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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920527021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892052702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892052702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-05
- Tag1892-05-27
- Monat1892-05
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i» d« Hauptervetzitt», Me dpi t» vt^ d'tltk ß«, »«, X„M> «Acht», «,». eetzesteü», e»,,»,lt »«M»li»»A<chulL»0c tzei t-glichee 8»ft,ll»», ln« Hau« ^ »^L Hä»Ab tzte^iß -«»»«ea fltr D«>,!ichl«»d «m» Oesterreich: »t«r»ki,öbr>>ch » «.—. Dir«« «,lich» Kreuztz«»»^»»»,, «»- «»«>«»: «—»ich . ) Abend-Ausgabe. «rtz,rti», >,» LnetzM,,: I«hau,rs«,Is, 8. Lte«n»edl»1o»ff Mts«»«o» .U'AÄNW" VN, »«««'» G,Nt«. <«f»» HotzU», u»iv«i,»»«sl»H, 1, r,»t» e»sch«. K,ttz«rlu«»^ 14. Mt. «» »M^vla» 7. Ärigtr.TagclilaN Anzeiger. Organ siir Politik, LocalgestWe, tzan-els- rmd GcschiiftSverkehr. J«sertto«Apr»iD Die 6 gespaltene Petttzeile -0 Pf-."' Reet,men mrtrr de« Retz«c1t»^ft»tch («-»» jpaile») 50^, sor deo Famiti»u««chrt»hti» (bgejpaltru) «0^. Größer« Echristen ta»t Misere» Preis» »rrzeichaiß. Tabellarischer »nd Zifferusatz »ach höherem Tarif. Vtztra-veiX-ri« (gesalzt). »»r «11 der Pillloen-Autoab». »b«e P«stb»svrder»»g >« 66.—, m»t Vostbesüktzeru», 70.—. Iun,h»eschlui str Insrrntr: Abead-AuSgab«: Bormütag- 10 Uhr. Marge»-Ausgabe: Nachmittags «Uhr. kann- »»d Festtag- srüh 9 Uhr. Bei d«u Ftiia'.e» »ad Annahmestellen je «d« halb» Et»»d« sr»h«r. Inserat« p»d stet« an dt« Erordttta» t» richte». Druck und Verlag von E. Pol» t» Lrtpzlg ^26S. Freitag den 27. Mai 1892. 88. Jahrgang Mar von Forckenbeck -j-. Am Nachmittag de- Himmelfahrtltage« ist Mar v. yorcken- Heck nach kurzer Krankheit plötzlich durch einen Schlazanfall dahingerafft worden. Der Name de» Oberbilrzermeister« von Berlin wurde seit dem Jahre 1858 überall genannt, wo er sich um die politische Entwickelung Deutschland- handelte. Er trat leitend hervor in der Zeit, al» di« Reorganisation de« preußischen Heere- den Gegenstand des Kampfe« zwischen Regierung und Volksvertretung bildete, und um die Person Forckenbeck'S schaarten sich auch die Gegner de« Zolltarif« von 181V, al- er die Versammlung der freisinnigen Wähler in Stadt »nd Land nach dem Zoologischen Garten >n Berlin berief, um gegen die Zölle auf die nothwendige» Lebensmittel Wider spruch zu erheben. Forckenbeck kann als Parteiführer nicht mit demselben Maße gemefsrn werden, wir etwa Richter und Bamberger; niemals gehörte er zu den grundsätzlichen Gegnern der Regierung in dem Sinne, daß ihm jede» parlamentarisch zulässige Mittel recht erschien, um für dir Zwecke seiner Partei zu wirken; er war kein Agitator, der im Lande uliiherrriste, um Stimmung zu machen, sondern er be obachtete stet« den Grad von Zurückhaltung im öffenl liehen Leben, welcher ihm den Einfluß eine- Parteiführer» sicherte, ohne ihn in persönliche Streitigkeiten zu verwickeln. Dieser Borzug seine- Charakters und seine- Wesen- ließ ihn al- besonder- geeignet erscheinen, den Borsitz im Parlament zu führen, und in dieser einflußreichen Stellung hat er sich befunden von 1866 bi- 1873 im preußischen Abgeordneten haus« und von 1874 bi- 1884 im deutschen Reichstage. ES ist ein Zeichen unserer Zeit, daß die parlamentarische Thätigkeit Forckenbeck'- kaum noch Spuren zurückgelassen hat; die Ereignisse sind darüber hinweggegangen und dir weltgeschichtliche