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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188712254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-12
- Tag1887-12-25
- Monat1887-12
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.12.1887
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7412 die Mobilmachung in Rußland wegkd der weitet, Eritfekfltlsttztn der einzelnen Trupp:,'standorte von einander längere Zeit in Anspruch nimnil al- in Oeslerreich. der Unterschied mag viel» leicht drei Wochen betrogen, aber gerade deswegen ist aus Redensarten, die au» Rußland konnnen, um so weniger zu geben; wenn die Russen mit ihrer Ausstellung an der Grenze sertig sind, dann ist eS zu spät, um die uvthigen Gegenmaß» regeln zu ergreifen. ES ist in neuester Zeit viel von diplomatischen Lcrstän- digungSversuchcn über die bulgarische Frage die Rede gewesen, aber au» der schnell verflogenen Wirkung, welche die Ent hüllungen der ..Kölnischen Zeitung" über den Prinzen Fer» tinand von Coburg anfänglich hatten, ist ersichtlich, baß die bulgarische Frage heule nur noch eine sehr geringe Bedeutung siir sich in Anspruch nehmen kann. Wenn die russischen Truppcnansammlungen an der galizischcn Grenze mit allen idren Folgen teiuen anderen Zweck hätten» al» den Prinzen Ferdinand au» Sofia zu treiben, dann wäre Rußland auf richtig zu bedauern, daß e» sich wegen einer solchen Lappalie in so große Kosten stürzte und so bedeutende Kräfte gegen sich ausries Die russischen Blätter gestehen denn auch bereit em. daß die Entthronung de» Prinzen Ferdinand Rußland nicht zusriedenstellen könne, und e» werden bereit» Stimmen laut, welche die Räumung von Bosnien und der Herzego wina durch Oesterreich verlangen. Daß Bulgarien für Rußland nicht Ziel, sondern nur Mittel sei, um seine Muchtsphäre bi» an den Bosporus auS- zubehnen, darüber konnte von Anfang an kein Zweiscl bestehen, und wenn jetzt Rußland seine Heeressäulen vom Don bi» an die Weichsel zusaiumcnzieht. so ist c- selbstverständlich, daß diese Bewegung nicht den Sturz de» Cvburger» zum Ziel baden kann. Vielleicht wäre Rußland damals noch wenigstens äußerlich dadurch zusriedenzustellcn gewesen, als die Sendung de» General» Ernroth geplant wurde, aber die AuSsübrung derselben hätte Loch nur da-Zeichen zu weiteren Uebergrifscn Rußlands gegeben, die von Oesterreich nicht ge duldet werden konnten, wenn e» mit seiner Politik aus der Balkanhalbinsel nicht vollständig brechen wollte. Die bul garische Frage bildete von Anfang an für Rußland nur den Vorwand, um den Schlußakt de» russisch»lürk,scheu Kriege» von 1877/78. der damals in Folge eingelrctcncr Hindernisse nicht gegeben werden konnte, zur Darstellung zu bringen Weil Liese Absicht schon vor zwei Jahren erkannt wurde, de» halb wurde Rußland von Oesterreich, England und Italien Bulgarien so zäher Widerstand geleistet. Die Lage hat sich seitdem kaum geändert, ihre Gestalt ist nur allniälig klarer bervorgetretcn. Die Entwickelung dieser Angelegenheit ist des halb nicht eine solche, die von heute aus morgen plötzlich rin ankere» Wesen erhalten kann, woraus e» allein ankommt. ist. daß Rußland die Uebcrzcugung gewinnt, dem Dreibund gegenüber seine Wünsche nicht durchsetzen zu können. Ihm diese Ueberzeugung zu verschaffen, ist die Ausgabe der Politik Deutschland- und seiner Verbündeten. * » * « » Nach Mittheilungen. welche au» Pest der „Neuen Freien Presse" von hervorragender Seite geworden sind, scheint c», ivie schon vorstehend erwähnt, ziemlich sicher zu fein, daß der österreichischen Regierung über die Borschiebungen von russischen Truppen an dieWestgrenze von Peters burg au» beruhigende Ausklärungen gegeben worden sind. Diese Aufklärungen wurden spontan ertheilt und tragen auch keinen ossicicllen Charakter an sich, da eS selbstverständlich auch nicht möglich war, in Petersburg ossicielle Anfragen zu stellen. Die Borschiebung der russischen Truppen au» dem Innern nach Pole» wäre somit eine Consequenz der nach dem türkischen Kriege begonnenen Reorganisation und DiSlocation der russischen Armee gewesen und hätte durchaus keinen aggressiven, sondern lediglich den Zweck, vom baltischen bi» zum Schwarzen Meere einen militairischen Grcnzcordon zu rtabliren. Die Ausstellung des CordouS sei nun durcbgesührt und die Truvpenvcrschiebungcn daher beendigt. So sollen ungefähr die Aufklärungen gelautet haben, welche man dem öster reichischen