Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189009167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900916
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-09
- Tag1890-09-16
- Monat1890-09
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1890
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IN?. Uhr. Xrtakti«« und LrptdMro Iotzannelgass« 8. Hpttchstundkn drr Nrdaclioa: vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. »» »«, »US,«»« «.«ilctt»,, m»»l sich »k «a»»ct>», Mch« »rrtmdU«. »m,a»«e der für die nächst,»lgeude ^nn«er »eftt««trn Lukerate an rSachrntagen »iS 3 Uhr Nachmittags, an Kanu- unv Festtagen srü h bis ', .1> Uhr. Ist drn Filialen für 3ns.-^nnal,mr: Ltt« klemm's Sorti«. (Alfred Hahn). Univrrsitätsstraß« 1, Louis Laschr» Aatharinenstr. 14 patt. und König-Platz 7, nur bi» ' ,3 Uh». tWiM TaMM Anzeiger. vierteljährlich 4»/, «U. inrl. Lrwaerloh» 5 VL, durch di» Bezogen 6 Mt. Jede etn-elu» Numm« Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Lptrabeilaae« (in Lageblatt-Fvrnmt aekalztl «tzue PosldeiSrderuag 60 Mt. Mit Postdesörderuag 70 Mt. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schrtsteu laat «Nts. Prei-verzeichniß. Tabellarischer a. Ziffernsatz nach HSHerm Tarif. Kerlamrn unter demNedactionsstrich die snespalt. Zetl«bOPs.,vor den Familien Nachrichten die Kqespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet» an die Expedtttaa za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenuinorancic» oder durch Post» Nachnahme. 25S. Dienstag den 16. September 1890. 8t. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Litte für die lleberschwemmlen im Llbthale. Wie hinlänglich bekannt, sind die Bewohner drS Elb« thalrS in Sachsen durch verheerende Uebcrflutbungcn schwer hrimgesucht worden. Die Größe de» Unglücks ist derart, daß die ausgedehnten, von diesem Unglück betroffenen Gegenden in der Hauptsache auf öffentliche Unterstützungen angewiesen sind, wenn sie der drohendsten Nvth nur einiger maßen entrissen werden sollen. Wir bitten daher hiermit um milde Beiträge für diese Nothleidenden, geben uns der festen Hoffnung bin, daß auch hier, wie in früheren Fällen, der immer hilfsbereite Sinn unserer Bürgerschaft sich freudig bctdäligen wird und be merken, daß unsere Stistuncisbuchhalterei, NalhhauS, I. Geschoß, zur Annahme von Beiträgen angewiesen ist. Leipzig, am 13. September 1890. Der Rath der Ttadt Leipzig. I)r. Georgi. Kretschmer, Aff. Ltkliillllmlichung. Wegen Reinigung der Geschäftsräume bleiben Mittwoch, den 17. dsS. MtS. die Stadtcaffe. die LtiftungSbuchhalteret und die Sporteleaffe I geschloffen. Leipzig, den 10. September 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Hehler. Iunck. Lekannlmachnng. Wegen Einlegung von Gleisen der Pferdeeisenbahn auf der Strecke EhausseehauS-Möckern wird die äußere Hallesche Straße auf die Dauer dieser Arbeiten und dem Fortschreiten der Gleislegung entsprechend für allen Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 12. September 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 7501.vr. Georgs.Leistner. Wohmmas-Vermiethung. Im CommungruiDtüc?, Grimmatsche Straße Rr. I, ist vom 1. Oktober ^ Is. an eine in der ß. Etage ge legene kleine Wohnung zu vermiethen. Miethgrsuchc werden auf dem Ralhbause, 1. Etage, Zimmer Nr. 6, ent gegengenommen. Leipzig, am 13. September 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Ia 4SS9. vr. Georgi. Pücker. Äuctions-Lekanntmachung. Mittwoch, den 17. dS. MtS., Vormittags von >/,1v Uhr an sollen in der Zweiggeschaftsstelle des VollstrcckungS-AmteS in Leipzig-Reuschoneseld, Clarastr. 