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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.07.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189007050
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900705
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900705
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-07
- Tag1890-07-05
- Monat1890-07
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.07.1890
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o a. s a. o e. o » ao a o. av. s e. a k. » e. a a. »» u. l »-c KI«»»«« ÜÜ«/»» »1. , a. »s. > a. r o- > o r k. r k. ! i«»o »a. l-ir.» z. b-^«.«i- )?. >v 2on»c>i, »a. i de U.t llo»«« OiL L >» i» tl«a«n ; «Evur r. :««ü U.L rlor. v Stv<-K o.»u«»rL «.v- »»A>0»4 Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lrtackiou u»d Lrprditlou JohaenceSgasie X. Sprrchüvndrn der Nedarlioa: Vvrmtttag« 10—1L Uhr. Nachmittag« ü—6 Uhr. W» ec» »»«-«»« kt>llk<a»d«»r «-«see»«, M»ch« sich »tchcoervE». A»»ah«r «er fik dir »ichftf»1«e»h« «»»»er ÄUser«te «» Wechrntage» »«« » >hr «»chMtvW«. an S* *»u- unZ -efttaaeu friltz ht«'/,» Uhr. 2n -rn Filialr« für Jas.-Anaahmr: Lll« Ulr««'« Sartt«. (Alsre» Hahnt. Uuiversitätssttaße 1, Laut« Lösch«» Kathariaenstr. 14 patt, und kSntgsplatz 7, nur bi« '/,S Uhr. ^ 186. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Erpedition ist morgen Sonntag, den 0. Juli, Vormittags nur bis V-S Uhr eevssnet. kxpellMon <168 I-etp/lxer l'nxedliMes. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, betreffend den HeberollcnauSzug der land- und forstwirthschaftlichen BerusSzzenoffenschaft für daS Königreich Lachsen über den Beitrag auf das Jahr >8«». E« wird hierdurch zur öffentliche» Kenntniß gebracht, daß der gemäß H. 18 des Sächsischen Landesacsetze« vom 22. Mär; 1888, betreffend die Regelung der Unfall- und Kraiilcn- versicberung der in land - und forstwirthschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen auf Grund des NeichSgesctzeS vom 5. Mai 1886, für hiesigen Ort (einschließlich der einbezirktcn Bororte) vom Vorstände der land- und forstwirthschaftlichen BcrufSgcnossenschast für daS Königreich Sachsen anfgcstcutc HcberoUenauSzuß über die aus das Jahr 1880 zu leistenden Beiträge nach einem halben Pfennig für jede beitragspflichtige Steuereinheit hier cingcgangcu ist und vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet zwei Wochen zur Einsicht der Beteiligten bei der Geschäftsstelle deS Unterzeichneten ÄrankenversicherungSamteS, Wcststraße 30, 1P., während der GeschäftSstunden Wochentags von 8 —13 und 2—6 Uhr auSliegt. Die Betrirb«unternehmer können gemäß Absatz 3 des obenerwähnten ß. 18 binnen einer weiteren Frist von zwei Wochen, unbeschadet der Verpflichtung zur vorläufigen Zahlung, gegen die BcitraaSberechnung bei dem Gcnossen- schastSvorstand« Einspruch erheben. Wir fordern sämmtliche zur erwähnten BerusSgenossen- schaft gehörige BetriebSuntcrnehmer, soweit dieselben im Be zirke der Stadt Leipzig (einschließlich der einvcrlcibtcn Vor- ortc) wohnen, auf, unbeschadet etwa zu erhebender Einsprüche, de» iin ausliegenden HeberoUenauSzug bei eines Jeden Namen ersichtlichen Beitrag auf daS Jahr 1889 bis zum 21. Juli «r. an die Sportelcasse des