Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189009033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900903
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-09
- Tag1890-09-03
- Monat1890-09
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1890
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«12 l der Zölle und Steuer» aber die Zolleinnahmen «.» d» «W« dM Iutz, 1»M «« Vevöner»»» »ou 46 814 4SI «tu« Etunahnr« vo» LS5 OOS OM ^1, > auf den Kopf 5,00 », uad eadlich da» Jahr 1888/89 bet «ta«r! Bevölkerung von 47 06S145 «tu« Liuuahm« voa 312 532 000 auf d«» Kopf 6M Ja den wettere» Tabelt»« stutz tzte Ertrüge der Verbrauch»-! steuern vom Jahre 1888 au aageoeben, aber nicht nach dem Sopf aeveetzuet: wohl aber stutz tzte Sopstetrüge vo» de» Berbrauch-arttketu angeführt. Da dieser Artikel (Tabak, Salz, Zucker, Branntwein, Bier) bereit» in den oben angeführte» Zollerlrage» enthalte» sind, so flst e», wenn mao eine» Ueberblick über die Höh« der Belastung pro Kops der Bevölkerung durch Zölle und Verbrauchssteuer» erhalte» will, er« forderlich, letztere — also dt« Lerbrauch-steurr» — für sich allein nach dem Kopfbetrag zu berechne». Nach den Tabellen hat der Tabak an Steuern tm Jahr« 1870/71, nach Abzug der Rückvergütung, 901100 ^4 an Steuern eingebracht! da» rrgiebt den Kvptdetrag von 0,03 Im Jahre 1872/73 wurde eingenommen: 1496 400 ^1, also auf den Kopf OM im Jahre 1880/81: 7045100 ^ti. auf de» Kopf 0,15 >l; tm Jahre 1885/86: 10 091 300 ^l. aus de» Kopf 0,21 >l. und tm Jahre 1888/89: 10832 600 ^l. aus den Kopf 0,23 ^l Bom Salz im Jahr« 1870/71: 31 052700 ^l, also auf den Kopf 0,83 ^l: im Jahre 1872/73 : 83149100 ^l, auf de» Kops OM^tl; im Jahre 1880,'Fl: 37 239 500-M. aus den Kops 0,83 ^l; im Jahre 1885/86 : 39 416 900 ^l aus den Kops 0,85 ^l und tm Jahre 1888/89 : 41 929 900 >l. aus den Kops 0,80 >l. Bom Zucker »ach Abzug der Rückvergütung, im Jahre 1870/71! 33206 200 ^ also auf den Kops OM >l; tm Jahre 1872/73: 46654 600 X. auf den Kops 1,30^l; im Jahr« 1880/81: 44 667 500 Mark, auf den Kops 0,99 ^4; tm Jahre 1885/86: 23 057 500 ^4. auf de» Kops 0,49 ^4 und im Jahre 1888/89 : 28 617 500 ^4. aus den Kopf 0,62 ^4 Bom Branutwet» (innerhalb de» Steuergebtet» u»d nach Ab- zag der Vergütungen für au«geführ«e» und zu technischen Zwecken verwendetcn Branntwei») tm Jahre 1870/71: 35 713 000 --4, aus de» Kops 1.1? ^l; im Jahr« 1872/73 : 42 711900 ^4. aus den Kopf IM ^4: im Jahre 1880/81: 45 194 000 >l. aus den Kops 1,26 >l; im Jahr» 1885/86 : 47 996 900 >4, aus de» Sopf 1,29 >4. »nd i« Jahre 1888/89: 139 137 800 ^4. auf den Kopf 2,87 >4 Bom Bier (innerhalb des Steuergebtet», nebst UcbergangS- »bgabe und abzüglich der Austuhrvergiitung) im Jahre 1870/71 10915 200 ^4. auf den Kops OM >4; im Jahr« 1872/73: >4 185 900 ^l, auf den Kopf 0,45 ^l; tm Jahre 1880/81: 18 242 200 >4, ans den Kops OM ^l; tm Jahre 1885,86: 21619100-«. aus de» Kops 0,60 >l und tm Jahre 1888,89: 25 958 200 ^ auf den Kops 0,70 ^4 Stellen wir nunmehr da» Ergcbniß zusammen. ES sind an Zöllen und Verbrauchssteuern vereinnahmt worden: Zölle .... Tabaksteuer . . Salzsteuer . . Znckersteuer . . Branntweinsteuer Biersteuer . . abaksteuer . . Salzsteuer . . Zuckerste»« . . Branntweinsteurr Biersteuer . . ttlwTI 85 682 000 ^4 904 100 - 31 052 700 . 33 206 200 - 35 713 000 - 10915 200 . 197 473 200 ^4 IS»>8V . . . 235002 000 . . . 10 091300 39 416 900 23 057 500 47 996 900 21 619100 377 183 700 M72 7» 122 514 000^4 1496400 . 33 149100 - 46654600 . 42 7N 900 . 14 185 900 . 260 711900^4 18« 8t 182 222000^4 7 045100 37 239 500 44 667 500 45 194 000 >8 242 200 334 610 300 312 5WM0 ^4 10832 600 . 41 929 900 » 28 617 500 . 139137 800 . 25 956 200 . 559 008 000 >4 An Zöllen uad Verbrauchssteuern sind pro Kops der Be- völkeruna (Branntwei« und Bier Üt nur für die Sieuergcmeinscho berechnet) eingekommeu: 187V71 ttwLT» M80 81 An Zöllen .... . 2,20 ^l 2,99 ^l 4,08 >l An Tabaksteuer . . . 0,03 - 0,04 - 0,15 » An Salzfteuer . . . OM - 0,84 - 0,83 . An Zuckersteuer . . . 0.88 . 1,20 - 0,99 . An Branntweinsteuer . 1,17 - 1,38 - 1,26 - An Biersteuer . . . . 0.35 - 0,45 - 0,53 - Summe An Zölle» . . Tabak . . Salz. . . Zucker . . Branntwei» Bier . . . 5,46 6,90 7,84 1888.«, . 5,08 KM . 0,21 - OM - . 0,85 - 0.80 - . 0,49 - 0.62 - . 1,29 - 2,87 - . 