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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.06.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189106037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-06
- Tag1891-06-03
- Monat1891-06
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.06.1891
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr Kkdaction und Llpeditio» Johannesgajje 8. Sprrchttnndrii drr Urdac>iou Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5— 6 Uhr. tzvr dir Mickpabe ein^rsantter Manuscripke macht sich dir Redacnon nicht vcrbnrruch. NIMM und Annahme der für die nnchstsolarude Nummer bestimmte» Inserate an Wochentage» bis 3 Mir Nachmittag», an Sonn- und Frsttagen srül, bis' -0 Uhr. In dru Filialen für 2»s.-.X»»«il,me: Ltt» Klrmin's Lortini. «Alfrev Hab»), Universiiälsjiraße I, LouiS Lösche, Kalharinenstr. 14, pari. und KünigSpIatz 7, nur bis '.,3 Uhr. Anzeiger. LrMN für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkchr NbonnementspreiS vierteljährlich 4»/, M. in Alt-Leipzig, incl, Bringerloh» 5 Mk., dm di« Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nr». 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen <in Tageblatt-Format gesalzt) olitie Postbesörderung 60 Mk., mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. PreiSverzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höheria Tarif Reclamen unter dem Redactionsstrich die 4gespalt. Zeile 50Ps., vor den Familiennachrlchte» die 6gcspallene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Krprdition j» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumeranclo oder durch Post» Nachnahme. ° m. Mittwoch: den 3. Juni 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekamltmachnngen. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit dom 25. bis 31. Mai d. I. im Argandbrenncr bei 2,5 Millimeter Druck und 150 Litern stündlichem Consum das 18,6iache der Leucht kraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flamnrenhühe. DaS specifische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,455. Leipzig, am 1. Juni 1891. Des Raths Deputation zu den Gasanstalten. LtolKIllchllllttioil. Mittwoch, den 10. Jnnt d. IS., sollen von Nachmittags Uhr an un Forstrevier 0'onuewit; aus dem Mitlelwaldichlage Abth. 5k und Un, dem sogen. Apilzsch, ea. 600 Hause» hartes, klein gemachtes Ltockhol; unter den im Termin aushängcndcn Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verlaust werden. Zusaiuiuciikuuft: auf dem Miitelwaldschlage im Apitzsch an der hohen Brücke bei Lonucwitz und den Wegen nach der Wald- chänke. Leipzig, am 28. Mai 1891. Trü Raths Forstdeputatio». Bekanntmachung. Die Ausführung von Erd- und MaradamIsiruikgSarbcitr» in der Earl Tauchnitz-Ztrasze aus deren Strecke von der Prstaloutstratze bis und mit der Kreuzung des Lchlcntziger WrgeS soll an einen Unternehmer verdungen werde». Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Ticsbau- Berwaltung, Rathhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 0,50 ^l, welche event. in Briesmarken einzusrnden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Nusschrist: „Erb- und Macaoamasirungüarbritrn tu drr Earl Tauchnitz-Ltratze" versehen ebendaselbst, und zwar bis zum 15. Juni lfd. IS. Nach mittag« 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 30. Mai 1891. Des Raths der Stadt Leipzig le 2720. Bekanntmachung. Die Ausführung von Grauttarbeite» iür die Fußwege in der Earl Tauchnitz-Lrraszc aus deren Strecke von der Pestalozzi- Stratze bis und mit der Kreuzung des Lchlrufjigrr Weges soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau Verwaltung, Rathhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 -H, welche eventuell in Briesmarken einzujenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrist: „Vranitarbeiten tu der Earl Tauchuitz-Strafze" versehen ebendaselbst, und zwar bi« zum 15. Juni lfd. AS. Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich LaS Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, de» 30. Mai 1891. De» NathS der Stadt Leipzig Io. 2720. Ttraszenbau-Deputation. § ViMalfls-ÜtkannImachuttg. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) 31 Stuck Loose der Weimarschen Lotterie, deren Nummern zwischen 153,399 und 153,502 liegen, sowie Briesmarken, Post- artcn und Postanweisungen, zusammen sür ca. 5 Mark, vom 27. bis 28. d. M. Nachts; 2) eine goldene Brache in Form zweier Aeste, mit 3 Wachsperlen, «ine ca. 15 cm große Bernsteinspitze und 15 Stück weißleinene Handtücher, gez. „Oeutral-Uull" mit schwarzer Farbe, während des vergangenen Monats; 3) ein Opernglas in schwarzem Leder-Etui mit Tragriemen und der Firma „dilnäerkauk, Ulm ', am 24. d. M.; 4) ein Damen-llmhang von schwarzer Seide, mit gemusterten Sammelstreisen, schwarzer Spitze, Borde und schwarzseidenem leichten Futter, am 27. h. M; 5) ein säst neuer Uniform-Mantel von schwarzem Stoff mit grünem Passepoil, MetallknSpsen, vom 26. bi« 29. d. M.; 6) ein schwarzer Schaf-Pclz mit grauem Tuchüberzug, schwarzen Hornknöpfen und einem breiten, mit Pelz besetzten Kragen, sowie mit Bnem Blechschild mit der Bezeichnung „3731. L. L. I). lllugäeburg". vom 2. bis 4. d. M.; 7) ein zweirädriger HanSwagc», braun gestrichen, mit neuen Rädern und eiserner Stütze, vom 26. bi« 27. d. M.; 8) eine silberne Rkinontoiruhr mit Goldrand, Soldzeigern, wappenähnlichem Schild mit Gravirung „8. Lieb" und auhängender kurzer Rickelkktte. am 24. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lrtminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 31. Mai I89l. Das Polizei-Amt drr Stadt Leipzig. In Stellvertretung Or. Schmid. W verkauf des postgrundstücks in Bad Elster Zum Verkauf des in Bad Elster an der Ecke der Park- und Königstraße, in unmittelbarer Nabe Le« neuen CurhauicS belegenen reichsciaenc» Postgrundstücks soll Mittwoch, den 10. Auni, in Bad Elster an Postamirstelle — Zimmer des PosldireclorS — rin anderweiter Termin obgehalten werde». Da- Grundstück ist aus 45 500 geschätzt und besteht aus einem zweigeschössigen Hauptgebäude mit 18 heizbaren Zimmern, einem Nebengebäude mit Stallung sür 12 Pferde, Remise und großen Bodenräumen, einer Wagenremise und einem Garten. Dir Berkaussbcdingungen können bei dem Kaiserlichen Postamte ln Bad Eisler cingeschcn und von demselben gegen Entrichtung der Schreibgebühren bezogen werden. Der Verkauf-lerini» beginnt Vormittags 10 Uhr und wird nicht vor 12 Uhr Mittags geschlossen. Noch 12 Uhr Mittags werden neue Bieter nicht mehr zugelasjen. — Tie Besichtigung de« Grund- stückS kann aus vorherige Anmeldung bei dem Postamt« iu Bad Elster jederzeit in den Vorinitlagsslundcn erfolgen. Leipzig, 29. April 1891. Der Kaiserliche cber-Pafttzireetar. Walter. König!. Kunstakademie und Kunligewerbeschule zu Leipzig. Auf vielfach geäußerte Wünsche bleiben DicnStag, den 2., Mith Ivoch, Len 3., und Tonnerslaq. den 4. Juni d. I., Norm, von II biS 1 Mittag« zur unentgeltlichen