KrankcnversicherungSamteS, West straße 30, III., abzuführen, und bemerken, daß den Betei ligten die von ihnen zu zahl-nden Beiträge zwar noch mittelst besonderer Zufertigung milgctheilt werden, daß aber jeden falls nach Ablauf obiger Frist gegen die Säumigen mit der Zwangsvollstreckung vorgcgangcn werden wird. Leipzig, am 3. Juli 1890. KrankenverficherungSamt der Stadt Leipzig. Vle. 2250. Pr. Schmid. Scharlach. Bekanntmachung. Bon Freitag, den 4 dS. Mts. ab wird der Neukirchhof wegen dort auSzuführcnder PflasterungSarbeiten für den gesammtcn Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 2. Juli 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Pr. Georgi. Hennig. Montag, den 7. d. M., soll mit dem Schleußcnneubau in der «lrichstraße in Leipzig-GohliS auf deren Strecke zwischen der Leipziger und Sidonien- Strntze begonnen werden. In Folge dessen wird der bezeichnctc Straßentheil von genanntem Tage ad auf die Dauer der Arbeite» für allen unbefugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 3. Juli l890. Der Rath der Stadt Leipzig. Pr. Georgs Hennig. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Sonnabend den 5. Juli 1890. den Preis de- Armcnbrode- betr. Der Preis für daS von der Armenbrodbäckerei zu liefernde Brod ist von unS vom 1. laufenden MonatS ab auf 18 Pfennige pro Kilo festgesetzt worden, was den Herren DistrictSvorstehern und A> mcnpflcgern hierdurch mitgetheilt wird. Leipzig, am 2. Juli 1890. DaS Armendirectorium. .V lb. 316. Hentschel. Artus. Wohnungs-Vermiethung. Im Commungrundstück Grimmaische Straße Nr. 1 ist vom I. October dS. I. an eine in der IV. Etage gelegene llcine Wohnung zu vermiethcn. Mietbgesucke werden auf dem Ratbhause, I. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegcnqcnommen. Leipzig, den 2. Jul, 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Ia. 1699. Pr. Georgi. Krumbiegel. Ivohnungs-Vermiethung. Vom l. October d. I. an ist eine in der 3. Etage deS früheren RathhauseS in Leipzig BolkmarSdorf, Kirckstraße Nr 2, gelegene kleine Wohnung gegen vierteljährliche Kündigung anderweit zu vrrmiethen. Bezügliche Miethgesucke werden auf dem hiesigen Rath- hanse, l. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegengenommen. Leipzig, den 2. Juli 1899. Der Rath der Stadt Leipzia. Ia 4724. Pr. Georgi. Krumbiegel. Stadtbibliothek" In der alljährlich vorzunehmenden Musterung derEtadtbibliothkk sind all, ausaetlehenen Bücher diesmal in der Woche v«u, 7. bi» zum IS. Jim au dir Bibliothek zurückzulieseru Rcuanslcchungcn smdea »«» S1. I,li an statt. vr. «NftWO»» Bekanntmachung, den einiührig-srciwilligen Dienst betresieud. Auf Grund der Bestimuiungeu in 8. 89 flg. der Deutschen Wchrordnuug vom SS. November 1888 wird Folgendes bekannt gemacht: 1) Die Berechtigung zum einjährig.freiwilllgen Dienste darf im Allgemeinen nicht vor vollendetem 17. Lebensjahre nach- cejuchl werden. L) Junge Leute, welche im Regierungsbezirke Leipzig wohn, hast jind und um die Berechtigung zum einjghrig-fret- willigrn Dienste nachsuchen wolle», haben dies spätesten« dis znm 1. Februar des ersten MilitairpfliHtjadres bei der untcrzeichnrlcn stünigl. PrüfilNgs.Loiiimijsion (Roß- Play II, l Treppe) schristlich. unter genauer Angabe ibrrr Adresse, zu thun. 3) Der Meldung sind beizufügen: ». ein GeburtSzeugniß (zu Milltairzwecken kostenfrei), d. eine Erklärung des BaterS oder Vormundes über die Bereitwilligkeit, de» Freiwilligen während einer einjährige» aktiven Dienstzeit zn bekleiden, auüzurüstrn, sowie die kosten sür Wohnung und Unterhalt zu übernehmen. Die I'ttUtx- hierzu ist obi'tpilt.vitltol» zu bescheinigen <8. 