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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920630012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892063001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892063001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-06
- Tag1892-06-30
- Monat1892-06
- Jahr1892
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ITVV'i. I. NeilM M LchziMÄgM ifi Wga^t.N Imnstsz, W.Kni M' (MM-MtzrM L r recht- ichütze» »r" rt -ez ni »««««- Ülltkl «erde» rd t billi, I. . rr. irn Ko 0,70 ^1 -O.ÜV Imrig Lönigreich Lachsen. -8-Leipzig, 29. Juni. DrrTkrmia derAu-pfarrung der beiden Stadtthrile Sellerhausen und Rrusellrr- hansen, sowie der Gemeinde Stünz au» der Parochie Schönefeld ist auf den nächsten 1. Juli festgesetzt worden. Die Regelung dieser kirchlichen Verhältnisse im Osten Leipzig» geht so vor sich, daß die westlich von der Wurzeaer Straße, der Hauptstraße, der Tauchaer Straße und der Grenzstraße gelegenen Theile von Leipzig-Sellerhausen und -Neusellerhauseu zur Parochie Leipzig.VolkmarSdorf» die östlich davon gelegenen Theile der genannten Vororte nebst der Gemeinde Stünz zu einer neuen selbstständigen Parochie mit dem Sitz de» Pfarramtes in Leipzig-Sellerhausen ver einigt werden. Die Stelle de» Pfarrer» und derzeitigen einzigen Geistlichen der neuen Parochie ist dem Diakonus Udo Bruno Mehner in Sellerhausen übertragen worden. — Die vorliegende Nummer de» Tageblattes enthält die zweite amtliche Quittung über die zur Errichtung eine» Denkmals der Völkerschlacht bei Leipzig ein gegangenen Beiträge. Darnach beträgt der DenkmalsfondS biS jetzt noch nicht ganz 20 009 freilich eine sehr niedrige Summe, wenn man bedenkt, wie lange der Plan, ein solches Denkmal zu errichten, nun schon besteht (seit l863, und in erneuter Bewegung seit 1888), welche weilen Kreise man für den Plan zu intcressiren gesucht hat (bekanntlich giebt e» außer dem hiesigen OrtScomitö noch rin StädtecomitS, dem die Magistrate einer großen Anzahl der hervorragendsten deutschen Städte angehören), und wie die Ausführung de» Denkmals gedacht ist (nämlich als ein großartige» Architekturwerk). Begreiflich ist e» ja, daß die Beiträge viS jetzt nur spärlich geflossen sind. Die Erinnerungen an die Befreiungskriege, jahrzehntelang pietätvoll gepflegt, sind doch schließlich zurückgetretcn und haben zurücktretcn müssen hinter den Erinnerungen an den großen deutsch-französischen Krieg und an die Einigung Deutschland» im Jahre 1870. Wo in den letzten Jahrzehnten in deutschen Städten Denkmäler politischen und patriotischen Charakters errichtet worden sind, da galten-ist« natürlich stet- den Großthaten von 1870 und den chaLtadigtzn großen Führern unseres Volke». Dennoch Ware e» zu beklagen, wenn die Sammlung zu einem Leipziger VölkerschlachtSdcnkmal so langsame Fortschritte machen sollte, daß sogar da» Geschlecht, da» 1913 da» Hundertjährige Jubiläum der Schlacht begehen wird, der Denkmalösrage noch immer als einer ungelösten Aufgabe gegcnüberstände. Große Hoffnungen sind unsere» Wissen», als der Denkmalsgedanke 1888 wieder ausgenommen wurde, auf die zahllosen Krieger-, Turner-, Sänger- und Schützcnvereine Deutschlands gesetzt worden. Vielleicht ge denken wenigsten» die Vereine Leipzig« und der Umgebung Leipzigs bei ihren Sommerfellen, bei denen e» ja nie an patriotischer Begeisterung fehlt, auch einmal de» Leipziger DenkmalSsond»! **. Leipa^H, 29. Jmii. In der letzten Versammlung des Verein» Leipziger Buchdruckergehilfen beschäftigte man sich im Wesentlichen mit dem neuen Tarif, welcher auf Grund der vom PrincipalSverein bei der Breslauer Generalversammlung gefaßten Beschlüsse am 