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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.06.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189106291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910629
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910629
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-06
- Tag1891-06-29
- Monat1891-06
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.06.1891
- Autor
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Kkdaclion und Lrprditio» Johannesgasse 8. APrechliun-ki, drr Urdaciion BormittagS 10—12 Ubr. Nachmittags 5— 6 Uhr. 8»»««« »m§kiL»ttrr Manulcr rlk »»chl sich d» ««»«cuon »>chl ixrdmtUch. Annahme der sir die nächftsolgciide Rnmmer deftimmle» Inserate an Wochentagen bis 3 Uhr Nachmittags» an Tonn» untz Festtagen früh bis' ,9 Uhr. I» den Filialen für 2»s.-All»aI>mr: Otto Lleinm'S Lortim. «Alfred Hahn), Univkrsitäl-slraße 1» Loui« Lösche, Kathartnenstr. 14, pari, „ad Königsplatz 7, nur bis ' ,8 Uhr. Abonnementspreis ^ vierteljährlich 4>', Mk. ln Mt-Leipzig, incl. Bringertobn 5» Mk.. durch die Post bezöge» 6 Mk. Linzeine Nr». 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen <tn Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbesördernng KO Md, wlt Postbesördernng 70 ML Iilsrratr 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. «rohere Schriften laut uns. Preisverzeichnis Labellarijcher n.Zijser»satz »och höher»» lariL Urrlamr« antei dem RedactionSstrich die Sgespoll. Zeile SO Pf., vor den Familiennachrichte» die 6 gespalten« Zeile 40 Pf. Inlera'e sind stets an die tshpedition p> sende». — Rabatt wirb nicht gegeben. Zahlung prnsmimerankio oder durch Post» Nachnahme. ^ I8V. Montag den 20. Juni 1891 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntillachullg. Dem zeiiherlgen Rathsrescrcndar Herrn vr. ^ur. Haus Maximilia» Weist haben wir, nachdem derselbe die zur Erlangung eines selbstständigen Richterautte« erforderliche Staatsprüfung mit Erfolg bestanden hat, die Stellung als „Ralhsasjessor" verliehen. Leipzig, de» 27. Juni 1801. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Ass. Vr. Krippeudorfs. Lrkallntmachullg. Im Einverständnisse mit den säiumtlichen belheiligten Ndjaccnten haben wir mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten beschlossen, die Fluchtlinien der Plagwitzer Straße zwischen Lcipzig-Plagwitz »nd Leipzig-Lleinzschocher, wie solche Lurch Beschluß der ttönigttchen Ambrhauplmaunschast vom 8. März 1890 sestgestellt worden sind, dem Plane D. v. V. Nr. gemäß, io der mit blauen Linien aufgetragenen Weise, abzuändcrn. Diese hiernach abgeändert« Tectur 1. 8. V. Nr. liegt mit dem von der Königlichen AmtShauptmannschast bereits srilher ge- nehmigten u»d scstgestellten Hanptplan D. k. V. Nr. i» unserer Tiesbauverwaltung fRathhanS, Zimmer Sir. 14. II. Stock) vier Wochen vom Ablauf deS Tages «ach der Ausgabe der die Einrückung dieser Bekanntmachung enthaltenden Amtsblätter «ngcrechoet, zu Jedermanns Einsicht ans. Widersprüche gegen den Plan, insoweit sie die von uns beschlossene Fluchtlinienveräuderung der Plagwitzer Straße betresst», sind innerbalb der bezeichnele» Frist bei deren Vertust schriftlich bei uns anzubringen. Leipzig, den 26. Zuui 1891. Tor Rath dcr Stadt Leipzig. le. 3030/875. vr. Georgi. vr. Redlich. Lekanutmachung. Di« Herstellung des Gasrohriietzc« für die Stadttbeil« Lripzig- Schieustig und Leipzig Kleinzschocher soll demnächst in Angriff genommen werden. Wir ersuchen hierdurch diejenigen Bewohner