02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.06.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920616029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892061602
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892061602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-06
- Tag1892-06-16
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L'- 70 24>i, v»t»4o per ir» IwpoK r»i»«i»»w > 10« 8»U-I> tve, 4nLN»r- d«r-S»»»»r i 4-.1F4 - U»vr»u»»': m»rr»' vo» »e4 S»»,»' Elb0NNkme>t8preiS M «r Ha»ptqv«dttü» »da de» i» Stod^ »e,trk m»> d» Vororte» errichtete» »,«- goi-kiiell« ab-eholt: vterteljührttch2«4ch<X bei »iveimaliarr täglicher Zastellaag in« H,,« « 52XL Durch dir Post bezogen für reutlchload »ud Oesterreich: virrteiiadrlich « 6.—. Direct» täglich» streu-daadieaduug tn« »ulland: moootiich « . Di« MorgeisAutgeb« erichesttt täglich'/,? Uhr, dt« >be»d->u1gab« Woche»log» b Uhr. Le-ar6on und Lrpedittor»: Lod4««e»>afir S. Li»Irp«ditiim ist Wochentag« »»uuterbroche» ^«Suet vo» früh 8 dt« Abend« V UHL Filiale«: vtt« Me«» » Lorti«. (Alfred dot»x Uaiversitätlstrab« 1, Loat» Läfch». «athoriueustr. 14, Port, «ch >»^g»pla» 7. Abend-Ausgabe. UchMrTaBlatt Anzeiger. LWN für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. JnsertionSpreiZl Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter demRedactio»«strich («g» ixalten) oor den Jamilteanachricht«» tkgejpaltea) 4t) ch. Gröbere Schriften laut uuferm» Prri«- vc.jtichuib. Lavkllarijcher «nd Ztsferujatz »ach höherem Tarif. Srtra-Vcilaacn (gefalzt), our mit der Morgcn-Äusgabe, odn« Postbeförderuug « St).-, mit Postdejörderuag « 70.—. ^nnaiimeschluß fsr Inserate: Abead-BuSgabe: vormittag« 10 Uhr. Margeu-Lurgab«: Nachmittag» «Uhr. . Sonn- und Festtag« früh S Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen j» eia« halb« Stund« früher. Ziiseratr ftad stet« au di« Trneditt«» zu richten. Druck und Verlag »ou lk. Polz ta Leipzig M. Donnerstag den 16. Juni 1892. 86. Jahrgang Politische Tagesschau. * Leipzig, 16. Juni. Wenn der Reichskanzler Graf Caprivi gleich dem Kaiser die Aeußerungen der Presse verfolgt, so muß er sehr oft an den Ausspruch denken, daß Gott sei Dank alle Parteien in Deutschland national seien. Wir werden sehr lebhaft an diesen AuSspruH erinnert durch die welfische „Deutsche BolkSztg", die ,u ihrer Ausgabe vom 14. d. an leitender Stelle folgenden Satz bringt: „Es würde gewagt sein, bei einer Persönlichkeit, wie dem König Friedrich II. von Preußen, — der an Ländrrgier dem König Wilhelm I. gewiß nicht nachstand, ein wirkliches Gewissensbedenken gegen die An eignung fremden Eigenthum« annchmen zu wollen." Diese freche Berunglimpfung Kaiser Wilhelm - 1. wundert »nS in den heutigen Zeitläufen gar nicht. Die Nothwendig- keit der Beseitigung des WclsensondS als eines Dispositions fonds war allgemein anerkannt, von der AuSantwortung desselben an den Herzog von Cumberland läßt sich dies durchaus nicht sagen. Aber eS sind über diesen Schritt hinaus in Hannover und seitdem mancherlei Dinge gcschebcn, wodurch den prcußenfeindlichen Elementen der Kami» schwellen mußte. Daß dir gemeine Schmähsucht deS WclfenblatteS gerade den allvereyrten Kaiser Wilhelm I., den das Blatt nicht einmal mehr