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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189007206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-07
- Tag1890-07-20
- Monat1890-07
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1890
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4744 -> Bares« zu vertanschen. — Iharl»« La«,»,,,,, b« »»rinnt, französische Wagner-Capellmeisier, wird währen« der nächste« Spiel- zeit eine umfangreiche Loncertreis« dnrch Belgien und Holland unternehmen. Lamoureui und fein« Künftlerschaar erhalten von dem Unternehmer Herrn Dchürmann lOOOO Frei, für jeden Abend. Da« erste Loncert findet in Amsterdam statt; die Reise de« aut 120 Künstlern bestehenden Orchester« von Pari» nach der holländi- schen Hauptstadt «rsolat mittelst Sonderzuaes. — Frl. Artner, di« neue Soubrette her Wiener Hospper, wird ihre Stellung an der- selben al» RegtmentStochter autrrlea. tleber die photomechanischen Druckverfahren. Vsrtr«, de» Herr« Echnly-Henekr au» verlt» 1« Lentschr» Vuch«L«dlrrhau». Dt« Leitung unsere« „Buchgewerbe-Mnseum»" eakwickelt fort dauernd eine rührige, musterhafte Thätigkeit tu der Nutzbarmachung der Schätz« diese« Museum«, und r« ist da« sür eine Stadt, wo da« Buchgeweebltchr eine solche Rolle spielt wie in Leipzig, vom höchsten Werthe. Kaum ist die Gutenberg-Au-slellung geschlossen, so wurde auch schon wieder eine Reihe belehrender Borträge eingerichtet in Anlehnung an eine reichhaltige, dem Museum einverleibte, im Wesent lichen LerLiberalitätderBerstnerReichSdruckerei zu dankend« Sammlung von Platten und Abzügen zur Erläuterung der jetzt so überaus wichtigen photomechanischen Reproductiontversahren für Illustrationen. Die Leitung des Museum« war so glücklich, für diese Borträge einen der gewiegtesten Fachmänner der Gegenwart aus diesem Gebiete, Herrn D. Schultz-Henck«, Docenten an der Königliche«» Technischen Hochschule zu Charlottenburg-Berlin, zu gewinnen. In einem ersten Bortrag, über welchen schon berichtet wurde, hatte derselbe an der Hand zahlreicher erläuternder Demonstrationen eine trefflich« Ueber- sicht über die verschiedenen photographische» Processe gegeben, besonder« über die Herstellungsweisen der sogenannten positiven Papierabzüge, sowie über d«e verschiedenen Anweudnugea der Photograph«« in Kunst und Wissenschaft. In einem sich hier anschließenden zweiten, am Abend de» 12. Juni ebensall« im neuen Saale de« Deutschen Buchhändlerhauses abgeyaltkuea Bortrage verbreitet« sich nun Herr Schultz-Hencke über die verschiedenen photomechanischen Druckverfahren, die für den illustrativen Iheil des Buchgewerbe« rin« ganz un- gewöhnliche Bedeutung gewonnen haben. Der Bortraa wurde wieder durch zahlreiche Demonstrationen dem Verständnisse nahergebracht, und soweit dies thunlitb, durch die wirkliche AuSsuhruna der sür Herstellung der Reproductionen nöthigen Bor nahmen und Handgriffe. Da« photographische Negativbild, wie e« im ersten Bortrage geschildert worden war, bildet den Au«gangS- punct aller dieser Pressendruckdersahren. Kurz sei hier daran er- innert, daß aus einem solchen, gewöhnlich aus einer Glasplatte erzeugten Negativbild« all» Lichtparsten de« Original« erscheinen, in den tiefsten Schatten ganz undurchsichtig, alle Schatlenpartien dagegen hell, ja dir tiefsten Schatten sogar ganz durchsichtig geblieben sind. Handelt es sich um kein Halbtononginal, sondern um eine einfache Strichzeichnung schwarz aus weih, so erscheint der weihe Papiergrund auf der negativen Glasplatte ganz undurchsichtig, die schwarzen Striche aber erscheinen aus ihr hell durchsichtig ausgespaN. Das Hauptmaterial sür Herstellung der Druckplatten «st der aereiiügte Leim, die sogenannte Gelatine, die wie aller Leim in kaltem Wasser ausquillt, in Heiken, sich auflöst und beim Erkalten wieder zu einer Gallerte erstarrt, die endlich wieder hart kintrocknet. Setzt man dem Leime eine Auslösung de» bekannten gelbrothen Salze«, teS auch doppcltchromsauren Kali genannten KaliumbichromateS zu, so behält e« die Leimlösung und die erstarrte Gallerte die gelbrothr Karbe nur im Dunkeln: in« Lichte särbt sich die Lcimschicht, aus Papier, GlaS ausgegossen, bald brau» und wird dabei zugleich in Heiken» Wasser unlöslich. Dies« Lichtempfindlichkeit der Chromarlatine und die tiefgreifenden Veränderungen, welch« sie durch Belichtung erlkidet, sind nun in verschiedener Weise zur Erzeugung von Druckplatten nutzbar gemacht worden. Man kann dazu einmal benutzen den Verlust der Fähigkeit bei Befeuchtung aufzuquellen, sodann auch den Verlust der Auslösbarkeit durch Heike« Wasser. Legt man z. B. ein mit Ehromgelatine einsesttg überzogenes trockene« Papierblatt unter «ine photographische