Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189008105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900810
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900810
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-08
- Tag1890-08-10
- Monat1890-08
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.08.1890
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»eint täglich sh SV, Uhr. Rrdartts» »nl> Lr-rsttioa gohannestzaff» 8. -Pi-rchkÄndtN i>kr Urdactton: Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittags b—6 Uhr. »» »I» >Iua,»d« «-milcrchie »acht gch t>> «».ffü» E »er»»dll». ««»ahme »er f»r sie nächfttalgru»« K»«mcr »rftim«trn Jnker«te an Aachentagen bi» S Uhr Nachmtttaa», «nk»»»- uu» Kestt»,enfr»d bi»' ,v N-r. Zu i>rn Filialkn für 3ns.-^nilul,mk: ktt« Sie««« Ssrtim. (Alfred Hahn), Universitätlstraße 1, L«ut» Lösche, tathariaenstr. 14 part. und Köniasplatz 7, nur dt« '^2 Uhr. riWM.«M>Ä Anzeiger. Organ für Politik, Localgesihichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Nbonnem entSpreiS vierteljährlich <>/, Mk. t»cl. Briaaerlohn 5 Mk , durch die Post b»t»g»» s Me. ged« ein^I», Stummer 20 Ps. Betageremptar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Taaeblatt-Forniat gefallt' PostbekSrde mit «hnr Postbesörberung Ü0 Mt. Postbeförderung 70 Mt. 222. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachnng. Wegen Umbaues der Dorothernbrück« wird die DorotbccnstraKe »»« 1«. August d». IS. ab auf die Dauer der Arbeiten für oeu durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 31. Juli 1890. Der Rath der Stadt Leipzig- Obe. Tröndlia. Leistnrr. IX. 5181. Lekanntmachung. Seit dem 7. Juni a. o. befindet sich die untenbeschriebene, anscheinend taubstumnie, aus Schlesien oder Posen stammende Frauensperson, welche in Leipzig-Eutritzsch als obdachlos auf- aegriffen worden und vorher wahrscheinlich in der Umgegend Leipzigs als landwirtbschaftlichc Arbeiterin thätig gewesen ist, in Armenpflege. Wir bitten um Mitthcilung aller derjenigen Umstände, welche zur Ermittelung deS Namen«, der Herkunft und des früheren Aufenthaltsortes der genannten Person führen können. Leipzig, den 29. Juli 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. (Arneenauit.) Hentschrl. Persoualbrschrrtbung: Alter: «. »S Jahre. Gesicht: breit. Ar»ß«: 137 om. »estchtssarb«: brau». Haar«: braun. Zähne: vollständig, oben vorn Stirn: niedrig. eine Lücke durch Abbrechen iliiaen: braun. zweier gahnstückchen. Rase: proport. Besonder« Kennzeichen: Mund: groß. fehlen. X. k. Abth. I. 11«7d. Klar. 1) Sie Sonn- und Festtagsruhe der Arbeiter und die Leschastigung von Arbeiterinnen in Fabriken u. s. ro. Da» Königlich« Ministerium de» Innern hat »nter Bezugnahme eas den gegenwärtig dem Reichstage zur Beschlußfassung vorliegenden Gesetzentwurf, die Abänderung der Gewerbeordnung betr., die Unterzeichnete Kammer angewiesen, sich über folgend« Punkte gut- achtlich zu äußern. Ist eS möglich, den Arbeitern für jeden Sonn« and Festtag mindesten» 30, für da» Weihnacht»-, Oster- und Pfingstfest 60 und in sonstigen Fällen für 2 aufeinanderfolgende Sonn- und Festtage 48 Stunden Ruhe zu gewähren? diese Ruhezeit am vorhergehenden Werktag« frühesten» um 6, spätesten» um 12 Uhr Abend» beginnen zu lassen? o. Die Arbeiter, welch« bei den unten mit f- bezeichnet«» Arbeiten länger als 8 Stunden an Sonn- und Festtagen beschäftigt werden, an jedem