0,60 - 0.70 - Dagegen Zwischenzeit wurden schon haben sich 11,74 8,52 4l 11,74 >4 vor dem Jahre 1880 — und in der die Ertrüge wohl überall erhöht — an in direkten Staatsabgaben (Zöllen und Verbrauchssteuern) erhoben gemäß der dem llieichstage in der Session 1881 vorgeiegtcn Denk schrist in: England 24,9 (nach den Untersuchungen PH. Gcrst- seldt'S vom Jahre 1881:25,86 M Frankreich 27,7 » (nach Gerstscldt 25,08 >l) Italien 12.4 . Oesterreich 12,1 - Rußland 13,1 - den Bereinigten Staaten Nord- AmerikaS 26,1 . Di« Steigerung der Zoll« und Verbrauchsslenercinnahincn in Deutschland bat von 1870.71 bis 1888 89 nahezu 362 Millionen (pro Kops 6,28 .öl), von 1880/81 bis >888 89 circa 225 Millionen Mark (pro Kops 3,90 betragen, und trotz dieser Steigerung, weiche für die Bedürfnisse des Reichs und Staates nothwendig war, steht Deutschland in Bezug aus die Zoll- und Verbrauchsabgaben, wie man sieht, hinter allen andere» Ländern zurück, und zwar hinter dreien weit zurück. Neue deutsche Schnelldampfer. Auf der Werft des „Vulkan" in Stettin gehen wiederum zwei neue Schnelldampfer für den „Norddeutschen Lloyd" in Bremen ihrer Vollendung entgegen, welche die Namen Spree und Havel tragen werden und an Grüße den setzt in Fahrt bc> kindlichen Sclmclld,impfern drS Lloyd überlegen sind. Mit der Ein> stellung in die Ncw-?)orker Fahrt wird sich die Schnclldampferslotte des Norddeutschen Lloyd auf II Schifte belaufen, also etwa doppelt so viel, wie die größte Schnelldampferslotte, welche sonst aus der Weit existirt, die General Tran-satlantic Company in Havre. ES wird dadurch die Möglichkeit geschossen sein, daß der Norddeutsche Lloyd eine regelmäßige dreimalige Fahrt in der Woche nach New. Bork dauernd aufrecht erhalten kann. Die neuen Schiffe weichen in verschiedenen Punctcn von dem bisher innegehaitenen System ab und scheint es daher angezeigt, einige Daten darüber zu geben. In der Grüße ist von den bisherigen Maßen der Schnelldampfer deS Norddeutschen Lloyd nicht wesentlich abgeaangen worden, und zwar ist der Grund dafür di« Erfahrung, baß die in der Neuzeit sich bemerkbar machende Neigung zu außerordentlichen Grüßen, dimensionen weder für die Bequemlichkeit der Passagiere, noch ganz besonder» für de» kaufmännischen Betrieb Bortheile mit sich gebracht hat. Die neuen Schiffe, von welchen der Dampfer „Spree" bereits Anfang September seine Probefahrt oblegen wird, erhalten eine Länge von 463 Fuß in der Wasserlinie (etwa 480 Fuß über Deck), eine Breite von 52 Fuß und eine Tiefe von 37 Fuß vom Hauptdeck aus. Der Rauminhalt der Dampfer beziffert sich demnach aus 19 000 cdm Brutto, gleich 5600 t. Das wescnt. liche Augenmerk ist bei den neue» Dampfern selbstverständlich wie dies bei Schnelldampfern überhaupt der Fall ist, aus die Paffaaiereinrichtungcn gelegt worden. Während die Dampfer das im Berhältniß zu ihrer Größe nur geringe Quantum von 2000 t Ladung bei 22", Fuß Tiefgang befördern, nehmen dieselben 244 Passagiere im ersten Salon, 122 im zweiten Salon und 460 iwiichendccker. Die Zahl der Letzteren ist demnach fast um die äiste kleiner als bei anderen Schnelldampfern. Maßgebend dasür ist der Wunsch gewesen, auch in den ZwischendeckSeinrichtungen eine größere Bequemlichkeit, als bisher möglich war, zu schaffen. Es sind »u diesem Zweck außer den drei vollständig von einander geschie- denen auch früher üblichen Abtheilungen für einzelne Frauen, ein- zelne Männer und Familien »ine große Reih« von Kammern an «legt worden, welch« für den Ausenlhalt je «iuer Familie bestimmt sind Ebenso ist der Ausentholt an Deck für die Zwischendecks- vassagiere ganz ander- als bisher eingerichtet worden. Wahrend früher den Zwischendeckspassagirren nur der Aufenthalt aus dem Hauptdeck vom Bust de- Schiffe» bi» zum Mittelaufbau, welcher das Promenadendeck tragt, gestattet war, ist bet den neuen Schiffen da» Promenadendeck bi- zur Back wrilergesiihrt und es ist dadurch für den Ausenlhalt der Zwiichendrcker cinnial «in saalartiger durch di« großen Seitensenster vortrefflich ventilirter aeschlossener Raum aus dem Hauptdeck geschaffen worden, u»d «< steht ihnen außerdem der durch dt« Berliner»», geschaffe», »orderst, Thekl d«» Prommatze«. deck» zur Berfüaung. Dem Charakter de» Schiffe» alt Ealondampfrr erste» Range» entsprechend, ist selbstverständlich für die Eajüt»paffagi«re der weseot- lichste Theil de» Schiffe« Vorbehalten und in der vom Nord- deutschen Lloyd zuerst eingesührt«» und auf die höchste Stufe der Bolleudung gebrachten Elegant und Pracht ausgestattet. Rück- sichtlich der Passagierkammern selbst sind ebensall- eine Steihe von Neuerungen zu bemerken. Abgesehen voa der außerordentlichen Grüße der einzelnen Kammern können bei einer Reihe derselben je zwei durch dazwischen besindliche Thüren in ein Wohn- und Schlaf- zimmer verwandelt werden. Jede einzelne