2, pt. (vormals Gemeinde-Amt) verschiedene WirthschaflSgegenftände, Kleidungsstücke, Wand- und Taschenuhren, 3 Malerleitern und ver schiedene andere Gegenstände an den Meistbietenden gegen sofortige baare Be zahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, am l2. September 1490. Der Rath der Stadt Leipzig. lä. 10499.vr. Georgi. Hübschmann. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) Ein goldener Tamenring mit Türkis, am 4. d. M.: 2) ein goldener Herrenring mit Brillant, am 10. d. M.; S) ca. »0 Stück verschiedene alte russische Silbermünzen, einige in der Größe eines ThalerS, und rin Zehnmarkstück mit Bildniß Kaiser Friedrich's, vom März bis Juni dieses Jahres; 4) ein Rock von dunkelgrauem, mit rothen Fäden durchwirktem Stoff, einer Reihe schwarzer Hornknöpfe und Stoffhenkel, seit ca. 4 Wochen; 5) eine nene Hose von dunklem, braun gestreiftem Stoff, mit roch- und weißgestreiftcm Bundfutter, vom 8. bis 11. d. M.; 6) ein 3rädriger bronzirier Ktnder-LttzNwgkN mit Verdeck und blauen Vorhängen, am 10. d. M.; 7) eine goldene, aus kleinen viereckigen Gliedern bestehende Halskette, vom I. bis 3. v. M.; 8) ein dunkrlbrannlcderner Handkoffer, darin: ein Kammgarn rock und eine ebensolche Weste, schwarz, ein Paar getragene blau« carrirte Hosen, 3 neue leinene Hemden, „N. 8." gezeichnet, ein ebensolches mit gesticktem Einsatz und dem Zeichen „Wallenslein", 5 weiße Taschentücher, „8. 8. gezeichnet, s neue Lravattrn und dttz. Putz-, Schreib- und Nähzeug, am 24. v. M.: S) ein Sommerkderziehcr von braunem glatten Stoff mit schwarzem Sammetkragen, Stelnnußknöpfen und Stoffhenkcl, am 10) 2 TnNend verschiedenfarbige Alancühemden, 1 Tntzcnd eben? Fraurnhemdrn, 1 Ltzd. varchenttücher. Ttzd. Taschen tücher. 1 Ttzd. »nabrnsocken und 1'/. Ttzd. ßhrmtsctteS, am 13. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über drn verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Criminai-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 15. September 1890. Tas Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. B Die Aufgabe -er Zukunft. Kaiser Wilhelm hat die neulich im Strandhotel zu Glücks bürg gemachten Andeutungen über die zweckmäßige Be kämpfung der Socialdemokratie bei dem Festmahl für die obersten Behörden der Provinz Schlesien, welches am 13. September in BreSlau statlfand, Weiler auSgesührt und unter Anderem gesagt, daß die Provinz Schlesien die erste gewesen sei, welche Schritte gethan habe, um den auf das Wohl der arbeitenden Bevölkerung gerichteten Gedanken deS Kaiser- Folge zu geben. In lobenswerlhem Eifer gingen dort Kirche und Laien zusammen, um das Wohlergehen der unteren Classcn zu heben und dem Leben ber Provinz die Ordnung zu erhalten Der Kaiser schloß seine Rede mit folgenden Worten: „Ich knüpfe hieran den Wunsch, daß dieses gute Beispiel, welches die Provinz gegeben bat, ohne Unterschied der Parteien und Confessionen von allen Theilen Meines Staates befolgt werde, daß unsere Bürger endlich au- dem Schlummer erwachen mögen» in dem sie sich so ange gewiegt haben, und nicht bloS dem Staat und seinen Organen die Bekämpfung der umwälzenden Elemente über laffen, sondern selbst mit Hand anlegen. Ich Hab« die Urber- eugung, daß, wenn die Provinz beharrt auf dem jetzigen Lege, cS nicht nur der Provinz, sondern auch Meinem ganzen ?ande gelingen wird, wiederhcrzustellcn die Achtung vor drr Kirche, den Respekt vor dem Gesetz und den unbedingten Gehorsam gegen