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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.03.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920331022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892033102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892033102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-31
- Monat1892-03
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A Hw Pm-NypE»» d»» <» Et»h^ »Mtrt «» d«, Vorort, »richtet«, >,«» »obefielle, ah,»h»It: »terteljahrttch e>L^ bei »«eimatiaer täglich« Zuftell»»« i»> Ha»« » ü^ü. Durch die Po j! bezogen für D»»kfchland »»d Oesterreich: vierteljährlich «.—. Dir««» täglich« Krrujdendjendung tn» T»«l»»d: »»»«ütch st.—. Dst Morgeu-AuSgab« rrfcheiut täglich'/,? tlht, dt» Adeu^LuSgub« Wochentag« ä Uhr. Nrdartio« »ß Lr-eLitio«: z-hanne-gass« 8. LteErpedtfiou ist Woche»,g« „avterbroche» »Wut »o» stich « di« «b«d» , Uhr. Filistle»: vtt, «e»» « Gartt«. («lfrc» HithstX UuimrsitLttftr.be 1. r-sti« Stiche. tacharstintstr. 1«. pan. «ch «G,tg«pl.tz ?. Abend-Ausgabe. «MM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtt, Handels- «nd GeschiiftSttrkehr. Donnerstag den 31. März 1892. J«sertt-»Apre» Die Sgespaltene Petttzeile X) Ptz) N«cs«n»e» »nt« de»AedacttunBstrtch («gm chaUea) äv^. me de, Famtttemmchncht... (bgeivalteu) Mch. Gröbere Schriften lant unsere» Prrit- v«t«ch»ch. Labellanicher »ub »ach hoher«, Tarif. Extra-Betlagm (gefalzt), »»r «kr h« . «oraeo-tlutoak«. «hne Postbeförbanng ^l L-. «it Postbeftrder«^ ^l Ad—. Ä»nahmrschl»t fir Inserale: Sbe»d.A»«gade: Barmittags 10 lchr. Vi»»g«».A>lSgad»: Nachmittag« «Uhr. kann- and Festtag« früh S llhr. Sri de» Filiale» und Sunahmestelleu je ein« halb« Slnttd« früher. z»I«N»t, stad stet« a> dt» Nttmstttt«» g» richte». Druck «>d Verla, »an L Pal» t» Laistrist 86. Jahrgang Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wolle man das Abonnement auf das II. Quartal 1892 baldgefälligst erneuern. Der Abonnementspreis beträgt wie bisher pro Quartal 4 Mk. 50 Pf., incl. Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen 5 Mk. 50 Pf., durch die Post bezogen 0 Mt. In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, sowie die Hauptexpeditionr Johannesgasse 8, die Filialen: Katharinenstratze 14, Könrgsplatz V und Universitätsstraße 1. Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen das Leipziger Tageblatt — zum Preise von 4 Mk. 50 Pfg. für das II. Quartal 1892 — adgeholt werden: Arudtstraße 35 Herr L. 0. Litt«!, Colonialwaarenhandlung. Peterskirchhof 5 Herr Lax Hlertli, Buchbinderei. Beethovenstraße 1 Herr a^voll. keter, Colonialwaarenhandlung. Pfaffen-orfer Straße 1 Herr brltL Weder, Colonialwaarenhandlung. Brühl 80 (Ecke Goethestraße) Herr Lerio. Lerwke, Colonialwaarenhandlung. Ranftsches Gäuchen 0 Herr Lrleilr. kl8eder, Colonialwaarenhandlung. Frankfurter Straße 11 Herr Lrnst Lro8, Colonialwaarenhandlung. Nanstädter Sternweg 1 Herr 0. Ln^elmann, Colonialwaarenhandlung Löhrstraße 15 Herr Llluarä Letrer, Colonialwaarenhandlung. Schühenstraße 5 Herr ^ul. 8edüur1t Ken» Colonialwaarenhandlung. Marsch« er strahe 0 Herr kau! Sedrslder, Drogengeschäft. Westplatz 32 Herr ll. Llttrlvd, Cigarrenhandlung. Nürnberger Strahe 45 Herr 11. L. 4Idreedt, Colonialwaarenhandlung. Horkstrahe 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 0. öanke, ColonialwaarenhaMuug. Zeitzer Strahe 35 Herr V. LÜ8ter, Cigarrenhandlnng. in Anger-Crottendorf Herr Lodert Kreluer, Zweinaundorfer Straße 18. in Neustadt Herr L. Leder, Eisenbahnstraße 5. - Connewitz Frau blseder, Hermannstraße 23, 1. Etage. - Plagwitz Herr L. OrntLinann, Zschochersche Straße 7». - Gohlis Herr l'd. LrltLsedv, Mittelstraße 5. » Reuonitz Herr V. LuKwsnn, Marschallstraßc I. - Lindena« Herr L<1. L. Hüller, Wettiner Straße 61. - - Herr Lernst. Weder, Mützengeschüft, Leipziger Straße 6. in Thonberg Herr R. Lrlntssvst, Reitzenhainer Straße 68. Leipzig, 31. MLrz. * .Kaum wiederzugeben' — schreibt heute dir »Nordd. Allgem. Ztg.' — „ist Biele« von dem, was die katholischen Journale Bayerns über die Wendung in der Schul srage io Preußen äußern. E« tritt in diesen Kund gebungen eine Leidenschaftlichkeit zu Tage, welche um so mehr überraschen muß, je glrichgiltiaer dies« Zeitungen sich, m offenbarer Unterschätzung der Wirkungen dieser Bewegung, ü» Allgemeine« hi« ,um letzten Augenblicke gegenüber der Agitation wider da« Schulgesetz verhalten hatten.' Dir ,Nordd. Allgem. Ztg.' kann sich da« Zrugniß geben, daß sie nicht« verabsäumt bat, wa« die katholischen Journale Bayern« und der übrigen Thrile de« Reich« zu leidenschaftlichem Ein treten für die preußische Bolk«schulvorlagr hat bewegen können. Da« officiöse Blatt kann sich nicht Wundern, wenn dir Wirkung seiner eigenen Artikel wider dir Gegner der Vorlage jetzt nachkommt und auch in Bayern eine Leiden schaftlichkeit sich zeigt, die dem Herrn Reichrkanzler jetzt nicht mehr angenehm sein kann. Der Letztere erntet setzt nur» wa« er gesäet hat und bat säen lassen. Wenn, wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, der neueste Wahlspruch de« Erntrum« lautet: ,Frin Geld, kein Schweizer, kein Zedlitz, kein Kreuzer", so hat Gras Eaprivi am wenigsten Ursache, sich darüber zn beklagen. Er hat, wie er feierlich versichert, kein Handels geschäft mit dem Centrum machen wollen, aber hätte wissen sollen, daß da« Erntrum nur girbt, wenn r« empfängt, und bei Verweigerung einer Forderung, deren Erfüllung >bm zu gesagt worden ist, sich von jeder Verpflichtung entbunden glaubt, zu der jede andere Partei durch ihren Patriot»«»,»« sich angehalten steht. Graf Eaprivi sowohl, wie der neue oreußische Ministerpräsident, der «it au«kosten muß, wa« sein Vorgänger eingebrockt hat, werden daher schwerlich um hin können, der Frage näher zu treten, wo ohne da« Eentrum die parlamentarischen Geschäfte gedeihen können und wo nicht. Mit Recht schreibt eia parlamentarischer Berliner Bericht- erstatt«!: „Sobald entscheidende Fragen der inneren Politik ber- vortreten, muß man gewärtig sein, daß die klerikale Partei parlamentarische Machtproben anstellt und wo e« für dieselben einen Erfolg in Aussicht nehmen kann, dort muß die Negierung eine Auflösung in AuSsikht nehmen. E« wäre seltsam, wenn der nächste Winter, nicht ReichStagSneuwahlen nöthig machte. Mag die Regierung diesem Gedanken auch »och abgeneigt sein — die Wähler und die Parteien sollten ihn ernst hast behandeln " ö * Der StaatSsecretair vr. v. Boetticher hat aus Anlaß der Erledigung des Oberpräsidiums von Hessen-Nassau dem Kaiser sein Abschiedsgesuch am 29. März mündlich vorgetragen. Er hat dabei, wie die .Köln. Ztg.' bört, inS- besondere auf eine lange, zwölfjährige, aufreibende Thätigkcit als StaatSsecretair de« RcichSamlS deS Innern, auf den Ab schluß vor allem der socialpolitischen Gesetzgebung und auf seine wiederholten Erkrankungen hingewiesen, die ihm den Wunsch nach einer ruhigen AmtSstellung nahclegcn. Der Kaiser hat aber sofort in der Audienz das Abschiedsgesuch aufs Bestimmteste abgelehnt und ist dann noch im Lause de- Nachmittags zu Herrn von Boetticher gefahren, um ihm seine wiederholte kaiserliche Anerkennung für seine bisherige erfolgreiche Wirksamkeit und seinen Dank für sein fernere« Verbleiben in seinen jetzigen Aemtern auSzuspreche». Im BundeSrath sowohl, wie bei allen Parteien de- Reichstages, die durchweg die besten Beziehungen zu Herrn von Boetticher Unterbalten, wird dieser Entschluß allseitig mit großer Freude begrüßt werden. * Laut Telegramm dev,Kr.-Ztg.' aus Cassel wird dort UnterstaatSsecrrtair Magdeburg (früher RegieriingSpräsident in Cassel) als zukünftiger Oberpräsident von Hessen Nassau bezeichnet. * Der neue preußische CultuSminister vr. Bosse hat sich vorgestern von der Commission für die zweite Lesung de- bürgerlichen Gesetzbuches verabschiedet. Der bisherige Vorsitzende bielk dabei der .Kreuntg.' zufolge eine kyrze An sprache ungefähr folgenden Inhalt«: Bon allen schweren Schritten, die er in der letzten Zeit Hab« thun müssen, sei ihm der Abschied von der Commission der schwerste. Die Zusammensetzung der Commission sei eine der glücklichsten, alle sonstigen Par- tiiungen und Meinungsverschiedenheiten seien vor der große» sachlichen Aufgabe geschwunden, man habe ein- -nütbig mit großem jzleiß« und sichtbarem Erfolge ge- arßäetev Er srlbsd Hab« sich drz Hoffnung hingegebcn. daß r« ihm vergönnt sein werde, diese größte gesetzgeberische Aufgabe, welche je dem de»tschen Reich gestellt worden sei, mit durchzusuhren. Nunmehr habe ibm sein Geschick dicS versagt und das bewege ihn sehr. Er wünsche der Commission einen gleichen Fortgang der Arbeiten, so daß eS den Mitgliedern auch vergönnt sei, da« große Werk in Kraft treten zu sehen. Hierauf antwortete der stellvertretende Vorsitzende der Commission, Geb. Obrr-Justizrath Küntzel. Er betonte auch das freudige Zusammenwirken der Commission und hob hauptsächlich hervor, daß die Person des Vorsitzenden einen starken Anstoß zur Förderung der Arbeiten gegeben habe. Da die Mitglieder sahen, daß der StaatSsecretair sich mit eisernem Fleiße in dir ihm zum Theil fremd gewordene Materie cinarbeitrte, so habe dies auch in hohem Maße ansporncnd auf die Mitglieder eingewirkt. Er gab da<>» dem Bedauern der Commission über das Scheiden de« bisherigen Borsitzende» bewegten Ausdruck. Die Commission für das bürgerliche Gesetzbuch bat vier zehn Monate unter dem Borsitze des vr. Bosse berathen. Am Tage nach seiner am 19. Januar 1891 erfolgten Ernennung zum StaatSsecretair trat er bereit- rn die bestehende Vorcommission ein. Im April begannen die Bcrathungen der Hauptcommission, welche bis zu der Juli- pansr fortgesetzt wurden. Im Herbste tagte wieder eine Vorcommisflon zur Borberathung gewisser Abschnitte und dann hat die Hauptcommisston vom November ab jetzt, nur von der kurze« WeihoachtSpausr unkerbrochea, gearbcktet. E» sind durchbekakhey der allgemeinste Theil, da« Oblt-ationS- recht zum Theil und derAbschnitt über juristisch«Persoaen gapz. * Nicht allerorten ist man mit dem neue» St«»«r- einschätzungSvrrsahren in Preußen zufried«. S» herrscht letzt m Liegnitz eine große Unzufriedenheit, W«S di« EinschätzungScommission die Selbstrinschatzung mcht a»«rt«umt bat. Eine große Anzahl Personen behauptet, daß sie um drei» bi« vierfach zn doch besteuert würde», im DurchschuiÜ. sei jedoch die Ueberschätzua- ein« doppelt hohe. Wa« a» der Sache wahr ist, muß abgewartet werden. Dir theilen de» Fall nur mit, weil wir in unserer Stadt ja selbst diese Klagen gehabt haben, die sich, wie bekannt, später al« erheblich übertrieben erwiesen. * Ckstern trat der BundeSrath zu einer Plenarfltzuug zusammen. Vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Stcuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen eine Sitzung. — Dem BundeSrath ist, wie bereit- gemeldet, ein Entwurf zu Bestimmungen, betreffend die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Hechel- räumen, sowie in Räumen, in welchen Maschine» zum Oeffnen, Lockern, Zerkleinern, Entstäuben, Anfrtten oder Mengen von rohe» oder abgenutzten Faserstoffen, Abfälle» oder Lumpen im Betriebe sind, vorgelegt worden. Der Entwurf ist dazu bestimnR, die disderigen Anordnungen Uber die Beschäf tigung dieser Arbritercategorie in Spinnereien zu ersetzen. Der Entwurf war schon vor langererZeit den Borstanden derTextil- BerufSgeiiosscnschasten mit dem Ersuchen mitgcthrilt Word«, sich, über denselben unter Zuziehung der Arbeitervertreter zu äußern Die von den Berussgenossenschaften erhobene» Eiu- Wendungen sind dann kürzlich unter Zuziehung von vertrete« der Textilindustrie und von einigen mit den Trxtilindnstrie- verhältniffrn besonder« vertrauten FabrikaussichtSbeamtm einer mündlichen Besprechung im Reichsamt de« June« unterzogen worden. Die neuen Bestimmungen sollen am l October 1892 in Kraft treten und aus zehn Jahre Giltig keit haben. Feuillrtsn. Türkische Schule». von G»ttskt«tz Albert. «l-chbr»« cm»«»«» Ein unbestimmte« Gesumme, rin verworrener Knäuel von allerlei Lauten dringt au« dem offenen Fenster oder zur Thür heran«: wir mach« Halt vor einer türktische» Elementar schule, einer Mekteb. E« ist ooch immer jene« »feierlich« Gedudel', wie e« Rückert in der SS. Makame Hariri« im .Schulmeister von Him«' erzählt, «nd mancher türkische Schulmeister gemahnt mich an dm herrlich«, uraemüthlichen Abu Seid. Der Hodscha ist ei« Mann von viel Ernst und Würde, da« Prototyp muselmännischer Gravität; er trägt eiue» langen wattirte« Kaftan, der fast auf die glänzenden Babutschro herabreicht, aus seinem Kopfe sitzt ein vornehm aewundrnrr grüner Turban, «nd ein langer weißer Bart bängt ihm von Backe «nd Kinn. Ich wollte, ich hätte solchen Bartl Allah «erehl — Der Hodscha erwidert unser« Selam, indrm er die Hand a»S Herz legt, da« Haupt ein wenig verneigt u»d die Lippe» würdevoll vorschirbt, doch er spricht nicht«. .Guten Tag, Hodscha Effrndi, Euer« Schul« liegt hier srbr prächtig. Maschallahl Alatäad lni, gtüal dlr jarckv bulunurl' Der Hodscha verneigt sich etwa« tiefer. .Auch da« Schulgebäude selbst ist sehr schön. Sliinlcl Aelcted ^»edolr gttyal.' Hodscha Effendi verneigt flch nochmal«. .Ich geh« hier oft vorüber; tookoü ckak» dnrckao get«:l>«rim, wie konnte ich wissen, daß Lnrre Schule so ansehnlich ist; lalein oM da) »ü wedlet, olcknguon btt «tim )od Gegenüber solcher Schmeichelei ala»bt «blich der Hodsch« seiner Würde nicht« «ehr z« vergeben, wen« er sich zu einer Antwort hrrbriläßt: „Okalr taedeledl; st« ist nicht gerade groß, aber st« genügt; »a »Uilai« daäbr, äaA, tadln Und jetzt dürfen wir auch mit der Farbe herauSrücken: „Ist e« mir vergönnt, Euere Schule zu besuchen? Lereklcs ickscksrisni ä» gdürs dilssm?' Mit einer freundlichen Verneigung wird e« ohur Weitere« gestattet; „Inijurun, tacksledi". Eine Trommel wird eben gerührt, zum Zeichen, daß der Unterricht gleich beginnen solle. Die Schüler haben sich übrigen« rechtzeitig und vollzäblia eingefunden. Die Schul- stube, «in breite«, aber niedrige« Gemach, ist an den Wänden durch einige in Farben kunstvoll auSgeführte türkische Schrift lichen, fromme Sprüche, geziert. Dir Schüler lagern sich in laugen Reihen mit verschränkten Beinen auf Kissen oder Teppichsrtzen, dir sie aus den mit Binsenmatten bekleideten Boden hingelegt haben. Die Uebersckuhe stehen draußen vor der EingangSthür, Kinder, die von Hau« keine Galoschen haben, sitzen in Strümpfen da, in dicken, meist buntfarbig gewobenen Socken, denn mit Sckuben, die aus der Straße befleckt wurden, darf der heilige Raum der Schule nicht be treten werden Die Buten sehen alle ernst und selbstbewußt au«, die »leisten haben friste Backen und runde Bäuchlein. An der Seite hängt ihn« rin flache« Täschlein au« Leder, arlb, roth, grün oder blau und gar mit Gold- und Silber- pranzen ausgrstickt und mit Quasten bedangen; darin steckt da« ABC-Vuch, über dessen Inhalt der Lrbrplan der Mekteb nicht weit hinauSgeht. Manche« Muttersöhnchen hat Wohl auch ein« breite bunte Schärpe umgebundrn. Der Fez, der natürlich nicht vom Kopse genommen wird, ist mit einigen grünen oder blauen Perl« behängen, diese sind gleichsam »b- leiter für böse Blicke An der cmrn Wandsritr erscheint der Boden eia wenig erhöht und mit einem Teppich bedeckt, dort bezeichnet da« Fell einer lanabaarigen Ziege den Platz de« Hodscha und feierlich läßt er sich darauf nieder. Neben ihm steht ein runder Messinateller mit einem Becken voll glühender Koble» und einer zierlich gebogen« Kohlenzange. Mit edlem Anstand reicht Achmed dem Hodscha eine« langen, mit duftendem Tümbeki gefüllten Tschiduk, thürmt mit geschickten Griffen einige Kohlen aus die Pfeife, und nun erst ist alle« zum Beginn de« Unterricht« bereit. Dies« langstielige Einleitung, die feierliche Vorbereitung und Ruhr, die jedem Thun voraus geht, ist i« Leb« de« Muhamedaner« wichtig uod bildet ein nicht unnütze« Capitrl in der Aufgabe de« muhaniedanischen Zehrer«. Mit langsamer, volltönender Stimme beginnt endlich der Hodscha den ersten Satz de« KatihL, de« türkischen Vater unser«, vorzusprechen, und singend wiederholt r« der ganze Cbor. Dann geht r» weiter von Satz zu Satz , von Bitte zu Bitte. Und wenn die letzten Worte de« herrlichen Gebete« verhallten: .Lenke un«. Allmilder, aus den Pfaden Derer, denen Tu nicht zürnst und die nicht irren I" dann tritt eine minutenlange Pause eia; der erste und wichtigste Theil de« Unterrichte« ist erfüllt. Später wird auch da« ABC geübt und dir Fortschritte seiner Zöglinge glätten die Stirnfalten ihre« Lehrer- Wir selbst beglückwünschen seine Meisterschaft, und er entläßt uns mit einem freundlichen Nicken. Feierlich ist de« ,ungen Türken erster Schulgang, da« ist für ihn, für seine Angehörigen und die ganze Schule ein wahre« Fest. Der Vater zieht sein Pferd oder den schönsten Esel au« dem Stalle, sattelt ihn und behängt ihm die Stirne mit Glasperlen, die gestriegelten Seiten mit bunten Fransen »nd sticht ihm ein zierliche« Bändchen in sein lebhafte« Schwänzchen. Die Berwandten jedoch binden allerhand Ge schenke um den Hal« d«« Esel« zum Zeugniß ihrer Liebe für den jungen ABC Schütze». Da« Büblrin selbst hat man gar zierlich berauSgrputzt: «n gelbe« Täschlria an der Seite, ein bunte« HalStüchlrin und am Fez eine blanr Perle mit Quaste oder gar ei» goldene« Amulett, welchr« di« besorgte FatimS Hanum geschenkt bat. Dir Großmutter hat auch nicht ver gessen, ihrem Liebling einen Knoblauch an de» Fez zu besten, denn ei» bessere« Schutzmittel giebt »« gegen bös« Wünsche nicht, als diese würzige Zwiebel. Der siebenjährige Student — e« hängt ganz vom Willen de« Vater« ab, wie alt er sei» Kind und ob er e« überhaupt in die Schule schicken will — wird jetzt in den Sattel ge hoben uod vorwärt« geht e«, von fromme» Wünschen I gleitet. Der Hodscha selbst zieht bisweilen mit seiner aauzen Kinderschaar dem neuro Zögling entgegen ond führt ihn mit feierlichem Gesang« ein. In der Elementarschule lernt der Zögling notbbürstig lesen, rechnen und schreiben; «in besonder« talentirter legt hier etwa »och di« Fundamente zu späterer InSbildu»- i, der .Kunstschrift, im Ansertigen zierlicher Buibstabenvrrschlinaungea und wird vielleicht einst bei den Türken hochangesrhrner Kalligraph, lnsckalla! Die Mädchen werden in dm Familien Vermögender in der Regel zu Hause bebalteu und moderner Anschauung ent sprechend durck» europäische Gouvernante»! erzogen; doch ist die Hauslehrerin weniger Erzieherin (wie übrigen« nicht nur in der Türkei!) al« vielmehr ein Modestück, da« sich ganz den stündlich wechselnden Launen ihrer Käuferin anpassen muß Elementarschulen, welche nicht Dependenzrn von Moscheen sind, haben sich indeß vielfach wirklich guten europäiscken Mustern angcpaßt, und im Allgemeinen bebt sich da« Schul wesen bei den Türken ganz analog den Fortschritten, welche der Staat überhaupt macht, und da» dankt er zumeist dem erleuchteten Sinne de« Padischah. Schulwesen und Justiz stehen nicht mehr ausschließlich unter dem erstickenden Pro- tectorate de- Scheich ül JSIam, von dessen „olnianl" oder „olur!" ehedem die wichtigsten Entscheidungen abhingea. An die Elementarschulen schließen sich die Rüschdi« an, eine Art Realschulen mit Vorstufen, die zum Theil ganz tüchtige Leistungen ausweisen , sic sind meist nach französischem Progranim zugeschnilten. Aus ihrer Bast« ruht die allgemeiue Bildung der besseren Stände, und wer mit hinreichenden Kenntnissen au- ihnen hervorgrhl, legt sich dm Titel eine« Efendi bei. Recht erfreulich sind die Resultate zahlreicher türkischer Privatschuleu sowohl für Knaben, als für Mädchen; man findet solche, wir etwa diejenige Mehemed Nadir Efendi« bei der Moschee de« Prinzen Sadeh, von 409 bi« 509 Zöglingen. Diese Schuten sind fast auSnabmSlo« Internate. In den selben herrscht vor allem musterhafte Reinlichkeit, ebenso sehr »a de» Echulzimmern, wie in den Schlafsälen. Obgleich dir Nahrung sehr reichlich geboten wird» herrscht bei dem einzelnen Individuum doch numer jene« unbedingt« Gefühl für Mäßigkeit, daß sich im Nothsall zu heroischer Ent behrung zu steigern vermag. Wir wohnten oft de« Mittag«» mahle in der Anstalt Nadir Efendi« bei und warm stet» überrascht von dem soliden Mahle selbst, wie auch von der Art und Weise, wie e« srrvirt wird. Die Classm beziehe» ßmppenwnsr itzre Tisch«. Köche schleppen Stöße von Tellern.
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