Cabine enthält außer den ungewöhnlich compendtösen und eleganten Patentwaschtischen einen Schrank, eine Lommode, Sopha und Tisch. Die Passagierkammern liegen tn-gesammt tm Hauptdeck, vor und hinter dem großen Speisesaal. Tie Salon» selbst bieten Musterleistungen de» deutschen Kunst- gewerbe» und de» höchst entwickelten Geschmack«» dar, ausgesühri von den Weltfirmen A. Bernds, Mainz (welcher die Mehrzahl der Schnelldampfer de» Norddeutschen Lloyd ausgesiattet hat) —Damen- saion, Musiksaal. Treppenhaus — und Ferdinand Bogt'», Berlin — großer Speisesaal und Rauchzimmer erster Elaste. — Ter große Speisesaal in italienischem Barokstil zeigt in reichster Form aus- geführte Wandverkleidung in Pvlisanderholz, während die Decke, um eine größere Hühenwirkung zu erzielen, in blaßgclben Hölzern mit reichster Schnitzerei und Vergoldung auSgesührt ist. Bezüge der Sehet und Sopha- in hellgrünem Sammet, Nischendecorationen in Brocat, erhöhen den wundervollen Effect, während die Einsätze der Wandfüllungen, Porzellanmalereien der königlichen Manusactur in Berlin, und die Deckensüllungen — Lelgemäld« — der Kunst ein weites Feld gelaffen haben. Da» Rauchzimmer erster Classe auf dem Promenadendeck ist in altdeutschem Stil in Heller Eiche mit rothbraunen Lederpolstern auSgestattet. Bon dem in reicher Spätrenaiffance in dunkelgebeiztem Eichen holz mit Vergoldung auSgeführtea und mit gemalten Porzellan- platten der königlichen Manusactur geschmückten Vorplatz vor dem ersten Rauchzimmer führt eine eichengeschnitzte mit reich vergoldetem schmiedeeisernen Geländer versehene Freitreppe nach einem zweiten ebenso wie der obere auSgestattcten Vorplatz, von welchem aus man in den Musiksaal gelangt. In einer Breite von 6'/, m bei 10 m Länge ist derselbe im Rococostil in Elsenbeinfarbe mit reichstem Schnitzwerk und Vergoldung ausgeführt und mit Oclgemälden ge ziert. Die Stoffe der Möbel sind lachsfarbige Seide. Eine ovale, breite, mit vergoldeter Balustrade umgebene Leffnung im Fußboden erlaubt den Blick in den Speisesaal, während über dem Musiksaal sich der mit reichstem figürlichen Schmuck ansgestattete, mit Glas- Malereien gedeckte Lichtichacht al» Mittelpunct der ganzen Ausstatt ung erhebt. An den Musikfaal endlich schließt sich der in dunkelcm Nußbaumholz (Rococostil) durchgesührte, mit hellbraunen Plüsch möbeln nebst Schreibtisch und Bücherschrank versehene Damcnsalon, dessen Plasond ein buntes Oberlicht und Deckengemälde zeigt. Einer besonderen Berücksichtigung bedarf die Seele deS Schiffs, die Maschine. Dieselbe hat eine Stärke von 11500 Pfcrdekrästen uad verleiht dem Schiss eine contractliche Turchschnittsgcschwindig keit vo» 19'/, bis 20 englische Meilen in der Stunde. Bon principieller Wichtigkeit ist der Umstand, daß der Nord deutsche Lloyd nach wie vor dem System der Einschraubcschisfe treu aebiieben ist. Dir Erfahrungen, welche bisher mit den Doppel schraubedampfern gemacht worden sind, können zur allgemeinen Einführung derselben für den Pafsagierverkehr nicht crmuthigen. Abgesehen davon, daß der noch in frischer Erinnerung stehende Unfall der City os Paris schwere Bedenken gegen das System zu erregen geeignet ist, muß vor allen Dingen vom kausmännischen Standpunct die bedeutende Erhöhung der Betriebskosten das System für die Handelsschifffahrt als ungeeignet erscheinen lassen. Tie Sicherheit, die durch das Doppelschraubensystcm den Passagieren ge. währleistet werden soll, ist durch die Verbesserung des Schottensystems beziehungsweise durch die Einführung der Doppelboden bei den Ein. schraubcdampsern so gut wie illusorisch; eine Erhöhung der Schnellig keit ist cbensalls bisher noch nicht erzielt worden. Die nunmehr vorliegenden Erfahrungen mit den Dainpsern der Hamburger Packet- fahrt gegenüber den Damvsern des Lloyd haben de» Beweis geliefert, daß beispielsweise der Dampfer „Columbia" mit Doppelschrciube und einer sehr bedeutenden Maschinenstärke gegenüber dem Danipser Lahn" vom Norddeutschen Lloyd in Bremen durchschnittlich aus der ganzen Reise über den Occan nur etwa 4—5 Stunden Borsprung gewinnt, wogegen derselbe um ein Drittel höher« Betriebskosten verursacht. Tie Maschinen der neuen Schnelldampfer deS Lloyd sind dreifache Expansionsmaschinen mit fünf Cylindern und drei Kurbeln. Tie Anordnung der Eylinder ist so getroffeu, daß die beiden Hochdruck- ylinder aus den Niederdruck-Cylindern aufsitzen und dieselbe Kolben- sührnngsstange haben. Der Dampf wird in 6 Doppelkcsseln und 4 einfachen Kesseln mit zusammen 48 Feuern erzeugt. Je fünf Kessel stehen in einem gesonderten