Botschafter Grafen Wolkenstcin in Petersburg gab. und dasselbe soll auch au» Aeußerungen hcrvorgehen. welche der russische Botschafter Fürst Lobanow in Wien gesprächs weise gemacht hat. Der Umstand, daß diese Versicherungen nur ossicivS erfolgt sind. benimmt ihnen übrigens, wie die .Neue Freie Presse" meint, durchaus nickt ihren beruhigenden Werth, und ebenso ist die Erklärung willkommen, daß im diplomatischen Verkehr zwischen den Cabinete» von Wien und Petersburg sich in letzter Zeit nickt» ereignet habe. waS die geringste Veranlassung zu einer Differenz gebe» könnte. — Die oben angcdeulctcn Mittheilungen lauten: Die Nachricht des Pariser „TenipS", Rußland hätte einigen Mächten milgeiheilt, daß die Truppeii-Dislocirniige» in Polen bc» üidtgt sind, ist formell ganz gewiß unrichtig, da deraltige Mit- Iheilungen nur» üpnnto nicht üblich und keine Macht ossiciell Veran lassung hatte, eine diesbezügliche Anfrage nach Pelcisburg zu richten. Im Lüeien dürste jedoch die Miltheilung zutreffend sein, denn nach den Jnsoimaiionea der osficiellen Kreise sind in letzter Zeit keine weiteren Truppennochschübe an die russische West« grenze ersolqt, »och solche in Aussicht genommen. Sowohl die ossiciüsen Mittheilungen, die dem Grasen Wolkenstein in PeierS- bürg zu Tdcil geworden, al» auch die gesprächsweise» Aeuße- riingc» de» Fürsten Lobanow in Wien — zu ossicicllen Anfragen oder Erklärungen konnte eS nach Maßgabe der Lage di» jetzt niemals komme» — stellten eS für die maßgebenden Kreise außer allen Zweifel, daß die militairischen Bewegungen an der russischen West- grenze auoichließlich die letzten Consequenzen der unmittelbar »ach dem »»ssisch linkischen Kriege beschlossenen Organisation und Dis lokation der russische» Wehrmacht waren, deren Tendenz dahin ging, vom baltische» d,-> z»i» Schwarzen Meere eine Art von GicnzcorSon .,i> ziehe», der »ach Auffassung der russischen Militair-Autoritäten al» uurr'asiliche, nb r keineswegs aggressive Schutzniaßregel er- ichien. Diese Beisi, >u 'ge» sind »uiuiicdr vollständig beendigt, und ivenn de» womaue» ö-euiicr»»ge» der ruisöchen Bertreter im AuS- lande Glauben beizinnesscii ist, jo sollen dieselben auch keinerlei Ford lehmig erfahre». Wtc überhaupt in dem Wctlslreite der Militair »lächle jede Maßregel, batte auch diese zur Folge, daß sowohl Deuiichland als auch Oesterreich-Ungar» genäihigt waren. daS »liliiairiiche Gleichgewicht an der Grenze wenigstens tbeilweise her zultellcn. ES soll sich ledoch, wie uns Mit größter Bestimmtheit und ohne jeden Rückhalt veisichert wird, im diplomntiichen Verkehre der Cabinete auch nicht die geringste Veranlass»»» oder Differenz ergeben baden, welche ernstere Complicalwncn al- mvilili ober wahrlch inlich erscheinen ließe» mit der ein zigen Auonalime des UinliandcS, daß die öffentliche Meinung in Rußland über die Ersolglosigkcit des letzte» Kriege» und seiner Opfer täglich erbitterter wird. An maßgebender Stelle laßt man sich in dieser Anijassiing von dem KricgSlärm in der so geuanrten inspirirten Presse nicht irremachen, zumal man dort lest Überzeugt ist, baß niemals srüber ein so srevelhailer und leichtfertiger Schwindel unter angeblich ossiciöser Flagge betrieben worden ist, wie in diesen lagen, und daß die Motive diese» Treiben» nicht immer die lautersten gewesen. UeberbicS seien auch im Publicum die bedauerlichsten Verwirrungen wahrnehmbar in Unterscheidung dessen, welche Knndgebuoge» Anspruch aus Beachtung erheben können und welche Eigenbau der betreffenden Redaktionen sind, die nur äußerst selten wirklich mit Inspirationen ver sehen werden. Die in hiesigen, namentlich oppositionelle» Kreisen ausgetauchte Bermuthunq, daß Oesterreich Ungarn seinen Standpunkt in der Orient-Aroge insbesondere bezüglich des bulgarische« ProaleoiS geändert hätte, entbehrt jeder Begründung. Ja den letzten Wiener Coaserenzen wurde die bulgarische Frage mit keinem Wort« erwähnt, da eS sich in den Eonicrenzen ausschließlich um finanzielle und militairische Angelegenheiten bandelte. Ebenso ivenig war jemals von einer bejoaderen Mission nach PcterS» borg die Rede, da für solche keine Nolbweiidigkeit, ja nicht einmal die Möglichkeit vorlag; denn es muß wiederholt betont werde», daß im Berkehre zwischen dem Wiener und Petersburger Cabinete seit vielen Monate» »ich« die leitesle Trübung eingetretea ist. Senn die bulgarische Frage, wie e< den Anschein hat, demnächst aus