89. 4 b). o. UnbescholtenheitSauSweiS bis zur Anmeldung. 4) Der Nachweis der wisseuschasilichen Befähigung für den ein» jährig.s:eiwilligen Dienst hat entweder durch Beibringung von Schulzeugnissen (8. 90) oder durch Ablegung einer Prüfung vor der Unterzeichnete» Königlichen Prüfung«. Commission z» geschehen. b) Gesuche uni Hulassuiia zu der im September d. I«. statt, findenden Prüfnng sind bi» spätesten» den I. August dss. Js., mit den unter 3a—<: gedachten Schriftstücken versehen, bet der Königlichen PrüsungS-Commission allhier einzureichen. Darin ist anzugeben, in welchen zwei srrmdrn Sprachen der sich Meldende geprüft sein will und bat derselbe außerdem einen selbstgeschriebenen Lebenslauf betzusügeu. Leipzig, den 1. Juli 1890. llöntgltche Priisungs-tcommissio« für Vinjährig-Kretwiltge im NegterungS-vezirkc Leipzig. von Seckendorfs» Schass, Geheimer Regierungsrath. Oberstlieutenant. Bekanntmachung. Don dem Unterzeichneten Armenamte sollen im Stadthaus« allhier Mittwoch», de« ». AUt 18»0. Vormittags von 9 Ubr an eine Partie aetrageue Kleidungsstücke, Möbel, HanS» und Kuehenczcrathe, Betten und dergl. mehr meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 4. Juli 1890. DaS Nrmenamt. Hentschel. Iunghahnel. Bekanntmachung. Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kcnntuiß, daß die RathSdicncr Ernst Robert Pötzsch», Ernst Eduard Richter H, Edmund Rudolf Elamor Thurm und Adolph Eamillo ALinklcr beute als städtische HilfSvollstrcckungöl'eamte eingestellt und in Pflicht genommen worden sind. Leipzig, am 4. Juli 1890. Ick. 7054. Der Rath der Stadt Leipzig. Pr. Georgi. Hübschmann. Bekanntmachung. Wir haben beschlossen, an der zur Verbreiterung be stimmten Lindenaucr Ehauffcc entlang in der Näbe deS KuhlhurmcS die Ablagerung von Erde re. bis auf Weitere« zu gestatten. Die Ablagerung geschieht ohne Vergütung und erstreckt sich nur auf die Anfuhr von gewachsenem Boden, Bauschutt (aus Stein, Sand, Kalkmörtel und Erde bestehend), Sand, KicS und Stcinknack. Ausgeschloffen sind: Kehricht, Scherben, Blcchstückc, Stroh oder Strobgeflechl, GypSstückc, Holz, Papier, Asche, Schlamm, Kohlenstaub, Nus, GlaS und ähn licher Abraum. Wir bringen dies zur Kenntniß der Interessenten mit dem Bemerken, daß bei der Ansuhrc den Weisungen des dort an- gcstclltcn Wärters unbedingt nachzukcmnicn ist, insbesondere die sür die Hochsluth bestimmten Durchlässe offen gehalten werden muffen. Leipzig, den 26. Juni 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Id 3574. Pr. Georgi. Lindner. BauführerKeUe. Zur Beaussichtigung des Vinns des CentralschulgebäudeS zu Stoßwei» wird sofort ein Bauführer gesucht. Gehalt 100 .