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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.03.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920304012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892030401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892030401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-04
- Monat1892-03
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Reklamen unter dem Redactiouestrich <4ge- spalten) 50-4, vor den Familienaachrichlen (8 gespalten) 40-4- Größere Schristeu laut naserr« Preis- verzeichaib- Tabellarischer und gtfferujatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe. ohne Postbeförderuag 60.—, mrt Postbesördernag 7V.—. Ännatjmeschluß für 3«ser«te: Abend-Ausgabe: BormittagS 10 Uhr. Marge n-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 3 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stund« früher. Inserate sind stets an di« Expehittan zu richten. Druck und Berlag von L. Polz in Leipzig 11«. «Dreitag den 4. März 1892. 8«. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Wir haben beschlossen, die Grassistratzc in nachersichtlicher Weise um- bezw. neu zu numeriren: von der Carl Tauchnitz-Straßc aus: Linke Seit«: Rechte Seite: Alte Haus. nummcr Brand- i P Kataster- Nr ' Haus- «bth. 8! ""mmer Bemerkungen 9 j 78 > - l 6 , 13 1? 19 21 23 29 3l 33 65 6X 60 98 52 ! d" 15 > Bauplätze, folgt Wächtrrstratzr. 7 ! König!. Baugewerkenschule. folgt Veettzovenstratze. 9 i Concerthous. solgt Mazartstraße. 11 13 15 Bauplätze. 17 19 21 folgt Haydnftraße. 23 25 27 folgt Robert Lchuuiannstratze. — — Bauplätze. 106 29 107 31 107 8 33 Alte Haus- nummer Brand- Kataster- Nr. «blh. 8 1» Neue Haus nummer Bemerkungen — , 2/6 Bauplätze. solgt Wächterftrakr. 8 I 8 ! Lonservatorium der Musik. — ! 10 12 s Bauplätze folgt Verthaven- und Mazartstratzc. 7V 75 7X 14 1622 24 26 Bauplätze. 22 24 26 988 998 solgt Haybnftratze. 28 32 ! Bauplätze. folgt Robert rchu«a«uftratze. 36 38 Bauplätze. Ic. 464 Leipzig, am 27. Februar 1892. Der Rath »er Stabt Leipzig. Vr. Trändltn. Rüling. In Gemäßheit des 8-1 der Vorschriften sür die Ausführung von Anlagen zur Benutzung de, StadUvajjertunft vom 6. gedrnar 1888 tnachlN wir hierdurch bekannt, daß der Klempnermrister Herr Hermann Demant. L.-Connewitz, Leipziger Straße Sir. 41, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemcldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewiesen hat. Leipzig, den 2. März 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. X. 1301. I)r. Trö ndlin. Wolfram. Wegen Reinigung der Räume des Leihhauses »nb der Spar kasse sind diese am Freitag, den 4. März 18S2, sür den Geschäftsverkehr geschlossen. Leipzig, den 25. Februar 1892. Des Raths Deputation für Leihhaus und Sparkasse. Im Erdgeschoß des Unterzeichneten Polizciamts sollen Dienstag, den 8. Marz, Nachmittags 3 Uhr verschiedene Gegenstände, u. A.: div. Schmuckiachen, einige Wäsche- und Kleidungsstücke, mehrere Schirme, einige Handwagen und eine Anzahl alte Gummi- Regenmäntel an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden, Leipzig, den 2. März 1892, Das Polizriamt der Stadt Leipzig. Brctsäineider. Ml. Gefunden oder als herrenlos nngcmeldet resp. abgegeben wurden in der Zeit vom 16. biS 29. Februar 1892 folgende, zum Theil auch schon früher gefundene, oder von verübten Diebstählen verrührende Gegenstände: mehrere Portemonnaies, enthaltend 14 57-4 und einen , Orden, 5 15 -4» 4 /l 76 4 sl 45 H und S sl v -4 und verschiedene Portmiiartk». 