der genannten Stadttheile, Weiche GaS zu BelcuchtungSzivecken, zum Heize» und Kochen, zum Motorenbetrieb «. s. w. abuehmen wollen, di« ersorderliche Anmeldung bis z»u» 15. Juli dsS. IS. in der Geschäftsstelle der städtischen Gasanstalte», Leipzig, Rttterstrast« Nr. «, Tcheaterpasiage, za bewirken. Bei rechtzeitiger Anmeldung tritt eine Ermäßigung der Anschluß- koste» je nach der Weite des Znführungsrohres ein. Leipzig, den 6. Juni l89l. Die Deputation de» Nath» der Stadt Leipzig Io. L408. zit^de» Gasanstalten. Oie Lparrajse der Gemeinde Möckern bet Leipzig verzinst di« Einlage» vom 1. Juli 1891 a» mit 3'/,* */, und expedirt Dienstag und Freitag (Fest- u»d Feiertage ausgenommen) Nachmittags van 3—S Uhr. Leipzig, 29. Juni. * I» der «un 25. d. M. unter dem Vorsitz des Vice- räsideuten des StaatSministcriumS, Staalssecretairs de« nnern vr. von Boelticher abgehaltenen Plenarsitzung faßte dcr BundcSrath öder mehrere Eingaben in Zoll- und Steueraageiegenheilen Beschluß. Dem Entwurf einer Verordnung zur Ausführung deS PatentgesetzeS und des Gesetzes, betreffend den Schutz von Gebrauchsmustern, er- theilte die Versammlung die Zustimmung, erklärte sich mit drr beantragten Abänderung de« Etat« der Salzsteuer-Ber- waltungSkostcn für Braunschweig und der Zoll- und Salz- steuer-BerwaltungSkosten für Elsaß-Lothringen, sowie dcr vor- geschlagenrn Feststellung deS Ruhegehalt« für drei Postbeamte einverstanden und beschloß, der Eingabe des Magistrats einer Grenzstadt wegen deS Berbot« des Umlaufs fremder Scheide münzen, sowie mehreren Gesuchen um Befreiung von der VerslchrrungSpflicht nach dem Invalidität«- und AltcrSver- sicherungSgesetze keine Folge zu geben. Die in Aussicht ge nommene Ausprägung von NeichSsilbermünzeu wurde ge nehmigt. Eine Eingabe des Vorstandes deS Deutschen Drogisten «Verbandes wegen Regelung deS Verkehrs mit Giften und ein Gesuch um Gestattung deS FcilbietcnS von Braunbier iw Umherzichen wurden dem Reichskanzler über wiesen. . * Die Reise deS FinauzministerS vr. Miquel und de« HandelsministerS von Berlepsch nach Stettin galt be kanntlich in erster Reibe dcr Besichtigung deS dortigen HasenS und der persönlichen Information über die mit dem Hafen zusammenhängenden Berbältniffe. Es besteht ' schou seit längerer Zeit der Pinn, die Zufahrt nach Stettin für Schiffe von mehr al- europäischer Fahrt, also für Schiffe mit einem Tiefgang, wie ihn die transatlantischen P Dampfer zumeist haben, zu vertiefen. DaS Projecl wird auS doppelten Gründen von Stettin selbst und weiteren an den dortigen Verbältnissen interessirten Kreisen befürwortet: einmal um den Handelsplatz nack, Eröffnung deS Nord- OstseccaualS concurrenzsähig gegenüber Hamburg zu erbalten und das andere Mal, um dem „Bulcan" die Möglichkeit zu geben, auf seiner Werst den Bau transatlantischer Dampfer und großer Kriegsschiffe ferligzustellc» und diese ebne künst liche Vorrichtungen in See zu bringen. Wie wir hören, werden die beiden oben genannten preußischen Minister sich binnen Kurzem auch nach Danzig und Königs berg begeben. Der Zweck dieser Reise dürste im Wesent lichen der sein, sich über die Maßnahmen an Ort und Stelle zu mterrichlen, die zur Hebung der wirthschaftlichen Ver hältnisse der Ostprovinze» gctroffens werden sollen. Da beide Hafenpläye ja am überseeischen Getreidehandel in hohem Grade brtheiligt sind, dürste diese Reise dazu beitragen, daß vielleicht in absehbarer Zeit dir so lange schon strittige Frage der Aufhebung des Identitätsnachweise« für Ge treide zum AuStrag