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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189005181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900518
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900518
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-05
- Tag1890-05-18
- Monat1890-05
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.05.1890
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et»t täglich «V. Uhr. Ue»«rti,, mt LrPktttt»a IohauueSgaff, 8. HPNchß»«trii öer Ckäsrlisn. »«««Wag« 10-1» Uhr. «achmtt»^« »-« Uhr. Umnrh«« tz«, f»r tzh» »»»«er »estt«»te« 8>jer«t» >* «pchentsgen hl» s Uhr R«ch»ttt«,s. <u»L»««» u»h srhtt«,ea fitztz »t»'/,* Uhr. 2a >»» /ili«tea fir 2ns.-Aaaahmr: Ott« Rlrau»'« S-rtl«. («Isrr» Hatz»), "»KL'' Ir. 23 Part, und iköuig «Platz7, »», bü '/.» Uhr. LWMr.TWblM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- ,»,d Geslhäftsverkchr. vierteljährlich 4>/, Mk. tncl. Bringerlobn 5 Mk., durch die Post bezöge» 6 Mk, Jede einzelne Hummer 20 Pf. Belegeremplar 10 Pf. Gebühre» «ür Extrabeilage» «in Tag.'blati-szvriiiat gesalzt obne P» liu'i.nderung «l«> Mk. mtt Pulche>Utderuag 70 Ml. Inlrralr 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Olrößere Schriften laut ans. Pretsverzrichnitz. Tabellarischer u. Zisserusatz nach hoher« Tarif. Nellamen unter dem l Zeile bO Pf., die kgripallene Inserat« sind siel» an senden. — Rabatt wird nicht gegeben.! Zahlnag prnennwanrnüa oder durch Poft- nachnahme. i RedactionSstrtch die saespalt. f., vor denFam»lIennacdricht« » te K-rivallene Zeile <0 A. die Grpcdtttau zu 138. Tonntag den 18. Mai 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Oeffentliche Sitzung -er Stadtverordneten «tttMvch, tz.« »L. Mat LM0, Avsud» «»/, Uhr, i« Saale der vornealizan HandelSdörse am Ukaschmarkte. Laßrsordnnng: I. Bericht d«» Finaarau-schufseS über Anschaffung eine« feuersicher«, Geldschranke« für dir Etadtcaffe. II. Bericht über die Rathsvorlage, betr. Einlegung von GaSrohrrn und Ausstellung von GaScandelabrrn auf dem Wege entlang der Baracken zwischen der Lutritzschrr Straße und dem Exercirplatze. m. Bericht dt» Gas- und Oekonvmieau»fchufft» über: a. Einlegung von Gasrohren in der LöSniaer, Mvltke», Sidonien- und Tauchacr Straße, d. Verbesserung der Ga«bele«chtung»anlagen in der Mahlmann- und Brand vorwerkstraße, e. Einleaung von Ga-rohren in die neu- ungelegte, durch da» Grundstück de» Herrn Grob io '' "chrmde Straße. rkonomie-, Finanz- und verfaffung»- ltt dem Kirchenvor- Thomaskirche und der letzteren als Sigcnthümerin im Grund- Lerpz IV. Be«l zig^Lltritzsch Wh lcht de» Bau-, Orl chuffe» über: Ar ausschuffe» über: Arralao»tausch m ^u,d« zu Vt. ThomL wegen der trugung , »« d «vd Hypolhekeobuche. V. Bericht de« Ban-, Oekonomie» und FinanzanSschnfleS uffe« über: ». Verlauf einer Arealfläche von der den Zu- sa»«e»leMt»g«ir>lerefsenten zu Lrivzig-Gohli« gehöngen We-puvmll« Nr. »20 für Gohlis. v. den Uuterlaffung von Irealverstcigrrnugen Intrag w in nii" VI. Bericht de« Vau- und Finanzausschüsse« über: u. An«, kühnmg du» Proirctr« der Wasserversorgungsaustall t» erweiterten Stadtgebiete, k. Ordnung für die de» Wasserwerke« de, Stadt Leipzig. Lekanntmachung. Di« Stücke 14 and 15 de« diesjährige» Metchsgesetz- blatte» stud bei m>» eiugegangrn und werde» bi» zum ». I»nj b». I». xuf de« RathhauSsaal« zur Einsicht- nah», öffentlich