di« Tagesordnung gelangen sollte, so ist die Verhandlung und Behandlung derselben durch de» Berliner Vertrag von selbst gegeben, und 1 ist die Möglichkeit keineswegs ausgeschlossen, daß in eine» vorgeichrtttenrren Stadium der Sache abermals eine collec- tive Form der Verhandlung der Signatarmichte gewählt wird, obgleich ei» diesbezüglicher Antrag l»S jetzt von keiner Seite gestellt oder ta Aussicht genommen »arde. Man glanbte in sjkeflgt» maßgebenden Kreisen für setzt VS» «Ke« Anfang« a» krstt« ernst: Eomvlicalion und wurde in d>esem Glaube» darch die letzten Ereignisse nicht wantend gemacht, wrS jedoch nicht hindern konnte, alle miiitairiicheu Lousrqucnzen aus der russischen Reorganisation und der damit zusammenhängenden DiSlocation zu ziehen. Die Verschiedenheit der Angaben über die Höhe des der gemeinsamen Regierung gewährte» Vorschusses ist der beste Beweis dasür, daß eine ossicielle beglaubigte Mitiheilunz hierüber nicht erfolgte. mit ihren Hebel» au» 1!ripzisi. 25. December 1887. * Die Presse hat bereit» vor dem Feste WeibnacktSbetracktungen begonnen. Wir denselben de» folgenden Artikel der „Na tioaalliberale» Corresponbenz" hervor. Da» Blatt schreibt: ES ist keine absonderlich freudige Stimmung, welche unser Volk in diesem Jahr« dem WeihnochtSseste eotgegenbringt. Ueber Europa und seinen einflußreichen Staaten liegt eia dumpfer Druck, u»d Handel und Wandel leiden auter der immer bestimmter aus- tretenden Meinung, daß sich eia Ausweg a»S den Wirren der Gegenwart nur mit dem Radicalmittel eine- Kriege- finden lasse. Nicht Wunder nehmen darf eS, wenn die andauernden Beunruhigungen, wie sie seit Jahren von den Völkern im Osten und Westen ausgeben, endlich auch bei un» eia gewisse- Echo sanken und nicht mehr mit der gleichen Kaltblütigkeit wie früher ausgenommen werden. Staat und Volk in Deutschland haben überzeugend dargethan. daß da» neugeschaffen», einheitliche Reich nur den Frieden erstrebt und gewillt ist. ibn iogar mit eigenen Opfern aufrecht zu erhalten. Unser greiser Ka-ser hat diesem obersten Ziel seine volle Tbätigkeit gewidmet und »st ist eS ihm nur durch seine perjöuliche Einwirkung gelungen, die Aeiahr eine- nahe bevorstehenden Kriege- zu beschwören. Während sich die einzelnen Völker an der Hand des sich immer reger gestaltenden internationalen Weltverkehr» fester und fester aneinander schließen, bat anderseits daS RalioualitätSprinciv eine Mauer errichte», welche fast uaübersteigbar erscheint. Deuljchtand Hot in einem ruhmreichen Kample seine nationale Einheit unb damit die ihm seit lange gebührende Weltmachlstellung errangen, doch der von ihm rechtlich gewonnene Vortheil wird von den andern Mächten, welche früher mehr im Vordergründe standen, nur widerwillig aner kannt uud mit allen erlaubten und unerlaubte» Mitteln bestritten. Man hat die Hoffnung »och nicht ausgeqeden, daS kräftige deutsche Reich in seine alle Machtlosigkeit zurücksinken zu sehen, damit das frivole Spiel vergangener Iahrhuuderle von Neuem beginne. Vor wenig Tagen bat aber nun der deutsche Reichstag, als Ber treter unsere- Volke-, bei der Verhandlung über daS Wehrgesetz be wiesen, daß wir entschlossen sind, die staatlichen und nationale» Er rungenschaften mit allen Mitteln uud Opseru zu erhalten und zu vertheidigea, daß eine große Nation nicht gewillt ist, wegen inneren Widerstreite» die wehrhaste Rüstung nach mißen zn schäbigen and zu ichwächea. Möge da» Au-kand die klare Lehre, welche ihm in den be treffende» ReichSlagSverha»dlungea ertheilt wurde, io ihrem ganzen Umsauge verstehen und sich vor jeder sal'chen Schlußfolgerung de- wahren. Man wüntcht in Deutschland den Krieg nicht, aber man fürchtet ihn anch nicht, und wird ihn auSzukämpsen wissen, falls er von unseren aimmerrastenden Gegnern leichtsinnig heraulbescknvoren werden sollt«. In Oesterreich-Ungarn scheint man sich den russischen Truppenbewegungen gegenüber sehr vorsichtig zu verhalten, und man weiß nicht, ob die verhältnismäßig sehr bescheidenen miss» tairische» Vorkehrungen Oesterreich» die russische Krieg-Partei nicht zur erneuten Aktion ermuntern. Mit den 12 Millionen Gulden, welche ta Oeslerreich zur Verfügung gestellt wurden, läßt sich nur herrlich wenig ansangen und keinesfalls eia weitausgreisender Krieg, wie er den Verhältnisse» nach ia Aussicht stände. Doch anch i» Rußland werdea die Finanzen ein sehr kräftige- Wort in die kriegerischen Gelüste bineinwersen, denn die