Besichtigung im AnstaltSgebäude Wächterstraße 11, ausgestellt: 1> eine sronzös. Ausgabe Heliogravüren der Werke Meissonier'S 2) die von Herrn Pros. Haselbrrgrr wieder hergestellten Diirer'sche» Frnstcrbilder aus der Landauer Capelle in Nürn- berg von 1508, sowie solgcnde unter Belheiiigung von Schülern in der GlaSmalerabtheiinng gefertigte Arbeiten: 3) eine getreue Nachbildung der Dürer'jchen Fensterbilder, 4) Bikrpnssrhilver, Scenen aus dem deutschen Ritter- und Minneieben nach Zeichnungen von Wohlgeinutb und 5) da« Wappen des deutschen Reiche« und der 7 Wahlfürsten a. d. 16. Jahrhundert. Leipzig, de» 1. Juni 1891. Drr Direct«»: vr. Xlspsr. Die Erklärung des Ueichskanzlcrs. Der Reichskanzler bat am Montag dem preußischen Ab- gcordiietenbäuse inilgelbeilt, daß die preußische Staatö- regieruna sich nickt veranlaßt gesehen bade, die Herabsetzung oder Aufhebung der Getreitezölle beim Bundesrathe in An regung zu bringe». Diese» Beschluß baden wir nach den Er t lärmigen der Minister v. Heudcn und v. Bötticher in der Sitzung des preußischen Abgeordnetenhauses vom 27. Mai erwartet, und wir glauben, daß er »ach Lage der Verhält nisse nickt anders lauten lonutc. Ter Beschluß ist in doppelter Beziehung von Bedeutung. Er beweist, daß die preußische Negierung die uölbige Unab hängigkeit und Festigkeit besitzt, um sich der Einwirkung von Parteiagitalione» zu entziehe», welche in den tbatsächlichcn Verhältnissen nicht die entsprechende Grundlage finden, und daß sie andererseits die internationalen Aufgaben nicht aus den Augen verliert, mag auch die Schwierigkeit, sie durch- zuführcu, nock so groß sein. Giebt cs etwas BolkslhümlichercS, als die Rücksicht ans die Bolksernäbrung? Tic freisinnige Partei hatte die Wichtigkeit der augenblicklichen Sachlage sür ihre Partcizwcckc richtig herauSgesühlt, sie setzte deshalb alle Hebel in Bewegung, um sie in ihrem Interesse auszunutzen. Freisinn und Socialdemokratic begegnen sich in dem streben, die Bertbenerung der Lebensmittel der falschen WirtbschaslS Politik der Regierung Schuld zu geben, cs kommen hohe Ge treiteprcise hinzu und die Aussicht auf eine schlechte Ernte. Welch Ausblick ans eine Aera des Freihandels, welche den Schwerpunkt der Regierung nach der linken Seite bin der legen muß. Die Regierung hält aber den Kops aufrecht, ie stellt Untersuchungen darüber an, ob die Gelreidcvorräthe wirklich dem Bedürfnisse nicht mehr genügen und ob, wenn dies der Fall ist, von außen her kein ausreichender Ersatz geschafft werden kann. Ferner hält sie Umschau im Lande, ob denn die ErntcauSsichtrn wirklich so schlecht sind, wie bc hauptct wird, und siehe da! — sie kommt zu de», Ergebnis;, daß wahrscheinlich ausreichende Dorrälbe vorhanden sind, welche leicht vom Auslaute ergänzt werten können, und daß die ErnteanSsicktcn sich zusehends verbessern, so daß eine Mittel- ernte zu erwarten stekt. Es kommt hinzu, daß die Gctreidc- preise in den letzten Tagen wesentlich gesunken sind, und daß überhaupt ein Zustand besteht, welcher die Bezeichnung Notli- stand in keiner Weise rechtfertigt. DaS Ergebniß konnte unter diesen Umständen nur die Ablehnung des Verlangens nach Aushebung oder Herabsetzung der Getreidczölle sein. Wir haben stelS ans dem Standpunkt gestanden, daß wir Zölle auf »olhwendige Lebensmittel nickt als richtig finden konnten, wir wünschen, daß LanLwirthschaft und Industrie blühen und daß ihnen von staallicker Seite zur Erreichung dieser Dliitbe aller mögliche Vorschub geleistet