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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.05.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189105233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910523
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910523
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-05
- Tag1891-05-23
- Monat1891-05
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.05.1891
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Kedaclion und Expedition JvhanneSgass« 8. Aprechkundkn drr tikdarlion »ormtNag« 10—12 Uhr. RachmtUogS b— 6 Uhr. Fttr UXIß»»« ringelandtrr MoiuNcript« »»cht fich d>« Aed«ii«i> mch« „rdintlich. «»«atz», der für dt« nüchftf-lgende Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis :t ttbr Nachmittags, an Sann- und Festtagen früb bi»' ,v Uhr. In drn Filialen für I»s.-Ännahmr: Ltt« Klemm» Sartim. «Alfred Hatz«), UniversitütSslrahe 1, Laut» Lüsche, katharinnlslr. 14, part. und KSnigSplatz 7, nur bis ,,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. MwnnementSPrel- vierteljährlich 4>/, Mk. in Mt-Leiyzig, incl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen «> Mk. Einzelne Nru. 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen <in Tageblatt-Iormat gesalzt) ahne Postdrsürderung 60 Mk., mit Postbeförderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröber« Schriften laut uns. Preijverzeichnib. Tabellarischer u.Zifiernsatz nach HSHerm Tarif. Urrlamen unter dem Redaction-strich die 4a«spalt. Zeile 50 Pk., vor den F a m I t i e u n a ch r l cht«n die 6 gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Vrvcdltian za sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung z>r»euui»«>nln<jo oder durch Post» nachnahm«. M. TonnabenH den 23. Mai 1891. 85. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Lorrntag, den Ä4. Mai, Vormittags nur bis V2L- Uhr Kcossnet. ^xirsilltloii Ut^ I^lp/.lLsoi' I'urr<»l»Iutto8. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Zum Neubau ücr St. Andreas-tdirchc zu Leipzig sollen die zunäciitt erforderlichen her»-. Maurer:, Ltrinmrtz- und Zimmer-Arbeiten ans dem Wege der Sttbmiisiou vergebe» lverden. Tie auf Betheiligung an diesen Submissionen reslectlrenden Herren Unlernchnier werden gebeten, ihre diesbezüglichen Meldungen bis spätestens den 2:1. Mni b. I. in unserer ztircheii-Expedilion Arndlslrasie Nr. 30k, park., schristlich einzureiche», woraus wegen Ausfertigung der Mantels ras Welkere demnächst bekannt gegeben wird. Leipzig, den 16, Mai 1891, Ter «irchrnvorstaiiS ;n Tt. AnSreaS Vasclbst. Al. Schn inann, Pf. Gcmällie-Berinietlmng. Im hiesigen Rgthhansk ist Las Bühnengewolbc Nr. 0 am Markt vom 1. Lcrober V. A. ab gegen halbjährige Kündigung anderweit zu vermiethru. Micthgesuche werden auf dem Nathhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, cnlgegengenominen. Leipzig, dcil 21. Mat 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. Ia. 1409. Vr. Georgs. Krumbirgel. Wol)tnmgsvtrmiclllttng. Im städtischen Feiierwelwvcpot i» Leipzig - Reudnitz, MarschaUstrnstr Nr. :t. ist die im 8. Stockwerk mit» gelegene Wohnung, bruehend auS 4 Stube», 1 Ramnicr, I Küche, Boden- raum und Kellerabtkciluiig, von« 1. Juli V. I. an gegen etiihalbjährige Kündigung anderweit zu vcriuiethcn. Miethgesnche werden auf dem hiesigen Rathhause, 1. Stockwerk, Zimmer Nr. 8 entgeaengenommen. Leipzig, den 20. Mal 189 l. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 1436. I)r. Georgs. Wagner. Rersteiyrrung von Bnnl»ol). Am NO. Mai. Vormittags 11 Uhr, sollen auf dem Baye rischen Bahnhöfe 27 Fesimctcr Binder- und Sparrenbolz, von einem 31 Meler lange», im Dache 16 Meter breiten und 6,5 Meter hohen Schuppen berrübrend, versteigert werden. Weitere Auskunft crtbeilt das König!. Rlithciliinga-Innentenr-Bnrcau I. Leipzig, Bayerischer Bahnhof. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom gestrigen Tage, di« Auffindung eines unbekannten männliche» Leichnams betr., durch Recvgnition des Letzteren. Leipzig, den 20. Mai 1891. La» Poltzeiamt der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: vr. Schmid. G. —Kram-, Roß- und viehmarkt M Liebertwolkwik Mittwoch, den 8. Juni 1881. Abgaben werden nicht erhoben. Der Gemeinderath. Dyck. Bekanntmachung. Die Lieferung und spätere Verlegung »er Foffdöden für baS neue Schulgebäude iamcrikanii'che Kiefer pitch piuv) soll in üsfrntlicher Ausschrcil'UNg vergeben werden. Die Bedingungen. Verzeichnisse und Äoiten-Nnschlags-Auszuge n. s. w. sind im Ltadtbauamt einzuschen, können auch gegen Er legung von 1,50 sbczw. zuzüglich 20 ^ Porto) von dort bezogen werden. Anbietungen sind verschlossen und mit entsprechender Aufschrift versehen bis Freitag, drn 5. Juni d. I».. Bormittags 1t Uhr, aus dem Stadtbanamt einzureichen. Tie Zuschlagsfrist wird auf 8 Tage festgesetzt. Es bleibt ausdrücklich Vorbehalte», auch sämmtliche Anbietungen abzulehnen. Jena, den 19. Mai 1891. Ter Schulvorstand. Bürgermeister Singer. W. Salisbury über die politische Lage. Lord Salisbury, der englische Premierminister, hat vor einigen Tagen bei Gelegenheit seines DankcS für die Ver leihung des Elirendürgerrechtes der Stadt Glasgow einige Andeutungen über die politische Lage gemacht, welche.der all gemeinen Beachtung werth erscheinen. Der englische Premier- »liinstcr hat sich stets durch klares llrtbeil über die politischen Verhältnisse ausgezeichnet, seine Aussprüche tragen das Ge präge der Unbefangenheit und der Sachlichkeit, er befindet sich dabei in einem scharfen Gegensatz zu Gladstone, dessen Un- sähigkcit, die inlernatioiialcn Verhältnisse richtig zu erkennen und zu würdigen, während seiner Amtsführung oft genug hervorgctrcten ist, Salisbury sagte der Abordnung, welche ihm den Ebrenbürgerbries der Stadt Glasgow überbrachte, laß Alle, die für die Leitung der europäischen Politik verant wortlich seien, den sehnlichen Wunsch hegten, die Geißel des Krieges zu vermeiden. Das ist ein großes Wort, und wenn man damit die Haltung des französischen Premierministers Frey- cinet vergleicht, so könnte man zu der Bermuthuug kommen, daß Lord Salisbury doch Wohl die Friedensliebe der leitenden Personen in Europa zu weit auSdebnt. Aber die Worte SaliSbury'S lassen sich dennoch aufrecht erhalten, wenn man bedenkt, daß Freycinet in Frankreich nicht allein die Ent scheidung über Krieg und Frieden in der Hand hat, sondern daß es anck wesentlich darauf ankommt, wie der Präsident der sranzösischen Republik darüber denkt und wohin die Mehr heit der Volksvertretung neigt. Uebcr die Friedensliebe Carnol S kann kein Zweifel