vergeblichen Be mühungen betreffs einer Zweihundert-Millionen-Anleihe haben an der Newa selbst in weiteren Kreisen ein tiefer gebender Berständniß erschlossen. Daß die Lösung der bulgarischen Frage, auch mit starker Belonung der russischen Wünsche, sich aus friedlichem Wege erzielen lasse, unterliegt um so weniger einem Zweifel, al- sich die Diplomatie noch aus ziemlich seeundschaftlichem Fuß befinde» und sie gewiß Rußland Gelegenheit dielen wird, sich aus der Sackgasse mit Ansland derauSzuwinden. Da- einzige Opser dürste dann Ferdinand von Bulgarien sein, vielleicht noch jeine ehrgeizige Mutter Tleaientine, um deeeniwillen weder L-fterreich noch Deutschland zu den Waffen greisen werden. Sollte Rußland also eine Lösung der bulgarischen Frage nach dieser Seite wünschen, so könnte eS sich sein Rüstung-fieber ersparen und einfach e, klären, daß die Sache Bulgariens einem europäischen Cougns; zur C»t scheidung vorgelegt werde. Ob dadurch eia dauernder europäischer Friede» gewonnen würde, bleibt allerdings noch fraglich, doch dürsten sich sür» Erste die Verhältnisse immerhin günstiger stellen Wir in Deutschland werden den Verlaus mit Aufmerksamkeit und Ruhe verlolgen, wenn wir auch aufrichtig wünschen, daß die Klärung möglichst bald herbeigesührt werde. Unser Weihnacht- fest dürsten die Bulgaren nicht stören, denn wir hätte» vor ihnen noch mit manchem Unbehagen abzurechnen. Doch bei einer Feier, welche daS Herz mit freudiger Dankbarkeit begehen soll, muß man Enischlossenheil genug besitzen, dem Ungemach sür wenige Tage die Thür zu schließen. Trifft uns doch, um die Freude zu mehren, nuS San Rem» die hoffnungsreiche Nachricht, daß unser avgeliebter Kronprinz einer mögliche» Heilung entgegeugeht und wir ihn im Vollbesitz von Kcast und Gesnudhcit wieder begrüßen werden. Diese Hoffnung ist der lichte Strahl, welcher über da- WeihnachtSjest unserer deutschen Nation fällt, und an ihm wolle» wir unier Herz aufs Neue erwärmen. Die Kerzen de- TannenbaumS durchstrahle» das Hau-, Weihnachten ist ein Fest der Liebe, der Familie, uno bei seinem glänzenden Licht sollen wir der Wahrheit eingedenk sein, daß nur in der Familie jene gesunde Kcast emporwächs», e»? der man große Nationen bildet. * Der russische „RegierungSanzelger" meldet: „In der vergangenen Woche Uesen Nachrichten über Ruhestörungen in den höheren Lehranstalten von Charkow, Odessa und Kasan ein. In dem Charkow'schen teck»viogische» Iaslilul veranstalteten die Studenten eine Bcrsaminiung und ver weigerten den Behörde» den Gehorsam. Gegen 30 Studenten der Eharkower Universität verließen am 15. d. (3. a. St.) plötzlich die Auditorien und vereinigten sich nach vorheriger Abmachung aus der Straße mit einer Anzahl von Besucher» veS technologischen und Veterinär-Instituts, verübten RukcstöiNiige» und schlugen die Fenster der unteren Etage de» Universität- gcbäudeS ein. In der Odessa» Universität arrangirtcn die Studenten am 14. d. (2. a. St.) ebenfalls eine Zusammenkunft, störten die Vorlesungen und verlangten lärmend die Aushebung der bestehenden Universitätsordnung. In Kasan hielt am 16. d (4. a. St.) eine größere Anzahl Studenten der Universität und des Veterinär-Institut- lärmende Versammlungen ab, wobei die Hörer der Vorlesungen ähnliche Forderungen stellten, wie diejenigen der Odessa« Universität. In diesen drei Universitäten und in dem Eharkower technologischen Institut wurden die Vorlesungen eingestellt. Durch den Vergleich mehrerer hierbei zu Tage getretene Umstände ergicbt sich, daß bei allen dies« Unruhen Aufhetzungen übelwollender Leute mitwirkten." * König Milan ist «in großer Redner und läßt keine Gelegenheit vorüber, ohne sein Licht leuchten zu lassen. Als er am Sonntag, am Feste de» Schutzpatron» Serbien», vie Skupschtina empfing, hielt er wieder eine große Rede, in der er auch seine Ansichten über die auswärtige Politik Serbien- entwickelt«. Nach der „Neuen Freien Presse" sagte er im Wesentliche«: ES freuen ihn diese Glückiottnsche besonder» deshalb, weil er in denselben bei dem Anlässe diese» serbisch-»ationatcu Feste» der „Slava" eine Manifestation de» serbischen Rationalg-Iübl« erblicke. In dem jetzige» gefahrdrohenden Momente- in welchem Europa schwebt, sei eS vou doppeltem Rotze», diese nattoaale Individualität berverzuhrben. Sollte e» zwischen der germanischen und slawische» Idee einmal zum Kampfe kommen, so dars da» Kerbentham an demselben nicht