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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920223012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892022301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892022301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-23
- Monat1892-02
- Jahr1892
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»i». v.R »2 a L d li. I « 1 U..V k»rt«n. lil.!. »ttvnen. )6.ei.l'«,«0ü l. 1»kl10v,«L » O. a o. a o. o 0. >. r c,. a 6. lR.10 ü. l> 0 ,»e s? o 0. l I b 0. o u.»!, IVZ2 « ii8orvL>. « ». au. du a ».», o.p.rr a o. o u. >. a 8. l> „. iL k a o. » u a v >. 0 8. a u. a u. o o. «. « ü. a a. r 8. 8t»ck K„>< 4 »UkE L Abom»e«e«tspreis st der Hanptexpeditioa oder den im Stadt» tezirk und den Vororten errichteten AuS- aadestellrn abgehal»: v«rteljahrltch^l4.50. iet zweimaliger täglicher Zustellung in« voll« bchO. Durch die Post bezogen für Teutschland and Oesterreich: vierieliädrlich >4 6.—. Direkt» tägliche Kreuzbandsendung tu« Ausland: monatlich 9.—. Tie Morgen-Ausgabe erscheint täglich ' ,7 Uhr. di» Adend-Au-gab« Wochentag« 5 Uhr. Lr-action und Lrpe-itioa: Aoh«uur«,afie 8. Tie Erveditiou ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von srüh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: Ott« Klemm« Sortim. (Alfred Hot«), Univrrsitätsstrab» t. Laut« Lösche, sktharineustr. 14. Part, und König-platz 7. Morgen-Ausgabe. WMrIagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. ^-S7. Amtliche Bekanntmachungen. die Kündigung 187V nnd die Bekanntmachung, der 4'/, °.o Leipziger Stadtanlcilie von Herabsetzung des Zi»ost«tzes derselbe» auf 4", betreffen». zu den Tmissionsbedingungen der vorgenannten Stadtanleihe ist uns das Recht der Kündigung nach Ablauf von IO Jahre» vom ersten Tilgungstermin — dem 3l. December 1881 — an gerechnet, ausdrücklich Vorbehalten. Demgemäß kündigen wir hiermit den »och nicht getilgten Tbeil der 1876er Stadtanleihe zur Rückzahlung iiir den ZV. Juni 1882, mit welchem Tage die Verzinsung aus- dört. Von da ab tau» der Nennwerth der Scheine, nebst den am 30. Juni 1892 fälligen Zinsen gegen Rückgabe der Scheine nebst Ziisleisten bei unserer Stadtcasfe in der Zeit von 9 Uhr Vormit- leg« bis 1 Udr Mittags erhoben werden. Gleichzeitig machen wir aber andurch bekannt, daß wir unter Zustimmung der Stadtverordneten und mit Genehmigung der ttoniglichen Ministerien des Innern und der Finanze» beschlossen baden, den Zinsfuß der 4', « städtischen Anleihe von 1876 vom l.Zuli 1882 ab, unter Aufrcchthaltnug de» Tilgiingsplanes, auf 4"o herabzusetzen. Diejenigen Schuldscheininhaber, welche in die ZinSherabietzung willigen, werden hiermit anfgesordert, die »och nicht zur Rückzahlung ausgeloosten Schuldscheine nebst den dazu gehörigen Zintleisten in der Zeit vom li». Drrember 1881 di« 29. ihtvruar 1882 bei unserer Stadtcass« behufs Abstempelung «ad Aushändigung der neuen Zinsbogen, von denen der am 30. Juni 1892 fällige Zinsschetn noch aus 4' , jährlicher Zinsen lautet, an den Lochenlagen in der Zeit von 9 Uhr Vormittag- bis 1 Uhr Mittags emzureichen. Bei Einreichung der nach Littera und Numinernsolge geordnete» Schuldscheine und Zinsleisten ist bet Posten bis 20 Stück »n