Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189007293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900729
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-07
- Tag1890-07-29
- Monat1890-07
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1890
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
M-Nch »'/. Uhr. »nd Lr»ktM»» S>h«,^,.ff. s. -Nrntzlnnden -rr Kr-acttsn: 1»-»» Lha. Uhr. ».»« »WN»»''-»-» »er sik »t» Rn»««» a» Ptaehrataae« ÄÜ»U>» NOM»Maas. 3n -rn FUftUr, fRr 3«s.-^>n»tz«r: ktt, «KW«'» ««W». MO«» Hatz». einiger Anzeiger. Abonnement-Preis vierteljährlich 4»/, Mk. iact. Bringerlohn 5 Mk. durch di» P«p b«-»gr»üMk. Jede einzelne Stumnea 20 Pf. velegerrmplar 10 Pt. Gebühr»» für ikztrabekl age» (in Laorbtatt-Formai aesalztl »h«r PondeiSedernug 60 Mk. »tt Postdesörser««, 70 Mk. JetenUr Sasspaltrae Petifteile SO Ps. Grüß« Schritt»» la»I »ns. Pret-verzeichniß. kliheNnri scher». Ztjfrrnsny »ach höherm Tarif. Nerlemrn «chm da« N»vaett»»«sirich dt« «yespalt. 8ail»v0«.,»ord«»Famtlt»» Nachricht, u Ü» Sgespalt«, Zeit« «0 P!. «Ithnft»-, 1« »M. »G MchWPtz 1, »Ps. Organ för Politik, Localgeschichte, Handkls- nnd Geschäftsverkehr. ftave». — vtnbatt wird nicht gegeben.! Z«ht»»g pk»»nn»«e»«s»^»d« durch Post- 21«. Dienstag dm 29. Juli 1890. 81. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Aufforderung. U» dort«»« Frtttaa, Nachmittag t» der N. »ttuiv«, ist in der «ide der tzteftgenLeisntstzrtcke »«, de« Hans- arteiter Lah«»««s Gch«tdt ei« Morddersnch «a seine« Xsidri««» Vtieffoh« »rrüdt »erde«. Sine Dame im «agrsttzrri» Alter d»» >4 Lahre«, «eich« sich «it eine« 4sihri«e« Mädchen in der Mäh, drfnnden, hat »ahrnenannne«. «t« Sch«idt feine» Ltiesfahu »am La«»,««, hin««, in dn» »edLsch «ach de, Elfter »n grsahrt hat. Da der Ra«« diefer Da«, vtstzrr nndetannt ledlieden, richte ich hierdnrch das Grfnchen an die Vezrichnetr. ichlrn- mgft de« Unterzeichnete» ihre« Name« aedft Wahn««, imtjnttzetlen. Lettutg. den »8. J«N Ifttztz. Der Nntertnchungsrichtrr det« <dni«t. Landaericht. Metzer, L»G^N. Ausschreibung. Die »um Nenda» der Markts»»»»« in öechzi« licht Lieferung einer größeren Anzahl chn-eiserner A»O- bodenentMäffernnge« »nd GernchnerschiSffe soll vergeben werde». Die Bedingungen »ud das Irheittneseichnik. auf Wunsch auch di« Zeichnungen, könne» durch unsere Vanverwaltung im Bandnrea» an der Windmiitzlengafse, hier, gegen rotto- und destellgeldfrrie Einsendung von 0^0 für die Brdiiannffrn und i ^ für die Zeichnungen brzagc», h«z. taseldst erngrsehe» werden. Die Angebote find verschlossen »nd «it der Aufschrift: „Markthalle — AusthadenentAcksiernngr»" bi« zum A. Ängnst »r. vormittag« 10 Uhr im Nath» kaufe allhier, LI. Obergesch»-, Zimmer Rr. 5, porto frei einzureichr». Der Rath behält sich di« Auswahl »nter de» Bewerber» und dir Ablehnung sZmrötlicher Angebote vor. Leipzig, am 26. Juli 1880. Der Math der Stadt Se^tß. tt. 5444. vr. Lröndli». Diebstahls-Lekanntmuchuug. G,stahlen ««tz» laut hie» «swtwftr Anzrio«: 1) ei» fast uener. brmmer, gestreifter Sammgarnrmk, «lt schwarzer Bord» eingefaßt »atz wtoffhrukrl mit tzer Firma: „llrewriut-", sowie ein« getrage« schwarze Kammgarnwefte vom SO. vor. dl« 16. d. M.; 2) ein linkes hinter viertel rtnu» a»sg«schlacht»tr, M indes 62', AAo schwer, am 22. d. M.: 9) ein schmaler, massivguldener AtNg »U schwarzem btet», mit eingravirtein Ritlertops, am 2V. d. Nt.; -r) ein sogen. Rtndsbna mit vet», «». SV Kilo schwer, vom 17. dis 82. d. M.; 5) ca. 6 Liter Schnaps, eine Oaantftüt Warft, Fleisch, Käse «!