thrilnehme», sonder» e» müsse die Rolle de» Zuschauer- spielen. Di« serbisch« Individualität könne nicht germanisirt, wohl aber slawistrt werden, und dann würde sie auch verschwinden. Man känne von dem gegenwärtigen Repräsentanten der rein nationale» Dynastie vdrroomch nicht verlangen, da» Werkzeug der flämische» Idee z» sei» — mir sür die serbische Idee batte» dir Obrenovich gelebt »nd märe» «mH für dieselbe gestorben. Er wolle de» Lraditione» seiner Familie solge», «ad die« sei da» «ehrimaiß seiner äußere» Politik. >»s die inneren Frage, über gehend. sagte der König, er stehe über de» Partrten und bade keine Voreingenommenheit weder sür die ein« noch für die andere. Sr mußte da» letzte Mal zu den radikale» Abgeordneten offen und kate gorisch sprechen »nd hoffe, daß sie ihn wohl verstanden haben. Die Batik»»« der Steaervorlaaeu sei uaumgLnglich nothwendig: er wisse, daß da» Laad große Losten »» tragen habe, aber ohne diese vpler vünke der Staat zum finanzielle» R»i» grrakhen, mid dke Mrant- Wartung würde daun ihn treffen. Er wünsche auch Resormr», jedoch nur solche, welche dem Lande wirklich zum Heile gereiche», wie zum Beispiel eia Besetz über die Organisirung der Gemeinden, zu solchen Rejormen wird er immer gern seine Zustimmung geben. Ueber die künftige Thätigkeit der Nationalversammlung käaae er sich »och kein Uriheil bilden, jedoch müsse er sein Bedauern über die Art auSdrückca, wie die Discussioa über den Vertrag mit Bulgarien geführt wurde, uud daß mau die so wichtige Angelegenheit vertagt hat. Er hoffe, die Skuplchtiao werde diesen Vertrag aauedmen, und wünsche, daß ihre Arbctten voa besserem Ei solge als bisher gekrüat sei» möge». * Au- Brüssel» 22. December, wird d« „Vossischen Zeitung" geschrieben: „In den Kreisen der Conga-Regierung, wie in den Brüsseler fachmännischen Kreisen, »st man Über da» Ausbleiben sicherer Nachrichten über Stanley — sie sehlea seit K Monaten — beunruhigt. Die vom „Reuter'schen Bureau" jetzt au» Zanzibar über Stanley gemeldeten Nach richten erscheinen hier al» sehr unsicher. Ein arabischer Bote, der au» Mittel-Aircka nach Zanzibar gekommen, aber weder am Albertsee, noch im Lande de» König» Mouanga gewesen »st. will vou arabischen Läufern gehört haben, Stanley sei in Wadeiai eingelrofsen und ein von Wadelai abgegaugener Bote, der sichere Nachrichten über Emia Bey und Stanley überbringe, werde in Ouganda sestgehaiten. Alle» DaS bedarf erst der Bestätigung. Man vermnthet hier, daß der Sultan von Zanzibar in dem Ausbleiben der Nachrichten seine Hand mit ,m Spiele hat. Tippo Tipp, den die Araber al« einen Verräthcr an ihrer Sache betrachten, steht mit den Arabern auj Kriegsfüße. Der Sultan hetzt die Araber gegen Tippo Tipp, aus den er eifersüchtig ist, aus. und so werden alle Nach- richten von den herumstreiscnden Arabern aufgesangen. Die Eongo-Regierung ist ohne jede Nachricht." * In Frankreich hat die Bewegung für die am 5. Ja nuar bevorstehenden Ersatzwahlen zum Senate begonnen. Im Ganzen werden achtzig neue Senatoren gewählt. Unter Anderem findet eine Ersatzwahl sür den General d'Anblau statt, der, in den Limousin - Witson »Skandal verwickelt, seiner Würde als Senator sür verlustig erklärt worben ist. Die Monarchisten setzen, wie aus ihren Organen erhellt, aus die Ersatzwahlen große Hoffnungen, weit die verschiedene» Parteigruppen der Linken keineswegs dahin gelangt sind, eine gemeinschastliche Liste auszustellen. Ob gleich die Senatorenwähler sich auS anderen Kategorien zu sammensetzen wie die Wähler sür die Depntirtenkammer, wird doch der Ausfall der bevorstehenden Wahlen in gewissem Maße die im Lande selbst herrschende Strömung wieverspigcln Wähler sür den Senat sind die Tepulirten der Departement», die Mitglieder der General-, sowie der ArrondissementSräthe und Deiegirte der einzelnen Gemeinden. Da diese Delegirlen aber das GroS der ScnatSiräbler bilden, läßt sich auch mit großer Wahrscheinlichkeit ein Schluß daran- ziehen, ob der jüngste Regierungswechsel und die damit im Zusammenhänge stehenden Vorgänge irgend wie den Monarchisten zu Statten gekommen sind. * Eadi Carnot lebt im Munde der Araber wie einst Napoleon. Man versichert, niemals habe ein Staat» oberhaupt eine so rasche Nolorietät in der muselmännischru Weit erlangt, als der jetzige Präsident der Republik wegen seine- Vornamen« Savi. dessen Rechtschreibung in allen per sischen und türkischen Zeitungen diSculirl wird. Vorzüglich