dritten Sonntage oder Fest- tage volle 36 Stunden oder an jedem zweiten Sonntage oder Festtage voll« 18 oder 24 Stunden von der Arbeit frei zu lasten? Erscheint e« auasührbar, a» Eoni». und Festtagen ». die Verkaufsstellen von Nachmittag» 1 Uhr an ganz zu schließen? b Die Beschäftigung in den übrigen HandelSgewcrben ans 8 Stunden einzuschränken? Wie viel vcrhcirathcte Frauen sind in Fabriken oder Gruben al» Arbeiterinnen beschäftigt? Weich« Folgen würde die gesetzliche Beschränkung der zeit der ^ ' d. 3) Arbeit»»« verheiralheten Frauen ans 10 Stunden haben, wenn die Arbeitszeit der übrigen erwachsenen Arbeiterinnen aus 11 Stunden fixtrt wird? v. Stehen Bedenken entgegen, eine l'/.stündigt Mittagspause für Arbeiterinnen über 16 Jahre, welche ein Hauswesen z» besorgen haben, der Regel nach und vorbehaltlich der anderweiien Normiruna der Pausen durch die höhere Ver waltungsbehörde etnzuführen? 4) ». Für welche Fabrikatton»zweige liegt ein Bedürsniß vor, w^en außcrgewSdnlichrr Häufung der Arbeit in regel- mäßig wtederkchrenden Zetten oder bet unregelmäßiger Verstärkter Nachfrage die Beschäftigung der Arbeiterinnen über 11 Stunden täglich au-zudebnen? d. Genügt diesem Bedürsniß die Verlängerung der täglichen Arbeitszeit um 1 Stunde und für höchste»» 40 Lage im Kalenderjahr? Ans Grund dieser Verordnung werden hierdurch alle Belheiltgten ersucht, schriftlich« Aeußcrungen über die obigen Fragen dt» spätesten» zum 15. d. M. an d<« Kanzlet der Handelskammer, Neue Börse, Tr. X, I., gelangen zu lasten. Leipzig, de» 8. August >890 Dir Handelskammer. Alfred Thieme, stell», Vorsitzender. F. Puder, H. Secr. Arbeite» zur Reinigung und Instandhaltung, durch welche der Fortgang de» eigenen oder eine« fremden Betriebe» sowie Arbeiten, von weichen die Wiederaufnahme de» vollen werktäglichen Betriebe» abhängig ist; Arbeiten, welche zur Verhütung b,S verderben» von Rohstoffen oder de» Mißlingen» von Arbeitserzcugnissen erforderlich sind. Hoh-Aurlion »«f Raunhafer Ltaatakarftrrdler. Dkantag, »rn SL. August ptrfr» Jahre», von vormittags 10 Uhr an sollen folgende in den Adtbeilungen lü, 28, 34, 40, 48, 46, 47 und 48 ausbercilete Brennhölzer, al»: 326 rm «eiche Vrcunschette, 1 - harte » L06 - weiche Vrrnnknüppcl, 54 - eichene Zucken. 286 - eichene» Vrennretsig. 98,w Wellenh ktrsrrnes Brenurrisig, 147 rm eichene Ltockfchrite und Apanmeter, meistbietend gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werbe». BersainmIunaSori aus dem Holzschlagc am Ninmcl-Hainer Wege des der Kie»gruve. Zahlstelle im RithSkeller zu Naunhof. Auskunft erthcilt die Unterzeichnete Rcviervcrwaltung. KSnt,t. iharftrrvirrvcrwaltuiig Rannhas un» «Sni,l. Farftrcntamt Wurzen, am 7. August 1890. Leothold. Geißler. Arbeite» zw rkgelmäßiae Fo bedingt ist, sori Der hinter dem Schloff,rlehriing Karl Lchrrivagel au» Leipzig «rlastene Steckbrief ist erledigt. Königsce, den 7. August 1890. » Aürftltchr» A«t«gertcht. Henktl t. B. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Ps. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis,. Tabellarischer u. Ziffernlatz nach höher»» Tarrj. tteciamen unter dem RrdactionSsirich die »gespalt. Zeile SO Pf., vor denFamlUennachrichte» die Sgespaltene Zeile 40 Pt Inserat« sind siel» an die Expedition zu senden. — Rabatt wjrd nicht gegeben. Zahlung pnwunmonrnäo oder durch Post. Nachnahme. Sonntag den 10. August 1890. 