>d Butter, rin Fasz neue saure Gnrte«, 50 Stück Ttgarre», rin brauner und «In gelber Handtord. ein alte« getragenes braunes Aackct und ein mit „L" gezeichnete« chnndtnch am 24. d. M.; 6) ein Paar ziemlich neue aschgrau« englische Lrderhofrn, ein Paar hellgraue Tammerstossbosen mit schwarzen Gallons, au den .iniieen Flecke etugrsedi, »ln Paar grau« englische Ledrrhofen. »ln Paar graue halbenglisch« Lederhofen» t» der Lasche ein Taschrn- mrsser mit 2 Klingen, ein Leibriemen, aez. .Finuüad", ein Paar Oolwantuffel, ein Paar halbenalische aschgraue Lederhosen, eine b'auwolle», Zfatke mit dantlen Hornknöpsen, ein alte« dunkelblanes Winterjackrt mit schwarzer Bvrdencinfassung und schwarzen Knöpfen am 25. b. M.; 7) ein leereS Nädölfah mit etserne» Reife», bla, gestrichen, mit weihen Böden, darauf die Firma: Lddlor" geschrieben, vom lg. bi« 25. d. M.-. 8) rin kleiner zweirädriger Handwagen, angestriche», mtt Kasten- ausjatz, vom 22. bi« 23. d. M.: 9> eine Rtckrl-Remontatr-Khr mft Seeunde, auf der Rückseite des Decket- kranzarttar Verzierung, im Hauern einige zerkratzte Ekelten mit anhängenber groggliedriger Rickelkette, am 18. d. M. 10s ein Paar kalbledern» Haldftlefel», gebraucht, am 25. d. M. 11) eln» silberne (stzktn»rr-Rem«ntotr-Uhr mtt Eecunde Goldrand, tm Inneren de- Deckels der Name „8ri>r. Ledütre" ein. gravirt, vom 26. znm 27. d. M. ; lL) ein schwarz lackirtrs, sehr abgenutztes Opernglas, auf der Verbindung zwischen beiden Gläsern ein ,^l" elngekritzelt und ein ziemlich neue«, schwarzes dergl. mit derauezuschraubendeu messingenen Sehrohren, vom 2b. zum 26. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen OiegenstSnbe oder über den Thätek sind ungesäumt bei unserer Criminol-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. L^pzi«, am 27. Juli 1890 Das Polt-et-Amt der Gtndt Leipzig. Bretscharider, Handelskammer Leipzig. Au« Aalah des Begräbnisse- de- weiland Vorsitzenden der Handelskammer, Herrn Generalkonsul vr. ^nr. lVnedematk bleibt d!« Kanzlei der Handelskammer heute Nachmittag geschloffen Leipzig, de» 8S. Juli 1890. Die Handelskammer. >. Thieme, stell». Vors. F. Puder, Ercr Iriheil über den deutsch-englischen Vertrag find alle Parteien in Großbritannien einig, fir wifien grnan, daß rr für Lng- aud vortheilbaft ist, und wenn dir Parnellileu gegen den Vertrag gestimmt haben, so habe» fit da« nicht au« Grgner- chaft gegen den Inhalt de« vertrage«, soadern gegen dir Regierung gelhan. Dagegen baden d,e Parkergenossrn Nladstonr S ihm diese» Mal die Heeresfolge versagt, der Präcrdenzsall, welcher ihm so folgenschwer erscheint, hat bei ihnen kein Vcrständniß gefunden, sie find der Meinung, daß eine freiwillige Abweichung von der Ausübung der Krone »kommenden Rechten noä, keinen Verzicht auf diese Rechte in sich schließt. Gladstone bat die Stellung der gegen wärtigen Regierung für weniger fest gehalten, als sie that- ächlich ist. und durch sein selbstständige« Vorgehen sich eine Abfertigung zugezogrn, unter deren Folgen er noch lange gl leiden baben wird. Da« deutsch-englische Abkomme» »st oer größte Erfolg, den da- Ministerium Sali-burh auf dem Gebiete der au«wärtiacn Politik z» verzeichnen hat, und dieser Erfolg bat erheblich zur Befestigung seiner Stellung beigetragen. Gladstonc verliert allmälig die Fühlung mit der öffentlichen Meinung. Dieser Erfolg ist aber doch nicht ohne Opfer erreicht wordrn, denn Frankreich hat die ihm günstig« Sachlage