dieselbe Ordnung einhaltendes Berzeichniß beizusügen, wogegen bei einer größeren Anzahl von Scheinen zwei gleichlautende Per- reichnisse beizugeben sind. Formulare hierzu sind in der Stadtcasse di Empfang zu nehmen. Außerdem vermitteln folgende Bankhäuser: die Allgemeine Dcutsche Credit-Anstalt, die Leipziger Hank, die hiesige Filiale der Sächsischen Bank zu Dresden, die Firma Hecker 4- Co., « die Firma Frese L C»„ die Firma Hammer 4° Schmidt und di« Firma H. C. Plant die kostenfreie Abstempelung der Scheine und die Erhebung der neuen ZinSbogen. Leipzig, den 4. December 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Größe!. Brennhoh-Äurlion. Mittwoch, den 24. Februar d. I., sollen im Forstreviere tz'omewitz von Vormittags 9 Uhr an aus dem Mittetwaldjchlage m Adlheilung 17a ca. 42 rm Eichen» 1 » 13 . Rüstern-> Vrennscheite, sowie und » 4 - Ellern- f » 30 starke harte -lbranmhaufen und » 44 . - Langhausen enter den öffentlich anshängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verlaust werden. Zusammenkunft: auf dem Holzschlage s», Streitholze na der »tuen Linie hinter der Stadtwasserkunst bet Connewitz. Leipzig, am 9. Februar 1892. Des RathS Forftdepntation. Holzpüluyen-Verkauf. Vom Forstreviere Leipzig-Connewitz können in diesem Früh >nhre durch den Revicrverwalter, Herr» Oberförster Schönherr »nchslehende Holzpslanzcn zu den beigejetzten Preisen gegen Baar zahluna oder Nachnahme und vorheriger schriftlicher Bestellung, sowie gegen Vergütung der Selbstkosten tür Verpackung und Transport zur Bahn ic. bezogen werden, alk: Jnsertionspreis Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter demRedactionsslrich ^ge spalten) bO^, vor den Familienuachrichlen (hgespalten) 40 Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichaiß. Tabellarischer und Zifferajatz nach höherem Tanz. Cptra-Vellage» (gesalzt!, nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbrsörderung >4 ÜO—, mit Postbejordernag 70.—. Annahmeschluß für Inserate: Abend-AuSgade: Vormittag- 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stund« früher. Inserate sind stet- an dt« Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig Dienstag den 23. Februar 1892. 8«. Jahrgang -tück- Zahl. H«l,arten. Höhe in cm I Presse für Stück Hundert L. I^»nI»t>4»I»Sv. ». Sämlinge: sow dreijährige Rothellern, ^luus xlu- tiuoe» 70-110 — — 1 — MO einjährige Bcrgahorn, Acer pseuilopl Ib-25 — — — 60 .MO etnjähr. Stieleichen, yuevc. pcckunc. 20—25 — — — 70 MO zwcijähr. amerik. Graueschc, i'riri. 25—üo 50 L. verschütte: MO Amerik. Grauesche, kr»r. pubesc. 125-200 — — 12 — MO dergl 200—250 — — 15 —- 3000 dcrgl. Ausschuß . . . 100-200 — — 5 — 3000 Birken, ketui» alb» . . .7.Z. 125-150 — — 6 — 2000 Birken. - - 150—200 — - 10 — :M0 Rolhellern, 4I»u» xlutluo» . . 100-150 — 5 — 2000 Rothellern. - - . . 150-200 — — 8 — II. FaeloN»«»!»: 30000 rinjähr. Fichten (Rothtanne), Adi« ercel« — — — — 20 20,000 zweiiäbr. Fichten >Rolhtaane), -4 die» ercel» 15-20 — — — 25 10,000 dreijähr. Fichten (Rothtanne), 4di« eicel» 20-30 — — 30 MO 4—6jähr. Fichten (Rothtanne) mit Ballen 1. Wahl 40-60 — — 5 — MO dergl. Fichten iRothtannei mit Balle» ll. Wakl — — 2 — MO 6—7jät>r. Fichten mit Ballen I Wahl 75-100 50 40 — MO ü—7jädr. dergl. mit Ballen II. Wahl 75—100 25 20 — 2000 7—8jähr. dergl. » . I. » 125—l5( —- 60 50 — 2000 » dergl. » » II. » 125—150 — 30 25 — IM » dergl. » » l. » 175-200 — 80 70 — M - dergl. » » I. - 200—250 l — 90 — M - dergl. » » I. » 2.50-30 l 50 125 — IM 4—5,ährige 2 x verschulle Weiß- lannen, Xdie« vectln. . . . 