die Krone und deren Träger." Nack dem Wunsche deS Kaiser- soll also die selbstthätige öckämpfung der Socialdeniokralie durch das Bürgerthum ich in doppelter Weise vollziehe», sie soll einerseits auf die Hebung des Wohlergehens der arbeitenden Bevölkerung, andererseits auf die Erhaltung der Ordnung gerichtet sein. Die schlimmste Wirkung, welche die Wühlarbeit der Socialdemokratie bisher gebabt hat, ist die Untergrabung der Autorität in jeglicher Gestalt. Diese Autorität gilt cS wieder herzustcllcn in Kirche und Schule, in Staat und Familie. Für den Socialdemokralen giebt cS weder einen Gott noch einen König, der Mann achtel weder die Frau, noch der Sohn den Vater, weil alle Familienbande gelöst werden sollen, der Verkehr der beiden Geschlechter ist dem Zufall über lassen, Verbindungen zwischen beiden werden je nach Laune geschlossen oder aufgelöst, die Kinder sind jeder Pietät zegen die Eltern von vornherein Lbcrbobcn, weil sie in öffentlichen Anstalten aufgezogen werden, um später die ihnen zugewiesene Rolle im socialdcmokratischen Staate, wenn von einem solchen überhaupt die Rede sein kan», zu übernehmen; Männer und Frauen haben gleiche Rechte, und schließlich hat keiner ein Recht, weil eS au der Gleich berechtigung der klebrigen seine Grenze findet. Bon welcher Seite man auch den SocialismuS betrachtet, stets führen die Schlußfolgerungen mit Nothwendigkeit zur Unmöglichkeit ihrer Durchführung. Das schreckt aber nicht vor der Thcilnahme an der socialvcmokratischcn Bewegung zurück, weil sie von der Mehrheit nur als Mittel zum Zweck betrachtet wird. Die Führer können sich daraus berufen, was sie mit ihren un sinnigen Forderungen bisher erreicht haben. WaS ist eS, waS die Socialdemokratie zu einer Gefahr gemacht hat? ES ist die Centralisation, die einheitliche Zusammenfassung der gesammten Partei unter der Leitung einiger weniger unter einander einiger Führer. Sobald die Führung verloren gegangen ist, stürzt da- ganze Gebäude, WaS in den letzten fünsitndzwanzig Jahren aufgerrchtet worden ist, in sich zusammen. Das wissen die Führer sehr wohl, aber die große Masse der Socialdemokratcn ist der Führung über drüssig, sie wollen des von den Führern geübten Zwanges ledig sein und ihre eigenen Gedanken zur Geltung bringen. Dieses Streben tritt überall hervor, besonders in der Grün dung von Genossenschaften. Es ist jetzt dir Gründung von mehr als hundert Blättern der socialdeiiiokratischen Partei im Werke, wozu die Mittel natürlich nicht von den Führern bereit gestellt, sondern die nur durch daS Zusammenwirken einer größeren Anzabl Parteigenossen inS Leben gerufen werden können. Man sträubt sich schon jetzt gegen ein Eentralorgan, weil man mehr Stimmen als bisher zur Geltung bringen will. DaS sind höchst beachtenSwcrlbe Erscheinungen, welche von den Gegnern der Socialdemokratie benutzt werden müssen DaS wichtigste Recht, welches der Socialdemokratie zur Seite steht, ist daS Recht der Coalition, die Waffe einer plötzlichen Arbeitseinstellung zur Erzwingung besserer Arbeit» bedingungen. Diesem Recht steht aber daS gleiche Recht der Arbeitgeber gegenüber, und von diesem Reckte ist bisher nicht der nötliige Gebrauch gemacht worden. Wenn die Arbeit geber sich zur Wahrnehniung und zum Schutz ibrcr Rechte vereinigen, so ist damit eine höchst wirksame Waffe zur Ab weisung unerfüllbarer Begehrlichkeit der von Socialecmo kraten ausgebctzte» Arbeiter gegeben. DaS ist die erste Be dingung für eine zweckdienliche Bekämpfung der Socialdemo kratic, sie weicht nur der Macht, und