81. Jahrgang. Grlskrankencasse. jenigen Gedanken und Bestrebungen der allgemeinen Lerbrri den den den 8. August 1890. 4e OrtSkrankrnraffc für Leipzig und Um« Ihlmann. Verdingung. Di« Anfuhr« be». Anlteseruns de» zur Unterhaltung der fis kalischen Straßen in den Amtsstraßcnmeister-Bezirken Varna. Froh- dura und Ladstiidt für da» Jahr I89l und folgende erforderlichen Stria- und Sandmateriald soll, insoweit die bisherige» Accor- danten in eine Verlängerung de» zeilher bestandenen Vertrag» nicht eingegangen sind, die Mindestfordernden öffentlich verdungen werden. Auskunft darüber, von welche» Gewinnung-steilen ad und nach welchen Straßenabtheilungen die Materialien zu fahren bez. zu liefern sind, crtheilen sowohl die Unterzeichneten Behörden, al» auch die StraßenaussichtSdeamten. KSntgl. Strotzen- un» Waffrrhau- KSnigl. Vnuvrrwaltrrei Ansprctian zu Leipzig. am 8. August 1890. «ung und Unterstützung Werth sind, zu welchen sie selbst ersten Anstoß gegeben vaben. Diese Auffassung steht mit Lehren in direktem Widerspruch, welche die besten Köpfe der Franzosen selbst verbreitet haben Der Grundsatz der Gleich berechtigung aller Menschen ist durch die französische Revo lution be- Jahre« l?89 zur Staat-raison erhoben worden, und doch wollen die Franzosen die Gleichberechtigung nur französischen Nation gelten lassen, die übrigen /ommen nach frantösischcr Auffassung erst in zweiter Linie in Betracht. Deiche Verirrung war e», die Betheiligung Frankreichs am internationalen inedicinischen Eongreß von dem engherzigen national-französischen Stand- einqegangen sind p">"t au» zurü-kzuwe.sen f Diese Meinung bat zwar nichl Ärct^a». »en 1L. August 18V«. vormittag» 10 Nhr. die Oberhand bebaltcn, aber b,e Stre>liakk,ten. welche über in den ParterrelocaiilLIen he» Gas,Hose« ,,zom Zimmerhos «n diese Anatlczenheit >n der französischen Presse allSgebrochen Borna" unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen an sind, baven bewiesen, das; eS noch sehr langer Zeit bedürfen wird, ehe sich die Franzosen andere» Völkern und besonder» Deutschland gegenüber auf einen unabhängigen Standpunct zu erbeben vermögen. Es ist au» Anlas, einer Mittbeilung der „Jndepenbance Belge" in den letzte» Tagen die Frage erörtert worden, ob ein Besuch Kaiser Wilbel'm'S in Frankreich möglich sei. Da« genannte Blatt imputirt dem deutschen Kaiser den lebhaften Wunsch, nach Frankreich zu kommen, und der .Siöcle" will aus sicherster Oncllc wissen, daß dieser Wunsch in der Thal bestehe und daß er ausgesührl werden solle, so bald der Kaiser die Ileberzeugung gewonnen habe, daß die öffentliche Meinung Frankreichs ans ein solches Ereignis, vorbereitet sei. Mil dieser Einschränkung ist die Sache nicht ohne Weitere» a>S unglaubwürdig von der Hand zu weisen, denn Kaiser Wilhelm hat da» ernste Streben, de» europäischen Frieden aufrecht zu erhalten, »nd wird zu diesem Zweck kein Mittel unange- wcndrt lassen, was ihm geeignet erscheint, dem Friedens- aedanken Anhänger zu gewinne». Aber Kaiser Wilhelm kann und wirb erst dann nach Frankreich gehen, wenn die zu vor»», Vie Lage in Frankreich. Am 7. August ist die Kammersrssion in Frankreich ge schloffen worben, ohne daß der angekündigte theilweise Ministerwechsel ringetrrten wäre. Der Lenat hat die Steuer reform in der von der Kammer beschlossenen Form bestätigt, und Ribot hat sich mit Briffon darüber verständigt, daß eine öffentliche Erörterung deS Abkommens mit England sich