Bedeutung der Neubegrltndung de- Deutschen Reiche- hat e« nur einer ena begrenzten Zahl von Persönlich keiten vergönnt, die öffentliche Aufmerksamkeit fortgesetzt und dauernd zu beschäftigen. Der Kampf, welcher in den Jahren 1859 br- 1866 zwischen Regierung und Volksvertretung Preußen durchgefüvrt worden ist, hat durch die nach ui folgenden Ereignisse seine Bedeutung nahezu verloren; beute erscheint er uns nur noch al- eine vorübergehende Aufregung, welche durch dir Thatsachen als unuöthig erwiesen worden ist. Daß diese Auffassung vorwiegt, ist aber nur di« Folge der Wirkung stärkerer Ereignisse, welche in ganz Europa verspürt wird; wenu jetzt wieder eine größere Ruhe und Stetigkeit im politischen Leben eingetretrn ist, werden auch Vorgänge von geringerer Bedeutung zu ihrem Rechte kommen. Forckenbeck'S Wirksamkeit fällt in eine Zeit de« Urbergange-; er trat in da- politische Leben, als die verfassung-mäßigen Rechte der Bolk-vertretung in Preußen gefährdet erschienen, ia der Vollkraft de- Manue-alter- sad er sich vor die Noth. Wendigkeit gestellt, die verfassung-mäßigen Rechte de« Volke- zu vertreten, und er hat «S mit derselben Energie grlhan, welche di« damals noch geeinte liberale Partei in allen ihren Theilen und Vertretern kund gab. Selbst Georg v. Vincke vertrat diesen Staodpuact, wa« er am besten dadurch bewies, daß er den Compromiß-Antrag auf vorläufige Gewährung der Mittel für die Reorganisation de- Heere- stellte. Nach den Siegen de- Jahre» 1866 wurde der Streit durch da- In» demnitätSgesuch der Regierung und durch die Gewährung diese- Gesuch- a«S der Welt geschafft und dadurch be wiesen, daß die Opposition gegen die Militairorganisation durchan« im Recht gewesen war, wenn eS ihr auch an poli tischen» Scharfblick gemangelt hatte. UebrigenS ,st eS aar nicht die Aufgabe der Parlamente, mit politisch neuen Ge danken bahnbrechend aufzutreteu, sondern ihre Bestimmung ist e», ihre warnende Stimme zu erheben, wenn di» Regierung mit ihren schöpferischen Gedanken allzu scharf in- Zeug geht. Kürst BiSmarck bat selbst einmal im Parlament gesagt! „Wenn die Schlacht bei Königgrätz verloren ging für Preuße», dann hätten mich die alten Aöcibcr in der Hcimath beim Empfang mit ihren Besen todt geschlagen", also war doch da-, wa- auf dem Spiele stand, nicht so unerheblich, das die Bolk-vertretung die ausgewendeten Kosten für die Reorga nisation de- Heere- ohne Widerstand hätte bewilligen können Aber Begeisterung für große Errungenschaften und nüchterne Erwägungen über Volk-rechte wollen nicht zusammen paffen, besonder« wenn die Erfolge der Re-ierung-politik so über- wältigrnd sind, wie sie e« in den Jahren 1866 und 1876 waren Der Erfolg ist der Herrscher im Leben, mag e« sich um Personen oder um Völker handeln, und die Geschichte wird durch Thatsachen bezeichnet, Bestrebungen kommen nur al- vor- bereitende Kräfte in Betracht. Es giebt jedoch eine Grenze für all« Bemühungen, welche lediglich da- Recht vertreten, Zur Erinnerung an den Leipziger Superintendenten und Liederdichter Nicolau- Selaecker.