wird, aber »nr auf der Grundlage der allgemeinen Wohlfahrt. Einseitige Interessenvertretung konnten wir nach unseren liberalen Grundsätzen niemals billigen und wir werden diese Grund sätze stets aufrecht erhalten. Aber ganz anders liegt die Sache, wenn man sich Bestrebungen gegenüber befindet, welche die Lebcnsw.ittelvertheucrung zum politischen Scklagwort er wählen, um bestimmten Parteizwecken zu dienen. Nichts ist auf wirthschastlichem Gebiete so schädlich, wie Unge wißheit über zukünftige Maßnahmen und ein Hin» und Hcrschwanken zwischen dieser und jener Politik. Wir brauchen Stetigkeit, wie der Reichskanzler treffend sagt, wir müssen der Landwirtbschaft wie der Industrie eine Lage bereiten, welche ihr eine sichere Grundlage für ihre Thätigkeit gewährt. Seit dem Jahre 1879 ist ein Zolltarif in Geltung, welcher bestimmte Bedingungen sür die Einfuhr fremder Erzeugnisse ausslellt, und daran darf nicht ohne Notk gerüttelt werden Es kommt dabei erst in zweiter Linie in Betracht, ob Land' wirthschaft und Industrie dadurch Bortheilc genießen, welche nicht im Einklang mit der Gcsa»i»itwohlsabrl sieben; ein solcher Uebclstand bedarf allerdings der Abhilfe, aber wenn sie zur Unzeit eintritt, so kann sie weit mehr Schaden alö Nutzen stiften. Wir sieben beute an einem Wendepunkt unserer wirth schastlichen Entwickelung, und dieser wird bezeichnet durch den Handelsvertrag zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn. Dieser Vertrag bestimmt die Richtung, in welcher sich die Handelspolitik beider Großmächte bewegen wird und er dient zugleich als Grundlage für gleichartige Verträge mit anderen «tauten: mit der Schweiz, mit Italien, Serbien und Rumänien. Verhandlungen wie die hier in Frage stehenden bedürfen einer festen Grundlage, jede- Schwanken auf der einen Seite bedingt Unsicherheit auf der andern, man verliert das Vertrauen zu dem führenden Staate, wenn er nicht im Stande ist, augenblickliche Schwierig keiten zu überwinden, ohne zu AuSnahmemaßregcln zu schreiten. Bei der Regelung der wirthschastlicken Be ziehungen Deutschlands zu Oesterreich-Ungarn, zur Schweiz zu Serbien und Rumänien bandelt es sich um die Festsetzung von Bestimmungen, welche für die Dauer von zwölf Jahren Geltung haben sollen. Wenn während der Verhandlungen ein Nothstand eintritt, so wirkt das, was infolge eines solchen geschieht, lähmend auf die Verhandlungen. In Deutschland besteht kein Nothstand, und es war eine dankcnswcrthc Tbat der durch den Reichskanzler v. Caprivi vertretenen Regierung diese Wahrheit mit voller Sicherheit zu verkünden gegenüber von Agitationen, welche da« Vorhandensein eine« solchen Noth stände« für Partcizwcckc festzustellen im Zuge war. Bei diesem Anlaß zeigt sich einmal wieder dir Regierung- Unfähigkeit der freisinnigen Partei: derselbe Abgeordnete Richter, welcher die Aufhebung der Gclrcidezölle im Reichs tage so energisch verfochten hat, macht sür eine Maßregel Stimmung, welche dazu dienen muß. den Handelsvertrag mit Oesterreich-Ungarn in Frage zu stellen. Die Gegner dieses Vertrages legen den Nachdruck ihrer Gegnerschaft auf dir durch deo Vertrag bedingt« Herabsetzung drr Gelreidezölle, und trotzdem verlangt Herr Richter die Aushebung dieser Zölle auf Zeit, welche das gestimmte Ergebniß der bisherige» Verhandlungen in Frage stellen müßte. Die Rede dcS Reichskanzlers legt Zeugniß ab sür den außerordentlichen Fleiß, welchen dieser aus militairischcn Ver hältnissen berauSgerissenc General angewcndet