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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920326028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892032602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892032602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-26
- Monat1892-03
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W>im>emeUtAhIr<iD P »er haupterpeditto, oder den ttn ktadt- zqjrt »»L de» Vororte» errichteten Au», «»chelle» abgrholt: vierteljährlich^l4ch<X z«t ,»»im«Iiz«r täglicher Zustellung tu« -tt 5.50. Durch dir Post bezogen sür reeljchiand »»d Oesterreich: viertel,adriich -I . Direkt» täglich« Üreuzbaudirndung tu» «ulland: «ouavich ^ S—. Die Morgeu-Aiiägabe «richeint »ügllch '/,7 Uhr, di« Sdead-Ausgab« Wochentag» b Uhr- ilttzarlio« und LrpMio«: Lnd«nn»»,«G« S. Ue-rveditio» ist Wochentag« „»»nterbroche» »öS«i von früh 8 bi» «bend« 2 Uhr- Fitiile»: vtt» <!»««'« »arti«. (Alfvetz Hatz«), UntveriitttsstraH« 1, L-nt« Lösche. »nidarmenstr. 14. vart. und Ktzntgsplatz?. Abe«--Ausgabe. ciWgcr Insertionspreis Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg'^ Reklamen unter deinRedactioasstrich <«ga» lpalieul 50Z, vor den Aamilieanachrichlen (dgejpaltenl 40-A- , Brügere Schrijleu laut uujere» Preis verzeichnis. Tabellarischer und Zifferaftttz »ach hoher«« Torts. Anzeiger. Organ für Politik, LocalgesWte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. tvrtrtt'vetlagn, (gesalzt), nur mit der Morgen - <l u«aal>» , ohne Posldesürdernag ./» au.—, MI» Postdesürderung ^n 10.—. Annatjmeschlnb für Inserate: «bend»Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morge a-Autgade: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« friih 9 Uhr Lei den Filialen und «»»ahiilestellea ja «in« halb« Stunde früher. Zitier«»» «Md stet« au di« »rpepttt«» »u richte». Lriick und Verlag von E. Pol» i» Leipzig Z° 157. Sonnabend den 2ti. L^arz 18V2. 86. Jahrgang Zur gefälligen Belichtung. Unsere Erpedition ist morgen Tonntag, den SV. März, Vormittags nur bis v Uhr -Muer. kxpvUlHon <t«8 l.vlpxlsser 'l'affvktatlen. Jur Lage. * Mit der Neube setz u»tg der beiden Mini st erstellen in Preußen und dem einstweiligen Verbleiben de» Grafen Üaprivi aus dem Neich-kanzlerposten wird sich hoffentlich zunächst eine wünschenöwertbe Beruhigung der Gemüther vollziehen, die zum Theil vielleicht dadurch gefördert werden lsn», daß dem neuen Ministerpräsidenten Grasen Eulen- durg im Allgemeine» in der Presse eine sympatbischc Aus nahme zu Tveil wird. Namentlich sind cS »ationallibcrale Blätter: „Kölnische Zeitung", Rheinischer Courier", „Han noverscher Courier" u. A, welche aus der Vergangenheit des Grasen Eulenburg wohlwollende Schlüffe aus seine kiiustige Minislertbätigkeit ziehen, und die freiconservative „Post" siimml ihnen bei. Unverkennbar hat die Ernennung de» Grasen Culenburg den großen Vorzug, so betont die Münchner „Allgemeine Zeitung", daß damit ein Mann an die Spitze der preußischen StaalSlritung gestellt worden ist, der scu, Gtschäf» au» einer langen dienstlichen Erfahrung voll ständig kennt. Dem politischen DilettantiliiiuS ist damit em Ziel gesetzt. Graf Eulenburg kennt aber de» Weiteren auch die wirkenden parlamentarischen