*) (t am SL. Mal 15S2.) >o» o. a>. Wer, der nur einigermaßen auf den Liederschatz seiner Kirche halt, kennt nicht jenen glauben-innigen Brr« unsere- Gesangbuches, welcher anhebt: .Laß mich dein sein und bleiben" und der, soweit die deutsche Zunge klingt und Gott im Himmel Lieder singt, unzählige Mal, besonder- am Schluffe de- Gottesdienste-, anaestmimt «ordr» ist? Der Dichter desselben war bekanntlich vr. Nicola»- Selneckcr, zuletzt Superintendent in Leipzig, und e« sind am 24. Mai diese- Jahre« 300 Jahre verflossen, seit dieser hervorragende Vorkämpfer de« Lutherthum- und geistbegabtr, echt kirchlich« Lieder dichter in unserem Leipzig au- dem Leben schied. Nach manchrrlei Wanderungen und nach den härtesten An- frinunaen und Verfolgungen während der leidige» krypto- calvmistischen Streitigkeiten ist er in den Maueru unserer Stadt sanft und selig zum ewigen Frieden ein gegangen, iudem er sich gleich seinem Lehrer Melanchthon Wegen Raummangel« verspätet. D. Red. veil im Bolk-leben die Gewalt doch da- letzte Wort trhLlf. Al« Ausgleich zwischen dem Recht, welche« der Erfolg gebiert, und dem Recht, welche- durch Beiträge gc- chaffen oder durch natürliche Ansprüche gegeben ist, tritt dir ewig waltende Vorsehung ein; sie setzt Allem, wa- nickt lebensfähig ist, ihr Ziel »nd berichtigt die Jrrthllmer, welche au- der unzulänglichen Erkenntniß des Menschen hrrrüdrcn. Die Grenze zwischen Gewalt und Recht wird häufig genug verwischt, aber im Lause der Jahrhunderte kommt dock da zeitweise unterdrückte Recht wieder zu Anseben und Geltung, dafür liefert dir Geschichte unanfechtbare Zeugnisse. Forckenbeck hat außer seiner politischen Thätigkeit auch «ine comnninal« Wirksamkeit von unzweifrlbafter Bedeutung aufzuweiscu, denn er stand an der Spitze der Verwaltung Breslaus von 1873 bi- 1878 und war Oberbürgermeister von Berlin von 1878 bi- zu seinem am 26 Mar erfolgten Tode Berlin bat unter Forckenbeck'S Verwaltung eine Zeit ungeheure» Aufschwünge- vurchgcmacht. kenn die Einwohner zahl der Rcich-Hauxlsiabt ist von einer Million bi« aus nahezu 1 76» 006 gestiegen wäbrend seiner Ämtsjührung ist Berlin canalisirt, mit Wasserleitung versehen und mit Markt hallen auSzestattet ivorden und eine Hauptaufgabe, welche unter Leitung Forckenbeck- noch ibrer Erledigung entgrgen- sah, war die Vereinigung der Vororte mit der Stadt Mitten in der rastlosen Thätigkeit, welche der Obcrbürger »leister Berlin- auswandte, ist er au- seinem Amte ad berufen worden, aber da», wa- er geschaffen hat, bleibt und wird ibm da- ehrende Andenken seiner Mitbürger bi» in ferne Zukunft sichern. Dir Berliner sind von jeder durch ihre Eigentümlichkeiten, die sich in Streitsucht und Ueberhrbuug über Andere äußern, bekannt gewesen; schon zur Zeit der Uebernahmc der Herr schaft der Hohenzollern über die Mark Brandenburg im Fahre 1415 wird von Kämpfen zwischen Stadtverordnete» und Magistrat in Berlin berichtet, die zum Theil einen sehr gefährlichen Charakter anuadmen, wie unter dem Ober bürgermeister Bachmann. Diese Streitigkeiten haben bi- in di« neuest« Zeit hinein fortbestanden, Magistrat und Stadtverordnete standen sich meist kampsgerüstet gegenüber. In dieser Bestellung hat sich unter der besonnenen Führung der Geschäfte durch Forckenbeck ein sehr erfreulicher Umschwung vollzogen, welcher auf da- Wohl der Stadt von den segensreichsten Folge» gewesen ist. Heute herrscht volle Eintracht im MazistraiScollegiuin und in der Stadtverordnetenversammlung und da- Vrrhältniß zwischen beiden städtischen BerwaltungSkörpern läßt nicht« zu wünschen übrig. Unter diesen Umständen ist zu wünschen und zu hoffen, daß eS gelingen möge, für Forckenbeck eine» Ersatz zu finden, welcher dir Geschäfte der Stadt in seinem Sinne fortführt. Forckenbeck ist ein Sohn der rotben Erde, er wurde am 21. Octobrr 1821 in Münster