obwalten, dagegen läßt sich nicht sagen, daß die Kammern, vor die Alternative, ob Krieg oder Frieden, gestellt, nicht dem Kriege den Vorzug geben würden. In Frankreich entscheidet in dieser wichtigen Frage die Erregung des Augenblicks, besonders mit Rücksicht aus die seit 20 Jahren fortgesetzten ungeheuren KriegSrüftungen. Irgend ein unvorhergesehener Zwischenfall kann die Leiden schaften erregen und Entschlüsse erzeugen, die mit den Wünschen »nd Neigungen rer besonnenen Franzosen in Widerspruch stehen. Wie die Stiininnng in „patriotischen" Kreisen ist, beweist eine Rede, welche einer der Veteranen von 1870/71, Eapitain Thorian», jüngst in Belfert gehalten hat. Danach wäre der Ausbruch des Krieges nur noch eine Frage von Monate». Solche Knndgchungen sind natürlich »ichl ernst zu nehmen, aber man ersieht daraus, zu welchen Ueber- lrcibungen der Chauvinismus des kriegslüsternen TbeileS der Franzosen sich binreißc» läßt. In Bclsort ist die Stimmung sehr kriegerisch, in Frankreich im Ganzen genommen friedlich, Salisbury sprach kann von Persien und von Egypten. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß Persien mit der Zc>t den Grad von Kraft erreichen werde, um den Streit christ licher Mächte um seinelwillcn zurückznhaltcn, Tic Mächte, weiche wegen dcS Besitzes von Persien in Streit gerathen könnten, sind England und Rußland, und cS ist unvermeid lich, daß Persien bei denk großen Kampf der Zukunft um die Herrschaft in Asien genölbigl sein wird, Partei zu ergreifen, ^chon bei denk bisherigen Vordringen Rußlands nach dem Indischen Occan ist Persien als Grcnzmacht in Mitleiden schaft gezogen worden, und Rußland bar sich noch in neuester Zeit als Widersacher von HandelSvorlbeilcn erwiesen, die Persien England gewähren wollte. Die Entwicklung Persiens gehl nur schrittweise vorwärts, trotz der großen Anstrengungen, welche der Schab Nasr-ed kin seit einer langen Reibe von Jahren gemacht bat, nn: Persien nach europäischem Muster nmzugestallcn. Der Erfolg seiner Bemühungen tritt wesent lich nur in Teheran hervor, daS äußerlich einen europäischen Anstrich erhalten bat, aber die ganzen StaatScinrichtungen haben den bisherigen orientalischen Zuschnitt beibehalicu, auch das Heer ist demgemäß organisirt, wenn cS auch euro päische Bewaffnung har und nach curovaischen Reglements cincrercirt wiro. Lord Salisbury bat wohlgelban, bezüglich PcrsienS nur Hoffnungen zu äußern, denn weiter gehende Anssprüche würden nur zu bald durch die Tbatsachc» ihre Widerlegung sinken. Die Frage, ob Persien wicd-rhclchungö fähig ist. muß einstweilen noch als eine v" iw vetrack. werden, irgend welche Beweise von Belang sind oafür bisher nicht erbracht, im Gegenthcil bleiben die Leistungen teS immerhin großen Gebietes weil hinter bescheidenen Anforde rungen zurück, der Stoff hat sich für die Bestrebungen «es SchabS als zu spröde erwiesen, der Gesammleiudruck dcS heutigen Persiens ist der tcö Niederganges und rer Unmög lichkeit, ans den Ruinen neues Leben zu erwecken. Dagegen baden wir cs in Egyplen mit Tbatsachc» zu thnn. Salisbury sagt mil Reckt, daß ein ähnlicher Vorgang wie der in Egypten seil drei Jahren beobachtete kaum sonst wo innerhalb des letzten Mcuschcnallcrs startgefunden habe, Egypten bat sich unter der englischen Verwaltung so sehr