Hcizraum. Der Dampfdruck de trägt 11 Atmosphären, die gesammtc Länge der Rohre nicht weniger als 30000 m, also mehr wie 4 deutsche Meilen. Luft- und Speise pumpen werden direct von der Schisssmaschine bcwcgt, das Kühlwasser wird durch zwei große Centrisugalpumpe» gefördert, die im Nothsall zugleich zum Leirzen der Schiffsräume dienen, und zwar ist jede Pumpe im Stande, 20000 Centner Wasser hcrauszuwerscn. Im Ganzen befinden sich a» Bord nicht weniger als 63 Dampf eylinder, welche, abgesehen von der Schisssmaschine, noch eine Maschine zur Umsteuerung der Hauptmaschine, eine Maschine zur Bewegung des Hauptdampsabzugsveutil, zwei Centrisugalpumpen, neun Dampfmaschinen für diverse Zwecke, acht Ventilationsmaschinen für die Kcsselräume, zwei Aschwindcn, vier elektrische Maschinen, einen Dampsslcuerapparat, süns Dainpswindcn an Teck, ein Anker spill vorn, ein Spill auf Hinterdeck, eine Maschine zum Kaffeemühlen treiben. Selbstverständlich ist das ganze Schiff mit elektrischer Beleuch tuna versehe», welche durch vier Dynamomaschinen bewirkt wird Den Schiffskörper selbst anlanqend, ist das Schiff ein Drei decker (eiserne Decks), und zu drei Bierteltheilen seiner Länge durch das Promenadendeck mit seiner obenbeschriedene» Verlängerung nach ii überdacht: 14 Schotten, worunter 12 wasserdichte, theilcn das Schiff in 15 Abiticilungen. Bei der Takelung ist man aus Rück sicht ans die Stabilität von dem bisherigen Biermcistersystem zurück- gegangen aus die Takellage als Dreimast - Gaffel - Schooner. Tie Taiiipfrr führen 10 eiserne Rettungsboote, welche, um di« freie Passage aus dem Promenadendeck möglichst zu erweitern, auf dem Teakholzdeck über dem Promenadendeck in Patcntsallapparaten auf gehängl sind und in wenigen Secunden zu Wasser gebracht werden können Außer den eisernen Rettungsbooten führen die Dampfer noch je zwei sogenannte Scmicollapsical-Bootr. Die letzteren bestehen aus einem festen eisernen Untersatz, welcher Luflkästen und Ballast enthält, und über welchem sich ein kosscrartiger, in eisernen Rahmen beweglicher Segeltuchaufsatz befindet. Der letztere kann durch zwei Handgriffe ausgerichiet werden und stellt dann ein durchaus see tüchtiges Boot sür etwa 40 Passagiere dar. Endlich führen di« Schiffe selbstredend Shegcrd'S Patcntslöße und Rcttungsapparate aller anderen Art. Der Norddeutsche Lloyd und durch ihn die deutsche Flott« ge winnt durch die neuen Dampfer einen wesentlichen Zuwachs, welcher geeignet ist, der deutschen HandelSschisfsahrt und dem deutschen Schiffsbau neue Ehren zu erwerben. so sehr gefährlich «st. E» kommt also darauf an. daß sich di« tm Speifewassrr befindlichen »«lösten feste» Körper nicht ia versteinter Form auSscheiden. Feste Beftandthril« de» Epeisewafferk, die den so lästigen Kessel- tetn bilden, sind der Hauptsache nach: Schwefelsaurer und ohlensaurer Kalk, kohlensaure Magnesia. Andere Bei- Mengungen sind so wenig gefährlich, daß sie ganz außer Betracht liegen, wenigstens was das platte Land betrifft, sür Seeschiffe ist r« wieder anders. Da» Wasser, da» Kalk« und Magnesia- Verbindungen enthält, wird mit hart bezeichnet, andernfalls init weich. Kohlensaurer Kalk und Magnesia sind in reinem Wasser unlöslich: alles Quell« und Bruiinenwasser, daS bestimmte Erd- chicdien durchströmlr, enthält diese Stoffe gelöst, durch das Sieden im Kessel verliert da» Wasser seine Kohlensäure und die Mineralien müssen sich abscheidea und zwar geschieht dies in Schlammsorm. Das Quellwasser, daS nur kohlensauren Kalk und ohlensaure Magnesia enthält, bildet also keinen Kessel- ein, sondern nur den bekannten Kesselschlamm. Enthält «doch das Spetsewasser schwefelsauren Kalk, also Gips, so setzt ich nach und nach an den Keffelplatten, so weit der Wassersland reicht, der Kesselstein an und zwar können lO l Wasser bis zu 27,2 8 Gips lösen. Durch die Berdampsnng de» Wassers im Kessel wird nach und nach der Gipsgehalt ein solcher, daß sich ein Theil von ihm aurscheiden muß. Die Kruste wird rasch dicker und dicker und erreicht stellenweise 4—5 mm Stärke. Der aus kohlensauren, Kalk und kohlensaurer Magnesia am Boden abgelagerte Schlamm ist leicht au- dem Kessel zu enlfernen, wenn man wie folgt verfährt: Bor Abblasung deS Kessel» muß eine Abkühlung desselben statt- inden; wird dagegen das Wasser entsernt, wenn die Rauchsänge und die Einmauerung noch »u sehr erhitzt sind, so bäckt der Schlamm zu einer harten Kruste zusammen und ist dann sehr mühsam zu entfernen; in Schlammsorm ist dies dagegen eine leichte »nd rasche Arbeit. — Um die Ansetzung des Kesselsteins aus