30-40 - — 6 — Die Fichten I. Wahl eignen sich besonder« zu Parkanlagen, die- jentge« II Wahl zu WilLremlsrn,c. Zum Behuf der gegen Ende jede- akademischen Halbjahre« zu ballenden Revision der UniversitülS-Bibliolhek werde» die Herren Studirenden, welche Bücher aus derselben entliehen haben, aus- gesordert, diese am 2V„ 28. Februar nnd 2. März gegen Zurückgabe der Empsangsbescheinigungen adzuliesern. Die Ablieferung wird in der Weise zu geschehen haben, daß Diejenigen, deren Namen mit einem der Buchstaben >—ll ansangen, am 2«. Februar, die, deren Namen mit einem der Buchstaben k beginnen, am 28. Februar, und die Uebrtgen am 2. März rüh zwilchen 10—1 Uhr) abliesern. Alle übrigen Entleiher werden anfgesordert, die an sie ver liehenen Bücher am 7., 8. nnd 8. Mär, (während der gewöhnlichen Oessnungsstundenl zurückziigeben. Während der Revisionszeit (27. Februar bis 12. März incl.) können Bücher nicht ausgeliehe» werden. Ebenso muß während derselben das Lesezimmer geschlossen bleiben. Leipzig, den 22. Februar 1892. Die Dirrrtio» »er UniversitäiS-Bibliathkk. Beethovenstraße 4. am 1b. Februar ISVS De« Natt* Forftdepntation. Bekanntmachung. uns Ta» der Louise Wilhelm,»« Hkinrck aus Roßbach bei Naum burg ausgestellte Dienstbuch ist erstatteter Anzeige zufolge in hiesiger Stadt verloren worden und im Ausfindungssalle abzuliefern. Leipzig, am IS. Februar 1892. Da» Paltjkiamt der Stadt Leipzig. ll. 870. Bretschncider. M. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine goldene Damrn-Cylinder-Rrmontotr-Ubr mit gvl- denen Zeigern, geriester Rückseite und bandartiger Gravirung, »in goldener Trauring »nd ein goldener Ring mit 4 Stück ä jour gefaßten Türkiese» lein fünfter ist ausgcbrochem, am 16. d. M.; 2) eine goldene Damen - Remontoir - Uhr (SavonctO mit Sprungdeckel und franzartiger Gravirung, wappenähnlichem Schildchen »nd anhängender Taluiitette mit Anhängsel von Elfenbein in Zorn, eines Opernglases, am 6. d. M.; 3) 8 Stück se,v. Atlas, rotddraun und bezw. blauroth, je ca 50 ni lang, sowie eine goldene Brille am 12. b. M.: 4) 8 Stück Spieldosen, je <n einem braunen HolzkLstchen mit buntem Bilde und eine kleine runde Deetz-Spieldose vom l. bi» iS. d. M.; 5) rin Wtnterüberzietzrr von schwarzem glatten Stoff mit Sammetkragen, grau- und blaucarrirtem Futter, schwarzen Horn knöpfen mit verdeckter Batterie, sowie Kettchenhenkel, a», 15. d. M.: 6) et» Winterüberzicher von olivcnsarbigem glatte» Stoff mit Cammetkragen, grauem rothcarrirten Futter, schwarzen Horn knöpfen mit verdeckter Batterie, sowie Kettchenhenkel, am 19. d. M.; 7) ein Birrsasz, 11 Liter haltend, mit der Nummer 2041, am 6. L. M.: 8) ei» Sack Hafer (1 Ctr.) und ei» Lack Häcksel, signirt: „8. Uurtmuvu, kcmlnit/", am 18. d. M.; 9) eine Anzahl tzlas- und Wasserrohre, gebraucht, ca. 20 cm im Durchmesser, eine Anzahl Riemenscheibe», zum Tbeil mit Wellen, 40 und bezw. 80 cm im Durchmesser, und eine sogenannte Täulciiplatte, ca. 70 cm breit, am 10. d. M.: 10) rin Handwagen, vierrädrig, aus Federn, blau gestrichen, mit Bretter-Aufsatz »nd der Firma: „H. Köditz, Gerberstraße 47 am 14. d. M.; 11) ein Handwagen, zweirädrig, braun gestrichen, mit Kasten- ausjatz. ohne Giebel, mit der Firma: „Paul Köster, Baumeister' am 2. d. M.: 12) eine Säule von Gnheisen, ca. 3'/, m hoch, ca. 8 Centner schwer, am 11. L. M.: 13» ei» junger Hund, schwarzer Spitz, 1'/, Monat alt, am 15. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Eriminal-Abtheilnng zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 22. Februar 1892. Das Polizeiamt »er Stadt Leipzig. Bretschneider. Br. Bekanntmachung. Tie am 1. April 1892 pachtledig werdende Felsenkellerwirth- schast soll anderweitig aus 3 Jahre verpachtet werden. Tie Pacht-Bedingungen liegen auf dem Büreau der Stadtbraoerei auf, woselbst auch jede weitere Auskunft ertheilt wird. Angebote sind »iS 2. März d. I. an den Unterzeichneten Ge- meindevorstand einzureichen. Jena, am 19. Februar 1692. Der itzrmcindr-Vorftand Bürgermeister Singer^S. Oeüsntlietie ttanäslslskranslalt. kegln» äe« 02. Ileduljalire« »m 25. 4pr» ckleeen Zalireü Die lieiter.eugu>»>« <lcr lillliere» Xktlielluog cker XnMnlt (ckrcisätn'igertAirsu») berechtigen /.um LinjkI>rig-b>ei«ttIIjge„-I>ielmt bar juogo l-eute, velcbo eick ilen Iiereckligung8»chein /um Om.jiilirUe-b'reGilligen-Oieust«! ervordc» haben, i,k ein koelireienen acliakllleber Onrna» von ckalirenckauer kei 34 Oekretuncke» in «ier IVocde eiogeri, ktet. Oiiterricbt in allen /«eigen cker llanckela- «ie^evvbatt. l'r»n/<leiscl>e um! eugliaclie Sprache uliligawri^ck italieviack'- uuck »paniaeb« Spraclis kacultativ. 3cl>ulgelä 240 für ,1a, .lakr. 4umel<Iungen erbittet »ict, cker Onter/eiednete io <1eo IVoeben tagen vou 11—12 Odr. Oeip/ig, im b'edruar 1892. « torl Tsolkrnm, virector. Die Zustände in Italien. Ein großer Tbeil der Italiener bat cigentbümliche An fickten von Freiheit, die sich mir geordneten Zuständen au die Dauer nickt vereinigen lassen. In der Nomagna und auf Sicilien halten e« die Bewohner ganzer Ortschaften für ihr gute« Recht, sich von Raub und Mord zu nähren, die Studenten veranstalten alljährlich au« irgend einem nickttigcn Grunde einen Scrndal, durch welchen persönliche tLtim münzen gegen irgend welchen Lehrer zum Ausdruck kommen Aus politischem Gebiete sind cs die Franzosenfrcunde und die Irredentistrn, welche da- Land nicht zur Ruhe kommen lassen, und in der Kammer sitzt eine Anzahl von Schreiern und Theaterhelden, welche jedes Ereig niß zu lärmenden Kundgebungen anSbeuten. DaS wird endlich auch Leuten vom Schlagt Nicotera'S zu viel, dem die Gegnerschaft gegen die politische Freiheit gewiß nicht zum Vorwurf gemacht werden kann. In Italien ist eS nachgerade so weit gekommen, daß die Begriffe Freiheit und Zügellosigkeit verwechselt werden, aber dieser Mißbrauch der politischen Freiheit trägt zugleich daS Heilmittel in sich, um wieder in Zustände einzulcnkcn, welche Tauer verheißen und derGesammt- wohlfabrt nutzen. Der Standpunct der Opposition um jeden Preis ist zu letzt in den beiden Kammcrsitzungen vom Freitag und Sonn abend scharf zum Ausdruck gelangt. Den