ge hoben, besonders seine Wohlhabenheit Kal in einem Grabe zugenoinmen, daß sich daraus ein sehr günstiger Schluß auf leine sonstigen Verhältnisse rechtfertigt, Egypten bat sich auch widerstandsfähig erwiesen, die Versuche der Mabdilen, die Sicherheit des Landes in Frage zu stelle», und die Be mühungen Osman Digma's, Suakini zu erobern, sind an der Widerstandsfähigkeit der egyptischen Truppen gescheitert. Sonst galten die egyptischen Truppen als feiges Gesindel, das bei der ersten Salve der Gegner die Flucht ergreift, wie cs zur Zeit Arabi Bei'S geschah, heute sind die egyptischen Soldaten Feinde, welche sich Achtung erzwungen habe», und unter deren Bereitschaft das Aufgebcn deS Sudans niemals möglich gewesen wäre. Allerdings würde es unter solchen Umständen den Engländern auch nicht gelungen sein, Egypten so leicht zu besetzen, wie eS unter Wolselcy'ö Führung geschehen ist. Lord Salisbury hat die Frage, ob die Besetzung EgyptcnS aufrecht zu erhalten sei, nicht berührt, und er hat wohl daran gethan, denn seine Worte führen mit Notbwendigkeit zu der Folgerung, daß ein so gut im Gange befindliches Staat-Wesen der Unterstützung einer auswärtige» Macht nicht mehr bedürfe. ES ist unzweifelhaft, daß England seine Oberherrschaft über Egypten gutwillig niemals aufgebcn wird, aber cö ist wahr)cheinlich, baß eS die Bebaupiung seiner Stellung in Egypten nur durch schwere Kämpfe er reichen wird, Frankreich hat die Schutzhcrrschast, welche Eng- land über Egypten seit neun Iabren auSübt, stets mit eifer süchtigen Augen betrachtet, obwohl eS an seiner Ausschließung von den Vorthcilen der Besetzung Egyptens selbst schuld ist. Aber gerade deshalb hält es um so hartnäckiger an dem Einfluß fest, den eS schon bei Anlage deS Suez- Canals auf Egypten anstrebtc. England benutzte die Gelegenheit im Jahre 1882, als die Verwirrung in Egyplen ihren Höbepunct erreicht batte, um dem unhaltbaren Zu stande des Landes durch Besitznahme desselben ein Ende zu bereiten, aber Gladstone, der damals an der Spitze der Geschäfte stand, tbat die Arbeit, welche er unternommen und die so leicht in Angriff genommen wurde, nur halb. Er gab den Sudan aus und schuf dadurch eine Reibe von Niederlagen für England, deren Schmach so leicht nicht aus zulöschen ist Der Untergang deS Unternehmens von HickS Pascha bei El Obeid und die Ermordung GordonS sind dunkle Puncte in der englischen Politik und werden cs bleiben. Frankreich hat den günstigen Augenblick, um England aus Egypten zu vertreiben, ungenutzt vorüber geben lassen; dieser Mackt war eS hauptsächlich darum zu thnn, daS deutsch- englische Abkommen in Afrika durch ein möglichst vortheil- hafles Arrangement im Norden dieses Erdtheiles, durch welches das Hinterland von Algier und Tunis bis zum Tschadsee ausgedehnt wurde, anSzugleichen. DaS war der Preis, den Frankreich für die Zustimmung der dauernden Besetzung Egyptens durch England empfangen bat. Es scheint kein directer Vertrag darüber geschlossen zu sein, denn sonst würde der Widerspruch Frankreichs gegen daS fernere Ver bleibe» Englands in Egypten nicht zu erklären sei», aber der Widerstand Frankreichs gegen die cndziltige Dauer dieses ZustaudeS ist gebrochen. * Leipzig, 23. Mai. * Zu der von einer Telegrapbcn-Ägeittur verbreiteten Nachricht, daß General