4 -gl, sowie geringere Beträge, 4 verschiedene goldene Ringe, darunter zwei Trauringe mit und ohne Gravirung. ein Haarring, zwei 3reihige Vorallrnarmbänder, eine vergoldete und eine Granatbroche, rin Ohrring mit Amethyst, eine Ricktl- Taschennhr, ein halber goldener Klemmer, 3 verschiedene Brillen, 2 Taschenmesser, 2 Leihhausscheine, 5 vcrschicbeiic Bücher» darunter 2 Bände der Bibliothek sür moderne Völkerkunde, ein Heft betitelt „Lvern-Typen", ein Spazier- stock, 2 Schirme, 3 Paar seidene St umpsbänder, ein Filzhut, ein Pelzkragen, ein Pelzbarett, eine weiße Herren-Hose, ein Bettüberzug, ein Kinder-Mantelkragen, ein Kntschwage»- tissrn, ei» vallrn Leinwand, ein Sack mit 2 Pferde decken, 2 einzelne wollene dergl., drei HnndemanlkSrbe, ein Barbier-Aushängeschild, mehrere Schlüssel, 2 Handkoffer, ein zweiraariger Handwagen. Tie unbekannteo Eigenthümer dieser Gegenstände werden hier durch ausgesordert, sich zur Enipsangnahme derselben in unserem Commissariat rechtzeitig zu melden, andernfalls darüber nach tz. 239 des B. G -B, anderweit verfügt werden wird. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welche im Januar und Februar vorigen JahreS Fundgegenstände bei uns abgegeben hoben, aus, diese Gegenstände zurückzusordcrn, andernfalls auch hierüber den Rechten gemäß verfügt werden wird. Leipzig, den 2, März 1892. Dos Polizriamt der Stadt Leipzig. Bretjchneid er. Ml. Die Krilis in Frankreich. Nack Lage der Tacke ist die Krisis in Frankreich durch die Ernennung des Ministeriums Loubel nicht beseitigt, sondern nur i» die Lange gezogen. DaS neue Ministerium bat keine feste Mehrheit hinter sick und kein Mittel in fänden, die Mehrheit, welche das Ministerium Freycinet gestürzt bat» zu frieden zu stelle». Biel kommt freilich auf die Erklärung an, mit welcher sich das Ministerium Lenket bei den Kammern einfiibren wird. ES beißt, daß dir Ansrechtbaltnng de- EoncordatS den Hauptinhalt bilden wird. Dadurch wird die Rechte gewönne» und die Linke abgesckreckt, anderer seits ist die opportunistische Gruppe der Kammer Lurck den Ausschluß von Constans au« dem Ministerium ver stimmt. Im Ganze» und Großen ist das Ministerium Loubet n»r eine neue, wenig abgeänderte Auslage des alten, denn die Minister des Krieges, dcS Auswärtige» und der Kulanzen sind auf ihren Posten verblieben und von den au-geschiedener: Ministern kommen nur zwei polilisck in Betracht: die Munster des Innern und der Uusliz, Conslan« und FalliörcS. Welche Gründe Eonstan« bestimmt haben. dem neuen Ministerium fern zu bleiben, ist nicht bekannt, man nimmt an. daßer.da« Opfer von Ränken ist. keinesfalls kann der unbedeutende Loubet als Ersatz für ,bn gelten, er ist ein Strohmann, um den sich das neue Cabinet gruppirt, der An regungen empfängt, aber nicht auö eigenen, Antriebe bandelt Loubet ist nicht der leitende Geist des Ministeriums, sondern er giebt nur den Namen dazu her, und dadurck wird ein Zustand angebahnt, der nur vorübergehend ist, aber die ge stellte Frage nicht entscheidet. Die Männer, welche der Regierung die Richtung geben, sind Freycinet. Ribot, Rouvier und Roche, die Minister des Krieges, dcS Auswärtigen, der Finanzen und des Handels, die