nicht empfeble. Daß Laur Ribot deshalb bei Verkündung de« Schluffe« der Session Feigling nannte, zeigt nur, daß eS diesem Abgeordneten un. Herbei ührung einer erregten Kammerstdung zu tbun war. Da« ist ihm nicht gelungen, und deshalb ^eine Wuth. Auch der Marinem,nister ist trotz deS Miß erfolge«, welchen die französische Flotte bei den Marine- Manövern erlitten hat, nicht zurllckgetrelcn. Man kann ihn auch nicht für den schlechten Zustand von Kriegsschiffen verantwortlich machen, dir nicht unter seiner Amtsführung gebaut worden sind. Da« Ministerium hat sich also unver sehrt und vollzählig bi« zu den Ferien durchgekämpst und wird jetzt einige Monate wohlverdienter Ruhe gegen dir An feindungen der feindlichen Parteien im Parlament genießen. Da» ist ein Erfolg, dessen sich nur wenige Ministerien der Republik de« 4. September 1870 zu erfreuen hatten, und er darf als ein Zeichen von Lebensfähigkeit angesehen werden, denn an barten Kämpfen und großen Schwierigkeiten hat eS während seiner nunmehr halbjährigen AmtSdaucr nicht gefehlt. Es scheint überhaupt, als wenn jetzt eine größere Stetig keit in der französischen Staatsverwaltung eintrclcn wollte, die Regierung hält die Zügel jetzt kräftiger in den Händen als je zuvor und kümmert sich nicht mehr so ängstlich um die Zustimmung der Kammcr zu jeder einzelnen RcgicrungSband- lung. Es ist auch ein ungesunder Zustand, wenn ei» Mimslcrium alle acht oder vierzehn Tage die Vertrauensfrage stellt und eine Bescheinigung der Kammer für sein Woblverbalten verlangt. ES genügt vollständig, wenn in den Hauptsragcn Einvernehmen zwischen Regierung und Parlament bestellt und wenn die Gcsammtfübrnng der Geschäfte mit den Wünschen der Be völkerung in Uebcrtinstiinmung ist. DaS ist bei dem gegen wärtige» Ministerium ganz »nzwcifelbast der Fall, aber es ist schwer, zu sagen, welcher Minister als die Seele deS Ganzen zu betrachten ist. Unter dem Vorgänger brS Ministeriums Freycinet konnte eS nicht zweifelhaft sei», baß EonstanS der leitende Geist der Regierung war» heute tritt dieser Minister zwar nicht mehr so stark llervor, aber bei einer so unrulligcn Bevölkerung wie der Pariser beruht doch die Aufrcchlerhaltung der Ordnung wesentlich aus der geschickten Leitung des Ministeriums de» Inner», und diese befindet sich nach wie vor in den Händen deS Ministers EonstanS. Frankreich befinde» sich seit längerer Zeit unter dem Ein fluß auSwärtigerEntwickklttngen.dit seinen eigenen Bestrebungen vielleicht bald wider Wille» eine andere Richtung gegeben habe». Der Berliner Arbeitcrschutzcongreß hat i» Frankreich eine bedeutende Wirkuiig gehabt, weil er die erste Gelegen heit dem Ministerium Ferry darbot, zu Deutschland wieder in nähere Beziehungen z» treten und von den dort herrschen den Grundsätzen und Empfindungen dem benachbarten Aus lände gegenüber eine genauere Kenntnis; zu gewinnen. Die französischen Tbeilnellmer des CongreffeS baden sich davon überzeugt, wie wohlwollend und unter Umständen freundschasi- lich die Gesinnungen Deutschlands gegen Frankreich sind, und daß eS sehr Wohl möglich ist, die Vertreter beider Völker z» gemein samen Bcralhungen über Angelegenheiten von intcrnaiionaler Bedeutung z» vereinigen. Diese Berathungen sind denn auch keineswegs ein Schlag ins Wasser gewesen, sondern habe» bereits Früchte getragen durch Beschlüsse des französischen Parlaments, welche mit den Ergebnissen der Berliner