v. Bülow, Gras Waldersce oder Fürst Radvliu nach Paris gehen würden, um dort den Grafen Münster auf dem Botschafter-Posten z» ersetzen, sagt die „Norrd, ANg, Ztg": Wir neigen der Ansicht zu. daß diese Nachricht, wenn sie diese drei Name» nennt, lediglich auf Coinbinalioncn beruht und der thatsächlichcn Unterlage entbehrt. * Major v, Wissmann, der bisherige RcichScommisiar von Denlschoslasrika, ist am 18. d. Pt. an Bord dev deutschen RcichSposldampserS „Reichstag" in Neapel gelandet und dürste inzwischen wieder auf heimalblichcin Boden cingetrossen sein, Herr v. Wissmann ist nur zu einem dreimonatigen Erholungs urlaub nach Deutschland gekommen. Nach Ablauf desselben begicbt er fick nach Ostasrika zurück, um dort als „kaiser licher Coinmissar zur Verfügung des Gouverneurs" tbätig zu sein. Herr von Wissmann wird sodann voraussichtlich daS Da in p fern n le rn e bin cn nach dem Victoria Nyanza durchsübrcn, zu dessen Vorbereitungen bereits vier der tüch tigsten bisherigen Ofsiciere der Schutztruppe cngagirt sind. * DaS nach Chile beorderte Kreuzer-Geschwader wird sich demnächst aus dein letzten Wcgeabschnilte daliin be finden. Briese für LaS auS der Krcnzcrsrcgattc „Leipzig" und de» Kreuzercorvettcn „Alexandrine" und „Sophie" be stehende Geschwader sollen nur mehr bis zum 22, d M. nach San Francisco, von da ab bis auf Weiteres nach Panama dirigirt werden. Die Fahrt von San^ Francisco nach Panama nimmt etwa drei Wochen, die Strecke von Panama »ach Valparaiso eine nur um Geringes kürzere Zeit in Anspruch, Danach könnten unsere Schisse etwa zu Anfang Juli sich in den chilenischen Gewässern befinden. * Die „Börsen-Zcitung" will erfahren baden, daß der Präsident der königlichen Eisenbahn - Direclion in Hannover, Herr Thielen, abgelclmt habe, als Nachfolger des Herrn von Maybach das Portefeuille teS prcnßischen Ministeriums der össentlichenArbeiten zu übernehmen. In Folge dieser Ab lebnung solle nunmehr der Geb. S der-RcgierungSrath Bensen, Vorsitzender des königlichen Eisenbahn - Cominissa- riatS in Berlin, die meisten Aussichten haben, der Nachfolger deS Herrn vo» Maybach zu werden. Herr von Maybach habe selbst die Aufmerksamkeit auf Herrn Bensen gelenkt, * Die „Berl. Polil. Nachr," schreiben: Der NolhstantS- crcdit, welcher durch Gesetz vom I I, Mai 1888 in Preußen auS Anlaß der Hochwasservcrbccrunge» des damaligen Frühjahrs i» Höhe von 31 Millionen Mark bewilligt ist, wuroc demnächst auch aus die im Hochsommer desselben IahreS einzctretencu Hochwasserschäden, namentlich im schlesischen Gebirge, ausgedehnt, ?envcm hat die StaatS- regicrung nicht nur selbst keine Initiative zu Schritten ähn licher Lu wieder ergriffe», soildern sich auch gegenüber Ver suchen, eine Zwcckcrweiterung jenes CrcbilS auS der parlamentarischen Iniliative herbeizuführen, wie sic namentlich gegen Schluß der LandtagSsession l889 aus Anlaß der Hoch wasserschäden deS damaligen Frühjahrs bcrvortratcn, ablehnend verhalten. Tie SlaalSregierung ging dabei von dein Gesichts puncte aus, daß sich aus principicllen und praktischen Grünten außerordentliche Maßnahmcn. wie die Bewilligung eines Noth- standScreditS, nur in Fällen ganz außergewöhnlich schwerer und nicht auf einzelne LandcSthc>lc oder Orte beschränkter Notb- stänrc rechtfertigen. Wo Hochwasserschäden dagegen