schwesclsaurem Kalk zu verhindern, haben Chemiker und Ingenieure die ver- chiedensten Mittel vorgeschlagen und sich auch viele patentiren lassen: inSgesammt sind solche Mittel unzählbar, genutzt haben sie wenig! Da» beste Mittel bleibt immer hierfür die Soda, eine Verbindung von Natron mit Kohlensäure. GipshaltigeS Wasser, mit Soda versetzt, gekocht, liefert einen Bodensatz von kohlen- aurem Kalk; in Lösung, also im Wasser, bleibt dagegen chweselsaurcs Natron. Der Kalk verbindet sich also mit der Kohlensäure, die Soda und die Schwefelsäure des Gipses mit dem Natron zum schwefelsaurcn Natron. Aus dem Vorhergehenden wissen wir, daß sich der gefällte kohlensaure Kalk in Schlammsorm absetzt, nicht aber einen Stein bildet. Wieviel Soda sür ein bestimmtes Speisewasser genommen werden muß, kann der Maschinist oder Heizer nicht wissen, es muß da immer eine chemische Untersuchung des Masters vorausgchen. Man muß immer wissen, wie groß die bleibende Härte des Speisewassers ist, d. h. die nach dem Kochen noch verbleibende Härte, die nur vom GipS herrschet, kennen. 1 x Kalk in 100 I Wasser machen einen Härtegrad aus und sind für je 1001 Speisewasser vro Härtegrad 1,9 8 Soda zuzusügen. Sagt also der Chemiker, daS Wasser hat «ine bleibende Härte von 6°, so sind auf je 1001 Speise- waff'cr 6 x 1,9 x Soda zuzusetzen. Wie viel davon abhängt, den Ansatz harter Kesselsteinkrusten zu verhindern, geht daraus hervor, daß eine Kruste von 1'/, mm Stärke einen Verlust von 16—18 Proc. des Feuerungsmaterials bedeutet. Ehe man sich also mit den theuren Keffelstetnmitteln einläßt, die durchgängig wenig verläßlich, wende man Soda an, die den schwefelsaurcn Kalk in Schlammsorm, nicht a!S Stein absetzt. Wird das Condensationswasser wieder zur Speisung benutzt, so dars man nie das obenauf schwimmende Fett niit zurückpumpen; thierische und pflanzliche Ocle besürdern den Ansatz des Kesselsteins, von der verhärtenden Schinutzschicht im Cylinderkolbeu (zwischen den Ringen) rc. gar nicht zu reden. 0. k. Jur pflege der Dampfkessel. (Nachdruck vom Verfasser untersagt.) Für Jedermann, der ein« gewerbliche Anlage mit Dampfkraft besitzt oder in einer solchen in Stellung, ist die Kenntniß der zweck- mäßigen Pflege einer Tampskcffels oder Dampfmaschine ganz un erläßlich: Unwissenheit in dieser Hinsicht ist niemals zu entschuldigen Wenn alle die Personen, die den Kessel oder die Maschine »»mittel- bar zu bedienen haben, besser mit den chemischen Veränderungen bezw. Zersetzungen, die ununterbrochen im Innern des Kessels statt- sinden, vertraut wären, so würde dadurch nicht nur die Ge sährlichkeit eines solchen Betriebes bis ans ein Minimum der ringert, sondern auch die Dauer der Kessel beträchtlich verlängert und die Feiierungskosten aus da-s geringste Maß gebracht. Tie Wirkung gewisser Stoffe, die das zun» Speise» der Kessel benutzte Wasser mit sich führt, aus die Kesselbleche — ist noch nicht so all- gemein bekannt, als es bet der Bedeutung eines Dampsbctriebc- unbedinat nothwendig wäre. Die erste Beoingniß, die für einen zweckmäßigen Dampskesselbetrieb gestellt werden muß, ist di Kenntniß der Beschafsenheit des Speisewassers. Das vorzüglichste und reinste Wasser für Kessel ist dasjenige, das der in hohen Gegenden aufgesangene Regen oder Schnee liefert, worin sich keine Spur fremder Stoffe entdecken läßt. Nur wenige Betriebsinhaber sind aber in der Lage, solches vorzüg liche Wasser, das keinen Kesselstein hinterlätzt, verwenden zu können, *0, derselben sind aus Quell- und Flußwasser angrwiescn. Solche» Wasser ist nun mit nusgelüsten Substanzen fester Körper durchsetzt, die sich nicht wie Wasser in Dampf umwandeln lassen, sondern sich im Kesseln ablagern und nach und nach versteinte Krusten bilden, die enorme Verluste an Brennmaterial im Gefolge haben Die harte Kruste verhindert die Uebertragung der Hitze au da» Wasser und resultirt hieraus leicht eine Ueberhitzung der »esset Platten, di« für die Sicherheit der Mensche» »nd de» Etgenihum» Wetze»br»de» »», ««»» mch «tuftMklev »ko» irnter der städtische» Bevölkerung. Es läßt sich daber eine beständige Norm für de» Verbrauch der verschiedenen Getretdearten nicht angeben, wie denn auch das Ge- amiiitquaiitum der zur Nahrung verwandten Kornsrüchte nach dem üblichen Fleisch-, Butter«, Gemuseconsum re. Schwankungen unter- morsen ist. Aus einer annähernden Schätzung geht hervor, daß das größte Quantum Wetzen pro Kops der Bevölkerung für Frank reich zu constaiircn ist, wo die stetige Zunahme deS mittleren Ber- brauchs sich wie folgt darslellt: sür IÄ7—1841: 7,6 Pud; 