vie Araber und Kabvlen Algeriens und Tunesiens sehen zum ersten Maie an der Spitze Frankreichs einen Man», der einen inuseiinännischen Vorname» zu einem glorreichen repubtika »ische» Namen trägt. Die Araber entnehmen daran» die Zuversicht, Carnet werde ihnen weniger als bisher Gelegen heit geben» über Ungerechtigkeiten und administrative Miß handlungen sich zu beschweren, und er werde mittelst einer auSgedebiiten Amnestie da» Herz voa drei Millionen algerischer Muselmänner zu erobern wissen. * Die irischen Gerichte fahren eifrig in der Arbeit fort, die Aufwiegler ohne Ansehen der Person zur Strafe zu ziehe». In BaUynccly (Grafschaft Limcnck) wuede am 22. bsS. der Priester Nvan zu einmonatigei» Gesängniß verurtheilt, weil er die Pachter zur Nichtbezahlung der Pachtgelder ausgercizt balle. Der höhere KleruS wendet sich mit wachsender Eulschiedenheit von dem rationalistische» Treiben ab. Auch I)r. Healy, der Coadjulcr dcö katholischen Bischofs von Elonsert, bat sich gegen die Tyrannei der Nalionalliga und die von dieser inspirirle Presse, welche dem Monsignor Pcrsico Vorschriften für dessen an de» Papst zu erstattenden Bericht machen will, ansgelchiik. In einem Schreiben an da» „Frccman'S Journal" sagt der Coadjulor offen, daß er mit jedem vom B'ssbos von Limerick gcgrn daS Boykotten uno den Fetoziigcplan geäußerten Worte übereinstimme. Man wird woiU nickt fehl gehen, wenn man die große Frei müthigkcil dieser beiden Prälaikn mit einem Wink von Rom auS in Zusammenhang bringt. * In der mexikanische» Depntirtenkammer ist ein Unterrick lsgesetz eingebracht worden, welche- den Schulzwang eiiisndrt u»v jedem Kinde kostenfreie Erziehung sichert. Für je 20,000 Einwohner sollen zwei Schulen ge gründet werden, eine sür Knaben und eine sür Mädchen. I» den Schulen soll Unterricht in den Elementarsächern ertheilt werden und diese Anstalten sollen unter der Aussicht der Gr meindeb-hörken stehen. Außerdem sollen Mittelschulen aus Kosten des Staates gegründet werden. Eltern, welche ihre Kinder nicht in die Schule schicken, haben schwere Geldstrafe zu zahlen oder selbst GesLngnißstrase bi« zu S Monaten zu gewärtigen. * Die Australier fangen an. die Concurrenz der fran zösischen Viehzucht aus Neu-Caledoaien and ans einigen Hedriden-Inseln zu überwachen. Die Nickel gruben aus Neu-Calcdonicn bereichern sich an der Umprägung dcS sranzösischen Knpsergelde» in Nickel, und die Viehzüchter al» Armee-Lieferanten. DaS erste Schlachtvieh wurde 1854 nach Neu-Ealedonien gebracht. E» vermehrte sich so außer ordentlich, daß die Menge de« Angebote« den Preis eine- Ocksen von 300 ans 80 Franc- drückte. Die Viehzucht bcsintel sich wieder in blühenden Verhältnissen, seitdem die Züchter mit dem Kriegsminister eine erste Probelieferung von 3 Millionen Kilogramm Rindfleisch - Conserven con- trahirr baden. Eine einzige Conserveasabrik kaufte 60,000 neu- caledcnische Ochsen. Di« SträstingSarbeit wird bei dieser Industrie und bei der Viehzucht vortheilhaft in Rechnung ge bracht, und man hat einige Hoffnung, auch da« unaussprechlich feige und jeglicher Arbeit wie Profession entwöhnte Gesindel der relegirlen Recidivistcn. da« al» industrielle« Menschen material tief unter dem Werlhe der eigentlichen Verbrecher colonie steht, bei den mehr landwirthschastlichen Verrichtungen gebrauchen und verbrauchen zn können. Dieselbe Firma, welche die größten Nickelgruben und da« meiste Vieh besitzt, betreibt auch aus einige» Hebriden-Inseln große landwirth schastliche Unternehmungen. Die Viehzüchter und Fleisch lieseranten in Australien stillen die dortigen Zeitungen mit ihrer Entrüstung darüber. hohe and sehr einflußreiche Persönlichkeiten in die Sach« ver wickelt sind, die möglichst geschont werben sollen, ergiebt sich au« der bisherigen Behandlung de» Vorgang«. Denn daß ein fo folgenschwerer und kecker Betrug ohne Ahndung bis jetzt geblieben »st. erscheint sür ganz Europa nicht wenigrr wunderbar, al- daß er überhaupt gewagt werdea konnte. Der große Eifer, mit welchem die orleanistisch« Presse die Aufdeckung der Fälschung als den neuesten Roman de« Herr, voa BiSmarck erklärte, erkält jetzt allerdings feine Auf klärung. Man muß annehmen, daß der Aar dem Fürsten BiSmarck in Berlin keine Mittheilungen darüber gewacht hat, woher er die Papiere erhalten hat; e« wäre sonst die jetzige DiScussion unmöglich. Sehr bemerkcnSwerth ist auch, wa» die „Kölnische Zeitung" über ihre