deshalb muß ibr die Macht süblbar gemacht werden. Die Humanität ist die edelste Frucht der menschlichen Entwickelung, aber einer rohen und zu Gewaltthätigkciten geneigten Masse gegen über kommt man mit Humanität nicht auS, Gewalt kann nur mit gleichartigen Mitteln bekämpft werden. Die Socialdemokraten müssen gezwungen werden, die Auto rität, welche sie verleugnen, wieder anzucrkenncn und sich ibr zu fügen, aber freilich muß die Autorität auch mit der Würde austrcten, welche ihr Name erheischt, man darf ihr nicht mit Neckt den Borwurf machen, daß sie sich nur von persönlichen Interessen leiten laßt, sondern sie muß zeigen, daß ihr die Wohlfahrt der Gesammthcit am Herzen liegt und daß sie für diese auch Opser zu bringen bereit ist. Kirche und Schule sind die wichtigsten Faktoren zur Ans rcchtbaltung der Autorität und des Zusammenhanges der Familie, aber eS giebt auch äußere Mittel, durch welche dieser Zusammenhang ebenso stark gefördert und gewährt wird Der Sociatdemokrat, welcher ein trautes Heim besitzt, der sich nach getbaner Arbeit mit Frau und Kindern dort ziisainmcn- findet und für die Arbeit deS nächsten Tages im Verkehr mit den Seinen neue Kraft sammeln kann, wird niemals für den ungebundenen Verkehr der beiden Geschlechter oder für die Erziehung der Kinder in öffentlichen Anstalten schwärmen, für ihn hat der Zusammenhang der Familie den höchsten Werth, er würde ihn nicht für die glänzendsten Versprechungen dahingeben. Deshalb gehört es mit zu den Aufgaben leistungs fähiger Arbeitgeber, ihren Arbeitern solches Heim zu schaffen, wie eS bereit- mit gutem Erfolge vielfach geschehen ist. Das meinte auch Kaiser Wilhelm, als er von den Maß regeln zur Hebung deS Wohlstandes der arbeitenden Be völkerung sprach. Auch in dieser Frage ist eS daS Zn sammenwirken der Arbeitgeber, welches den besten Erfolg verspricht. Die Socialdemokratie muß darüber aufgeklärt werden, daß die Verbesserung deS LooseS der arbeitenden Bevölkerung nur aus dem Boden der bestehenden staatlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse erfolgen kann, daß ihnen Diejenigen Steine statt Brod darbieten, welche den Umslurj deS Bestehenden als daS Heil der Zukunft anpreisen. Die Socialdemokratie ist ein Product der Lüge und der Bolks- verführung, beide Beweggründe müssen von den Verführten in ihrem ganzen Umfange erkannt werden, und um dieser Erkenntnis Eingang zu verschaffen, müssen alle Kräfte der Ordnung-Parteien vereinigt werden. Wir müssen uns der Socialdemokratie gegenüber organisiren, alle Bürger, welche auf dem Standpuncte der bestehenden Staats- und Gesell schaflSordnung sich befinden, müssen gemeinsame Schritte tbun um die Socialdemokratie zu bekämpfen mit allen Mitteln welche ihnen zu Gebote stehen. Der SocialiSmus ist eine 1 Krankheit unserer Zeit, hervorgerufen durch die großen Ver änderungcn auf dem Gebiete der Industrie und des Verkehr-, diese Kraukhcil muß geheilt werden und sie wird cS, denn der Staat der Gegenwart ist in der Hauptsache gesund. Leipzig, 16. September. * Es wird jetzt bestätigt, daß der Reichstag mit colo- nialpolitischcn Angelegenheiten in ber bevorstehenden Fortsetzung der Tagung sich auch zu beschäftigen haben wird. ES verlautet, daß cS sich dabei nickt um ein colonialpolttischeS Programm, sondern um Beschlüsse der Regierung über die Maßnahmen handelt, welche durch Abschluß deS deutsch-eng lischen Vertrages als erforderlich erachtet worden sind. Von den Erwägungen, welche nach dieser Richtung hin schweben und die n. A. auch die Errichtung der