Conscrenz in Einklang sieben. Alle humanen Bestrebungen find international, das Vcrhältniß zwischen Arbeitgeber und Arbeiter richtet sich nicht nach der Nationalität, sondern wird durch den moralischen Werth der Menschen bestimmt, mögen st« in Südamerika wohnen oder auf Island. Daß der Arbeiter der SonntagSrube bedarf, daß Frauen und Kinder der arbeitende» Elasten eine« gesetzlichen Schlitzes nicht ent- bellrcn können, finde« auf alle Völker gleicher Weise Anwen dung. und diese allgemeinen Bedürfnisse der arbellendc» Bevölkerung waren cs, welche zur Einberufung deS Berliner Eongresse» geführt llabc». Für die dem Wcllbürgerthum abgeneigten Franzose» ist eS srcilich eine sehr schwierige Ausgabe, sich ans den allgemein menschlichen Standpunct im Verein mit einem Volke zu stellen, welches ikrcm angemaßten Uebergewicht in Europa ei» Ende bereitet hat, aber andererseits können sie sich nicht voll Be strebungen auSschließen, welche in der ganzen übrigen Welt Zustimmung und Unterstützung finde». Diese Erwägung war eS, welche Frankreich zur Belheiligung an der Berliner Arbciterschuy Ecnferenz bewogen hat, und die Richtigkeit ticser Entscheidung hat sich bereits praktisch bewährt. Aber selbst wenn di« Franzosen durch vollwichtige Tbat sachcn darüber belcbrt sind, baß ibre nationale Abschließung von anderen Nationen ein Unding ist, so fallen sie doch stet» wieder in diesen ererbten und anerzogcnen Fehler zurück, weil sie sich nicht von der Vorstellung loszumachen vermöge», daß sie Li« berufenen Herren der Welt sind und daß nur die nationalliberale Partei stet- zum Fürsten Bismarck gestanden bat. Zu allen Zelten bat sich die nattonaltiberate Partei bei der unui»- wundensten Anerkennung der unverglelchltchen Verdienste des CcbSpfer» unsere» nationalen Staat-Wesen« ein selbstständige» Urtheil gewahrt. Mit vollem Recht hat Herr Prof. Meyer daran erinnert, wie «och im letzten Winter die Nationallillcralcn in der Frage de» Socialistengesetze» zum Reichskanzler in Opposition standen. Diese Freiheit de» Urtdeil» über die weltgeschichtliche Persönlichkeit de» Fürsten Bismarck üben die Nationalist»-«»!«» beute wie ehedein. Gerade deshalb aber darf von ihnen gesagt werden, daß ihre Stellung »um Fürsten Bi-marck ohne Wandel geblieben ist. Die nalionalllberale Partei ist tnsoseni die treueste Stütze de» ersten Reich-tanzler» gewesen, al» sie demselben il>re Verehrung und Hingebung entgegenbrachle nicht um eine» partei- egoistischen vortheil» willen, sondern au» sreier Ueberzeugung. In dem gleichen Sinne kann sie auch beule noch von sich bebaut»«-», die treueste Freundin de» au» deni Amte geschiedenen Staatsmannes zu sein. * Der »Reich-anzcigcr" macht bekannt, daß dem preußischen Staatsministerium eine Denkschrift über die Reform der Landgemcindcvcrfaffung und ein »ach Maßgabe derselben aus gestellter vorläufiger Entwurf einer Landgemeinde- ordnuna vorliegl, Uber welchen das StaatSmimsterium be reits die Berathungen begonnen hat. * Ans dem von der ^Polnischen RcttungSbank" erworbenen Gute Adl.