Entbüllungen. Bulgarien und die orleanistisch« Intriaue betreffend, noch nachträglich bemerkt. DaS rheinische Blatt schreibt: Prinz Ferdinand von Coburg, der erwählte und regierende Fürst von Bulgarien, wird, wenn er später einmal Lrleaeaheit erhält, in Muße au die «raumhasle bulgarische Episode feinet Lebe,« zu denken, mit Recht sagen könne», daß ihm seine Freund« vielmehr Schaden zugesügt batten als seine Feinde. ES ist eia eigene» Ber- hängniß, daß die Personen und die Interessen, die sich am lauteste, und eifrigsten sür den jungen Printen in» Mittel legten, häufig ent- weder einen sür solche Zwecke ungenügenden Leumund besäße« oder den Bulgaren in deren innersten Empfindungen zuwider gingen. Letztere- gilt namentlich voa der Geichästigkeit. nut welcher von der römisch-katholischen Kirche sür den Codurgcr eiugeteetea ward, ohne daß man bedachte, wie im Vergleich zu den Papstchristea der Mohamedaner aus der Balkanhalbiasel eigentlich beliebt ist. Wa- di: erwähnten Personen betrisst, die Prinz Ferdinand zur Verfechtung seiner Sache sich erkor, so war ihre Wahl durchweg keine glückliche, sodaß mau säst annehmea kann, sie hätten sich zum Theil freiwillig an die eoburgisch« Arbeit gemacht, in der Hoffnung, mit dem Anspruch aus Bezahlung der Leistungen später doch nicht abgewiese, zn werden. Ja die Reihe dieser Personen, die der bekannt« Wald- apsel «öffnete, ist jetzt »um Unglück für den Prinzen Coburg auch noch der Herausgeber der „Berliaer Politische» Nachrichten" getreten, der glauben machen will, Fürst Alexander von Battenberg oder doch dessen Freunde arbeitete» gegen dessen Nachiolger — «nd die ..Kölnische Zeitung" gehöre in di« Reihe, dieser Anhänger des Fürsten Alexander. Wir find daher genöthigt, uuS heute noch etwas deuilicher mit dem Herausgeber der „Verliner Politischen Nachrichten" zu beschäftigen, als wir e» »nliugst bei ähnlichem Anlaß thua mußten, wiewohl wir damals schon glaubten, verständlich geweiea zu sein. Die „Berliner Politischen Nachrichten' bringen beute nämlich folgende Mittheiluog: Die „KSluische Zeitung" hat io den letzten Lage« zwei lange Artikel gebrachl, weiche sich mit dem Prinzen Ferdinand von Coburg beschäftigen. Seiten- Ununterrichteter ist angenommen worden, daß diesen Artikeln osficiöse Inspirationen zu Grunde lägen, eine Lermuthung, welche eigeallich schon durch die Sprache der Artikel widerlegt wird, in denen sich neben sachlichen Darlegungen zahlreiche persönliche Beleidigungen befinden. 8« ist nicht Uiiwahricheinlich, daß wir e» b>er mit einer anonymen Gciühlsäiißerung zu Ihn» haben, welche aus den Kreisen des srüheren Fürsten von Bulgarien herstammt. Die deutsch« Re gierung, die an deu bulgarischen Dingen formell nicht mehr al« andere Großmächte und sachlich am wenigsten von alle» interessier ist, würde keinen Anlaß haben, sich in dem Grad: zu erhitzen. Die „Berliner Politischen Nachrichten" haben einen Punkt richtig getroffen, daß die Aussätze der „Kölnischen Zeitung" anonym waren. Alles Andere aber beweist, daß zu den am allerwenigsten Unterrichteten von den Unterrichteten sie leider gehören. Die „Politischen Nach richten" sind nach keiner Richtung hin in der Möglichkeit, in ano nymen Erklärungen ein Unheil über den Ursprung der anonymen Aussätze der „Kölnischen Zeitung" abzugeben, und ihre Gönner lolllen zn der Erkenntniß komme». daß die Leitung der deutschen Politik an ihrem Ansehen Einbuße erleiden würde, wenn die Auichauung auskäme, al» ob der Herausgeber der „Berliner Politischen Nach- richten" so enge Beziehungen zu ihr hätte, wie durch obige thörichl- dreifte Auslassung der Schein hervorgerufen werden fall. Wir haben allen veruünitige» Menschen gegenüber kaum oöthig, besonders zu versichern, daß der Vcrsasscr unserer Aussätze über die Geschichte und Vorgeschichte der Loburgischen Episode ia Bulgarien die Verhältnisse klar gesehen und beobachtet hat» aber keineswegs Ballenbergische Interessen und Wünsche verficht. Ec kennt vielmehr auch die Battenbergischea Wünsche genau genug, um zu wissen, daß Fürst Alexander (im Gegensatz zn seinen er gebenen Auhaugeru in Bulgarien) gar nicht zu bewegen war, den Thron wieder einznnehmen, und daß auch, wen» Prinz Coburg nicht gewählt worden wäre. Fürst Alexander dem Lande fern geblieben sein würde. Darüber wird zu gegebener Zeit vielleicht Nähere» mit- geiheilt werden; sür heute mag da» Gesagte genügen, um die ebenso nun» sseaden