deutschen Schutztruppc in den afrikanischen Colonie» umfassen, wird eS abhängen, wie sich die Stellung des MajvrS v. Wissmann gestaltet. * Betreffs der Bewerbung um daS Nationaldenkmal erfährt die „Vossische Zeitung", daß daS von dem Reichs kanzler erlassene Ausschreiben bei den zur Thcilnahme aus geforderten Künstlern nicht eben sehr günstig ausgenommen worden ist. Der Grund liegt in der Hauptsache darin, daß daS AuSschreibcn in mancher Hinsicht von dem abweicht, was sonst bei derartigen Bewerbungen gebräuchlich ist. In erster Linie ist es ausfallend, daß von einem Preisgericht über haupt nicht die Rede ist, so daß die Bewerber keinen Anhalt dafür haben, von wessen Urtheil die^ für de» Einzelnen doch sehr wichtige Entscheidung abhängen soll. Ferner nimmt man daran Anstoß, daß die öffentliche AuSstel lung der Entwürfe nicht bestimmt zugesagt» sondern nur „Vorbehalten" bleibt, so daß eine öffentliche Bekanntgabe der Arbeiten, auf welche natürlich die Bewerber unter Um ständen großen Werth legen müssen, in daS „Belieben" der Behörde gestellt ist. Ebenso ist cS durchaus ungewöhnlich, daß bei den Preisen weder eine vorläufige Zahl derselben, noch auch der Mindestbetrag dafür angegeben wird, auch hier wird Nicht- zugesagt, e« bleibt wiederum „Vorbehalten", Preise „bis zur Höhe von 12 000 -ck" zu bewilligen. Hoffent lich nimmt daS ReichSkanzlrramt noch Veranlassung, betreff- des Preisgerichtes, der Preise und der Ausstellung der Modelle eine aufklarende und beruhigende Versicherung zu geben, da bei der ohnehin nur knapp bemeffenen Entschädigung au- mancherlei sachlichen und persönlichen Gründen eine besondere Begeisterung für diese Aufgabe nicht recht auskvmmen will. Der scbr w'-b igr Lagepla». der schon vor mehreren Monaten im Ministerium bearbeitet wurde, ist bi» heute noch nicht veröffentlicht. * Zur Steuerreform in Preuße« schreibt dir Magdeburgische Zeitung": Bon der Steuerreform in Preußen werden jetzt die (rundzüge bekannt gegeben. Sie entsprechen im Großen und Ganzen den Ermattungen, die in weiten Kreisen gehegt wurden, als Herr Miau«! zu der Lösung einer Ausgabe berufen ward, mit der nun seit einem Jahrzehnt beinahe die preußische Volks vertretung sich abgemüht hat. Noch fehlen die Einzelheiten, aber schon der Grundriß der Reform läßt erkennen, wie unbegründet die Behauptungen waren, daß zuletzt auch diese Reform nur auf eine bloße Vermehrung der Steuern hinauslausen werde. Allerdings wird sie das für die wohlhabenderen Classen unserer Bevölkerung de- deuten. Aber daneben ber geht das Bemühen, die mittleren und unteren Classen der Bevölkerung weiter zu entlasten von Staats- und Gemeindesteuern und damit die Quellen zu stopfen, welche die Un zufriedenheit genährt und damit indirect zugleich die socialistische Bewegung gefördert haben. Insofern kann behauptet werden, daß die Steuerreform zugleich ein bedeutsames Stück Socialrcform sein wird. Die schärfere Heranziehung des sundtrten Einkommens im vergleich mit dem bloßen Arbeitseinkommen hat die Ausdehnung der Erbschaftssteuer auch aus die bisher von ihr befreiten nächsten Ver- wandten, auf die Ehegatten, Kinder und Ettern zur Folge gehabt. DieseNeuerung wird Biele hart berühren, aber der Steuersatz zl Procent vom Erbschaftscapital) ist mäßig, und überdies sollen die kleineren Erbschaften nach wie vor stcnerirei bleiben. Mit Freuden wird es dagegen begrüßt werden, daß bei der neuen Einkommensteuer die kleinen und mittleren Einkommen besonders berück sichtigt werden sollen. Bon 8000 oder 9000 an abwärts