<4 monatlich. Antritt sofort. Gesuche und Beifügung von Zeugniß. abschriften erbeten. Roßwein, Len 3. Juli 1890. Der Ttadtrattz. Bürgermeister Rüder. Minikerkrijis in Spanien. In Spanien ist eigentlich schon seit der Zeit dauernde MinistcrkrisiS, seit welcher die Ginsübrung des allgemeinen Stimmrechts auf die politische Tagesordnung gesetzt war. Die conservative Partei betrachtet das allgemeine Stimmrecht als den Anfang de» Endes der Monarchie in Spanien und bekämpft eS deshalb auf jede denkbare Weise. Aber die öffentliche Meinung nahm so thatkrästig Partei für die Veränderung, daß die Conservative» sich gcnöthigt sahen, ibren Widerstand aufzugeben, und daß selbst der Tcnat sich entschloß, den Gesetzentwurf über daS allgemeine Stimmrecht anznnehmen. Inzwischen war bei einer Minister- krisiS zu Tage getreten, daß von allen den Personen, die bei Neubildung de« Ministerium« in Betracht kamen, keine die nölkiczc Autorität besaß, uni ei» neues Cabinet zu Stande zu dringen, erst als Sagasta sich aufs Nene bereit erklärte, die Leitung des CabinetS zu übernehmen, gelang dessen Bildung, und so ist denn wieder einige Monate fort- gewirthschastet worden, so gut rS eben gehen wollte. Und welchen Zwischenfällen war Spanien inzwischen au-geseyt! Zuerst brachte die schwere Krankheit deS jungen Königs daS Land in Verwirrung, dann erhoben sich die Generale gegen Parlament und Regierung und verlangten absolute Straf losigkeit für ihre politischen Agitationen, bis endlich auch diese tolle Bewegung durch die Bestrafung de« Rädelsführers ihren Abschluß fand. Jetzt liegt wieder ein Fall vor, welcher beweist, daß daS Parlament die Grenzen seiner Befugnisse nicht kennt. In der Abgeordnetenkammer wurde der Antrag aus Begnadigung politischer Verbrecher und militairischcr Co»travei»cntcn ge stellt und von Mario« unterstützt. Sagasta erwiderte, daß die Regierung die Begnadigung zn einer ihr günstig scheinenden Zeit beantragen werde, dergleichen Maßregeln dürften aber allein von der Negierung auSgehen. Die Kammer scheint sich bei dieser Erklärung aber nicht beruhigt zu habe», und daS Ministerium bat in Folge dessen seine Entlassung gegeben, welche von der Königin Regent:» auch angenommen worden ist. Kurz zuvor hatte dir seit zwei Jahren vergeblich angcstrcble Aussöhnung zwischen Sagasta und dem Führer der Sckntzzöllner Gamacho stattgcsunden, und man hatte an diesen Act Hoffnungen für die Stärkung der gegcnwärligcn Regierung geknüpft. Die Freude hat nicht lange gedauert, denn schon am Tage daraus gab Sagasta seine Entlassung. Bis jetzt sind EntlaffungSgesuche Sagasta'« Wohl kaum ernst gemeint gewesen, denn die Neubildung deS Ministeriums ist ihm stets zugcfallen, nachdem sich die übrigen Candidatcn für das Ministcrpräsidium unfähig erwiesen batten, etwas zu Stande zu bringen. Als letztes Mittel hat immer ein Mini sterium CanovaS del Castillo gegolten, aber dieser Führer der Conservativen hat sich bisher stets vorsichtig im Hintergründe gehalten, weil er cinsah, daß seine Zeit noch nicht gekommen sei. Auch jetzt wird er kaum die Neubildung deö Ministeriums übernehmen, weil die Probe auf daS Allgemeine Stimmrecht noch nicht gemacht ist, erst wenn da» Ergcbniß von Neuwahlen vorlicgt, welche nach dem neuen WahlmoduS vorgeuoiumeii sind, wird CanovaS ermessen können, ob die conservative Strömung im Wachsen oder in weiterem Niedergänge be griffen ist. Es ist ein merkwürdige» Schauspiel, welches