1. October d. I zur Einführung gelangen soll. Dieser Tarif fand im All gemeine» »ine sehr abfällige Beurtheilung. desgleichen die von den Principalen ins Leben gerufene Casse zur Unterstützung der CondetionSlosen, sowie ferner der obligatorische Arbeitsnachweis. Zur Besprechung gelangten sodann die Aoträge, welche zur Generalversammlung de« Gehilfrn- verbande» eingeganaen sind. Von Interesse waren hierbei die Ansichten bezüglich der künftigen Gestaltung der Central krankencasse. EineStheilS wünschte man die Umwandlung derselben in eine Zuschußcaffe, während man andererseits deren gänzliche Auslosung für thunlich hielt und ein Zuschuß an Kranke nur noch au» der GewerkschaflScasse gezahlt werden soll. Schließlich verdient noch Erwähnung, daß da» Verhalten der Maurerversammlung in Sachen des Buch druckerstreik-, worüber wir kürzlich berichtet, herben Tadel fand,, tz>> AN» de« Bureau de» StadttheaterS. In Folge plötz lich eingetrrtener Heiserkeit des Herrn de Grach kann die sür heule angesetzle Aufführung der Oper „Oberon" nicht stattfinden. An ihrer Stelle geht „Lohengria" in Scene. In der Rolle der „Elsa" verabschiedet sich Frl. Calmbach vom hiesigen Publicum. Der Beginn der Vorstellung ist auf 6'/, Uhr angesetzt, worauf wir besonder» aufmerksam machen. — Herr Lapellmeister Paur tritt morgen, Freitag, seinen diesjährigen Sommerurlaab an, welchen er zunächst in Wien und al-daaa am Achensee verbringt. — Für morgen, Freitag, ist im Neuen Theater eine Ausführung der „Fledermaus" angesetzt. Dieselbe hat ein besondere» Interesse dadurch, daß Herr Pagin al» „Eisenstein" ein längere- Gastspiel beginnt und Frl. Lu riet vom Stadttheater in Riga al» „Rosa- linde" debutirt. — Krystallpalast. Dle mexikanische Sängerin M i ß Piarzz^rsz« Churchill, welche bisher allabendlich während der Conrertpanse» da» Pnblicnm »it ihre» bewunderungswürdige» »nd hochinteressante» G«fa»g»vortrSge» zu fesseln verstand, tritt »ente z»m letzte» Male im Kryftallpaloft »»f, um sich nun mehr von Leipzig »» verabschiede». Da» hentig« Concert wird vom Musikcorp» «»Irrer 106er »utrr Herr» Matthey'» Leitung anSgeführt. — Im Etablissement Vonorand findet heute Abend da» echze-ntr Concert der Strauß-Capelle statt. Mit diesem Concrrt verabschiedet sich die Capelle vom hiesigen Publicum, dessen Interesse sie verstanden hat während der ganzen Zeit ihre« Hiersein« rege zu erhalten. Bon hier geht die Capelle zunächst »ach Dresden und Brei lau. Au» dem heutigen Programm, da» im Anzeigen- theil mitgetheilt ist, erwähnen wir hier besonder» die beiden neue» ComposiNone» von Eduard Strauß: „Sarazenrn-Marsch" und den Walzer „Seid umschlungen, Millionen", die vom hiesigen Publicum jede-mal höchst beifällig ausgenommen worden sind. — Die Wiener Schwalben geben beut» in Battenberg ihr unswiderruflich letzte» Concert «nd dürste sich dieser Abschied zu einer Ovation eignen, welchr zunächst in einem zahlreichen Be uch« besteht. Haben sich doch di« jungen Damen nicht allei» durch ihr« künstlerischen Leistungen zahlreiche Freund« verschafft, sonder» auch noch durch ihr freundliche» «ad bescheidene» Auftreten. Daß dieselben beute noch „ganz besonder» ausspielen" werden, versteht sich wohl von selbst. Di« Leipziger ab« werden ihnen gewiß beim Scheiden «in tausendstimmige»: Auf Wiedersehen! zurufea. — Mit morgen, Freitag, beginnen uuumehr wieder die regelmäßigen und stet» bei Familien beliebten Abounementt-Concertr, welche Freitog» von der Reuen Leipziger Concert-Tapelle, Mittwoch» von der Capelle de» 184. Regiment» au-geführt werden. Für die Sonntag« läßt e» Herr Kaiser gleichfalls nicht an Ab- Wechselung fehlen; neben unseren besten hiesigen Militair- und