übrigen Mitglieder des Ministeriums sind vorläufig RcssortchesS, aber nicht von politischer Bedeutung Charakteristisch für die Lage ist, daß sich die öffentliche Meinung nicht um die im Amt be findlichen Minister bekümmert, sondern sich ausschließlich mit der Person des früheren Minister- des Innern, Constans, beschäftigt, er ist der Mann de« Tage« und der Zukunft, für und wider ihn nehmen die hervorragenden Organe der Presse Partei, sie forschen nach der Ursache seines Rück trittes und sind offenbar gespannt auf den weiteren Ver laus der Krisis im Hinblick auf die Rolle, welche Constans dabei spielen wird. ES ist ein Kampf zwischen Constans einerseits und Carnot und Freycinet andererseits, welcher jetzt erwartet wird, und aus de» Anzeichen, welche ibn einlciten, ist zu ersehen, daß man den Tieg ConstanS' über seine Gegner erwartet. Constans ist mit Boulanger fertig geworden zu einer Zeit, da dieser sich aus dem Gipfel seine- Einflusses befand, und eS sollte ihm nicht gelingen, Freycinet und Carnot zu überwinden? Diese Frage wird schon beute zu seinen Gunsten beantwortet, und darin liegt das Wesen der gegenwärtigen Lage. Es ist ein vergebliches Beginnen, die Sache so darzustellen als nehme das Ausland kein Interesse an der Entwickelung der französischen Krisis, kritische Zustande in Frankreick haben stets eine europäische Bedeutung, weil nie mit Sicherheit der Punct bezeichnet werden kann, wo sie ihr Ende finden werden. In Frankreick haben alle öffentlichen Angelegenheiten einen persönlichen Charakter, es bandelt sich stets darum, ob der Man» gefunden ist, von welchem eine durchgreifende Um gestaltung der bestehenden Verhältnisse erwartet werden kann Zuerst war es Gambetta, dem diese Rolle zucrkannt wurde dann folgten Ferry, DeroulSde und Boulanger, und heule ist Constans der Mann, aus welchen sich die Blicke richten Constans hat es mit Ferry gemein, daß man von ihm nicht die Entzündung des Rachekriegcs erwartet, sondern die feste innere Organisation, welche einem Kriege als sichere Grundlage dienen kann. Bon beiden Männern war man überzeugt, daß sie Ordnung schaffen würden, aber Ferry batte außerdem als nächstes Ziel die Entwickelung der französischen Colonien in Aussicht genommen, und dieses de sondere Interesse sür die Verwendung der in Frankreick ent jährlichen Kräfte in fernen Gegenden führte seinen Stur;; herbei. Auch das heutige Frankreich widmet den Colonien seine Aufmerksamkeit, und besonders ist es dir Verbindung von Algier und Tunis mit dem Tschadsee, aus welche es seine Bemühungen richtet, aber eS geschieht nicht mit dem Feuereifer, welcher dir Unternehmung gegen Tonkin auSzeicknet »nd die Politik auf Madagaskar Heule begnugl sich Frankreich mit der Politik des Zu warten- und mit allmäligem schrittweisen Vorgehen sein Hauptinteresse ist den europäischen Angelegenbeiten zuge wendet und eS «st bemübt, neben dem Büntniß mit Ruß land auch den Einfluß de« Papste- zu gewinnen und zu erhalten. Dieser letztgenannte GesicktSpunct ist eS welcher die gearnwärtigc Krisis geschaffen bat. Ob wohl das Verstandniß weiter Kreise in Frankreick die Notbwendiakeil eine« großen schlagfertigen Heeres und eine mächtige Marine ebenso zu würdigen weiß, wie Len Wertb eine- Bündnisse« mit Rußland, so gebt dock die Rück sicht auf die Wrltstellung Frankreichs nickt so weit, um darüber die