gebracht wird. * Zn Bezug auf die Ernennung Puttkamer'S zum Oberpräsidenlen von Pommern bemerkt die „Allgcm. Ztg.": Nach unserer Kenntniß war die Wicderernennung des Herr» v. Putlkamer. zum Minister de« Innern bei einem Rücktritte im Juni 1888 für den damaligen Kron prinzen beschlossene Sache und bei dem bald darauf er- olgteo Regierungsantritt nur mit Rücksicht auf die Kürze drr Frist und w«l d«, Schritt «mittelbar »ach dem Hui- cheiden Kaiser Friedrich's einen zu ausfälligen Charakter ge babt haben würde, aus Rath deS Fürste» Bismarck unter blieb. Mit Herrn Hcrrsurlh aber war auStrücklicb darauf hin verhandelt worden, daß er das Portefeuille gleichsam nur als Platzballcr für Herrn v. Pullkamer siikrcn und dann zur gegebenen Zeit das Obcrpräsidinm in Koblenz übernehmen olle. Die von Herrn Hcrrsurlh in Angriff genommenen Borhereikungcn für die Landgemeinde-Ordnung bewirkte» indes, daß die Absicht zunächst unausgeführt blieb , ebne daß jedoch darauf verzichtet wurde, Herrn v. Puttkamer'S Wicder- bcrusung in eine entsprechende Stellung als beschlösse» au- zuscben. * Einigermaßen im Gegensatz zu Dem, was unS auS ge werblichen Kreisen über die vor Kurzem in Berlin abgebaltenc Han dwcrk er-Confer cn; milgclbcilt worden war, schreibt die .Nationalliberale Correspondenz": Fast unbeachtet ist die in voriger Woche hier abgebaltenc Han dwerkcr-Con ferenz geblieben, die auf Anregung dcr Regierung mit derselben sich über verschiedene wichtige Fragen dcr Handwerkcrbewegung beratbensollte. ES war Gcbeimballung der Verhandlungen beschlossen worden und eS ist denn auch tbatsächlich so gut wie gar nichts darüber in die Oeffentlichkeit gedrungen, im Gegensatz zu ähnlichen Cousercnzen, bei denen doch wenigstens über die Grundziigc und den allgemeine» Verlaus der Vcrband- limgen a» das weitere Publicum bcrickict zu werden pflegt. Man wird wobl nicht irre geben in der Annabmc, daß in dcr Tbat auch nickt viel mitzulbettcn war. Auf die Tagesordnung dieser Conscrcn; waren, wie wir srüher schon einmal berichtet haben, so weitgehende Forderungen zur Wiederherstellung von Zunstciiirichttingcn gesetzt worden, daß die Negierung von vornherein zur Erkennttiiß kommen mußte, mit einer von solchem Geist erfüllten Versammlung nichts nützliches er reichen zu können. Sic hatte denn auch offenbar schon vor Eröffnung dieser Confcrenz die Lust daran verloren und bat sich an den Verhandlungen fast nur mit stillschweigender Zurückhaltung bctbciligt. Im Mittclpunct der Forderungen stand die Einführung des Befähigungsnachweises, die der BundcSrath trotz wiederholter Zustimmung des Reichs tages erst vor Kurzem abgelchnt hatte. Es erscheint ganz ausgeschlossen, daß die Negierungen in dieser Beziehung in neuester Zeit zu anderen Ansichten gekommen sein sollten. WaS in den nach den heutigen wirtbschastlichen Betricbösormcn zulässigen Grenzen zur Förderung dcr In nungen geschehen kan», ffl durch mehrere in den letzten Jahren erlassene Gesetze bereits geschehen. Es ist schlechterdings nicht cinzuschen, WaS noch viel gclhan werden könnte, wenn man nickt mit einem Zwang, dcr sich doch als undurchführbar erweisen würde, lebensunfähige und den praktische» Bedürf nissen und Möglichkeiten nicht mehr entsprechende Formen bcrznstellcn versuchen sollte. DaS mag von einem Tbcil der dcnlschen Handwerker und leider auch einer Majorität des Reichstags infolge mangelbafler Einsicht in die Verhältnisse deS heutigen wirtbschastlichen und gewerblichen Lebens ge wünscht werden, die Regierungen haben sick bisher in dieser Hinsicht aus einer weisen Zurückhaltung und Vorsicht nicht bcrauöreißen lassen, und daran wird auch die Handwerler- Couserenz nichts geändert haben. * In Bielefeld hatten sich, wie unS von dort geschrieben wird, die Deutschfreisiunigen und Socialdemokraten vereinigt, um den Sladtmagistrat zur Vorlage einer Petition um Aus hebung der Gctreidezölle beim Reichskanzler zu ver anlassen. Die Deutschfreisinnigcn veranlaßtcn durch die ihrer Partei angehörigen Stadtverordneten die Abhaltung einer außerordentlichen Sitzung des Stadtverordneten-Eollegiuins zum Zwecke der Bcrathunz dcr in Rede stehenden Petition. Die im Stadtvcrorducten - Collegium vertretenen Mit glieder der nationalliberalen Partei, sowie einige Con- servalive beschlossen demgegenüber, von dieser Sitzung fern zu bleiben und begründeten ihr Fernbleiben in einer an den Vorsitzenden de- Stadtverordneten - Colle gium- gerichteten Zuschrift damit, daß diese Frage keine städtische Angelegenheit ist, sondern eine politische und wirtbschastliche Frage von weitester Bedeutung darstellt und deshalb nicht in daS Gebiet der von der Stadtverordneten versammlung zu lösenden Aufgaben gehört, daß zweitens ein Votum der Bielefelder Stadtverordnetenversammlung in dieser wirtbschastlichen und politischen Frage bei dem augen blicklichen Stande der Angelegenheit ohne leden Einfluß und ohne jede Bedeutung sein würde, daß namentlich drittens die Berathung über Angelegenheiten, wie die Getrcidezollsrage, durch tz. 35 der Städteordnung ausdrücklich von der Be- sugniß der Stadtverordnetenversammlung ausgeschlossen, also gesetzwidrig ist. * AuS Siegen wird dcr „Rhcin.-Wcstf. Ztg." berichtet: Wie erst jetzt allmälig bekannt wird, hat sich bei dem Festmahl, welches die deutschen Hüttenleute kürzlich in der hiesigen Erholung feierten, ein politischer Zwischenfall abge spielt, der außerordentlich bezeichnend ist für die innere Lage und die Stimmung, die in RegierungSkreisen argen den ehe maligen Reichskanzler Platz gegriffen hat. Die Sacke ist folgende — und ich garantiere Ihnen für die Richtigkeit deS Vorganges: Der übliche Kaisertoast, welcher vom Regie rungspräsidenten Winzer ausgebracht wurde, war in ge- bübrcnder Ehrfurcht ausgenommen worden. Als später der hiesige Ingenieur Macco das Wort ergriff, um dem Altreichs kanzler ein Hoch auszubringen und auf dessen unsterbliche Verdienste um die Wohlfahrt Deutschlands und namentlich um die deutsche Eisenindustrie binwieS, bemächtigte sich der Gesell schaft eine allgemeine Begeisterung, die schließlich in nicht enden wollenden Hochrufen aus den Gefeierten und den allgemeinen Wunsch auSklang, dem Fürsten Bismarck ein Dank- und Glückwunsch Telegramm zu übermitteln. Hierauf erhob sich nun Herr Regierungspräsident Winzer, um gegen die Ab sendung eine- Wicken ErgebenbeitS-TclegrammeS Berwabrung einznlegen, er müsse in einem solchen Vorgehen eine „Dcmon- stra ion gegen die Regierung" erblicken und sei gcnöthigt, die Versammlung zu verlassen, falls dieselbe dennoch auf der Abscndung de« Telegramme« bestehe. Es ist leicht begreiflich, welche unangenehme Sensation diese Erklärung de« Herrn Regierungspräsidenten erzeugte; um die Harmonie deS Tage« nicht zu itören, unterblieb die Absendung de« Ergebenhei»«- TelegrammS Unwillkürlich drängt sich Einem aber die Frage auf: Hat Herr Regierungspräsident Winzer auS eigener Initiative gebandelt oder verhielt er sich nach einer all gemeinen Reaierung-anweisung, wie sich die Beamten zu dem ehemaligen Reichskanzler zu stellen haben? Wahrlich, wir sind weit gekommen, wenn eS nicht mehr gestattet sein soll, einem Manne, wie dem Fürste» Bi«marck, der sich doch so «zsterblichr Verdienst« um unser deutsche« Vatrrlaad er worben bat, seine Verehrung, Hochachtung und Dankbar keit auSzusprechcii! Wie e« scheint, befinden wir u»S bereits im Vorstudium einer regulären Bis», arct Hetze! Freisinnige, Socialdemokraten, Ultramonlane, Mucker und — Regicruiigobcamle scheinen in diesem traurigen Concertc ein- mlllhig zusamiiicnzugcbeii! Nun, mag dem sein, wir ihm wolle: die größte Piehtbcit des deutschen Volkes wird sich ihre Liebe und Erkenntlichkeit gegen de» früheren Reichs kanzler niemals aus dem Herzen reißen lassen. Wir aber können nur beklagen, daß man dem Fürsten BiSmarck nicht dasselbe Recht der freien Meinungsäußerung gestatten will, ww jedem andern deutschen Staatsbürger. Wir meinen, so lange die Opposition BiSmarck's gegen einzelne Handlungen rer RcichSregicrung in den preßgcjetzlichcn Grenze» bleibt, bat Niemand da« Reckt, demselben einen Vorwurf daraus zu »lachen. Fürst Bismarck hat sogar die Pflicht, seine warnende und ralhende Stimme dem deutschen Bolle zu er kennen zu geben. * lieber den Antrag Bayerns, den Orden dcr Redemptoristen im Reiche wieder zuzulasscn, si»d die widersprechendsten Miltheilungen verbreitet worden. Aus der einen Seile wurde behauptet, Bayern habe sich vorher mit anderen Bundesstaaten, nanieuklich mit Preußen, ver ständigt, die Annahme dcö Antrages im BundcSralhe sei daher von vornherein gesichert, von anderer Seite wurde dagegen erklärt, Preuße» sei der Zulassung der Nedemploristen nach wie vor abgeneigt; der bayerische Antrag habe im BundcSralhe gar lei» Aussicht aus Annahme. Thalsächlich steht nun die Sache, wie aus Berlin gemeldet wird, so, daß dcr Antrag Bayerns dem IuslizauöiWusse des BundcSralhS zwar überwiesen worden ist, dieser Aus schuß aber noch keine Sitzung abgcbalten hat und auch noch kein einziger Antrag dazu eingegangcn ist. Es ist nicht wahrscheinlich, daß die Sache noch vor der Vertagung deS BnndeSratbö auch nur im Iuftizauüschuffc zur Bcralhung gelaugt. Thatsächlick ist man auch in BuntcSralbSkreiscn ganz im Ungewissen über den Stand der Angelegenheit, da von keiner anderen Seite als von Bayern eine Acußerung hierzu erfolgt ist; aus gewissen Anzeichen und Beobachtungen glaubt man aber den Schluß ziehen zu können, daß zunächst leine Aussicht auf Annahme deS Anträge« vorhanden sei. * Ter wiirttemdergischc „Staats-Anzeiger" enthält folgende Mittheilung betreffs der Stempelung und Ueber- nahme von Eisenbahnschienen: Verschiedene Blätter enthalten die Nachricht, unter den in Blei hcraestelltcn Etempetabdrücken deS Bochumcr Vereins befinden sich auch solche für die Württembergische CtaatSbahu. Wir sind in der Luge, zu erklären, daß sänrmtliche für die Schicnenübcr- nabme angeschafflcn Stempel dcr Württcmbcrgischcn StaatS- bahn von eineui Stuttgarter Graveur im Auftrag und unter Controle dcr würtlcmbevgiscken Bahnverwallung angefcrligt worden sind, und daß der Bochumer Verein niemals von dcr württembergischcn Verwaltung einen Auftrag erhalten hat, derartige Stempel für einen der württeiiiberglsckcn Schiencn- abnahme-Commissare anzusertigcn. Die Stempel der württembcrgischen Verwaltung sind zweierlei Art, die einen zum Anschlägen der übernommenen, die anderen zur Kennzeichnung der auSgcschosscncn Schienen. Sie befinden sich, so lange sie nicht von den Uebernahme- Commiffaren gebraucht werden, i» Verwahrung des baulechnischen BureauS der Gcneraldirection der Staats- ciscnbahncn. Ob der Bochumcr Verein sich in den Besitz eines Stempelabdruckes der württembergtschcn Verwaltung gesetzt hat, davon ist der letzteren bis jetzt nichts bekannt ge worden. Ermittelungen sind im Gang. Die in drr „West fälischen VolkSzeituug" enthaltene Beschreibung des angeblich im Besitz des Bochumcr Verein- befindlichen Stempels stimmt mit den echten Stempeln nicht ganz überein. Die amtlichen Stempel sind übrigen- vor einigen Jahren aus Anlaß von Unregelmäßigkeiten, welcke in einem anderen Werke vorkamen, abgeanderl worden. Von dem Bochumer Verein hat die württembergische Verwaltung bis jetzt Stahlschienen bezogen in den Jahren 1873, I87K/1878, 1880 und l888. In Folge ungünstiger Erfahrungen mit den Schienenlieserungen einiger Werke wurden im Jahre 1879 die Vorschriften für die Schienübernahmc verschärft, und es sind die Uebernahme- Commissare durch ihre Instruction angewiesen, bei der Unter- suchuug und Annahme der Schienen mit der peinlichsten Sorgfalt zu verfahren. Ebenso haben die BetrieböbauamtS- vorständc und Babnmeist r die Pflicht, den Zustand dcr iu den Gleisen liegenden S Hirnen fortwährend zu überwachen, und eS ist daher ein An:aß zur Beunruhigung wegen der ün Gebrauch befindlichen Schienen nicht vorhanden. * « e> * Die Stichwahlen für die zweite Kammer in Holland haben den bei den Hauptwahlcn vom 9. d. noch zweifelhaft gebliebenen Sieg der Liberalen in einen definitiven verwandelt. Es sind jetzt von 100 Mitgliedern der Kammer 53 Liberale und 2 Radikale, während die bekanntlich con- fessionell gespaltene conservarive Partei nur 45 Mandate errungen hat. Sowohl der Socialistensührcr Domcla NieuwcnkuiS als der Katholikensührer Schacpmann sind durckgesallen, wodurch zwei hervorragend parlamentarische Physiognomien au' der holländischen Kammer verschwinden. Der Uberale Watilsieg wird voraussichtlich dem Cabinet Mackay nach vierjähriger Amtsführung da« Leben kosten. Der CabinetS Wechsel bürste indeß bis nach dem Besuche de« deutschen Kaisers verschoben werben, welcher bekanntlich vom 1. bis 3. Juli dauern wird. Die jetzigen Minister werden somit bei der Begrüßung Wilhelm « II. durch dir beiden Königinnen, welche am 1. Juli Mittag« aus dem Ankerplätze der westindischen Dampferlinie in Amsterdam stattsindet, voraussichtlich noch in Function zugegen sein. * Sehr wenig Liebenswürdige« sagen, aus Anlaß der französischen Ausstellung in Moskau, die französische und russische Presse einander ins Gesicht, wobei au beider Oualiksit ein immerhin bezeichnendes Licht fällt. So veröffentlichtt/wie die .Köln. Ztg." auS St. Petersburg mit theilt, der „MoSk. Listok" eine Zuschrift de» Herrn Dautrain, worin eS heißt: ,Im Budget der Ausstellung hatte ich keine „Au-gabcn für die Presse" vorgesehen. Da« war vielleicht meinerseits cm Fehler, doch hoffe ich, daß er nicht zu einer feindlichen Haltung ihrer Mitarbeiter gegen mich Anlaß geben wird. Herr Iouanot trat persönlich mit einem rus- fischen Journalisten in Verbindung, doch erwies dieser Herr, trotz seiner Versprechungen, so viel ich weiß, der Ausstellung keinerlei Dienste." Hierzu sagt di« „Nowoie Dremja": Dies ist der Schmutz, auf den Herr Lxmtra» hinweist; er hätte aber berücksichtigen muffen, daß Miß verständnisse zwischen dem AusstellungS-Comit^ und der Moskauer Presse dadurch entstanden, daß letztere in Bezug aus ihre Dienstleistungen nicht so auSgebildel ist, wie z. B. die ranzösischc Presse. Erklärte unter Anderem beispielsweise dock der „Figaro" wäbrend der Pariser Ausstellung kurz und bündig, daß eine Zeile auf der ersten Seite seine« Texte« gedruckt 40 Franken koste, abgesehen von sonstigen Abmachungen, die i» Paris ganz an der Tagesordnung sind, denn in Paris druckt man keine einzige Zeile uuentgelttichl" * Nach einer Warschauer Meldung der „Politischen Correspondenz" stimmeu die dort über die Inspektionsreise des GeneralgvuverncurS Gur ko in den Grenzbezirken ein- zclangten Berichte in der Feststellung übereiu, daß dir Reise in ibrem ganzen Verlause einen ausgesprochen mttilairischcn Charakter und säst ausschließlich einen solchen trug. General Gurko hat sich über die Berbältniffe der in diesen Bezirken garnisonirenden Truppen, insbesondere über die Dislocation und den Stand der Cavallerie, eingehend unterrichten lassen. Sehr lebhaftes Interesse legte der Generalgouvcrncur auch ür die Grenzwache an den Tag, welcher bekanntlich, nach ihrer in der letzten Zeit durchgeführten mitilairischen Organi- irung »nd Verstärkung, bei einem eventuellen Truppenauf- marsche eine wesentliche Aufgabe zusallcn wird. * England« frühere Kriege in Südafrika haben unver- hältnißmäßig großen Aufwand an Geld und Menschenleben notbwendig gemacht. Es ist deshalb begreiflich, wenn die Engländer von dcr Aussicht auf einen neuen Krieg, und zwar mit dem gefährlichsten ihrer traditionellen Widersacher, den Bocrcn, nichts weniger denn erbaut sind und alle- daran setzen, um daS Streitobjekt, Mashonaland, daS Ziel deS schon eit Monaten in der Presse angckündigrcu großen Bocren- trekS, in einen solchen Bertbcidigungsstaud zu bringen, daß den Bocrcn beim Gewahrwertcn dieser LorbrugungSanstallen der Geschmack am Trclken gründlichst vergehe. Dazu gehört aber in erster Linie die Entfaltung imposanterer Slreil- kräftc, als sic den Briten bi« jetzt an Ort und Stelle zu Gebote stehen. Die britisch« Südasrikagesellschast hat ein fliegendes ExpeditionScorp« vom Caplande an imier nickt geringen Fährlickkeiten und Strapazen bis in das Mashonaland vorgeschoben, die Neuankömmlinge errichteten unverzüglich ein Grenzfort und harrten dcö Nach schubs an Verstärkungen und Provisionen, der denn auch den Zambese hinauf dirigirt wurde, nicht ohne in ernstlichen Consiict mit den Portugiesen zu gerathen. Da« geschah alles noch in drr stillen Hoffnung, e« werde dem Präsidenten der TranSvalrepublik, Krüger, gelingen, die treklustigen Elemente deS BoerenthumS von ihren Gelüsten aus da« Mashonaland abzubringen. Mittlerweile sind Monate ver gangen, »nd eS besteht kein Zweifel, daß Präsident Krüger'S Abmachungen in den Wind geredet waren. Der große Boerentrck dürfte jetzt m vollem Marsche nordwärts sich befinden, und wenn auch, bei der Langsamkeit de« Zuge«, noch weitere Monate vergehen mögen, ehe die Grenze des „gelobten Lande«" erreicht wird, so ist doch für die Engländer lcm Augenblick zu verlieren, wenn sie mit ihrer Abwehr eher fertig sein wollen, als die Boeren an das Thor des Masbona- landcs pochen. Zn der That ist eine britische Truppcnmacht von Vryburg abmarschirt und am 25. Mai in Matcking eingetroffen, mit der Ordre, die Bewegungen dcr Trekker« zu überwachen. Die britisch« Streitmacht besteht an« 450 Mann vom Ost-Borkshire-Rcgiulcnt unter Oberst Earey, einem kleinen Felvlazarrth nebst dem dazu gehörigen Sanitäts personal und einem Zuge Pioniere unter Lieutenant PurviS — ein verschwindend kleine- Häuslein, wenn mau bedenkt, daß der Boereulrek mindestens 5000, nach andrrweiten Be rechnungen sogar 20 000 wohlbewaffnrte Squatter« zählt, die nur der überlegenen Macht zu weichcn entschlossen sind. Wenn das nicht blos die Vorhut einer größeren HrereSadthcilung bilden soll — die freilich erst von England abgeschickt werden müßte —, so können di« Boeren ihren Marsch nur immerhin fortsetzen. Tenn ei» ernste« Hinderniß wird diese Ablheilung ebensowenig bilden, als da« numerisch etwa gleichstarke — oder alcichscbwach« — Detachement britischer Truppe», wrlcheS bei Isandula ausgeriebcn wurde. Bon dem schneidigen öffentlichen Auftreten des Premierminister« am Cap, Cccil Rhode«, sticht die militairische Machtentsaltung Englaud« den Boeren gegenüber nicht zum Borlheilhastestc» ab. * AuS New-Kork wird de» „Münch. Neuest. Nachr." geschrieben: Neben den bitteren »nd schmerzliche» Lehren, welche di« Mac Kinley-Bill den Vereinigte» Staaten und bejonderS der republi kanischen Partei beigebrachl hat, weist sie doch auch heitere Züge aus. Durste ich-unlangst die neuen iildnstriellen Unternehmungen, welche gemäß den revublikanlschen Blättern alS Folg« de» samvsen Zollgesetzes wie di« Pilze aus dem Boden schieße» sollen, mit dem Potemktn'schen Dürsern vergleichen, so bietet sich jetzt ei» recht vor zügliches Beispiel des Schwindels dar, der mit diesen plötzlich er- Itandenen Stätten helmilchen Äewerbsleiße- getrieben wird. Ein Berichterstatter der „New - Hork - Times" hat in der Näh« von St. Louis die Zinublechtverke eines Herrn Niedriughau» be sichtigt, von denen so viel die Rede ist, und gicbt ungefähr folgende Beschreibung: DaS „Werk" besteht auS einer hölzernen Barack« von 50 Fuß Länge, 15 Fuß Breite nnd 10 Fuß Höhe und ist durch Breter iu drei Räume geschieden. Im erstell befanden sich etliche Häuslein Eisenbleche, di« von einem Manne gereinigt wurden. Im zweiten ging nichts Besonderes vor, im dritten «ndlich war ein englischer Arbeiter auS Wales damit beschäftigt, die Eisen blech« in geschmolzenes Zinn zu tauchen. So sieht afio der Haupt- siy der neuen amerikanftcheu Ziunblechindnstrie ans, welcher >n den republikanitchen Zeitungen al« di« tröstlich« Errungenschaft d«S SchutzzolltariseS gepriesen wird und mit dem da« goldene Zeitalter der amerikanischen Blechproductio» anheben soll. Selbstverständlich wird in dieser (buchstäblich genommen) Hütte nicht eine Dtrchplatte zum Verkauf erzeugt, sondern nur Probe», welch« in die Berjamm- lunge» republikanischer Politiker und t» dt« Redacttoue» republika nischer Tagesblätter geliefert werde». Man sieht, vor diesen, Aufschwung» amerikanischer Industrie in folge der Mac Sinley-Bill brauchen wir tu Europa uns nicht all zu sehr zu fürchten. Hingegen sind schon manch« Konsequenzen lene« Gesetze« ringetrrtrn, die selbst den Gegnern de- Schutzzölle« überraschend kommen. Soeben hat »in« große Fabrik von Schlofler- waare, zu Norwich <Lo»»ecticut) ihr ganzes Etablissement von dieser Stadt nach dem Süden, nach Roauoke ' ""--tute, verlegen müssen, well t» dem dortigen UergwerkSgebiete Schmieoeeimr. Messing und Kohlen »och zu Preisen zu haben sind, welche den nothwrndto»» Ge winn ermöglichen, inde« der Mac Kinlep-Laris, der di« Einfuhr di«ser Product« aus Europa unterbindet, damit auch den Gewinn In dem nördlich gelegenen Platz« zerstört. Und »och bester klingt, daß di« größt« amertkantsch« Schraudenfabrtk (z» Provtd«»ce, Rhode-I-Iand), w«lch« bisher aus lhrrm Export »ach Europa bedeutend« BorthetI« zog. wegen des hohe» Schutzzolles a»s Schmied»- E Utst» Zmetgi-nwrue-mui^eu t» Europa «tz zwar ck« t, Smtz«
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