Anlaß bot die An kündigung von 23 Arbeitervereinen, daß am l9. Februar in Rom ein allgemeiner Ausstand beginnen werde, verbunden mit der Aufforderung an die Besitzer von Werkstätten und Waaren- Magazinen, diese so lange geschlossen zu halten, bis die Re- jierung wirksame Maßregeln für die Arbeiter in Rom getroffen iabe» werde. Diese Gelegenheit benutzten die Abgeordneten Barzilai, Imbriani und Eolajanni, um die Anfrage an die Re gierung zu richten, was sie zu lhun gedenke, uni die öffentliche OrdnungangcsichtSkeranormalenLagederHauplstadtznfchiiyen, ohne die Freiheit zu verletzen. Diese Anfrage ist charak teristisch für die italienischen Verhältnisse, sic gicbt der Regierung ein Räthsel aus, für welches den Fragestellern clbst die Lösung unbekannt ist. Gegen Ruhestörer kann man nur mit Gewaltinaßregeln vergehen, die politische Freiheit ist nur für solche Staatsbürger vorhanden, welche die Staats- gesetzt achten, Gesetzesverächter sind für die Folgen ihrer Hand lungen verantwortlich, und das Wort Freiheit verliert ihnen gegenüber seine Kraft. Ricotera drückte die Sachlage dnrck die Worte aus: „Gewisse Leute fordern stets die Freiheit, um die Reckte der Anderen mit Füßen zu treten." Darauf wußte der Abgeordnete Barzilai nur zu erwidern, daß die anormale Lage durch daS Elend der Massen bewiesen werde, und daran ei die Finanzpolitik der Regierung Schuld. Der Gedaukcn- gang Barzilai'S ist klar und einfach, er findet cs ganz natür- ich, daß die Arbeitervereine eine» allgemeine» Anssland hcrbei- ühren wollen, daö sei ikr Neckt, die Regierung habe aber die Pflicht, die Folge» dieses AuöstandeS abzuwende», weil ie der eigentliche Urheber keS AuSstanVes sc» durch ihre ver- ehlte Finanzpolitik. Damit ist das Reckt auf Arbeit ver kündet, die Regierung soll Ordnung schassen, obne die Frei heit zu verletzen, also muß sie Mittel und Wege finden, uni daS Massenelend zu beseitigen. Im Deutschen Reiche war einmal von einem Ministerium Windtborst die Rede, Fürst Bismarck bezeichnele ein solche- als die vielleicht eines Tages nölhige Lösung der bestehenden Schwierigkeilcn. Der Vorschlag wurde nickt ernst genommen und dock war er durch die aiwrmalr Lage Hervorgerufe», daß die CentrumSpartei bei den Abstimmungen den Ausschlag gab. In Italien liege» die Verhältnisse so, daß ei» Ministerium Barzilai, Imbriani, Cavallotti, Eolajaiini Klarheit in die Lage bringen würde. Diese Herren, welche Ricotcra treffend als Schreier und Tbeakerbelden bezeichnet bat, mögen einmal zeigen, waS sie können, ob sie im Besitz deö Geheim nisses sind, in Italien gute und gesunde Zustände zu schaffe», und wenn sie sich als unfähig erwiesen haben, die hoch gespannten Erwartungen des Volkes zu befriedigen, dann würden ihre Nachfolger endlich den Boden für eine rubige und zielbewusste Thäligkeit bereitet finden. Das kann leider aus dem Grunde nicht geschehen, weil die genannten Herren nicht über die Mehrheit verfügen, die Regierung ist deshalb genölbigt, ihnen gegenüber den Kamps fortzufübren. DaS ist von Seilen Nicotera'S am Freitag in einer Form geschehen, welche an das streift, was in Paris am 19. Januar sich ereignet bat. Geobrfeigt Kat Nicotcra die Fragesteller nickt, wie EonstanS den