sollen die Steuersätze nach unten hin abgestuft und bei der Bemessung de- Einkommens den Familienverhältnissen besondere Berücksichtigung zu Theil werden. Des Weiteren ist von der beabsichtigten Uebcrweisung der halben Grund- und Gebäudesteuer zugleich eine Ermäßigung der comniunalen Steuern zu erwarten Daß den wohlhabenden Classcn schwere Lasten werden auserlc werden, darf nicht in Abrede gestellt werden, und diese werden i Verbindung mit den Lasten, die einem großen Theil derselben schon aus der Versicherungsgcsetzgebung tm Reiche erwachsen sind, um so härter empfunden werden. Aber Niemand wird auch Icug. neu wollen, daß nach der Vermehrung der indirekten Steuern im Reiche die verschärfte Heranziehung der wohlhabenden Classen zu den directen Steuern nur ein Act ausgleichender Gerechtigkeit ist. Ob die Vorschläge im Einzelnen das Richtige getroffen, das wird sich nur auf Grund der Steuervorlagen selbit beurthetlen lassen. Die Andeutungen aber, die über die Grundzüge der beabsichtigten Re- formen gemacht werden, scheinen uns derartig zu sein, daß sie eine Verständigung zwischen Regierung und Volksvertretung und ein für das Land ersprießliches Crgebntß erwarten lassen. Herrn von Forckenbeck zum Oberbürgermeister von Berli erfolgt sein sollte, ist nach der „National-Zeitung" unrichtig Auch ist der Stand der Sache nicht, wie einige Zeitungen glauben, der, daß die Bestätigung beschlossene Sache und nur noch nicht auSgcscrtigt wäre. Es fehlt vielmehr noch die Entscheidung des Kaisers. * * Zwölf Jahre sind verflossen, seitdem auf dein Berliner Congresse die Frage der Beseitigung der Schifffahrts hindernisse am Eisernen Thorc erörtert worden ist und auS diesen Erörterungen der Artikel 57 deS Berliner Vertrags hervorgegangcn war, welcher bestimmt, daß die für die Beseitigung der Schifffahrt-Hindernisse am Eisernen Thorr und bei den Katarakten auSzuführcnten Arbeiten Oesterreich- Ungarn übertragen werden und daß die Uferstaaten jenes TheileS des Flusses alle im Interesse der Ausführung dieser Arbeiten erforderlichen Erleichterungen zu bieten haben werden Man kennt die Schwierigkeiten, welche zu überwinden waren, bis die Inangriffnahme der bezüglichen Arbeiten ermöglicht wurde. Nun erst werden dieselben in Fluß gebracht und in wenigen Tagen wird mit ihnen begonnen werten. Nach den der „Kreuzzeitung" zugehenden Berichten wird der Beginn dieser Arbeiten von einer Feier begleitet sein, an welcher sich die Vertreter Oesterreich-Ungarns und der erwähnten Uferstaate» bctheiligen werden Seitens Ungarn- wird der ungarische ^>antelSini»ister Baroß erscheinen, seiten- der öster reichischen Reich-Hälfte derHantelSministerMarqui-Bacquehem und al- Vertreter drr gemeinsamen österreichisch-ungarischen Regierung wird der SectionSchef deS Ministerium- des Acußercn, Herr v. Szögyeny-Marich, drr Feier anwohncn. Serbien wird durch Herrn Gruitsch vertreten sein. Wer eiten- der rumänischen und bulgarischen Regierung an drr Feier theilnehmen wird, ist noch nicht bekannt. Allein eS unterliegt keinem Zweifel, daß mit dieser Feier eine Zu- ammenknnft von Ministern der erwähnten Staaten verbunden ein wird. Der Beginn der Arbeiten am Eisernen Thore erhält hierdurch ein besonders feierliche- Gepräge. In Wien und Pest ist von dort der Glaube verbreitet, daß bei diesen! Anlasse auch Besprechungen der dort zusammentrcffenden Minister über verschiedene, die Interessen ihrer Staaten be treffende wirthschaftliche Angelegenheiten stattftnden werden. Es bleibt abzuwarten, ob die bezüglichen