negative Strich. Zeichnung und setzt es dem Licht au», so^wird der gelbe Grund unter den durchsichtigen Strichen de» Regal,vö gebräunt. Beseuchtet man sodann da» Blatt, so quellen nur die unveränderten gelben Partien aus und die gebräunten Striche bleiben trocken. Wal»« man sodann d«S Papier mit fetter Schwärze ein, so nehmen nur die trocken gebliebenen braunen Linien die fettige Schwärze an, nicht aber der gelb gebliebene feuchte Grund de« Papiere« dazwischen Achnliches Ihut der Lithograph, wenn er einen Stein mit fetter Schwärz« einwalzt, den er befeuchtet hatte, nachdem er eine Zeichnung oder Schrist «nit fetter schwarzer Tusche daraus gebracht hatte. Beim Befeuchten bleiben nur die Striche der Zeichnung oder Schrift trocken und nur diese trockenen Stellen nehmen dann auch die Korbe der Schwärzwo'ze an Quetscht inan nun das oben beschriebene Ehromgelatineblatt mit der schwarzen fettigen Zeichnung aus einen reinen lithographischen Stein, so liberträgt sich da» fette Cchwärzebild aus diesen; er nimint dann ebensall«, wenn man ihn nach Befeuchtung rinwalzt, nur an den Strichen der Zeichnung die schwarze Karbe an und kann wie» gewöhnlich zum Druck »«wendet werden. E« ist dies daun der Lichtsteindrock (die Photolithographie). Ganz ähnlich wie die lithographischen Kalksteinplatten verhalten sich aber auch polirte Zinkplatteo und man kann das auf Photo chemischem Wege erzeugte Bild von dem Lhroinaelatinepapirr ebenso wie aus Stein auf Zink übertragen und von diesem drucken. Man nennt da« Verfahre» dann Pbotozinkograpbie lLichtzinkdruckl. Die »er schieden» Benetzbarkeit belichteter und unbelichteter Ehromgelatine durch Wasser giebt aber auch noch Veranlassung zu einem dritte»» Verfahren. Begießt man nämlich eine dicke Glasplatte mit einer Chromgelalineschlcht und trocknet diese im Dunkeln in horizontaler Lage bei erhöhter Demperatur und belichtet sie dann unter einem sogenannten Halbtonnegativ, wie es eben der Photograph bei seinen Ausnahmen erhält, so erhält man rin braune« Halbtonbild aus gelbem Grunde mit tiefer Bräunung in den tiefsten Schatten und schwächerer in den Halbschatten. Beseuchtet man dann di« Platte, so nimmt sie nur in den gelb aebliebenen Lichten Wasser an, in den tiefen Schatten gar keine«, in den Halbschatten mehr oder weniger, je nach dem Grade der Bräunung. Die Schwärzeannahme beim Einwalzen richtet sich nun nach dem Grad» der Feuchtigkeit der Stellen und der Druck von einer solchen Platte ist der Licht- teinidruck oder gewöhnlich sogenannte Lichtdruck. Man kann auch bei Strichzeichnungen das photographische Glasnegaliv selbst aus der Bildseite »nit dünner Chroingelatineschicht überziehen und nach dem Trocknen von der Rückseite, d. i. von der Glassettr, belichten. An den Stellen der durchsichtigen Striche dringt dann die Lichtwirkung bald durch dir Leimjchicht dnrch und diese kann dann nach dem Be feuchten und Einwalzen zum Druck benutzt werden. ES ist dir« der Licblgla-druck oder Negativdruck. Von oll' den beschriebenen Flachdruck» erfahren unterscheiden sich nun zunächst wesentlich die Hochdruckver'sahren. Ebenso nämlich wie die Ztnkplatte, nachdem, wie schon beschrieben, rin Schwärzebild aus sie übertragen wurde, sich zu einem Flachdruck verwenden läßt, kann hieraus rin Bi hdruckversahren gründen. Stäubt mau nämlich da« klebrige Schwärzebild mit ASphaltpulver ein, so bleibt diese« an den klebrigen Schwärzeslellen hasten und kann durchEnvärmen derZinkplatte ausgeschmolzen weiden. Uebcrgiekt man die Platte dann mit Salpetersäure, so löst diese da« Zink an den unbedeckten Stellen auf, die durch den Asphalt geschützte Zeichnung bleibt hoch stehen und die Platte kann wie jede andere Hochdruckplatte zum Drucken in der Buchdruckerpresse verwendet werden. Da«Versohren hat man bi» jetzt Chemigraphie, Phototypie, Zinkographie, Zink Hochdruck genannt. Am correctesten würde man eS wohl als Lichtslrichhochdruck bezeichnen. Der AOphalt giebt übrigen« Anlab zu noch einem anderen Licht- druckversahren. Er besitzt nämlich, ähnlich wie die Ehromgelatine, die Eigenschaft, durch Belichtung in dünner Schicht, in seinen ge wöhnlichen Lösungsmitteln (Terpentinöl, Benzin, Chloroform) unlö« lich zu werden. Uederzieht man nun eine Ziukplatle mit dünner ASphaltschicht und copirt darauf im Lichte ein Strichnegativ, so wird der Asphalt unter den durchsichtigen Strichen des Negativs unauflöslich und es bleibt daher bei Behandlung der Platte mit Benzin ,c. die A-phaltzeichnung auf ihr stehe». In Salpetersäure werden daher auch hier die Linienbildstellen durch der» Asphalt ge schützt, und die Zeichnung bleibt erhaben stehe», während der Grund daneben sich vertieft, so daß die Platte wieder als