für ein« Zwecke in so au«giebiger Weise ausgebeutrt, daß Eng- and Mühe haben wird, die Ansprüche Frankreichs nicht über mächtig werden z» lassem Frankreich hat dir Anerkennung einer Gchutzherrschafl über Madaga-kar durch England und de« Rechte« erlangt, seinen Einfluß bi- an den Tschads« au«zndebnrn. Naw dem gewödnlichcn Laus der Dinge würde sich England zu solchen Zugeständnissen niemals entschlossen haben, weil sein ganze« Tvun in Afrika von dem Grund- »eLankrn beherrscht wird, daß ihm da« Eigenthum diese« Lrdlheile« allein zukomml, und daß jede Gebict-abtrrtun- an eine andere Macht eia A»i-fl»ß seine- freien Willens in. Auf diese Weise müssen die Ansprüche Frankreichs etwa m dem Sinne einer Verkleinerung seine- Deutschland gegenüber erlangten Erfolge« wirken, die französischen Ansprüche werden von dem Ertrage de« deutsch-englischen Abkommens in Abzug gebracht. Da» ist für England sebr bitter, aber es ist eine notbwendige Folge seiner vorschnellen Handlung-weise in Zan zibar ohne vorherige Verständigung mit Frankreich, di« ohne Kenotoiß des deutsch-englischen Vertrages wohl leicht zu er langen gewesen wäre. Diese Angelegenheit ist jetzt erledigt, und es bleibt jetzt e di« Frage übrig, wie sich England in dir neuen ver- Das deutsch-englische Abkommen. Die entscheidende Sitzung de« englischen Unterhauses über da« Schicksal der Helgoland-Bill hat am 25. Zuli stattge sunden, denn die gestrige dritte Lesung bat nach dem Ergeh, niß der zweiten Lesung, in welcher die Annahme der Bill mit 2<>!« gegen Kl Stimmen erfolgte, nur eine formelle Bedeu Iimg. Ter Verlauf der zweiten Lesung war nickt »ninter cssant, besonder- der Einspruck Gladstone's gegen die Befragung de- Parlament- in einer Angelegenheit, deren Entscheidung der Krone Vorbehalten sei, hat Aufsehen und Uebrrraschung verursach». Der Kanzler der Schatzkammer Goschen war in der Brrtbcidigung der Handlungsweise der Regierung nicht besonder« glücklich, denn er mußte die Berechtigung de« Glad- sionc'schcn Einwandc- vom Standvuncte der Verfassung zu- grstcben und zog sich auf den Unterschied zurück, welcher zwischen der freiwilligen Abtretung eines Gebietes in Frieden«, seilen und der »otbwendigen in Folge von Krieg«no»h besteht Harcourt gab der Absicht Gladstone« auschnnend di« richtige Deutung, als er sagte, daß die liberal« Partei die Vorrechte der .Krone nicht der Gnade de« Oberhauses überliefern wolle. E» sind überhaupt bei Gelegenheit der vcrbandlungen über die Helaoland-Bilt Kräfte in Tbätiakeit getreten, welche mit dieser Sache wenig oder nichts zu thun haben, sondern ledig lich di« Parleiinberrgru d«r England» betreffen. In dem »«stebt an« den drei nrncn Schlachtpan»«rn ,R»dvlpb", .Kaiser Franz Joseph" und .Stephani«', außerdem au« einem Larvrd». Auf dem .Franz Joseph' cvmmandirt Erzherzog Karl Stephan. * Der Reichskanzler von Eaprivi hat sich von Berlin nur hältnifle dineinsinden wird. Die Nachrichten au» Zanzibar über die Aufnahme, welche der drntsch-englische Vertrag dort acs»nden bat, sind nicht besonder« günstig für England. Dir -künde von der Einsetzung der englischen Schutzbcrrschaft soll in Zanzibar wie der Blitz au« kelteren, Himmel gewirkt und allgemeinen Unwillen erregt haben. Unter den Arabern soll eine Bewegung entstanden sein, weil sie für ihre Sclaven fürchten. Daß sich Scyid Ali äußerlich mit den Engländern auf guten Fuß setzt, ändert daran nicht«. Wenn die Zanzi- baritcn nicht in der Lage wären. Vergleichungen zwischen Engländern und Deutschen anzustellen, dann würde dir Auf regung in Zanzibar nickt bald so groß sein, da da« nun aber der Fall ist, so beklagen sie die unerwartete Wendung, welche die Dinge genommen haben. Die Deutschen sind mit den Arabern fertig geworden, c- kann aber leicht kommen, daß die Engländer sich gleichfalls genötbigt sebcn, sich mit ihnen auseinander zu setzen, und dann wird eS sich ja zeigen ob sie dieser Ausgabe gewachsen sind. Die Britisch-Oftafrika^ nischc Gesellschaft fließt gegenwärtig über von ErgcbcnhrilS- betbcuerungen für Deiistchland, von denen auch die Deutsch- Ostasrikanischc Gesellschaft ihren wohl gemessenen Antheil erhält, aber auf dcntscher Seite machen diese Freundschafts- reichen keinen Eindruck, wir wissen, wa« wir davon zu Hallen haben, »nd werden demgemäß bandeln. Nach dem Inkrafttreten de« vertrage« wird zwischen Deutschland und England in Ostafrika keinerlei Gemeinschaft bestehen, ^jeder von beiden wird seinen eigenen Weg geben. Die Engländer mögen daS Freundschaft nennen, wir baben dafür eine andere Bezeichnung. Wir wüßten auch wirklich nicht, welche Veranlassung wir hätten, mit Leuten HZand in Hand zu gehen, die un- systematisch um einen beträchtlichen 2heil unserer wohlerworbenen Rechte gebracht baden. Denn daS deutsch-englische Abkommen ist die Frucht der Wüblereien, welche Stanley und die Britisch-Ostasrikanische Gesellschaft seit langer Zeit in England betrieben haben, um die öffentliche Meinung gegen Deutschland aufzureacn und ihm Zugeständnisse abzudringen, welche rS unter regelmäßiger Entwickelung der Verhältnisse niemals gemacht hätte. Ist es nicht höchst betrübend, daß ein Mann wie Iw. Peters dem Deutschland doch den Besitz von Deutsch-Ostafrika un jwcifclbaft verdankt, sang- und klanglos nach ruhmvoller Beendigung eines mit beispielloser Kühnheit unternommenen und mit »nübertrefflicher Tbatkraft zu Ende gesübrten Zuge« in die Heimalh zurückkebrt. und daß alle seine Anstrengungen und Erfolge in der Hauptsache vergeblich waren? Auch dafür ist Stanley und die Britisch-Ostasrikanische Gesellschaft in erster Linie verantwortlich zu machen. Und trotzdem giebt eS viele Engländer, welche eS beklagen, daß Deutschland jetzt der glückliche Besitzer de- SeengebictcS in Ostafrika ist, die unS also am liebsten gänzlich a»S unserem woblerworbenen Besitz verdrängt hätten. Nun, wir werden ihnen ja zeigen, was aus solchem Besitze zu macken ist. Major v. Wissmann ist zwar gegenwärtig noch krank, aber wir hoffen, daß er nach seiner Genesung auf seinen Posten zurückkebren wird. Frhr. v. Gravenreulh blcibl auck der von ibm bisber ver tretenen Sache getreu und an I)r. Peter« haben wir gleich falls eine in jeder Hinsicht ausgezeichnet bewäbrtc Kraft, ab gesehen von der großen Anzabl von verdien len Vertretern der Dtlitsck - Ostafrikanischen Gesellschaft. Wir baben die Küste» wir haben ein au-gedebnle- fruchtbare- Land zwischen den großen Seen, welches die höchsten Anstrengungen lohnt, und unsere Art ist e» nicht, die Hände in den Schoß zu legen, wenn unS solche wichtige Aufgaben gestellt sind. Bisher batten die Engländer den Ruf, die besten Colonisten der Welt zu sein, wir wollen versuchen, ihnen diesen Ruf streitig zu machen. * Leipzig, 29. Juli. * Der österreichische Admiral Baron v. Sterne., bat vom Kaiser Wilhelm eine Einladung zu den deiuschcn Land- und Secmanvvcrn erhalten; er wirk in Kiel daS Obercommando des österreichische!, Geschwader« bei der Vorführung vor dem Kaiser