nickt den Charakter einer allgemeinen LandeSealamität amiehmcn, sei, soweit nicht die private HilsSlhätigkeil unter Zuhilfenahme der hierzu geeigneten EtatSsondS auSreicke, cs Sache der zunächst betkeiligtc» össcntlichen Körperschaften, also der Ge meinden, des KreiscS, der Provinz, Hilfe zu leisten und die Beseitigung von Nolhständen herbeizuführen. Die Erfahrungen, welche bezüglich der Verwendung des NothslantSsonds von 1888 gemacht sind, haben die Staatsrcgicrung in dieser ihrer Auffassung nur bestärken können, und cS liegt kein Anlaß zu der Annahme vor, baß die Staatsrcgicrung gegenüber den im Abgeordnetenhaus!: jetzt eingebrachtcn Anträgen auf Ver wendung der Rcstbestänke des NothstanvSsondS für die 1890 bezw. im laufende» Frühjahr überschwemmten Gegenden eine andere als eine ablehnende Stellung cinnchmen werde. * Am 9. Juni soll im RcichSamt dcS Innern eine Handwerkerconfereiiz znsamnicittreten. Die Conserenz Kat einen amtlichen Charakter, ähnlich wie der Colvnialrath, dessen Einbcrnfnng am l. Iyni bevvrsteht. Tie Mitglieder werden vom Reichskanzler ernannt. Die vom CcntralauSschuß der vereinigten InnunaSveröände vorgescklagenc Liste enthält einige zwanzig Namen, die, soweit sie in größeren Kreisen bekannt sind, die oft erörterten zünftlerischcn Forderungen in weitgehendem Maße vertreten. Auch die als Tagesordnung für die Conserenz vorgcscklagenen 1«! Gegenstände lassen deutlich erkennen, daß man diese Versammlung für InnungS- interesscn und Znnslprivilegicn stark auSznnnecn gedenkt. Wir finden unter Liesen VerbandluiigSgegeilttänden den Befähigungsnachweis, die Berechtigung zur Führung des Meistertitels, die Beschränkung deS Hausirwesens, der Waaren- abzahlungSgeschäfte, des Reclamewe)cnö, die auf die Zersetzung dcS selbstständigen HantwcrkerthumS hinwirtcntcn Ein richtungen der Consuinvcrcinc, namentlich der Ossicier- und Beamtcnconsumvcrcine, dazu eine Reibe die Förderung der Innungen, die Erweiterung ihrer Befugnisse u. dcrgl, in sich schließende Fragen. Inwieweit daS RcichSamt deS Innern diesen Bestrebungen seine Unterstützung gewährt, und ob diese Berathungen zu gesetzgeberischen Maßnahme» Anstoß geben werden, wird man nun freilich abwarlcn müssen. * Im preußischen Abgeordneten Hause wird in der nächsten Woche, abgesehen von kleineren Geschäften, die dritte EtalSberatbung und vielleicht auch noch die vom Herrenbausc herübergckommene Landgcnieindeortnnng erledigt werden können In der daraus folgenden Woche soll alsdann die Sperrgeldervorlage aus die Tagesordnung gesetzt werden. * In Berlin spricht inan davon, daß der Oberbürger meister Forckenbcck zum Herbst um seine Pensionirung nachsuche» werde. Seil der vorjährigen Influenza füblt er sich bei seinem vorgeschrittenen Alter nickt mehr rüstig genug für die große Amtslast, Ebenso wird von dem Rücktritt dcö ersten Bürgermeisters Dunckcr gesprochen, der sich gleichfalls als hochbclagtcr Mann nach Rüde sehnt. Dem entsprechend stehen für daS Gemcindeleben der NcichShauplstadt nn nächsten Herbst wichtige Entscheidungen bevor, * Einer telegraphischen Meldung zusolge bat der Sultan von Zanzibar am 20. Mai den ihm am Tage vorher gemachten Besuch LeS deutschen Gouverneurs Freiherrn v. Soden erwidert. Dieser Vorgang entbehrt nicht des politischen Hintergrundes und giebt