geboren und ist seine- Be kenntnisse- Katholik; da- hat ihn aber nicht gehindert, in dem protestantischen Berlin ein Bürgermeister bester Art zu sein, der sich immer nur auf den Standpunct gestellt hat, da- Beste der seiner Obhut anvertrautcn Reichshauptstadt wahr- zunehmcn und auch in Fragen, wie sie die neueste e- vrackt hat, da- Richtige zu treffen. Ehre seinem An denken ! * Die neueste Krists in Italien. Die Hoffnung, daß mit der Bildung de- CabinetS Gioliiti eS gelungen sein werde, Italien au- dem Zustande der Unsicherheit und Zerfahrenheit, in dem c- sich seit geraumer Zeit befindet, zu befreien, hat eine herbe Täuschung erfahren. Fm Gegcntheil, die beiden letzten Tage haben wieder eine solche Wendung berbeiaesührt, daß beute tbatsächlich eine neue italienische MinisterkristS «pistirt. Da- Ministerium Gioliiti hat am Mittwoch, al- eS sich mit seinem Pro gramm der Kammer vorstelltr, einen äußerst kühlen za geradezu feindseligen Empfang gefunden, und die Ab stimmung von gestern hat gezeigt, daß eS über keine Mehrheit m der Kammer verfügt. Die Rede Giolitli'S wurde, wie die heute vorliegenden au«führlichtrr» Berichte ersehen lasten, an manchen Stellen durch Heiterkeit und Unruhe unterbrochen, von einer Beifallskundgebung aber ist nicht- zu melden Als der Ministerpräsident mit den Worten schloß »Ich vertraue dem Patriotismus der Kammer", ant «ortete ihm kalte« Schweige». Da- Programm Gioliiti'« entspricht de» Andeutungen, welche in den letzten Tagen de lannt wurden, e- ist der ArbeitSzettel eine« Geschäft- Ministerium- und entbehrt der leitenden Ideen und jeglichen höheren Gesichtspunkte«. Herr Giolitti wiederholt da« wohl herzlich danach sehnte, von der .Wuth der Theologen" endlich erlöst zu werden. — Nicht weniger als 175 Schriften von ihm sind »m Druck erschienen. Seine geistlichen Lieber find neuerdings wieder aufgelegt worden. Auch machte er sich um den Kircheugesang besonder« durch Bildung eigener Chöre sehr verdient. Bor Allem aber ist er al- Mitarbeiter an der streng lutherischen sogen. Concordirnformel (l577) kirchengeschickmich denkwürdig. — Geboren am 15. Decembcr 1536 zu Her-bruck bei Nürnberg, studirte er in Wittenberg und wohnte dasclbst bei seinem hochverehrten Lehrer Philipp Melanchthon. Bon 1558 an Hofprediger mH-re-den, wurde er >561 Professor in Jena. Wegen de-Verdacht-, ein heimlicher Calvinist zu sein, im Jahre l568 seine- Amte« daselbst entsetzt, wurde er zum Professor m Leipzig ernannt, von wo er jedoch bereit- 1570 als Hofprediger nach Wolsenbüttel berufen wurde. Nach Leipzig zurückgrkehrl, ward er zum Pastor zu St Thomae und zum Superintendenten ernannt tl576). Aber auch hier entsetzte man ihn, und zwar diesmal al« einen zu eifrige» Verfechter de- Lutberthum«, feine- Amte- (1589). Der alte Leipziger Chronist Vogel erzählt davon in seinen Annalen: .Diese« Jahr haben sich die Calvinisten sehr hrrfürgethan, welchen sich aber vr Selneckcr in Betrachtung, daß er obne Nachtbeil seine» Amte» »nd ohne Verletzung scine« Gewifsen« die Calvinisten nicht könne ungestraft lassen, gewaltig, beide- mündlich und schriftlich widersetzte uud mit t< Motiven und Argumenten bewiesen, daß er der Calvinistischen Jrrthllmer in den Predigten nicht verschweigen könnte, woraus er durch Anstiftung seiner Mißgönner am t«. Mai, nachdem er am Lage der Himmelfahrt Verspreche», welche« sein Vorgänger anzuwenden beliebte, er will sparen; in Betreff der Ersparungen