auShängen. Dieselbe» euthalten: Nr. 1>97 Gesetz, betr. di« Aushebung de» Gesetz«» über dir verhmderuug der unbefugten LnSühnng von Kirchen- Lmteru vom «. Mai 1874 (ReichS-esetzbl. von 1874 S. 43, 44). Vom «. Mai 1890. Nr. 1898 Verordnung behus» Uebertragung der Befugnisse de» ehemullgen Landrshaoptmann» auf den Kaiser liche» Eommissar für da» Schutzgebiet der Ncu- Guiuea^Lompagnir. Vom 6. Mai 1890. Nr. 189» Bekanntmachung, betr. den Antheil der Reichsbank an dem Gesammtbetrage de« steuerfreien ungedeckten Notenumlauf«. Vom 9. Mai 1890. Leipzig, de» 14. Mai 1800. Der Rath der Stadt Leipzig vr. Ärorgi. Bekanntmachung. Krumbiegel. Maatag, de« IK. d. M., wird mit dem Abbruch der unter dem Durchgänge durch da« sog. Reickel'sche Vorder- gcbälld« nach der Dorotheenstraße zu befindlichen Gewölbe begonnen und deshalb von gedachtem Tage ab die Dorotheenstratze aus die Daoer der Arbeiten für de« gesammte« Aahrverkehr gesperrt. Leipzig, dea 17. Mai 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Herwig. Die Srd» und Maeererarbettea uud di« Zimmer» "beite« zum Bau einer «eaea Volksschule für "ripztg-Reudaitz solle» je an einen Unternehmer in Scrord verduagen werden. Die Bediuamraen und BlanquetS für diese Arbeit« lieg« ""'»er Hochbauverwaltung. Rathhau« 2. Obergeschoß. Zunmer Nr. 5, au» und können daselbst eingesehen beziehent lich gegm Entrichtung der Gebühren von je 2,00 ent nommen werden. Angebote sind versiegelt uud mit der Aufschrift: „Srd- mittag« 5 Uhr, eiuzureich«. Wir behalt« un« da- Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehn«. Leipzig, de» 13. Mai 1890. Id. IN? Der Rath der Etadt Leipzig. ÜÜ1- vr. Georgi. Ruliog. Lekanntmachung. Die öffentlich ausgeschriebenen Dkaurer-, Steinmetz-, Schlosser» uud Anstreicherarbeitrn zur Dorotheeabrücke sind vergeben. Di« unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden daher ihrer Angebote hiermit entbunden. Leipzig, am 12. Mai 1890. s. L089 Der Rath der Stadt Leipzig. * b7ö vr. G eorgi. «üling. In dem Zeitraum« vom 18. Mat bi« zum 19. Oetober wird die Sammlung der Königl. stcolosiischen VandeSuutersllchung (^hakstrahr 3ü, L. Etage) an jedem Eou»ta»e von V,11 bi« '/,1 Uhr dem Publicum geöffnet fein. In einem neb« dem SannnlungSsaal« gelegenen Studierzimmer sind sämmtliche bisher erschienen« Blätter der geologischen Special, karte von Sachs« nebst den zugehörig« Erläuterungen, sowie sonstige auf den geologisch« Vau de» -önigrei»« Sachs« bezügliche Werke behus« ihrer Benuhung von Seit« de« Publicum« au-gclegi. Leipzig, den 12. Mai 1890. K« Direktor der «Sntgl. geologische« kaudcsunterfnchun, vr. tzerm. Ereduer. Bekanntmachung. Unser« Geschäftsstelle sür Baupolizei-Sache« befindet sich vom Itt. d. Mt», ad im Grundstücke Markt dkr. l», L. tWt., wa« hiermit zur öffentlichen Kenntlich gebracht wird. Leipzig, den 14. Mai 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Der Zerr Lekanntmachung. Der Ratk der Stadt Leipzig, vr. Georgi. Dietrich. ttbelm Heinrich Iaueraick in Leipzig bat sein Gewerbe als Lrichinenschauer für den Stadt bezirk Leipzig abgcmeldct und ist i» Folge dessen in der Liste der verpflichteten Trichincnschauer gelöscht worden. Leipzig, den 10. Mai 1890. Vvl. l303. Lkkanntmnchllllg. Die Granitarbeiten und die Sandskeinarbctten rum Bau einer neuen Volksschule sür Leipzig- Reudnitz sollen zusammen oder getrennt w Accord ver dungen werden. Die Bedinguaa« und Blaaquet« sür diese Arbeiten liegen in unserer Hochbanverwaltung, RathbauS, 2. Obergeschoß, Himmer stkr. S, au» und können daselbsi eingesehen, beziehent lich gegen Entrichtung der Gebühren von je 0,50 ent nommen werden. Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Granit» bez. Sandsieinarbeiten zum Bau der neue« VolkS- sepple in Leipzig-Reudnitz" versehen ebendaselbst und und zwar bis zum 3l. Mai 1890 Nachmittags 5 Uhr ein en. Wir behalte« un« da» Recht vor, sämmtliche Angebot« abzulehneu. " ' ig, den 13. Mai 1890. Der Rath der Stadt Letzet 531 vr. Georgi. Die Lekanntmachung. ^ der Usermauern, der Brückenwiderlagrr und de» Vöehre« an der Nonnenmühle soll, vorbehältlich der Zustimmung der Herren Stadtverordneten zur Ausführung dieser Dauwerle, an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RatbbauS 2. Stock werk, Zimmer Nr. 14 au« und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren ini Betrage von 1 .< welche eventuell in Briefmarke» eiiizusciltcn sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Usermaner , Brücken- und Wehrbau an der Rvnnenmnblc" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 31. Mai 1890 Nach mittag« 5 Uhr einrureichc». Der Rath behält sich daS Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 10. Mai 1890. Ib 2493. DeS RathS der Stadt Leipzig Strastrnbau Deputation. Lekanntmachung. Die Anlieferung und Aufftellung de« Gelander- für die an der Nonueumühle neu zu errichtenden Usermauern soll vorbrhältlich der Zustimmung der Herren Stadtverordneten »ur Ausführung dieses Bauwerkes au eiaen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und die Zrichauug für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau» 2. Stock- werk, Zimmer Nr. 14 aus und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 ^s, welche eventuell in Briefmarken einzusenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt uud mit der Aufschrift: „Gelander sür dir Usermauern an der Ronnenmühle" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 31. Mai 1890 Nach mittag« 5 Uhr einrureickcn. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote abzulcbnen. Leipzig, den 10. Mai 1890. DeS RathS der Stadt Leipzig Ib 2493. Strassenbau Deputation. Lekanntmachung. Die Herstellung, Anlieferung und Ausstellung de- eisernen Oberbaues für das an Stelle der an der Nonnenmühle zu beseitigend« Wehre neu zu errichtende Stauwerk soll vor behaltlich der Zustimmung der Herren Stadtverordneten zur Ausführung dieses Bauwerkes an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und die Zeichnung für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhaus 2. Stock werk, Zimmer Nr. 14 aus und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 1.50 -E, welche eventuell in Briefmarken einzusenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Oberbau sür daS Wehr a» der Nonnenmüple" versehen ebendaselbst und »war bis zum 3l. Mai 1890 Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 10. Mai 1890. DeS RathS der Stadt Leipzig Ib 2493 Ttrassenbau-Deputation. Wolinullas-Ilermictlmna. meinde Nr vierteljährliche Kündigung anderweit zu vermiethe Miethacsucbe werden auf dem Nathhausc, I. mcsucbl Zimmer Nr. 8, entgegengenommen. en. Stockwerk, Leipzig, dea 9. Mai 1890. Der Ratb der Stadt Leipzig I»2S44. vr. Georgi. Kruu Äusschreiben, die Brrgebvug der S»rubrur-um««» und rü«»er»»fuhr in der Stadt Chemnitz betreffend Aus Grund drS die Düngerabsuhr in Lhemnitz ordnend« Re- gulattv« ist vorbehaltlich der Zustimmung der Stadtverordneten tn Aussicht genommen, da-Z gesammlc Geschäft der fernerhin nur pneu matisch unter Anwendung von Dainpfkraft vorzunehmenden Räumung der Gruben und der Abfuhr de» Düngers in hiesiger Stadt tn Ge mäßheit der hierüber von unS ausgestellten Bedingungen an eine» Unternehmer zu vergeben. ^ . Wir fordern hierdurch zur Bewerbung um Uebertragung diese« Geschäft» mit dem Hinzufügen aus, daß die betreffenden Gesuche versiegelt unter Angabe des Sachbetreffs auf der Adresse bis längsten» den »1. Juli 18»«> bet dem Unterzeichneten Rothe hier einjurcichen sind. ^ Die Auswahl unter de» Bewerbern bleibt Vorbehalten. Auch ist jeder Bewerber so lange an sein Anerbieten gebunden, al» er desselben nicht ausdrücklich entlassen ist. ^ Die Bergebungsdedinaunaen, sowie da» obengenannte Regulativ werde» auf Wunsch zugeserngt. Chemnitz, den 14. Mai 1890. Der Rath der Stadt Chemnitz. «ndr», l>r.< «tr. Oberbürgermeister. mbicgel. Der Reichstag und die Militairvorlage. ES war im Ganzen ein recht erfreuliche» Bild, welches der Reichstag am Freitag gewährte, denn alle Redner, auch der Wortführer der freisinnige» Partei, Hänel, vereinigten sich in der Verurthcilung der Angriffe, welche der Abgeordnete Liebknecht gegen die Politik de« Fürsten Bismarck richtete. Der socialdcmokratische Redner erklärte den Krieg überhaupt nur für möglich in Folge der BcrhetzungSpolilik, die wir ge trieben hätten, und behauptete, dass die ungeheure Mehrzahl der Nation beim Rücktritt de« Fürsten Bismarck erleichtert ausgeathmet habe. Mehr Unterdrückung, mehr Corruption könne »icht Vorkommen, als unter dem Regime Bismarck arvßarzogra worden sei, unsere Zustände hätten riu« groß« Aehnlichkeit mit den französischen vor der Revolution. Frank reich neige sich immer mehr zur Demokratie, daher unsere Politik gegen sVrankreich, die Liebedienerei gegen Rußland. Dem gegenüber rühmte der Abgeordnete v. Kardorff vom Fürsten BiSmarck, daß er der Mann sei, dem Deutschland seine Freiheit. Einheit und Macht verdanke, daß gerade seine auswärtige Politik darin bestanden habe, sich niemals i» die inneren Verhältnisse anderer Länder zu mischen. In Rußland trieben die Panslawisten zum Kriege, in Frankreich habe Boulanger, der von einem großen Thcil der socialistischen Partei auf den Schild gehoben wurde, dem Frieden ernste Gefahren gebracht. Fast »och wirkungsvoller war die Abfertigung, welche der Abgeordnete Hänel Liebknecht zu Thcil werden ließ. .Fürst BiSmarck war zwar der schärfste Gegner der Partei, der ich anzugehöre» die Ehre habe", sagte Hänel, »aber Niemand wird vcrmulhcn, daß ich von meiner Opposition daö Mindeste znrücknchmc. wenn ich die gewaltigen Verdienste anerkenne, welche Fürst BiSmarck sich um Deutschland erworben hat, um die Herstellung der Einigkeit und durch die Art und Weise, wie er das neu geschaffene Reich in da« europäische Conccrt eingcsiibrt und zum Hort beS Friedens in Europa gemacht Hai Wenn Herr Liebknecht unserer Politik Liebe dienerei gegen Rußland vorwirfl, so frage ich ihn: was denkt er denn eigentlich über die auswärtige Politik de« von ihm so gelobten, demokratisch regierten Frankreich, welche sich darauf zuspitzt, uns bei Rußland den Rang abzulaufen Auch daran erinnert der Abgeordnete Hänel Liebknecht, daß dir Franzosen, als sie noch Elsaß-Lothringen besaßen, die Rheingrenze und Revanche für Waterloo verlangten. Die Palme der Freitagssitzung gebührt aber dem Reichs kanzler v. Caprivi für die staatSmänniscye Rede, durch welche er die Sachlage nach allen Seilen hin klarlegte. Auch er begann mit einer Anerkennung der Verdienste seine« Vor gänger« und sprach ihm seinen Dank für die Erbschaft aus, die er ihm aus dem Gebiete der auswärtigen Politik hinter- lafsen habe. Den Rath Liebknecht'«, in der auswärtigen Politik abzuwiegeln, könne er nicht befolgen, weil er nicht wisse, wo aufgewiegelt worden wäre. Auf die Militairvor lage übergehend, sagt der Reichskanzler, daß sic nicht gemacht worden sei wegen der Nähe eines Krieges, sondern nur um der Schwere eines Kriege- -vorznbe»gkn. Die Vcr hältnisse lägen heute genau so. wie sie Fürst Bismarck in seiner großen Rede vom Jahre 1887 geschildert habe. Dem Abgeordneten Hänel gab er zu bedenken, daß die von ihm gewünschte Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht aus Erhöhung der Präsenzstärke um 50 Proccnt hinanSliesi. Bon allgemeinem Interesse waren auch die Angaben beS RcichSkanrlerS über die Präsenzstärke de« Heeres seit kn» Jahre 1816. Der damalige Proccntsatz war 1,25 Procent der Bevölkerung und dieser sank bi« zum Jahre 1850 bis auf 0,79 Procent. Da« Jahr mit der niedrigsten Präsenz- tärke war zugleich da« politisch unglücklichste, wie die niiglnck. eligen Taac von Olmüy beweisen. Dann stieg der Prvccut- atz allmätig wieder, bi« er sich im Jahre 1860 auf 1,10 Pro- cent, 1861 auf 1,12 Procent hob. Nach dem Kriege ging der Procentsay wieder zurück, so daß er 1879 und 1880 nur 0,94 Procent betrug. Nach Annahme der jetzigen Vorlage werde der Procentsay von 1 Procent wieder erreicht sein. Gegen Einführung der zweijährigen Dienstzeit ist der Reichskanzler besonder« au« Gründe» der DiScipun und der wachsenden Schwierigkeit der Ausbildung der Soldaten, welche die ver änderte Bewaffnung zur Folge hat. Es sei heute ungleich werer, die DiSciplin aufrecht zu halten als früher, man rfe die Agitation einer Partei im Lande nicht vergessen, welche bis jetzt allerdings noch keinen Einfluß auf die Armee gehabt habe, aber mit welcher für die Zukunft z» rechnen sei in Folge der Zunahme der Zuchtlosigkeit der Jugend. Endlich bave er, wenn die Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht in dir Hand genommen werde, versönliw nichts dagegen euizuwenden, daß sich vielleicht in Ucbcreinstimmnng mit der Legislaturperiode und den Volkszählungen die Ein- sührung einer fünflähriaen Periode an Stelle des SeptennatS empsehlcn könnte. Schließlich sprach der Reichskanzler die Hoffnung au«, daß die Vorlage angenommen werde. Werfen wir noch einen Rückblick ans die zweitägige Be- rathung der Militairvorlage, so komme» wir ;» dem Ergeb- niß, daß der aufrichtige Wille, an die sorgfältige Prüfung der Borlqae hrrauzutreteu, bei allen Parteien mit Ausnahme der Socialdemokratrn vorhanden ist, uud daß gerade diese Partei ihre Unfähigkeit, die auswärtigen Beziehungen richtig zu deurtheilen, in der allerdeschämeudsten Weise dargethan hat. "" Die Socialdcmvkrateu haben weder Berstäudoiß für die mit denen sie in der vcrkekrtesten Weise umspringen „Nieder mit dem Militarismus!" ruft Herr Liebknecht am Ende einer Rede, in welcher er sich darüber beklagt, daß Deutsch land die Russen nicht am Einmarsch in dir Türkei gehindert habe. Nach Ansicht der Socialdemokraten sind die Franzosen die friedliebendsten und harmlosesten Leute, mau solle ihnen »ur Elsaß-Lothringen zurückgeben und mit der Politik der Vcrbetzung einbaltc», dann werde daS Erwacken des demo kratischen Geiste- schon die schönsten Früchte sür den Völker- frieden zeitigen. Mit solchen Phrasen komme» wir nicht weiter, und Dir, welche sie im Munde führe»,, zeigen nur, daß sie Menschen und Dinge nicht zu deurtheilen verstehen. Vorläufig bestehen ganz bestimmte Anschauungen, nationale uud Raffen-Eigen- thilmlichkeilen, Parteien und persönliche Bestrebungen, mit welchen wir rechnen müssen, und dazu bedürfen wir vor Allem einer schlagfertigen, unseren Gegnern in jeder Beziehung ebenbürtigen Armee. Haben unsere Feinde die Ueberzeugung gewonnen, daß sic uns militairisch über legen sind, dann fchlagen sie los, daS hat Fürst Bismarck schon im Jahre 1887 rund heraus erklärt, und sein Nach folger ist der Ansicht, daß er damit vollständig recht hatte. Die Verhältnisse haben sich aber in dieser Beziehung nicht im Mindesten geändert, und deshalb dürfen wir die Be willigung der Summe »icht verweigern, welche die Ver mehrung der Artillerie kostet. Die Sache ist viel zu ernst, alö daß sie im Partei-Interesse verwertbet werde» könntr, zuerst kommt die Sorge sür die Erhaltung der Unabhängig keit und der staatlichen Existenz, das scheu sowohl dir Herren vom Eentrum ein als die Freisinnigen, und deshalb sehen wir der Annahme der Militairvorlage zuversichtlich ent^egeu. Leipzig, 18. Maü * Kaiser Wilhelm soll beabsichtigen, au der Frier der tbüllung de« Denkmal« für König Ludwig I in der athalla bei RcgeuSburg am 25. Augnst Theil zu Entb Wat nehmen. * Zu dem bekannten BestechnngSproreß Warne- bold und Genossen schreibt die „Kölnische Zeitung": Der Bestechungrproceß Warnebold und Scnoslrn ffi nach vierzchntltgtgrr Dauer durch Fsvuug t<« L ^irweuch« beendigt worden. Die verh-nglen Strafen sind verhüt., mmüßig gelinde, iildenl die Hauptanacklaatt'n, der Wannelirseraiit W vebolv und der Geheime expedircnde Secretair uud Calcuiator im R 'chs- Marine-Anit HaSpelinath, niit 2'/, bezw. L'/- Jahren Gefüiig.-iß davvngekoinme» sind, während der Staatsanwalt gegen deu letzter ' Zuchthaus und gegen beide Ehrverlust beantragt hatte. Ob rS nach vage der Sache angezetgt war, zu Gunsten des Herrn Haspetinath zu berücksichtigen, dag es sich bei ihm hanplsachlich »m Freundes dienste und nicht nni eine planmäßige Schädigung des Fiscu» gehandelt hat, scheint gegenüber der nochgrwiesenen Thatsactff, daß er snr den groben Mißbrauch seiner amtlichen Vertrauensstellung 14 500.^ Trinkgeld erhalle», fraglich, soll indessen, da das Gericht so be funden hat, nicht tn Zweifel gezogen werden. Jedenfalls aber werde» die Angeklagte» sich freue», so leichten IkanfS davongekominen zu sein, da sie sich ungeachtet ihrer mit einem große» Auswande von sittlicher Entrüstung fortdauernd behaupteten völligen Schuld losigkeit bei dem Urtheit sogleich beruhigt und aus Einlegung der Berufung verzichtet haben. Bon größerem Interesse als die Bemessung der Strafe für die Schuldigen ist das Bitd, welches die langen und eingehenden Verhandlungen von den hier und La in der Marineverwaltuna verkommenden Zustande» geliefert haben. Processe gegen