Abgeordnete» Laur, aber er bat sich der selben Redewendungen bedient, welche der ungarische Landes vertkcidignngS - Minister Fejervary gegen daS Opposition« Mitglied Ugron angewcndet bat. Auch in Rom hat der Streit zu einem Duell geführt, aber ohne Betheiligung des Ministers, gerade so wie in Paris. AuS dieser Vergleichung zwischen den parlamentarischen Zu ständen in Rom, Paris und Pest ergiebt sich, daß diese Zu stände mit den Verhältnissen der betreffenden Länder nicht »n trennbar Zusammenhängen, sondern daß die Neigung zu AuS schrcitungen fast überall hervortritt. Auch in Wien ist der Eintritt des ncugcwäblten Vertreters vonTalmalicn in den öfter rcichisckcn ReickSralh Anlaß zu einem Scandal geworden, welcher den Jubel der Iungczechen und die Entrüstung der Deutsch-Libe ralen erregte. Der Herr fühlte sich berufen, die staatsrechtliche Stellung Dalmatiens zu bemängeln, nach seiner Ansicht gehört Dalmatien nicht zu Oesterreich, sondern zu Ungarn, weil cS zu Eroalien lsinncigc. Nicht minder geben die Parteigegcn- sätze in Serbien, Rumänien und Griechenland außer Rand und Band, auck auf der Balkanbalbinsel hat die Maßlosigkeit die Oberhand über Ordnung und über das Streben nach Ver ständigung über die Bedingungen der staatlichen Forlcittwickelung gewönne» Diese deklagenswerthcn Zustände haben ver schicdene Ursachen, der SocialiSmuS ist ein Hauptbcweggrund. aber keineswegs der einzige, der Streit zwischen den Nationali täten, zwischen Staat und Kirche, zwischen Liberalen und Eonservalivcn, ferner die Unzufriedenheit mit den bestehenden Machtvcrhältnissen und der wirlhschaftliche Kampf wirken sämmtlich auf die Verschärfung der Gegensätze in de» Parlamenten bin. In Italien ist eS hauptsächlich die Unfcrligkeit der Zu stände, welche ein gedeihliches Zusammenwirken aller Parteien zur Ersüllung des StaalSzweckS nickt anfkommcn läßt, aber die Erscheinungen, welche im italienischen Parlament zu Tage treten, sind lehrreich für daS Ausland. An den naiven Äcußc- rungcn einer noch in den Anfängen begriffenen parlamentarischen Entwickelung läßt sich erkennen, worauf eS ankomntt im Leben der Völker. Die »lateriellen Interessen Kaden stet- großen Ein fluß gehabt auf die Parteiverhälttnsie, die Begriffe liberal und conservativ sind keineswegs bei den Wahlen in Deutsch land entscheidend gewesen, ebeniowcnig wie die CentrumSpartei und die Socialdcinokratcn sich rühmen können, lediglich durch ihre Anhänger Vertreter ihrer Partei gewonnen zu haben. Die wirthschastlichen und die politischen Bestrebungen haben sich gekreuzt, und bald bat die eine, bald die andere Richtung die Oberhand bebalten. E- gilbt auch ideale Interessen, und wenn diese ihre Macht geltend machen, so geschieht das mit einer Kraf nnd in einem Umfange, welchen die materiellen Interessen niemals erreichen Die Italiener tbun sich viel zu Gute aus ihre politische Freiheit, sie merken aber nickt, daß sie um den Preis diese» in der Einbildung bestehen den Gute« die wirklichen Güter, auf welche eS im staatlichen Leben ankommt, preisgeben. Die wirtbschastlicke Lage Italiens hängt nicht von der Finanzpolitik der am Ruder befindlichen Regierung ab, sondern sie ist eine Folg: der vorangehenden Entwickelung. In