höhere« Interesse bot. ol» ihm last durchweg biSver unbckanuie«, uichivalliche« Material zu Gruude lag. Der Herr Rebner, welcher vergangenen Winter einen Varlrag über da« Tagebuch de« berühmten Rektor« der ThoiiiaSichulr. Jakob Thomasiu«, hielt, schloß damal» mit dem Bericht über eüieu Streit zwischen dem Schuloorsleher Bürge-meister und Kainmcrrali, Loleuz vou Adl-rthelm »ad dem Lantor Iohan» Schelle, betreffend die Musikauffühlungtii i» dcr Thvmalnrche und Nicolaikirche. Lantor Schelle halte 1683 begonnen, Kirchenmusiken seiner Loni Position bei deu festtägliche, Goile-diensten auszusübrsn, al« ihm der Bürgermeister kurz vor den Weihnacht-feiertagen gebot, er solle, wie vor diesem, wieder italienische Lompositiouen hören lasse», da vielen Leuten die „evangelische Musik" nicht gefiel. Rath, Rector uvd Superintendent nahmen jedoch mit Erfolg für den Caiilor Schelle Partei. Bemerken-werth war die Gegenüberstellung dcr italienischen und deutschen Musik, sür welche erster« Bürgermeister Lo evz von Adlersrelm wahrscheinlich in Dresden, wo er oft weifte, Vor liebe gewonnen hotte. Die italienischen und deul'chen Musiker logen sich damals beständig in deu Haaren, welcd« Pnrt-ist llung jedoch in Leipzig aicht schroff bervorgetreteo ist. Jakob Thomastus nannte die italienische Musik „ruusico »doqa« ckevoliooo", ohne jede bölero Weihe. — Die Frage, wie die italienische Musik nach Leipzig kam nud wer sie einfübrte, war Leranlossung daß der Herr Re ner über da» musikalisch« Leipzig jener Zeit Forstungen anilellir, und aus diesem bisher nur we»>g beachteiea Gebiete rewl lüeithvolle Er- -olge erzielte. Wahrend sür die Zeit vom Beginn ber Tiätigkeit J.-Hou» Sebastian Bach'« durch Spill»'« Bioaravhie desielden, sowie urw vr. Dürstest« Geickicki:» der Gcwaadhausconcerte Musteeg-ll ge« sur die Geschichte der Musik zu Le pzig im l8. und lS Iah-hnn-ert geleistet worden, schlte e« an größeren zusammenbänaenten A-veilen über die Musik und die musitaftiche» Verhältnisse Leipzig« >n irührrer Zeit. Verhältnismäßig noch am reichsten Vorhavden stad die Nachrichftn über di« Lauloreu der ThomaSichale, alt Bretrrter de« musikaliiLen Leben« in Leipzig. Der Rector Eraesti gab 1707 i» setner „Orutio ö« Annicos liipoieuoio per »scvlum «lseiwuw -cvtiwnw Virvctoridu,' au«führliche biograpdiitbe Miiiheiluagen über dt« L-ntoren S. L°!- vlsiu«. I. G. Sch--», Tob. Michael. Seb. Kvüpser und I. SLell-. Die lpätereu Rectoren Rost und Slallbaum habe» verichiebene Pro gramme über Musiker der Tdo«a«schule g-schriebev, so Rost über H Reha», den spätere, Wittenberger Buchdrucker, nud über I. Lo - vtsiu«; Stallboum bei Gelegenheit der Eiuweilung Moritz Haupt-
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