1842 bi« 1851: 7,8Pud; 1852-1861: 9,4 Pud: 1862-1871: lO.IPud; 1872-1881: 11,6 Pud und endlich 1883-1887: 13F Pud. In Großbritannien betrug das mittlere Maß des Weizen- consnttiS: 1852-1859 : 8,35 Pud; 1860-1867 : 9,06 Pud: 1868-1875: 9.19 Pud; 1876-1883: 9,35 Pud und 1883 bis 1887: 8,1 Pud. In Italien entfallen laut Daten ür 1883—1887 auf den Kops der Bevölkerung ungesähr 6 Pud, in Belgien und Oesterreich-Ungarn: 5 bis 5,5 Pud, in Deutschland und Holland ungefähr 3,5 Pud und in Schweden nur 1,5 Pud. Was den Rogqenconsum betrifft, so nimmt Deutschland, was den der Gerste Großvritannien die erste Stelle ein. Haser wird meist als Biehsulter verwandt und kann man bei Bertheilung des Quantums Haser auf den Kops der Bevölkerung einen Schluß aus den Stand der Viehzahl in dem bezüglichen Lande ziehen. In Betreff des Hascrvcrbraiiches nimmt Großbritannien die erste Stelle ein, ihm olgen Frankreich, Belgien, Deutschland, Schweden, Holland und Italien. Eingesührt wurden in den Jahren 1883—1887 in Westeuropa an allen Gctreidearten in Summa 876 755 828 Pud, wovon auf die Zufuhr ans Rußland 315 024 644 Pud oder 35,9 Proc. des Gesaminlimpvrtes fallen. Deutschland führte in dieser Zeit 131037 712 Pud ein, wovon aus Rußland 85 508 934 Pud oder 65,3 Proc. An Wcizen wurden in der erwähnten Zeit in Westeuropa eingesührt: 396 283 825 Pud, wovon aus Rußland 131 472 524 Pud oder 33,1 Proc. fallen. Deutschland führte in dieser Zeit 32 829 828 sZud Weizen ein, davon stammten auS Rußland Ä635 843 Pnd oder 90,3 Proc. An Roggen wurden in derselben Zeit in West- europa eingeführt 80 882 881 Pud, davon aus Rußland 67 609 322 Pnd oder 83,6 Proc.; ia Deutschland allein schon 45 281 801 Pud, wovon auf Rußland 31969 173 Pud oder 71,9 Proc. fallen. An Hafer wurden von 1883—188? in Westeuropa 82 580 104 s/ud eingesührt, wovon ans Rußland 52 086 528 Pud oder 63,0 s/rocent; auf Deutschland fallen 12 076 062 Pud Haser, davon auS Rußland 10 800 666 Pud oder 89,4 Proccnt. An Gerste wurden in der genannten Zeit in Westeuropa eingesührt: 86 778 563 Pud, davon aus Rußland 35 741 410 Pud oder 40,0 Procent; Deutsch land erhielt davon 23 181 541 Pud Gerste, davon aus Rußland 5 369 958 Pnd oder 23,2 Procent. Noch wurde Mats in Summa 129 303 436 Pud in dem Zeitraum 1883 bis 1887 in Westeuropa eingesührt, wovon aus Rußland 15 262 337 Pud oder 11,8 Procent des Gesammtimporlcs an Mais, Deutschland hat keinen Mais in dieser Zeit von auswärts bezogen. Bei dieser Zusammenstellung ei noch erwähnt, daß cs sich um den Reinimport der Getreidc- arten nach Abzug des Exportes der westeuropäischen Staaten handelt. Rußlands Stellung im internationalen Gctreidehandel. V In keinem Lande Europas nimmt die landwirthschaftliche Production eine so beherrschende Stellung in der Bolkswirthschast ein wie in Rußland. Indem nicht nur das weite Zarenreich von dieser zehrt, sondern auch ein großer Theil des europäischen Con- tinentes, hat der russische Gcireidchandel auch eine internationale Bedeutung. Uebcr denselben giebt Th. Pezold, der beste Kenner der Agrarverhältnisse Rußlands, sehr interessante und beachtcns- werthe Ausschlüsse in der „Russischen Revue". Darnach weist der Gclreideexport Rußlands eine ziemlich stetige Zunahme aus, so daß er sich in den letzten zwei Jahrzehnten, von 1867 bis 1888, fast verdreifacht hat, und zwar von 149 475 Tausend Pud auf 447 246 Tausend Pud gestiegen ist. Aus amtlichen staiistischen Erhebungen erhellt, daß der Nein ertrag des KorneS — mit Ausschluß der Aussaat — im europäischen Rußland sich im Mittleren für die Jahre 1870—1879 auf 1614 Millionen Pud, für die Jahre 1883—1889 aus 1749 Millionen Pud stellte, obschon für diese letzteren Jahre der Ertrag des Weichsel- Goiiverneiiients, welcher annähernd ans 200 Millionen Pud bcslinimt wird, nicht in Rechnung gezogen ist. Trotz Steigerung des Exportes weist das dem örtlichen Eonsiim verbleibende Getreide eine dem Zu wachs der Bevölkerung entsprechende Bcrmehrnng auf. Im Vergleich zum Reinerträge bat sich für alle Gctreidearten der mittlere Betrag des Exportes aus Rußland gesteigert, mit Ans nähme des Weizens, dessen Production sich in stürkcrcm Vcrhältnisse als sein Export vermehrt hat. Im Allgemeinen gilt, daß Rußland seinen auswärtigen Abnehmern einen so beträchtlichen Proccnlsatz seines jährlichen Eriitcerlragesjzukommen läßt wie kein anderer Staat. In letzterer Hinsicht können sich sogar die Vereinigten Staaten von Nordamerika nicht mit ihm messen, welche, was Entwickelung deS Getreidehandcls betrifft, die erste Stellung in der Welt ent