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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.09.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910905011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891090501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891090501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-05
- Monat1891-09
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Nbomiemerrtspreis kn der Hauptexpedition oder de» im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich.>14.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus 5ck0. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Directe tägliche jtrcuzbandjendung in- Ausland: monatlich .4L 8.—. Di« Morgen-Ausgabe erscheint täglich 6 Uhr» die Abend-Ausgabe Wochentags 5 Uhr. Redaktion und Expedition: Johaiinesgassc 8. Die Expedition ist ununterbrochen gv» öffnet m» früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Filialen: vtt« Klemm » Lortim. «Alfred Hahn), Universitätsstraß« 1» Louis Lösche, Katharinenstr. 14, pari und köaigspla- 7. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Legan für Politik, Localgcschiihte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. InsertiorispreiS Morgen-Ausgabe: die 6gespaltene Petit- jeile20»j, Reclamen unter dem üiedactionS- strich (»gespalten) bO^j, vor den Familien- Nachrichten <6 gespalten) 40 ^ Abend-AuSgab«: die «gespaltene Petitzelle 40Reclamen unter dem Redactionsgrich <4 gespalten) 1 , Familiennochrichten und Anzeige» verlorener ckegenslände lt>gespalten) 2»^. Gröbere Schriste» laut unserem Preis- verzeichnib- Tabellarischer nnd Zifferujatz nach höherem Tarif. tdrlru-vetlagen (gefalzt), unr mit der Morgen-Ausgabe, ohne Pvstbefördernng 60.—. mit Postbesördernag 70.—. Änvahmeschluß far Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Bei den Filiale» und Annahmestelle» t» ein« halb« Stund« früher. A«ser«1e find stets an di« Expeditina zu richten. 231. Sonnabend den 5. September 1891. 85. Jahrgang, Zur gefälligen Beachtung. Unsere Erpedition ist morgen Sonntag, den 6. September, Vormittags nur bis V-9 Uhr geöffnet. IUxpoiIltlon «los ^rixelrlilttox. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die Entschädigung sür di« vom 22. bi» mit 2«. August d. Is. in Leipzig-Altstadt in der Berliner, tterber-, «^neisrnnu-, «Kuhltsrr, Acufzercu Löhr-, Lövr-, Nord-, Psassendorser und Vortstrafze eliiquartierl gewesene» Truppen vom königl. 18. Jn- fanterte-Regiment Rr. 1:14 kann IN den nächsten 8 Tagen bei unserem Quartieramte, Naschinarkt vir. 2, im Erdgeschoß links, Zimmer vir. 30 (Altes Polizeigebäude) erhoben werden. Der das Quartierbillet Vorweisend« gilt als zur Empfangnahme berechtigt. Leipzig, am 3. September 1891. Der Rath der Stadt Leipzig X,dl- 12679.1)r. Georgi. Lamp recht. Bekanntmachung. Die Wasserleitungsarbeücn in den Häusern Nr. 2 und 4 der Riebeclstrabe in Leipzig-Rcudnitz sind vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Bewerber ihrer Angebote entlassen. Leipzig, am 31. August 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. Ib 4094. vr. Georgi. Lohse. Die Inhaber der abhanden gekommenen Sparbücher Serie 11 Nr. 11714, 121725, 192 914, 201 33«. 206 692 werden hierdurch aufgesordert, sich damit binnen drei Monaten und längstens am 6. December 1891 zur Nachweisung ihrer Rechte bez. zum Zwecke der Rückgabe gegen Belohnung bei unterzeichn«» Anstalt zu melden, widrigenfalls, der Sparcaffenordnung gemäß, den angcmeldctc» Berlustträgern nach erfolgter Beeidigung ihrer Anzeige an Stelle der abhanden gekommenen Bücher, welche alsdann sür ungilttg zu erklären sind, neue Bücher ausgestellt werden. Leipzig, den 3. September 1891. Die Verwaltung des Leihhauses und der Sparcassr. Gesunden oder als herrenlos abgegeben resp. angcmeldet wurden in der Zeit vom 16. bis 31. August 1891 folgende, zum Theil ocrmmhlich auch von früher verübten Diebstählen hcrrührende Gegenstände: mehrere Portemonnaies, mit 14 äö ^ und mit geringere» Beträgen, darunter eins mit einem Weimarer Lotterie-Loos, ein Sparbuch, aus den Nameu „^ixlreas bivppatsah" lautend, 7 Stuck verschiedene goldene Ringe, darunter ein Brtllantring und einige mit Gravirung, eine silberne Tamcnuür mit Krt:e, mehrere Armbänder, eine Granatdroche und 2 goldene Brochcn, «in gröberes Medaillon mit silberner Nette, eine Granat-Nadel, mehrere Brillen, 4 Leihhausscheine, ein Notenhesl, mehrere Schirme, zwei SpazierstScke, zwei Hüte, ein Packet Badesachen, eine weiße Serviette, „Ü. X.'' und mit einer Krone gezeichnet, einige Herrenkragen und Manschetten re.; ein neues Barchent, heind, ein Schrrm und mehrere Taschentücher; ein Linder, Zäckchen, ein brauner Sommcrubcrztrhrr (vor mehreren Monaten in einem Gastlocale hängen geblieben), ein altes Jäckel; eine Hose, eine Weste, ein Zacket, ein Paar Schuhe, eine Jacke nnd Schürze; ein 6läuf. Revolver, ein Messing- dierhah», ein« Anzahl Schlüssel, ein leerer Reisekorb, zwei verschiedene Peitschen, rin 2räürigcr Handwagen und eine Lutschlvagenlaterne (bereits Ende Juni gesunden). Die unbekannten Eigeulhümer dieser Gegenstände werden hier, durch ausgejordert, sich zur Empfangnahme derselben in unserem Commissarial rechtzeitig zu melden, andernfalls darüber nach 8- 939 des B. G.-B. anderweit verfügt werden wird. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welche im Juli und August vorigen Jahres Fundgegenslande bei uns abgegeben habe», aus, diese Gegenstände zurückzuiordern, auderusalls auch hierüber den Rechten gemäß verfügt werden wird. Leipzig, den 1. September 1891. Das Polizriamt der Stadt Leipzig. Bretichneid er. Ml. Städtische Gewerbeschule. Die Studien des Winterhalbjahres beginnen Donnerstag, den 1. Oktober a. e.; der Tagcscursus jrüh 8 Uhr, die Abendcurse um 6 bez. 7 Uhr. Anmeldungen zur Aufnahme in die Gewerbeschule nach Maßgabe von 8 4 der Schulordnung werden bis znm 19. Lrptkiubcr schriftlich erbeten. Zur mündlichen Auskunstscrtheilung ist der Unterzeichnete Sonntag, den 27. September, Bormiltags von 11—12 Uhr, im Schulgebäude, Wächterstraße vir. 13, bereit. Leipzig, den 3. September 1891. Der Direktor: vr. Lndw. Nieper. Die Kaiserbcgegnung im Waldmerttl. TaS „Wiener Fremdenblatt" bebt ausdrücklich bervor, daß die Anwesenheit Kaiser Wilhelms bei den großartigsten HeereSübunge», welche seit Jahren anf dem österreichischen Boden stattgcsnnden haben, kein politisches Ereigniß sei sondern nur ein neuerliches Kennzeichen des Dundcsverhält nisses zwischen Deutschland und Oesterreich, und sie werde in Europa die Ueberzeugung verstärken, daß der Friedens, bund der Cenlralmächte unantastbar und imponirend auf rage, gesichert durch gewaltige, kriegstüchtige Heere. Wir wollen mit dem .Fremdenblatt" nicht über das Wort .politisch" und seine Bedeutung rechten, darin stimmen wir mit dem Organ des Grafen Kalnoky überein, daß die Be gegnung der beiden verbündeten Kaiser gerade in diesem Augenblicke ein Ereigniß ist, auf welches die Blicke von gair Europa gerichtet sind. Dir Vergleichung mit dem vorjährigen Besuche Kaiser Wilhelm'« in Narwa, um Zeuge der russischen Manöver in 'toz^liegt »ah«. Der Zweck dieser Manöver war, dem Gaste Kaiser Alexander'» ein Schauspiel vorzusübren, die Leistungs fähigkeit der russischen Truppen im glänzcnkslc» Lichte zu zeigen, ohne doch einen tieferen Einblick in die militairiscken Besonderheiten der russischen Heeresleitung zu gewähren. Diese zur volle» Geltung zu bringen, waren die nachfolgenden Manöver in Volhynicn bestimmt. So wenigstens ist der Sackvcrbalt allgemein dargcstellt worden, wenn es uns auch scheinen will, daß man bei Hervvrkcbrung dcö Unter schiedes zwischen de» Manövern bei Narwa und in Bolhynicn zu weit gegangen ist und daß man eine nicht durchführbare Trennung der Parade-Manöver von den Felrmanövcrn zum Grundsatz erhoben bat. Die Eigenlbiimliä,keile» des russischen Soldaten sind sicherlich in Narwa ganz in derselben Weise bervorgctrctcn wie in Bolhynicn, und wenn cS dort mehr der Kampf im offenen Felde, hier nicbr der FcstnngS- krieg war, welcher geübt werden sollte, so ist doch die Eigenart der russischen Kampseswcise auf beiden MannövcrlerramS in gleicher Weise zur Erscheinung gelangt. Aber die Voraussetzungen, aus welche der letzte Besuch Kaiser Wilbclm'S in Rußland gegründet wurde, haben sich nicht erfüllt, und daß dies nicht geschehen ist, daran tragen die Ereignisse der letzten Monate die Schuld, die wobl nur :um kleinsten Theile diplomatisch berechnet werden konnten. Eine Frage, die sich ausdrängt, ist die, ob cs politisch richtig und empsehleiiöwerth war, daß der Dreibund in so offen kundige Beziehungen mit England trat. Diese Bewegung war aber keine zufällige, sondern bing mit den Bestrebungen zusammen, welche Frankreich bctbätigte, nm Italien auf seine Seite zu ziehen. Die Unruhen in Marolko lenkten die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Be mühungen Frankreichs, seinen Einfluß an den Küsten dcS Mittclmecres zu erweitern, und die tripolilanische Frage schien auf eine Zeit lang der Entscheidung entgegen zu reifen. DaS vcranlaßle Italien, sich England zu näkern, nm dadurch ein Gegengewicht gegen die Macht Frankrcichö zur See zu ge winnen, und Oesterreich verfolgte ähnliche Ziele als Tbcil- haber an der Küste dcS MittclmcereS, so daß sich die deutsche, ebenfalls auf Anschluß an England im Hinblick aus etwaige kriegerische Ereignisse gerichtete Politik den Bestrebungen ans italienischer und österreichischer Seite naturgemäß einsügte. Gerade diese Annäherung dcS Dreibundes an England hat aber das herzliche Einvernehmen zwischen Rußland und Frankreich, wie cS in Kronstadt und Moskau, in Ebcrbourg, Paris und Bichy zum Ausdruck gelangt ist, erzeugt, und deshalb erscheint es zweckmäßig, über daS Bcrbältniß des Dreibundes zu England volle Klarheit zu verbreiten. Dian ist so leicht geneigt, im Leben wie in der Politik bestimmte Tbalsachen, Handlungen und Vorgänge zur Ursache folgcn- ichwcrcr Entwickelungen zu stempeln, während das Allcö doch nur Kennzeichen einer inneren Entwickelung sind, die mit nn- aushlciblicher Notbwcndigkcit auf ein bestimmtes Ziel hin- arbcitct. ES gab eine Zeit, in welcher sich Stimmen gegen die innigen Beziehungen Deutschlands zu Oester reich Ungarn erhoben, weil dadurch unser gutes Ein vernehmen mit Nußland beeinträchtigt werden könnte. Die letzten Jahre haben aber gelehrt, daß Deutschland Rußlands Ansprüche nur auf Kosten seiner eigenen Interessen befriedigen könnte. Rußland fühlt sich auf der Balkan- Halbinsel beengt, es ist ihm leid, daß Ocstcrrcick-Ungarn die Verwaltung Bosniens nnd der Herzegowina übernommen bat, und daß diese Macht nickt die russische Schutzhcrrschast über Bulgarien anerkennen will. Sollten wir uns vielleicht in dieser Beziehung auf die Seite Rußlands stellen, dem Berliner Frieden zum Trotz Oesterreich-Ungarn aus Bosnien und der Herzegowina wieder hinauStrcidcn und Rußland die Schutzhcrrschast über Bulgarien einräumen? Damit wäre der Dreibund gesprengt, aber der Friede sicher nickt gewähr leistet, denn Rußland würde in diesem Zugeständnisse nur die Aufforderung erblicken, nach Konstantinopcl zu geben nnd Frankreich würde den Augenblick für gekommen erachten um den Rachefcldzug gegen T'cutschland zu beginnen. Die Begegnung der Kaiser Wilhelm und Franz Josef im Waldvicrtcl ist der Beweis dafür, daß alle diese Versuche, am Dreibund zu rütteln und die politischen Fehler und zweckwidrigen Neigungen von Personen für folgenschwere politische Ereignisse verantwortlich zu machen, vergeblich waren, daß der politische Grundgedanke, welcher die inlcr nationalen Beziehungen in Europa dnrchdringt, davon un berührt geblieben ist und ferner bleiben wird, so lange der deutsche Geist die Politik Mitteleuropas belebt. Wir ballen die Zusammenkunft der beiden Verbündeten in Horn im Gegensatz znm Wiener „Frcmdenblatt" sür ein politische« Ereigniß ersten Ranges, welches der gegenwärtigen Periode das Gepräge giclt. Die Biindesgencssenschast Oesterreich-Ungarns und Deutschlands nimmt mehr und mehr den Verlauf, aus be:dcn Mächten ein militairisches Ganzes zu bilden. TaS österreichisch-ungarische Heer hat die bewährten Einrichtungen dcS deutschen Heeres sich so weit zu eigen gemacht, als eS unter Berücksichtigung der Besonderhcilen, welche jedem TtaalSwescn eigen sind, möglich war, und die deutsche Heeresleitung ist bemüht, sich alle die Vorzüge anzueigiicn, welche das österreichisch-ungarische Heer wesen besitz!. Im Waldviertcl NiedcröstcrreichS zeigen in diesen Tagen die Soldaten Oesterreich-UngarnS, welche Stufe der militairischen Lcistungssäbigkeit sie erklommen baben, nnd die Geschickte der österreichischen Kriege bürgt dafür, daß diele Stufe keine niedrige ist. Es wird in Oesterreich-Ungarn selbst anerkannt, daß die Kriegsbereitschaft dcS Heeres noch zu wünschen übrig läßt, besonders waö dic Zabl der Soldaten und Ossiciere betrifft, aber dadurch wird das Wesen, der Kern dcS HcerrS, der militairifche Geist nicht betroffen, welcher das Ganze durchdringt und beherrscht. Oesterreich-Ungarn besitzt eine Armee, auf die wir dcnlschen Bundesgenossen stolz sein können, wenn wir auch mit dem Verfasser der unlängst ver öffentlichten Schrift darin übrrcinstimmen, daß in Folg« finanzieller Schwierigkeiten Manches versäumt und zurück- gestellt worden ist, was beule gebieterisch auf Nachholung drängt. Wenn auch die Zahl der Soldaten nicht den Aus schlag gicbt bei großen weltgeschichtlichen Entscheidungen, so verlangt e« doch die Klugheit, daß man auch in dieser Be ziehung nicht hinter dem Gegner zurückstehen darf. Deshalb findet jede Erhöhung der militairischen Leistungsfähigkeit Verbesserung ans diesem Gc- Leipzig, 5. «September. * Kaiser Wilhelm. Kaiser Franz Joseph und König unserer Verbündeten und jede biete unsere vollste Zustimmung. anr Albert wohnten am Freitag bis 1 Uhr den Manövern bei und kcbrle» sodann nach Schwarzenau zurück. Auf dem ganze» Wege wurden die Majestäten von der Menge jubelnd begrüßt, sämmlliche Ortschaften waren festlich geschmückt. * In Berliner Hoskreiscn wird die wiederholt auf» zeiauchtc Angabe von einer Verlobung des russischen Thronfolgers mit der Prinzessin Marie von Griechenland ür wahrscheinlich gehalten; dagegen erklärt man das Gerückt, Kaiser Wilhelm werke der Verlosung beiwohnen, für falsch. — Am 19. d. Mls. wird sich daS Kaiscrpaar nach Be endigung der Manöver in Mühlhausen (Thüringen) nach dem Neuen Palais zurückbegcbc». Bald darauf geht der Kaiser, nnd zwar wahrscheinlich in Begleitung der Kaiserin, zur Jagd in die Rominthcr Heide (Ostpreußen), wo das neue nor wegische Jagdhaus bezogen werden soll. * Herr Fuöangel erläßt in der „Westfälischen Volks- Zeitung'' eine abermalige Erklärung, worin er sagt, daß er trotz seines Nervenleidens die Strafe antrete und daß er »ach ihrer Verbüßung „den Kampf gegen die Corruption" dort wieder ausuehmcn werde, wo er ihn abgebrochen habe. Zum Besuche des Kaisers von Oesterreich i» Reichenberg meldet unser Eorrespondent: Donnerstag Abend traf Statthalter Graf Thu» ans Prag ein und wurde am Bahnhöfe, da er sich jeden officicllcn Empfang ver beten balle, nur vom BczirkSkauptmann Schlögl und Bice- dürgermeister Pr ade empfangen. Im Einvernehmen mit dem Festcomitö erfolgt dann morgen die definitive Feststellung des Programms anläßlich des Besuches deS Kaisers am l. Octobcr, worauf der Statthalter Nachmittags nach Prag zurückkchrl. — Eine Deputation der Stadtgemcinde Gablonz wurde vom Statthalter in Prag empfangen. Dieselbe bat Se. Majestät möge bei dem Besuche Rcichen- bergS auch Gablonz berühren. Der Statthalter sagte die Befürwortung diele» Wunsches zu, doch könne er bei der Kürze des Aufenthaltes dcS Kaisers kaum eine gewährende Erledigung verbürgen. — Mil hoher Freude wird hier die Änregung des GemcindeauöschusseS in Eger aus genommen, daß maßgebenden Ortes dafür gesorgt werde, daß bei dem Empfange des Kaisers in Rcichcnberg sammtlichc deutsche Städte Böhmens durch Abord nungen ihrer Stadtvcrlrctungcn sich beteiligen, da der kaiser liche Besuch nicht bloS einen localen Charakter trage, sondern allgemein dahin aufzufassen sei, daß auch dem deutschen Volke in Böhmen aus deutschem Boden Gelegenheit zur Huldigung dcS Monarchen geboten werden soll. — Der Frcmdenzufluß nach Reichenberg am 1. October wird ein ganz kolossaler werden. Man kann heute schon annchmcn, daß die Zahl der in Vereinen Spalier bildenden uniformirten Personen über 10 000 betragen dürfte. — Tie Höhciibclcuchtung am 1. Octobcr hat der Landbezirk Reichen berg übernommen. * Nach den „Narodni Listh" beschloß daS ActionS- comitv der Prager Ausstellung mit allen gegen zwei Stimmen, der Obmann Graf Zebtwitz habe auf dem A»S- stellungsplatze den Kaiser zunächst deutsch, dann czechisch zu begrüßen. — Die Prager Polizei verbot für den am Sonntag stattsindenden KrönungS-Gedcnktag nicht nur die Aufführung von Mozart'S KrönnngS-Ozrer „TituS", sondern auch diejenige der russischen Oper „Eugen Onegin". Im crcchischen Theater untersagte die Polizei das Spielen der Marseillaise und der russischen Nationalhymne im letzten Bilde deS Balleis „Excelsior". * Die Schweiz besitzt bekanntlich daSAlkoholmonopol. Dasselbe, im Jabre 1887 zur Einführung gelangt, verfolgte einen dreifachen Zweck: erstlich die Erhöhung der Einnahmen, zweitens die Hcradmindcruna des BrannlweingenuffeS, dritten« die Herstellung eines fusclfrrien Stoffes. DaS Interesse der einheimischen Branntweinbrenner wurde durch die Klausel gewahrt, welche bestimmt, daß der vierte Tbeil dcS von der Regie angckauflen Sprits aus inländischen Quellen bezogen werden muß. Was den ersten Punct, das finanzielle Erlrägniß des Monopols, betrifft, so ergeben die zisiermäßigcn Nachweise des letzten Ncchnmigsjahres ein sehr günstiges Facit, indem sich die Einnahmen der Regic- vcrwaltung auf rund 11400 000 FrcS., die Ausgaben auf rund 7 730 000 Frcs. stellten, somit ein Ueberschnß der Ein nahmen von rund 6 670 000 FrcS. verblieb. In Gemäßheit der über die Verwendung de« Monopolvertrages getroffenen gesetzlichen Bestimmnngcn muß ei» Zehntel der an die Canton« rurAuSzablung gelangenden Beträge zur Bekämpfung der Trunk sucht Verwendung finden. Nun bat in der Thal seit dem Jnkrast treten dcS Alkoholmonopols der Brannlwcingcnuß in der Schweiz merklich nachgelassen. Während 1882 auf den .Kopf der schweizerischen Bevölkerung noch durchschnittlich 9,40 Liter Alkohol entfielen, im Jahre 1885 der Verbrauch sogar bi« aus l0,16 Liter gestiegen war, weist da- Jahr 1890 einen Rückgang aus 6,2? Liter nach, so daß nach dreijährigem Be stände deS Monopols der Branntwcingenoß um mindesten» 3,99 Liter pro Kopf gefallen ist. Nm die Reinheit deS in den Bcrkehr gelangenden Branntweins sicher zu stellen, kaustdieMono pol-Verwaltung allen inländischen, aus Getreide, Kartoffeln re. bereiketcn Sprit an und verkauft ihn zu Monopolpreisen in Form von RohspiritnS oder rcctificirtem Spiritus, desgleichen sämmtlichc» von auswärts importirten und mit Eingai belasteten Sprit. Der Regie steht daS auSschlicßliche Recht zur Einführung von rohem und rectisicirtem Spiritus zu, der von Privalprrsoncn eingefnhrte unterliegt einer außer ordentlich hohen Zuschlagsteuer. Endlich sei hier noch ein dem Londoner „Foreign Lsstce" erstattetes Gutachten über die Wirkungen de« schweizerischen AlcoholmonopolS erwähnt. Dasselbe lautet in seinem Schluß ResnmS: Der Erfolg de« Monopols darf nunmehr als vollkommen erwiesen gelten. ES bat auf die Reinheit des im Lande genossenen Branntweins durchgebendS den besten Einfluß geübt, eS hat den Brannt- weingenuß in sehr erheblicher Weise eingeschränkt und bringt alljährlich unter die CanlonS eine Summe Geldes zur Ber- theilung, welche schon jetzt sehr bedeutend ist und noch weiter anwachsen wird, wenn im Jahre >898 die Anleihe von >888 getilgt ist, selbst wenn man annehmen wollte, daß die Mo nopol-Einnahmen stationär bleiben, anstatt» wie sie eS bisher stetig zu * Die Meldung der „Politiken* *, daß der Vertreter des BaronS Hirsch Arnold White eine Audienz beim Zaren in Frcderiksborg gehabt habe, wird durch daS „Bureau Ritzau" als unwahr bezeichnet. * Au« Rom wird vom 4. September gemeldet: Der Papst litt vorgestern Abend, wie „Capitan Fracassa" meldet, an heftigen Schmerzen der (Ängeweide. Die Aerzte ordneten vollkommene Ruhe an. Die Audienzen sind seitdem suspendirt. Gestern Abend war der Zustand des Papstes nicht schwer bedenk lich, veranlaßle jedoch demselben Blatt zufolge einige Besorgniß. * Jetzt erst läuft durch südrussische Blätter die Mel dung ein, daß am 8. August in Maikow (Kaukasus, Kuban gebiet) ein blutiger Aufruhr stattgcsnnden hat. Dorthin war der Gehilfe des Bezirksvorstehers General Kazkewitsch mit der Veterinär-Commission entsandt, um Maßregeln gegen die stark verbreitete Rinderpest zu treffen. Eine Menge krankes Lieb sollte getobter werden. Dagegen lehnten sich die Besitzer und schließlich die gesummte Bevölkerung auf. Kein beruhigendes Zureden deS Generals hals. Derselbe zog darauf ein Bataillon .Plastuni" lKosackcn-Jnfantcrie) heran und versuchte dann abermals, die Leute zur Vernunft zu bringen. Als diese mit Schimpsreden, Geschrei und Steinhagel antworteten, ließ der General Feuer geben und die Tumultuanten zerstreuen, wobei 17 Menschen todt, 17 verwundet aus dem Platze blieben. * Die Gerüchte, welche die jüngste kurze Anwesenheit Mohrenheim's in Petersburg mit einem angeblichen franco-russischen Vertrage in Zusammenhang brachten, erweisen sich nach der „Neuen Freien Presse" al« völlig un begründet. Der kaum zweitägige hiesige Aufenthalt des Bot schafters in Petersburg war im Gegenteile durch eine Angelegen heit veranlaßt, welche eine Kehrseite der Annäherung der beiden Staaten zeigt. Mohren beim hatte sich von einem russischen Schwindler W. dupiren lasten, ihn mit den besten Empfehlungen versehen und sich bei den maßgebenden Persönlichkeiten von Paris für ihn verbürgt. Der Abenteurer betrieb die Errichtung einer russischen Ausstellung in Paris. Es muß dort zu emem großen Scandal gekommen sein. In Petersburg war man äußerst ent rüstet. Die Pariser russischen Corresponbcnten nagelten den Abenteurer an den Pranger und bedauerten, daß die franco - russischen Sympathien von russischer Seite durch dunkle Persönlichkeiten exploitirt werden. Als nun W., besten AuSstellungSplan, weil er von der Polizei als verdächtige Persönlichkeit bezeichnet wurde, von dem Prä- fecten nicht genehmigt worden sein soll, nach Petersburg reiste, um angeblich Capitalien zu beschaffen, eilte auch Mohrenheim dorthin, »m größere« Unheil zu verhüten, »nd fand einen etwas unfreundlichen Empfang. In Folge dieses Zwischenfalls kann bestimmt vorausgesagt werden, daß die Pariser Ausstellung ein frommer Wunsch der Franco- philcn bleibt, eS sei denn, daß die russische Regierung die Sache in die Hand nimmt. Unter den gegenwärtigen inneren Berhältniffen aber ist dies schwer vorauüzusehen. * Da die Behauptung, daß dem ersten serbischen Regenten, Herrn Ristic, in der russischen Hauptstadt anläßlich de« Aufenthaltes deS Königs Alexander eine ziemlich un- rcundliche Ausnahme bereitet worden sei, noch immer nicht verstummen will, mag cS angemessen sein, den einzigen Bor- aang, auf welchen diese Darstellung sich berufen könnte, der Wahrheit gemäß zu schildern. Herrn Ristic ist, nach der „P. C-", in PelerSurg bei einer von ihm selbst aufgeworfenen Elikcttefrage in Folge der Geltendmachung unberechtigter An sprüche eine kleine Unannehmlichkeit widerfahren. Der Regent forderte nämlich anläßlich de« in Peterhof während der gleichzeitigen Anwesenheit de« Königs von Serbien und der französischen Gäste daselbst gegebenen Galadiners, daß ihm der Vorrang vor den Botschaftern der fremden Mächte cingcräumt werde. Diesen Anspruch hätte man russischerscitS in Erwägung ziehen können, wenn Herr Riftic allein und nicht in Begleitung seines Königs ,n St. Petersburg er schienen wäre; in diesem Falle hätte man die Frage unter- fucht, ob dem Regenten eines kleinen Staates größere Ehren gebühren als den Vertretern der Monarchen der Groß mächte. Diesmal lag aber die Sache anders. Da Köniz Alexander der Gast des Hose« war und Herr Ristic als Begleiter de« Elfteren erschien, war eS nach den Geboten der Hofetiqucttc unzulässig, Serbien bei dem Gala diner in zwei Personen den Vorrang vor den fremden Bot schaftern einzuräumen. Die Nichtberücksichtiaung deS von Herrn Ristic unberechtigter Weise erhobenen Anspruchs bat denn auch dir Zustimmung dcS Zaren gefunden. Dieser untergeordnete Zwischenfall hat aber dem Herrn Ristic in St. Petersburg bereiteten Empsangc durchaus nicht das Ge- iräge aufzedrückt; der erste serbisch« Regent hat vielmehr eine einer Stellung durchaus entsprechende, schmeichelhafte und reundliche Ausnahme gesunden. * Ein Telegramm der „Agcncr de Constantinople", be treffend die Dardauellenfragc, enthält die amtliche türkische Version über das Abkommen der Türkei mit Ruß land wegen der Durchfahrt russischer Schiffe durch die Meer engen und scheint bestimmt, die Verantwortlichkeit der Türkei gegenüber etwaigen Reclamationen anderer Mächte zu decken. — In gleichem Sinne sprechen sich auch die „Hamburger Nach richten" aus, welche meinen, daß, weil der Berliner Vertrag bezüglich Bulgariens zu Ilnguosten Rußlands verletzt sei, könne Rußland seinerseits sich über die Beschlüsse des Pariser Friedens binwegsetzcn. In der Meerengcn-Convcntio», welche einen Anhang des Pariser Friedens bilde, sei nur vom Willen deS Sultan« die Rede. Eine Willensänderung de« Sultan- führe einen neuen Zustand herbei. Ein specielleS Zugeständniß, betreffend die Durchfahrt, an Rußland würde die anderen Signatarmächte berechtigen, ebenfalls ihre .Kriegsschiffe die Dardanellen passiren zn lassen. — Man gebt Wohl nicht fehl, wenn man diese Aeußerung nicht allein al» Ausfluß der Meinung der Redaction jenes Blattes ansiebt. — UebrigenS wird vielfach der Ministerwechsel in Kvnstantinvprl mit der Dardaarllcnfrage in Verbindung gebracht, besonder« sieht man ihn in England als eine ruffeofreundliche Schwenkung der Pforte an. Die „Morningpost" sagt, die Entlafsnng Kiamil'S, de» stetigen Freunde« eme» englischen Bündnisse«, deute unzweifelhaft da» Bestehen einer gewissen unterirdischen Tchätigknt in der tür^scho PslftÄ an, denn Ergeborß abdüvsrtkt müsste
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