Angaben, die darauf hindeuten, daß eS sich Um förmliche Confercnzen handeln dürste, richtig seien. Daß indessen dir Zusammenkunft der erwähnten Persönlichkeiten jedenfalls zu einem Gedanken austausche über die verschiedenen Angelegenheiten führen werde, versteht sich Wohl von selbst. * Aus Rußland wird der „Kölnischen Zeitung" ge schrieben: Deutsche Ingenieur« hatten der russischen Regierung Pläne vor- clegt für die Herstellung einer Wasserstraße zwischen Rußland und ein westlichen Europa vermittelst Canalverbindung zwischen Dnicster, Weichsel, Elbe und Oder. Die Vorschläge sollen nunmehr al- verfrüht zurückaewiesen worden sein, mit der Begründung, daß »nächst die Weichsel und der Dnteslcr geregelt werden müßlrn. — Lon Kowei nach Tombrowtka wird aus Veranlassung des Kriegs- Ministers eine Eisenbahn erbaut. Sie dient nämlich dem strate gischen Zweck, die Grenze mit der Weichselbab i zu verbinden. Ein Theil der 126 Werst langen Linie ist bereits scrttgorstellt. Die zum Bau erforderlichen Summen sind nusgeworfen. Für den Güter verkehr ist die neue Bahnstrecke insofern nutzbar, al- sie die Polessie« bahnen mit den südwestlichen Linie» verbindet. — Mit besonderer Genugthuung verzeichnen die „VeterSb. Wied." eine Reih« vou An- Zeichen für eine Besserung der russtsch-japauischrn Be- jirhuugen, unter Andern, sei einzelnen russischen Unternehmern gestattet worden, in Japan ihre THLtigkeit zu entfalten. So un- eigennützig, «vir da- Blatt behauptet, sind übrigen» die Bemühungen um die Gunst det Mikado vou Seiten Rußland» nicht, denn eS gehört zu den Erfordernissen der russischen Politik in Asien, mit Japan aus gutem Fuße zu stehen. In der PeterSbarger Gesellschaft wird noch immer ei» otschensall au» der Zeit der Anwesenheit Kaiser il Helm'» besprochen. Bekanntlich wohnte Kaiser Wilhelm am 18. August dem Feiertage de» Lelb-Gardn-egimenis Preobraschen»ki bei. anläßlich dessen ein Frühstück stattfand, bei welchem der Zar wir alljährlich die Vesuudheit Kaiser Franz Joseph'» auSbrachtr, dessen Geburtstog auf diesen Tag fällt. Diesmal trank der Zar wächst die Gesundheit seine« kaiserlichen Gaste- und der deutschen rmee und endet« mit einem Hurrah, in welche« alle Auweseuden einstimmten. In gleicher Weise verlies der Spruch, welchen Kaiser Wilhelm auf den Zar und die russische Armee ausbrachte. Auch hier riesen alle Hurrah, wobei jedesmal die betreffende National- Hymne gespielt wurde. Nun brachte Kaiser Alexander daS Wohl de- österreichischen Kaiser» aus; die österreichisch« Nationalhymne wurde gespielt, aber — unter allseitigem Schweigen der Anwesenden. Der Zar setzte sich dann sofort, und alle Gäste folgten diesem Beispiele; doch wollen Augenzeugen gesehen haben, daß Kaiser Wilhelm und der österreichische Botschafter Graf Wolkenstein einige Augenblicke stehen blieben und sich ebenso verwundert wie verständnißvoll ansahcn. * AuS Rom, 11. September, wird der „Politischen Correspondenz" geschrieben: Die Preßfehde zwischen den italienischen und französischen Organen der öffentlichen Meinung, welch« sich anläßlich der unter- blicbenen Thetlnahmc des Königs Humbert an der Feierlichkeit der Stapellassung der „Sardegna" in Spezzia entspannen hatte, ist nun verstummt; die Heftigkeit der Sprache, welche in den beiderseitigen Auslassungen geführt wurde, war »ine so große, daß die Erregung in Italien noch nachzittert. Jedenfalls bietet diese Episode «inen neuerlichen Beweis, daß trotz der zwischen beiden Regierungen im osffctellen Verkehre bestehenden correcien, ja cor- dialen