Hochdruckplatte benutzt werden kann. Dill man nicht blas Strichzeichnungen, sondern Halbton bilder vervielfältigen, so muh mau die Schwärzen der Schatten und Halbschatten in einzeln« Strich« oder Punkte auflösen. Dies geschiedt schon während der photographischen Ausnahme, indem man da« Bild durch ein feine« Netz oder ein« mit seinem undurchsichtigen Korn bedeckte Glasplatte aufutmmt. Das gewouueue Negativ zeigt nun dir sogenannten gebrochene» Töne und kaau nach dem Chrom- gelatine- oder Asvhaltversahren zur Herstellung der Hochdruck- vlatte diene». Da« Verfahren ist unter der Bezeichnung „Auto typle" bekannt. Neben den Flqch- nnd Hochdruckarte« ist nun als dritte Druck art noch der Tiesdrnckfktr die Kupserdruckprrsse zu erwähne« Di« Grundlage dieser Verfahren bildet das positiv« photographisch« l >kg««»t» »b«r Ivhlstzkltz, welches nenn erhält, wenn man «kn legale» auf riarr durch Tuschzusatz geschwärzte» Lhromaelatine- chicht auf Papier copirt. Unter den tu» Negativ durchsichtigen Schatte» wird di« schwarz« Leimschicht unlöslich uud giebt oie Schatten de« Bildet, wenn beim Einlegen in Heikes vaster durch Auslöseu an alle» übrigen Stellen der weiß« Papiergrund zum Lorschetn kommt. Erzeugt mo» «i» solche« Pigmentbild anstatt aus Papier auf einer Kupserplatt», so stehen di« schwarzen Luschltnieu erhöht auf der Platte und aiimnt mau von dieser einen galvauischeu Abdruck, so sind sie auf diesem vertieft, gerade al« wenn sie vom Stichel des Kupferstecher« tu die Platt« emgegrabea wäre». Das Drucken mit solcher Platte neuut man Heliographie. Nimmt mau oustatt eines Strichnegativ- «in Halbtonnegativ, so bildet da« auf einer Kupferplatte damit erzeugte Pigmentpositiv ein abgestuste« Relief, <n welchem die Schatten am höchsten, die Halb- töur weniger hoch stehen und di« Lichter durch die Metallsläche selbst gebildet werden. Preßt mau dies Relief hydraulisch ln Blei ab, seht da« Blei dann mit Gelatine au» und quetscht aus diese ein Natt Papier, so erscheint da« Bild aus dem Papiere. E« giebt dte« deu nicht mehr gebräuchlichen Woodburydruck. Au- diesem ent wickelte Goupil in Paris sein Photogravüreverfahre», in- dein er die vertiefte Form mit setter Schwärze aus der Kupfer- druckprrsse abdruckte, jedoch, damit die Schwärzte hastete, der Gelatine rinsteS GlaSpulver oder Pulver von Offa sepia zuletzte und von diesem gerauhten Gelatinerelies ein Galvano mit gerauhten» die Druckerschwärze annehmenden Berttefungea erhielt. Bei der jetzt sogenanten Heliogravüre oder Photoaravüre erzeugt inan zunächst ein Pigmenlpojitiv auf Gta» (Diapositiv), von diesem wieder ein Pigmcnlnegativ auf Papier, über- trägt dies aus eine Kupserplatt« nnd Mit dieselbe mit Eisenchlorid. Dies greift zuerst die blanken, die Schatten bildenden Metall- lellen an und vertieft sie, später erst die durch mehr oder minder tarke Gelatineschicht gedeckten Hatbtöae. So erhalte» dann beim Einwalzei» die tiesstcn Schatten die meiste Schwärze, die Halbtöne entsprechend weniger. Auch hier wird zur Rauhung der Druckflächen die polirte Platte vorher mit Asphaltpulver eingestäubt und dieses vorsichtig angejchrnolzen. Durch den Schutz dieser ASphalttörnchen wird die Platte beim Artzen rauh und körnig und zum Festhalten der Schwärze geschickt. Zum Schluffe erläuterte der Vortragende auch noch da« der Chromolithographie analoge Verfahren beim „Farbendruck". Stet« wird hier von dem Originale eine bestimmte Anzahl Negative aus photographischem Wege hergestellt. Das eine davon wird, sei es nun zum Farbe»lichtdruck, Farbenlichtkupserdruck oder zu einem anderen photomechanischen Verfahren in dt« sogenannte „Zeichen- druckplatt«" sür die Hauptumriss« nnd den Grundton des Bildes nmgewandelt. Aus den anderen wird durch eine Deckfarbe alles un. durchsichtig gemacht, bi- auf die Stellen, welch« später eine der er örderlichen Farben drucken sollen, so daß beim darauffolgenden Copiren, z. B. ans eine Lichtdrnckplatte, Platten erhalten werden, welche, mit der bestimmte» Farbe eingewalzt, nur an den betreffenden Stellen die Farben annehmen und abdruaen. Lauter Beifall der zahlreich versammelten Zuhörerschaft belohnte auch diesmal den lichtvollen Vortrag. Ganz besondere Anerkennung verdient aber auch die Leitung de- Buchgewerbe-MuseumS für die Einrichtung solcher reiche Anregung gewährenden Vorträge. Adolf Weiske. Aunjt-Vereln. * Reu ausgestellt sind: im Eingangssaale eine Sammlung von 52 Aquarellen und Zeichnungen neuerer Meister; ferner im Vor- trogSsaale: „Der Königssee" von Jos. Schoyerer in München, „Tölz" von Ferdinand Lesenbure in München, „Geduldsprobe" und „Landschaft" von Edwards, „Großvaters Pfeife" und „Erd- beersncherin" von A. Snaga in München, „Enten" von Julius Scheuerer in München, „Nach dem Regen" von Ludwig Will- roider in München, Bildniß des s Leipziger Professors Franz Delitzsch von Georg Schwcnck in Leipzig, „St. Fortunats" in Venedig von Peter von Eleven in Mailand, „Sternblumen" von Jos. Zenisek in München, eine Zeichnung „Der Herr Bürger- Meister' von Eduard Ärützner in München, „Campagna", Aquarelle von Edgar Meyer in Berlin, „Große Wäsche" von -j- OScar Pletsch. Ausgestellt bleiben: eine „Marine" von H. W. Mesdag im Haag, „Unter der alten Eiche" von Rudolf Schuster in Dresden, fünf Aquarellen, Leipziger Slraßentyprn dar- stellend, von si Adolph Neumann, „Mänade", Oel gemälde von Arnold Böcklin in Zürich-Hottingen, „Brunnen Nymphen" von Julius Naue, „Am Strande von Amalfi" von Franz Schrcyer in Dresden, ein weibliches Bildniß von Leon Pohle in Dresden, ein weibliches Bitdniß von Ludol Berworner in Dresden, „D»r Achensee" von I. Schoyerer in München, ein Aquarell von Ezulo Eroli in Rom, ein weib- liches Bildniß vonGottfried Hofer in München, „Eine Mond- schkinlandschast" von Wilhelm Lichtrnheld in München, Bon ptasiischen Werken: »ine Mormorcovie, Köpfchen in der Kirche S. Francesco zu Florenz, nach Tonatello von Gabrielto Palombo in Florenz, eine Büste de« verstorbenen Leipziger Professors Franz Tetitzsch von Arthur Trebst in Leipzig eine in Gips modellirtr Gruppe „Bismarck, Moltke und Rvoir von Joseph Kasssack in Berlin. Allgemeine Luchdrnckerversammlung. * Leipzig, 19. Juli Gestern Abend wurde im Saale des Krystallpalastes eine allgemeine Versammlung der Buchdruckcrgchilsen abgedaiten, welche ziemlich zahlreich besucht und beider Herr Schoeps at« Vorsitzender thätia war. In der Versammlung kam, nachdem einige geschäftlich» Mittheilungen gemacht worden waren, eine An gklegenhcit zur Sprache, welch» nicht allein, wie die Debatte gestern bewies, in den Kreisen ber Gehilfenschaft letzter Zeit viel Staub auigewtrbelt hatte, sondern die auch in oeu Kreisen der Principale mannigfaches Interesse erweckte. Nach den gestrigen Darlegungen lag der Fall so, daß zwei Setzer der Ossicin von Metzger L Wittig hiersetbst sich nicht an dem vor Kurzem dort gestierten Geschäst-iubitäum betheistgt hatten, ob wohl sie seitens der Principalität dazu eingeladen worden waren Daraus hatten die Lhess den beiden genannten Mitarbeitern frei- gestellt, sich anderweit Arbeit zu suchen, gleichzeitig aber hinzugesügt, daß sie so lange bei der Firma in Lohn und Brod stehen könnten, bi- sich eine anderweite passendere Stellung für sie gesunden hätte Die damit betraute Commission der Leipziger Gehistenschast hatte die« al« eine Maßregelung der beide» Gehilfe» an- erkannt und erhalten dieselbe demzufolge di« für Gemaßregette aus dem Sammelsonds der Gehilfen bestimmten Gelder. Allein seitens der überwiegenden Mehrzahl der Gehilfen der Ossicin von Metzger L Witt,g war beschlossen worden, Protest gegen die von der Commission ouSgesprocheaen Maßregelungen zu erheben und hatte sich die gestrige Versammlung damit zu befassen Nachdem der Vorsitzende den Standpunkt der Commission ge- kennzeichnet, sprach sich Herr Go löstet» wiederholt dahin aus, die Beiden seien freiwillig gegangen und nicht aemaßregelt worden Herr Potleader bestritt die- ebenfalls unter längeren Darlegungen während Herr Braun« das Vorgehen der beiden Fachgenosse» in schärferer Tonart als unberechtigte Demonstration htnstellte, zu der nur zuviel „Feiasühlerri" den Impuls gegeben habe. Herr Schumann bezeichnet den Fall al« neu in der Leipziger Gehilfen bewegung, es liegt in dem Vorgehr» der beiden Gehilsen ein. Per letzung de- Recht-aefiihls, die um so vrrwnnderlicher sei, als die Ossicin von Metzger L Wittig jederzeit eine Freistatt, eine Tarifstutze sür die Gehtisenschost gewesen sei. Der Redner verurtheilte die Provo- cation aus das Entschiedenst». Zur Sach« sprachen dann noch die Herren Vollender, Sichler Gotdstein, Brauns, Krtgrnspan, Schumann re., woran die Versammlung mit Ma,orität beschloß, daß die Maßregelung der beiden Leute anerkannt werde. An- den weiteren Gegenständen der Tagesordnung ist noch der letztere von allgemeinem Interesse, da es sich hier dann» handelt, wie sich die Leipziger Buchdrucker-Gehilsenschast zu der für Leipzig geplanten Gewerkschafts-Cartelcommission stellt Allgemein sprach man sich dahin auS, daß sich di« Buchdrucker nicht von dieser Larlelcommiffion ausschstrßrn dürsten, woraus man eine dahingehend« Resolution anaahu» und die Wahl zweier Vertreter sür diese Com Mission vollzog. Schluß der Sitzung gegen Mitternacht. Lebe» sich gedeihlicher entsalte« I«», nnter tze» stärkende* Aufent halt der armen Kleine» draußen tn der weiten herrliche» Ratnr. Wer es noch nicht wüßte, welch« Bedeutung di« Feriencolonie» haben, der sollte nur di« dankbare» Blick« der Kinder beobachten, wenn der Tag der Abreise erschienen ist. Welcher Jubel, welch ein Leben! Wie rötheu sich im Wiederschein der Freud« di« sonst so blassen, von Blutarmnth nur allzu beredte- Zenguiß ablegendru Wangen der Kleinen. Und wenn sie den Staub der hastenden Großstadt von ihren Füßen geschüttelt haben und unter treusorgender Führung bergauf bergab sich ergehen oder sich gesund baden, dann lehr über den Colonirn die Sonne eine- Ideales, ohne welches das Menschengeschlecht durch sich selbst verkümmern müßt«, die Sonne der allwaltenden Barmherzigkeit, dann erfüllt sich von Neuem das bedeutungsvolle Wort: „Die Liebe höret nimmer ans." Schon vor längerer Zeit, am 21. Juni, konnten 25 der berück- ichtigten Mädchen aus 4 Wochen »ach Grünhaide entsendet werden. Diese sind nun zurückgekehrt, und am heutigen Tage gingen abermals 50 Mädchen aus 4 Wochen nach genanntem Colonieorte ab. Weiter gingen am heutigen Tage, so west zunächst die Ge- birgSort« in Betracht kommen, 28 Mädchen nach Oberpsannen- stiel, 28 nach Hammrrbrücke, 28 nach Grünbach und 27 nach Lber- tützengrün — die letzteren nur aus 3 Wochen. Im Ganzen sind demnach 186 Mädchen nach dem Vogtland« in diesem Jahre gewandert. WaS die berücksichtigte» Knaben aabetrifft, so reiste» am heutigen Tage 25 nach Friedrich-grün, 28 nach Rautenkranz, 28 nach Hundshübel, 26 nach Rauth und 26 nach Oberpfannenstiel ab — sämmtliche auf 3 Wochen. Am 18. August wird dann eine Colonie von 26 Knaben aus 4 Wochen noch nach dem Colonieort Grünhaide gehen, so daß insgesammt 159 Knaben die vogtländischeu Colonieorte aussuchen. Nach Sootbädern gehen 3 Tolouieu Mädchen, uud zwar in einer Anzahl von 20 heute auf 4 Wochen »ach KSsrn, m einer Anzahl von 18 am übrrmorglgen Tage ans 4 Wochen nach Franken- Hausen und in einer Anzahl von 25 am 18. August auf 4 Wochen nach Türrenberg. — Bon berücksichtigten Knaben gingen heute 27 aus 4 Wochen »ach Dürrenberg. In 4 Stadtcolonien wurden 100 Mädchen und in S Stadt- coloiiien 75 Knaben untergebracht. Bon den 349 inSgcsammt ausgesendeten Mädchen gingen dem- nach 186 nach 7 GebirgScolonien, 63 noch 3 Soolbädern und 100 nach 4 Stadtcolonien, während von den 261 berücksichtigten Knaben lütt in 6 GebirgScolonien, 27 in ein» Soolbadcolome und 75 in 3 Stadtcolonien untergebracht wurden. TaS Gesa mmtresul tat der diesjährigen Feriencolouien- bcwcgung stellt sich demnach wie folgt: 13 Gebtrgscvlonten mit 345 Kinder», 4 Sootbädcrcolonien mit 90 Kindern und 7 Stadt colonien mit l75 Kindern — in Summa 6lO Kinder. Gewiß ein hochcrsreuliches Zahlenbitd dcr diesjährigen Ferien- colvnien. Lader nnd Sommerfrischen. * Als ein neues Wanderziel ist der große Dolmar bei Meiningen rühiulichst zu erwähnen, welcher sich seit Eröffnung des freundlich eingerichteten Gast- und LogirhauscS mit guter, billig r Verpflegung schon eines großen Zuspruchs zu erfreuen hat. Der Berg, mit dem Beinamen „Rigi des Thüringer Waldes" trcjscnd bezeichnet, bietet ein herrliche« Panorama. Nicht nur bis zu den Vorhaben Güttingens und Böhmens und weit nach Ober, und Uiiterfrauken hinein reicht die Fernsicht, sodaß fast sämmtliche mitteldeutschen Gebirge sichtbar sind — daS Panorama wird auch durch die reiche Abwechselung dcr Landschaft nach Flachland, niedrigen Höhen, Kuppen und hohen Gebirgszügen sehr anziehend. Nament lich fesselt der Anblick des den Norden und Osten einnehmenden Thüringer WaldeS, ein großes Amphitheater von Bergen mit dem lichten Grün dcr Buchen- und dem duftigen Blau der dunklen Tannenwaldnnge» und mit den hervorleuchtenden Ortschaften und Platten. Ter Gipset des DolmarS wird auf der Werrabahn am beste» von der reizenden Residenzstadt Meiningen auS, auf der preußischen Staatsdahn dagegen von Bahnstation Rohr auS in 2 Stunden leicht erreicht. ID Karlsbad, 18. Juli. Ferdinand, Fürst von Bulgarien, reist nach einem dreiwöchentlichen Aufenthalte kommenden Montag, de» 21., von hier nach Wien ab und begiebt sich von dort am l. August nach Sofia. — Heute tras zum längeren Cnrgebrauch Lord Loudondcery, der frühere Bicekönig von Irland, hier ein, sür den 21. d. ist die Ankunst dcS General« Guzman Bianca, Präsident dcr Republik Venezuela, angem.Idet. In Folge der anhaltend schlechte» Witterung ist in den letzten Tagen in der Fremdensrequenz eine kleine Stockung eingetrctcn, die sich aber heute bereit» gehoben, denn die wieder vier Blätter enthaltende Curliste verzeichnet an bisher zur Cur cingelroiscnen Gästen 16 641 Parteien mit 22 122 Personen. Nach hierher gelangten Meldungen trifft in der zweiten Halste des Monats Angistl König Milan von Serbien bestimmt zum längeren Aufenthalt hier ein. Im verflossenen Herbste war König Milan durch vier Wochen in Karlsbad anwesend. Besonders stark in dcr heurigen Saison ist Rußland, England und Aincrila vertreten, namentlich letztere«. Bon den in den letzten Tagen Eingetroffenen sind zu nennen: Stephan Terenin, Geueralmayor und Adelsmarschall aus Kasan, Nr. Arcderik Salomon v. Nierop, Director der Amsterdamer Bank, Sir James William Ckelten mit Gemahlin und Tochter, nebst Colonel W. Pkilpotto mit Tochter aus London, Saadi Pascha, Geiierat-Adjiltanl des Sultans auS Konstantinopel, Fürst Wilhelm Radziivill aus St. Petersburg, Gras von Blome, k. k. Geheimralh aus Wien, Gras Jacques de BryaS auS Pari» rc. In dem nächst Karlsbad reizend gelegenen und stark besuchten Curortc Gießhubl-Puchstein, hat der Besitzer desselben, der kaiserliche Ralh Heinnch von Maltoni, mit einem Kostenaufwande von 42 000 fl. eine neue Trinkhalle erbauen lassen, die vor einigen Tagen cingcwciht wurde. Feriencolonie». ' Leipzig, 19. Juli. In großem Umfang« bat auch in diesem Jahre, Dank per in Leipzig heimischen Menschenliebe, das Werk btt Keriencotonien gefördert werden können, und am heutigen Tage, an welchem der Auszug der meisten bedürftigen Kinder noch den ozon- reichen Waldaebieten, «ach den Stätten erfolgte, wo die Lust rein und ni,verfälscht genossen werben kann, trat da» Werk wieder in seiner ganzen drrrlichen Vrdenkung in die Erscheinung. Wer «er- möchte zu schildern, welcher Segen dnrch die Feriencoloaten für di« Entwickelung Heranwachsender Geschlechter erwächst, welch« Füll« »au Gute Gnelle. * Leipzig, 19. Juli. Von den gegenwärtig in der „Guten Quelle" auslretenden Spceialitäten sind das Pichler-Trio und di« deutich-dänische Soubrette Frl. Agnes Thompsea neu für daS Ensemble gewonnen worden. Di« erstgenannte Künstlertrnpp», aus zwei Damen und einem Herrn bestehend, bringt allerhand komische «eenen zuin Vortrag in packender und der Eigenartigkeit de« Wstner Humors angepaßten Weis«, welche die bisweilen für un- allzu drastische Mimik bedingt. Ein Paar erste Wiener Duettisten sind Frau Franzi und Herr Heinrich Pichler, welche eine Serie von originellen und unterhaltenden Duetten auf Lager haben, von denen sie allabendlich mehrere zum Ergötzen des Publicums anssühren. Eine fesche Jodlerin und Tiroler Lieder und Watzersängerin mit einer äußerst kräftigen und vollen Stimme ist Frl. Bron«, die mit einer Stimmgewalt jodelt, welche einer Almneri», die ihrem Buan aus den Bergen zuruft, alle Ehre machen würde. Aber auch die ernsteren Lieder bewältigt sie mit vielem Geschick und findet dafür gleichfalls reichen Beifall. Ebenso stellt Herr Pichler als Solist vollständig seinen Mann. Mit nie versagender Komik ausgestattet, giebt er seinen Couplets eine specifisch Wiene rische Färbung und erzielt damit in allen Fällen den gewünschten Applaus. Frl. Agnes Thompsen singt ihre dänischen und deut schen Lieder sehr gesällig und munter, ihre hübsch« Erscheinung wird durch elegante, gut gewählte Toiletten noch gehoben. Seit Monaten schon unterhält dcr süddeutsche Humorist Herr Bachu» Jacoby mit seinem reichhaltigen Repertoire da« Quellenpubticum auf das Beste, so daß e« nie »lüde wird, ihm nach jedem seiner Vorträge znzujubcln Mag er al« Bauernbursche un« dir immensen Kenntnisse voriührrn, die er auf der Landsberger Akademie gesammelt, oder uns den Morgen a» einem Bauerndoseschildern, oder schließlich eine seiner Geschichten au« dem Alten Testament in jüdischem Dialect zum Besten geben, immer sind seine Borträge von einem Alles bezwingenden Humor. Reben ihm ist al« unbestrittener Liebling Fräulein Elsa Pernrr zu nennen die, so oft sic vor die Lampen tritt, immer aus stürmischen Bestall sür ihre Couplet« und Lieder, die sie packend und schneidig wie keine Zweit« porzulragcn weiß, rechnen darf. Das Lrchestertrio (Herren Rühle, Linduer und Schreiber) bringt die ihm zusallcnden Nummern in gewohnter vortrefflicher Weise zur Ausführung. Herr Schreiber erweist sich nach ledcr Richtung hin als feinsinniger und tüchtiger Begleiter. Sport. * Die Allaemelur Radsahrrr-Unioa feiert vom 9. bis 12. August d. I. ihren V. Longreß in Bayerns Hauptstadt. Di« Snmpalhien, die der kerndeutschen, echt sportliche» Grundsätze» »nd Bestrebungen huldigenden Berrinianng von alle» Setten entgegen, gebracht werden, habe» ihren Krönungspnnct t» der Lhrenspend« «r. königl. Hodeit de» Prinzen Luitpold von Bayern erhalten. Dieser LönigSpreis ist eia ziemlich großer »ud schwerer, reich in Silber getriebener und ornamentirter Henkelpokal, der anf 4 tn BläUkNvindnngrn anslauseaden Füßen ruht, «elche wieder mit einem schalenförmigen Untertheil verbunden, den eigentlichen Sockel bilden. Ter Pokal selbst, im Barockstil gehalten, zeigt in der Mitte ein ovnle« Schild «kt der «dmn», „Ehrenpreis Sr. königl. Hoheit de« llrinzen Luitpold von Bayer» zum V. Longreß der Allgemeine» Radsahrrr-Unioa" auf einem getriebenen Ausbau von Blättern»», düngen ruhend, umgeben von Lorbeerblättern und Blüthra. Sine chneckensörmig getriebene Ausbauchung noch einer Seite giebt dem Ganzen ein schwunghafte« Ansehen. Den Abschluß bildet ein kuppel- artiger, mit Blatt- und Blumenwerk gekrönter Deckel, der beweglich an einem ebenso reich verzierten Henkel angebracht ist. — Anläßlich dieses Festes finden am Sonntag, den 10. August, folgend« Rennen tatt: MeisterschaftLrenneil aus dem Hochrad, Sicherheitszweirad und Dreirad, ferner ein Hochradsahren und eia solches mit Vorgabe, ein SicherheitSzweiradfahren und ein solche» mit Vorgabe, ein Dreirad- ahrea und «in Zweisitzradsahren. — Auch wird bei dieser Gelegen- heit da« Lonsulat München di« Einweihung seines Banuer» vornehmen. Gerichtsverhandlungen. >Dut,ltch«» Laatzgertcht. Fcrtenstraskammer 0. * Leipzig, 19. Juli. I. Am 5. Februar d. I. kam die am II.August 1864 in Plania tn Oberschlesien geborene Handarbeiterin Clara Marianna verrhel. Zurko ssky zum Standesbeamten M. in Tcubcn und bat um das Aufgebot mit dem Handarbeiter Kochot. Da ihre ! laviere anscheinend in Ordnung waren, so brachte der Standes- beamte daS Aufgebot in Teuben zum Aushang und schickte ein zweite» nach Großschirma, wo die Zurkvsskq srüher gewohnt halte. Bon dort erhielt er aber den Rath, er möchte doch einmal Nachsehen, ob dir Papiere der ZurkofSky richtig wären, da dies« bereits vor Jahresfrist auf dem Standesamt m Großschirma daS Aufgebot beantragt habe, al- man ihr aber bedeutete, sie müsse erst die Papiere beibringrn, sei sie nicht wieder gekommen. Herr M. sah sich nun die Urkunden noch einmal genauer an und fand, daß die von der lurkossky producirte Todesurkund« ihre- Manne« gefälscht sei. er lud die Zurkossky vor, und alS diese leugnete, die Urkunde gefälscht zu haben, brachte er die Angelegenheit bei der Amtshaupt- Mannschaft Grimma zur Anzeige. Die angestellten Erörterungen ergaben nun, daß die Zurkossky die Todesurkunde ihres Vaters in der Weise verfälscht hatte, daß sie den Namen ihres Vaters und ihrer Mutter, sowie das Alter des Ersten» ausradirte und an deren Stellen Namen und Alter ihres Mannes und ihren eigenen Namen ctzte. Sie giebt in der Hauptverhandlung die Thatsache der Fälschung zu, behauptet aber, sie selbst habe die Manipulationen mit der Urkunde nicht ausgeführt, dies habe vielmehr in ihrem Austrage ein Junge gethan, dem sie dafür 50 -H gegeben habe. Ihr Mann habe sie vor 5 Jahren heimlich verlassen, wo er jetzt leb« und ob er überhaupt noch lebe, wisse sie nicht. Der Gerichtshof verurtheilte die noch unbestrafte Zurkossky wegen Urkundenfälschung und versuchten Betruges zu 4 Monaten Gesüngniß. H. Einer Urkundenfälschung und eines versuchten Betrüge«, wie ie gegenüber der hiesigen Lrtskrankcncasse gar nicht selten vorzu- kommen pflegen, hat sich dcr im August 1855 geborene, zwei Mal wegen Betruges und Unterschlagung vorbestrafte Glasergehilse Johanne« Paul Waitzmann aus Teuben schuldig gemacht. Um ich 12 Krankengeld, auf das er keinen Anspruch hatte, zu »er- chasfen, füllte W. Anfang März d. I. einen sür Erwerbsunfähige bestimmten Coupon aus und zwar so, daß er nach Ausweis desselben vom 24. Februar bi« zum 1. März erwerbsunfähig gewesen wäre, und unterzeichnet« den Coupon mit vr. Klinkhaedr. Aus dem Bureau dcr Ort-kranlencasse wurde jedoch die Fälschung erkannt und Waitzmann zur Anzeige gebracht. Wegen schwerer Urkunden- älschung in ideeller Concurrenz mit versuchtem Betrug wurde der Angeklagte unter Annahme mildernder Umstände zu zwei Monaten Gesängniß verurthcilt, indem man in Rücksicht zog, daß sich der Angeklagte in Noth befunden habe. III. Die Handarbeiter Friedrich Karl Wesse, geboren am 13. April 1872 in Altstadt - Borna, und Friedrich Emil Karl Krann ich, geboren am 12. Tecember 1872 i» Borna, Beide zwei Mal wegen Eigenthumsvergehe» vorbestraft, stahlen im Februar und März d. I. z» zwei verschiedenen Malen aus dem sogenannten alten Beamtenhause des Segen-Gottesschachtes in Boawitz dem Kohlcnwertspächler D. gehöriges altes Eisen im Gcsammtwerlh von 3 .äk, Krannich allein noch ein drittes Mal 60 Pfund im Werthe von liO Fenier stahlen Beide gemeinschaftlich im März 1890 ebenfalls zu zwei verschiedenen Malen aus der Hausflur der Mühle des MühlenbesitzerS G. in Borna je '/, Scheffel Korn, welche- sie sür je 7 .«i an den Productenhändlcr H. verkauften. Ten Erlös theiltcn sie unter sich. Am 7. April entwendeten sie einen dem Kürjchnermeistcr Sch. gehörigen Fischreusen, um da. mit zu fischen, ließen ihn aber nachmals im Wasser 'orstchwimmca. Endlich machten sie sich noch einer Sachbeschädigung chuldig, indem sie in der Nacht zum 27. April eine dcr Stadt Borna gehörige, vor der Stadtbrauerei stehende Radekarre muthwillig zertrümmerten. Das Urtheil lautete sür Weise aus 9 Monate, sür Krannich. welcher das achtzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet hat, aus 4 Monate Gesängniß. IV. Der Ziegclarbetter Eduard Albert Pohl, geboren am 2. August 1860 in Dittersbachs bet Landshut, erhielt am 15. März dieses Jahres von der verw. P. in Liebertwolkwitz, welche sür ihren Hund Futter brauchte, 70 ^ um ihr dasselbe zu besorgen. Pohl bezahlte aber da» Hundefutter nicht, sondern ließ cs für die P. auf- schreiben und verbrauchte di« 70 ^ sür sich. Am nächsten Tag entwendete er dann seiner Logiswirthin, dcr verchel. Fl., ein Paar Plüschschuh« im Werthe von 4 aus einem unverschlossenen Commodcnkasten, um damit aus Nimmerwiedersehen zu verschwinden, Pohl ist bereits drei Mal wegen Einenthiim-'vcrgehen vorbestraft, »4 hatten daher bei ihm die Bestimmungen über Rücksallsdicbstahl An wendung zu finden. Unter Aiinahnie mitderuder Umstände wurde er zu 3 Monaten 1 Tag Gesängniß verurlheilt. V. Der ebenfalls drei Mal wegen Diebstahls vorbestrafte Hand- arbeitcr Franz Theodor Müller, geboren am 1. September 1862 in Maschwitz, war vom 1. bi» 8. Teceinber vorigen Jahres beim Gutsbesitzer Ki. in Colditz in Dienst. In dieser Zeit stahl er, und zwar nach seiner Angabe aus ein Mal, au« der unverschlossenen Wagenremise eine Stoffweste, eia Paar Schlittschuhe, einen ledernen Tabaksbeutel, zwei Pseiscnrohre und einen hölzernen Pseifenkops im Gesaminlwerth von 2'/, .sl Müller behauplel, er habe die Sachen nur zu vorübergehendem Gebrauche und in der Absicht genommen, sie später wieder zurückzubringeu. Ter Gerichtshof matz jedoch dieser Angabe keinen Glauben bei und verurtheilte Pohl wegen Rückfalls- Diebstahl unter Annahme mildernder Umstände zu 6 Monaten Ge- fängntß und 2 Jahren Ehrverlust. Der Gerichishos bestand aus den Herren Landgericht-räthen Adam (Präsid), Leonhardt II., Barsran, Assessor Bolkmann und Professor vr. Schmid. Die Anklage führte Herr Staats« anwalrschasts-Assessor B runst. r, Dresden, 19. Juli. Da» Verbrechen der KindesauS- setzung — 8- 221 deS Reichsstrasgesetzbuches — führte heute die aus Schlesien aebürtige 21 Jahre alte Ticnstmagd Marie Thercste Johanne Persike vor die IV. Ferienstraskammer. Die Angeklagte gebar am 30. April d. I. im königl. Entbindungsinstitut hier zum zweiten Male nnd war aus die Erziehung des Kindes, eine« Knaben, ganz allein angewiesen. Sie kennt nicht einmal den Vater desselbcn. Nach der Entbindung gab die P. das Kind nach Herm-dorf tn die Pflege und sie selbst wandte sich nach Chemnitz, um dort eine Stellung als Amme anzunehmen. Unfähig »u einer solchen kehrte die P. nach Dresden zurück und erhielt inzwischen von der Ziehmutter briefliche Aufforderung, das Kind wcgzuhoten. Am 8. Juni (Sonntags) ging denn auch die von allen Mitteln entblößte Angeklagte hinaus nach Hermsdors, und nach Dresden znrückgekehrt, legte sie ihr Kind Abends in der 10. Stunde abseits von der Folkenstraße zin- weit eine« Babnwärterhause« in eia hohes Kornfeld, woraus sie ihrer Wege ging. Da« hilflose Wesen machte sich bald daraus durch laule« Schreien bemerkbar, und ein Kutscher brachte das Kind al-bald in Sicherheit, indem er e» bet dem Gemeindeamt im Dorfe Plauen ablieserte. Tie am übernächsten Tage ermittelte Mutter wurde zu 9 Monaten Gesängniß verurthcilt. — Einen Verhängnis,, vollen Steinwurf führte der 20jährige polnische Dienstknecbt Joseph Adam Wilschurka am Abend de« 9. Mai aus. W. diente damat« bei dem Gutsbesitzer Töacl in Gorlnitz bei Dohna und saß zu der erwähnten Zeit mit noch zwei anderen Personen vor dem Gut« seine- Dienftherrn. Als der Flcischergesellr Jäckel mit noa, einem Handivcrksburschen aus der Straße vorbeipassirte, kam es zu einem Wortwechsel; Witschurka folgte Beiden und streckte schlickst«, nachdem er schon einmal grworsen, Jäckel mit einem Stein be- sinnung«lo< zu Boden. Da Verlebt« trog eine Fractnr am Schädel davon, die hoffentlich aber ohne schlimme Folgen bleibt. Der An- geklc gt« wurde zu 1 Jahr 6 Monaten Gesängniß vanrtheilt. Zoologischer Garten. * MißIrene, dir schöne katowirte Amerikanerin, ist, wie vorauszusehrn war, auch in unserer Stadt mit einem Male zu einer SrhrnSwiirdigkeit ersten Ranges geworden. Bereit» in den wenigen Tagen ihre» Hiersein« hat sie den Besuch zablreichrr Damen und Herren, und zwar au» den besten Kreisen unserer Stadl, empsangen, die mit Erstaune»
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