übernehmen. DaS Geschwader v» nach Wilhelmshaven begeben, um dem Kaiser» welcher d«rt am 28., von seiner NortlandSreise zurückkebrend, cin- trifft, wädrend v«S ca. zwei Tage dauernden Aufenthalt« an Bord der .Hodrnzollern" Bortrag zu halten. Nach der Ab- ahrt deü Kaiser« nach Ostende und Osborne kehrt der Reichskanzler wieder nach Berlin zurück. * Frhr. von Plettenberg-Mehrum hat am l9. Juli, al« am 20jabrigcn Erinncrnna-kage der französischen Kriegserklärung, folgende« Telegramm an den Fürsten Bismarck abgcsandt: „Mehrum, 18. Juli 1890. Fürst Bismarck, Friedrick-rub. Ew. Durchlaucht, dem großen Bau meister de« Deutschen Reiche«, bringt am heutigen bedeutungs vollen EriiuierungSIage da« ebrcrvietige Äelödniß treuer An hänglichkeit Frhr v. Plettenberg-Mehrum, Borsiyendrr de« Verein« der Rbeinisckcu Eonservativen.' — Aus diese« Tele gramm ist der „Westdeutschen Zeitung" zufolge am 22. Juli 'olgende Antwort cingetrossen: „Friedrich«ruh, den 19. Juli l89». Ew. Hochwoblgrborrn und die Herren Ihre« Verein« bitte ick, für den mir an dem heutigen denkwürdigen Tage telegraphisch übermittelten Ausdruck Ihre« Wohlwollen« meinen verbindlichsten Dank entgegen zu nehmen. (aez.) v. Bismarck.' * E« finden gegenwärtig in verschiedenen preußischen Regierung«berirken Erhebungen darüber statt, ob und inwie weit die in Dienst gegebenen Schulkinder im Hanse ihrer Dienstherren sittliche» Gefahren auSgesetzt seien, so daß des halb Anordnungen zum Schutze der Dirnstkinder geboten wären Die „Magdeburger Zeitung", der diese Nachricht ent lehnt ist, nimmt an, daß eS fick dabei um eine allgemeine Verfügung de« Unterrichtsministeriums handelt. * Die Aufhebung des Welfenfond« soll nach einer Meldung der „Täglichen Rundschau" zu den nächsten gesetz geberischen Vorschlägen de« pre ußisch en StaatSMiniste rium« gebören; weiter verlautet, daß e« der Wunsch de« Minillerpräsidentcn von Eavrivi sei, den Antrag auf Fortfall deS Fonds von einer Denkschrift begleiten zu lassen, worin im Allgemeinen dargclegt werde, welchen Zwecken da- Capital diente, wie es verzinst «vurdc und welchen Veränderungen der Bestand in den einzelnen Iabren unterlag Die Verwaltung de« Welfenfond« befand und besindct sich in d«n Händen de« ReiHSkanzlcrS al» de« preußischen Ministerpräsidenten, dessen Bestimmungen laut Gesetz der Benetbeilung sowohl de« Land tag- wie der OberrechnnngSkammer sich entzogen. Der früberc Reick-kanzler batte in den letzten Jahren feiner Amtsführung den Welfenfond- in die Bcansstchtignng de- Staat-secrelair- de- Auswärtigen gestellt, und von diesem wurde der Fond« an den jetzigen Kanzler abgegeben. Die weitere Regelung dieser ganzen Angelegenheit nimmt nuumebr der preußische Finanzmiiilster in die Hand, dem auch die Verwaltung unter stellt worden ist. * Die angckündigtr neue conscrvative Zeitung soll vom l.October ab »i Berlin unlcr dem Titel: „Deutsche Warte" erscheinen; sic soll da- Motto: „Impi-rium und libvi-iiv," tragen und sich als „Tageblatt für Poliiik und Gesellschaft, geistige- »nd wirtbschaftlichcS Leben" bezeichnen. * AuS Mecklenburg-Schwerin, 25. Juli, wird der „Vossischcn Zeitung" geschrieben: Die Veerbigunq der Selbstmörder bildet den Gegenstand einer gestern erschienenen grc'iiticrzoglichen Verordnung. Aach der selben sind aus de» evangeüsch-lullierischen Ktrchbüse» de» LaiideS die Leichen von Se'.bstmc'rdern aus einem abgelvnderten Platze z» beerdigen, wenn festgcsteül ist. das, der Selbstmord im Zustande „»»- getrübter ZurechmmgmLbigkeii" an-aesührt ist. Sind AnyaitSpuncie vorhanden, daß ein Ve»i!ordener. dessen Leiche auf einem evangelisch- lutherischen Kirchhofe zu beerdigen ist, sich selbst entleibt hat, so Kat da- Amtsgericht de- LrlS die Begebung der Thal oder bei Auf findung der Leiche zu untersuchen, ob ein Selbstmord vorliegt und ob der Verstorbene b'-i Begehung desselben sich im Zustande un- getrübter Z»rech»»ng-<sahigkeit beninde» hat. Ans das Verfahren finden die Vorschrifleu der Sirasproceß42rdnnna über richterliche Unterfuchnng-Handlungen im vorbereiteten Verfahren Anwendung. Eine Beeidigung der Zeuge» ist zulüfsig, wenn dieselbe al- Vcitlel »ur Herbeiführung einer wahrheitsgemäßen Aussage erforderlich er scheint. Aus Grund der Ergebniss« der Untersuchung hat da« Amts gericht durch Beschluß feslziistellcn, ob ein Selbstmord erwiesen ist event. ob derselbe im Zustande ungetrübter ZiirechniingssSkigteit au-gesübrt ist. Einer Angabe von Gründen bedarf es hierbei nicht Der Beschluß ist der Lrtsobrigkeit de- Begräbnißort- und de,» be treffenden Geistlichen, im Falle der Kirchhof unter anderweitiger Verwaltung steht, auch der zuständigen Verwaltungsbehörde zu »»stellen Gegen den Beschluß des AmtSgerichlS steht den Auge hörigen de- Verstorbenen binnen Jahrc-frist die Beschwerde an das Landgericht zu. Diese Beschwerde hat >edoch keine aufschiebbare Wirkung. Da- Verfahren ist gebührenfrei. Die in der Beschwerde- instanz entstandenen Au-Iagen hat der Beschwerdeführer z» tragen wenn die Beschwerde verworfen wird. Die sonstigen kirchlichen Bor scbristen über die Beerdigung von Selbstmördern, sowie die Vor schriften über die Ablieferung der Leichen von Selbstmördern an die Anatomie zu Rostock werden von dieser Verordnung nicht berührt. * Wie an« Lübeck gemeldet wird, ist ein nuumebr fast 200 Jahre währender Streit zwischen Lübeck und Mecklen burg in für Lübeck günstigem Sinne z»m AuStrag gekommen Nach der Entscheidung de- Reichsgericht- ist die Oberhoheit Lübecks über die ans »iccklcirl'urgischcr Seite liegenden Travc Ufer, soweit da- UcberschwemmungSgcbiet reicht, sowie über den Dassower Sec und die Pötnitzer Wyk anerkannt worden * „DaS Borgeben de« bayerischen Ministeriums gegen die Altkatbolikcn", so lautet der Titel einer kleinen Schrift, welche der berühmte Jurist Prof. Iw. I. F v. Schulte in Bonn, selbst ein Führer der Altkatb»Iikcii, so eben (bei Emil Rotk in Gieße») beranSgegeben bat. In welchem Sinne die Broschüre gehalten ist, geht aus folgenden Worten Schutte'« hervor: „Ich halte mich wegen der Sache für berechtigt, in der denkbar schärfsten Weise und zugleich so einfach und klar zu erörtern, daß selbst jene Leier, deren Bildung unter der Leitung eines volkSschnllebrerS sich ab schloß, in den Stand gesetzt werden sollen, einzuscben, wie ein bayerischer Staat-minister sich entschlossen hat, im Hand umdrehcn eine, da- Gewissen Tausender von treuen Unter thanen de« Königs von Bavcrn tief berührende Frage mit einer Leichtigkeit und Gcmütvlichkeil auS der Welt zu schaffen, welche kaum angewcndc't würde, wenn eS sich darum gebandelt hätte, ob irgend ein provisorisch angcstcllter Subaltcrnbeaiiitcr wegen Unsäkigkeit zu entlassen sei." Inzwischen Kat da- bayerische Ministerialblatt eine Bekanntmachung veröffentlicht, in welcher mitgelhcill wird, daß die in den Dlöcesen Regens bnrg nnd Eichstädt wvharnden Altkatholiken seiten« der Staat-- regierung nicht mehr al« Mitglieder der katholischen Kirche betrachtet werden. Der Bischof von Regeusburg batte sich, wie wir wiederholen, am 8. d. M. und der Bischof von Eichstädt am l9. d. M. mittelst Indicatschreiben der Er klärung der übrigen bayrischen Bischöfe vrtreff« der Au- 'chließung der Altkatholiken an« der Papstkirche angeschlosscn. * Wie un« ein Privattelegramm au« München meldet, ist binsichtlich der jüngsten sensationellen Meldung au» der klerikalen Presse, daß Stanffcnbrrg einen Rcchnung-scblcr von N Millionen im Eilenbabnetat übersehen dadd, Folgendes zu bemerken: Ei» Rechnung-fehler epistirt nicht, dagegen ein Druckfehler, betreffend 5 Millionen Nachweisungen zum Etat, doch stimmt jede Zifftr, auch wurde jener Druckfehler vor der ülatbcratbung in der Abgeordnetenkammer beiden Referenten regierungsseitig bekannt gegeben. Gegen die Urheber der bös willigen Behaitplung ist Untersuchung eingeleitct worden. » o « * Die Faulheit und Lässigkeit der gewählten ComitatS- beamtenschaft Ungarn« entspringt zum guten Tbeilc dem Uebelstande, daß der Comitatchcs in der Regel den die Wahl beherrschenden Cliquen entnommen wird, welcher natürlich den Schützlingen seiner Verwandten und Freunde das Faullcnzen nicht sonderlich verargt. Man kann sich daher den Schrecken der Beamtenschaft de« Liptauer ComitatS verstellen, al« die Nachricht von der Ernennung einer i» ganzen Comitate unbekannten Persönlichkeit zum Obergrspan eiutras. Während die Liptauer, znm bösen Spiele gute Miene machend, über Empfangsfeierlichkeiten brrietben, war der neue zroßartige Obergrspan in aller Stille ringcttossen und in einem Galt- >csc abgcstiegcn Hätte der Hotelier nicht ein Einsebe» gcbabt und daS Incognito de« dochmögenden Herrn nicht »och recht eitig verratben, wer weiß, was dann der Obergrspan bei einem ersten Rundgange durch die Amtsstube» erlebt batte. Der durch einen Eilboten benachrichtigte Bicegespan trommelte eine Untergebene» zusammen und so fand der ncue'Lber ge span, wie ungarische Blätter berichten, bei seinem vor mittägigen Besuch im ComitatShause — schon manchen Schreib tisch besetzt * Aus Petersburg, 26. Juli, wird un- geschrieben: Der „Now. Wremja" zufolge wird der Kaiser Wilbelm in der Nacht zum 5 August an Bord der Nacht „Hobcnzollcrn" in Rußland einlresfen. Der Hobe Gast soll in Reval landen und sich mit der Bahn nach Narwa, dem Hauptquartier der manöverirendcn Truppen deS KraSnoje-Sselo-Lager-, weiter beheben. Mit dem 7. August beginnt der Zurmkmarsch der Truppen nach KraSnoje-Eselo, wo da« Manöver am 12. August mit einer großen Revue enden soll. Nack Been digung der Manöver »nd einem kurzen Aufcnlhatt in Pcter- hvs wird der deutsche Kaiser daS russische Reick verlassen. * An den großen Hcrbstübungcn anläßlich der An wesenheit Kaiser Wilbelm'S in Sti Petcrsüurg wird auch die Flotte Theil nehme» und Kronstadt eine wichtige Nolle spielen. Der Oberbefehlshaber Grosisürst Wladimir, dem die oberste Leitung der Ucbimgcn ziisällt, bat si b dieser Tage nach Kronstadt begeben, um die Bcrlbcitigung-wcrke der starken Secfcslung zu besichtigen. ^ In seiner Bereitung befanden fick die beiden commandirendcn Generale de- Gavde- und ersten ArmceeorpS, General-Adjutant Mani'ci »nd General Lieutenant Danilow, die wahrend der Ucbungcu gegeneinander befehligen werden. * A»S Alben werden folgende Einzelheiten gemeldet: Drop der großen Freude, welche dn- frode Ereignis, allen Mit gliedern der königlichen Familie bereite, Halle, ries dai'clve doch auch inanche Sorge für da» kronprinzliche