hat, um sich daS volle Berständniß sür wirthschasilicke Angelegenheiten zu eigen zu machen. Der Sohn eines preußischen ObertribunalS- ratbS, welcher »ach Ablegung der Abiturientenprüfnng in den Militärdienst getreten ist, bat sicherlich sehr wenig Gelegenheit gehabt, fick über landwirlhschastlichc und volkswnlbschastliche Verhältnisse zu orientier», und dennoch hat er in seiner Be gründung der Ablehnung der vorgeschlagenen Aushebung der Getreidczölle einen Grad von Sachverständniß bewiese», daß ihm auf der rechten Seite des Hauses, wo die Vandwirlbe itzen, wiederholt die lebhafteste Zustimmung zu seinen Aus führungen an den Tag gelegt wurde. DaS ist gewiß nicht so zu versieben und wird auch nirgends so ausgcfaßt werden, daß der Reichskanzler sich mit den Großgrundbesitzern gut zu stellen sucht, aber andererseits kann c« ihm nicht ver dacht werden, wenn ihm bei dem Gedanken unheimlich zu Mutbc wird, daß er sich deö BeisallS und der Zustimmung der freisinnigen Partei zu erfreuen haben könnte. Wenn sich eine Regierung lediglich auf den theoretischen Stantpuncl ohne Berücksichtigung der tbatsächlichcn Verhält nisse stellen wollte, dann wurde sie bald genug die Unhalt- barkeit ihres StandpunctS empfinden. Wir sind in Deutsch land in der glücklichen Lage, Staatsmänner an der Spitze u haben, welche den Thalsachen vor Theorien den Vorzug rinräunicn. Leipzig, 3. Juni. * Ter Bundesratb erthciltc in der am 30. v. M. unter dem Vorsitz des Biee-Präsidcnten des CtaatSiiiinistcriums, Staalssecrelairs des Innern I)r. von Bötticher abgehaltene» Plenarsitzung den vom Reichstage aiigenommenen Gesetz entwürfen, betreffend die Abänderung deö 8. 157 de« In validitätS- und AllerSvcrsicherungSgcsctzes, und wegen Abände rung des Gesetzes, betr. die Besteuerung de« Branntweins, owic den Geseycntwürsen für Elsaß-Lothringen wegen Fest- tellung eines Nachtrags zum dortigen LandcsbauShallS-Etat ür 1891 92 (Ban einer Eisenbahn von Mommenheim nach Saaralben und Saargcmünd) und über die ärztlichen Haus apotbcken in der vom Landcsauöschnß beschlossenen Fajsun endlich dem Entwurf zu Bestimmungen über die Gebühr,,!' der zur Durchführung von Absperrungsmaßregeln gegen die Rinderpest verwendeten Militair-Eommando« die Zustimmung Im Verfolg eines Antrages de- Reichskanzler- wurde be schlossen, daß die im lankesrecktlichen Wege geschehene Ein verleibung eine- Gemcindebezirks oder eines Theileö desselben in den Bezirk einer anderen Gemeinde den Eintritt in die ScrviSclassc teS letzteren zur Folge baden soll. Mit der bereits erfolgten Uebcrwcisung mehrerer Vorlagen an die zuständigen Ausschüsse, sowie dem Vorschläge des Reichs kanzlerS wegen Besetzung einer Mitgliedsstelle beim Reichs Versicherung-amt erklärte sich die Versammlung einverstanden Dem Gesuch eines NcichSbeamtcn a. D. wegen Erhöhung seiner Pension beschloß der Bundesrath eine Folge nicht zu geben. * Anknüpscnd an die Wiedergabe der vom StaatSministcr v. Boetticher auf der landwirthschaftlichen Ausstellung zu über die absolute Fried 'S- ;u N orddeutschen Allgemeinen Stralsund gethanen Aeußerung lichkeit der Situation in der ,M> Zeitung", glaubt die „No wo je Wremja" bemerken zu müssen, der europäische Friede sei gesichert und der politische Horizont rein, nicht etwa deshalb, weil Deutschland den Krieg nicht will, sondern auch, weil Rußland seinerseits den Frieden aufrichtig wünsche und scsi entschlossen sei, an einer Politik fcstzuhaltcn, welche aus diesem Wunsche basirt. und zwar so lange solches ihm seine Interessen und seine Würde gestatten. — In diesem Punctc wird der „Nowojc Wremja" in Deutschland sicherlich kein Mensch widersprechen denn da« Vertrauen in den Frieden basirt hier ganz selbst verständlich auf der Voraussetzung, daß auch die leitenden Sphären der anderen Länder, im Besonderen aber die Ruß lands, die friedlichen Intentionen der deutschen Politik auch von ihrem Standpunkte durchaus theilcn. * DaS Festmahl, welches sich an de» Delegirtcntag der nationalliberalen Partei anschloß, nahm einen sehr angeregten Verlauf und wurde durch eine Reibe tresi lichcr Trinkfprüche gewürzt. Die Reihe derselben eröffnete Abg. Hobrecht mit einem Hoch auf den Kaffer, dann folgte Abg. Gras-Elberfeld mit einem Toast auf das Reich, Abg Bürklin mit einem solchen auf Herrn von Bennigsen Der Letztere erwiderte mit einem Hoch ans die national liberale Partei. Abg. Buhl brachte sei» GlaS dem Fürsten Bismarck, Abg. v. Eyncrn trank auf die „Schwaben" Dem Fürsten Bismarck wurde folgender telegraphischer Gruß übermittelt: „Die heute aus ganz Deutschland versammelten Dclegirten drr nationalliberalen Partei versickern Ew. Durch laucht, dem Mitbegründer de- Deutschen Reiches, unwandcl bare Dankbarkeit, Treue und Verehrung." Es ging bald darauf folgende Antwort an den Abg. Bubi ein: „Ew. Hoch wohlgeborcn danke ich verbindlichst für die freundliche Be grüßnng im Nanien der Partei, welcher daS Vaterland sür die Förderung unserer nationalen Politik zur besonderen Dankbarkeit verpflichtet ist." * Der in Frankfurt a. M. stattgcsundcne südwestdeutsche Parteitag der deutschsreisinnigen Partei bat sich auch mit der nationallibcralen Partei befaßt. Abg. Bamberger hielt nämlick eine Rede und führte darin aus, daß man ihr volle Gerechtigkeit widerfahren lassen müsse. Sic sei keine In terefsenpartei. Ich werde mich hüten — sagte er —, den Nativnalliberalcn die Lebensfähigkeit abzusprechcn; denn wir können die breiten Schickten des deutschen BürgerlhumS auch bi- in seine begünstigten Claffen nickt entbehren. Wir brauchen gegenüber der feudalen Iunkerpartei, gegenüber Lein Eentrum welches alle Fragetz nur vom confessioncllen Standpunct aus betrachtet, gegenüber drr Socialdemokratic, welche de» Arbeiter in Gegensatz zum Bourgeois und Unternehmer stellt, die ge stimmte Kraft unsere- deutschen BürgerlbuinS, und können nicht aus dir Mitwirkung desjenigen TbeilcS verzichten, welcher sich in der nationalen Partei sammelt und auch in Zukunkl fam»ieln wird. Mein schönster Wunsch wäre, wenn wir in Friede und Freundschaft al- rin linker Flügel mit dieser Partei Zusammenwirken könnten. Soweit der Bericht der „Kölnischen Zeitung", der sich allerdings inhaltlich mit den angeblichen Bemerkungen Bamberger'-, dir wir gestern an der „Frankfurter Zeitung" nahmen, nicht deckt. Es möge hierbei eingeschaltet sei», daß daS Frankfurter Blatt nicht gut auf den Parteitag zu sprechen ist, weil man, wie eS chcint, dort Herrn Coniicmaiin nicht besonder- „persönlich" wohlgewollt bat. * Der Verb and Stag der deutschen BcrufSgenoffen» chaftcn findet am 27. Juni in München statt. Auf dem- elben soll auch der Vorschlag der Errichtung eine- eigenen Bureaus sür den Verband zur Beralhung kommen. Ferner oll die Frage der Einführung von Normal-UnfallverhütungS- Vorschrifle» für gleichartige Gefahren in den unter dem UnfallversicheruligSgesctz vom 6. Juli 1884 stehenden Be trieben auf dem Gcnossenschaftölage einer Berathung unterzogen werde». — Ein auch im Sinne der Vor gesetzten Behörden und der amtlichen Statistiker von einer Eommission deS Ausschusses auSgearbeileteS Lohnlisten» Formular soll zum Zwecke einer brauchbaren und werthvollen Lobnstatistik den Berussgenosscnschastcn zum allsciligen Ge brauch empfohleii werden, lieber diese Frage soll ebenso, wie über die Errichtung berufSgenossenschastlicher Kranken- und Reconvalesceiiteii - Häuser auf dem BerbandStage berichtet werden. Schließlich soll die Frage regelmäßiger und gründ licher Revisionen der gesummten Geschäfts- und Eassen- ührung der Bcrussgcnossenschaften durch ein von ihnen zu diesem Zwecke zu bildendes Organ nach Art der Oberrech- nuiigSkainmcrn den Gegenstand der Berathung auf den' Bcr- bantStage bilden. * Am 7. Juni läuft die Frist von drei Monaten ab, t>e dem Domcapitel zu Paderborn zur Wahl eines Bisch oft gestellt ist. „Es ist wohl kaum noch Aussicht", so schreibt man der „Köln. BolkSztg.", „daß bis zum 7. Juni eine Wahl angssetzl werben könnte, wenn auch die Wahl-Liste von Berlin zurnckkomiucii sollte. Wo liegen die Gründe einer solch langen Verzögerung'? Ist cü doch in unserer Zeit so leicht, in kürzester Frist über jegliche Persönlichkeit Aufschlüsse zu erhalte». Oder will man von staatlicher Seite die Besetzung de« bischöflichen Stuhles wie in anderen Fällen durch directe Verhandlung niit Rom erreichen'? Ein solches Verfahren wäre doch gewiß nicht zum Besten der Sache und eine Ver kümmerung deö Rechtes dcS DomcapilelS. Letztere- wird auch iinbezwciselt sein Recht zu wahren wissen und eine Ver längerung dcS Termins für die Wahl, an deren Nicht- »slandekoiiimcn von seiner Seite keine Schuld vorliegt, iu "om nachsuchen." * Unter den am Montag präconisirten Bischöfen be» findet sich auch derjenige von Straßburg. * Die preußischen Minister der geistlichen Angelegen heiten und der Finanzen haben, wie kurz erwähnt, au di« Consistoricn betreffs Ablösung der Stolgebühren ein Rundschreiben erlassen, in welchem u. A. gesagt wird: „Tie königliche Ctaatsregieruna hat in Erwägung gezogen, den Kirchengeineinden zur Ablösung der Stolgebühren für diejenigen kirchlichen Handlungen, welche für das kirchlich« Leben von beson derer Bedeutung sind und deren Versäumung oft aus ihre Gebühren- pslichligkeit zurückzusühren ist, eine Beihilfe aus Staatsfonds zu gewähren. Um die Höhe der Beihilfe sestzustellen, ist es, bevor dem Landlage eine entsprechende Borlage gemacht werden kann, erforderlich, u crmilleln, welche Entschädigung in jeder einzelnen Kirchcngemcind« ei Aushebung jener Gebühren den berechtigten Stellen unter gewissen Voraussetzungen geznhlt werden müßte, und welche Belastung durchAuf- bringung dcr Enlichädigung aus eigenen Mitteln irder einzelnen Kirchen gemeinde erwachsen würde. Zu diesem Zweck haben wir da« an liegende Formular ausstellc» lauen. Nach den bisherige» Erwägunge» und vorbehaltlich rndgilliger Entschließung der königlichen L>taat»- regierung sind sür die gedachte Ablösung folgende grundsätzlich« Gesichtspunkte in Aussicht genommen: Die Aufhebung der Gebühren würde sich, soweit Staatsbcihiife» in Betracht kommen, allein erstrecken auf Taufen und Trauungen nebst den Ausgeboten: auch von den Taufen und Trauungen bleiben diejenigen ausgeschlossen, welche nicht in der ortsüblich einfachsten Form, d. h. zu dem niedrigsten taxmäßigen Gebührensätze vollzogen sind. Sämmt liche gegenwärtig im Anne befindliche Geistliche und Kirchendiener wurden bei Auibebnng der Gebühren durch ein« nach dem Durch schnittsertrage derselben in den letzten drei Jahren zu be rechnende JahreSrenle entschädigt werden. Auf die Dauer dagegen wurde di» EnlschädigungS - Rente nur denjenigen Stellen zu Theil werden, deren Einkommen außer freier Wohnung und Stolgebühren. bez. Sto'.gebührenentschädigung 50G)^i nicht übersteigt. Von einer Entschädigung der Kirchencaffen, da, wo dieselben seither zur Erhebung gewiijer Gebühren für die be treffenden Amtshandlungen neben den Geistlichen n. s. w. berechtigt waren, soll abgesehen werden. Zur Aufbringung der Entschädigungen verpflichtet erscheint in erster Linie di» Ktrcheuaemeindk. Wo diese über ein Kirchcnvermögcn srei verfügt, welches dauernd Ueberschüffe abwirft, wird nichts enlgegcnstebc», daß diese zur Deckung der Rente veiwendet werden. Alle übrigen Kirchengeineinden würden durch Umlage die Entschädigung auszubringe» gcnöthigt sein. Um zu »berseben, inwieweit es angemessen erscheint, diesen Kirchengemcinden durch Staatsbeihilfe die Ausbringung der Entschädigung zu erleichtern, diene» die letzten Fragen des Formulars. Denjenigen Kirchen gemeinde», welche die in Rede stehenden Stolgebühren bereits ganz oder theilweise abgclöst haben, würde nach denselben Grundsätzen eine Stoalshilse gewährt werden, wie denjenigen, bei welchen die Ablösung jetzt erst bewirkt werden wird." * Zum Eapitel Back cm schreibt die mit genanntem Herrn Fühlung badende „Kölnische BolkSzeitung": „Wie aus dein Bericht über die letzte Sitzung des Stadtverord- nelen-Collegiunis zu ersehen, hat Herr Jul. Bachem sein Amt als Stadtverordneter, welches er seit 1875 tnnegehabt, ntcdergelegt. Man wird diesen Schritt als Eonsequenz einer Erklärung be trachten haben, welche er unter dem 30. April in der „Nieder rheinischen BolkSzeitung" veröffentlichte: „In einem in Kreseld verbreiteten Flugblatte hat ein dortiger soeialdemokratischer Agitator, welchem ich meines Wissens persönlich niemals zu nahe getreten bin, gelegentlich einer Auseinandersetzung mit der „Niederrheinischcn BolkSzeitung" mein Privatleben in der gehässigsten Weise angegriffen. Ich nehme daran« Veranlassung zu nachstehender öffentlicher Erklärung. E» ist richtig, daß ich — vor nunmehr vier Jahren — mir einen Fehltritt habe zu Schulden kommen lassen, den ich lies bereut und hart gebüßt habe. Die Oesfentlichkeit ging derselbe nicht« an; ich batte ihn lediglich mit meinen! Gewissen abzumachen. Bon verbissenen Feinden wurde die Sache vor einem halben Jahre in eine beschränkt« Oessent- lichkeit gezerrt, und seitdem bin ich offen und versteckt sortwährend damit verfolgt und geanält worden. Der wirk liche Thalbestand ist dabei in den weientlichsten Punkten ent stellt und maßlos ansgebanscht worden. ZnSb,sondere entbehrt die Behauptung, daß ich gewisse moralische Verpflichtungen habe und denselben nicht Nachkomme, allen und jeden Grunde« Dir bezüg lichen Beweise Hab« Ich Freunden vorgelegl; wer ein Recht auf nähere Aufklärung zu haben glaubt, kann dieselbe jederzeit von mir erhalten. Im Uebriaen will ich bet mir nichts eniichuldigen. Um auch eine östenllich« Süd»« eintrelen zu lassen, bade ich mir seit längerer Zeit ein« große Zurnckdaltung im öffentlichen Leben der Heimatb auierlegl und werde da« noch ferner thun. Ob und in wie weit meine öffentliche Thätigkeit, namentlich auch In letzter Zeit, die gegen mich betrieben- Hetze rechtfertigen kann, überlaff« ich der
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