Kräfte und dürfte namentlich dir geeignete Persönlichkeit sein, die conservative Partei au« dem unnatürlichen Uündniß mit dem Centrum lolzulösen und wieder in ein richtiges Verbältniß zu den Millelparteien zurückzuführen Sodann möchten wir e« nicht gering anschlagen, daß Graf Eulenburg die letzten Jahre in hervorragender Stellung im liberalen Mitteldeutschland zugebrackt hat und so di« Quellen und Ursachen der wachsen den Verstimmung in der Nähe gesehen und unbesangen wür tige» und prüfen gelernt hat. Reden wie die über den BeunruhigungSbacillu« werden wir au» seinem Munde schwer lich vernehmen, schon au» dem einen Grunde, weil Gra Eulenburg in diese Dinge doch »in« andere Einsicht erworben bat und weil eine langjährige und gründliche politische Schulung ihm einen anderen Ueberblick über die Gesammt- laze de« Lande«, von einem innerlich höheren Slandpuncte au», ermöglicht-' * Die Ernennung des Grafen Botho Eulenburg zum preußische» Ministerpräsidenten macht die Einbringung eines Nachtragsetat» nothwendig. Gehalt ist für den Ministerpräsidenten im preußischen StaatshauSbaltsetal nicht ansgeworfen; da» früher für den Vicepräsidrnten de» Slaal-niinisterium« auSgeworsene, aber seit dem Rücktritte de« jetzigen Fürste» Stolberg-Wernigerode regelmäßig er sparte Gehalt ist seit Ernennung «sueS eigene» Minister« für Handel und Gewerbe aus diese« Ministerium übertragen ES muß also schon de» GekaltcS wegen eine Nachtrags- orderung für l802 93 gestellt werde» Abgesehen davon lebt aber auch eine Dienstwohnung für den Minister- Präsidenten nickt zur Verfügung und es werden daher ähnlich wie die« zur Zeit bezüglich des Minister« für Handel und Gewerbe der Fall ist, dir Mittel für die mietbsweise Be- chafsung einer solchen Wohnung in den NachtragSctat ans- zunehmcn sein. * Aus Berlin wird vom 25. März gemeldet: Der bisherige Eullusministrr Gras Zedlitz trat beute osficiell von seinem Anne zurück und verabschiedete sich von seinen Ralhe». Der U»terstaat«sccrelair Vr. v Weyrauch widmete dem Scheidenden warmgesühlte Worte des Abschiedes. Gras Zedlitz sprach sei»«» herzlichsten Dank für das ihm entgegen- gebrachte Vertrauen und die treue Mitarbeit au«. A» de» Ämt«au«lritt des Grase» Zedlitz schloß sich der Amtsantritt de» neuen Eultuaminiiters 1>r. Bosse an, welcher mit seinen Rathen ein« längere Eouferenz abhielt. * Die „Kreuzzeitung" befindet sich andauernd in sehr mißvergnügter »nd griesgrämiger Siimninng. Heute sucht sie sich a» ihre» Gegnern durch jolgende boshafte Bemerkungen zu rächen: Die Ministerkriji« hat ein, wahre Unsumme der gewagtesten Uombinalionk» gezeitigt. Ls gewinnt de» Anjchei», al« wollten »ir Gegner der Vvlksichuwvrlage Lurch die gewagtesten Behauptungen möglichst schnell den Bode» der Sachlage verwiichen. So behauptet man jetzt, Laß der Träger der Krone weder die Einbringung der Vor lage gewünscht, »och auch deren Forcirnng gegen die Milteipnrtcie» sür ziueckmaßig erachtet bade. Dieser Ausiasjung sei in einer Abend. gcjellschajtittGegenwuriderhauvtbellieiligtenMlnislerundtiusluijrticher Abgeordneter offener Ausdruck gegeben worden. Wae den ersten Th»,l dieier weben erwähnte» Version aniangt, so verralh dieselbe so wenig itenntniß vo» der Bel>a»dli»ig