-KruSzvn nn Kreise Strasburg i. W., von welchem schon ein Thcil parcellirt ist, hatten cts Pareellcu besitzet- polnischer Nationalität »ach Einholung der Ansiedelung» coiiscnsc vom AintSvvrstehcr mir dem Ball der Wohn und WirlhschastSgcbäude begonnen. Nachdem daS erste Wob» acdäude sertig gestellt war, untersagte die höhere Bcbördc den Weiterbau mit der Begründung, daß jene Eonscnsc un- !L Franzosen volle« Verständniß für die neue Lage »eigen, die sich unter der Regierung Wilbelm'S II. entwickelt hat. Der Besuch Kaiser Wilbelm'S in Pari« könnte nur als die Be stätigung und Anerkennung eine- in der französischen Bevöl kerung stattgehablen Umschwünge- der Grundstimmuug gegen Deutschland in Frage kommen. Wenn c- sich nur darum bandelte, einer solchen für die Grsammtentwickelung der Menschheit höchst wichtigen Wendung den Stempel auszn- drücken, würde Kaiser Wilbelm gewiß mit Freuden durch seine und de Anwesenbeit in der französischen Hauptstadt bezeugen, baß die schädigt Friedensliebe über Leidenschast be» Sieg davon getragen hat, ,st woh bis dahin aber wird wohl »och viel Master di« Seine hinab laufen. * -^creenon in enger vervinoimg mit oer >ß »in Marineosficier für die Wadrnebniung einstweilen aus der Insel Wohnsitz nehmen daselbst zu treffenden Anstalle», von denen für die Leipzig, 10. August. * Wie verlautet, bat der Kaiser denKönig der Belgier während seines jüngsten Besuches in Ostende eingelaben, einem der im Herbst staltslndendc» Man över »nter der Leitung des Kaisers beiznlvohneii. Der König bat diese Einladung dankend angenommen und dürfte sich zu den an der schlcSwig-bol- slciiiischcn Küste statlfi»deudcii Flottenmanöver» ciufindcn, zu denen auch der Köniz von Schweden und der Prinz von Wales ihr Erscheinen zngesagt haben. * Zur Organisation der Verwaltung HclgolandS schrcibt die „Vossischc Zeitung": Nach einer Zrilungsmcldung würbe für Helgoland seiten» der deutschen Regierung di- z» der Zeit, wo der preußische Landtag zur Einverleibung der Insel in die Provinz Schleswig-Holstein seine Zustimmung gtedt, ein Gonvernenr ernannt werden, dem ein Marineosficier beigegeben werden soll. Später würde die Insel wabrscheinlich einen „AmtSvorstkher" erhalten. Die Mtltheilung ist in dieser Form schwerlich ganz genau, wenn sie im Allgemeinen auch nur wiederholt, wa» über die bestehenden Absichten schon bekannt ist. Daß indes, der Eommiffar de» RcicbSamt» de» Inner», welcher die Insel einstweilen in Verwaltung nimmt, den Titel „Gouver neur" führen werde, ist schon desdalb nicht wahrscheinlich, well damit eine Parallele zu den überseeischen Schutzgebieten gezogen würde, die man nicht beabsichtigt. Ein Gouverneur würde zwar vom Auswärtigen Amte, nicht aber vom Reichsamt de» Innern be stellt werden können und In seiner Person größere Machtdesugnisse vereinigen, al» sie dem jetzige» Cominiisar de» Reiche» anscheinend zugkdachl sind. Derselbe wird seine Direclion in allen wichtigen Fragen unzweifelhast von Berlin empfangen und bet aller Selbst- ständlgkelt und eigenen Direction in enger Verbindung mit der Eeniralstelle bleiben. Daß ein der »auiische» Geschäfte eins wird, ist schon durch die bas auch die Denkschrift der Regierungen bereit» Andeutungen machte, bedingt. A» kostspielige und weit angelegte Unternehmungen braucht man darum noch nicht zu denken, Wieden» in der Thai nächste Zeit noch nicht» Derartige» in Aussicht steht. * Das österreichische Panzergeschwaber, bestehend a»S dem Easemattscbiff .Kaiser", den beiden Tburmschissen „ädronprinz Erzherzog Rudolf" »nd „Kroni Stephanie", sowie Dorpebokreuzer .Tiae, Spithead Kohle» eingenommen hat. wirb sich a»f der Fahrt in die Nordsee trennen; je ein Schiff des Geschwader« gebt nach Wilhelmshaven und Enrhaven, während zwei Schiffe direct nach Kopenhagen