verweist er ans die BerwaltungSresorm. er verschiebt aber zugleich die Bprnabiue dieser Ersparungen. Schweigen erntete auch die Versicherung Giotitii's. die italienische Re- zieruiig werde dem Dreibund t»eu bleiben. Soviel siebt est, Italien hat sich seit sedr langer Zeit »>cht »icbr »> einer o schwierigen inneren Lage befunden, >v»e gegenwärtig, und c« wird der ganze» Weisheit und Energie feine« König« bedürfen, um einen Ausweg a»S dein Ladprintb, »» welche- c- durch das politische Paneilreiden gcralbr», zu siulcn. Wir lassen die Berichte über die beiden Sitzungen der italienische» Tepulirtenkaminer vom Mittwoch und TouucrS- lag folge»: »toi», 25. Mai. Um dreiviertcl Fünf wird die Sitzung der Äaminer cross»«. Ten Borjitz sghrt Billa, welcher Jmdriant da« Löort erlheill,. Tiejer jogi, er habe der Le»ate>ip»ng beige- wobnl, aber gciurchlet, ruie« Ü»>L>«morde.» werden zu sol-en lHeilerkeit). Vitvlilti sitze aus dem Platz«, welche» eins! Eavvuc ein- geaonimcn dabei ihn sRedaer) wundere da« a»ch>, de»», wie der tAeschichleichreiber Balbo jage, gezieme e« dem geringere» Fürsten, geringere Miuister zn habe»; das buceaukraliiche Programm, welche» Otiolitli vvrgclesrn, habe er l3ted»erl gründlich siubilt, aber nicht verstaube», warum dann das tlabiuei Aiudini gestürzt wurde. Redner wird ir» Weiieren persönlich, sagt jedem Minister ein paar Artigkeiten und schliefst mit de» Wolle»: Ftalieu kraule au dem KrcbLichaden der Bureaukralie und Bankokralie. Diese» UrebS- schadcn werde Giolitti, der Bnreaiikrat, »tcht ausiiirrzcn; aus semem Programme stünden der Dreibund, Asrika und Steuer». Ta- Land werde immer tiefer sinken, t»S endlich der ZwangScoulS wieder er- scheine. Die Personen kommen und gehen, aber die Ding« bleiben und werde» sich nicht auder», so lauge »ichl der Mann ausslehe, welcher all die» Eiend »m Hilse des Bolle« wegscgcu werde. iMuri»».) Giavagnoli vertheidigte da- Eabinel in der >l»glü<k- ilchstcn Weile. Cavallötti findet da« Programm LeS Ealinel« dunkel, zweideutig und verworren, obwohl Gwlilti ein Heller Kops sei und stei« klar gesprochen Hobe. Wenn Gioliiti »er- sichere, dass er de» vom Parlamente vorgezeichncie» Weg gehen werde, so müsst er (Redner) erwidern, Last da« Parlament Gioiitli nicht ai« Nachfolger Rudinl'« dezeichnet habe. Sein« bescheidene, surchliame Politik werde da« Land »icht rette». Besser wäre c« für dasselbe, mit Len Waffen in der Hand glorreich zn fallen, ai- untkäiig Hu»gerS zu sleide». Er frage: hat di« Regie- ru»g die Absicht, bas Land »nt Steuer» zu verschollen, eine ruhige Politik zu befolge», verschieden von jener, welche Italien in fo liest« Unglück gestürzt habe? Nein ? Dann weg mit Euch! (Lärm! L-eiierktit! j Man lagt, die Regierung sei ein Antdruck der Ansichten st.r historischen Linke». E,n» Linke, «eiche da« Land bedrückt, einer Rvlitik treuoleibl, welche die Ursache alle« Elend«, sei ihm «»begreif sich. Tezerti findet, bah die Regierung ein« versassuiigswldrige sek. Ihr Programm besiche obendrein einzig im Berkaui« bour> donischer Fünsiranc-stücke (Heiterkeit!). Er wünsche, daß die Re gierulig eine» glücklichere» Tag habe al« den heutige»; sie sei da, weil man den Löwen „icht rufen, weil inan nicht aufrichtig sei» wollte. Ercole» Piemont legt solgenden Antrag vor: Die Kammer spricht über die Erklärungen des Minister Präsidenten ihr Mißfallen aus und geht zur Lage« ordnung über. Tie Cache zieht sich in di« Lauge. Baccetli spricht für das llabinet; er meint, c« sei unwürdig, über Männer urthetien zu wolle», welche noch keine Zeit gesunden hätten, ihre Ideen zu delhätigen. Die weitere Debatte wird aus morgen vertagt Ehe jedoch die Sitzung geschlossen wird, verlangte die Opposition zu wissen, ob eS wahr sei, dafi Biancheri seine Demission gegeben habe. Ter Vorsitzende Billa be,aht diese Frage und verlieft zur Bestätigung eine» Brief, worin da« Tkm>ssion»ges»lch mit de» letzten parlameniarischen Ereignissen begründet wird. Giolitti bittet die Kammer, die Demission abzulehne». Di« »ammer thut dies einstimmig. Rom, 26. Mat. (Kammersitzung.) Der Ministerpräsident Giol ittt nimmt da« Wort. (Allgemeine Stille ! Redner verwahrt sich gegen die Anklage» seiten« der Opposition. In den parlamen tartschen Annalen sei eS ohne Beispiel, daß ein« Regierung, die kaum an- Ruder gekommra sei, at« unsähig bezeichnet und bei Seit« geschoben werde. Wolle die Kammer teere Phrase» hören, dann habe sie Recht, wolle sic den fertigen Plan der angekündtgten Reformen kennen lernen, daun halt« sie di« Männer der Regierung nicht für Ernst und sei im Unrecht. (Ueisall link«.) Die tiefgreifende Uingestaltung der Staatsverwaltung, wie sie der Regierung vov schwebe, könne nicht in zehn Tagen auSgcarbeitet werden. Man frage, ob das Ministerium die Berficherung gebe, dafi e« keine neuen Steuern Vorschlägen werde. Ein solche« Berjprecheil werde ihm nie über dir Lippen kommen. Er »taube, daß sich Italien gegebenen Fall« nicht weigern würde, die nöthigea Lpser zu bringen, um sein Heer vor der Zerstückelung zu be wahre». Aber er werde serir Möglichste« thun, um neue Steuern zu vermeiden. Er verweise in dieser Beziehung aus seine Amt«- thätigkeit als Schatzniinister, in der er die Auslegung neuer Steuer» durch Ersparnisse in Höhe von ti5 Millionen umgangen Hab«. Bor drei Jahren hätten, um die Bedürfnisse de« Staat« zu decken 486 Millionen ausgenommen werden müssen, da« lausende Jahr schließe dagegen mü einem Autsall von nur 50—60 Millionen ab. Diesen W.g zu verlassen, »vor« sündhaft: ebenso sündhaft ab«r wäre «S, heule dein Lande 60 Millionen abzupreffe». Di» Regierung wolle ihr Ziel ollmäUg erreichen durch Belebung der wirthschastlichcn Tbüiigkrit. Wolle die ttoinmer diese» nicht, so möge st« da« Heer zerstören und Italien zu dcmüihigen versuchen. (Lärm, Protestruse recht« > Imdriani ruft: „Sie bemüthioen Italien!" Giolftti: „Ich deLoure Sie und Ihr Wohleolleginm.'"> Stürmischer Beifall link-.! Gioiiltt ichliefit mit de» Wort,,,: ,.D>« Männer, welch» um mich >nd, baden der kaiiiiner oft den Beivei« ihre- ehrlichen Willen« gegeben. Ihre Idee» find bekannt. Wir erwarten da« Urtheii der ttommcr mil ruhigem Gcwisien. Wir sind überzeugt, di« Bedürsnisie de- Lande- zu keimen und denselben eutsvreche» zu können." Ferrari« (äufierste Linke) erklärt, im», müsse der Regierung den nöihigen Gottesirieden bewillige» Sic mache endlich der Ver wirrung und de» parlainenlarischen Parlciungcn ein Ende (Murren). Bedauerlich sei daher die Haltung seiner Freunde von der äußersten Linke», di« in diesem Augenblick au« Laune sich von ihren natür- lichcn B»iid«»genojjen trennle». Er könne ihnen aus diesem Wege »ichl feige». Eavalvtti führt au«, er lasse sich von keiner Ungeduld beeiufiuijk» und werde gegen die Regierung stimme». Ferrari« er widert, Eovalolli habe auf leine Ungeduld angespielt. Wäre er ungeduldig, so hätte er längst aus der Ministerbaiik sitzen könne». Eavaltotli muffe er »och sagen, dafi eS »hörich: sei, La« Gespenst der auswärtigen Politik a» die Wand zu malen.4 Er selber hob» sie bekämpft. Seit >edoch der Lreibiind erneuert sei, habe er geschwiegen. Die- sei da« Beste. Jiaiien werde, so lange e» nicht wirthschastiich »nd finanziell gesundet sei, anch keine uiiabbangige Politik sichren könne». Zu «»iciu Fußsall vor Frankreich wc.de üch Italien ine hergkben. Ein Antrag von regicruugosreuudlicher Seile, die Sitzung aus morgen u verlogen, wird abgelehnt. Tie Rcgieruug erklärt, dafi sie die LogeSordnuiig Bocccllt annehme, weiche besagt, die Kammer behalte sich ihr Urtheii über die Reformen der Regie rung bi» zu ihrer Borleauiig vor und gehe zur Tag«»- ordnung über. Bei der Abstimmung wird diese Tagetordnung mit t69 gegen 160 Stimmen, also einer Mehrheit von 6 Stimmen ür die Regierung, angenommen; 38 Teputtrt« enthalt«» ich ihrer Stimme. (Beifall link«) * Rom, 26. Mat. Ai» Schluss« der heutigen Sitzung de» Deputirtenkamnirr ereignete sich ein Zwischenfall zwischen den Tepulirte» Imdriani und Barziiai. Letzterer hatte zu Gunsten de- Eabinct« gestimmt. Jinbriani rief ihm zu: „Freue Dich Deine« Boium«! E« lebe die Tripelallianz", woraus Barziiai erwiderte: „Freue Du Dich, mit der Rechten gestimmt z» haben, man verlheidigt nicht Triest, wen» ma» immer von ihm ipricht", wa« Gelächter verursachte. E« verlautet, Barziiai wollle sei» Mandat mederlegen. * Rom, 26. Mai. Die Opposition zählt ungefähr Lt)6Slim ine». Sic teslchl au« der äußersten Linke» (ausgenommen Fotti«, Ferrari«, Eaideji), ferner aus der südländische» Linien und Rechten und endlich au- der pieinvniesischen Grnppe Billa-Ercol«. Letzlerr Gruppe will Ersparnisse um >ede.i Preis, besonder« in, Arieg«budart. Die Rechte strebt die Rückkehr Rudini s an, die äuversle Linke oe- kämpsi d:e Dreibundpolikik. Alle drei Gruppen perhorresciren die Evatitton Ertrpl-Zanardelli-Gioittti. Fällt da« Cabinet, so steht man vor vier Möglichkeiten: Kamnicrauslösung, Bildung eine« Geschäft-Ministeriums, Rückkehr Rudi»>'«. Berufung Ert«pl'», welcher aber die «tauimer jedensall« auflösen iniifile. politische Tligesschau. * Leipzig, 27. Mai. TieNat ionallibcra Ie n in ganz Deutschland sind einig, da- hat das Eiscnäckcr Fest trotz aller gegcntbeiligen Be hauptungen unwiderleglich dewiesen; eS ist natürlich, daß nun auch die preußischen Conservativen ihre Kräfte an- strengen, uin einig vor der Welt dazustehen. Und diese Be mühungen sind von überraschendem Erfolg gewesen, vo» einem Erfolge freilich, dcr den Herren v. .Hainmerslcin und Stöcker schweres Herzweh bereite» muß. Wir nämlich jetzt bekannt wird, bat am Sonnabend, also am selbe» Tage, an dem da- Eisenacher Fest begann, die conservative Fraction des preu ßischen Abgeordnetenhauses aus Antrag de« Grafen Kanitz den Beschluß gefaßt, mit der Qual und dem Gezänk der Bemühungen, eine befriedigende Formel für die Stellung nahme der Fraction zur „Judensrage" zu finden, Schicht zu machen und die Anaelegcnheit mit der Erklärung zu erledigen, daß ein Bedürfniß für die Ausnahme einer Au-laffung zur genannten Frage in da« conservative Programm überhaupt »icht vorlieg« Am Tage vorher soll beschlossen worden sei», in dem neuen Parteiprogramm zu erklären, die Conservaiiven verurtbeiiten die Auswüchse des Antisemitismus und bekämpften die materialistische Strömling der Zeit, gleichviel ob ihr Träger ein Jude oder ein Ekrisl sei. Ist da« richtig, so hat der Beschluß vom Sonnabend schon ein Pflaster aufvieWiinde derMänner voiiiKreuzzeitungs- flügel gelegt und diesen Männer» wenigstens gestattet, ihrerseits die Auswüchse de- AnlisemitismuS weiter zu pflege», freilich obne dabei auf das Parteiprogramm sich berufen zu dürfen. Tiefe seine Valelprcvigt gctban, gleich im fünfzigsten Jahre, nachdem vr. Luther in der ThomaSkirch« die erste Predigt gehalten, seine- Dienste- verlassen und an seine Statt Vr. Wolsgang Harder, ArchidiakonuS an der Nicolaikirche, eingesetzt worden " Dasselbe Schicksal hatte übrigens auch der alle, wohlverdiente DiakonuS zu St. Thomae, Magister Petrus Hesse. Er mußte, aus Antrieb etlicher Calvinisten seine« Amtes entsetzt (wie Vogel unS berichtet), „neben Herrn Vr. Sclnecker bei Sonnenschein aus der Stadt ziehen." — Aber »icht lange er freute sich der Nachfolger Srlnecker - seiner Stellung. Al- wenige Jahre später da- Lulherthum au- dem Kampfe mit dem Calvini-mu- siegreich hervorgegangen war, wurde auch er seine-Amte- entlassen (18 März l592). vr. Selneckcr aber wurde au- Hilde-Heim, wo er da- Amt eine- Superintendenten bekleidet hatte, wieder nach Leipzig zurückberusen, nachdem er bei der Visititation in den Kirchen und Schulen daselbst milgewirkt batte. Am 20. Mai 1592 schon krank in Leipzig angekommen, verstarb er bereit- am 24 Mai desselben JabreS Nacht- l Uhr im 62. Jahre seines Alter-. ,Er ist", wie un» Vogel erzählt, .den 26. Mai in dcr Kirche zu St. Thomae dem Predigtitudle gegenüber in volkreicher Begleitung der Universität, des RatheS, vieler fremder und einheimischer Priester und der ganzen Bürgerschaft ehrlich zur Erde bestallet worden; woselbst auch sein Bildniß, in Melsing gegossen, in Leben-größe sich zeiget Vr. Georgiu« MyliuS hat ihm die Lcichcnprctigt gclhan und leine- christlichen und beständigen Bekenntnisse-, seiner reinen Lehr« und sonderlichen Flriße» und Treue in seinem Kirchen- dicnste ein öffentliche- Zcugniß gegeben." — UebrigenS blieb »ach seinem Tode die S-uperintenbeutur zwei Jahre lang er- ledigt, .weswegen", wie Vogel sagt, „dcr Nalk daraus bedacht gewesen diese Stelle hinwiederum mit cincr tüchtigen und dcr wahren lutherischen Lcbre ziigcthancn Person zu bestellen und auf Magister Weinrich, dainaligcn Pastor dcr Kirche zu St. Thomae, einhellig geschlossen " Alle- in Allem genommen, erscheint uns Selneckcr'- Bild als da- eine- bekenntnißtreuen und zeuanißmutbigen^EkaraklerS. Mochte man auch höbnisck seinen Namen »i „Schelmlecker" und „Scclenbenker" verdrehen und ihn mebr als einmal au- seinem Amte vertreiben, er blieb unverrückt und unverzagt auf seiner religiösen Ueberzeugung bestehen, der er freilich zuweilen einen allzustarkcn und eifrige» Ausdruck gegeben vatl So schloß er (nach Große: Geschichte dcr Stadt Leipzig) einst seine Predigt trotz des zuvor veröffentlichten Befehle-, in den Predigten alle« Schmähen- auf Anders gläubige sich zu enthalte», mit dem gegen die geheimen Cal vinisten gerichteten Gebete: .Schenk' doch den bösen Buben ein und laß sic sausen Höllenpein!" Hoffen wir, daß ihm der gnädige Gott diesen wohl nur in der Hitze de- damaligen Streite« auSaesprochenen Wunsch verziehen bat und daß er an ihm da- Schlußgebet eine« seiner gesttlichen Lieder hat in Erfüllung gehen lassen: .Gieb, daß wir endlich fahren fort von hinnen au« dem Jammerthal, zu dir in deinen Himmelssaal!" —
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