Deutschland haben wir auch mit wirthschastlichen Schwierigkeiten z» kämpfen, aber die Denksreibeit »nd die Gewissensfreiheit stellen uns dock Höker als alle materiellen Interessen. DaS beweist die lies gebende Bewegung, welche der preußische VolkSschulgcsei-- entwurf in ganz Deutschland erzeugt Kat. Italien wird noch langer Zeit bedürfen, che eS sich auf diese Höhe der An- chauung emporschwingen kann. * Leipzig, 23. Februar. ES wird nun doch zugegeben, daß bei dem letzten Paria mentarischeii Diner im Reichskanzlcrpalais der deutsche Kaiser a» den Gesprächen über die Schulvorlage sick bcthciligt habe Man erzählt, er habe, als er des Präsi deuten der Schuleominissioil ansichtig wurde, denselben ge ragt: „Wie steht eö mit dem Schulgesetz'?" und als die Antwort erfolgte, Paragraph 14 sei erledigt, habe er bc merkt: „Also sitzen Sie nicht bis November." Eine bestiinmkc Stellung aber habe der Kaiser z» den verschiedenen Meinungen, welche geäußert wurden, nicht genommen. * Die GescbäflSbi-positionen des preußischen Abgeordnetenhauses für die nächste Woche scben nur wenige Plenarsitzungen vor, so daß zwei bis drei volle Vor Mittage für die Beratbungen der VolkSschulgesctz commission zur Verfügung stehen dürften. Diese sind bekanntlich in der DiScussion bei den tstz. l l und 15 stebe» geblieben. Die „Berl. Pol. Nacbr." schreiben mit Bezug daraus: Mit diesen beiden Paragraphen schließt der aus de» eonfessionelle» Charakter der Schule bezügliche Abjchnitt ab. Es folgen dann die aus den Rcligionsunlcrricht bezüglichen tzg. 16 bis 18 ncbsl dem auf Lehrplan und Lehrbücher sür diesen bezüglichen Satz des 8. 6, welcher bis hierher znriickgestclll ist. Diese Para- grapben enthalten zw:i Streitfragen von Erheblichkeit; die Erlheilniig des Religionsunterrichls an Diisideitteiikinder und die Leitung des ReltgionSnnterrichtS durch die Kirche, lieber den letzteren Punct vcrhandelle die vorjährige Commission dre» Tage. Gleichwohl darf angenommen werden, daß man im Lause de» Monats Februar mindestens bis zur Erledigung dieser umstrittenen Puncte gelange» wird. Es kommen dann zuniichsi achlich minder schwierige »nd bestrittene Tbeile des Gcjctzentwiiris an die Reihe, aber die Geichastsdispositionen des Plenimis werden dafür dem Fortgänge der Commissionsarbeiten auch minder günstig sein. Während der Anfang März bevorstehenden Verhandlungen des CultusetaiS ist der Natur der Sache nach rin Wetterlagen der Cominiisio» nur in sehr beschränktem Maße angängig. Ebenjo wird die dritte Lesung des Etats sich in ranker Folge a„- schließen müssen, so daß bi« zu dem Abschluß vcrhältnlhmäsig weniger Raum als bisher für die Verhandlungen der Com mission verbleibt. Für den daraus folgende», etwa drei Wochen bi» zum Beginn der Oslerpause »msassenden Zeitabschnitt wird bei dem Mangel weiteren PlenarberalhungSstosses allerdings der Cominissionsdcraldung ein größerer Spielraum gegeben sei». Allein eS tommen dann noch eine Reibe bestrittener und schwieriger Puncte zum Thcil organisatorischer Natur, so daß eS mindesten - fraglich erscheint, ob auch nur die erste Lesung der Vorlage vor Ostern wird zum Abschluß zu bringen sein. Es bleiben dann die erste Lesung der Lrganisationsnovelle und die zweite Lesung beider Entwürfe, sowie die Feststellung des Berichte für die Zeit nach Ostern. Es wird daher bestenfalls die zweite Leimig des Volks- schulgesetzenlwurss kurze Zeit vor der Psingstpause beginnen können. Selbstredend beruhe» vorstehende Angaben lediglich auf Schätzung und haben daher nur unter diesem ausdrücklichem Borbehalr Geltung. Aber diese Schätzung ist das Resultat sorgsältiger Prüfung de» bisherigen Ganges der Verhandlungen. * Die „National-Zeitung" erfährt, daß gegen den Rector Ahlwardt auch eine Voruntersuchung wegen Beleidigung des Iustizministers und FinanzmtnisterS im Ganze sei. Vermulhlich werde die Sache erst nach einem Monat spruchreif. * Die „Post" veröffentlicht einen von Emin Pascha an Iw. Finsch gerichteten Brief, in welchem sich Emin bitter beklagt über die durch den Engländer Lu gar d angezcttelte Auf reizung der sonst friedlichen Bevölkerung der von ihm durch zogencn Gebiete zu gewaltsamem Widerstand gegen ihn. Emin glaubt, Lugard habe sich selbst mit seinen Leuten an den Feindseligkeiten bethciligt. Dann spricht Emin feine Freude darüber aus, bald seine Getreuen >n Wadetai wieder sehe» zu dürfe». * In Württemberg ist die deutsche Partei im Begriff, sich ein neues Programm zu geben, dessen Ent Wurf einer zum Sonntag nach Stuttgart berufenen Ver sammlung zur Genehmigung vorgclcgt werben soll. Das Programm verlangt: nationalen und liberalen Aufbau des Reiches, Erhaltung der Monarchie und der Rechte der Volks Vertretung, insbesondere des allgemeinen gleiche» und directc» Wahlrechts, starke militairische Bereitschaft, Einführung der zweijährigen Dienstzeit sei wünschcnswerth, Reform des Militairstrafvcrfahrens und deö Beschwerderechts. DaS Pro gramm tritt ein für religiöse Duldung und für Fernbaltung der Besuiten, für die neue Zoll- und Handelspolitik, für mäßige laiidwirthsckastliche Zölle, sür gewerbliche und landwirthschast liche Reformen, sür Arbciterschutz und Verbesserung des I» validengesetzeS, sowie sür kw Aufrechterhaltung der gesell schaftlichcn Ordnung. Das Programm verlangt schließlich für Wüttembcrg unter principieUcr Festhaltung am Ei» kammersystem die Umwandlung der Zweiten Kammer in eine reine Volkskammer und Reform der Ersten Kammer, ferner die Entwickelung der Selbstverwaltung, insbesondere die Bc seitigung der LebcnSlänglichkcit der OrtSschultbeißen, eine Steuerreform, vornehmlich eine allgemeine Personal - Ein kominensteucr, sowie staatliche Schulaufsicht. * Heute, Dienstag, tritt das älteste Mitglied des HohenzollernhauseS, die seit 50 Jahren verwittwetc Großherzogin Alrxandrine von Mecklenburg Schwerin, in ihr neunzigstes Lebensjahr ein. IhreGeburts stätte war daS Kaiser FriedrickS-PalaiS in Berlin, wo sic am 23. Februar l8N3 als zweite Tochter König Friedrich Wilhelm s III. und der Königin Luise geboren wurde. Sie mußte eS erleben, daß ihr Gemahl, ihre Geschwister und alle ihre Kinder vor ihr ins Grab sanken. Am 25. Mai 1H22 batte sie sich in Berlin mit dem damaligen Erbberzog Paul Friedrich von Mecklenburg vermählt und ein Iabr später i^28. Februar 1823) ward ihr erstes Kind, der am 15. April 1883 verstorben« Großherzog Friedrich Franz ll.
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