gehen, wo sich das Ge schwader Milte der nächsten Woche wieder vereinigt, um dort den Geburtstag de- Kaisers Franz Josef z» feiern. Von Kopenhagen geht das Geschwader »ach Nh borg und von dort nach EarlSkrona. Von diesem schwedischen Hasen läuft daS Gesciffvader direct »ach Kiel, wo die Anlunst im Laufe deS 29. August erfolgen wird. Im Kieler Hasen wer den sich dann bereits die gesammlc Manöverstottc und sämmt- lichc Schulschiffe befinden. Die große Flottc» paradc vor dem Kaiser soll am 8. Septemder bei der Abfahrt deS Kaiser- nach Flensburg statlstiiteii. * Die .Nationalliberale Eorresponbenz" schreibt: ES Ist natürlich, das, bei dem Mangel an aktuellen Vorgängen da» bedeutendste Ereignis; des letzten Frühjahr» , das Ausscheiden de» Fürsten Bi-marck aus de» Geschäften, in der polilsichen DiS- cnffion noch Immer eine starke Nachwirkung übt, Die weniger er- sreiillchkn Erscheinungen, welche dabei hier und da z» Tage treten, sind so allgemein bekannt, das, auf sic nicht erst ausmerksam gemacht zu werden braucht, Wir haben lediglich da» Bedürfnis,, die nationalliberale Partei gegen die Beschuldigung zn verwahren, daß auch sie ihre Stellung gegenüber dem großen Slaatsmanne verändert habe. Diese Beschuldigung ist in jüngster Zeit von der dein Nationalliberalismu» feindlich gesinnten Presse namentlich in Anknüpfung an eine Rede erhoben worden, welche der wildere ReichStagSabgeorbnele Mcher-Jena, jetzt bekanntlich Prosessor In Heidelberg, am 27. Juli in Eberbach gebalten hat. Gerade diese Rede aber darf im Großen und Ganzen al» der getreue Autdruck de» Verhältnisse» bezeichnet werden, in welchem die * Ein Berliner Brief respondenz" bespricht aprinzessin Erzherzogin .Tiger", welche« in ährend in Stuttgart der Antrag eine» conser- vativen Gewerbetreibenden, daS Volksschulaeld auszubebe», wiederholt verworfen worden ist, hat die freisinnige Mehrheit der Eßlinger Gemeindevertretung diesen Schrill ge than, zunächst für so lange, als Eonsumsteucrn erhoben werden. Zugleich wurde einstimmig die Erklärung ange »ommen, daß durch die Schulpflicht eigentlich Kosleufrcihcit de» Unterricht« bedingt sei und daß das für die Schule» nöthige Geld unter der directcn StaatSsieucr zur Erbcinug kommen sollte. Mit dem ersten Beschlüsse wollte die Mehr heit der Gemeindevertretung anerkannt wissen, daß die von Seiten der Stadt aus Fleisch und Bier gelegten Ahaadcii zum größte» Thrile auf die ärmere Bevölkerung cntsallcn und daß diese durch Aufhebung deS Volk«sci,ulgcldc« ein t werten solle. Die Tragweite deS zweite» Beschlüsse« ist wohl größer, als die Eßlinger Gemeindevertretung dcad sichtig! bat; denn dir Uedernahmc sämmtlichcr schule» auf den Staat würde jedenfalls wieder zu großen Unbillig keiten fuhren» wenn auch srcilich die Sladlcassc» sehr ent lastet würden. * * * der Wiener .Politischen Eor- die Reise de» Kaisers nach Rußland. Die wichtigste Stelle lautet: Daß drulschersett» «in bestimmte» potilische» Programm mit nach Rußland hinübrrgenvmmen. durch welche» ein engerer Anschluß an Rußland beabsichtigt werde, muß um so entschiedener i» Abiede gestellt werden, at» die Beharrlichkeit, mit der man von Seite», welche Deutschland nicht» Gute» wünschen, immer wieder aut diesen Pnnct znrückgekommen wird, deutlich zu erkennen giebt, das; man dort einen Ankalt-pnnet für die schon jetzt porbrretlete Behauptung gewinnen möchte, die Kaiierreise sei ein Mißerfolg