Nacktheile zu verschmerzen, welche sich au« der überwuckernde» Mackt der Kircke ,m Staate ergeben. Die große Mehrzahl der Franzosen wünscht nicht, daß der Einfluß de« Papste- flch auf ibrr inneren Angelegenheiten erstreckt, sie wollen Herren im eigenen Hans« sein und geben dafür gern und willig di« Bonheil« preis, welche ibnen die inler alionale Macht der Kircke als Bundesgenosse in einem Kriege gcwäbren könnte. Die Franzosen haben mit dieser BundeSgcnofsenschaft im Jahre 1870 schlechte Erfahrungen gemacht, sie bat sich als unzureichend erwiesen, die katholischen Rächte zu ihrer Hilfe aufzurufen, die Bemühungen von TbierS, ein Bündnis; mit Oesterreich zu schließen, waren ver geblich. und in neuester Leit ist sogar ein Streit mit Spanien in wirtbsckaftlicher Beziehung entstanden, der noch nicht be gliche» ist. Der Stautpunct Freycinet'« ist ja nicht zu verwerfen, und daß er auch Leuten von dem Einflüsse Ribot'S unk Rouvier'S ricktig erscheint, haben Beide durch Verbleiben in ihre» Acmtcrn bewiesen, aber es fragt sich, welche Interessen heute chwerer wiegen, die auswärtigen oder die innere». Frank- :eich befindet sich augenblicklich inmitten einer großen ystematisch angelegten Bewegung, eS ist mit seiner militairische» Organisation nahezu fertig, cö sucht seine politischen Beziehungen zum Papste aufreckt zu erkalten, nachdem eS sich der Bundeögenosscnschaft Rußland« versichert >ak, und eS hat eine neue Bah» in wirthschaftlicher Be ziehung betreten, von welcher eS große Vorlbeile sür die eigenen Staatsfinanzen und ebensolche Nachtbeile sür die der Gegner erwartet. Mitten in diese große Bewegung ist ganz plötzlich eine Krisis getreten, welche die Verfolgung der neuen Bahn hemmt und da Hinderniffe bereitet, wo man nur allgemeine Förderung der RegierungSyolilik sür möglich hielt. ES ist oft behauptet und auch bewiesen worden, daß Frankreich dem Auslande gegenüber zusammensteht, aber diese Erfahrung kann nicht verhindern, daß über die Zweck mäßigkeit der Schritte, welche dem Auslände gegenüber ein- zeschlagcn werden, Meinungsverschiedenheiten entstehen können. Eine solche hat sich in der Frage gezeigt, wie sich Frankreich dem Papstrhum gegenüber zu stellen kabc Diese Frage ist deshalb o schwer zu beantworten in Frankreich nicht minder, wie in Deutschland und in anderen Ländern, weil das Pavstthum zugleich kirchliche und politische Zwecke verfolgt. Wäre e« möglich, eine Scheidung nach ViFen beiten Richtungen ein- tretcn zu lassen, dann würde man mit dem Papstthum von Macht zu Macht verhandeln können, das ist aber nicht möglich, weil jede internationale Verhandlung mit dem Papstthnm immer ihre Rückwirkung ans die inneren Verhältnisse der anderen Macht äußert. Die Macht dcS Papstthums besteht wesentlich in dem Einfluß, welcken eS auf die Menschen äußert, abgesehen von ihrer Nationalität, auf ihre geistige und seelische Entwickelung, aus dieser Macht über Geist und Gemüth der Menschen leitet e» seinen politischen Einfluß ab und fördert dadurck beide Zwecke. Dessen ist man sich in Frankreich wohl bewußt, und deshalb besteht dort eine mächtige Partei, die sich aus verschiedenen Gruppen zusammensetzl mit dem Zweck, de» Einfluß der Kirche auf die innere Entwickelung Frankreichs lahm zu legen. Dieser Zweck wäre längst erreicht worden, wenn da« Papsttbum lediglich eine kirchliche Macht wäre, da