Paar wach. Die .Kaiserin Friedrich hatte es übernommen, kür den kleinen Priinen nicht nur die Au-slener, sondern auch zwei Ammen an- Pommern mit- zubringen. C- mußte daher in aller Lite eine proviivri'chc Wiege beschafft werden, während die Kaiserin eine reich vergoldete Wiege an- London milbringt, welche die Königin Victoria eigen für de» Prinzen hatte ansertigen lasten. Auch die kleinen Wäscheüücke wnrdcn eiligst in einigen Athener Geschäften gekauft: die Frage be »ügUch der Amme aber konnte mir schwer eine Lösung erhallen Die Kronprinzessin erklärte, diese- Amt selbst übernelm.en zu wölb wogegen jedoch die Aerzte prvtestirten. Aber obgleich inan ball eine lnnge Fra» von der Insel Naxos als eine geeignete Ernährerin gesunden Holle, so wollte man doch erst die Entscheidung des König alnvarlen, zumal sich der Zustand der Kronprinzessin in der Nacht z»m Montag verschlimmerte. Im Lause des Montag- trat ledoch wieder eine Besserung ein, so daß die Aerzte Abend- ein zufriedenstellende- Bulletin au-geben konnten, lieber den kleinen Prinzen selbst sind bereit- nngezählte Anekdoten im Umlauf. Di Landleute, welche ilm, da er aus dem Lande geboren, iosort für sich in Anspruch nakinen, legten ihm den Namen „Midiani" <d. b der Liebling de- Landvolkes) bei. In Athen wollte man sofort wi'ien. rr werde den Namen „GuilelmoS" erhalten. Die Gcbiiltshrlsen!'. Fra» Eckardt. erklärte Allen, die in§ Schloß käme», der Heim Prinz habe blonde Haare und sei da« getreue Abbild seiner Mulle'. während die iiiäniilichen Kritiker eine ersichtliche Aehiilichkeit in. dem Kronprinzen Konstantin seststellen zu können glaubte». Alb aber waren darüber einig, daß der Prinz ein durchaus und wohl ciilwickelteS Knäblein sei. Auch i» Berliner Hofkreisrn sollen seit einigen Tuge» ernstere Besorgnisse wegen des Befindens der Kronprinzessi:! herrschen. Tem „Börscn-Courier" wird darüber Folgende geschrieben: Nichtig ist, daß Professor OlShansrn, der Ehe? der Berliner Universitätsklinik kür Frauenleiden, telegraphisch nach Athe» berufen wurde »nd am Freitag dorthin »dreiste. Aber gerade die Berus»» de- berühmten Berliner Arzte-, der doch erst nach niedreren Tagen kintrefse» kau», laßt daraus schließen, daß irgend eine »»mittelbare Geiabr für die fürstliche Wöchnerin nicht vnrliegt, »nd da'; eben nur zänliche Fürsorge einen Cpeeialarzt von großem Nus an da» Belt der leidenden Fra» beruft. * Die Pariser „Vanterne" bat eine St Petersburger Depesche de« Inhalts veröffentlicht, Gras Schuwalow bäte sich dahin acäußert, daß der Kaiser Wilbelm ernstlick Lust habe, Pari« zu besuchen. InlcS Eimen babe bei seinem Aufenlbatte in Berlin dem Kaiser die Versicherung ertbeilt, die Franzosen würden ibm einen böslickcn Empsang bereiten Jules Limen läßt darauf in den Blättern »nvcr züglick den auf ilm selbst bezüglichen Tbcil dieser Mittbeilung in Abrede stellen nnd erklärt, eS sei zwischen dem Kaiser und ibm von einem kaiserlichen Besuch in Pari« gar nickt die Rede gewesen. * Aus London, 2.7. Juli, wird der „Politischen Corrc spondenz" geschrieben: Der Füdrer der radikalen Unionisten-Partel. Mr Ebamber- lai», wird sich in einigen lagen in einer Miffion der engli'ch Negierung nach New-?)ork begeben, »in die Schwüligieile» :, znlkge», welche sich betreffs des Robbenfanges «m Behring- Meere ergeben baben. Die Streitfrage, die sich um denselt',-, eatsponnen Hai, rusl noch größere Erregung hervor, als die Met-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite