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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189107206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-07
- Tag1891-07-20
- Monat1891-07
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1891
- Autor
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S. z. ION««, j. l». ZM»L. r L Erscheint täglich früh 6'/, Uhr Ne-action und Lrprditiou JohauneSgaffe 8. Aprrchkvn-rn drr Krdartion Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag» 8— 6 Uhr. gilt »t« RuNaad« Manulcrixl« macht ftch »k Retacrioo »echt ^edae»t>ch. S««ah«e »er für dir nächstfolgende Nu««er beftt««1en -»«seratr an Wochentagen dt« L Uhr Nachmittag«, an kann- und Festtagen srüd »>«' ,V Uhr. I« den Filialrn für Ins.-Ännahmk: vtt« 8lr«m'S Sartim. tAlsrr» Hahn), Universität-straß« 1, Laut« L-sche, pathartnenstr. 1«, pari, und König-Platz 7, nur bi« ' Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd GeMftsdcrkehr. SlboiniementspreiS vierteljährlich 4>/> Mk In Alt-Leipzig, iucl. Brinaerloan 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Eiuzelne Nrn. 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen <in Taaeblatt-Fonnat gesalzt) ohne Postbeiörderung 60 Mk., aut Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzelle 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichuin. Tabellarischer u,Ziffernlatz nach hohen» Tarn. Nkllamkn unter dem Nedaction-strich dleägespalt, Zeile 50 Ps., vor den Familiennach richten die 6gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stet» an die («rpeSttion zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumeramlc» oder durch Post» Nachnahme. 201. Montag den 20. Juli 1891. 85. Jahrgang. n. y. a.«G»r»> i» L lt»»«» MISMI u. ». u. a. dir. ». s. o. o, 1«. 0. v. ». «. U.Lp.1.7» » L » u.rioa,»o. a. L r' o. L L a. o. ». «. «. s. o. »Ot«r,. L L K. L Z. L ». 1. L L L c». a. u. ü. Itlt-Ie «„ II >. I. ^ " » >. » >. >. 5 s. a o. «. >. 4 z »1.5 L L s. li. L ' r. i. - r. » »l a. >-«. a. o. l» Amtliche Bekanntmachungen. Lekanulmachung. Al« Stellvertreter Ke tzern» vr. msck. Richard Sinnhold in Leipjia-Connewiv al» Leicheaschauarzt für den XII. Leichenschaubezirk und auf die Dauer seiner Abwesenheit bi» 31. Juli dieses Jahre» ist Herr vr. mech Albrecht Grüne in Letpzig-Connewitz, al» Stellvertreter Ke tzerin vr. msck. Kohl in Leipzia-Reuduitz ln gleicher Stellung für den IX. Leichcnschaubezirk, bi» Anfang September diese» Jahres, der approbirte Arzt Herr Hermann Heinrich Zippel iu Leipzig-Reudnitz und endlich al« Stellvertreter des Herrn vr. w«l. Ferdinand Garst in Leipzig-Lindenau iu der nömlichen Stellung und während dessen Abwesenheit bi» LS. August diese» Jahres Herr vr. w«a war Altzert Wilhelm Gaetz in Leipzig-Plagwitz, ooa un» verpflichtet worden, wa» hiermit zn öffentliche» Aenotniß gebracht wird. Leipzig, de» 1b. Juli 1891. L«r Math der Stadt Leipzig. VlU., SS87. vr. Tröndltn. Dietrich. Lekailntmachnng. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten vom 1b. Isdn. Mts. wird der letzte Absatz in §. 32 der Ordnung für die Benutzung des Wasserwerkes der Stadt Leipzig vom 20. Juni 1890 ausgehoben und treten an dessen Stelle folgend« and (-> ausgeführt« Bestimmungen. Leipzig, den IS. Juli 1891. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Tröndliu. Ltchoriu». D Wenn eine in sich geschlossene selbstständige Miethwohnung aus die Dauer mindesten» eine» vollen, mit dem 1. Januar, 1. April, 1. Juli oder 1. October beginnenden Kalendervierteljahre» ununter brochen unvermiethet und zugleich unbenutzt arblieben ist, so wird rin entsprechender Erlaß au dem für da» Grundstück veranlagten Miudestbetrage gewährt. Zur Erlangung desselben ist bei Verlust der Vergünstigung inuerhalb der ersten acht Tage de» -alendervierteljahre», rn welchen» die Voran»s«tz«ng rintritt, unter genauer Bezeichnung der Wohnung schriftlich« Anzeige au die Wasserwerk-Verwaltung einzureichen. Die Meldung gilt nur für da» Salendervirrleljahr, an dessen Ansang sie rrsolgt ist, und ist in den ersten acht Tagen jedes Kalendcrviertel- jahre« zu wiederholen, so oft die Vergünstigung Platz greisen soll. Bei leerstehenden und unbenutzten abgeschlossenen Mlcthwohnungen in uenerbauteu oder neuangeschlossenen Häusern erfolgt die Befreiung von dem Zeitpuncte ab, von welchem der tarifmäßige Beitrag ein- zu treten hat, wenn die bezügliche Anzeige sosort gemacht wird. Dieselbe ist nach de» vorstehenden Bestimmungen ebeusall- wiederholen. Von der WasserwerkS-Berwaltung wird dem Hausbesitzer eine Bescheinigung über den Beginn der Frist, für welche eine Rück, gewähr slattstnden kann, ausgehändigt. Die iu jedem Kalenderhalbjahre für leerstehend« Wohnungen auf. gelaufenen Erstattungsbeträge werden an der Mindestbetragrechnung für da» folgend« Halbjahr gut geschrieben. Bei neuerbaulen oder nenangrschlossencn Häusern, für welche di« vorgedacht« Anzeige sofort gemacht worden ist, wird der Mindestbetrag erst vom Beginn« der Benutzung an erhoben. W»rd eine abgemeldete Wohnung im Lause de» Kalenderviertel- iabre» vermiethet oder benutzt, so »st der Wasserwerks-Berwalluna sosort Anzeige zu machen. Wer die» uaterläßt, kann für die Zukunst von der Vergünstigung der Rückgewäbr ausgeschlossen werden. Dt« vorstehenden Bestimmungen finden Anwendung aus die Zeit vom 1. Juli 1891 an, die achttägige Anmelduug-frist läuft für die seit diesem Zeitpuncte leerstehend«» Wohnungen vom Erlass« dieser Bekanntmachung an. Leipzig, den 16. Juli 1891. Der «attz der Stadt Leipzig. Dt« Stadtvcrerdnetrn. vr. Tründlin. Vr. Schill. Lichortu«. Bekanntmachung, die Submissianen dei der AndreaSktrche Petr. Die unberücksichtigt gebliebene» Herren Submittenten benach richtigen wir hierdurch, daß wir sie von ihres eingereichteu Offerten für entbunden hatten. Leipzig, de» 18. Juli 1891. Der Lirchenverstand per Andrea«,emetnpe. vr. pd. Lvdowuuo, Pf. Mülileuverkauf.— Dt« Erben de« am L7. Juni dieses Jahre« verstorbenen Mühlen besitzer» Sari Ferdinand Preis; in Laditzich beabsichtigen, das zum Nachlass» gehörige, vom Verstorbenen für 42 000 von seinem Vater erkaufte, an der vereinigten Mulde, gegenüber der Haltestelle Nimbschen bei Grimma, gelegene Mählrngrnndstäck mit dazu gehörigen Garten-, Feld- und Waldgrundslücken, von zusammen 2 lu» 8,2 » oder 3 Acker 229 üMuthen Fläche, au» freier Hand zu verkaufen. Die vorhandenen Gebäude, al- Mühle, Wohn-, Stall« nnd Nebengebäude, sind durchgehend« massiv und befinden sich in gutem Zustande. In der mit DchaoktvirthschaftShrtrieb verbundenen und von Sommerfrischlern gern ausgesuchten, durch eine eingebaute eiserne Turbine iu Gang gesetzten Mühle befinden sich zwei französische Mahlgänge, ein Walzenstuhl, ein Spingang und ein Ventilator im Betriebe. Dt« vorhandene Wasserkraft kann durch Einbau eine« Wehre« in die Mulde bedeutend erhöht werdcn. Die Besichtigung des Grundstücks kan» jederzeit erfolgen und wollen sich Kaust listige zu diesem Zwecke entweder an Hern, Guts- besitzer Julius Gey in Zeunitz bet Grimma oder an di« in der Mühle beschäftigten Personen wenden. Kaussanerbietungen sind unter Angabe des in Aussicht gestellten Kaufpreise« bi« spätesten« 30. September dieses Jahre« beim Unter zeichneten Gerichte einzureichen. Die aushaftenden Hypotheken können in Anrechnung auf den Kauspret» übernommen werden. Grimma, am I». Juli 1891. R-ntgltchc« Amt»«eetcht. Forkel. wol>l da« Eintreten für den nätionalliberalen Eandidatcn sicher erwarten dürfen, allein sic habe» nur 1300 Stimmen und darunter besolden sich noch eine Anzahl von Ullramon- tanen, auf deren Unterstützung wir trotz aller Hirtenbriefe über die Bekämpfung der Socialdemokratie wenig geben möchten. Auch auf die Unterstützung durch die hessischen Particularisten hoffen wir nicht viel; man wird srob sein müssen, wenn sie sich der Wabl enthalten. De» Ausschlag geben offenbar die „Deutsch-Socialen" oder deutlicher auSgctrückt Antisemiten, die über 4000 Stimmen aufgebracht haben. Es befinden sich darunter sehr verschiedenartige Elemente, »eben den fanatischen Judenbetzern auch viele aus wirtbschaftlichen Bedrängnissen, deren Ursache mit mehr oder minder Bercch-, ^ ^ ^ ^ tigung dem jüdischen Geschäftsbetriebe zur Last gelegt wird. Lage d.e Unbcstand.gkc.t der franzo 'swe mchvergnügte und mißgestimmte Landwirtbe und Gewerbe-> Unache^rlr ^swtü" treibende. Tie von den antisemitischen Hetzern in diesem als Vorsteher eines von Socialdcmokralen betriebenen Unter nehmens selbst die Besserung der Verhältnisse ikrer Arbeiter, wie so manche Bourgeois, o> die Hand nehmen sollten, so würde das eine „Versumpfung und Verdummung" ^ sein. Reckt niedliches Zugeständnis;! Es bestätigt sich, trotz des kräftigen ToncS, der nach beiväbrle» Muster» in dieser Erklärung angeschlagen wird, auch hier wieder, daß auch die Socialtemokraten, fobald sie Unternehmer werden, recht hübsch „auSbcuten" lernen! » * Die „Times" bespricht die jüngsten Vorgänge in der französischen Kammer und bezeichnet als unbefriedigenden '"'chen a Leipzig, 20. Juli. * Zur Easseler Reich-tagswabl schreibt man der .Nationalliberale Correspondenz" au« dem Wahlkreise: Der socialdemokralischen Eandidat Pfannknch hat einen Vorsprung von etwa 3300 Stimmen über den mit ihm in der Stich Wahl stehenden nationalliberalen Eandidaten I>r. Ende mann. E« wird großer Anstrengungen bedürfen, dicsen.j Vorsprung einzuholen, zumal dir anderen in Betracht kommenden Parteien den Nationalliberalen wenig günstig find, von den meisten Eonservativen wird man Wahlkreise betriebene Agitation war eine über alle Begriffe heftige und fanatische. Seit Wochen weilte der ReichSlagS- abgeordneteLicbcrmaim von Sonnenberg »in Wahlkreise und zog mit dem antisemitischen Eanvidatcn Vr. Förster von Dors zn Dorf. Einige Agitatoren halfen sogar, um sich anzenebm zu machen, den Bauern ein wenig bei der Feldarbeit, auch ein neues Mittel der Wahlmache unter der Herrschaft des allgemeinen gleichen Stimmrechts. Leiter richtete sich diese Hetze ganz besonders gegen den von den Deulschfreisiiinigen nnterstützten nationalliberalen Eantidalen, wa- für die Stichwahl nicht gerade günstige Aussichten eröffnet. Sehr begreiflich, aber vom wahllaklischen Stankpunct a»S nicht geschickt, war diesen Hetzereien gegenüber die Herbeizichung dcö Liccnlialen Gräbner, des Geschäftsführers des Vereins zur Bekämpfung des Anli- semiliSmuS. Gleichwohl wird man hoffen dürfe», daß wenigstens ein Theil der Bauern und Handwerker jetzt in der Stichwahl 1 gegen einen Tocialdemokraten sich ciilschlicßcn wird, den national- liberalen Eandidalen zu unterstütze». Hauptsächlich aber beruht die Hoffnung auf schließlichc» Sieg auf der Heranziehung säumiger Mäkler. ES sind diesmal rund 20 000 Stimmen abgegeben worden; der Wahlkreis zählt aber gegen 30 000 Wähler. Die säumige» und glcichgilligen Wähler gehören nie den extremen, sondern stets den gemäßigten mölleren Richtungen an. Sie heranzuzieben ist freilich bei der unaus rotldarcn politischen Gleichgiltigkeit breiter Schichten nicht leicht, aber insoweit müßte eS doch gelingen, das; im Verein mit der auö anderen Parteien zu erwartenden Unterstützung der Vorsprung des Socialdemokraten überholt werde» kann * Am 13. Juli fand in Köln die halbjährliche Ber> sammlung deS EciitPpl-OorstandeS des Afrika-Verein- deutscher Katholiken unter dem Vorsitze deS Erzbischof« von Köln statt. Der Verein hat, wie wir einem Berichte der „Kölnischen VolkSzeitung" enlnebmen, in den 2>/, Jakren seines Bestehens über eine Summe von 480 000^ zu Gunsten der afrikanischen Missionen verfügt. Die vom 1. Januar bis zum Juli einaegangenen Beträge der Sammlungen des Vereins belaufen sich aus 111 040 .4t In der Bersammluiig am 13. d. beschloß der Central-Vorstand, die Tkäligkcit deS Verein« auf die deutschen Schutzgebiete der Süds» auSzm dehnen und bewilligte dem Apostolischen Vicar von dien Pommern 15 000 ^ * Als dieser Tage Bischof Ko rum von Trier auf seiner FirmunaSrcisc in einem BergmannSdorfc deS Kreises Saar> louiS Abend« durch dir Bergleute mit einem Fackelzuz gc> ehrt wurde, streifte er, wie die „Köln. VolkSztg." meldet, in seiner Ansprache die sociale Frage und fübrtc auS: ES könne sich Keiner den Himmel auf Erden bereiten, deshalb solle der Arbeiter nicht auf die gewissenlosen Führer hören, welche ihn nur ins Verderben brächten. Wie der Papst durch seine vor einigen Wochen veröffentlichte Kundgebung die Rechte nnd Pflichten sowohl den Arbeitgebern als den Arbeitern zn gerufen habe, so habe unser junger Kaiser stets ein warmcS Herz für die Arbeiter bewiesen. Darum seien dies dir wahren Fübrcr der Arbeiter, durch jede andere Führung müßten sie ins Verderben rennen. * Im vorigen Jahre war rin JnnungSmeistcr >m Negierungs-Bezirke BreSlau deshalb aus der Innung a»S estoßen worden, weil er in einer Versammlung der Innung ei einem Hoch auf Kaiser Wilbelm II. sitzen geblieben war. Diesen Beschluß focht der Meister an, und die Sache kam bis vor das OberverwallungSgericht Diese« hat, wie wir seiner Zeit (Nr. 104) meldeten, den Beschluß der Innung bestätigt. Jetzt ,st, wie die „Scklcs. Ztg." meldet, die Ent scheidung von dem Regierungs-Präsidenten zu BreSlau sämnit lichen Landrätbeu de« Bezirks sowie dem Magistrat von BreSlau mit der Aufforderung mitgetheilt worden, die in ihrem Bezirk bestehenden Innungen davon in Kcnnlniß zu setzen. * Die socialdonvkratische „BolkS-Tribünc" schließt beute einen Artikel über die Vollmar'sche Rede mit folgendem Satze Vollmar bleibt bei seinen Worten, und cS wird sich nun wokl doch die Nothwendigkeit Herausstellen, über seinen eventuellen Ausschluß auS der Partei zu diScutiren. Nu», man muß die Drohung nicht gar so ernst nelnnen. Die Berliner Parteileitung wird sich hüten, sich selbst einer so werthvollen Kraft zu berauben und zugleich damit den Keim der Entfremdung zwischen der Nord- und Süd deutschen Socialdanokratie zu legen, denn man darf nicht vergessen, daß v. Vollmar sich in Süddeutschland in den Kreisen der „Genossen" einer großen Beliebtheit erfreut; andercnthcilS kann man sicher daraus rechnen, daß v. Vollmar sich zu jedem irgendwie annehmbaren Eomproiniß verstehen wird. Die DiSciplhi innerhalb der socialdemokralischen Partei ist trotz der in ßtzter Zeit bervorgetrelcnen Neigung zur Opposition eine auh:rordeiiliich stramme, und in keinen anderen Kreisen ist man so gewohnt, die eigene bessere Einsicht dem Machtspruch der Fihrcr unterzuordnen. * Von der Münchener Vereinsbäckerei, einer sociab demokratischen Gründung, war behauptet worden, daß sie für ihre Gehilfen keineswegs den acht« oder zehnstündigen MaximalarbeitStag eingcführt habe, sondern ihre Gebissen gleichfalls 12—14 Stunden beschäftige. Der AussichtSrath veröffentlicht nun in der „Münch. Post" folgenden Beschluß: Die Vereiasbäckerei München (eingetragen« Genossenschaft mit befchränkter Haftpflicht! hat weder die Ausgabe, noch weniger die Pflicht, die Existenzzrundlagen der hiesigen Bäckergehtlfenschast zu verändern, die» ist ausschließlich Recht und Pflicht der Bäcker- gehilsenschast selbst, wüche durch fremde Bevormundung nur »och mehr versumpfen und verdummen würde. Die Vereinsbäckeret München hat all-IchHrßlich nur den Zweck, ihrcn Mitgliedern gute» und billige» Brod zu liefern. Seldstverstöndlich ist ei Pflicht, baß den dort beschäfttgte» Gehilfen möglichst gut» Extstenzbedtogungen geboten werdea. Wenn also di« Führer der socialdemokratischen vewegmrq bilde. Die Abstimmuiigcu vom Douncrülag und Frcilag zeigten, daß die Franzosen noch immer dein Einflüsse plötz licher unberechenbarer GemüthSbeweauugen ausgesetzl seien. Man müsse sich erinnern, daß, wenn dicFranzoseu leidenschaftlich begierig seien, die vor zwanzig Jahren verlorenen Provinzen wieder zu erobern, die Deutschen nicht weniger hartnäckig ent schlossen seien, dieselben zu behalten. Keine mit der daiualigcn diplomatischen und politischen Geschichte vertraute cinsichlSvolle Person könne bezweifeln, daß, wenn Frankreich siegreich gewesen wäre, aus Abtretung des deulschen Gebiet« ohne daS mindeste Bedenken oder Zaudern bestanden worden wäre. Deutschland habe nicht gehandelt, wie Frankreich gebandelt haben würde auS oupulsiven, sentiuieutalcn Gründen gehandelt, sonder» zum Zwecke der Sicherung der Zukunft der deutschen Einigkeit. Wenn eS denkbar wäre, daß Lothringen morgen an Frankreich zurückgegebcn werke, würde die Abtretung von den Franzosen nicht als Beweis betrachtet werden, daß Deutschland sich vor Frankreich ordnnngen der türkischen Abgesandten zu fügen. Die letzten Telegramme besagen, die Kurten Kälten beschlossen, bis zum Acnßersten auSzubarre». Prinz Nvstral Dowleb, Eom- »iandant der persischen Truppen, der einen Angriff vorbereitet, bade die türkischen und die befreundeten persischen Kurden zu einem gemeinsamen Vorgcbcn mit den Regicrungstruppcn eingeladcn. — I» Sonj-Bulac nimmt die herrschende Unordnung überbaut. * In Ncw-Bork cingctroffcne Kenner der Verhältnisse uf Haiti behaupten, dem General Hippolyte fehle eS an Geldmittel», zumal da die fremden Kauflcutc der Insel sich auf eine Anleihe nicht cingclasscu haben. — In Bezug aus die Mole St. NicholaS wünscht man in den Vereinigten Staaten, Haiti möge eine Frist gelassen werden, innerhalb welcher cs einen anilchmbaren Preis für die Mole fordern solle. Lasse cS den Termin verstreichen, so solle die Union ohne Weiteres von der Mole Besitz ergreifen. Geschehe da« letztere nicht, so würde, wie mau angeblich hier befürchtet, Deutschland sich iu den Besitz der Mole setzen, um sie als westindische Station zu benutzen. ES sei schwer glaublich, daß die Herausgabe fürchte? Lothringens daS Geschrei um Herausgabe deS Elsas; ver stummen lassen oder irgend etwa« tdun würde, ausgenommen, die Franzosen zu ermuntern, sich einzubilden, daß daS linke Rh ein ufer zu haben sei, wenn man nur die Hand danach auöstreckc. * Der überraschende Umstand, daß Freycinet einen verhällnißmäßig geringfügigen Gegenstand zum Anlaß seiner Demission nehmen wollte, wird von unterricbketer Seile damit zu erklären versucht, das; Freycinet in Folge seiner ge schwächte» Gkstuidbeil schon seit längerer Zeit beabsichtigt, daS an seine Arbeitskraft zu große Ansordcrungen stellende KricgS-Ressort abzugebcn nnd sich eventuell nur aus vaS CabiuelSpräsidium z» beschränken. In der Kammer rief der unerwartete Entschluß Frcycinct'S die größte Bewegung der vor. Zahlreiche Mitglieder der Majorität vereinigten ihre Bemühungen mit denen der Minister, um Freycinet zum Bleiben zu bewegen. Man dachte sogar daran, eine Jnler peilarion über die allgemeine Politik deS EabinctS ein- zubringen, um eine Tagesordnung beschließen zu können, durch welche dem Ministerium daS Vertrauen ausgesprochen wird. * Uebcr das Ergebniß deS französischen Minister ratheS verlautet, derselbe sei übercingekommen, daß der Ministerpräsident Freycinet nach dem Wiederzusammcntritt der Kammer neuerlich einen Eredit für die polvlechniscbe Schule fordere und hierbei die Vertrauensfrage stellen solle. * Eine in hohem Grade bezeichnende und sebr lcscnS- wertbe Zuschrift veröffentlicht, wie kurz erwähnt, die „Polit Eorrcsp." a»S Petersburg. Es wird darin auSgesührt, daß der Empfang, den die russische Kaiscrfamilie bei ihrem dieSjäbrigcn Ausslug i» die finnischen Sckären seitens der dortigen Bevölkerung erfuhr, sich wesentlich von dem in früheren Jahren bereiteten unterschieden habe. Wäbrrnd die Finnen, die früher in den« Zaren und seiner Gemahlin die zuverlässigsten Bcrlheidiger gegen alle von ultra-russischer Seite gesponnenen Jntriguen gescben batten, sonst an allen Puncten, wo die kaiserliche 4)acht anlegte, zahlreich berbcicilten und in spontanen Beweisen der Ankänglichkeit wetteiferten, dielt sich die Bevölkerung, welckc über die geänderte Negierungspolitik Finnland- gegenüber tief verstimmt ist, diesmal vom Empfange ferner, zu dem sich nur die örtlichen Behörden cinfanden Dieser Gegensatz z» den früheren Jabren sei ein so greller gewesen, daß der Kaiser seine Verwunderung, die Kaiserin ihre vcinlichcn Empfindungen nicht verbeblen konnte. Man erzählt, daß auf die Bemerkung des Zaren, „eS scheine ibm, als ob die Finnen sich geändert hätten", ein finnischer Politiker aeantworict habe: „Majestät, die Finnen sind noch dieselben, sie verstehen aber nicht zu kcuchcln; wenn sie srob sind, dann singen sic, wenn sie sich unglücklich füblen, weinen sic." Den Behörden verursache dieses Verhallen der Bevölkerung großes Unbehagen, sie könnten aber nichts daran ändern. Der Gouverneur von Wiborg, General Gripcn berg, der sich eisrigst bemühte, durch Veranstallung einer Kund gebung die Verstimmung des Kaiserpaares zu mildern, bade sich an den Dirigenten des akademischen Gesangvereins in Hel singforS gewendet mit der Bitte, er möge die Mitglieder veranlasse», WillnianSstrand während deS Aufenthaltes der kaiserlickicn Familie zu besuchen. Ter Gouverneur bade zur Unterstützung seiner Bitte darauf bingewicsen, daß ein solcher Besuch allen Betheiligkcn Vortbeile bringen würde. Der Dirigent Baron Kuornng habe aber gcaiitworlet, daß weder die Stimmung im Lande, noch die ökonomische Lage der Sänger die Annahme dieser Einladung gestalte. AIS »ui, General Gripenberg obne Rücksicht auf das crslere Motiv de» Dirigenten durch die Zusicherung eines Honorar« von 15,0 sür jeden Sänger umzustimmen suchte, wurde daS Anerbieten als Verletzung empsunde» und kurz und bündig abgewicseu. * Im Herbste dieses Jahres gelangt in Sauet Peter« bürg, wie der „Posener Zeitung" geschrieben wird, eine ganze Serie von Ni bi listen- und Anarchistenprocesse zur Verhandlung. Eine der int:ressantcsten dürfte der gegen die Nichte de« wirklichen StaatSralbeS JlinSki sein, die angeklagt ist, in der Woknung ihres Onkel« ein EonspirationS quartier sür Mitglieder der Umsturzpartei eingerichtet „ haben. StaatSrath JlinSki, der selbst keine Ahnung von dem Thun und Treiben seiner Nichte hatte, bewohnte eine Dienft Wohnung im Gebäude de« heiligen Synod.S * Wie auS Sofia gemeldet wird, kebrl Prinz Ferdinand im August dorthin zurück. Nach seiner Rückkehr begiebt sich Stambulow zur Erbolung für längere Zeit nach dem Auslande. Derselbe wird Pest, Wien, Berlin und London besuchen. * Wie au« Tauris gemeldet wird, weigern sich die kurdischen Entführer der Miß Greenfield, sich den An- Militairisches. * In Preßburg fand kürzlich die erste große Sprcngübung mit dem „cucn Arnieeipreiigstoffe „Ec rafft" statt. Im Vergleiche mit Dynamit ergab sich dabei, wie daS „N. W. Tgbl." meldet, eine doppelte Leistung des Ecrajil». * Da eS sich bei den im vorigen Jahr« zum ersten Mal» in Rußland vorgenommenen Hebungen der Fähnrich» der Reserve gezeigt bat, daß sie während ihrer ein- bis zweijährigen activen Dienstzeit bei der Truppe nicht genügend theoretisch aus- febüdet worden waren, so haben die Truppencominandeure die iiiwcisuiig erhalten, die Ausbildung der Freiwilligen bei der Fahne charscr zu coiitrolircn und nur solche Individuen zu der Prüfung alS Praporschljchik der Reserve zuzulasjen, die sich al» geeignete Untcrvfficiere erwiesen haben und brauchbare Lsficicre zu werdcn vcriprechen. Das Examen soll «ine» mehr praktischen als theoretischen Charakter erhallen, und sollen versuchsweij« die betreffende» jungen Leute mit höherer Bildung (unseren Einjährigen vergleichbar) schon al« Unterosficiere während der Lagerübungen Lssiciersdiensle thu». Nach den daraus i» diesem Sommer gewonnenen Erfahrungen soll bestimmt werden, inwieweit es bei den künslige» Hebungen der Praporschtt'chiks zweckmäßig ist, denselben außer der Verwendung al« jüngste Ossiciere bei der Truppe »och eine besondere Nachhilfe in der Ausbildung zu geben. Marine. * Pari-, 18. Juli. Auf di« Nachricht, daß sich an Bord de« neuen chilenischen Panzers, der dieser Tage den französischen Hasen verlassen hat, französische Maschinisten befände», hat die Regierung die sranzüsischen Lousul» i» de» spanischen Häsen angewiesen, alls das Schiff in einen dieser Häsen einläujt, bi« französischen Unterthanen an der Weiterreise zu hindern. Schulwesen. —5. Ter Thüringer Waldverein zu Lberweißbach hat den De- chluß gefaßt, den, Gründer des deutsch«» Kindergartens, Friedrich Fröbel, eine» Ehrenthurm zu errichten. Als Platz ist der Kilch berg bei Oberweißbach in Aussicht genommen — Ter Wiesbadener Lehrervcrein wandte sich an den dortigen Stadtraty mit der Bitte um Einrichtung von Spielplätzen sür die Schuljugend. Das Ansuchen ist jedoch abgelehnt, den Lcbrern dagegen einpsohlcn worden, an heißen Nachmittagen mehr als bisher Wa ldspazier- gänac niit den Kindern zu machen. — In Königsberg besteht ein Königin Luise-Verein. Derselbe hat den Zweck, befähigten Schülern und Schülerinnen von Volks- und Bürgerschulen, die nach höherer Ausbildung streben, zur Erreichung ihres Zieles sorllausend monatlich baare Unterstützungen zu gewähren. Gegenwärtig zählt der Verein 415, Mitglieder und »nlefttützte im vergangenen Jahre 15 Schüler und zwar 13 mit je 10 monatlich und 2 mit je 5./>i monatlich. Tie Ausgaben betrugen N89 Eine besondere Zu wendung von 300 ^l erhielt der Verein von Herrn 1»r. Liino»- Leipzig. — Von den >2' Millionen Marl, welch« nach der soge- namtten lei tiueve aus den Erträgnissen der Zölle von 1886—!»0 an die Kreist (in Pieußen) verthcilt wurde», sind von letzteren ganze 205 000,4t, d. h. also kaum Prvcent, sür Schulzweck« vcr- wcndet worden. Arbeiterbewegung. Anläßlich einer Haussuchung in der Redaclion der Wochenschrift „Lcs Ehrvniques de Jacques Bonhomme" wurden eine r.volulionaire Eorreipondenj, sowie das Mannscripl eines Paniphleles, weiches die Bevölkerung zu Gunsten des Islrcikendcn Bahnperjoiials aulhetzt, sowie auch eine Menge Sprengstosse ausgciundcn. Mehrere Verhaftungen wurde» vorgenommen. — Abgeordnete von Lyon, Marseille, Orleans, Bordeaux, DonrS, Nancy und einer Meng« kleinerer Provinzialslädte überbrackile» dem Pariser llentral- Slreik-Eomitü die osficiellen AusstandSerklärungen der dortigen Bahnorbeilcr und Beamten. Bisher haben nur die Angestellten in Toulouse den Anschluß an die AuSstandsbeweguiig abgelehut. Im Eeine-Teparlciuent feiern vollständig di« Bahn- werkslällc» von Paniin, Noiey, Bonrgct, sowc« sänuntliche Werk stätten der Paris-Lhoner Millclmccr-Bah». Diejenigen von Bille neure und Villele sind gcjchlosscn. I» Ehareunicr und St. Antonie wurden Gewaltlhätigkciten verübt. In allen Ortschaften wurde die Garde M'publicainc in Permanenz erklärt. Aus dem Bahnhof von Auteuil versuchten heute Morgen 4 Uhr di« Ausilandiiebe» unter Am'ührung durch Beamte de» Dienst zu hindern. Tie RaoelSiübrcr wurden sofort verhaftet. Wahrend der letzt, n Nacht war auf samint- lickic» Bahnhüsen kecn nennencwerthes Personal zur Berrichlung de« Dienstes vorhanden. Tie Lberbeamtc» versuchten, so gut es anging, de» Dienst allein aufrecht zu erhallen. ' Pari-, 18, Juli. Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Bves Gliyvl, rrllarie den Pariser Tepntlrten, welch« bei ihm in« Interesse der streikenden Eisenbaliiiarbeiler erschiene», er könne dcir Tirccloren der Gesellschaften nicht eniviehlc», Leute zu empiangen, welche bisher »ur Drohungen gegen die Gesellschaften ausgestoßen hätten. Grundbedingung für eine ruhige Prüluug der Forderungen der Arbeiler sei die Beendigung des Ausslandes. Wenn die Arbeit wieder ausgenommen sei, wolle er (der Minister) sich bemühen, aus die möglichste Besserung der Lage der Eijenbahnarbeiter hi», zuwirkeo. Neues Theater. Leipzig, 19. Juli. Unsere Begriffe vom Wesen und Wcrtbe der Ebe sind so wesentlich verschieden von denen jen seits der Vogesen, daß die bei uns importirlen französischen Dramen, welche über die Ebe debatlircn und eheliche Een- flictr behandeln, wobl inlcressiren, nicht aber auf die Dauer hinaus fesseln können. DaS gilt in erster Linie von den Stücken Augier'S und deS jüngeren Dumas, weniger no.b von Sardou, drr sich mit feiner vowääio lLirnozimte unserem
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