Mitttairdeamle sind leider nicht seiten und Ver untreuungen durch Marinezadtmeister sind früher bedauerlicherweise häufig vorgekoinmen, oder daß eine so erhebliche Zahl von Marinc- beamien sich Bestechungen u. dgl. m. zugänglich gezeigt hat und daß die Sache, wie da» Erkenntniß besagt, dem Mannrlieserante» Warnebold sehr tetcht gemacht worden ist, dafür ist unseres Wissens die- da» erste Beispiel. Bo» zwei Beamten, die schwer betastet waren, Ist seit Einleitung der Untersuchung der eine gestorben, der andere hat sich da» Lebe» genommen, vier andere Beamte standen vor Gericht und sind inil Ausnahme von einem verurtheilt wurden; noch andere sind nicht vor da» Eivilgertchl gekommen, weil sie der MilitairgertchtSbarkeit unterstehen, endlich ist gegen noch weitere Beamte, die zwar Lern LtvitgeAcht unterstehen, gegen die sich aber kein genügendes Material zur gerichtlichen Anklage ergeben hat, im Disctpltnarwegc vorgegangc» worden. Die Durchsicht der beschlag nahmten Eorresvondcnze» hat ehe» die bedauerliche Lhatsache er geben, daß die Marinclitseranlen Warnebold und La; mit einer ganzen Reihe von Beamten der Werstvenvallnng und der Marine- Intendanturen in Verbindung gestanden haben. Nicht mit Unrecht sagte daher der Staatsanwalt in seinem Platdoyer, daß solche Vor- komninissc, wir sie hier »u Dutzende» Vvrznführe» wären, die Behörde in ein ungünstige» Licht zu setzen gerinnet seien. Aber auch der Umstand, daß diese unsauberen Geschäfte so zahlreich und in solchen, Unislinge haben jahrelang betrieben werde» können, ohne von Lvr- gesetzlcii bemerkt »u werden, daß sie vielmehr »ur durch Anzeige eines mitbewerdenoen Lieferanten ans Licht gekommen sind, ist geeignet, Bedenken z» erregen. DaS schrankenlose Vertraue», welches Herrn Haspelinath eine weitgebende Eimvirkung auf die Beschaffungen gestattete, erscheint merkwürdig »»annebracht und al» der Beweis eine» auffälligen Mangels an Menschenkenntniß. Dem nrueil Staatssecretair des Reich».Marine-Amts gebe» diese Vorgänge jedenfalls dringende» Anlaß, für genaue und eingehende Beaussichligung de- Beschagüngsiveiens z» sorge»: hoffentlich gelingt es ihm, der Wiederholung so bedauerticher Vorgänge, wie sie in dieser Gerichtsverhandlung ans Licht gekommen sind, sür immer vorzubeugen. * Die „Germania" läßt sich auS Rom telegraphiren: „AuS bester Quelle erfahre ich, daß der Vatican der Re st i e r n n g P r c u ß e n S weder ofsicieN noch officiöS die Meinunst des Papstes über die Lpcrrgcldorgcsctz-Borlaste mitgetheilt hat. Der Papst hat stet« betont, daß das Centruin volle Freibeit in der Behandlunst dieser Frage habe, und daß er sich in diese Anstelestenbeit nickt einmischen werde. Daran« ist gedeutet worden, welche Ansicht der Papst über daS Gesetz selbst babe." Angesichts der völlig nnzwe, dcutigen und unanfechtbaren Erklärung de« CultnsminislcrS gehört diese Leistung wohl zum Stärkste» an WahrheitS- verdrchunst, das die „Germania" sich je geleistet hat * Wenn auch die Nachrichten aus Braun schweig über dir Erkrankung des Prinzen Albrecht, Regenten von Brannschwcig übertrieben, waren, so bestätigen sic doch, daß die Gesundheit de« hohen Herrn »icht die beste ist. Der Prinz leidet an rheumatischen Schmerzen, unter ccnacftiven Erscheinungen, gegen die wiederholt Seebäder und Massage- curen angewandt worden sind.
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