wie anmaßenden Bemerkungen de- Herausgebers der Berliner Politischen Nachrichten" adzuweisen, dessen Dienst« dem Prinzen Codurg gerade noch gefehlt haben, um die Reihe seiner lchciitslellerilchen Kämpen würdig zu schließen. Ernsthaste Zeitungen aber, die gleichsalls Tag »m Tag an der Urheberschaft nnierer Aus satz: berumralhen, mögen doch künstig, wenn sie diese Gepflogenheit, die ost ein sehr mangelhastes geistiges Tastgesühl offenbart, uichl lassen wollen, eine deutliche Erklärung Desjenigen geben» wa» sie unter „osficiöS" verstehen. Das Wort wird nachgerade in den verschiedensten Bedeutungen gebraucht, in der Regel aber dann, wenn man eine Miltheilung bezeichnen will, die man sür richtig und aus beste» Quellen beruhend hält, wenn sie in einem gegnerischen Blatte veröffentlicht wird, da- mau glaubt um so unbedenklicher aus- Vlünder» zu dürfen, je tapserer man gleichzeitig gegen «S schimpst. Wir bemerken, waS uns onbelrifft, baß wir von der er wähnten Auslassung der .Berliner Politischen Nachrichten" überhaupt keine Kenntniß genommen haben. Vom Aronprinzen. * Der Berliner .National-Zeitung" geht die folgende Zuschrift mit der Bitte um Veröffentlichung zu: „Geleitet von den Gefühlen der Vercbruag und der innigen Theiloahme sür den Liebling de« deutschen Volke», unseren erhabenen Kronprinzen, und in der Ueberzeugung, daß die Ein wohner Berlin«, Weiche in den Tagen deö Glücke- vertrauend und mit dankbarem Herzen emporblicken zum Throne der Hohcnzollern - eS sich nicht verjagen wollen, anch in diesen trüben Tagen, wo die Hand LeS Allmächtigen schwer aus dem Sproß de« erhabenen Hause» ruht, ihre innige Theiloahme an den Tag zu legen, hat eine Anzahl Berliner Bürger be schlossen. allen Einwohnern der Stadt Berlin Gelegenheit zu geben, zum Beginn de« neuen IabrcS ihren Gefühlen und Wünschen sür das Glück und da» Wohlergehen Sr. kaiscrl. und königl. Hoheit durch Unterzeichnung einer an Hock- denselben abzusendenden Adresse Ausdruck geben zu können, ohne daß den Unterzeichnern Kosten irgend welcher Art ver ursacht werden. — Die Adresse wird m einer de- hohen Empfänger» würdigen Weise hergcstellt und hat da- Eomitü die Ausführung derselbe» dem bewährten Atelier de« Herrn Hermann Senger. Unter den Linden l5. übertrage». Di« Blätter, welch« die Namen der Unterzeichner tragen, sollen mit dem Kunstblatt i, aibumartiger Weise zu einem Ganzen verbunden werden und liegen dieselben vo« erste» WeihvachlS- seiertage an in allen Sladttheiten an dem Publicum leicht zugänglichen, demnächst durch die LageSblätter bekannt zn gebenden, außerdem an deu anSgehängtrn Placate» erkennbaren Stellen zur Unterschrift aus. Da« EomitL. 2. A.: Karl Satdach. P. Dvrffel. I. Götz. Hugo Klose. W. Mörser. . Zu Len orleanWchen Intriguen. * Die Erklärung einer ossiciösen Kopenhagener Zeitung, kein Mitglied der dänischen KönigSsamilie sei an der famosen Depesche»sälschung betheiligt, hat die in dieser Richtung schwirrenden Gerüchte nicht zum Schweigen zn bringen vermocht. Die „Rational-Zeitung" erhält folgende Depesche: * Wien, 83. December. Trotz aller »fficiöken Ablen-nnnge» an» Kopenhagen bestätig» sich, daß di» Gemahlin de» Prinzen Waldemar vo» DänemnrI, Tochter des Herzog» vo» Lhartre«, dem Zaren auf Schloß Freden»borg di« ge fälschten Actrnftücke überreichte. Hier anwesend« Mitglieder der dänischen KänigSsawilie beklagen diel sehr. Damit wäre dir Frage» wer die Fälschungen b«» gangen hat. allerdings noch nicht erledigt, indessen weise» die Zeichen dasür fortwährend »ach Pari- hin. Daß sehr l.LossisLe Zeitung''.) ist unveräncert. E>» * Sau Nemo» 28. December. IDaS Befinde» deS Kronprinzen Spaziergang, welchen er ungeduldig ersehnt, wird ihm ge stattet Werde», sobald die uugenblicklich regnerische Witterung sich bessert. In der Billa Zirio ist sür die WeihnachtS- bescherruag ein acht Fuß boher Weihnachtsbaum au» Deutschland eiugetroffen. Ein Spccialzeichner der „Leipziger Illustrirten Zeitung" wurde mit großer Zuvorkommenheit in der Villa Zino zugelasse» und hat Skizzen der Zimmer und Scene» augesertigt. * Karlsruhe, 23. December. (Wiederholt.) De» Mit gliedern der Kammern ist durch den Staat-minister r. Turban «in Handschreiben de« Großherzog« zu- aegangrn, in welchem der Großherzog mitthalt, daß er Sr. k. uud k. Hoheit dem Kronprinzen d«n LnSdmck der TheUaahm« de« Landtag« übermittelt Hab«. Die Knud»
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