ein sprechendes Bild von der seil vorigem Jahre veränderten Lage daselbst. ES dürfte noch nicht vorgckoninicn sein, daß der Sultan von Zanzibar einen dortige» deutschen (oder anderen) Vertreter in dieser Form einen Gegenbesuch gemacht bat. Bi» zum Jahr 1890 war der Sultan ein ganz selbstständiger Fürst und wurde demgemäß von allen Machte» behandelt; er empfing die Vertreter der europäische» Staaten, welchen Titel und Rang sie auch haben mochte», in seinem Palaste; damit war der Form genügt. Jetzt ist er ein Vasall Groß- brilannicnö, der vor anderen im gleichen Verhältnisse stehenden afrikanischen Fürsten nickt mehr hervortritt. Ans der anderen Seite baden sich auch fast all« Bedingungen geändert. Deutschland wird durch einen da» Excellrnz- Prädicat führenden Gouverneur vertreten und außerdem ist die Küste und da« Hinterland cnbgiltig in den Besitz des Deutschen Reiches übcrgcaangen, während der Sulla» vor einem Iabrc noch den Küstenstrich anerkanntermaßen besaß und andere deutsche Erwerbungen bestritt. Der Gouverneur crsckien baber als der Vertreter eines Souverän-, dessen Gebiete die unmittelbare Nachbarschaft Zanzibars bilden; im vorigen Jahre konnten die deutschen Vcamlen, auch der ReichS- cominissar, vom zanzibarischen Standpnncte auS noch als nur zngclasscn angescden werden. Heule sink klare Verhältnisse vorhanden, Deutschland ist in unbestrittenem Besitz dcS Zan zibar gegenüberliegenden Festlandes; der Gouverneur desselben siebt in einem ganz anderen Verhältnisse zu dem Schutz befohlenen Englands in Zanzibar, Das bat der Sultan, der, wie alle Araber, sehr aut Formen hält und für solcke Acußcrlickkciten eine anSgczcichncte Empfindung hat, durch seinen Gegenbesuch anerkannt. * Die Reise des Präsidenten Carnet vollzieht sich ohne alle Zwischenfälle, und während selbst die Monarchisten und die Geistlichkeit sich cinstcllc», um ibm ihre Huldigungen darzubringcn, halten sich die Ncvolittiouairc, Boulangistcn und Anarchisten in weiter Entfernung. Anck der Versuch der rcvolutionaire» Blätter, die Ilnzusriedcnen zu Kundgebungen gegen den Carnot begleitenden CvnslanS auszureizen, baden keinen Erfolg gehabt, »nd allem Anschein nach wird Carnot nach seiner Rückkehr mit voller Genugtbunng auf seine Reise zurückblicken können. Sie ist nickt nur für ibn persönlich ein Erfolg, sondern anck sür die Republik, deren Gegner zwar nickt verschwunden sind, aber in richtiger Erkennlniß der Zeit und ihrer Ohnmacht auf angriff-weises Vorgehen ver zichten, * In der bekannten Angelegenheit de» rauchlosen Pulvers richtete in der französischen Dcputirlenkammer der Dcpntirtc Le HSrisss eine Anfrage an die Regierung, bc- trcssend die Lieferung von rauchlosem Pulver, sowie den An kauf von A,'inskrong'scken Kanonen, Der Marineminister Barbcy stellte die Lieferung rauchlosen Pulvers entschieden in Abrede. Der Ankauf zweier Armstrong'schcn Kanonen sei nur erfolgt, um dieselben mit den französischen Kanonen zu ver gleichen. Der Deputirle Gcrville-Röachc verlangte die Um wandlung der Anfrage in eine Interpellation und behauptete, cS sei rauchlose» Pulver im Hause Armstrongs gesehen worden. Der Ministerpräsident Freycinet erwiderte, eS handle fick >abci um eine Piilvergattung, wie sie tagtäglich im Handel zu baden sei, Gcrvillc-Röache unterzog im Anschluß an den behaupteten Ankauf Armstrong'scker Geschütze die Ver waltung der Marine im Allgemeinen einer längeren Kritik und beantragte schließlich eine motivirte Tagesordnung Der Marineminister Barbcy verlangte dagegen die einfache Tages ordnung, welche von der Deputirtenkammer auch angenommen wurde. * lieber San Francisco sind neue Nachrichten aus Chile cingctroffcn, »nd dorthin üderbracht durch die „Cbilian Times". Nach derselben ist neuerdings ein Ueb ereinkommen zwischen Deutschland und England getroffen, nach welchem letzteres die deutschen Interessen bis zum Eintreffen der drei deutschen Kriegsschiffe unter seinen Schutz nimmt. Dasselbe Bljttt be richtet von einer Genugthuung für die englische und deutsche Flagge, welche dem der chilenischen Congrcßpartei gehörigen Kriegsschiff „Blanco Eucalada" abgenöthig! worden, kurz be vor dasselbe in die Luft gesprengt wurde Der Anlaß scheint der „Rajah"-Fall gewesen zu sein. Ter britische Admiral stellte den „Blanco Encalata" vor die Alternative, entweder niigesännit volle Gcnngtvuung zu geben oder aber sich aus einen Kamps gefaßt zu machen. Die llcbcrrcichung des Ulti matums war eine kalbe Stunde vor Mittag erfolgt. Mit dem Glockcnschlage Zwölf zog der „Blanco Eucalada" über der Congreßflaggc die britischen und dcutschcn Farben ans und scucrte einen KönigSsalnt ab. * Ans Petersburg wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: Es ist ausfällig, wie enger sich seit der letzten Zeit die Beziehungen der hiesigen ersten Gesellschaft zu der frgnzösischcn gestalten. Seil vorigem Herbst haben wir fortwährend Franzosen in den hiesige» Salon», Osficicrc, verabschiedete Minister, Senatoren, Künstler, in solcher Zahl, wie sie früher nickt gesehen wurden. Im Juni wird der Zar die französische Ausstellung in Moskau besuchen; vorher wird aber da» französische Geschwader in Kronstadt cintrcsicn und dessen Ofsiciere sowie die mitgcsührten sranzösischen Gäste werden dann zur gleichen Zeit wie der Zar Moskau besuchen, wodurch natürlich der FranzosencultuS bedeutend gesördert werden wird. Bisher hatten viele auS der Gesellschaft sich gescheut, zu offen mit ihrer Freundschaft zum republikanische» Frankreich hervorzutreten; jetzt aher, wo der Zar durch Verleibnng deS Andreas-Orden» an Carnot, durch die außergewöhnliche Liebenswürdigkeit, die er dem französischen Mjlnajrbevollmächligten dessen Abgang er wies, sowie durch die gleiche, die er allen französischen Gästen zu Theil werden läßt, endlich aber durch den bevorstehenden Besuch der französischen Ausstellung selbst mit dein Beispiel der Franzosensreundlichkeit vorangeht, ist natürlich die ge- saminle russische Gesellschaft bemüht, mit dem Zaren zu wett eifern; denn Franzosenbuldigung gekört nunmehr zu den Eigenschaften de» russischen Patriotismus, In sonst gut unterrichteten Kreisen verlautet, daS französische Geschwader würde auch 200 000 Gewehre mitbringen; doch ist da» nur ei» bier allerdings mit voller Bestimmtheit anstretende» Gerücht. * Die der „Haunov Kurier" erfährt, soll der Zar über die Rothschild'« wegen der Verschiebung der russischen Anleihe sekr erbittert sein und denselben die amtliche Ge nehmigung zur Ausbeutung der Naphthaqucllen im Kaukasus entziehen wollen.
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