geweien, den» da« deutsche politische Programm für dieselbe sei nicht zur Aus führung gekommen. Die Reise »ach England, so wird weiter anSgesührt, sei geeignet, die Beziehungen zwischen Deuiichland und Englaud, denen bas lüiigste Abkomme» zwischen den beiden Lander» bereits einen so kvenndschasllichen Eharakter ausgedrllckt hat, womöglich noch ver traulicher »» gestalten. Diese Reise darf gewissermaßen al» eine Vervollständigung de» Frieden-Verträge» bezeichnet werden, der Deulschland, Oesirrreich. Ungarn und Italien mit einander verbindet. Da mit der Tripel- Allianz au-gelprochenermaßen tn erster Linie bezweckt wird, den europäischen Frieden auirecht z» erhalten und alle» Versuche», den- selben zu stören, intt vereinten Kräften entgegenziitrete», so ergiebt sich, daß eine Befestigung der guten Beziehungen Deutschlands ,» einem friedliebenden Staate wie England zum Mindesten eine moralische Verständigung der Prineipien bildet, welche dem Drei bunde zu Grunde liegen. Zum Beweise für die politische Bedeutung der Reise wird auch auf das Erscheinen Lord Salihbury'S sowie de« Grafen Hatzfcldt hingcwiescn. * Wie man aus Ischl mittbeilt, trifft König Karl von Rumänien am >5. d. zum Besuche des Kaiser« dort ein. König Karl, welcher zwei Tage in Ischl zu weilen beabsichtigt, wird im Hotel Elisabeth Quartier nehmen Zu Ehren deS hohen Gastes finde» Freitag den 15. ,,„d So»,, abend den 16. d. bei dem Kaiser in der kaiserlichen Villa GaladincrS statt. Auch ein JagbauSflng der beiden Monarch. , und einiarr geladener Gäste ist projcctirt. König Karl refft von Ischl nach Sigmaringen. * I» der anßerordeiitlichcn AuSscs'iitzsitzuna de« Pest er S ch» tzenvereinS, in welcher der Ober S<1>iitzenmcffie>- A Szävoszt den Borsth führte und als Führer der imaa rischen Schützen, die am.Berliner Schützenfest lbcil genommen baden, seine» Rechenschaftsbericht über diese Eren ^io» abstattetc, wurde ans Antrag Szüvoszt« beschlossen, an >enc Faktoren, die sich um den herzlichen und ailSzcichiieiite» Empfang, dessen sich die ungarischen Schütze» in Bersiu ;» erfreuen Hallen, in- jeder Hinsicht wohlverdient gemacht dal > u, Dankadresse» zu richten. In erster Reibe spricht de, Ver.na nnscrm Berliner Botschafter, dem Grasen Eine, ich Sp sienni, Dank dafür au«, das, er den Verein solch woblwr-üenden Schutze- tbcilbastig werden ließ, welche moralische »ule, stützuug in nicht geringem Maße aufmuiitcrnt und t-egeffieiiir ans die »ngarischen Schützen cingewirkt bat. In der au een Oberbürgermeister von Berlin, Herrn v. Forckeubi-ck, gei iR!. !.» Ak-ressc crklärt dcr Schiiyciircrc-in, daß er sich glückt üb sudle, sein ein tiefgefühlte» Dank für den außerordentlich herzlichen Euiplaug Ausdruck verleibe» zu können, dessen sich die »ngarischen Schilpe» seitens der Behörden und deS ersten Bürgers der Hauptstadt Deutschlands zu erfreue» Hallen. Einen Brief ähnlichen In halts bat der Ausschuß deS ungarischen SchützcnvereinS an de» Präsidenten deS Berliner Schützenfestes» Dicrsch, an den -Hvslieseranten Dreßl »nd schließlich an den Präsidenten de« Berliner Ungarverein», I>r Joseph Horvätb, gerichtet, welch Letzterem auck, Kunde davon gegeben ward, das; der Verein den vom Berliner Ungarverein gespendeten werlbvolien Lor- bcerkraiiz als das Unterpfand der Stmipatbic und Liebe der fern von der Hcimath lebenden Ecmpalriclcn mit großer
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite