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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.01.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920109024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892010902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892010902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-01
- Tag1892-01-09
- Monat1892-01
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I07-. 114 — 3bO>, SS'. 134.00 Ilic». l>» 1 175.40 131 — 13430 > I S3 40 iro^o I3S.M ioH— «8 il«b» 101', IOS>. 1 S3>. «»', 1b"» «2>, 31 7S». 315, »1>1««r»w« > port 8VVV N , 7°»>»,r»»im.> 10 0 N»U«ll. » 1>i«s«rao» >r, 5prU-U»i »us»r. >,« - o»wp»s «4I«»»t la ,»»- .«„»1»'' 1 ,»u«- «»» »»Im md Url«»d^, Abormernent-preiS In der Hauptervedition oder btn Im ktadt- brzlrk und den Bororten rrrichteien Ilu«- qodestellen abgeholt: vierteljährlich ^4.ü(1. lei zweimaliger täglicher Znstellung in» Hau» ü.bO. Durch die Post bezogen silr Teutschland und Lcslerreich: viertel,äbrlich 6.—. Tirecl» tägliche jlreuzbaiidieudung iaS Ausland: monatllch .41 t>.—. Tie Morg,n.Au»gabe erscheint täglich '/,? Uhr, die Abend-Au-gabe Wochentag» 5 Uhr. Ledaclion und Erprdition: L,hannr»,afie 8. Dte Trvedition ist Wochentag» ununterbroch»» geässnet von früh 8 bi» Abend» ? Uhr. Filialen: Vit« Llem«'» Sorttm. <«Ifre» datzn). Universitätsstraß« 1, Laut« Lüsche, -atharinenstr. 14, part. und ASntg«plah 7. Abend-Ansgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. JnsertionSprei- Tie 6gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reel amen unter drin:Nedaction»slrich <4ge» spallrn) 50 vor drn ^ainilicnuachrichlcn «lgriv>!len) 40 lvrogrie Lch>-!.rn laut unserem Preis« verzeichn.L rudellnrijcher und gisserniatz nach höhrrem Tarif. irrtra-Vetlanen (gekalztl. nur mit der Morgen - Anogabe . odne Posibesorderung »» äl.—, mit Postdesördernng ^ 70.—. Unnahmeschluß für Inserate: Abend-Au»gab«: Bormiltag» 10 Uhr. Morge n-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Tonn- und Festtag» früh !> Uhr Bri den Filialen und Annahmrsiellen je ein« halbe Stunde früher. Jnsrratk sind stet» an die Ertzrditiuii zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig ^«15 » Sonnabend den 9. Januar 1892. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, d.IV. Januar 18SÄ, Bormittags nnr bis S Uhr nciissuer. l^xppilltio» itc 8 l,«sp/,iLser I'nrrekintte^. Leipzig, 9. Jannar. * Der BunveSrath hielt am 7. d. Mt», unter dem Vorsitz des Bicepräsidenten de« StaatSminiftcriumS, StaatS- secretairS des Innern vr. v. Boellicher seine erste Plenar sitzung in diesem Jahre ab. Ein neu cingegangener Gesetz entwurf für Elsaß-Lothringen über die Rechtsverhältnisse der Lehrer ist den zuständigen Ausschüssen überwiesen worden, womit die Bersanimlung sich einverstanden erklärte. Hierauf wurde der Bericht der zuständigen Ausschüsse über den Entwurf eine» Gesetzes, detr. die Bekämpfung der Trunksucht, enl- gegengenommen und in die Specialberalhung dcö Gesetzent wurfs eingetreten, welche indessen in dieser Sitzung noch nickt zum Abschluß gelangte Auf de» Bericht der zustän digen Ausschüsse wurde eine Reibe von Abänderungen tcS Eisenbahn-BetriebSreglementS rücksichtlich der Beförderung von PboSpbvrstreichhölzchen, von Präparaten aus Terpentinöl »nd Harz, von Würfclpulver rc. festgesetzt. Die nachgesuchte Befreiung von der Bersicherung-pslichl gemäß tcS Invalidi- tätS- und AlterSversichcrungSgesetzeö wurde erlhcilt rücksicht- lick der bei der Verwaltung der westpreußischeii und der neuen westpreußischeii Landschaft, sowie dei dem Warthebruch- Deichverband mit PeiisionS-Berechligung angestellten Beamten. Schließlich wurden Eingaben vorgelegt. * Der Kaiser bat auf die Glückwunschadresse des Magistrats von Berlin anläßlich des Jahreswechsels mit nachfolgendem Allerhöchsten Handschreiben geantwortet: „Dem Magistrat Meiner Haupt» und Residenzstadt Berlin unterlasse Ich nicht für di« Mir nn der Schwelle de» neuen Jahre» in altgewohnter Treue und Anhänglichkeit dargedrachten Glück wünsche herzlich zu danken. Wenn der Magistrat bei dem Rück blick auf das alte Jahr auch der noch am Schluß desselben aus wirthschastlichem Gebiete erlangten Errungenschasten Erwähnung thut, so gebe Ich gern dem Wunsche Ausdruck, daß Meinen und Meiner Regierung unablässigen Bemühungen, die Wohlfahrt des Lande- zu fürder», Gottes Segen auch im neuen Jahre nicht fehlen möge. Möge vor Allem auch die ReichShauptflodt unter Len Segnungen des inneren und äußeren Friedens eine gesunde, gedeihliche Weiterentwickelnng erfahren. Berlin, den 6. Januar I8i>2. tgez.) Wilhelm L. An den Magistrat zu Berlin." * Daß das DiSciplinarversahren gegen Graf Limburg-Stirum eingcleitct ist, wird in weiten, nicht nur in den conscrvativen Kreisen Deutschland« ernste Sorgen wachrusen. Mag auch, so schreibt die .Kreuzreitung", die Regierung formell zu diesem Schritt berechtigt sein, insofern sich derselbe aus eine, für alle activcn und zur Disposition stehenden Beamten des Auswärtigen Amtes geltende Dienst vorschrift gründet, wonach dieselben zu literarischen Veröffentlichungen in jedem einzelnen Falle die vorherige Gencbmigung des Auswärtigen Amtes einzuholen habe», was Graf Limburg-Stirum unterlassen bat —, materiell befindet sic sich in entschiedenem Unrecht. Die in Rede siebende Vorschrift kann nur den durchaus berechtigte» Sinn baben, daß Beamte des Auswärtigen Amtes obne Erlaubniß nicht zu literarische» Veröffentlichungen befugt sein sollen, zu denen ihnen daS Material nur auö ihrer amtliche» Wissen schaft zugänglich ist; unmöglich aber kann angenommen werden, daß etwa Herr v. Wildenbruch, als er seine „Hauben lerche" veröffentlichte, die Gcnebmigung des Auswärtigen Amtes zuvor einholcn mußte (es ist hier zu bemerke», daß vorerst Herr von Wildenbruch, als auch Herr Rudolph Lindau allgemeine Erlaubniß zu schriftstellerischen Arbeilcn haben), noch weniger aber, daß ein bekannter Parla mentarier und Parteisübrer wie Gras Limburg — denn als solcher bat derselbe seine Erklärung gegen die Handels verträge abgegeben — diese Vorschrift in straffälliger Weise verletzt, wenn er daS mit seinem Namen in einer Zeitung veröffentlicht, was er als Mitglied des Par lamentes jederzeit völlig straflos öffentlich auSsprechcn darf. Will die Regierung da« Gegenlhcil zur Geltung bringe», so drängt sie damit die Beamte» grundsätzlich auS den BolkS- vertrelungcu hinaus, wir glauben, sehr zu ihrem cigcncu Schaden Aber der Vorgang greift weit tiefer. Die „Köln. Zig." bat in diesen Tagen in einem gegen den „neuen Eurs" gerichteten Artikel NamenS der Rheinländer folgende Er klärung abgegeben: „Wir willen uns einig mit unseren edelsten Patrioten und unseren klarsten Geistern, wenn wir behaupten, daß in Anbetracht der be- drohte» geographischen Lage Deutschlands wie seiner sociale» Wirren einer kraftvoll geleitete» Monarchie große Ausgaben harren. Nicht wenige unter u»S waren von Hau» auS repub likanische, sreiheitStrunkene Idealisten und sind erst durch Bismarck und durch den großen und guten Kaiser innerlich in Vernunft-Monarchisten umgewandelt worden. E» ist nun eine Erscheinung, di« uns nachdenklich und besorglich stimmt, daß manche dieser Männer in den letzten Jahren in aller Stille begonnen haben, ihr« politische Grundanschauung an der Hand der jüngsten Ersahrungen einer nachprüsenden Revision zu »nlerziehen: die Ergebnisse dieses leist fortschreitenden Denkprocesies könnten sich etneS Tages in ganz überraschender Weise offenbaren." Mit Recht hat e» Gras Limburg in seinem jetzt znr Unter suchung gezogenen Artikel betont, so fährt die „Kreuzzeitung" fort, daß dis Maßregeln der Regierung in der conservativcn Partei daS bittere Gefühl hervorgebracht haben, welches ent steht, wenn man für die loyale und treue Unterstützung un gerechte Behandlung erfährt. Will die Regierung trotz alle dem fortfabren, gerade diejenigen vor den Kops zu stoßen, bei denen die Andänglichkeit a» das Königtbum nicht das Resultat einer verstande-mäßigen Reflexion, sondern eine im Blut vererbte und im Herzen getragene Ucbcrzciigung ist? *AmtlichcSRes ultat der RcichStagS-Stichwahl im 10. Hannoverschen Wahlkreis: Abgegeben im Ganzen l!i56l Stimmen, hiervon für AmISrath Sander-HimmelS- tbür (nationallibcral) I l 220 Stimmen, für Gutsbesitzer Baucrmeisier-Heyersum (Eentrum) 834 l Stimmen. Ersterer ist somit gewählt. * Tie deulschfreisinnige Agitation gegen das InvaliditätS- und AlterSversicherungS-Gesetz, welche bereits von socialdcmokratischcr Seite entschieden zurückgewiesen worden, findet auch in der Presse des Een- trumS nicht den geringsten Beifall, obwohl diese Partei mit weiiigcn Ausnahmen gegen daS Gesetz gestimmt bat. Einer beachtcnswertbcn Zuschrift aus Sükdeulschland in der „Germania" entnehme» wir folgende Bcmerknngen: „Sollten Freisinn und Demokratie ihre Agiiation wirklich cnergistst betreiben wollen, so löniilen beide uns dem Oiebiete der zeitgenössischen Svcialpolilik keinen gröberen Feiner begeben, und eS iieße sich mühelos vorberiagen, daß der Mistgrijs sich biller an de» eigenen Parteien und ibren Interessen rachen würde. Scho» ei» Bcriuch müsste den unsrnchibaren Eharakier der Agitation klnr tegen, so daß kein Mißverständnis! austoninie» töniüe. Es müßte sich doch jeder denkende Mann zunächst fragen, was Demokratie »nd Freisinn bislang znr Beü'itigung der sociale» Bedrängnis! geleistet baben: die Antwort konnte für die dem sreihändlerischen Sport huldigende» beidenApolitischen Parteien nur sehr ungünstig ouSsalle»; den» da» „Lichgehenlassen" ans dem sociale» Gebiete tsl eben nur ein Rath der Berzweislung. Wissen Demokratie und Freisinn wirklich Bessere» an die Stelle de» z» verwersendcn AlterSversicherungS- und JnvalidilätSgejetzcS zu setze», das nach ihrer Anisajjiing den Finch der allgemeine» llnzusricdenhcit ans sich geiade» hat? So müßte wohl die zweite Frage lauten, und die Gegenrede würde sich »och zwcisclhajter auhören. Wen» der „erlösende sociale Gedanke" Ihatsächlich be! der Demokratie und dem Freisinn zn Hause ist, warum sind sie mit demselbeu nicht an die Oest'enUicI keit getreten, als im Reichstage da» AltersocrsichcruiigS- und Jnvaliditälsgesttz zur Be- rathung stand? Wer also keine praktischen Idee» und geiuiidc» Anichauniige» zur Lösung brennend gewordener socialer Fragen zu biete» vermag, der sollte sich bescheiden, oder er muß es pch ge- sallen lasse», wenn ein unzweidentigcs Bolksverdiel über ilm herein- bricht Wer auf einer schiesen Ebene stehend, keine positiven iociat- polilische» Rcttlingsinittet Vorschlägen kann, wird es stet, seihst zu iebreibe» müssen, wenn er bei einer »nsriichtbare» Agitation gegen Gesetze, die unter Nöthen und Sorgen z» Stande tnmen, ein glänzendes FiaSco erlebt^ Man wird dem Eentrumüblatt in diesen AilSsiihruiigcn nur beistimmcn können, sic zeugen von einer bcmerkenSwertbc» Unbefangenheit des Unheils. Auch den weiteren Betrachtungen kann inan nur zustimmcn, worin bei Ausrcchlcrballnng dcS Gesetzes für die Zukunft die Beseitigung einiger Mängel und Schwächen, die sich in der praktischen Erfahrung herauSgestellr haben, angeregt wird. So czut wie jetzt das Krankrncafsrngesctz einer gründlichen Revision unterzogen worden, wird man cS in einiger Zeit auch mit dem In- valititätSversicherungSgesetz machen können. Die Thatsache, daß sich von den Gegnern dcS Gesetzes sowohl Sveial- demokraten als Klerikale jetzt ausS Bestimmteste für die Aus- rcchterhaltung desselben auSsprechcn, ist eine Anerkennung von nicht zu unterschätzender Bedeutung und ein Beweis, daß dieses vielgeschmäbie Gesetz doch in seinen guten Grundlagen mehr und mehr gewürdigt wird. * Die „Mecklenburgische Zeitung" hält gegenüber der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" die von ikr gemeldeten Thatsachcn in Dömitz ausrccht. Was in Mecklenburg, so sagt sie, die Spatzen von den Dächern pfeifen, lönnc schwerlich in Berlin „amtlich unbekannt" geblieben sei» — BemcrkenSwcrtb ist auch, daß die „Weimarstchc Zeitung" die Antwort der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" ungenügend findet und eine vollkommen klare Auseinandersetzung erwartet. Ob sie diese in de» Mittbeilungen de« „ReichSanzcigerS" findet, muß dahingestellt bleiben. * Die Hildesheimer RrichStagSwahl hat zwischen Centrum und Dcutschsrcisinnigen eine sehr gereizte Stimmung erzeugt. Den letzteren wird in CciitrnmSblättern arge Undankbarkeit zun, Vorwurf gemacht und cS wird ihnen vorgcballen, daß »midestenS ein Dutzend dcutscbfreisinniger Abgeordneter nnr durch Hilfe dcS CciitriiinS im Reichstag sitzen. DaS ist obne Zweifel richtig, aber mindestens ebenso viele Mitglieder tcS CentrumS habe» ihre Mandate nnr durch freisinnige und demokratische Unterstützung erlangt. Wir erinnern nur an den größten Tbcit der badischen und anderer süddeutsche» RcichStagSwablen. Denn das „Gegen- cartcll" durch jene Wahl einen Stoß erlitten hätte, so wäre das nicht der geringste Erfolg derselben. * DaS preußische Abgeordnetenhaus, welches am nächsten Donnerstag eröffnet wird, dürfte die ersten Tage mit einleitenden Geschäften zubringcn. Die Präsidenten wabl wird voraussichtlich durch Zuruf wieder aus die bis bcrigcu Mitglieder falle» Gleich nach Eröffnung der Sitzungen wird der Etat eingcbracht und an einem der ersten Tage durch einen Vortrag des FinanzministerS erläutert werde», worauf alsbald die erste EtatSberalhung folgen wird. Auch die Vorlegung dcS VolkSschulgesctzeS wird in den ersten Tagen der Session erwartet. * Die Richtung, in welcher sich die Reorganisation der konservativen Partei, wenigstens nach Ansicht eine» DbcilS derselben, z» vollziehen bat, wird durch eine gestern einstimmig beschlossene Resolution des conservativen 'Vereins in Karlsruhe veranschaulicht, welche nach Milibcilung der „Kreuzzeitung" dabin geht: „Die denlich-conjervalive Parteileitung in Berti» zu bitten, einen nllgcmeinen Parteitag einzuberuien, uni da» >87tier Programm zu erweitern, und zwar bezüglich ieiner wirthschasilichen »nd socialen Forderungen. Verlangt wird: Beschränkung der römischen Recht» grundsätze, eine Reform der Börse, Verbot des Difserenzgeschästes in Nahrungsmittel», staatliche Beanssichligung der Esieelendörse. Stellungnahme zur Jndensragc. Tie Emaneivalion der Juden hat die gehegten Erwartungen nicht ersüllt. Ten Jude» ioll lediglich Aremdeniecht zugebilligt werde» Juden können weder Beamte noch Lehrer im christlichen Staate sein." * Die durch die Krankbcit dcS GciicralsteucrdircctorS Bnrghart und andere Hindernisse persönlicher Natur ver zögerte» Vorarbeiten für de» zweiten Dhcil der preußischen Steuerreform, die Communalbcstciierung im Anschluß an die Ucberwcisnng wenigstens eines TbcilcS der Grund und Gebäudcsteuer, sind so weit gediehe», daß i» »aber Zeit die Bcratbunacn zwischen den betbeiligteu Ressorts der Finanzen und des Innern, an welche» wenigstens bezüglich der Haupt fragen die beiden Ressortminister persönlich sich zu bclhciligen gedenke», die leitende» GcsichiSpnni.le sür die zu entwerfende Vorlage scstgcstellt werden sollen Daß dabei auch die Frage, wie bei Uebcrwcisung der Grund und Gebändrsicuer an die Gemeinden bezüglich der Guisbezirke zu verfahren sei, eine erhebliche Nolle spiele» wird, darf als sicher angenommen werden. * Bei Feststellung der AuSsühriliigsbcstimniimgen zur GcwerbeordnungsnoveUe, womit uia» jetzt beschäftigt ist, macht allem Anschein »ach die Frage der SonntagSruke große Schwicrigkcilcn Die RessvrlchclS in Preußen baben jetzt Erhebungen darüber «»gestellt, welche Bestimmungen bezüglich der Sonntagsruhe für die HaiidclSgcwerbe >» den verschiedenen LandcStkcilcn bis jetzt geltend waren. Man nimmt an, daß der BundcSratb, welchem der Erlaß der Bestimmungen ob liegt. i» nicht zu ferner Zeit damit Vorgehen dürfte. * Wie die amtliche ..'Wiener Zeitung" meldet, erfolgte die Enthebung dcS BaronS Czcdik und die Ernennung des Fenilleton. Das geflügelte Nad. 6j Roman von Hermann Heinrich. Nachdruck verböte». (Fortsetzung.) Wie den meisten Frauen, galt ihr der kleine, schnelle Erfolg mebr als der große, der sich dem weitsichtigen Auge des Mannes in der Ferne zeigt. So ein Mann wie Litauer, meinte sic. muß daS verstehen. Fünfhundert Mark sei eine große Summe. Dafür hätte sich Manche- an» schaffen lassen, statt daß sic nun noch Gelb für daS Patent auSgcben sollten. Aber die paar Groschen in der Sparcasse dürften nicht angetastct werden, dafür werde sic sorgen. Wenn es nach ihrem Mann ginge, könnten sic zuletzt Luft schnappen. Gustav bvrlc die Redensarten eine Weile mit an, dann sagte er rubig: „Mutting, das hilft Alle- nichts! Und wen» Dick aus der Stelle der Schlag rührt, ich thue doch. waS ich muß!" * * Anfangs Juni kehrte Amalie von der italienischen Reise zurück. Sofort benachrichtigte sic Dorner und lud ihn mit herzlichen Worten zu sich ein. „Sie werden bei mir einen Mann kennen lernen", so schrieb sie, der Werth ist, Ihr Freund zu werden.^ Es ist vr. Edmund Kemnitz, AltertbumSforscher und Schriftsteller aus dem Gebiete der Altertbumskundc. Wir lernten un» in Florenz kennen und baden einen großen Theil der Reise zusammen gemacht. Ich bade ibm bereit- von Ihnen erzählt, und ick freue mich daraus, Sie Beide mit einander bekannt zu machen. Bringen Sie doch Il>r Modell mit, soweit eS fertig ist. Wir sind Beide sebr gespannt daraus und erwarten von Ihnen einen langen, cingedenden Vortrag. Mit sreundschaft- lichsten Grüßen Ihre ergebenste Amalie von Breitenbacb " Der Brief verstimmte Dorner trotz tcS sreundlichen Tones. „Also ein neuer Freund", sagte er sick', „rin Gelehrter, der sicki Amalien'S Neigung bereits in dobem Grate erworben bat Sie schwärmt für ibn, den» die Pbrase: „Ei ist werth» Jbr Freund zu werden", sagt nublS weiter, wen» sie über- baupt etwa- sagen soll Zum Teufel! Ick, will der Scinige nickt werben. „Wir Brite erwarten Sie" Die gnädig, meine Gnädigste' Es klingt fast, als ob ein Fürstenpaar einem armen Künstler Audienz crtheilc Und die Marotte mit der Kuppelung! Der Teufel hole sic! Und wen» >ck bunkert Icchrc zu leben hätte, ich würde LaS Ding mcht erfinden, und mit Bezug auf die Erfinder batte Libauer leider Recht." Mit Zorn und Aeraer im Herzen ging Dorner in ein große« Blumengeschäft, wählte ein prachtvolle« Blumen arrangement auS und sandte eS Amalie mit seiner Karte. Am Nachmittage dcS nächsten Tage« machte er mit Sorgfalt Toilette und fuhr zu der festgesetzten Zeit nach Amalsen'S Wobnung in der Bulowstraßc. Amalie trat ihn, in einer reizenden Sommcrtoilette ent gegen, begrüßte ihn aus« Herzlichste und führte ibn in den Salon, wo bereit« vr. Kemnitz seiner wartete. Dort saß der Mann, den er als seinen Nebenbuhler ansehen zu müssen alle Ursache ru haben glaubte, in einem IllustralionSwerke blätternd. Bei dem Eintritt der Beiden stand er ^ub'g aus, und obne aus eine Vorstellung zu warten, begrüßte er Dorner wie einen alten Bekannten. Dorner hatte sich vorgenommen, dem Gelehrten mit seinen vollendete» weltmännischen Manieren zu imponircn. Aber schnell genug mußte er sich überzeugen, baß er sich verrechnet batte. Vr. Kemnitz hatte nicht nnr bei seinen Büchern ge sessen und in alten Gräbern und auSgegrabenen Ruinen herumgcwüblt; er batte aus seinen Reisen Welt und Menschen kenne» gelernt. Der weltmännische Schliff war ihm etwa« u Selbstverständliches, als ob er daraus hätte Werth legen ollen Als eine geistige, in sich gcscstete Persönlichkeit stand er vor dem Ingenieur. Der einzige Trost Dorner'S bei dieser ersten Begegnung war die Bemerkung, daß sich der Gelehrte an Schönbr» bei Weitem nicht mit ihm messen konnte. DaS Gesicht desselben war bleich und von der Sonne verbrannt. Sein Auge entbehrte de« verlockenden Glanzes, Bart und Haare waren blonv und dünn. Wie vortheilbast mußlc sich Dorner diesem Manne gegenüber auSnehmen in den ent schiedenen Farben seines frischen Gesichts und seine« dunkel braunen Haare« Nack der ersten Begrüßung nahm Dorner da« Wert. „Sie sehen mich glücklich, gnädige Frau, über da« fröhliche Wiedersehen, und dennoch trete ick Ihnen nicht ebne Groll im Herzen entgegen. Sie hielten c« nicht sür nöthig, mich von Ihrer Ankunft zu benachrichtigen, »nd Sic nahmen mir dadurch die Gelegenheit, Ihnen einen Ihrer würdigen Em pfang zu bereiten." „Ich danke Ihnen für die gute Al sickst, Herr Dorner", ent- geznetr Amalie sanft, „aber C,e werden fick erinnern, daß ich niemals ein Freund besonderer EnipsangSieierlichkeile» gewesen bin Ein kerzlichcS Wort, ein s,cundsck>astlick>er Händedruck ist da- Schönste, was ick mir bei meiner Rückkehr denken kann Und wenn wir nun vollend» so gesund, so zufrieden mit der Gegenwart und so voll guter Hoffnung sür die Zu kunft uns zcgenübersitzrn. so haben wir dock wohl keine Ursache, un- mit Groll im Herzen herumzutrageu." Sie reichte ihm die Hand und sah ihm mit einem vollen. warmen Blick in« Auge. Dieser Blick hatte ihn noch stet« berauscht. „Meine gnädige Frau", sagte er, „wer könnte Ihnen im Ernste zürnen? WaS Sie auch immer thun, eS wird gut sein!" Er neigte sich und preßte einen Kuß auf ihre Hand. Dorner merkte zu seiner Beruhigung bald, daß zwischen Amalie und dem Gelehrten nur ein aus gegenseitiger Hochachtung beruhendes FreundschastSverhältniß bestand. Amalie betrachtete den Gelehrten als ihren Lebrer, der sie in die Kunstweit Italien« eingeführl hatte, und er konnte eö seinen Jahren nach auch sein. Mil Aufmerksamkeit lauschte sie seinen Aus einandersetzungen, und wen» sic ihm gegenüber in jedem Wort, in jedem Blick bewies, wie sehr sic seine Gelehrsamkeit be wundere, so zeigte sie in ihrem Verhalten znin Ingenieur so viel Harmlosigkeit und gute Laune, offene Liebenswürdigkeit und Uebermutb, daß dieser ganz beruhigt sein konnte. Er selbst war auch bemüht, dem Verhältnis! zu Amalie vor den Augen des Gelehrten einen möglichst vertraulichen Ausdruck zu geben, vr. Kemnitz sollte erkennen, daß Amalie und Dorner in der Hauptsache bereit- einig seien, und daß kein Ehrenmann berechtigt sei, dieses gute Einvcrncbmcn zu stören. Nachdem die kleine Gesellschaft längere Zeit mit einander geplaudert batte und die Herzen warm geworden waren, sagte Amalie: „Und nun, Herr Dorner, zu Ihrer Erfindung! Herr vr. Kemnitz weiß bereit» Alle«. Er kennt die Vor geschichte IbreS Entschlusses, und ist mit mir begierig, Ihr Werk, soweit eS vollendet ist, zu scben und Ihre Erläuterungen zu hören." „Zu schmeichelhaft sür mich", cntgegnetc Dorner, indem er sick vor Amalie und dem Doctor verneigte. „Ich befürchte. Sie haben von meiner bescheidenen Arbeit eine zu große Vor stellung und werden sich enttäuscht fühlen." „Ich bitte sebr, Herr Dorner", entqegnetc Vi Kemnitz. „Jetzt, da ich durch Frau von Breideitback' in die Sache ein- gesübrl bin, erscheint mir jeder Gedanke, auch wenn er sich als unpraktisch erweist, ja der gute Wille allein schon in hohem Grade dankenSwertb- Etwas Kleines, Unbedeutendes giebt eS hier nicht Auch da» Kleinste erhält in Hinsicht auf den große» .»swcck Bedeutung, jeder Versuch ist ei» Schritt ans dem Wege zum Ziel" „Ja, so ist es", entgegnet« Dorner mit Wärme. „Und der Gedanke, a» einem großen Werke mitzna,beiten, wie er bebt und beseligt er de» iiienschlichcii Geist! Ick' gestehe offen, gnädige Frau, daß ich zunächst nur deshalb an dir Arbeit gegangen bin, um Ihrer Anregung zu folgen; Ihnen persönlich eine Freude zu bereiten, »nr Ihre Zu friedenheit zu erwerben, daS allein war meine nächste Absicht Bei der Arbeit selbst aber ist mir »och ein andere« Gefühl ausgeaangc». Wie verklärt die Arbeit im Dienste einer großen Idee den menschlichen Geist! Und das Bewußtsein, die Humanität zu fördern, den Armen und Gefährdeten zu helfen in ihrer gefahrvollen Arbeit, ist ein höherer Lobn als baS Geld, womit die eigentliche Berufs arbeit bezahlt wird." 'Amalie war glücklich. Nun hatte sie den Ingenieur da, wo sie ib» haben wollte, und Niemand konnte fortan be haupten, daß ibm da« Gcinnlh fehle. „Ich verstehe Sie vollkommen", sagte Amalie. „Die Freude an dieser Arbeit ist vielleicht gerade deshalb so groß, weil sie imS der Gott heit am nächste» bringt. Sclvstschöpjcrisch thälig zu sein, nur groß durch uns zelbst und durch die Liebe zu den Menschen, kan» cS ein größeres Erdenglück geben?" „Nein, gewiß nicht", entgcgiictc Dorner begeistert. „Und Sic, Herr Doctor, waS sagen Sic?" fragte Amalie. Vr. Kemnitz sah Amalie und Dorner mit rubigem Lächeln an. „Ich bcdaurc, gnädige Frau, diese Einstimmigkeit stören zn müssen DaS Gefühl, welche- Sie schildern, ist selten ganz rein in unserer Brust und kann cS auch bei der mensch liche» Natur gar nicht sein Nur in seltenen Momenten unseres Lebens schwinge» wir uns auf die Höhe dieser An schauung; in, Uebrige» aber folgen wir, wie jeder Mensch, dem stärksten Triebe in un«, dem Egoismus. Wir thun, wa nn- anaencbm ist, imb meiden, waS u»S widerstrebt. DaS ist so wenig ein Unrecht, daß cS sogar daS erste Recht deü Menschen ist, aber wir müssen >i»S hüten, dem Egoismus ein Mäntelchen umzuhängen." „Aber waS u»S angenehm ist. waS un« widersteht, daS eben macht den Wertb und das Glück de« Menschen auS", entgegnet« schnell der Ingenieur „Gerade dieser Egoismus bebt den Menschen und setzt ik» berab, er weist dem Künstler und Denker eine andere Stellung a» als dem einfachen Arbeiter, macht den Menschen zum Gott oder zum Sclaven." Vr Kemnitz schüttelte de» Kops. „E- wäre traurig, wenn Sie Recht bällen Was der Mensch wird, welcher Arbeit er sick hingicbt. da» bestimmt die angeborene Natur, Erziebung »nd ge sellschaftliche Stellung der Eller». Diese Unterschiede sind rein äiißei licke und baben mit dem sittlichen Werth de» Menschen nichts zu ihn» Die Vorgänge, welche sie der Arbeit de« Künstlers und des Denkers »achrübnien, sind in Bezug aus den sittlichen Wrrlk jeder Arbeit eigen, und ich kann eS mir recht gut denken, daß ein Handwerker, der sein Heim gründet und eine Familie zu ernähren bat, sick durch seine Arbeit ebenso veredelt und glücklich snblen kann, wie der Erfinder, der über einem Problem brütet unk sick cinrcdet, im Dienste der Menschlichkeit zu arbeiten." „O, Sie kennen diese Leute nickt!" ries Dorner. „Sie arbeiten mir für de» Magen, sür die ganz gemeinen Bedürf nisse des Lebens." „WaS wir auch lbuu müßte», wenn wir nicht daS Glück hätten. Andere für uns arbeiten zu taffen."
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