al- Kaiser gelten zu lassen scheint, zum Ziele nimmt, kann beiläufig auch den preußischen Conser- vativrn zur Aufklärung bienen; sie meinen immer, daß man nur die Nationalliberalen „ecrasiren" müsse, um die Welsen verwöhnen zu können. Wenigsten- sehen sie an diesem Bei spiel einmal deutlich, daß die Welsen ein ganz andere- Opfer verlangen. Der wachsende Einfluß der Klerikalen in Bauern, der seit dem Heimgange König Ludwig - II. in beschleunigtem Zeitmaß, aber seit dem Rücktritte de- Herrn von Lutz vom Ministerpräsidium in die Erscheinung tritt, spiegelt sich auch in einer Weisung de- OberstkammererstabeS an taS Personal der königlichen Stellen und der denselben untergeordneten Behörden, bei derFronleichnamS- procession „möglichst zahlreich" zu erscheinen. Dieser Lorgang erinnert an einen verwandten im Jahre 1868: damal» leitete der Münchener BezirkSgerichlS- director Kopp gegen katholische Richter, welche die Theilr ,me am FroulrichuamSumgang verweigerten, rin DiS^.,.dar verfahren ein, das allerdings mit der von der gesammten öffentlichen Meinung mit Beifall ausaenommeneu Frei- sprechuag der Angeschuldigten und moralischen Berurtheilung de« Brz>rk«acricht«directorS schloß. Sehr zutreffend wendet sich der „Frank. Kur." gegen den Versuch de« Oberst- kämmererstabe«, einen Gewissenszwang auSzuüb-n, indem er schreibt: „Datz „der grob« Tvrteae" dem Regenten, so of derselbe an der Fronleichnamtfeier Thril nimmt, Gefolgschaft ,-» leisten hat, liegt ln der Natur der Dinge. Zu dirfen und ähnlie' n Leistungen ist ja überhaupt der grob« Lortege geschaffen. In der Auf forderung de« LberstkäounererstabeS an di« Beamten, zn „möglichst zahlreichem" Erscheinen bei dieser Feier, erblicken wir aber eine moralische Nöthignng dieser Beamten, die sich nick gutheitzen lätzt. Kirchliche Hebungen und die Theilnahme an kirchlb en Festen — da« Alle« Hai nur dann Werth und Bedeutung, wer i e« die Frucht freier, unbeeinflubter Entschlirhung de« einzrli n Theilnehmer« ist. Gewissenszwang erzeugt Widerstand im l sten und fördert die Heuchelei im schlimmsten Falle. Den hohen geistlichen Würdenträgern selbst kann die Wahrnehmunc solchen Zwang« nur peinlich sein, wenn sie ihren Berus richtig e. soffen. Kirchen- besuch und Processionen sind reine P ivatangelrgen- heiten; man würde daher gut thun, die Theilnahme der Staat«, bürger daran, zu denen die Beamten doch anch ählen. au«nahmklo- dem Geschmack und Bedürsttih jeder Einzelnen anheimzugeben. Für die Reaierung ist e« gcrathen, auch den Schest' moralischen Zwang« ängstlich zu vermeiden. Zum Beten kann und all Niemand nöthigen. Ueverdie« fehlt e» auch nicht an frommen Leuten, die den Gotte«, dienst in de» Räumen der Kirche oder da« von der Schrift empfohlene Gebet in dem verschlossenen Kämmerlein geräuschvollem Eultu« aus den öffentlichen Gaffen vorziehen. Ter Geist de« Chrlstenthums giebt ihnen Recht." Zn Oesterreich hat die „Versöhnung-Politik" tcS Grafen Taaffe endlich einmal einen erfreuliche» Erfolg erzielt. Die in letzter Zeit von der Negierung den Slawen erwiesenen Gefälligkeiten, insbesondere die Ernennung eine- slowenischen Beamten, Abram, znni Hosrarh im Justizministerium, der mit dem Referat über Steiermark, Kärnten und Krain betraut