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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920421010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892042101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892042101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-04
- Tag1892-04-21
- Monat1892-04
- Jahr1892
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ÜsvMNkTReNlsHkklD h>de» Hnnpd^petzitw, oöee da» st» Sind» tqtrl «d da, 8or«ten errichteten N»S- »edeslklleu abgeholt: vterteljthrlich »ei zweimaliger täglicher Zustellung ta« Heu» >l bckL Durch dir Post dezoee» für reutschlead uud Oesterreich: viertel,ihrltch F ö.—. Direct« täglich« Krenzdaudseudnng tu« AuSlend: «»aalUch Ul ».-. «.«»rg^AuSqebe ajchMtttlgttch ',,7 Uhr; dt« Äbend-AnSgad« Wochentag» b Uhr. Lrdartion »k LrpeMo»: Ä»ha»»e«,aß« 8. Dieklpeditio, ist wochentags inuuterbroch«, öffnet vo, früh 8 bi« «dach« 7 Uhr. /ili«le«: vtt» «e»m» Porti«, (Alfretz Htch»), llaiversitätSstraß« I, «a»t» e-fch». ftethnrinenstr. Ich Part. «ch >tz»tg»platz7. Morgen-Ausgabe. UchMtr.TMblalt Anzeiger. Organ sör Politik, Localgcschichte, tzandels- «nd Geschäftsverkehr. Jnsertisashorei- Die 6 gespaltene Pettlzeile SO Pshk Reclame» »ntrr demNedaettoaSftrich (»ckB chatte») b0^> öor da, FamtUranachrichkti chgrjpatteu) 40-E. Größere Schriften le»t ousere» PvrtG vergetchatß. Tabellarischer »ad gtft«»satz »ach höhere» Tarif. Ertr«'vetla,r« (gefallt), »»r «it Rn Morgen-Äu-gabe, ohne Poslbeftrdernag u» St).—, mit PostdesörLeruag 7Ü.—. ^ml>h«eschtuß fiir Inserate: Abend-Au-gabr: Vornttttag» 10 llßr. Marge »-«»«gäbe: Nachaüttag» »Uhr. So»»- and Festtag» früh d Uhr. Gei de» Filiale» uad Aanehmeftelle» ch «t»« halb« St»ad« früher. Inserate fi»h stet« a» hi» Urlwdtlt«» z» richte». Druck and Verlag »»» E. -olh t» Leipzitz ^ 2V2. Donnerstag den ?1. April 1892. 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Lekaniltmachung, »ie vuSpfnrrnn» der Et. Jo»a»»i»-Par»chte «nd Nie nnder- »rtte Adgrenznng der Varachte« z« Li. Thamä, Lt. Rtcalai ««h Lt. Petri detr -m Sonntag tzuneimocko — den 84. April l. I. — soll der «ugewählt» Dtaconu» zu St. Johaaat» eingewiefen »oerden. Mit dem gleiche« Tage wird, nachdem da» «v--tuth. LandeSconsistorium dierzn durch di» Verordnungen vom 7. Juli «nd vom 12. Oktober I8SI ieine Genehmigung ertheilt hat, di« zettherige Stiftskirche za St. Johanni» zu einer Parochialkirch« »nd zwar zum Mittelpunkt« der mit diesem Tage in» Leben tretenden St. JohanniSparochie erhoben. Der neubegrundeten Parochie, für welch« »in tkircheuvorstand bereit- gewählt und eingesetzt ist, wird da» gesammte zwischen der Dresdner Striche, der Nürnberger Straße, Liebtgstrcitze, dem neuen St. ZohanniSsriedhos, der HoSpitalstraße uad dem Gerichtsweg liegende Areal, dessen Bewohner hiermit au» ihrer zeithertgen Parochial- ;,gehörigkeit gelöst werden, überwiesen. Die Grenze läuft allent- halben auf der Are der obengenannten Straßen und nur, soweit der Et. Johannissricdhof, den sie eiaschließt, in Frage kommt, wird die Parochie di« äußere Grenze de» JohanntSfriedhoss theilen. Gleichzeitig fall auch zwischen den drei alten Parochien St. Thomä, St. Nicolai u»d Et. Petri di« Grenz« derart verschoben werden, daß st« anstatt wie jetzt im