der Kampf der Parteien in Spanien gewährt, nirgends ist der Patrio tiSniuS der leitende Beweggrund, überall handelt e« sich um persönliche Interessen und um Machtfragen. Die »neigen nützigste Partei ist entschieden die liberale, denn sie ist königS- trcu ohne Gegenleistung und sucht dem Recht zur Geltung zu verhelfen, wie sich beim Auftreten der gegen die mili tairische DiSciplin wütbenden Generale gezeigt bat Sagasta hat als Führer der liberalen Partei da« nicht hoch genug zu schätzende Verdienst, daß er dem Wahn ein Ziel gc,ctzl bat, daß die Generalität über da« Schicksal der Monarchie zu entscheide» habe. Dieser Wab» war so tief in die miti tairischcn Anschauungen der Spanier cingcdruiigcn, daß sich sogar Männer wie Iovellar und Martine; CampoS zu ihm bekannten. Der AuSgang der Sache hat sie aber darüber belehrt, daß die Zeiten der Herrschaft solcher Anschauungen vorüber sind. Regierung und Mehrheit des Parlaments habe» bewiesen, daß sie die Macht in Händen haben, um solchen Ausgeburten verkehrter Anschauungen die Spictze zu dielen. Auch bei der gegenwärtigen MinistcrkrisiS hantelt cS sich wieder um einen Eingriff des Parlaments in die Ezcclitivc. DaS Begnadigungsrecht ist ein Attribut der höchsten Gewalt, und diese ruht »m monarchischen Staate in der Hand deS Königs. Ein parlamentarischer Antrag auf Begnadigung von Verbrechern ist also nichts als ein Eingriff i» die königlichen Vorrechte und zugleich ein Zeichen der politischen Unreife Derer, welche ihn stellen. Sollte der Antrag wider besseres Wissen seiner Unzulässigkeit gestellt worden sei», so ist er um so verwerflicher, weil er dann rcvolutionair ist. DaS Ministerium hat, nachdem cS ihm nicht gelungen war, den Antrag kurzer Hand zu erledigen, vollständig corrcct gebandelt, indem cö sein EntlassungSgcsuch einreichle; eö würde nur fortregicren können, wenn cS von der Köuigin- Regeiitin Vollmacht zur Auslösung und Neuwahl der Kamincr erhielte. Man hat die Sacke immer so dargcstcllt, als ob die Königin Rcgeiitin nur auf die günstige Gelegenheit warte, daö Ministerium Sagasta durch ein Ministerium Cauovci« zu ersetzen, man scheint aber dabei zu vergessen, welche Er fahrungc» die Königin-Regentin seitdem mit der conscr- vativcn Partei gemacht hat, denn auch CanovaS stand auf der Seite der frondircnden Generale. Bisher hat sich Sagasta als eine feste Stütze der Monarchie erwiesen, und vielleicht bat er ihr durch die Einführung des Allgemeinen Stimm rechts einen wcrthvollcn Dienst erwiesen, weil er die Auf rcgnng der Republikaner dadurch beruhigt und ihnen die Hoffnung eingeflößt hat, daß sic ihren Zweck unter der Herrschaft des Allgemeinen Stimmrechts erreichen werden. Diese Hoffnung ist trügerisch, denn man bat die Erfahrung gemacht, daß die Form des Wahlrechts an dem Ergebnis! nur wenig ändert. In Spanien werden die Präseetcn nach wie vor ui der Lage sein, die Wahlen zu machen und nur in den Industriebczirken werden die Republikaner mit der Hilfe deS Allgemeinen Stimmrechts in die Cortes gelangen. Vorläufig glauben wir, daß Sagasta mit der Ncnbilduiia des Cabiucts beauftragt werden und auch bald damit zu Stande kommen Wird. * Leipzig, 5. Juli. * DaS officiöse Hofiournal verzeichnet ein Gerücht, nach Welchem