Beziehungen das Berhältniß zwischen Italien und Frankreich noch immer ein gespanntes bleibt. Die italienische Regierung ist sich ihrerseits bewußt, Alle- gethan zu haben, um jeden Zweifel an ihrem aufrichtigen Wunsche, mit der Nachbar - Republik freundliche Be- ziedungen zu unterhalten, zu bannen; sie hat namentlich aus ökono- mischein Gebiete, vielleicht sogar unter Schädigung der eigenen Interessen, da« größte Entgegenkommen bewiesen, ohne daß dasselbe bisher seiten» Frankreichs eine Erwiderung fand; von der Richtung ihrer auswärtigen Politik wird sich Italien aber durch das Nebel- wollen Frankreichs nicht abdrängcn lassen, daS gestatten die vitalen Interessen des Landes nicht, welche hierfür die einzige Richtschnur bilden, und die versuche, Italien von dem Dreibunde abwcndiy zu machen, müssen daher, wie sie bisher sich als vergebliche erwiesen haben, auch in Zukunst als aussichtslos bezeichnet werden. Am allerwenigsten ist aber ein derartiges Resultat von kleinlichen Nergeleien zu erhoffen. Wenn man beispielsweise in Frankreich ge- glaubt hatte, durch die svstematische Verhetzung deS französischen CapitalS gegen die italienischen Staatswerthe irgend welchen Ein- druck zu machen, so hat man sich Inicht nur vollständig getäuscht, sondern auch den eigenen Finanzkreiscn allein beträchtlichen Schaden zugefügt, welche heute dieselben Werthe, die sie zu den gedrücktesten Coursen veräußerten, zu bedeutend höherem Preise wieder zu er werben sich veranlaßt sehen. Mit welchen Waffen die radikale Presse daS ihr so verhasste Oesterreich-Ungarn bekäinpft, davon liefert folgender Vorfall einen neuen markanten Beweis: In den letzten Tagen machte näm- lich in der radikalen, Oesterreich-Ungarn feindselig gesinnten Presse die Nachricht die Runde, daß ein Oberst der italienischen Armee, welcher eine Dame bi- ConnonS begleitet habe, dort von der öster reichischen Gendarmerie verhaftet, sehr unfreundlich behandelt und unter Escorte zu Fuß, wie eia Verbrecher, bis an die italienische Grenze transporttrt worden sei, und es wurden natürlich an diese, auch telegraphisch verbreitete Nachricht die feindseligsten Commcn- tare und Ausfälle gegen Oesterreich-Ungarn geknüpft. Nun stellt sich aber heraus, daß an dieser mit großer Entschiedenheit und ge- nauen Details verbreiteten Nachricht auch nicht ein wahres Wort sei, und daß man eS hier mit einer kvlonalen Lüge und Verleum dung zu thun hat. Eine Sache, welck-e sich solcher Mittel zur Be- kämpfung ihrer politischen Gegner bedient, kann keine gute sei», leider gehören aber derlei Waffen, deren sich die rodicale und irrc- dentistttche Partei in Italien bedient, zu den gewöhnlichen und bei nahe stets gebrauchten. Der Minister.Präsident CriSpi hat die Einladung der Stadt Florenz zu einem großen, ihm zu Ehren zu veranstaltenden Banket angenommen und wird bei vieler Gelegenheit eine politische Rede halten, welcher mau begreiflicherweise allgemein mit großer Spannung eatgegensieht. * Sehr bewegt und bezeichnend für den den katholischen Socialcongreß in Lüttich beherrschenden Geist gestaltete sich die Morgensitzung vom Donnerstag. Das deutsche EentrumSmitglied Bachem batte den Antrag eingebrachl: „Der sociale Eongreß in Lüttich pflichtet der greßniütbigcn Anregung der Berliner Consercnr bei, obschon die von dieser Conferenz angenommenen Wünsche nur als erster Schritt in der Frage des internationalen Schutze» der Arbeiter angcsebcn werden. Der Congreß ladet die Negierungen ein, die Gesetz-
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