staatsmiinsterieller Vorlagen »nd deren Sa»ctio»ir„ng, daß c« nur überraschen kan», einer solchen Aussassung in ernst sein wollende» Blätter» zu begegnen. Für jeden auch »ur einigerinab»» Eingeweihten liegt c« klar zu Tage, baß ein» Vorlage de» Staatsininistersums, und uni eine solche handette e« sich doch bekannlltch bei dein Volksschulgeses, ihr» Sanctionirnng nur erhallen kann, wenn der Träger der Uruu« mit ihrem Inhalte übereinslimmt. Grns Zedlitz hal sich wiederholt darüber vergewissert, ob er sich mit den, Monarchen bezüglich der i» Frage stehenden Vorlage in Ucbeinsttmmung befinde und — damit fällt auch der zweite Tbeil der mehrerwähnten Version — ganz besonder« noch an jenem iherrenabcnde. E« steht sest, das, Gros Zedlitz »och an diesem Abend in zweisclloser Form erneut di» Gewißheit bejah, daß sein Standpunkt a» Allerhöchster Stelle gebilligt würbe. Mi« die» nicht — wie aesogt, zweifellos — der Fall gewesen, so hätte Graf Zedlitz deren» damals sein Ab. ichitdsgcsuch eingereicht. Im weiteren Verlause der Dinge konnte e« nicht unbemerkt bleiben, daß andere Einflüsse an maßgebendster Stell« sich gellend zu machcn schienen, wenn sich auch vorerst nicht übersehe» ließ, mit welchen, Erfolge. In der bekannte» Krouraihs- sitzung kam schließlich auch die Siede auf die Volksschulvvrlage und au« den vom Itciijer aemachlen Arußerungen glaubte Gras Zedlitz ein» von der sciiiigen abweichende «usiossuug der Sachlage entnehmen zu sollen, weshalb er unverzüglich sei» EnllassungSgesuch einreichie, dem auch alsbald da« des Grasen Eaprivi solche. WaS nun die Frage aniangt, mit welchen Parteien ein Volksschnlgesetz butte zu Stand« gebracht werden sollen, so bleibt daraus kinzuweisen, daß »irgend» »in Zweijei darüber bestand, daß ein solche« Gesetz nicht ohne di» Zuilimmung des Lentrum» zu Stande komme» sollt». An diesem Umstand scheiterte der Gohirr'jch« Eninmri und da» war die Stiuatio», in die Gras Zedlitz bei Uebernahine de» Eultu« Ministeriums «inirat. * Die „Hamburger Nachrichten" schreiben: „Der Hamburger Correspoukent schreibt bei Besprechung der jetzigen Ministers» ise und der angeblich projcctirlcn Trennung der Kanzlerschaft ron dem Amte de« preußischen Minister präsidenten: „Ein Versuch in diesem Sinne ist ja schon im Jahre 1872 gemacht worden, als Fürst Bismarck die Mimslerpräsidcntschasi uiederlegke und sich aus das Reich urllckzog. Aber Gras Roon hat e« in der Stelle als preu- jischrr Minislerpräsitent noch nicht ein Jahr auSgeballen, »nd Fürst Bismarck selbst erklärte damals, daß die Tren nung der beiden Aemtrr unerträglich sei." Dies trifft insofern nickt zu, als Fürst Bismarck während jener -seit fick nickt „ans das Reich zurückzog", sondern in einer Eigenschaft als preußischer Minister der auswärtigen Angelegenheiten an den Sitzungen des preußischen Staats- Ministerium» unter dem Präsidini» des Grafen Roon regel mäßig tbeilnahm, die wegen der Kränklichkeit des Grase» in dessen Wohnung stattsanden. Ferner ist die Initiative zur Acnderung diese» Modus und dieser Situation weder vom Grafe» Roon, noch vom Fürste» Bismarck auSgegangen, sondern von den übrigen Ministern, »anientlich unter Ein- luß Camphausen's. Tie Minister fanden ans verschiedenen