Major v. Wissmann beabsichtige, seinen Ab schied zu nehmen. Auch die „Nationalzcitung* schreibt: Wie verlautet, beabsichtigt Major von Wissmann seine Entlassung als Reichscommissar sür Lstasrika nachzu- suchen Hier ist an zuständiger Stelle nichts davon bekannt, indes; kommt die Mittheiluna von einer Seite, wo man über Wissniann's Absichten unterrichtet sein dürfte. Doch wäre eS unrichtin, zu ver- muthcn, dass der Grund des eventuellen Entlassungsgcinchcs etwa Mißbilligung des deutsch^nglischen Abkommens sein wurde, das nach Wissmann'- öffentlich geäußerter Ansicht eine aussichtsvolle Fortführung der Lolonialpolitik nicht c>u»schließt. Ls scheint sich vielmehr um llompetenz- und Berwaltungssragen zu handeln lieber die Krankheit Wissmann'S macht die ,^Kre»z- zritung" folgende nähere Mittbeilunaen: Die heftigere Erscheinuag der Erkrankung scheint ganz spontan mitten in der Nacht eingetreten zu sein, da das Telegramm nach Köln Morgens um 3 Uhr angekommen ist In Berlin batte sich das Gerücht verbreitet, daß Major v Wissmann erkrankt sei in Folge von Nusregung über Vorschläge seiner späteren Asrika-Thätigkatt, welch« ihm von berufener Seite gemocht worden setru. Dat ist ob« dem Vernehmen nach durchaus nicht der Fall gewesen. Vielmehr find bei »bin dieselben Erscheinungen eingetreten, welche man bei den meisten Troven-Reisciibeii auch oft lauge Zeit nach ihrer Heimkehr zu beobachten Gelegenheit hat. Tas Ganze ist nicht gefährlich und dürste nach Einhaltung einer gewiss» Zeit andauernden Ruh« bald eiue volle Genesung erwarten lassen. AbomremerrtSpret- vierteljährlicb 4»/, Mk. iucl. Brinoerlob» 6 Mk., durch di« Post bezogen L Mk. Jede einzelne 'Nummer N Ps. Belegerenrplar 10 Pf. Gebühren sür Eztrabeilageu liu Tageblatt-Format gefalzt) »h«e Po'tbriSrLeruug 60 PU. «tt PostbesSrderuug 70 LN. IpslMÜe « gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größe« Schuften laut uns. Preisverzeichnis;. Tabellarisch«». Ztfferusatz muh höherm Tarif. Urrümml «ui« dm»N»h«ctt»a«strtch dt« 4g«spalt. g«L«L0 Pf^ vor den F a m t l i« » n a «h r l ch t«n dir «gespaltene ZeUe 40 Pt- Ivstrat« such stet» a» die iirpeSttio« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben.: Zahlung prKauumsnuxlo oder durch Post. Nachnahme. 8L Jahrgang. * DerVicepräsidenl deS preußischeuStaatSministcriumS, StaatSsccretair deS RcichSamlS de« Innern Herr v. Bötticher wird sich in der nächsten Woche, einer Einladung des Aus- stcllunczseomitSS Folge leistend, nach Bremen zur Besichtigung der Ausstellung begeben. Herr v. Bötticher gedenkt seinen Urlaub, wie in früheren Jahren, im Herbste zu einer Cur in Karlsbad zu benutzen. Den größten Dheil deS SommcrS ver bleibt der Minister in Berlin. * Der Finanzminister Pr. Miguel hat am Mittwoch sein Amt angetretcn und sich die Direktoren und Nätbe deS Finanzministeriums vorslellen lasten. Herr Pr. Miguel bat bei diesen, Anlaß an die letzteren eine kurze Ansprache ge richtet, in welcher er unter Hinweis auf die wichtigen dem Finanzministerium obliegenden Aufgaben der Erwartung und dem Vertrauen ihrer treuen und wirksamen Mitarbeit an denselben Ausdruck gab. * Die Zahl der Candidaten für den erzbischof licken Stubl von Posen, welche von den beiden Dom- capitcln der Erzdiöcesc und den Ebrcndoinberrcn dem Kaiser zur Genehmigung der Liste vorgeschlagcn worden sind, beträgt nach Millbeilung deS „Dziennik PoznanSki" sechs. * Die „Nationalliberale Corrcspondcnz* bemerkt zu den Aeußcruugcu der Kölner Generalversammlung der Deutschen Colonialgesellschaft über das deutsch-eng lische Abkommen: „Die Denssche Colonialgesellschaft hat bei aller Zurückbaltiliig und Mäßigung, wie sie dem Charakter dies« Gesellschalt und ilirer Leiier entspricht, doch ein recht abfällige» ttrtbeil über diese Vereinbarung abgegeben. Es kann dies als die ganz überwiegende Auslassung aller Evlonialsreiiiide, nicht blos der „Coioniai-Ebauvinisten ' gelten. Wir gehen keineswegs 'o weit, nunmehr an der Möglichkeit einer gedeihlichen Eniwictelung unserer colonialen Unteniehinnngell zu ver- zweifeln. Wir erkennen an, daß noch genug übrig bleibt, was wei- lerer Anstrengungen und Opfer wertb ist und lohnende Erfolge in Aussicht stellt, daß Manches, was jetzt als schwerer Nachttieii ein. psundc» wird, mit der Zeit wieder gut geinacht werden kan». Daß der Vertrag, bei dem die Mitwirkung der sachvcrsiändigslciz Männer geradezu gesiisicnilich fcrngehallcn wurde, eine Ilebereiliing gewesen, ist in der öffeiillichen Erörterung, die seitdem siattgetuiiden, nur immer »nzweifelhasicr hcrvorgetreten. Indessen die Vollziehung des Vertrages hat bereits stallgefunden; »s ist daran nichts mehr zn ändern: es gilt nun, de» Mutb nicht zu verliere» und auf de» nun einmal gegebenen, noch immer sehr wrrihvollcn Grundlagen mit Umsicht. Thalkraft und Unternehmungsgeist rüstig und niulhig sortzuaibeilkii." * Nachfolgendes Curiosnm ans der jüiissstcn parlamen tarische» Zeit verdient der Vergessenheit entrisse» zu werden. Der Reichstag balle eine Commission von l l Mitgliedern zur Prüfung der Vorlage über das Kaiser Wilhcliu- Dcnküial gewählt. Die freisinnige Partei Halle in dieselbe zwei Mitglieder zn entsende» und dazu die Abge ordneten Enge» Richter und Alexander Mener gewählt, als aber die Eommissioii zusammciitrat, erschienen nickt bloS diese Herren, sondcni nock zwei weitere Mitglieder der Fort schrittspartei, die Herren Goldschmidt und Horwitz, »uv zwar als Vertreter der socialdemo kratischcn Partei, welche selbst Bedenken trug, eigene Parteimitglieder in diese Commission zu entsenden. Die beide» Vertreter der frei sinnigen Partei stimmten entgegengesetzt. Ricklcr, wie immer, verneinend, Iw. Mener bejahend, die beiden fortschrittlichen Vertreter der Socialdemokratic stimmten geschlossen mit den übrige» Mitgliedern der Comniissiou für den Antrag Unruh Bomst. * Der Abg. v. Münch, der wegen seiner Rede über die Militairvorlage aus der Volks Partei hcrauSgedräugt wurde, veröffentlicht eine Erklärung, in der er u. A. miltbcilt, das; er fick »ach wie vor als Mitglied der Partei betrachte, jedoch mit besonderem Programm. Er wolle die „aus Untergrabung der Religion und Monarchie und der Liebe des Volles zum Heere gerichteten Bestrebungen" nickt tlidilen Diese Kenn zcichuniig der Bestrebungen der Volksparlei a»S dem Munde eines Parteigenossen ist sehr interessant; Herr v. Münch muß ja seine Parteifreunde kennen. * Bei der RcichStagScrsatzwahl in Prcnzlau erhielten Landralss Winlcrselk (cons.) rund to»»o, Rossland (frcis ' Io«»» und Wildbcrgcr (Socialist) >399 Stimmen. Elfterer ist gewählt. * Unter der Ucbcrschrift „Ein bedrohtes nationallihcralcS Mandat" wird der „Kölnische» Zeitung" aus der Pfalz, 39. Juni, geschrieben: NativnnUiberale der alle» Barbarvssaslobt Kaiserslautern tragen sich tbaliächtich mit der Absicht, dein Fürste» Bismarck das durch Miguel' -- Ernennung zum Finaiizniinister sreigcwordene Mandat des <>. pfälzischen Wahlkreises Kaiserslaiilkl ».Kirch heimbolanden anzutrage». Nach meiner Ansicht sind unsere politischen Verhältnisse ln der Platz derart gelagert, das; — der Wahrheit die Ehre — eine Candtdatur Bismarck's kau»; als wünichciiswcrth bezeichnet werden könnte. Sollte freilich der Fürst, dessen letzte Aeußerungen manche Bedenken beschwichtigi habe», cs in; Interesse des Reiche» für zweckdienlich erachten, jetzt schon einen Sitz im Parlamentr cinziiiichmcii, so würde nach meinem Unheil sei» Sieg im Wahlkampfe gute Aussichten haben, der Vorwurf, daß irgend ei» Mitglied der gemüßigte» Parteien daran denke, Lei» Fürsten Schweigen amzulcge», ist unbe gründet; es habe» lediglich einzelne Akußerungc» verstimmt. Wohl in keinem anderen Thetle des Reiches ist mau — und zwar heule wie je — so bismarcksreundlich gesinnt, als bei uns in der Pfalz. Und daS ist ja so natürlich! Waren wir eS doch vor allen deutschen Stämmen, die, geprüft und politisch geläutert durch Jahr- Hunderte harter Leiden, das tiesste Empfinden sür das stolze Bewußt- sei» mitbrachlen, Glied eines mächtig starke» Reiche» zu sein. Bi», marck ist für uns der Man», welcher neben dem unvergeßlichen Heldciikaiicr Wilhelm I. in seiner Person die Erfüllung uiiserrr sehnlichsten politischen Wünsche verkörpert. Ihn hier in her Pfalz, wen» auch nicht periönllch, im Wahlkampfe zu sehen, kann — ohne die dringlichste Nothwendigkeit, und diese scheint zur Jett nicht vorznliegen — nach metncr Empfindung der Wunsch keines wahren Bisinarckfreiindes jei». Daß eine Eandtdatur Bismarck in der Thal beinahe der einzige Weg wäre, aus welchem sich die Erhol- tung des Mandats sür die Mittelpartclen erreichen ließe, ist ent- ichtcden nicht richtig. Aus solch schwachen Füßen steht dieser Wahl- kreis nicht, bat er niemals gestanden Trotz Ausbietung aller nur deutbaren Mittel seitens der demokratilch-deutschsreiilnuig-ulttamon. tan'sociuldcinvlralischen Coalilion blieb der Wahlkreis mit Aus nahme der erste» Hälfte der 80er Jahre stets in den Hände» dcr Nationalliberale», und jene kurze Vertretung durch den Can- didaten der Demokratie passte zu dcr wahre» polnische» Stimmung des Wahlkreises wie die Faust aus» Auge, kaiserstaulcrii selbst gilt allerdings als der Schmollwinkel, in welchen sich die pfälzische Tcmokralie zurückgezogen Hai; hier beherrschte sie lange Zeit dle kommunalen Verhältnisse und damit sin gewtssem Sinne auch die politischen. Doch ausschlaggebend ist und war immer das Land, ganz a'.grs.'lien davon, daß die >889« Geineindkrathswahten wie überall iu der Pfalz io euch in Kaiirrslaulern mit dem ebaewirlb- ichoslelen dciiiotratiichcil Regime ein Ende gemacht haben Daß die Gegner in dein nunmehr bevorstehenden Vlahlkampfe alles aus die
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