Hinterland« der Straßen, i, Zukunft, von ganz geringen Ausnahmen abgesehen, aus der Ettoßenaxe läuft. L» wird demnach vom 84. April l. I. an abgegrenzt werde,: St. Nicolai gegen St. Johanni» «nd St. Thomä durch «ine Linie, welche aus der Axe der Dresdner Straße, Nürn berger Straße, Roßstraße und noch Kreuzung der Prome- »ade auf der Axe de» NrumarkteS und der Grimmaischen Straße bi» zum Markt« läuft »nd hier auf da» Matthäi- kirchsptel stößt. St. Thomä gegen St. Nicolai, St. Johanni» und St. Petri durch eia» Linie, welche vom Markt auf der Axe der Grimmaischen Straße, de» NeumarkteS und nach Kreuzung der Promenade auf der Ape der Roßstraße, Nürnberger Straße, Liebigstraße. Windmühlenstraße, tzärtelstraß, läust, sodann durch den Garte» de» Römischen Hause» nach der Mitte her Münzgafi« geht, dies« entlang läuft »nd nach Westen abblegend hinter den Häusern Floßplatz Nr. S4 und Albertstraß« Nr. 84 uad K6 die Pleiße erreicht, endlich nach Kreuzung derselben auf der Axe der Mozartstraße bi» zur Karl Tanchnitz-Straß« läuft. St. Petri gegen St. Thomä durch die eben geschilderte Linie von der Karl Lauch»itz-Strotz« bi» zur Kreuzung der Liebig- uad Nürnberger Straße und von da gegen St. Johanni» durch die Liebigsiratze in ihrer weiteren Ford setzung und di« westlich« und südlich« Greazmauer deS St. JohannlSsriedhosS. Soweit durch die angeordnete Um- und bezw. AuSpsarrung in her Zusammensetzung der Kirchenvorstände Aenderungen nüthtg wrrden, haben die Kirchenvorstände da» Erforderliche vorzukehren. Leipzig, de» I«. April 1892. vie Lirchen-Zusprrkion fiir keipzia. Per Gntzertntendrnt Der Rath »er Gtadt Leipzig. v. Pank. vr. Georgt. Grössel Vermietungen. Ja den nachgeaannten, der Stadtgemrinde gehörigen Grund- sticken sind folgend« Miethräume gegen viertel- bez. halbjährig« lkündiguna anderweit zn vermirthea. !) Markt Vr. 1, Rathhau«. Bühnengewölbe Nr. 10, 2) Mark» Vr. 1» Rathhau«, Gewölbe Nr. LS, 3) Mark» Vr. 1. Vathtzan». Gewölbe Nr. SO, 4) Netchsftraste Vr. 1, Gelter'« Hak, ei» Han»staad, 5) Äeich«Urage Vr. 1, Gelter'« Haf, et»» geräumige wohanng tu der 3. Etage. ö) Retchsftratze Vr. 1, Gelter'» Haf, «tue dergl. tn der 4. Etage, 7) Vetch«ftrastr Nr. 1» Gelter's Haf, rt»r Hofwohuung in der t. Etage, ' "Kn. » die«Naoe der 3. Etage, Gewölbe Nr. UI., der Vrüderstraße Vetch«ftratze Vr. H dir 1. Etage, Eatzaatzchen Vr. l ein« Hvswohnung i» Nafthmarkt Nr. 4, UI», Börse, da« Ger n) Wt»h«lhle«ftratze Vr. 7, da» 1. »ach »» gelegene Gewölbe, 12) Wtn»«ühtr»ftratz« Vr. 7 «t»r grrä»» der 1. Etage, «tthlei geränarig« Wohauug in «inbmiihlenftraßr Vr. 7 «t»e dergl. t» der 8. Etage, Marschalftraße Rr. » t» Letp,t,»Re»»uttz. Feuer» wehrtzepat, ru>« Woh»»»g t» der 4. Etage, »ach der Machetlkstratze Vr. < t« Letpztg»Rr»h»ttz, Feuer» wehrdepat , «a« W»h»»»g t» dar 4. Gtag«, »ach dem 1«) i^chn^tratze Rr. 14 t« L«tp»ta^Lh»»h«rg. Alte Gchttle, besonder» für «tue» Tischler oder 1») «ine im Parterre aelegea«, Glaser geeignete Werkstatt mit Lagerplatz, 17) RetÄruhatner Glra»e Vr. 1»4 t» vetpztg«Ttz»»»rrg, «ine Wohnung iu der 2. Etage, IS) Reihe»haiuer Gtrah« Rr. 144 I» Letpztg-Thanherg «in« Wohnung ebendaselbst, IS) »hrmaltge« Arme»hau» t« Leipzt,-Löhnt,, »toe klein« «ahn»na «» her 1. Etage, 20) »nrze Gtratze Rr. 14 