wurde, waren so auffallend, daß ein Büudniß zwischen den Deutsch-Nationalen und Deutsch Liberale» in Aussicht steht. Die Anreger de- Gedankens sind die außerhalb der Frak tionen stehenden Abgeordneten I)r. Foregger und KrauS. Cie baden an die Führer der genannten beiden Parteien ein Schreiben gerichtet, in dem es beißt: ..Mehrfache, die Stellung der Teutichen in Oesterreich aus da« Tiefst« berührende Ereignisse, welche sich theils schon vollzogen haben, iheil« verbürgten Nachrichten zufolge sich zu vollziehen drohen, müssen noihwendig in der deutschen Bevölkerung mehr und mehr da« Brwubisein der Solidarität ihrer nationalen und culturelle» Interessen wecke» und rlldren. Nur ein einiges und geschloffenes Aufireien aller deutschen Abgeordneten vermag dieser Sli»»r.t.ng de« Balles Rechnung zu tragen. Te-Halb steilen wir an Sie die dringende Bitte, Ihren Parteigenossen die Frage vvrzulegen, ob nicht auch ihnen im grgenwärligrn Augenblick ein Zusammen- tritt aller deutschen Abgeordneten fortschrittlicher Richtung ohne Unterschied der Fraction geboten erscheint. Wir wenigsten« halten dasür, daß nur durch ein einmüthige« Vorgehen »nser Bolks- lhum vor weiteren Gefahren geschützt »nd eine deiiistlben günstigere politische Lage hcrbeigesührt Werk n könne." Die Liberalen (Ber. Linke) haben sich, wie schon tele graphisch gemeldet worden, bereits für das gemeinsame Bcr- gehen der Deutschen ausgesprochen. Bon den Nationalen ist dasselbe mit Sicherheit zu erwarten. Die neue belgische Repräsentantenkammer, die zugleich mit dem ncuaewählten Senate berufen ist, als Ccn- slituante die Einzelheiten der im Principe bereit- be schlossenen BerfassungSrevision zu berathen, besteht im Ganzen auS 152 Mitgliedern, von denen 144 zcstcrn definitiv gewählt worden sind, während noch acht Stichwahlen auS- stehen. Da für die einzelnen Abänderungen der Verfassung eine Zwridrittel-Mehrheit erforderlich ist, müßten die Klerikalen über eine Majorität von 102 Mitgliedern versügen, um die Revision in ihrem Sinne durchführen zn können. Nun beträgt aber die Zahl der bisher enkgiltig gewählten Kleri kalen 02, dir der Liberalen bereits 52; auä> gilt als wahr scheinlich, daß die letzteren bei den Stichwahlen »och einen Zu wachs von 5 Mandaten erhalten werben. Hiernach steht >»tzl bereit- fest, daß die Klerikalen in der neuen Kammer nicht über die erstrebte Zweitrittel-Mehrheit versügen werden. Das Er- grbniß der Wahlen ist also, daß eS der klerikalen Regicrungs- majorität nicht möglich ist, die künftige Bersassung lediglich oach eigenem Gutdünken zu gestalten. TaS OccupationS- svstem hat keine Aussicht mehr auf Annahme, da kein einziger Liberaler für diesen McduS stimmen wird, der lediglich ein „allgemeines Stimmrecht der Klerikalen" bedeutet. Da nun aber unter allen Umständen reribirt werden muß, so ist die Regierung genöthigt, ein System zu finden, da- eine Zweidriltel-Majorität rrbält^d. h. für welches auch Liberale stimmen können. Diese Ausgabe ist keine lcickle, aber Herr Beernaert hat sich in schwierigen Berbältnifsen zurecht ge sunden, und man weiß ja, Laß die klerikale Majorität sammt den Herren Ministern auch in recht saure Aepsel zu beißen versieben, um ihre gefährdete Herrschaft wieder aus etliche