es aber zugleich großen politischen Einfluß auSübl, so sucht man sich überall mit dieser Doppelmachl auf guten Fuß zu stellen zum Schaden der Gesammtentwickelung der Menschheit. * Leipzig, 4. März. * Der Kaiser hatte, wie bereits kurz gemeldet, vor gestern Abend Einladungen zu einem Herren-Abcnd ergehen lassen. Unter den Geladenen befanden sich der StaatSsccrelair von Marschall, der Geh. Ratb Kaiser, die Abgeordneten von Arnim, von DouglaS, von Stumm, Ersa, Hammacher und der frühere Osficier der Schutztruppe Eltz Der Kaiser zeigte seinen Gästen, der „Post" zufolge, die prachtvollen Geschenke, wclcke er vom Sultan gelegentlich seines Besuches in Konstanlinopel erhalten hatte. * Der frciconservative Professor Or. HanS Delbrück den freilich die sächsische Milchschwester der .Krcuzzeitung" mit bekannter Leidenschaftlichkeit Bebel an den Rocksckoß zu hängen sucht, schreibt in den von ihm herauSgcgcbcnen „Preuß. Jahrb": Wie auch die Frage des BolkSschulgesetzeS sich entwickeln möge, in einer Beziehung hat es seine Wirkung bereits geübt. Unser Parteileben hat davon eiue» Anslob empsangen, der auf Jahr zehnte nachwirken mag. Die Kluft zivische» den Mittel Parteien und den Teutschsreisiuaigen, die sich sei zwei Jahren all mittig zu verengern und zu zu ziehen begann, ist jetzt überbrückt. Die brutal-agrarnch« Agitation der Lonjervaliven bei den Handelsverträge» und jetzt die Verbrüderung mit dem Eentrum, in schroffem Widerspruch »ul ihrer Haltung noch vor einem Jahre, hat alleittdalben in den Mittelparleien die Neigung erzeugt, bet den nächsten Wahlen nicht mehr mit ihnen, sondern mit den gemäßigten Deutsch- iretjinnigen Eompromlsse zu schließen. Die conservaiive Parte wird vermuthlich einen ähnlichen Zusammenbruch er leben, wie die deutschsrcisinnige im Jahre 1887. Das ist höchst gefährlich, aber kaum noch zu vermeiden. Unsere protestan tische Bevölkerung will lchlechterdings keine Psasserei glücklicherweise bi» tief hinein in die Kreise der Eonservnliven und der GetsUichkeit selbst. Wenn aber noch irgend ein Zweifel in den Kreisen der Mittelparleien bestand, daß sie wieder mehr zum Liberalismus teudiren müßten, jo hat die Rede des Kaisers zuin braudenburgijchen Provinz,allandtag solche Zweifel dcseiligt. Die Rede bezog sich nicht aus die Lpposition gegen das Vollsjchuigeietz; sie bezog sich übrrhauvt nicht aus da« geietzinäßige consiuutio- nelle Lpponiren, sondern nur aus das allgemeine „Raijonniren". Aber wenn einmal solche allgemeine Raisonnirstimmuag da ist, wird nicht jo genau unterschieden. Man glaube nicht, daß die leidenschaftliche Stimmung, die durch die Rede erregt worden ist, vorüber gehen werde. Ti« Rede selbst mag wieder ver- gessen werde», aber das Stück überlieserter Gesinnung, da» dadurch von Neuem hiniveggeschwemmt worden ist, ist dauernd verlöre» Zwar Hot man Unrechi, wenn man, wie da- jetzt vieliach geschieht von einem rapiden Niedergang der „monarchischen" Gesinnung i» Deutschland spricht. Tie monarchiiche Gesinnung siebt durchaus iest und unerschütiert. Nicht der monarchiiche. der palriarchaltsche Ion in der Rede ist e», der den erbitterten Widerspruch Hervor ruf». Wer eiwa Seiner Majestät über di« Wirkung der Red« »nder« berichtet, — mit Auanadme der „Nordd. AUgei». Zeitung" die da« überlieferte Rechl dazu hat — der muß von der öffent iichen Meinung als ei» Lugner und Berräther an seinem könig iicheii Herrn gebrandiiiarkl werden. In dieser Oppostttoneslimmung sind Lonservaltve, Liberale und Uttramoulaue, mögen sie es nun i» ihrer Presse aus inomrnian taktischen Gründen elwas mehr oder iveaiger zeigen, schlechthin einig. * Wichtige Beschlüsse oder doch Anregungen sind, wie die .Berliner Börsrn-Zeitung" meldet, in der letzten Sitzung des reußischen S taatSministeriumS erörtert worden, ^er Monarch selbst hat diese Fragen zur Sprache gebracht, nachdem er am Sonnabend Vormittag längere Zeit mit dem Grafen Caprivi confcrirt halte. Die Beschlüsse beziehen sich hauptsächlich auf die Abhilfe der überhandnekmenden Arbeitslosigkeit, und eine der Folgen dieser kaiserlichen Anregungen war der Hinweis des Reichskanzlers auf die gefährdete Lage de« „VulkanS" bei der Verhandlung über iLchiffSbanten im Reichstage. * Der Seniorenconvent dcS Reichstags berietb über eine Aenderung der Geschäftsordnung, um zu Ver bindern, daß durch einen Abgeordneten eine Auszählung des Hauses veranlaßt werden kan» und damit über die Frage ^er Beschlußfähigkeit. Die Anträge auf die Auszählung des Hauses von der Unlerstützung durch eine bestimmte Zahl Ab- eorvneter abhängig zu machen, fand nicht die Mehrheit. Ran einigte sich dahin, säumige Abgeordnete durch die FractionSvorstände zum Erscheinen auszufvrdern. * Die „Post"' bringt einen Artikel, worin die Verwendung des Wissmann-DampserS statt auf dem Victoria Nyanza auf dem Tailganyikasce aus politischen Gründen befürwortet wird; auch Wissmann wäre neuerdings diesem Gedanken ge neigter. * In der französischen Deputirtenkammer ver las der Ministerpräsident Loubet eine Erklärung des CabinetS, in welcher eS beißt, die Regierung würde alle republikanischen Gesetze, namentlich das Mililairgcsev und Schulgesetz vertheidigen, sic glaubt jedoch nicht, das Mandat zu einer Vorbereitung der Trennung der Kircke vom Staate zu haben. Die Regierung wird demnach die ConcordatS- gcsetzgebung mit fester Hand aufrecht erhalten und ihrem wahren Geiste entsprechend anwcndcn. Die Mitglieder des Klcruö baden den nationalen Gesetzen Gehorsam zu leisten und sich von den Parteikämpfen und Partcistreitigkenen fern- uhalten. Sollten sich die ConcordatSgesetze als unzulänglich erweisen, so würde da- Cabinet von den, Parlamente di« zu einer weiteren Action notbwendigen Mittel verlangen. Ti» Erklärung der Regierung weist sodann darauf hin, baß da« Parlament durch die ökviioinisckc Gesetzgebung den Schutz dcS Ackerbaues nnv der Industrie Frankreichs, sowie die Freiheit der Tarife gesichert habe und daß eS dem Parlamente allein zuftedc, diese Gesetze zu ändern. Zum Schluß wird auf die den Kammern vorgclegtcn Arbeitergcsetze bingewiesen und an die Einigkeit der republikanischen Abgeordneten appcllirt. * Ucber den englischen Kohlenstreik meldet die A E. K": Der Umfang de« am l2. März beginnenden KohlenstreikcS läßt sich jetzt annähernd absckätze» Co viel ist klar, ein nationaler Streik wird eS nickt werten. In Nortbumberlane, in Süt-Waleö und in Sud-Staffortsbire wird die Arbeit fortgesetzt werten, unk diese Districtc können erheblich dem etwa entstellenden Koklenmangel abbelfen. Dennoch wird der Streik sich selbstredend nach allen denkbaren Ricktungen lübkbar mache». Der Bund der Bergleute Kat 175 485 Mit glieder. Dieselben vertheile» sich auf die verschiedene» Kohlen bergwerke wie folgt: Aorkshire 50 000, Lancasdire 4l 5000, Midland« (Binnengraffchasten) 35 000, Derbysbire 18 990, Nottingham 13 000, Leiceslersbire 3325, Nord-WaleS 5000, Cumberland 5500, Monmouth 3260. Nach den vorliegenden Berichten zu schließen, werden sich 150 000 Mann dem Be schlüsse der in Manchester abgcbaltcncn Eonfercnz fügen. Noch nicht endgiltig entschiede» ist zur Zeit, wie sich Durbam stellen wird. Sollte es sich der Streikbewegung anschließen, jo wird der Bund der Bergleute 230 000 Mann in« Feld stellen. In Süd Staffordshire befinden sick die Mitglieder dcS Bundes der Bergleute in starker Minderheit. Sie haben deshalb beschlossen, nicht zu streiken. In Nord-WaleS schwanken die Arbeiter noch, was sic thun sollen. Die Berg leute der größten Zecke von Flintshirc, der BettiSsielk-Zecke, haben ihren Arbeitgebern mitgetkeilt, daß sie nicht streiken, aber eine Zeit lang nur 5 Stunden den Tag arbeiten wollen. * Anläßlich des Jahrestages der Krönung des Papstes celebrirte der Cardinal Zigliara in der Sixtinischen Capelle eine Dankmesse. Der Papst, die Cardinäle, sowie daö diplomatische Corps bei dem päpstlicke» Studie wohnten derselben bei. Der Papst, welcher vortrefflich auSsab, intonirte selbst das auf die Messe folgende 'IV-iloui». * Der italienische Senat geiiehmigte den Gesetz entwurf betreffend den Schutz der Arbeiter gegen Unfälle in Ausübung ihres Berufs. * Wie anS Regicrungskreiscn verlautet, wird das neue griechische Ministerium keinerlei Veränderungen in den diplomatischen Vertretungen Griechenland- vornehmen. Das selbe werde fick vielmehr darauf beschränken, die Vertrauens posten in der inneren Verwaltung neu zu besetzen. Die triklipistischc Presse verhält sick gegen das neue Cabinet sehr günstig, anck einige dclnannistische Dexutirte sagten demselben ihre Unterstützung zu. — Nack einer Meldung aus Patras fand daselbst eine ernste Demonstration zu Gunsten des früheren Ministerpräsidenten DclyanniS statt. Delyannis soll beabsichtige», demnächst eine AaitativnSreise zu unter nehmen. — Den Blättern zufolge hätte Delyannis kurz vor seiner Demission einen befreundeten Osficier zum Chef der Athener Garnison ernannt und einen Haftbefehl gegen den jetzigen Krieg-minister und vormaligen Palastcommaudanten Mastrapcs unterzeichnet. * Anläßlich de« Jahrestages der Unterzeichnung des Präliminarvertrages von San Stefano wurde in Sofia ein feierliches Tedeum abgebalten, welchem die Minister, mit Ausnahme von Stambulow, sowie die Spitzen der Civil- und Mililairbcbördcn beiwohnte». Nach Beendigung des Gottes dienstcS fand eine Parade der dort garnisonirenden Truppen statt. Zahlreiche Gebäude trugen Flaggenschmuck. Der Prinz Ferdinand konnte wegen einer Fußverstauckung an der Feier nicht theilncbmen. Ta« Befinden des Prinzen hat sich übrigen- bereits gebessert. -Tic Bewegung gegen da« englische Tabak- monopol in Persien hat die Volkslcidenjchaftcn in« ganzen großen Gebiet Centralasien- in hohem Maße entfesselt. Die muselmännische Geistlichkeit, die überhaupt stets in Asien dem englischen Einfluß feindlich gegenübcrstand, predigt überall offenen Haß gegen die Feinde teS Glaubens, die Engländer. Der Kauf englischer Waarrn wird auf den afghanischen Bazaren für gottlos und sündhaft erklärt, alle« Englisch«
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