nehmen. Was die Grenze» anbelangt, über welche das aus R»ß land exportirtc Getreide seinen Weg nimmt, so bat der Süden in dieser Hinsicht vorwaltende Bedeutung. Vergleicht man da Quantum an Getreide, welches seinen Weg über die baltischen Häfen oder über die HauptzovLmter an den Stationen, wo das deulsche und österreichische Eisenbahnnetz das russische berührt, nimmt, mit der Summe desjenigen, welches über die Häsen des Schwarzen oder Asowschen Meeres geht, so stellt sich das Bcr- häliniß so dar, daß in den letzten vier Jahren mehr als die Hälfte alles russischen Getreideexporles über die Südgrcnze gegangen ist im Vergleich zur Wcslgrenze. In den süns Jahren 1883 bis mit 1887 hat nach ausländischen Angaben Dcntschland 85 508 934 Pnd oder 25,36 Proc. des Gc- sanimtgelrcidcexporlcs Getreide ans Rußland bezogen, es folgt dann Großbritannien mit 80 082 777 Pud oder 23,75 Pi x. deS Gesaiiinit- getreidcexportes, dann Holland mit 41 566 321 Pud oder 12,33 Proc. Frankreich mit 32 031 803 Pnd oder 9,50 Proc., Italien mit 24 842 127 Pud oder 7,37 Proc., Belgien mit 2l 039 096 Pnd oder 6,34 Proc., Schweden mit 10 068 254 Pnd oder 3,00 Proc., Oester reich-Ungarn mit 8l>45 538 Pud oder 2,56 Proc., Norwegen mit 7 750141 Pud oder 2,29 Proc. und Dänemark mit 4 398 676 P„d oder 1,30 Proc. des russischen Gesainmtgclreidccxportes. Nach den russischen Angaben gestalten sich jedoch die Summen sür die einzcl nen Staaten und somit deren Reihenfolge etwas anders. Darnach steht Großbritannien obenan, und zwar mit 121804 552 Pud oder 36,13 Proc. des Gesammtgetrcidecxportes. Diese beträchtliche Differenz crgiebt sich daraus, daß ein sehr ansehnlicher Theil des Getreides, das aus den russischen Südhäscn exportirt wird, ursprünglich für London bestimmt ist, unterwegs aber Ordre erhält, entweder schon vor London zu bleiben, oder von dort weiter auf den Contincnt, vorzüglich nach deutschen, belgischen und holländischen Häsen zu gehen. In den meisten Ländern West curopas hat der Getreidebau bereits eine so hohe Entmickelungsstufe erreicht, daß er nur eine mäßige weitere Entwickelung gestattet, ihre Bevölkerung hingegen ist in beständigem Wachslhum begriffe» und mithin die Nachsrage nach Kor» in steter Steigerung. Es haben daher einige Staaten, wie Deutschland, England, Belgien. Holland, Frankreich, Italien und die Schweiz, schon vor Jahrzehnten den Ausfall der örtliche» Production durch Import von auswärls decken müssen, andere, wie Dänemark und Oesterreich, sind erst in jüngster Zeit aus kornaussührendc» Länder» zu korneinsührcnde» geworden. Das Maß des Bedarfes in verschiedenen Gctreidearten hängt in erster Stelle von der Zahl der Bevölkerung ab, doch sind die mittleren Normen für den Verbrauch des Einzelnen in den verschiedenen Ländern sehr verschieden. Unzweiselhait haben hier klimatische und andere in der Natur der Lertlichkeit begründet« Bedingungen nicht geringe Bedeutung, doch wird das Vorwallen dieser oder jener Getreidear» zur Befriedigung de- RadrungsbedürsnisseS auch durch die Gewohnheit bestimmt. So war beispielsweise in Italien und Portugal noch vor zehn Jahren der Mai« fast der aus« schließlich« Brodstoff, während da- Weizenbrod setzt dort die erste Stelle einiiimmt. In Deutschland verdrängt der Weizen de» Roggen, und dasselbe läßt sich in Holland, Dänemark und einigen anderen Ländern beobachten, sogar In Rußland nimmt der Gebrauch de» Wieder ein amerikanischer sogenannter Pfandbrief. Wieder haben wir über die Einschmuggelung einer neuen Sorte ogcnannler amerikanischer Pfaudbriese zu berichten, schreibt der „D. Oek.", und was ini vorliegenden Falle geleistet wird, übersteigt das bisher Tagewesene bedeutend. Es liegt uns ein Prospekt vor: „Jarvis-Conklin Mortgage Trust-Company, United States and London." Schon dieser Name resp. diese Firma ist überaus merkwürdig. Jarvis und Conklin sind zwei von den neuen Direktoren dieser Gesellschaft. Wo dieselbe aber in Amerika ihren Sitz hat, ist Ge he, "iniß geblieben; cs heißt in dem Prospect: „incorporirt unter de» Staatsgesetzcn von Missouri," weiter Nichts! Nach amerikanischer Art werden eine Menge Namen von Direktoren und AufsichtSräthen onfgeführt, unter Letzteren auch Tircctorcn von drei amerikanischen Banken; man sollte doch denken, daß diese drei Banken sich dke von dieser Gesellschaft ausgeacbencn Tebenlures (Hypvthcken-Antheilschcine) nicht entgehen lassen, sondern diese vorzüglichen Anlagepapiere sür ihre Kundschaft erwerben würden! Das ist aber nicht der Fall, son dern man will das deutsche Publicum damit beglücken! In dein