t» Letpzig-Vlagwth, «hrmaltge» Rathhau«, ei»e groß« Wohnung ta -er 3. Etage. ri) Ge«rt»»e»«t»ftratzr Rr. » t« Letpztg-Ltnhrnau Ntrd»rlag«räum» tm Parterre link», 22) Gr«et»he««t»ftrahr Vr. 4 t« Lrtpgtg»Lt»tz««a« NN« Wohnung in der 2. Etage. Die Miethränm« untre 13, 14 »nd 88 sind vom 1. Juli, di«, jtnigen «„»er Nr. l, 3, 7, 8 S, 10, 18, 1? nnd IS vom 1. Oktober dies«« Jahre» ab and alle übrig« sofort z» oermiethen. Miethgesnch« wrrden a»f hl» Rnthhaus«, 1. Vag«, Zimmer Kr. 8. «ntgegr» genomm ' tg. d» L Ape Leipzig, Der R«4 »er Gk»Pt Vr. Tr«>dli». Steckbrief. « Schifter L«rk Frtehrtch Stltzrk» ledert, geboren am 18. Jnat 1887 t» Etarkow, Kreil Templtn, ist, nachdem a wegen Verbreche, gegen tztz- 248. 844 de» Stras. «irdÄnckt, henfald« ftstznaehene» »nd t» da» Gericht«- Gesinantß z» Zehdmttck ^anlleferm Zchdentch de» 1». «prü 13«. Veschreih»»,. lllter: öbJahr«. Gtat«: »»«ersetzte Haar» »etß. Goeach,: deutsch. Kleidung! blau« vchtftermütz«, brnun« Estriche Jeck», sch»«,, AnsbelMhose, «nhattsstrünlpft nnd braun» Lekarmtmachun-. Di« Gl«fer», Tischler-, Gchloftrr-, Gasleitung»- und Wasser- lettung»arhette» znm Bau de« ZwaugSarbeitShauseS zu Leipzig iad vergeben. Di« nicht berücksichtigten Bewerber werden daher ihrer Angebote stermit entlassen. zig, am 14. April 1892. IMS. Der Rath der Gtadt Leipzig. 1». 489. vr. Lröndltu. Lindaer. Städtische Volksschulen. Die Aufnahme der mit Ostern 1892 schulpsllchtla werdenden Kinder findet iu sL««tltche» städtischen Volksschulen Kürzer- und BezirkSschulen) DanuerStag, den 41. April, tatt und zwar um 4 Uhr tn der 3., 4., k., 8, 7., 9.. 10., 12. Bürgerschule, in der 1.. 4.. L., ?.. 8.. 10.. IS.. 21.. 22., 83.. LS., 26. BezirkSschnle, in der 6. und 18. BezirkSschule nur sür die Üuaben; um 14 Uhr iu der 1. höheren Bürgerschule sür Knaben und der 2. höheren Bürgerschule, in der L.. 8., 11. Bürgerschule und der Bereinigten Freischule, in der lL.. 17., 19.. Bezirrrschule, in der 18. vürgerichuie und 24. Bezirksschule nur für die Knaben, in der 18. BezirkSschule nur für die Mädchen; um 1 Uhr in der 27. BezirkSschule «ur für die Knaben; um 4 Uhr ln der II. und 20. BezirkSschule, in der 18. Bezirksschul« uur für die Knaben, in der 13. Bürgerschule, 6., 24. uud 87. BezirkSschule nur sür dir Mädchen; um 4 Uhr iu der I. HSderen Bürgerschule für Mädchen and der 3. höheren Bürgerschule, in der 2. 3., 9.. 14. BezirkSschule. io der 18. BezirkSschule «or sür die Mädchen. Solche» wird gemäß 8. 27 der Schulordnung der Gtadt Leipzig hierdurch bekannt gemacht. Leipzig, he» 16. April 1808. D-r Direktoren per ftLötisckett ValkSschulen. Höhere Lchlüe för Mädchen. Da» neue Gchnljckhr beginnt am Mantag» den 4K. April, früh »m 8 Uhr. Dt« ,»rite Aufnahmeprüfung uud dir Vach- prsts«»g finden an demselben Tage am S Uhr statt. Leipzig, den 18. «prtl 1898. vr. A^eliffram. Städtische Fortbildungsschule für Mädchen. Die Aufnahme der ne» angemeldeten Schülerinnen findet Mantag, »e» 4L. April, früh 8 Uhr tm PaNrrresaale der Schule statt. Mitzubringen ist da» Leusurbuch. Leipzig, den 80. April 1898. Dir. C. Reimer. 8. städt. Fortbitdungsschule in L.-Lleinzschocher Dt« Anmeldung neuetntreteuder Schüler bat am Dienstag, den 28. April, Nachm, von b—8 Uhr zu erfolgen. Gleichzeitig nimmt der Unterzeichnete die Abmeldung derjenigen fortbildung». schnlpfltchtige» Knaben entgegen, welch« tu ander« Schulen über- treten wollen. Der Bezirk der 8. Fortbildungsschule umfaßt L.-Ktet»zschoch«r und L.-Ait^chleutzig. L^Kleinzschocher, d«t 21. April 1892. S»«I»^ Direktor. Vas Ende der itatienischen Ministerkrifis. Die Neubildung de« italienischen Ministerium» ist unter Umstünden erfolgt, welche beweisen, daß Italien schweren Kümpfen rntgcgengeht. Die bestehenden Berbültnisse drüngen mit Macht auf eine durchgreifende Umgestaltung der ge- fammten Verwaltung hi», die Zeit fiir die Anwendung kleiner Mittel zur Beseitigung diese« oder jene» Uebrlstandeö ist vorüber, nur eine Radicalcur kann Italien Uber die Schwierigkeiten hinweghelfen, unter denen «v feit seiner Einigung leidet. Noch am 18. April schrieb dir halbamtliche -Op'nione", daß der Auögang der Krisi« zeigen wrrdr, ob Italien militairisch bankerott sei und ob r« au» dem Dreibund au»scheiden werde oder nicht, und einen Tag spüter wurde gemeldet, daß ein neueö Ministerium auf der Grundlage militairischer Ersparnisse zu Stande gekommen fei. General Rircotti scheint somit da« Mittel entdeckt zu haben, wie im Leer Ersparnisse erzielt werden können, ohne di« Organi sation anzutasten, den» von der Auflösung zweier Armeecorp» kann natürlich mcht dir Rede sein, wenn Nudini diese zugc- stehen wollte, brauchte da- Ministerium nicht am 14. April seine Entlassung einzurrichen. Von großer Bedeutung erscheinen die Erklärungen, welckie der Fiuanzmioister Eolomvo m der entscheidenden Minister empfahl. Colombo verlangte die Verminderung der Präfectinen, dir Aufhebung der Unterprüfecturen, die Verschmelzung der Finanz-Intendanturen, Schulinsperlioncn und Bauümter mit den Präfekturen, die Verminderung der Universitäten,derenZahl gegenwärtig 22 betrügt, uad anderer Hoch- und Mittelschulen, die für rin doppelt f» stark bevölkerte» Land noch rin Ueber- maß darstrlle» würde». Er gab dem Iustizminister zu bedenken, daß von de« fünf Eassation-Höfe» vier, von den OberlandeS- gerichte» dir Hülste gestrichen werden könnten. Eia so ver wickelter Verwaltung-Apparat muß natürlich Unsummen »er schlingen, und Colombo hat gewiß nicht übertrieben, wenn rr dt« Ersparniß, welche durch die Vereinfachung der Ver waltung zu erziele» ist, auf zwels Millionen jährlich ver anschlagt. Colombo verkennt nicht, daß die Befolgung der von ihm empfohlene» Vorschläge dem Ministerium große Schwierigkeiten bereite» würde, aber e« scheint ihm besser, für eine gerechte Sache zu fallen, al» einen al» falsch erkannten Weg weiter zu »erfolgen »nd zu diesem Zweck dem Volte neu« Laste» anfzubürdr«. Dir Streichung zweier Armeecorp« bat Eolomb» »ur al» letzte» Au»kunft»«ittrl angeführt, um neue Steuern zu ver» meide», e« bleibt ouumehr abzuwarten, worin dir militairischen Ersparnisse bestehen sollen, da die Abänderung der Orga nisation de» Heere» für unmöglich erklärt worden ist. Der zorückgetrete»« Finauzmioistrr Colombo hat dem Laude durch seine gemeinverständlichen radikalen Vorschläge zur Verbesserung der Finanzen ein werlhvolle» Brrmächtniß hinterlassen, da» sicher nicht ohne Einfluß auf die fernere Entwickelung bleiben wird. ES ist bei Gestaltung der italienische» Einheit offenbar mit viel zu großer Schonung deS Bestehenden ver fahren worden, die Regierung hat den berechtigten Eigcn- thümlichkeiten der einzelne» Theüe beS Königreichs viel zu großen Spielraum gewährt, das eingewurzelte Nebel der Sinecuren, welches m den romanischen Staaten stets eine so große Rolle gespielt hat, ist auch für Italien verhängniß- voll geworden. In Spanien hat man erst vor einigen Jahren angefangrn, mit den überzähligen Generalen anfzuräumen, und r« ist bekannt, wie eifrig die Aemtcriagd noch heute in Frankreich betrieben wird. Die Zahl der Personen, welche früher am Mark deS Volkes gezehrt haben, ist so groß, daß auch der Rest noch immer weit über das Bedürfniß an Be amten hinausgebt, und das junge Königreich Italien bat ge glaubt, diese unhaltbare» Verhältnisse nicht gewaltsam ent fernen zu dürfen. Uiizweifel aft bat ein Tdeil der finan ziellen Schwierigkeiten auch noch andere Gründe, wie wir bereits angedeutet haben, z. B. die ganz verkehrte Colo nialpolitik. Woran Italien hauptsächlich krankt, ist da- Mißverhältniß zwischen den Ansprüchen der Bevölkerung an den Staat und den Leistungen, welche sie dafür aus sich zu nehmen, bereit ist. Sie will schrankenlose politische Freiheit haben, sie ist eS zu frieden. daß Italic» im Range der europäischen Staaten als Großmacht zählt, sie will aber auch nicht auf alte eingewurzelte Nebel verzichten, weil sie einer Anzahl Müßiggänger und Streber ihren Unterhalt auS den StaatSgelvcrn gewähre». ES ist über haupt in Italien, wie in Spanien und Frankreich hergebracht, daß die Bevölkerung ungemessene Anforderungen a» die Regierung und an die StaalSverwaltung stellt, dafür aber nicht die ent sprechenden Leistungen zu gewähren geneigt ist. In Frankreich ist e» trotz uiiaushörlicherUmwälzungen gelungen, diesenAnniaßungc» rin Hicl zu srtzen; in Spanien und Italien ist davon weniger zu spüren, weil beide an den Folgen ihrer Vergangenheit kranken und weil sie noch nicht in die Lage gekommen sind, ihr« Existenz gegen äußere Angriffe zu verthrikiacn. Für die Zukunft Italien- ist die Zugehörigkeit zum Drei bund entscheidend, bei allen inneren Streitigkeiten kommt stet« der Gesichtspunkt zur Geltung, daß Italien nicht« thun dürfe, was seine» Pflichten als Mitglied de« Dreibundes zuwidrr- läuft. Die italienische Finanzkrisis ist nicht allein eine innere Angelegenheit, sondern sie greift zugleich in daS Gebiet der inlcrnalionalen Beziehungen binürcr, wie die „Opinione" treffend bemerkt. Der Minister Colombo bat der Krisis dadurch noch eine breitere Grundlage geschaffen, daß rr die inneren Angelegenheiten Italien- mit ker niilitairischeiiLeistung»- säbigkeit deS Landes in Beziehung gesetzt hat. Er hat die Alternative gestellt: entweder Vereinfachung der Verwal tung oder Verminderung des Heeres. Rudiin hat darauf in der „Opinione" geantwortet: „Die Verminderung deS Heere« ist gleichbedeutend mit dem Ausscheiden Italien« aus dem Dreibund." Hier liegt der Schlüssel zur Entwickelung ver Zukunft Italiens. Die Volksvertretung muß sich dessen bewußt werden, daß di« Kammern nickt der Ort sind, um versöoliche Interessen wahrzunehmen, sondern um da» Ge- sammtwohl zu fördern. Alle Verhältnisse Italien-, welche noch di« Spuren der Vergangenheit an sich tragen, strotzen von Mißständen, die unbedingt beseitigt werden müssen, wenn au» den Ruinen neue- Leben erblühen soll. Eri»pi hat darüber rin phrasenreichr» Actenstück in der letzten Thronrede zur Eröffnung des Parlament« hinterlaffen. Er legte darin den Nachdruck auf die Lösung der socialen Frage mit be sonderer Rücksicht auf die Verbesserung der ländlichen Arbeiter-Verhältnisse, dagegen erwähnte rr dir weit über die Grenze» der Nothwendigkeit hinausreichende Vielgestaltigkeit de» VrrwaltungSapparate« mit keinem Worte. Der Finanz- minister Colombo hat sich dadurch rin bleibende» Verdienst erworben, daß er dir öffentlich« Aufmerksamkeit aus diesen Krebsschaden Italien» gelenkt hat, und e» ist nnau»vlriblich, daß seine Worte weiter wirken und den Erfolg haben werden, daß sich Parlament und Volt dieser Cardinalsrage bemächtigen und auf ihre Lösung dringen. Die Bildung eine« neuen Cabinet» ist im vergleich damit von ganz unter geordneter Bedeutung, e» kommt darauf an, daß die Ursachen sväterer Krisen vermieden werden. Wenn da» italienische Volk die Worte beherzigt, welche ihm Colombo beim Scheide» au» seinem Amte al» Finanzminister zugerufea hat, so wird r» nur seine» eigenen höchsten Interessen dienen. Ein Volk, da» politisch frei sein will, muß auch die Fähigkeit habe», Mißständc au-zurotten, und wenn ihm dadurch auch Opfer zugrmuthet werden. * Deutsches Reich. Ls Berlin, 20. April. Auf der demnächst stattfindenden Generalversammlung de» UntrrstützungSvercin» deutscher Tabakarbeiter wrrden die Tabakarbeiter in Berlin den An trag auf Einführung einer Arbeiterschutzmarkr für die Eigarrcnindnstrie stellen. Diese Arbeiterschlitzmarke war ursprünglich nur für Berlin geplant; jetzt soll sie, und zwar unter schärferen Bedingungen, in ganz Deutschland ein- geführt werden. Diese Schutzmarke sollen nur diejenigen Fabrikanten erhalten, welche ausschließlich Mitglieder de« UntrrstützungSverrinS brr Tabakarbeiter Deutschland- be schäftigen, die vom Verein festgesetzten Arbeitslöhne zahlen, keine Hau«arbrit auSgeben und Fabrikräume bestden, die mindesten» den bundr-räthlichen Bestimmnngen entsprechen. Dir Einführung, Leitung und Contrvle der Schutzmarke, nach der Union Label, ^soll dem Vorstande obliegen. Wir man sieht, werden die Socialdemokraten immer kühner, sie dürsten fick» jedoch i» diesem Falle in« eigene Fleisch schneiden, drun ersten» will ein großer Theil der Eigarrenarbeiter gar nicht in der Fabrik arbeiten, weil rr r« sich dabeim bequemer einrichtra kann und er dort auch mehr verdient, und zweiten» würde ein Boykott gegen dir Fabrikanten ohne Schutzmarke ganz Wirkung«!»« sein, wie dir früheren Boykott« und Sperren in der Tabakbranche gezeigt habe«. — Die Gewerkschaften Stuttgart» haben nnen Entwurf für einen gewerblichen städtischen «rbrit-nachwei« au«- arbeiten lassen. Sie beantragen Errichtung communalrr Arbr»«nachwtistburraup, die unter der Aufsicht einer unter der Leituug de» Vorsitzende, stehenden, zu gleichen Theilen aus Unternehmern und Arbeitern zusammengesetzten Arbeits nachweis - Commission geführt werden sollen. Al« die Hauptaufgabe de- Institut« wird bezeichnet: Stellen- suchenden Arbeit zu vermitteln und möglichst allmonatlich eine ArbeitSlosen-Statistik aufzunehmen. Die Stellenvermitt lung soll unentgeltlich sein und da« Bureau für den Arbeits nachweis von der Gemeindeverwaltung zur Verfügung gestellt werten. Zwei von der Geiiieindeverwaltuug besoldete Ver walter, welche der ArdeitSnachweiS-Commission unterstellt sind, besorgen die Bureaugeschäfte. — Die Arbeiterinucn-- Bewrgung macht langsame Fortschritte. Im Monat März wurden in Deutschland 40 Versammlungen für Frauen und Mädchen resp. Arbeiterinnen - VereiuSversammlungen und 3ü Versammlungen für Frauen und Männer abgrhalten. In 22 Versammlungen trat eine Frau als Reserrntin auf.— I» Hof in Oesterreich ist die Casse de« Allgemeinen Arbeitervereins mit einem Inhalt von 22 fl. 73 kr. an geblich gestohlen worden. Die Casse hatte sich im Bibliothekskastcn befunden, der mit zwei vorlcgeschlöffern versehen war. * Berlin, 20. April. (Telegramm.) Der „Reichs- anzciger" publicirt da« Uebereinkommrn zwischen dem Reiche und den Unionsstaaten über den Schutz der Urheberrechte. — Der Colonialrath ist heute zusam- mengctretcn. In der Bcrathung wurde die Nothwendigkeit anerkannt, Einheitlichkeit bezüglich der Sprech- und Schreibweise der geographischen Namen schleunigst berbcizusühren. Der Colonialrath entschied mit geringer Mehrheit, die Regelung sei von einer besonder» durch den Reichskanzler zu berufenden SachverstLndigen-Commisstoa zu treffen. — Der Kaiser und die Kaiserin waren gestern Abend Gäste der russischen Botschaft. Al» um 7 Uhr die Einfahrt der Majestäten in das Portal der Botschaft ge meldet wurde, eilten Gras Schuwalow und seine Gattin die Treppe hinab, um sie zu begrüßen. Der Kaiser in seiner russischen Uniform mit breitem Ordensband reichte der Frau vom Hause den Arm, während der Botschafter die Kaiserin die Treppe hinaus geleitete. An der Mitte der Tafel war der Platz sür den Kaiser, der zu seiner rechten Nachbarin die Grasin Schuwalow, zu seiner linken die Herzogin von Sagau yatte. Ihrem Gemahl gegenüber saß die Kaiserin zwischen dem Botschafter und dem Reichskanzler Grafen Capnvi. Unter den übrigen Gästen bemerkte man die Gene rale Freiherr v. Mcerschcidt-Hüllcssem, v. Versen, v. Hahnke, Graf Wedel, den StaalSsecreiair Freiherr v. Marschall, den Herzog von Saga», den Oberhosmarschall Grasen Eulenburg, den HauSminister v. Wedell, die Oberhofmcisterin Gräfin Brockdorff, den Oberbofmeister Freiherr» v. Mirbach, den Grneraladjntanten v. Werder u. A. m. — Herr von Helldorff-Bedra läßt in der »Kreuz- Zeitung" den Schriftwechsel veröffentlichen, welcher zwischen chm und Herrn v. Kleist-Retzow anläßlich der Ausschließung v. Hclldorsf'S auS der conservativen Fraclion stattfand. Herr v. Kleist-Retzow gicbt darin zu, daß die bekannte Maßregel lediglich der politischen Haltung de- Ausgeschlossenen «egen erfolgte. — Nach einer Mittheiluna de» Minister« de» Innern ist neuerdings wiederum mehrfach Verbrechern, welche dem- uächst an da- Au«laud au«zuliefern gewesen wären, »n Folge de» mangelhaften Zustande» der zu ihrer vorläufigen Verwahrung benutzten Polizeigefängnifse die Flucht au» den selben gelungen. E« sind derhalb von den zuständigen Organen gutachtliche Aeußerungen darüber erfordert worden, ob nicht zur Vermeidung solcher, im Verkehr mit dem AuSlande äußerst unerwünschter Borkommuiffe vom Gebrauche kleinerer, zur Aufnahme siuchlvrrdachliger Personen überhaupt oder doch nur manaelyaft auSgestattrtrr Polizeiaefängoisse gänzlich abzusehen, die Unterbringung der zum Zwecke der Auslieferung an da» Ausland doch immerhin längere Zeit festzuhbltrndea Personen vielmehr nur in größeren, genügende Sicher heit bietenden Polizeigesänguissen zn bewirken sein möchte. — In dem von G- Schanz herau-gegebenen „Finanz archiv" kommt der Abg. vr. Sattler in einem brmrrken»- werthen Artikel über dir Schulden de» Deutschen Reich» zu folgendem Ergebniß: „Bedenkt mau, daß an Tilgungen im Deutschen Reich« über haupt nicht gedacht wird, so ist e» »atürlich, wenn da» rasch« An wachsen der ReichSschuld bei vorsichtlgrn Ftnanzpvlitikern trotz be im Vergleiche zu andern Staaten ausnehmend günstigen vermögenS- slande« Deutschlands mehr «nd mehr Bedenken erregt. Dieselben sind im Lans« der letzten Jahre von Mitgliedern fast aller Parteien im Reichstage ausgesprochen uad haben zu verschiedenen Vorschlägen nach dieser Richtung hin geführt. Line eigentliche Tilgung nach Art der früher in Preußen statifindenden ist allerdings kaum in Vorschlag gekommen, well dieselbe bei fort dauernder gleichzeitiger Nöthlgung zur Ausnahme von Anleihen ftnalizirll nicht vorlhellhast erscheint und deshalb auch ta Preußen seit 1869 möglichst bkseltlgt ist. Dagegen hat man daraus hingedrängt, größere Thrtle der durch Anleihe gedeckten Ausgaben auS den lausenden Einnahmen resp. den Matrtcularbeiträgen zu bestreiten, um so da« Anwachsen der Reichsschuld zu verlangsamen. Alle diese Schritte genügen den An sprüchen einer wirklich soliden gtnanzwirlhschaft indessen noch lang» nicht, welch« stets daraus hindrängen müssen, gerade bei dein un- productiven Charakter der Reich»schnld und bet der nicht zu «er kennenden Thatsoch«, daß die au« ihr beschafften UermögenSgegen- stände alljährlich beträchtlich« Aufwendungen zur Erhaltung uud Erneuerung benöthigen, jährlich einen besinnmira, nicht zu niedrig bemessenen Betrag derselben an« den laufenden Einnahmen zu tilgen oder zur Verrechnung auf offen« Eredite zu bringen. Gegen dt« letztere Art läßt sich der Vorwurf onch nicht erhebe«, rS sei finanziell uuvortbeilhost, aus der einen Seit« Schulden zu tilgen, «ährend man aus der andern solch« wteder machen müffe. Nur dt« Furcht vor einer infolgedessen erforderlich werdenden Erhöhung der Matrieularbelträae hat bisher die Ausführung dieser Maßregel ver zögert. Bet dieser Sachlage verdient e» unsere« Erachten» wohl der Erwägung, ob man denn nicht tventgsten» die Ueberschüffr der Reich-Verwaltung aus Aaleihecredtte verrechnen sollt», anstatt stk, wie dt-der, iu den Etat de« zweiten aachsolgeaden Jahre« zur Bestreitung der laufenden AnSgaben etnzustellen. Trotz aller Mängel Hai da« sogenannt« Eiienbahngarantteaesetz tn Preußen datzt« ge führt, daß dt« Ueberschüff« zur Schuldentilgung oder Verrechn»»» ans Anleihen benutzt werden, während sie sonst leicht »n noch stärkerer Steigerung der Ausgaben veriilbrrn könnte». Dadurch ist im Laufe der Jahre eine sehr «rhelliche Verminderung de» «nleihebedars« erziel«. Da« Deutsche Reich hat ab« grotze» Jntereff, daran, nnch seine» «nleihedednrs », vertagen», da sei, w«d«tzG
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