Grünten dieses Berhällniß mit ihre» Geschäften unverträg lich und trafen mit ihren Wünschen nach Wiederherstellung de» alle» Zustandes beim Grasen Roon allerdings ans leb Haftes Entgegenkommen." * Bon Stimmen de« Auslandes liegen svlgende vor: Wien, 25. Mär». Ein Berliner Bries de» ulirakleriknien „Vaterland" wirst der preußischen Negierung Mangel an Voraus sicht bei Einbringung des PoilsjchulgesetzenlwnrscS vor, welches nur den Protestanten und llonservalivcn nützen sollte. Tie deutsche Eeniruinspresse habe de» Entwurf ganz unverdientermaße» ver> Iheidigt, welcher weder den Aniräge» Windihorsi'S noch de» An sprachen der tlaihottken entsprach. Iratzdein bedauert da« „Vater land" den Fall de« Schiilgesepe« und erwartet, daß da» Eenlrum sorta» seine sruhere Taktik wieder al« die richtige «rlenne» werde; dl« jetzige bringe ihm nur Enllauschunge» und allseitig«» Hob« ein. London, Lä. März. Di« „Mormngpost" bespricht die Lösung der preußischen MmIierkrisiS und sagt, der gegenwärtige Friede sei durch ein zweifelhaftes Austunsts mittel ertaust worden, das schwerlich dauernd sein dürste. TaS Vorgehen de« Grasen ifedlitz Hab» Veränderungen erzeugt, di« aus einen Dualismus im preußischen und Nelch«miutsterium hinausiauien, und der Reich«, kauzier vertrete nicht länger direct die Stimme Preußens «n dc» Näihen de« Reiche-. Ein Reichskanzler, welcher selbst «inen uomiiiellen Vorgesetzte» im preußischen Landtag« zulass«, könne weder zu Deulschland, noch zu Europa mit dem gebieterischen Tone eine« Bismarck reden Für de» Augenblick solle das Exp-ri- ment iiideß versucht weiden. Ieberinaun »verde wünschen, e« inöge von unerwartetem Erfolg begleitet sein. Die Einigkeit und Stetig, keil de« Deutschen Reiches sei nicht länger eine rein deutsch» Frag st« werde nunmehr als beste Friedensbürgschasl sür jeden andern Staat Europas betrachtet. Paris, 25. März. Alle Blätter kündigen Gras Eulenburg's Er. Nennung alS nur einstweilige Lösung der Krise an und glauben nicht an den Bestand de« neuen Verhältnisse«, einige knüpfe» a» die Meldung di» spöttische Bemerkung, sie hätten gedacht, daß derartige« Fttckwert ein« Bew»d«rheii der Republik sei und tu einer starte» Monarchie nicht Vorkommen könne. Leipzig, 26 März. * Nach den gestern in Berlin eingctroffenen Nachrichten gedachte Se. Majestät der Kaiser mit den Herren semer Begleitung heute Nachmittag Jagdschloß Hubertu-stock wieder u verlassen und ui» 5 Uhr 30 Minuten aus dem Stettiner ltahnhose Mieter in Berlin einzutreffe» — Am heutigen Abend wollte Se. Majestät einer Einladung de« öster reichisch-ungarischen Botschafters Grafen Szechenyr zum Diner entspreche». * lieber de» Gesundheitszustand des Kaisers chreibt die „Post": „Nach zuverlässigen Nachrichten au» ^ubertuSstock haben gute Lust und körperliche Bewegung ans das Befinde» Sr. Majestät dc« Kaiser» eine äußerst günstige Wirkung ausgcübt. Da« Unwohlsein war durch eine starke Erkältung bervorgerufen, die sich auf die AthiuungSorgane geworfen hatte und vo» da wieder nach außen drängle. Dagegen erschien eine Luftveränderung das Zweckmäßigste, und diese bat sich auch bewährt. Höchst über trieben find alle über die momentane Indisposition de« Kaisers verbreiteten Nachrichten, wie z. B von Asthma rc. Wer daran leidet, dem möchte es wohl schwer werden, o angestrengte Galvppritte zu machen wie der Kaiser in de» letzten Tage» durch die Schneusen de« Wer- bellin. Aber diese habe» dem hohen Herrn gerade gut aetha», da« Blut i» regere Circulation gebracht und so da« Uebel nahezu gehoben. An dem letzten schönen Frühlings tage machte der Kaiser mit den Herren seiner Umgebung eine» Ausflug an den Werbellin-See, wo an einer wind- geschützten Stelle ein Feuer angezündet wurde. Es war ein wahrer FrühlingSabcnd mit weicher Lust, an den Bäumen zeigten sich schon dir Knospe», und au« brr Forst sah mau da« Wild an den See auStreten, um z» trinken Auch da« Jagdglück war dem Kaiser auf einer Pürsche günstig, auf welcher der hohe Herr zwei Hirsche erlegte. Der Kaiser trägt während dieses Aufenthaltes die neue Jagdunisorm mit Achselstücken. Bekanntlich liegt das Jagdschlößchen Hubcrtusstock mitten im Walde, gegenüber, durch einen breite» Weg getrennt, die Obersörsterei. Wenn auch das, zumeist au« Holz, in Form eines SchweizerhänochenS erbaute Jagdschlößche» wenig ge eignet sür einen längeren Aufenthalt» namentlich in jetziger Jahreszeit, erscheinen dürste, so sind für diese Tage doch derartige Einrichtungen getroffen worden, daß der Aufenthalt de« Kaisers dortselbft in frischer, freier Luft mit der Mög lichkeit freier Bewegung seinen beabsichtigten Zweck erreicht bat, insofern als di« Rückkehr de« Kaisers auf Soanabrad festgesetzt ist." * Fürst Bismarck bat nach den „Hamb. N." erklärt, den kürzlich von der „D. Revue" aus den Papieren La«krr'S vetöffentlickten Bries Lasker « an ihn niemals erhalten zu haben „Wenn der Fürst auch bei den nuzähligen Briefen, die ihm zugegangrn seien, sür sein Gedächtniß nicht mit ab soluter Ächerheit einstebrn könne, so würde er doch Jemandem, der im norddeutschen Parlamente al« hervorragender Redner thälig gewesen und der beispielsweise die Ausnahme Baden« in den Norddeutschen Bund bereit« früher öffentlich angeregt habe, schon aus Höflichkeit irgendwie geantwortet baden. T»e Antwort aber würde sich in, Nachlasse La«ker'« al« Zubehör zu dem veröffentlichten Briese vorgefunde» baden müssen, wenn letzterer wirklich abgeschickt worden wäre und seine Adresse erreicht Kälte, wa« bei den unruhigen Verhältnissen jener Zeit nicht al« unbedingt sicher zu betrachten sei." * Die „K. Z." erklärt die Nachricht von der Fahrt de» Kaiser« auf der sffacht Hohenzollcrn nach Spanien für unbegründet. Der Besuch der spanischen Königin-Regentin sei Feuilletsn. Schloß Lrlenhof. I6j Roman von O. Vach. Ita«»n>« »er»ote» (Fortsetzung.) Mit einem tiefen, di» Brust erlösenden Atbemzuge sagte sich der Baron, daß Hertha » Ehre bedroht wurde durch dir Gefahr, die seiner Ehre drohte, und daß das zarte, kindlich kmpfinbende Herz Hertha'« jetzt nicht mehr wagen würde, an der Verganaenheit zu rütteln, seit er in schlauer Be rechnung den Namen ihre« Vater« in Verbindung gebracht mit dem Drama, da» sich aus Schloß Erlenhof abgespielt hatte. Baron Arthur befand sich in hoffnungsreicher Stimmung, die er sich nicht trüben lassen wollt« durch leise auftauchend« häßliche Erinnerungen. Nora hatte ihr Toilettenzimmer verlassen, um, »he die Gäste eintrafen, noch einmal die Kesträume einer Inspektion zu unterwerfe». Im Hinblick aus Gras Bredow» dem ja beute bewiesen werden sollt«, daß sich ihre Behauptung bewahrheitete, war sie beflissen, rettend Toilette zu machen, und sie lächelte ihrem Spiegelbild« sehr heiter zu, »l» e« in der ganzen Schönheit und Äl'muth, in der Pracht der Lvilrtte ihr au» dem Glase enlaegentrat. Da« rosa, schwrrseidene Kleid, da« in einer um eine Nuance dunkler gehaltenen Sammetschleppe ihr« volle, eben mäßige Gestalt umrauscht«, ließ de« blendend weißen Hal«, die vollen wundervoll geformtin Arme frei; di« braunen Haare Ibiirmteu sich über der weißen Stirn, in di« einzeln« Löckchen sielen, bock empor uud verlieben dem feingeschnitlenrn, marmorblaffen Antlitz, io dem di» schwarzen Augen säst un- beimliH glänzten, einen rigeothümlichen »»«druck, der durch da« spöttische Lächeln um den kleinen purpurrothen Mund etwa« Sireoenhasteg, Berückende« „hielt. Funkelnde Stern« glänzte« in de, Haaren, an dem Busen de» Mädchen«, sie funkelten wie Thaulropsen au» den Rosen» lyolpe», dir da« tt> graziös« Falten aufgebauscht« Kleid zierte», wie st« bei jetz„ raschen Bewegung der Arme, der zierlichen Hände sprühten und flimmerten und da« von der Schönheit de« Mädchen« -«blendete Uug« nur noch mehr verwirren konnten. Nora wußte, wie märchenhaft schön sie heut» war. Auch da» funae Brautpaar au» der Nachh»rv>ll», da» schon biunen weaige« Lagen da« H»chzei,«s,ft feiern sollte, hatte eine Einladung empfangen, obgleich dir Baronin wir der Baron von Sterna» es sich nicht recht verzeihen konnten, diese« bürgerlich« Element in die hocharistokratische Atmosphäre versetzt zu haben. Herlha war noch nicht zu»! Vorschein gekommen, während Nora, vollkommen bereit, die Gäste zu empfange», graziös in einem Sessel lehnte, de» schönen Kops nachdenklich auf die Hände gestützt, ein erwartnngSvoUcS Lächeln auf den Lippen, und ihre Mutter in voller Toilette aus dem Weißen, gold- durchwirklen AtlaSsopha saß, der Dinge harrend, die da kommen sollten. Sie hatte auf Nora'S Wunsch die bleiche» Wangen geschminkt, dir grauniclirten Haare gesärbt; die stahlblauen Augen blickten in sich verloren unter der faltenreichen Stirn hervor, und wer Arabella früher gesehen, hatte sie kaum wieder erkannt, mit de», gramvollen Zug um de» Mund, der den hochmüthigen Ausdruck ihre» welke» Gesichte« etwa« mildert«. Dir beiden Damen schraten aus ihrem Nachdenken aus, als endlich Hertha erschien, aber selbst Nora empfand ein gewisse« Mitleid mit der verhaßten Rivalin, al« sie dein trost losen, lodttraurige» Mädchenantlitz begegnete, da« so bleich und sarblos erschien, wie das weiße weidenklcid, da« ohne jede Zierde sich eng um die schlanke Gestalt schmiegte, um in einer langen Schlepp« zu endigen, dir wie da« Gefieder de« Schwan« glänzend und weiß über den Teppich hinfloß Sir sank, nachdem sie die Tante und Nora flüchtig be grüßt, müde und gebrochen in «inen der niedrigen Sessel, ohne einen Blick in die breiten, golduinrabmten Spiegel zu Wersen, die von dem prachtvollen, reich mit Stuck gezierten Plasond bi» zu den, Fußboden reichten. Erst al« die PortiSre. di« da» Smpsang«zin»ner von dem Ballsaair trennte, aus einander ging und Rudolf s lächelnde« Antlitz mit dem schön fristeten Kopse unh dem glänzend gewichste» Schnurrbärtchen hereinsah, erhob sie, wie elektrisir«, den Kops. Vor dem ernsten, verächtlichen Blick, der ihn streift«, wich da« stege«- gewiff« Lächeln, mit dem «r sich ihr nähert«, um eine» Kuß auf ihre Hand zu drücken, w»< sie, di« Lippen zornig schürzend, nicht zultiß. Dt« Bae«n>n, wie Nor» hatten den Nein«» Boraang schweigend beobachte«: Norq spielt« nachlässig mit der Ros«, d>« ihr» Brust schmückt« und bald entblättert ,n ihren Füßen lag; di« alt« Baronin preßte di» dünnen Lippen aus einander um die ausguellende Bitterkeit nicht zum «uSdruck zu bringen Aber al« Herth«, wie von einem vlrtzliche« Gedanken ersaßt, sich erhob, all sie, di« schlank« Gestalt hoch emporrichtend. dicht an ihn heranlrat. indem sie die Hände wir zum Schwur« ausstreckt», da blickten N,ra und ihre Mutter unruhig aus. und Rupolf stand wi» »i, perlörperte Enttäuschung neben dem jungen Mädchep. pg» leis«, aber fest begann; .Ich muß. che ich den letzte» entscheidenden Schritt thue, Dir in Gegenwart Deiner Mutter und Schwester wiederholen, daß ich, wie Du weißt, nur dem Zwange gehorche, wenn ick Deine Gemahlin werde. Dein Vater hat mir die absolute Nvthwendigkeit klar vor die Seele geführt und ich unterwerfe mich dem zwingende» Muß Aber höre, Rudolf, und zweifle nicht daran, daß ich mein Wort, ebenso wenig wie ich Dich e lieben werde, ebenso wenig werde ich Dir je als Gattin an- zchören, denn ich liebe eine» Anderen, dem ich Treue ver- prochen, und dein ich sie hatten werde. Mein Vermögen gehört von den» Tage unserer Vermählung an Dir und mir, genieße in vollen Züge» da« Glück, das der Reichtkum gewährt, aber mache me Rechte geltend an meine Person, an mein geistiges Denken und FUblen. Daß ich de» Namen, ''cn ich al« Deine Gemahlin trage» muß, stet« in Ehren Hallen werde, bedarf keiner Versicherung. Vergiß nie, daß ich zu der Vermählung mit Dir gezwungen worben bin, dmch ein Mittel, das stark genug war, um auch den festeste» Willen zu unterjochen; mache mich also nicht verantwortlich dafür, wenn Du an meiner Seite Elend anstatt Glück findest. Ich schließe am heutigen Tage mit den Freuden des Leben» ab; meine Hoffnungen »nd Wünsche sind aus ewig begraben Ich mußte es Dir noch einmal wiederholen in Gegenwart Deiner Mutter, in Gegenwart Nora », die niit Theit haben a» dem Leid, das meine Brust durchzittert, mich namenlos elend macht." .Hrrthal" Rudolf hatte den Namen mit einem solchen Ausdruck der Lieb«, der Leidenschaft und be» Schmerzes genannt, daß da» jung« Mädchen davon betrvffen wnrde: e» warf einen raschen Blick in da» bleich gewordene Antlitz Rndols'S, der wie vom Schmerz betäubt dalland, der auch wirklich in diesem Moment die tiefe Schmach erkannte, die in der von ihm gespielten, ibm ausgedrungenen Rolle lag. Der letzte Rest seine» stolze» sträubte sich dagegen und sei» erregtes Miencnspiel verrietd den Sturm, de» Hertha in ihm angefacht; sie erkannte Da» pnb wollte diesen Moment dazu benutzen, vielleicht »och in der letzten Minute da« bessere .Ich" de« jungen Manne« «achzurusen. Sir war ihm nahe getreten; bittend legt« sie ihr« zitternd, kleine Hand auf seinen Arm, indem sic flüstert«: „Gieb mich frei. Rudolf. Sage Deinem Vater, daß Du zu stolz bist, rin Mädchen zu beirathr», da» nur c.nem fremden Willen gehorcht: ich werde es Dir danken, Dir und Deinem Hause, ich diu l« reich —" »Genug!" unterbrach Nora, hastig aufspringend, da« G« sprach, d«s möglicherweise Ruvols und Hertha von einander trennte und dadurch die Sondrrinteressen Nora'« schmälerte. „Genug, übergenug", fuhr sie derrisch fort. „Wenn Di» Dein Wo»« nicht» gilt, Hertha, durstest Du es de« Vater nicht geben; dir Gründe, die Dir maßgebend waren, existiren noch. Glaubst Du, daß ein Mann wie unser Vater mit sich spielen läßt'?" Rudolf schlug vor den zürnenden Augen Hertha'« seine Augen zu Boden; er schämte sich vor ihr, er fürchtete die Zukunft. „Ich liebe Dich, Hertha", flüsterte er in tiefer Erregung, „und soll Dir entsagen?" Sie wendete sich verächtlich von ihm weg; eine kurze pein liche Paus« trat ein, die durch den Eintritt des Dieners unterbrochen wnrde, der dir Ankunft der ersten Gäste, de« Artillerie-Lieutenant« Baumann nebst Fräulein Braut und Gras Bredow, meldete, die gleich daraus eintraten, um von Nora mit einem Stroni liebenswürdiger Worte, von Hertha niit einer ernsten Verneigung und einem mit Else getauschten hastigen Händedruck begrüßt zu werden. Zu einem Ausbruch der Gefühle kam eS nicht, da jetzt kur; nach einander auch die anderen Gäste, unter denen sich auch der Major v. Schleiden befand, eintrafen, und dabei jene laute Conversation begann, die dazu zwingt, dir ge heimsten Empfindungen in un« z» unterdrücken. Der alte Baron Sternan fehlte »och Nora'S Augen irrten unruhig durch die Säle, in denen die elegante Gesell schaft aus und nieder wogte, ohne daß der Gastgeber erschien, um sie zu bewillkommnen ; eine seltsame Beklommenheit machte sich bei ibr geltend. In diesem Momente fühlte sie deutlich, welch' gefährliches Spiel sie und Rudolf unternommen, und so große Mühe sie sich auch gab. Nicht« von Dem zu ver- ratken, was ihre Seele bewegte, sprach sich doch ihre plötzlich aufgetanchte Sorge in ihrem bleichen Antlitz, in den unruhig tttiiderschweisentc» Augen au», die bald zu Hertha und Rudolf, bald zu Gras Bredow hinirrten, der ihr heute fremd, unnahbar, in seiner stolzen, kalten Ruhe wie ein strafender Richter erschien, der gekommen war, um Uber sie und ihre Angehörigen ein vernichtende« Urtbeil zu fällen. Warum zögerte der Vater, den Act. der da« Ziel seiner Bestrebungen war, zu Ende zu führen?! — Die Gaste hatten sich in die zahlreichen Zimmer vertheilt; man conversirte über die bevorstehende Verlobung der reichen Erbin dc- Grasen Heldberg mit dem Sohne de« Gastgeber«. Während man dir von reich galonirtcn Dienern gereichten Erfrischungen nahm, wurden die Person »nd die Verhältnisse de« Bräutigam« in nicht allzu lieoevoll« Betrachtung gezogen und ein paar junge Herren ärgerten sich gründlich über da« „unverschämte^ Glück Sterna,,«, der im Grunde genommen außer s««nrr angenehmen Persönlichkeit nicht« zu bieten hatte und nun da» reizende Goldfisckchen aiigelte, da- noch gar nicht Gelegenheit gesunden hatte, im bunten Strome der Berliner vornehmen Gesellschaft herumzuschwimmen. Di« »«»«« leichtfertige Unterhaltung der jungen Männer
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