Zeit sicher zu stellen. Der Umstand, daß da- italienische König-Paar sich entschlossen hat, den bereit» bis zum Herbst verschobene» Besuch am deutschen Kaiscrbofe nun doch in den nächsten Tagen abzustatten, beweist am besten, baß die innere Ber- wickelung in Italien wenigsten- vorläufig ihren befriedigenden Abschluß gefunden hat. Und wenn französische Blätter behaupten, die Reise tcS Königs Humbert bedeute einen Bitt gang, der unternommen werde, »m von Deutschland die Er laubnis; zu erhalten, daß Italien in seinen für den Dreibund übernommenen iniliiairischeu Verpflichtungen aus sinaneicllcn Grünten theilwcise entbunden werte, so wird diese Unter stellung biusällig durch die Worte, die am l l. d. M. der italienische UnlerstaatSsecretair Fortis in der Kanimcr unter dem Beifall derselben abgab: „Ein geordnete« Budget ist eine schöne Sache. E« kann aber auch da« tiefste Bolkselend grausam verhülle»,^und damit muß cs ein Ende haben. Ersparungen könne» nicht Selbstzweck sei»; sie habe» eine Grenze a» de» Vcdürsniffc» des Staate«, an den Leben«, bedingungen der Nation. ES ist einerlei, ob wir zehn oder zwölf Armeecorp« haben: an der Wehrkraft des Landes werden wir aber nicht rütteln lassen. Man sagt, die ttriegsrüslungcn Jiaiicn« stehen außer allem Verhältnisse zur Nativnaiwirihschast. Ich glaube nicht an diese« italienische Elend. Tie Plage liegt nur in der beispiellos schlechten Bcrtdcilung der Güter. Jedenfalls sollen die Rüstungen nicht b!o« »ach dem wirtbschaftlichc» Vermögen der Nation, sondern anch nach de» Gefahren bemessen werden, welche sic umschweben. Ich für meine» Tbeil jage, daß, wenn die Wehrmacht des Reiche« neue Lvscr erkeischen tollte, diese Opfer gebracht werden mußten. Oder nicht? (Ruse: Ja! Ja!) Nur ein in Waffen starkes Italien kann seinen Wille» »ul Erfolg vertrete» und zwar »ach Osten ebenso gut wir nach Westen." UebrigcnS meltet ei» Telegramm der „Boss. Ztg " auS Rom, dag die italienischen RegicruiigSkrcise die Absicht be tonen, den „TransformiSnius" abzuschließen und eine links- liberale Regierungspartei ru bilden. Damit würde die Forderung der „»lvdcrirtcu" Presse abgcwicscm daß die Bereinigung aller Gruppen, welche sich am letzten Sonnabend in der Kanimcr gezeigt habe, für die Negierung maßgebend bleibe» möge »nd daß aus die Wiedererweckung der großen parlamentarischen Parteien verzichtet werde. Hält Giolitti an diesem Plane fest, dann verstärkt sich die Hoffnung Crispi'S, wieder zur Macht zu gelangen. Ter Verlauf der letzten HauShallSdebatle zeigte, daß die Politik Rudini'S als i» ihrer Unentschiedenheit und Schwächlichkeit schädlich endgillig aus- gegebcn erscheint und sich durch Givlilti'S Erklärungen und durch die Rede Fortis' die Rückkehr zu den politischen Zielen und zur Taktik CriöpiS' vorbereitet. Die stolze Berufung auf die Erfolge Lord Saiiöbury'S in der auswärtigen Politik als AgitaiionSmittel der con- servativcn Partei bei den bevorstehende» englischen Par lament-Wahlen, wir sic in der letzten Rede Goschen - ersolzt ist, bat die liberale Partei bewogen, einen ihrer besten Redner und geistvollsten Denker, den philosophischen Radikalen John Morley, zur Enlkräslung der Lobsprüche Goschen'S aus Salisbury auszuscntcn. Job» Morley unterzog sich dieser Ausgabe mit geringem Ersclge; eS ehrt Morley, daß er die unbestreitbaren Verdienste Salisburys auf dem Ge biete der auswärtigen Politik nicht in kleinlicher Weise be krittelte; Morley verlangte nur dauernde Bürgschaften für die gegenwärtige Machtstellung Englands »nd drückte den Zweifel auS, ob Salisbury seine», Nachfolger diese Bürg- swaslcn werde hinterlasic» können. Tie Frage nach den Bürgschaften ist eine A»crk>nnung der Tbätigkcit Salis bury S. lieber die Rete Morley'S wird der „Vo)s. Zeitung" aus London vom l5. dS. berichtet: „John Morley hielt gestern bei einer liberalen Kundgebung zu Plymouth eine Anivracbe. in deren Verlaufe er sagte, die iiberale Partei werde in der bevorstehenden WahUchlacht die Politik der Toryrcgierung in ;cdcm Punkte ansechten. Selbst für die auswärtige Politik der Lonservativcn könne er wenigste»« nick» die grenzenioie Bewunderung lheilcn. die ihr idrc Aui>a»ger zu Tbeil werden iasfeii, so lange er nicht wisse, daß Lord Salisbury auch am Tage seine« Rücktritt« i» der Lage sei, seiuem Nachfolger zu versichern, daß er England« Beziehungen mit den europäischen Mächie» in fester, aber versöhnlicher und hinlänglich sicherer Lage lasse. Sollte Lord Salisbury im Amte bleiben, jo dürste das Land drei Monate später Ursache haben, die« zu be- dauern. Tie irische Politik der Regierung, sagte Morley, Hab« Schiffbruch gelitten, weil sie ermangelt habe, den Irländern die Sucht nach einem eigenen Parlament zu entwöhnen; die Auf reizung Ulsters zur Rebellion, falls das ReichSparlainent Irland die Autonomie geben sollte, habe ihren Ursprung nicht in Ulster, von Lessen Einwohnern 4i> Proc. Katholiken seien, sondern in England, im Munde des britischen Premierminister« gesunden." Aus Shanghai kommt die Kunde von neuen AuS- chreitunzen. welche im östlichen China gegen europäische Missionare in der Provinz Folien, im SUdostcn tcS Reichs gegenüber von Forniosa liegend, sowie in der 1800 Meilen den Zangtsekiang hinaus, auf beiden Seilen des Stromes gelegenen Provinz Se Tschuan verübt worden sind. Am 27. April überfiel in der Stadt Tschin Ho, im Norden der erstgcnanle» Provinz bei Kien-Ning gelegen, ein von hohen Ossicicrcn dazu angestiftetcr Mob das englische Missionsbaus und ließ drei Stunden lang eine Wulst an den beiden Insassen auS, bis ein Mandarin zu ibrcr Rettung berbcikam und ihnen im RcgirrungS- gebäude ein Asyl gewährte. Am ll.Mai griff ein angeblich von den „Geleinten" der Stadt bezahlter Pöbelhausen das Missionshaus i» Kien-Ring an. Zum Glück vermochten sich Patienten und Schüler durch eine Hintcrtbür zu retten. Der Vorstcbcr des HoSpitalS, vr. Rigg, blieb bis zuletzt auf einem Posten und entging nur durch die zeitige Ankunft einiger Soldaten dem Tode. Acbnlichc Nachrichten kommen au« der Provinz Se Zschuan. Zn der Statt Tschun King am Zangtsekiang gelangten anlicuropäische Hetzschriften zur Verkeilung, welche das Volk in eine solche Aufregung ver setzten, daß cö die Dächer der MissicnSbäuscr zerstörte und die Missionare, welche diesen „Wink" nicht befolgten, mit Gewalt aus der Stadt vertrieb. Es beißt, daß der Vice- konig der Urheber der neuen Bewegung sei. Deutsches Reich. 8tz. Berlin, 15. Juni. Der Cchwerpunct des parla mentarischen ZntercsscS lag heute im Her re »Hause, und hier waren ausnahmsweise auch einmal die Tribünen der Journalisten »nd des PublicumS gut besetzt. Es ist bekannt, daß di« conservative Partei mit unserem Minister deS Innern, Herrn Hcrrsurth, sehr wenig zufrieden ist und gar zn gern dessen Portefeuille in andere Hände übergehen sehen möchte. Nachdem nun im Abgeordneleiihause im vorigen Zrhre bei der Berathung der Landgemeindeordnung der sehr heftig entbrannte Kamps im Abgeordnetenhausc zu Ungunsten der Fraction verlausen war, batte man eS hier vorgczogen, in diesem Jahre, wo es sich »in die Einsührung der Land- gcmclndcordnuiig in die Provinz Schleswig Holstein bandelt, sich mehr passiv zu verhalte». Anders die Conservative» im Herrenbausc. Diese sitstcktcn einen Heißsporn in der Person des jungen Grasen Klinckowström vor,' der zwar als Landrath dem Minister deS Innern unterstellt ist, aber durch großen Grundbesitz und die mächtige Unterstützung altadliger Familien doch als erster „Pair" völlig unabhängig dasteht. Zn der Commission deS HerrenbauseS war das Gesetz einstimmig angenommen worden, aber im Plenum stimmten und sprachen ganz überraschenderweise drei Mitglieder der Commission gegen den Entwurf und verlangten namentliche Abstimmung. Zn dem sehr schwach besetzten Hanse wurde daS Gesetz schließlich mit einer Mehrheit von nur drei Stimmen ge- nehnilgt und eine zweite Abstimmung vertagt. Allgemein wurde dieses Vorgehen als ein „UeberrumpclungSversuch" cliaraklerisirt und der Minister des Znner» sprach sich dem Sinne nach in ähnlicher Weise auS. Die Meinung war weit verbreitet, daß niit tcm Gesetze auch der Minister fallen sollte. Doch von hoher Stelle war daS Vorgeben der con- servative» Herren im Hcrrcnhause sehr mißfällig beurthcilt worden, und so kam es, daß heute Graf Klinckowström sein neultchcö Vorgehen als „mißveistanden" bczeichnclc, daß Minister Hcrrsurth diese Erklärung acceptirte und daß schließlich die schlcSwig-holsteinsche Landgemeindeordnung ohne besondere Abstimmung en liloe zur Annahme gelangte. Frrrillrtsir. Das Lil-uiß -er Geliebten. 4) Sine dramatische Novelle von Earl Ed. Klopfer. <A»chde»S »nd Iramiltfirxn, deibale»,) (Fortsetzung.) Gröner sprava auf. „Na, schauen Sie einmal Herl Zn jenem Album muß sich ja noch ein Photogramm au- meinen Flegeljahren vorfindea." Er ging an da« Tischchen in der Fensternische, öffnete da« große Album und schlug einige Blätter um. Da fiel ihm das Miniaturportrait der Frau von Pruck entgegen. ^Dir Schwägerin?! Ab, Malhilde wird da« Bild »hrer Schwester geschenkt haben und da« Album ist schon voll!" Er legte da« Pbotogramm, ohne e« näher anzusrhen, neben da« Buch auf die Tischplatte und blätterte weiter. Käthe betrachtete e« ebensall«, ohne e« zu berühren. „Die Tante ist doch immer rin« reizende Frau gewesen. — Aber, da« muß doch schon eine ältere Aufnahme von ihr sein." Ze»t hatte Gröner da« Gesuchte gefunden. Er zeigte in da« Album. „Dal — Nun, wa« sagen Sir dazu?" Käthe sah hin und lachte laut auf. „Nein doch, Herr Gröner, da« — sind wirklich Sir? Hakaha ... .1" „Habe ich zuviel gesagt? Der reine schmerzhaft« Freitag — was?" Er schlug da« Album zu und wandte sich wieder nach der Mitte de« Zimmer«. Käthe schüttelte sich vor Lachen. „Nehmen Sir mir'« nicht Übel, aber... Hahaha...1" »Bitte, bitte", sagte Gröner gemüthlich, sich in den Schaukelstuhl werfend» „thuen Sie sich keinen Zwang aal — Sehr» Sie, ich glaube» mit einer solchen Bisag» ist man zum Leiden vrädestmirt." Käthe trocknete di« Lachthräorn »in ihren Augen «ud be mühte sich, zu einem ernsteren Ton zurückzukehren. „Aber ha« ist »b«n «» vornrtheil. Wenn ich Sir wäre, so würde ich gerade meinen Stolz darein setzen, der Welt zu beweisen, daß ich nicht mehr der weinerliche Zunge von Einst bin, sondern — rin Mann!" „Sehr gut — aber Sie kennen meine Frau nicht!" „Ach wa»l Ich wüßte ihr schon immer die richtige Ant wort zu geben. Und wirklich, Herr Gröner, Sie sind ta« Zbrcr männlichen Würde schuldig — Hören Sie? Sie — sind — da- — Ihrer — männlichen — Würde schuldig!" „Ich höre, aber ich sage Ihnen —" „Nicht« dal Ich würde mich nickt auS dem Eoncept bringen lassen." Sic stellte fick in Positur, die Linke auf dem Rücken, mit der Neckten energisch grsticulirend. „Laura, mein liebe- Kind — würde ich sagen — du behandelst mich derart, daß ich vor unseren Dienstboten errötben muß!" „Ganz gut. Dann sagt sie einfach: Norbert, bist du verrückt?^' „TheureS Weib!" ries Käthe mit hochgelegenen Augen brauen, ,thu' mir den Gefallen und unterbrich mich nicht — jetzt rede ichl" Er wollte etwa- sagen, aber sie machte ibn durch eine heftige Geberd« verstummen und wiederholte in noch stärkerem Ton: „Jetzt rede ich! — Mir sind hier in diesem Hause in einer Weise die Hände gebunden, daß ick ansangen müßte, mich selber zu verachten, wenn das noch langer so fortginge. Aber da» muß ander« werden!" Wieder wollt« er etwa« dazwischen werfen und wieder schnitt sie ihm da« Wort vom Munde ab, indem sie drohend u Boden stampfte: „Da« muß ander« «erdrnl Ich bin ein Schuljunge mehr — ich bin ein Mann!" Gröner war starr. „Wahrhaftig — ich glaub « beinahe selber . . ." Käthe fuhr in ihrer Weise fort: „Ich muß mir einmal Lust machen! Du hast mick so lange auf dir unwürdigste Art bevormundet und tyrannisirt —" Gröner ergötzte sich daran, auf da« Spiel einzugehen, indem er Laura im.tirte: „Aber — Norbert!" „Za, tyrannisirt!" donnerte die Kleine, ihre Rolle meisterhaft behauptend. „Und ich frage Dick jetzt kurz unk bündig: wa« gedenkst Du in Hinkunft zu tbun, um meinen gewiß berechtigten Wünsche» in Bezug auf Reformen m unseren Familicnverhällnissen entgcgennikommen?" Dann brach sie plötzlich ab: „Nun, wie siiite» Sie daS?" Gröner sprang begeistert aus. „Bravo! SuperbI Groß artig! Hören Sic, Käthe, Ihr Mann — der wird einmal auch nicht« zu lacken haben!" „Meinen Sie?" „Verlassen Sie sich darauf, wenn Sie ihm so kommen — verkriecht er sich unter den Tisch! — Aber im Ernst, ich tanke Jbnen für ibrc samcsc Lcbre, und ich will wirklick ver suche», sie mir zu Nutze zu machen." «Ja?" „soie werden eS sehen!" rief Gröner, jetzt ebe»,sall- bramarbasirend. Er machte ein paar Löwenschrittc durchs Zimmer und reckte seine Arme. „Und zwar aus der Stelle. — Wo ist meine Frau?" „Das Mädchen sagt, sie sei in die Stadt, — um Sie zu suchen." „Wa — mich zu. . . ?" Der Mann wurde blaß vor Schreck. „Mich zu suchen? — Wenn sie mick im Comptoir nicht findet — Hergolt, die Strafpredigt!" Und er rannte hin und her, aber e« war kein — »Flöwenschritt" mehr. „Aber, Herr Gröner!" kicherte Kalbe „Ich dachte doch, Sic wollten gerade jetzt als HauSbcrr austreten?" „Za, da« ist recht schön", zeterte der Mann „Gott steh' mir bei, Laura sucht mich! Und da- sagen Sie mir erst jetzt? — Ah, da liegen noch die Sachen, dir ich ihr mit- gebracht habe. Entschuldigen Sie!" Ganz consternirt raffle er seine Effecten vom Sopha zu sammen und rannte damit nack seinen Zimmer». Kätbe sah ibm lachend nach Dabei kam sie wieder an die Fensternische mit dem Nippc-tischchen Dort lag noch da« Bild der Frau von Pruck neben dem Album. Käthe nabm'S auf und be trachtete eS; e« war roch wirklich ein herrlicher Kops. Sie wandte da« Kärtchen u« — da waren zwei Zeilen aus die Rückseite gekritzelt: „Meinem tbeuerea Emer-ch H. Die« Bild als Unterpfand der Treue von seiner Geliebten." Todtenbleich ließ Käthe die Hand mit dem Carton sinken, Ihr flimmerte e« vor den Augen, rin leichter Schwindel ver wirrt« für den Moment ihre Sinne. Wa« war da«? Mein Gott! Emcrich — so bieß ja . . . und dieses H Hilbera! Sie batte diese» Namc» fast laut binauSzcschriecn. Kein Zweifel, Hilbcrg war der Adressat diese- zarten Ge ständnisses! Käthe batte die Beiden vor einer halben Stunde bier beisammen gesehen . . . i»it sehr verlegenen Mienen ... sie waren offenbar überrascht Worten; Mathilde batte ihm ihr Portrait wohl eben übergeben wollen . . . Und wie? sagte Frau Gröner nickt gleich, sie sei überzeugt, daß Hilbera nur einen Borwand gebraucht habe, in das HauS zu kommen? Ha! Jetzt wurde es schrecklich klar vor Käthes Blick. Die Tante, die Tante war cs, tue der Schändliche hier suchte! . . . Kätbe legte einen Moment die Hand vor die Augen und stützte sich mit der ankeren auf eine Stubllcdnc. Aber nur aus einige Secundcn überließ sie sich der jäbcn Anwandlung von Schwäche. Dan» raffte sie sich energisch auf. Bleich, mit krampfbaft zusamuieugepreßlen Lippen, aber festen Schrittes ging sie zum Tischchen zurück, daS bingewcrscnc Pdotoaramm aus- unk zu sich ru nehmen. Als sie die Treppe eiuporstieg, murmelte sic zwei Worte zwischen den grimmig auseinander gebissene» Zähnen: „Wehe euch!" — — — Noch vor dem Mittagessen fand in den verschwiegenen Räumen der Gröner'schen Wollnung eine intime Scene statt. Gröner hielt den Albcm an, als die Thür in einer Weise aufging, daß sic an die Wand schlug. „Ach, die Gattin war d, die tbeurc!" Zbr erster Gruß — ein vernichtender Blick — dislocirte sein Herz in die Gegend der Ikniegelenke. „Ha! wie du zusaiiimenkiiickst!" sprudelte Laura brrvor, den Sonnenschiri» in ihre Hüfte stemmend. „Ungebeuer, ich bade Dich ertappt! Ich komme eben au« Deinem Ge- schäs». Ter Evmpagnon war zufällig auch nicht da, und da» Personal konnte oder — durste mir keine AuSkuust geben über Deine Wege. O, ich arme«, betrogene« Weibl" „Za, wesbald denn?" wagte Norbert zu fragen. „Da« kommt davon, wenn man einen so jungen Mann bat. — Willst Du niir ein Märchen aufzubinden suchen? Willst Du etwa behaupte». Du wärest nur deshalb in di« Stadt gefahren, um Dem Geschäft auszusuchcn, da« Du ia augenblicklich wieder verlassen hast?''
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