bekannten amerikanischen Reclaincstii werden sodann weitläufig die Vorzüge der Capilalanlage in dem 5 Proc. und 5'/, proc. Hypolheken-Antheilscheincii oder den 6 proc. Origincil- hypoihckcn dieser Gesellschaft gepriesen, wobei gesagt wird, die Be leihungen umfaßte» blos 40 Proc. des „momentanen niedrigen TcixwcrthcS." Wer die Taxen macht und welches Vertrauen die selben verdienen, das sind Fragen, welche der leichtsinnige Leser des Prospekts wohl nicht stellen wird. DaS dcnlsche Publicum «lrd nainciitlich durch den Hinweis ans das deutsche Element der Bevölkerung im Westen von Nordamerika zu capiiviren gesucht, dock sind von den 26 Namen der Verwaltung nur 2 deutschen Ursprungs l Thalsächiiche Mittheilungen, zu machen, ist sorgfältig vermiede» worden; in dieser Beziehung ist einzig zu bemerken, daß das „autorisirte" Acttcn- capilal 25'/, Millionen Mark (6 Millionen Dollars) betrage, woraus 6 375000 ,/4 eingezahlt seien. Wie viel Hypotheken die Gesellschaft aber besitzt, wo die verpfändeten Grundstücke belegen sind, wie viel Hypolhclcn-Aiitheilschcine bereits ausaegcben sind, welche Märkte und Course dieselben haben, in welcher finanzielle» Situation die Gesellschaft sich besiiidct rc. — über alle diese selbstverständlichen Fragen enthält der vorliegende Prospect kein Wort! Es wird eben wieder auf die Dummen spcculirt, welche sich durch Redens arten einsangcn lasse». Hier wird „unvergleichliche" Sicherheit neben hoher Verzinsung vorgcspicgclt, aber nicht die geringste Handhabe zur Prüfung dargeboic». Ein öffentlicher Handel findet in diesen Papieren nicht statt, ein Börsencours existirt nicht, ihr Verkauf erfolgt ans dem gewissermaßen heimlichen Schleichwege de» stillen Angebots, wicderverkänflich sind sie nicht! Für gute An- lagcpapicrc, welche daS Tageslicht nicht zu jchcuc» brauchen, ist auch in Amerika Geld reichlich vochandcn und die großen deutsche» Banken sind fortgesetzt bestrebt, solche zu erwerben; wo dennoch heimliche Wege cingeschlagcn werden (der Prospect wird unter Couvert versandt uiid das Weitere wird dann durch persönliche Ucdcrreduiig des hicsicgen Bcrtrcters besorgt!, da muffen eben Gründe vvrlicgen, das Licht der Lrsfentlichlcit zu umgehen. Auf diese Weise sind auch die nachgerade berüchtigten argentinischen CcdulaS ins Publicum gebracht worden und die Käufer derselben betcncii nun zu spat ihre Leichtgläubigkeit. Gegen solche stille Unternehmungen sollte auch die Tages preise, welche in die Hände des kleine» Publicum- gelangt, energisch auftretcn und demselben zurufen: Taschen zul Vermischtes. Leipzig, 2. September. Vorsicht! Bon einer hiesigen uns befreundeten größerem Firma gehen uns folgende Mittheiliiiigeii zu: „Bor einiger Zeit empfing ich von einer Firma: Frank Allen L Co. in Rew-Pork Postreniaining einen Auftrag im Wcrl'-c von ca. 3000 .sl; beigefügt war eine Rimesse über 1000 L, aus gestellt von der „National Bank of Commerce in Ncw- zstork", gezogen per 25. October auf die „Charing-Croß-Bank in London'' »nd von letzterer «icccptirt. F. A. L Co. stellte» das Ersuchen an mich, die sür Havanna bestimmte» Waarcn baldigst durch die Firma B. in Hamburg ex- pediren zu lassen, dieser sofort 1000 einzusenden und den Rest von ca. 16000 .4! in dcntschein Gelbe, welches sie bcnöthiglen, in gewöhnlichem Brief, „da bekanntlich Cinschreibebriese oft vcr- lorcn gingen", prompt nach Tisconlircu des Wechsels ihnen nach New-Bork, postreniaining, zu remittircn; vom Geschehene» erwarteten sie aus ihre Kosten Kabel-Telegramm, ebenfalls postlagernd. Dieses sonderbare Ansinnen sowohl, als auch einige Unrichtig keiten im Wechsel, z. B. Charing tEcoß- anstatt Charing Groß bank geschrieben — auch beim Ncccpt — ließen mich sofort einen versuchten Betrug vcriiiuthcn. Der Hamburger Spediteur, eine respectabcle Firma, bei welchem ich anfrug, kannte die New-Aorker Firma nicht, und die Charing Croß-Bank in London, welcher ich die Angelegenheit in deren Jncei- esse mitthcilte, antwortet mir soeben, daß sie nicht mit der amerika- Nischen Bank in Verbindung stehe, der Wechsel werthlos sei und zweifellos ein Betrug vorliege. Es ist sehr leicht möglich — ein Fall ist mir inzwischen schon bekannt geworden —daß die sogenannte Firma Frank Allen L Co. in New-flork auch andere Geschäftshäuser zu schädigen suchen wird, so daß ich es im Interesse und zur Warnung der Geschäfts- Welt für meine Pflicht halte, Ihnen diesen Fal hiermit zu unter' breiten." *— BetriebSergebniss« der Leipziger Pferde-Etsen» bahn im Monat August:
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder