Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.06.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189106046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910604
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-06
- Tag1891-06-04
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.06.1891
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr Ne-action und Lrprdition Johannesgasse 8. LprechKnilSril drr KrdnrNoil Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5— 6 Uhr. Für die Mckzabe emgdaiitlkr Manulcnple macht sich die vicdaciio» mcht vrrd,nti>ch. Annahme der für die nächstfolgende Nnmnier destiuimtr» Inserate an Wochentage» dis 3 Uhr Nachmittags, a» Ton»- »nd Festtage» früh bis' -0 Uhr. In den Filialrn für I»s.-Ännahmr: ktto Mcmm'S Lortii». lAlsrrd Hahn). Universitätsstraße I, Laut» Lösche. Katharinenstr. 14, pari, und KönigSplatz 7, nur bis ' ,8 Uhr. Anzeiger. Lrgim für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonnementspreis vierteljährlich 4(, Mk. in Alt-Leipzig, incl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nrn. 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesördernng KO Mk., mit Postbesördernng 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis Tabellarischer n.Ziffernsatz nach höherm Tarif. lirelamen unter dem Rcdactionsstrich die4gespalt. Zeile 50Ps., vor den Famil iennachrichten die Kgcspallene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumerainlo oder durch Post» Nachnahme. 155. Donnerstag den 4. Juni 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. TaS 5. Stück des diesjährigen («csetz- und Verordnungs blattes für das Königreich Sachsen ist bei uns eingegangen und wird bis §UIN 2V. Juni e. aus dem NathhauSsaale zur Einsicht nahme öffentlich aushangen. Dasselbe enthält: Nr. 17. Bekanntmachung, die Beruiung der fünften ordent- lichen Landesinnode der evangelisch-lutherischen Kirche be treffend; von, 20. April >891; Nr. 18. Verordnung, die Abtretung von Grundeigenihum zur Erbauung einer normaljpurigen Eisenbahn von Falkenstein nach Muldcnbcrg betreffend; vom 8. Mai 1891 Leipzig, den 1. Juni 1891. Der Rath der Ltadt Leipzig. vr. Georgi. Krumblegel. Bekanntmachung. Die Inhaber derjenige» Leipziger Ttadtschnldscheine der Jahre 1850. 18.'»« und 1864, welche seiner Zeit zmn Umtausch in 8',°, Leipziger Ltadtanlrthe des Jahres 1887 Lrr. I angemeldrt »n0 mit bcz. Stempel versehen wurde», werden hiermit wiederholt ansgrsordert, diesen Umtausch baldigst zu bewirken. (gleichzeitig mache» wir daraus aufmerksam. Sas^ von den diesen eiuzntanschendr» Lchnldschrinen von 188, bri- gegebeiirn Ziiisschriueu der am 80. Juni 1888 süllige mit Ablans de» 80. Juni 1801 verfällt und werthlos wird. Zur Vermeidung von Verlusten veranlassen wir die Interessenten, die adgestrmprlten Schuldscheine der Anleihe» aus den Jahre» 1850, 18.,« und 18«4 bei unserer Lladt- rasse ungesäumt und noch vor Ablauf dieses Monats znm Umtausch ctnznreichrn. Leipzig, den 1. Juni 1891. Der Ratb der Ltadt Leipzig. vr. Georgi. E. Schulze. Bekanntmachung. Die Ausführung von Erd- und MacadamtsirnngSarbcitcn! in der Varl Tanchnitz-Ltrasze aus deren Strecke von der Pestalozztstraszc bis und mit der Kreuzung des Lchlrnszigcr j Weges soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau- BerwaltunH, Rathhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, aus und! können daselbst cingesehcn oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 0,50 ^ll, welche event. in Briefmarken einzusenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Ausschrift: „Erd- und Macadainasirnngsarbcitkn in Ser Carl Tanchnly-Ltratze" (sehen ebendaselbst, und zwar bis zum 15. Juni lsd. IS. Nach- attags 5 Uhr einzurcichen. Ter Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote § abzulehnen. Leipzig, den 30. Mai 1891. Tcs Raths drr Stadt Leipzig le 2720. Ltraizrnbau-Depiitatio». Bekanntmachung. Die Ausführung von Granitarbeite» für die Fußwege in der Varl Tanchnitz-Ltrasze auf deren Strecke von der Prftalozzi- Ltrasze bis und mit der Kreuzung d-s Lchleusziger Weges soll an einen Unternehmer verdungen werden Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau- Verwaltung, Rathhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 welche eveiuuell in Briefmarken einzuscnden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Nusschrist: „Äranitarbeiten in der Varl Tanchnilz-Ltrasze" versehen ebendaselbst, und zwar bi» zum 15. Juni lsd. IS. Nachmittags 5 Uhr einznreichc». Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehncn. Leipzig, den 30. Mai 1891. TcS RatüS drr Ltadt Leipzig lc. 2720. rtraffenban-Teputatlon. Versteigerung auf den Abbruch. Die Baulichkeiten des der Stadtgcmeinde Leipzig gehörigen vansgrundsta«» Geinetndrstratze Nr. 21 in Leipzig-Reudnitz sollen Montag, den 15. Juni d». Is„ vormittag» 11 Uhr im Saale der Alten Waage, Uatharinenftrafze Rr. 1, II. Lbcr- grschosz, auf den Abbruch versteigert werden. Tie BerslcigerungSbedingungen liegen von jetzt an bei der Hoch- bauverwaltung unseres Bauamts zur Einsichtnahme aus. Tie Besichtigung der Baulichkeiten kann am 12. Juni »». I». Vormittags von 11—12 Uhr erfolgen. Leipzig, den 22. Mai 1891. Der Rath drr Ltadt Leipzig. ld. 2290. vr. Georgi. Krumblegel. Wohnungs-Vermietliung. In der 3. Etage des der Ltadtgemeiude Leipzig gehörigen HanSgrundstück» Rrichostrahe Rr. 0 ist vom 1. Oktober d. I ab eine geräumige Wohnung gegen halbjährige Kündigung anderweit zu Vermiethen. Miethgesuche werten auf dem Nachhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, eatgegengenommen. Leipzig. Len 26. Mai 1891. Ter Rath der Ltadt Leipzig. I». 1447. Vr. Georgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. Das im Besitze des Hosvitals Sct. Johanni» befindliche, am ehemaligen Schießvlan gelegene Resiaurotionsgrundstück.,Schützen garten" soll vom 1. Juli dieses Jahres ab auf zunächst 6 Jahre verpachtet werde». Das Grundstück besteht aus einem massiven Hauvtgebäude mit angebautem Kegelschub und zwei Nebengebäuden, sowie einem 32 Ar Fläche umfassenden Garlen, der zur Halite als lloncertgarlen her- gerichtet und mit einer geräumigen Mnsikhalle versehen ist. Im Grundstück selbst ist seit länger als 60 Jahren Schankwtrthschaft mit bestem Ersolge betrieben worden. Gebote unter 3000 .« jährlich werden nicht berücksichtigt. Pachtliebbaber werden hierdurch eingeladen, in dem auf Montag, den 15. Juni dieses Jahre«, vormittags 11 Uhr. anberaumten Vervachtnngstermiiie iin Rachhause, I. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, zu erscheinen, ihre Gebote zu eröffnen und des Weiteren sich zu gewärtigen. Die Pachtbedingungen werden im Termin bekannt gegeben. Di« Auswahl unter den Bietern und die Zurückweisung aller Gebote bleibt Vorbehalten. Kretberg, am 31. Mai 1891. Der Ltadtrath. vr. Böhm«, Bürgermeister. Fhrg. Kirschenverpachtung. Die diesjährige Kirichennutzung an den siscalischcn Straßen des Vauvcrwaltereibczirks Leipzig ioll Loniiabciid. dr» «. Juni 1801, von vormittags 1« Uhr an tm Saale des hiesigen TchuhinachcrinnnugShaiistS (Schloß- gaffe Nr. 10> mristbikteiiv gegen josorltge vaarzahliing und unter de» im Termine bekannt zu niachcttdcn Bedingungen verpachtet werden. Tie in Frage koinnicnden Straßcnabthcilnngen dez.llntcrabthcilungen, ingleichen die Anzahl der daraus anstehenden Bäume sind vor dem Termine auS in den Händen der Herren Amtsstrastciiineistcr und der sämmtlichen Straßeuwärtcr des Bezirks besindlichc» Verzeichnissen zu ersehe». Leipzig, am 29. Mai 1891. königliche Straffen- und Ävniglichc vau- Wafscrbauinspcctio». vcrwalterct. Völlig!. Viliistaktiöciilie und vunstgemeriltsliillle )n Leipzig. Ans vielfach geäußerte Wünsche bleiben Dienstag, den 2., Mitt woch, de» 3., und Tonnerslog, de» 4. Juni d. I., Vorm, von 11 bis I Mittags zur nuentgrltlichrn Besichtigung im Aiistallsgehäude, Wächterskraße II, ausgestellt: 1) eine sranzüs. Ausgabe Heliogravüre» der Werke Meissonier'S, 2) die von Herrn Prof. Haselberger wieder hcrgeslelltcn Türer'schrn Fenstrrbildcr aus der Landauer Eapelle in Nnrn> berg von I5t)8, sowie solgendc unter Bctheiligung von Schillern in j der Glasmalerablhciluiig gcserliale Arbeiten: 3) eine getreue Nachbildung der Türcr'jche» Feiistcrbilder, 4> virrpitsscbildcr, Sccnen a»S dem deuiichc» Ritter- und Minncleben nach Zeichnungen von Wohlgemut!» und 5- das Wappen des deutschen Reiches und der 7 Wahlsürsten a. d. 16. Jahrhundert. Leipzig, den 1. Juni 1891. Ter Tircctor: vr. I.udn. > leger. V ei'8riiinnlimz> ll65 ürxtliokon IZexii K8V6161N8 I»«ui>ern1l»L, «lo» 4. G»i»t I«»I. itzOvnÄ» S V1»r, ln» 8a»Ie der I. Ullr^ei^eliule. Taxosordnuog;: Vinalln^v. IVanl rvvc-iei ve>>ulirtca rum «lisüjilkrigen deutLellen .(errietn^e in IVeimar. Loricüt der CommiEon, Eliks vom Verein deauktraxt war, »ich über <Iio r.u den Ver handlungen ckes ^errtelags Uber die Orgniii Nation de» mediciniselieu Onterricbln auk- gesiellton 8tltrs auaruspreeben. vr. med. Ilvarlei. Holr-^uction aus Zwenkaiier Ltaatssorstrevier. Montag, dr» 15. Juni dss. I».. von Vormittag 10 Uhr an sollen folgende auf dem Schlage der Abtheilung Nr. 12a der Harth ausbcrcitcle Nutzhölzer, als: 113 Stück eichene Klötzer von 13—95 cm Stärke, 2,5—7 m Länge, 134 - birkene - » 13—3« » » 4—8 - - 16 » erlcne - . 13—24 - - 3—4 - - sowie TicnStag, den 16. Juni dss. I»., ebenfalls von Vormittag 10 Uhr an folgende ebendaselbst aufbcreitete Brennhölzer, als: 69 rm harte Brennjchcite, 32 - Harle Brennknüppcl, 69 - harte Zacken, 250 - Harles Brcnnrcisig, 69 Langhaufe» hartes Brennreisig, 149 rm eichene Stöcke meistbietend gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Zusammenkunft an beiden Tagen auf dem Holzschlage in Nbthcilung 12a an der Eijenbabnstrccke, nahe am Bahnwärter Häuschen. Zahlstelle im Gasthaus „zum bayerischen Hos" in Gaschwitz. Auskunst ertdeilt die unlerzeichnete Revierverwaltung. Künigltche Forstrcviervcrwaltuiig Zwenkau und Königliche» Forstrcntamt Wurzen, am 28. Mai 1891. Lomler. Geißler. vie Agitation wegen Aufhebung der GetreideMe. Bewegungen, welche die Herabsetzung de« Preises für die nothwcndigsten Lebensmittel rum Zweck haben, pflegen stets die Zustimmung weiter Kreise zu erregen: „Billiges Brod und billiges Fleisch, niedrige Steuern" sind die Wünsche, welche den Besitzlosen am nächsten liegen und nach deren Erfüllung sich jeder sehnt, drr nickst im Uebersluß schwelgt. Wir haben eS bei den letzten NeichStagöwablen gesehen, welche Zugkraft der Forderung nach billigen Lebensmitteln inne wohnt, die Reiben der Parteien im Reichstage, welche die Klagen über die hohen Prci'e der nothwendigsken Lebens mittel zur Wahlparole machten, wie die Socialdemokralen und die Freisinnigen haben dadurch eine bedeutende ver stärkung erzielt, alle anderen AgitationSmittcl erwiesen sich im vergleich damit als wirkungslos. Dieser Erfahrung ein gedenk, sind denn auch die Socialdemokratcn und die Frei sinnigen jetzt wieder an der Arbeit, die Lage im Partei Interesse auszunutzen und die Sache so darzustelle», al» ob die NeichSregicrung die Interessen der besitzenden Elassen aus Kosten der besitzlosen wabrnrbme. Was sonst hat der Ruf »ach Aushebung der Gctreidezölle zu bedeuten angesichts der Erklärung drS RcickSkanzlerö, welche die Gründe der Aufrecht crballung der Zölle gemeinverständlich auScinandersetzl'? „Wenn die ganze Well, auch der Zwischenhändler und Bäcker, weiß, die Ermäßigung dauert nicht lange, so würde sich der BrobpreiS wenig ändern. Wen» wir den Roggenzell aus 25 für 4 Monale beruntersetzen, so würde der Effect sein, daß das Kilogramm Roggen 2 bis 3 -s billiger würde. Ich habe nicht den Glauben, daß diese Ermäßigung >m Preise oder im Geivicht des BrodeS zum Ausdruck kommen würde." So äußerte sich der Reichskanzler am Montag, unk wir haben die Ueberzcugung, daß er daö Nichtige traf. Er wies aber auch darauf hin, daß wir in eine große Handels politische Aclion nicht eiistrctcii und sic mit Erfolg durchführen können^ wenn wir anscheinend in unseren eigenen Anschauungen wechseln, noch ebe wir da« erste Resultat unserer Handels politischen Action einaeheimst haben. Der Schwerpunct der Frage liegt also ans dem internationalen Gebiet, und cS ist unbegreiflich, daß Leute in eine Agitation für zeitweise Herabsetzung oder gänzlicke Auskcbnng der Gctreidezölle cintreien tönncn, welche wissen, daß dadurch gerate da« ! Zustandekommen derjenigen Verträge gefährdet wird, welche eine dauernde Herabsetzung der Getrcidezölle verbürgen. Die Interesse» der Großgrundbesitzer kommen bei dein Abschluß dcö Handelsvertrages zwischen Deutschland und Lestcrreich Ungarn stark in Betracht, aber die Stiinmung für den Vertrag bat sich in der neuesten Zeit wesentlich gebessert, weil die öffent liche Meinung sich fckr deutlich für Herabsetzung der Gc- Ireidezölle geäußert hat. Der Nutzen einer dauernden Herabsetzung der Gctreidezölle für die ärmeren Elassen liegt auf der Hand, während eine zeitweise Herabsetzung oder Aus- bcbung nur den Spekulanten zu Gute kommen würde. Ter Getrcidchandcl liegt auösckilicsilich in den Händen dieser Kategorie. Die Großgrundbesitzer verkaufen ihr Getreide nicht im Einzelnen, sondern im Ganzen und sind deshalb auf Zwiscl»enl,äntlcr angewiesen. Diese machen den Preis nach der „Eonjuncttir" und dadurch wird das Getreide ;n einem SpcculalionSobjcct ähnlich den Wertbpapieren. Zahl reiche Händler bekommen nie ei» Korn von dem Getreide zu sehen, was sic kaufe» und verkaufen, ihnen ist cS lediglich darum zu lhun, daS Kausobjccl auf einen Nachfolger zu über trage», der ihnen einen Gewinn ermöglicht. «0 geht das Getreide von Hand zu Hand als imaginärer Begriff, und jeder neue Käufer zahlt dem Verkäufer einen höheren Preis, so lauge die Haiisse-Vcwcgnng dauert. Tritt der Umschlag ein, dann füllst Jeder sich seine- VesitztitclS ans daS gekaufte Getreide so schnell als möglich zu entledigen, damit er nicht den Schaden zu tragen bat, der auS der Preistreiberei er wächst. „Den Letzten beißen die Hunde", lautet der börsen mäßige Knnsiauskruck Man braucht blos die Beträge zu prüfen, um welche cs sich bandelt, wenn das Getreide steigende oder fallende Tendenz zeigt, im Vergleich damit ist die Zahl von 5 ein Pappen stiel, der gar nicht in Betracht kommt. Den mit diesen Verhält nissen unbekannten Leuten wird aber die Sache so dargcstellt, als ob der Zoll die Hauptsache wäre, als ob eS auf diesen, im Ver gleich mit den Lummen, die der Speculant aufs Spiel setzt, verschwindend kleinen Betrag ankäme, um den Preis des BrodeS für den armen Mann zu bestimmen. Jetzt wird großes Hallo erhoben, weil die Regierung den Getreide speculanlen eme» Strich durch die Rechnung macht und klipp und klar sagt: Wenn ihr große Vorräthe ausgcspeichert batst, um einen möglichst Loben BcrkausSprciö für euer billig ge laustes Getreide zu erzielen, so ist das euere Sache, die Regierung ist nicht dazu da, um den Speculanlen ihre Arbeit zu erleichtern und ihren Gewinn zu verdoppeln; wenn ihr ante Absatz-Gelegenheit nöthig habt, so wendet euch an die Leute, welche euere Sache im Reichstage vertreten. Deshalb bleibt trotzdem die Tkatsache bestehen, daß der GetrcidcprciS in erster Linie durch die Ernte und durch die Bedingungen bestimmt wird, unter welchen daö Getreide an die erste Hand verkauft werden kan». Und aus diesem Grunde ist kS wünschcnSwcrth, daß der Käufer nicht außer dein Werth dcö Getreides auch nvck Zoll zu zahlen hat. Dabei ist aber zwischen dem Käufer im Lande und dem im AuSlande zu unterscheiden und hier kommt eS darauf an, ob das körn erzeugende Land einführt, um den eigenen Bedarf zu decke», oder auSsübrcn kann. Bekanntlich deckt Deutschland den eigenen Be darf nicht, sondern bedarf der Zufuhr von außen, und gerade deS balv verlangen die dcutschcnLandwirtbeSchutz gegen die Einfnbr fremden Getreide«, damit der deutsche Markt nicht von diesem überschwemmt wird und auf den Preis des eigenen Products nnvcrhältnißmäßig drückt. Ucber diese Bcrhältnisse ist schon so viel geschrieben und gedruckt worden, daß man daö Thema für erschöpft erachten sollte. DaS ist aber nicht möglich, »veil die einander entgcgcnstcbendcn Interessen die volle Wahrheit nicht durllidringen lassen, weil stets Unklarheiten und Möglichkeiten übrige bleiben, die durch die der strengen Prüfung unzugängliche Spccnlation veranlaßt werden. Die Agitation Wege» Aufhebung resp. Herabsetzung der Getrcidezölle bat, wie die vorstehenden Andeutungen be weisen, lediglich Parteiintercsscn zur Ursache. Billigeres Brod wird den Besitzlosen durch zeitweilige Aushebung oder Herabsetzung der Zölle nicht gewährt, sondern nur durch solche Vereinbarungen, welche auf den Preis des Weltmarktes einwirken. DaS wird durch die Handels vertrage erreicht, welche thcilS abgeschlossen sind, tbcilS schweben, und deshalb ist cs entschieden von der Hand zu weisen, daß die freisinnige Partei sich zu Schergen diensten für die Socialdcmokratie hergiebt, um die Massen durch den Ruf nach Aufhebung der Gctreidezölle aufzurcgcn. Wer die Verantwortung für eine solche Be wegung übernimmt, hat vorher den Nachweis zu führe», daß der durch die verlangte Maßregel angcstrclste Zweck auch erreicht werden kann. Die Freisinnigen und Socialdcnio traten wären nur dann im Recht, wenn die Aushebung des Zolles sofort die Wirkung hätte, den Preis deS BrodeS um den Betrag deö Zolles zu vermindern. Und selbst dann, wenn dieser unzweifelhaft unerreichbare Zweck erfüllt würde bliebe immer noch die Frage übrig, waS auS der Politik der Turchsührung die Handelsverträge werden soll, für deren NeichSregicrung ihre Kraft eingesetzt hat. Leipzig, 4. Juni. * Uebci die Veranstaltungen deS deutschen Kaiser besucheS in England erfävrl die Londoner „Allgemeine Eorrespondenz", daß die Majestäten in Port Victoria in der Nähe von Sheerncß am 4. Juli Nachmittags landen und vom Prinzen und der Prinzessin von Wale«, dem Herzog und der Herzogin von Eonnaught, sowie von anderen hervor ragenden Persönlichkeiten empfangen werden sollen. Die hohen Herrschaften dürsten sich direct nach Windsor begeben, wo sie als Gäste der Königin bis Donnerstag den 9. Juli verweilen werden. Für diesen Tag ist die Uebersiedcluiig nach dem Buckingham - Palast festgesetzt und am Donnerstag den 14. Iuii wird daS Kaiscrpaar London verlassen, womit der Besuch ofsiciell seinen Abschluß erreicht. Der Kaiser dürfte sich hieraus nach PortSmoutb ans seine Aacht begeben, während die Kaiserin sich etwa drei Wochen in CoweS, ISle an^ Wigbt, aushalten wird, wohin ihr erlauchter Gatte Anfang August zurückkcbren will, um der vier Tage währenden Regatta beizuwohnen. * AuS Kissingen wird gemeldet, daß Ihre Turcklaucht Fürst und Fürstin Bismarck gegen den 20. d. M. dort einzutrcfscn gedenken. Der Aufenthalt ist auf 4 Wochen be rechnet, nach deren Ablauf das fürstliche Paar direct nach rriedrichSrub zurückkebrcn wird, da der Fürst während der Ernte zu Hause sein will. Die Eur in Kissingen wird unternommen, um daö Wohlsein, dessen sich der eiserne Reichskanzler erfreut, dauernd zu erhallen. * Ucber die Rede des Herrn von Bennigsen auf dem nationallideralcn Delcgirtentag wird in einigen Tagen ein ausführlicher Bericht in den „Mitthcilungen an die Bcr- trauensuiäniier" veröffentlicht werden. — ES verdient erwähnt werden, daß der „Reichs- und Staatsanzeiacr" in seinem »ichtamtlicheii Tkcil »ach der „Nationalliberalcn Eorrespondenz" einen eingehenden Bericht über diese Rede bringt. * Der BuiideSrath soll sich nach anderweitiger Mittkci- lu»g gegenwärtig auch mit der Beschaffenheit und Bezeich nung der Arzneigläser und Standaefäße in den Apotheken beschäftigen. Wenn diese Mittbeilung begründet ist, so dürfte cs sich um die Verwirklichung eines vor längerer Zeit von dem Abg. Grafen Douglaö geäußerten Wunsches Handel», der darauf hiiiauslicf, daß für die Abgabe äußer licher Arzneien farbige kantige Gläser benutzt werden. ES oll damit den unfreiwilligen auf Fahrlässigkeit zurückzu- übrentc» VcrgistungSfällcn vorgcbcugt werden, die fast immer aus einige wenige Substanzen ziirückzusühren sind; und zwar ind dies baupl»ächlich Schwefelsäure, Salmiakgeist und Ear- bolsäurc. Nun sind aber diese Mittel, abgesehen von Salmiak geist, selbst als Heilmittel dem freien Verkehr überlassen. Eine Verordnung über Einfübrnng besonderer Gläser zur Vermeidung der Verwechselung dieser Substanzen mit anderen würde deshalb, wenn sie auf die Apotheken beschränkt würde, nur wenig nutzen. Es müßte ihr schon eine allgemeine Aus dehnung gegeben werde». * Tie „Nationalliberale Eorrespondenz" schreibt: Das ablehnende Votum der conservativen Fraction des Abgeordnetenhauses gegenüber der Landgcmeindeordnung ist recht überraschend gekommen und durch Herrn von Railchhaupt in einer Weise begründet worden, die nur Befremden und Kopsschütteln erregen konnte. Ter Versuch, die ablehnende Haltung sachlich zu rechtscrtigc», war so überaus schwach und fast unverständlich, daß es sich nicht verlohnt, darauf einziigehe», um so weniger, als die vorgebrack,len Entschuldigungsgründe lediglich ein ganz durchsichtiger Vorwand waren. Die conseroative Partei will eben keine Reform der Landgemeindeordnung; ihr inneres Widerstreben hat sich während des ganzen Verlaufs der Verhandlungen gezeigt, jetzt, nachdem man daS Werk schon in Sicherheit glaubte, und über die noch obwalten- de» Differenzen eine Verständigung aller großen Parteien ein- chliestlich der Eonscrvativen erzielt war, soll »och einmal ein letzter Versuch gemacht werden, das Gesetz zu Fall zu bringen. Im Ab geordnetenhaus freilich kam, nachdem die Nationalliberaien, das 5c»trnm, die Freiconjervativen und Freisinnigen ihre Zustimmung erklärt hatten, auch ohne die Conservativen eine groge Mehrheit dir daS Gesetz zu Stande. Aber die konservative Speculation geht dahin, auf die Gesinnungsgenossen im Herrenhaus« eine» Druck ausjliübei', der das Gesetz znm Scheitern bringt und damit dem in diesen Kreisen besonders verhaßten Minister Verrsurth den Erfolg seiner Mühen noch im letzten Augenblick entzieht. Ein solches Schansviel, den Minister des Innern von dem Chor seiner Land- rälhe nicht nur bekämpft, sondern auch mit persönlichen Ungezogen- heilen und verletzenden Zwischenrufen angesallcn zu sehen, ist wohl noch nie dagewesen. Wir hoffen, daß das Herrenhaus sich besonnener, patriotischer und seiner Verantwortlichkeit be wußter zeigen wird, als eS die Genossen des Herrn von Rauch haupt vorauszusetzen scheinen. Sachlich sind die »och bestehenden Differenzen viel zu geringfügig, als daß sie auch nur von ferne das Scheitern eines solchen Gesetzes rechtt'ertigcn könnten. Wer das Gesetz i» der jetzt mühsam hergestellten Form nicht will, der will überhaupt keine Reform der Landgenieindeordnung. Tie über wiegende Ansicht geht denn auch dahin, daß das Herrenhaus das Geietz in der jetzt festgcslelllen Fassung aiinehnien werte. Bedauerlich bleibt cS aber auch dann, daß die konservative Partei des Ab geordnetenhauses ein Gesetz abgelchnt hat, bei dessen Ausführung ihre Gesinnungsgenossen im Laude so wesentlich bclhciligt sind, und zwar lediglich aus persönlichem Acrgcr über einen diesen Herren nicht genehmen Minister. Anders kann man die während deS ganzen Verlaufs dieser Angelegenheit höchst hinterhältige, unzuver- lä»sige und mitnntcr fast unverständliche Taktik der Fraction nicht begreifen. Tie entschiedene Ablehnung einer Suspension der Getreide- zöllc durch die Regierung ist ein Ercigniß vvn höchster politischer und wirihschasllichcr Bedeutung, dessen volle Eonsequenzen sich noch gar nicht übersehe» lasse». Man schreibt uns darüber von wohl- unterrichteter Seite: Im Grunde bestand über die Nothwendigkeit einer mindestens theilivciscn Suspension dieser Zölle unter der Voraussetzung kaum eine Meinungsverschiedenheit, daß ein wirk- licher Not Hit and vorhanden oder in nächster Zeit zu befürchten ist. Das hat nun die Regierung, gestützt auf de» Bestand der Vorräthe, auf die sicher alsbald zu erwartenden Importen, auf die neuesten Berichte über die Ernteaussichtcn ii» In- nnd Ausland, in Abrede gestellt und dafür die Verantwortlichkeit zu tragen sich entschlossen gezeigt. Das vvn dem Ministerpräsidenten beigcbrochte Material war »reilich lückenhaft und die daraus gezogenen Schlußfolgerungen i» manchen Pnilclen anscchlbar, indesien die beruhigenden Ver sicherungen der Regierungen lassen die Angelegenheit doch in einem wesentlich neue» Lichte erscheinen. Dag eine Suspension der Gelreidezölle nur durch eine außerordentliche Notdlage gerechtfertigt ist, daß sie eine bcdcnlliche Unruhe in unser Wirlhschaitsleben bringt, wird auch von de» principielle» Gegnern dieser Zölle zugegeben werden; eine dauernde Ordnung dieser Verhältnisse muß auch ihnen erwünschter sein, als ei» stoßweises Durchbrechen der »etzigen Zoll schranken, dann nach kurzer Zeit die Wiederherstellung derselben und bald daraus voraussichtlich wieder eine Ermäßigung. Ein solches Verfahren märe in einer wirkliche» Nolhlage ohne Zweifel gerecht- sertigt und unerläßlich. Daß eine solche im Anzug ist, bestreitet die Regierung und mit einem Gegenbeweis wird ihr natürlich Niemand entgcgentretcn können. Indessen der Begriff eines Nothstandes ist dehnbar und unbestimint: Viele werden ihn schon gekommen glauben, wo viele Andere noch nichts davon bemerken. Wir wollen hoffen, daß die Negierung mit ihrer optimistifche» Auffassung Recht behält und sehen einstweilen keinen Grund, ihren Versicherungen zu miß trauen. Es ist auch aller Grund zu der Annahme vorhanden, daß eine Suspension im jetzige» Augenblick das Zustandekommen der Handelsverträge und die so wll»jchenswerthe dauernde Regelung dieser Verhältnisse empfindlich gestört und durchkreuzt, wen» nicht geradezu vereitelt haben würde. Das ist ein Gestchtsvunct, welcher gerade von den Besürwortern einer Ermäßigung dieser Zölle beachtet werden sollte und welcher schon allein den Emichlnß der Regierung rechtfertigen könnte. Bedenklich und »nerfrenlich ist freilich, daß »etzt voraussichtlich eine mit allem Hochdruck arbeitende socialdcmvkratische und dentschfreisinnige Agitation gegen die „Politik der Brodocrlheuerung" beginnen, oder vielmehr, da sie schon längst begonnen hat, mit verdoppelten Kräften fortgesetzt werden wird. Ter socialdemokratische Parteivorsiand »er- üffenllicht bereits iin „Vorwärts" einen Ausruf a» die Partei genossen, überall im Reich mit der Einberufung von Volksversamm lungen vorzugkhcn, als Tagesordnung aufzustellen: „Die Kornzölle und die Reichsregieruiig" und gegen den Fortbestand dieser Zölle z» vroteslircn. Tie Teutschfreistnnigen sind mit demselben Plan beschäftigt: der Verlaus ihres Franksurter Parteitages läßt auch ihrerseits aus einen neuen Ansturm gegen di« Getreidezölle schließen. Man wird abwarten müssen, inwieweit diese Agitation aus frucht baren Boden fällt. Der Grad von Beifall, den sie findet, wird davon abhüngen, bis zu welchem Maße tm Volk wirklich bereit»
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