Loncertcapellen werden reuommirtr autwänige Capellen auftreteu. — Die Reisegefährten der ersten Meerturnfahrt der Sachsen nach Athen, Konstanlinopel und Sicilien ver- suchen schon vor Antritt ihrer Gesellschaftsreise gute Freund schaft zu halten und versammeln sich zu diesem Zwecke heute Donnerstag Abend 9 Uhr im Kaisersaale der Cen tralhalle. Da ein Vortrag gehalten, auch wichtige Miltheilungen gegeben werden sollen, so ist wohl auf eine recht zahlreiche Betheiligung zu hoffen. ü. Leipzig, 30. Juni. Auf der gelegentlich de» XVI. BerbandStag» selbstständiger deutscher Con- ditoren in Altenburg unter dem Proleclorat der Herzogin Agnes von Sachsen-Allenburg vom 14. bis 19. Juni ver anstalteten V. Fachausstellung sind außer der von uns bereit« erwähnten hiesigen Firma Riquet L Co. noch folgende Leipziger Firmen prämiirt worden: mit der StaatS- mevaille MaxKet lerer in Reudnitz; mitdergoldenenMedaille: Paul 8 indmannin Gohlis und Carl Chr »seliuSin Leipzig; mit der silbernen Medaille: Oehme L Baier in Gohlis, I. Lerique in Reudnitz, Niederstadt L Stöcker in Leipzig und L. Augustin in Leipzig; mit der bronzenen Medaille: Ottomar Beyer in Leipzig, Otto Maul in Leipzig, die Continental Bodega Comp, in Leipzig und Scherfs >L Oesterreich in Leipzig. AnerkennungSdiplome erhielten H. Sch wieder in Reudnitz und A. Kranz in Leipzig. — Der Ehrenpreis de- Zwrigverbande» Leipzig wurde nebst Ehrendiplom mit der großen Städtrmedaille dem Hofconditor H. G. Ilgen sou. in Gotha zuerkannt. H Thekla. 29. Juni. Unser Ort wurde am Dienstag Abend von einer FeuerSbrunst hcimgesucht, die das Nichter'sche Gut und die Stallungen de» anliegenden Güntber'schen Gute» einäscherte. Bei der herrschenden Trockenheit und infolge de» Umstande», daß die Gebäude mit Stroh gedeckt und nicht massiv gebaut waren, griffen die Flammen rasch um sich, so daß e» den hcrbeigecilrcn Feuer wehren erst nach mehrstündiger Thätigkeit gelang, de» Feuer- Herr zu werden. Ter entstandene Schaben ist bedeutend, da auch viel Mobiliar und mehrere Thiere mit verbrannten. L. Wermädorf, 28. Juni. Ju dem benachbarten Liptitz wurde am 26. d. Ml», der 12. BerbandStag des BezirkSfeuerweHr-Berbande- Grimma-Wurzen- Osch atz, zu welchem sich gegen 300 Feuerwehrleute ein gesunden hatten, abgebaltcn. An die Ucbungen der frei willigen Feuerwehr zu Liptitz und Manncwitz schloffen sich die Beralhungen im dasigen Gasthose. Nach Begrüßung der Ehrengäste und Erledigung de» geschäftlichen Theiles wurde einer größeren Anzahl von Feuerwehrleuten die vom Ver- baude gestiftete bronzene Medaille für 15jährige treue Dienstzeit im Feuerwchrberufe durch Herrn Kreisvertreter Brox- Lindenau überreicht. Sodann hielt Herr Vr. weck. Hösel- HubertuSburg einen höchst lehrreichen Bortrag über da» Sanität-wesen im Feuerwehrwesen. Sitzung der Stadtverordneten. vorläufiger Bericht. * Leipzig, 29. Juni. Den Vorsitz führte der Vorsteher, Herr Recht-anwalt Justizrath vr. Schill. Am Rath-tische anwesend die Herren Oberbürgermeister vr. Georgi, Bürgermeister Justizrath vr. Tröndlin, Stadträthe Hehler, Büttner, Ramdohr, vr. Fisch er, vr. Schmid, Roch, Winter. Bor Beginn der Sitzung ehren die Mitglieder de» Eolle» aium» da« Andenken vr» verstorbenen Stadtverordneten Herrn Sommerlatte durch Erheben von den Plätzen. Die Rath»vorlage, betreffend den Verkauf von 61L qm Areal de- der Altgrmrinde Dösen gehörenden Dorsteich» für den Preis von 50 -f per Quadratmeter wurde drbattelo» genehmigt. — Desgleichen erfolgte die Richtigsprechuna einer größer« Anzahl aus der Tagesordnung stehender SlistungS- rechnungen. Die Ausführung eine» Flügelanbaue» an der östlichen Seite der X. Bürgerschule in L.-Bolkmar-dors mit einem Gesammtaufwande von 153 612 73 -s (einschließlich 9488 für da« Mobiliar) fand unter geringfügigen Ab änderungen die Zustimmung de» Collegium». Die Rathsvorlage, „alle SchulhauSmänner mit Wohnung in Classe IX de» Regulativ» über dir Gebalte der Gemeinde beamten zu belassen, ihnen aber vom 1. Januar 1892 ab den Genuß freier Wohnung, Heizung und Beleuchtung nur mit 200 (anstatt, wie bisher, mit 300 zu berechnen", wurde abgelehnt. Die Erbauung eine» Nebengebäude» auf dem Grundstücke de» Krankenhauses zu L.-Plagwitz mit einem Kostenauswande von 6810 genehmigte da» Collegium. Sodann stimmte dasselbe dem Verkaufe zweier Bauplatze an der Wächterstraße (mit zusammen 4069 qm Fläche) zum Preise von 38 ^ 50 >er Quadratmeter unter der Bedingung zu, daß da» Areal, o lange eS nicht bebaut wird, nur al« Garten benutzt wer den darf. Auf verschiedene Anträge de» Collegium», die sich auf Abstriche bei einer Anzahl Positionen hinsichtlich der Repa raturen an BolkSschulgcbäudrn beziehen, ist eine Rückäußerung de» RatbcS ergangen, in welcher verschiedene Erläuterungen gegeben sind. Daraufhin wurde nunmehr rin Theil dieser Positionen genehmigt. Die Borlage wegen Verlängerung de» 225 Millimeter weiten Wasserstranges in der Richtung der Lindenauer Chaussee und Einführung der Wasserleitung in daS Grund stück de» ExmittirtenhauseS mit 14 946 Gesainmtkosten wurde unter der Abänderung genehmigt, daß die Rohre nicht in die Fahrbahn, sondern in die Fußwege eingelegt werden. Eine hierbei seitens des Herrn SchuldirrctorS Pa che an den Rath gerichtete Anfrage, ob die Absicht bestehe, die sehr frequentirte Lindenauer Chaussee bald zu verbreitern, wurde vom Herrn Oberbürgermeister vr. Georgi dahin beant wortet, daß sich hierbei Schwierigkeiten wegen der Ver breiterung der Brücken und Pcgulirung der Flußläuse re. bei Hochwasser ergeben, wegen welcher der Rath in Verhandlung mit der höheren Verwaltungsbehörde getreten sei. Eine Ant wort ist noch ausstehend. Herr Director Pache dankte für die erhaltene Auskunft. Zur Errichtung eine- Feuerwehrdepots wurde ein Bau platz von 1200 qm Fläche am Gerichtswege bewilligt (unter Annahme eines Einheitspreises von 40 pro Quadratmeter) und zugleich der ParcellirungSplan für den Baublock zwischen Gerichtsweg, Täubchenweg, Straße, k und Nostitzstraße ge nehmigt. Für die Befestigung der Fußwege vor dem Grundstücke der Reudnitzer Realschule und vor dem vormals Sparig'schen Grundstücke in der Kohlgartenstraße bewilligte da» Collegium zusammen 5237 ^tk Zur Bestreitung der vom Nathe anzuordnendcn chemischen Untersuchungen durch da» hiesige hygieinische Institut wurde die Einstellung einer jährlichen Pauschalsumme von 6000 in den städtischen Haushaltplan genehmigt. Den von Herrn Apotheker Koblmann hierzu gestellten Antrag, die Voraus setzung au»zusprechen, daß sämmtliche Liquidationen re. dem Collegium zugänglich gemacht werden, lehnte» die Stadtver ordneten mit großer Mehrheit ab. Da- Abkommen wegen Theilung de» Bezirk-vermögen der AmtShauptmannschaft Leipzig (die Stadt soll 109 241 18 -f erhalten) wurde vom Collegium augeuommen. Aus vorerwähnte Summe wird übrigen» dem Bezirksvermögen für verschiedene Ausfälle «in Betrag von io-gesammt 8640 rückvergütet werden. Der Verkauf der maschinellen Einrichtung der Talgschmelze auf dem städtischen Schlachthofe an den BelriebSauSschuß der vereinigten Fleischer-Innungen zum Preise von 26 940 -E und die Herabsetzung de» Pachtzinses für die Talgschmelze von 9450 auf 5450 wurde genehmigt. E» folgte eine nichtöffentliche Sitzung. Musik. Strauß'Concert. Leipzig, 29. Juni. Da» gestrige, vierzehnte Concert der Strauß-Capelle war vom schönsten Wetter begünstigt und der Garten de» Etablissement» Bonorand in Folge dessen ganz besonder» stark besucht. Daß die Concerte trotz ihrer verhältnißmäßig große» Anzahl sich so rege» und gleich mäßige» Zuspruch» zu erfreuen hatten, ist da« beste Zeugaiß nicht our für die Beliebtheit derselbe», sondern ebenso auch für deren Vortrefflichkeit. Wenn die Programme zum größten Theil auch nur Tanzmusik enthalten, so ist die» even die Specialität der Wiener Capelle uud die Ausführung gerade deshalb stet» von ausgezeichneter Art; ist die geschmackvolle Wiedergabe der Wiener Walzer doch auch nicht gaaz ohne Einfluß auf unsere Concertcapelleo geblieben, dir in andere» Genre« ja auch Vortreffliche« bieten. Schon die starke Besetzung der Streichinstrumente in der Strauß-Capelle wirkt aus den Klang ungemein eia und ermöglicht manchen beachtenswertheu Effect. Da- gestrige Concert bot einen „Operetteu-Abend"; au» zwölf verschiedenen beliebte» Operetten, darunter sieben von Johann Strauß, wurden Ouvertüren, Potpourri», Couplets und Tänze zu Gehör gebracht. Al» besonder» bei fällig ausgenommen nennen wir hier da» Potpourri au» der Operette «Mikado" von Sullivan, desselben Componisten Walzer au» der Operette „Die Piraten" (für Streich- Quartett und Harfe arrangirt von Eduard Strauß), Pot pourri auS der Operette „Der lustige Krieg", Ouvertüre zur Operette „Fledermaus", beide von Joh. Strauß, und Quadrille aus Dellinger'S Operette „Don Cesar" von Eduard Strauß. Auf die allen Vorträgen folgenden stürmischen Beifallsbezeigungen kam eS außerdem zu mehrfachen Wiederholungen, sowie zu einer Reihe von Einlagen ebenfalls heiteren und unterhaltenden Genres, darunter die Polka Bajadere, Couplet: „Nur sür Natur", „Vergnügungszug" und der stet» mit Beifall be grüßte und verlangte Walzer: „An der schönen, blauen Donau". Da» letzte, AbschiedS-Concert der berübmten Capelle, deren Engagement wir dem rührigen Leiter de» Etablissements Bonorand, Herrn Herm. Lange, verdanken, findet heute Donnerstag statt. G. Schlemüllrr. Leipziger Studenten aut dem ersten deutsch-akademischen Sängerfest zu Salzburg. * Aus Salzburger Blättern und au» der Festschrift zum ersten dcutsch-akadcmischen Sängerfest tragen wir Einige» über die Auf nahme und über die Mitwirkung Leipziger Studenten beim ersten akademischen Cängersest in Salzburg nach: Von allen deutschen Universitäten war Leipzig am stärkste» vertreten. Außer einer Abordnung de» hiesigen Studentengesang- verein» „Wettina" nahmen ca. 30 Mitglieder unsere» akademischen Gesangvereins „Arion , Active und alte Herren, am Fest« Theil. Gleich am BegrüßungSabend und am Lommer» waren sie der Gegenstand lebhafter Aufmerksamkeiten seiten» der deutsch- österreichischen Studenten, besonder» de» Wiener akademischen Gesangverein», beim Festzug« wurden sie mit Blumen und Kränzen überschüttet, ja durch besondere Blnmenspendea ausgezeichnet, kurz, „das meiste Aussehen erregten — wie di« „Salz- burger Zeitung" schreibt — di« rothmützigen Leipziger Studenten vom Alton." Daß unser« Arionen aber auch di« Mosikftadt Leipzig würdig vertraten trotz ihrer geringen Anzahl — die akademischen Gesangvereine aus Wien, Graz, Innsbruck, Prag traten all« weit über 100 Manu stark auf —, da« geht au» allen Fest berichten deutlich hervor. Im ersten Festconceri sangen sie unter Leitung «ine» a. H., des cunü. tdeol. Han» Hofmann, rin zünden des Quartett ihre» LiedermeisterS Professor Rich. Müller: „Am Bache blüh'n die Weiden". Auch bei der Festliedertafel eröffnet»» die Arionen wieder den Reigen der Einzelvorträge mit Lehmann'» „Die Müllerin" und Pctschke'S ewig schönem „Neuer Frühling". „Laug andauernder, lebhastcrBeisall solgtr beidemal dem Auftreten der kleinen Schaar, die so fern hcrgckominen, und „Heil Leipzig", „Prosit Arion", so schallte cs immer und immer wieder durch den Saal." (..Salzb. Volksblatt".) Schließlich sei noch erwähnt, daß auf den Antrag des „Arion" in den Telegirtenversammlungeu ab» Festort für das zweite deutsch-akademische Säugersest Pfingsten 1896 nnsrr Dresden gewühlt wurde. So hat sich der „Arion" durch seine einzigartige Betbeiligung an dem ersten deutsch-akademischen Sängerseste in Salzburg nicht nur eine höchst ehrenvolle musikalische Stellung unter den deutsche» akademischen Gesangvereinen errungen, sondern er hat sich auch «inen dauernden Plag erobert in den Herzen der deutsch-österreichische» Studenten. Wortmann's Ferienwanderungen. Die Bächlein von den Bergen springen, Die Lerchen jubeln hoch vor Lust; Wie sollt ich nicht mit ihnen singen Au» voller Kehl' und frischer Brust? 5 Uhr Morgens! Ein süßer, wohlthuender Fried« liegt über dem lieblichen Jugclthale. Die Sonne lugt durch di« dichten Zweig« der da» Standquartier beschattenden alten Linden neugierig in den Schlafsaal und verklärt mit ihrem Zauberscheine die Züge der süß schlafenden Wanderer. „Bufstehenl" donnert e» durch den Gaal, und schlaftrunken schauen die Knaben den Ruhestörer an. Die Stille de« Hause» ist wie mit einem Zauberschlage dahin, liebtroll fröhliche» Leben und Treiben, geschäftige» Hin- und Hrrrennen. Am Jugelbache steht ein« Anzahl Knaben und erfrischt den Leib mit dem überaus frischen GebirgSwasser. Wie da« zu neuen, muthigen Thaten stärkt und erquickt. „Halt, meine Seife!" ruft eia Quintaner, uud der Forelle gleich schießen di« Jungen dem kostbaren Toiletten Frrirllrtsn. Ein altes deutsches Herz. Heute sind 370 Jahre verflossen, da man am 30. Juni 1522 den alten echtdeutschen Job. Reuchlin in Stuttgart zu Gräbe trug. Dieser vortreffliche Mensch, den man präcsirt auch Capnio uannte, war einer der ersten und entschieden thätigstcn Beförderer der altehrwürdigen Literatur in Deutsch land und unermüdlicher Vorarbeiter der Reformation. Er wurde im Jahre 1455 zu Pforzheim geboren und besuchte die Schule zu Schlettstadt, wo ihu Markgraf Karl von Baden lieb gewann und, seine» vorzüglichen Gesänge» wegen, in seine Capelle aufnrhmen ließ. In den kaum l?jähriaen anmuthigen Reuchlin verliebte sich eine dort zufällig zu Besuch weilende Cöcil« de Baloi», Ludwig dem XO (1461—83) von Frankreich verwandt, welcher da- Aufblühen bürgerlicher Bildung und Industrie begünstigte. Cöcile war eine bezaubernde Er scheinung und hatte ihr fünfzehntes Leben»;ahr noch nicht vollendet. Rührend war der Abschied de» kaum den Kinder schuhen entwachsenen jungen Paare», und Beide belebte die Hoffnung auf ein baldige» Wiedersehen. Sie sollten sich nicht getäuscht haben; denn im Jahre 1473 wählte Mark graf Karl von Baden den kaum 18jährigen Reuchlin zum Reisegefährten seine» Sohne», der fick nach Paris begab, wo der junge Reuchlin die beste Gelegenheit fand, gründliche Sprachkenntniffe zu erwerben und mit seiner CLcile zu ver kehren. Leider mußte er sehr bald die Wahrnehmung machen, daß der Sohn de» Markgrafen Karl von Baden, der ihm ein lieber Freund geworden war, seiner ELcilezu große Auf merksamkeit schenkte, infolge dessen er beim Markgrafen be- wirkte, daß dieser di« Reisende» zurückberief. Bon der Treue seiner lieben valoi» überzeugt, kehrte Reuchlin im Jahre 1478 nach Frankreich zurück, und da EScile in Orleans lebte, beschloß er, dort die Reckte zu kudirrn. Da« waren drei Jabre ungetrübten Glück» > Im Jayrr 1481 mußte Ctcile mit ihren Angehörigen nach Italien reisen, und so wurde be schlossen, daß Reuchlin später nackkommen solle. Nachdem er m Tübingen al« Lebrer der Jurirprudenz gewirkt hatte, reiste «r »ach Italien zu seiner lieben Freundin, traf sie in Florenz und Rom und kam in den von ihren Angehörigen besuchten Kreise» mit berühmten italienischen Gelehrten zusammen, wodurch er e» in seinen Anschauungen zu außerordentlicher Klarheit und Reife brachte. Hierbei versäumte er jedoch nicht, sich um da» tiefer« Seelenleben seiner Cbcile genügend zu bekümmern. Sein Geist wie sein Herz fanden volle Befriedigung und er fühlte sich glücklich. Hatte er doch frühzeitig eine liebe, reine Seele gefunden, dir so ganz in ihm aufging, ihn so ganz verstand. Er la» mit ihr, erzählte ihr, wie er durch seine mündliche Erläuterung eine» Abschnittes an» dem Thucydide« die Anerkennung de» Johanne» Argyropulo» so sehr erlangte, daß dieser im Entzücken sprach, die Alpen seien vom verbannten Griechenland überflogen worden, und erklärte ihr, wie er e» später beginnen werde, um auf eine bessere Gestaltung de» Schul wesen» ia seinem lieben Deutschland hinzuwirkrn. Er wolle schon für die Verbreitung liberaler Grundsätze sorgen, und da» lebendige Wort, da» der biedere Deutsche so gern hat, solle alsdann läuternd auf dir religiöse Vorstellung wirken. Auch müßten zwrckenlsprrchende Elemeotarbücher angefertigt werden, damit der reifer werdende Deutsche einen Unterschied zu machen wisse zwischen Licht und Finsterniß. Eöcile siebte e», ihren lieben Freund also sprechen zu hören, und sie war stolz auf ihn. Wie da» Leben aber au» iauter Unterschieden besteht, so sollte auch da» bi» jetzt so glückliche Paar an dem trübeu Wendrpunct seine« Leben» angekommen sein. Der Sohn de» Markgrafen Karl von Baden, für den Reuchlin einst zum Reisegefährten gewählt worden war, konnte die schöne Cäcile nicht vergessen und warb um sie. Diese, seit ihrer frühesten Jugend für da» Kloster be stimmt» entschied sich für den Schleier, und blieb so, wenn auch entfernt von ihm, die reine Freundin ihre» Reuchlin, welcher sich nun mit vollem Eifer dem Studium der morgen- ländischen Sprachen und dem Urtexte nichtbiblischer Schriften zuweudete, weshalb er die schroffsten Verfolgungen der fin steren Dominicaner au»zustehen hatte und >ich den schimpf lichsten Anfeindungen auch der Universitäten Pari» und Mainz au«gesetzt sah. Die in ihrer Brrsolgung-sucht blinden Dominicaner, welche noch immer eine außer ordentliche Vorliebe für Verketzerung und Verbrennung aller aufgeklärten Männer hatten und so dumm wie roh waren, wurden von den Anhängern Reuchlin'», den Männern Franz von Sikkingeu und Ulrich von Hutten, nicht erfolglos bekämpft, und die Lpistolao odicurorum virorum haben sie lächerlich grmackt. Diese „Briese von Dunkelmännern" waren ganz satirisch gehalten und gaben Aufschluß über dir AuSschwrisunaen der Mönche, uud die Hpiütoln« clnroruw «worum »ci tieucdsinuw kkor- ceusem gaben die Veranlassung zu obigem Titel. Durch auSgebrocheue Unruhen verlor Reuchlin seine ganz« Habe und eine vorzügliche Bibliothek: auch wurde er kurze Zeit gefangen gehalten. Nachdem Herzog Wilhelm von Bayern ihm sriae Freiheit gescheukt halte, ernannte er ihu im Jahre 1520 zum Professor der Universitäl zu Ingol stadt. Ein Traum veranlaß«« Reuchlin, den Nus nach Wittenberg au-zuschlagen. Er träumte, daß er sein Werk urt« cuddulistica" auf einem Scheiterhaufen ver brennen und über der Flamme seine liebe Jugendfreundin Cöcile de Valoi» auf- und abschweben und plötzlich ver schwinden sah. Al» er vier Tage später die Nachricht vom Tode der tugendhasten C6cilr erhielt, beschloß er, in Ingol stadt zu bleiben und empfahl Melanchthcn nach Wittenberg. Dennoch verließ er beim Ausbruche der Pest im Jahre 1522 Ingolstadt und ging nach Tübingen, um in der Einsamkeit ganz den Wissenschaften zu leben. Leider erkrankte er bald, ließ sich nach Stuttgart geleiten und starb dort am 30. Juni 1522. vr. S. Klein. Prämiirter Wildererfang. Episode au» der Ram»au von Arthur Achleitner. lia-nuck verboini. Der RamSauer Jagdgchilfe Xaver hat den Verdacht, daß der Fendtenbauer am Riesenbichl nicht ganz sauber ist. Schon neulich, wie der Xaver vom Kitzkartauern über die Eckau-Alm herab ist, begegnete ihm der Lucgect zu der Fendtncr unter so cigenthümsiHen Umständen, daß ihn der Jäger am liebsten gleich gestellt halte. E» ist doch verdächtig, wenn ein Bauer gar so angestrengt Luat und ein Terrain mit dem Gla» ab sucht. Aber zu tragen hat er nicht», nicht einmal einen Rucksack, und da» Schauen kann man einem Menschen wohl nicht ver bieten. Dafür nahm sich der Jagdgehilfe vor, dem Fendtncr scharf auf die Finger zu sehen. Zu diesem Zweck nahm Xaver am Kogrlberg seinen Ansitz, von wo er ganz prächtig, da» Thal der Ram«aucrache überblickend, den Riesenbichlerhos in» Auge fassen kann. Tag für Tag saß der Jäger aus seinem Observatorium mit der Geduld der Katze, die vor dem Mau-loch sitzt. Nicht» zu sehen drüben am Riesenbichlerhos! Da kommt dem Jagdgehilseo der Gedanke, ob nicht vielleicht der Fendten bauer die Beobachter«! g'spannt hat und nun seinerseits den Jäger im „Spectiv" hat und dr-halb Alle» unterläßt, um nicht erwischt zu werdeu. Also wird am besten sein, wenn der Xaver einen Revirrgang in der Weise antritt, daß er von den Speculirern de» Fendtner» gesehen werden muß, dann aber flink aus Umwegen zorückrilt, um wieder aus den Kogelberg zu gelangen. Gemächlich im Bergsteigerschritt steigt denn Laverl den Steinbrrg an, al» wollt' er zum Jagd haus aus der Schartenalm. Xaver möcht' seinen Kopf daraus wetten, daß sein Abgang im Fendteuhofe beobachtet worden ist, denn ein yalbwüchstgrr Bursch verschwand in dem Augen blick von der Bichlerlciten, wo er offenbar auf der Paß stand, al- der Jagdgehisie sein an der Straße gelegene» Häuschen verließ und auf der Westseite de» Riesenvichl» in den Wald trat. Für einen Jäger, der bestimmte Ziele im Kopfe hat, aiebt c» keine Entfernungen mehr. Einer davon, der hierin Außerordentliches leisten kann, ist auch der Xaver, welcher den Wald zuerst steil auswärts nimmt, dann aber direct westlich zum EiSbodenbründl, herab zur Hinterster Straße, dann wieder mit Flugseuer auf den icnseitlgen Antenbichl läuft und sorgsam gedeckt über den Kunterweg den Kogelberg anschleicht. Au» besonderer Vorsicht kroch Xaver auch noch in« Geäst einer starken Fichte und lugt nun hinüber mit dem Fernglas auf den Fendtenbauernhos. Viel ist nicht zu sehen, die Bäuerin hat große Wäsche, der Zuber dampft, die Dirn schlägt mit dem Waschschlegel auf die nassen Waschstücke, die nicht schulpflichtigen Kinder de» verdächtigen Bauern lungern um den Waschzuber herum und pritschet», bi» die Bäuerin sie erbost von dannen jagt. Wo »ur der Bauer stecken mag? Kaum denkt der Jager auf seinem Observatorium daran, da tritt der listige Bauer aus der Thür und auf tausend Schritt ist ihm anzumerken, daß er eine Gaunerei plant. Auch Xaver ist durch sein gutes Spectiv in der Lage, den verschmitzten Zug im Gesicht de» Fendtnerö zu beobachten. Eben sieht der Bauer gegen den Steinberg und dreht eine Nase hinauf, die offenbar dem Xaver gilt, weil der Bauer glaubt, der Jäger sei dort droben. Nun keinen Blick verloren, was der Bauer beginnt. Er trägt ein runde» Ding^ an rinxin Pflock auf die ansteigende Wiese hinaus, Sacra! eine Scheibe mitStändrr» und richtig pflockt sie der Fendtncr auf etwa 70—80 Schritte vor seinem Hof «in. Schau', schau', zu wa» braucht der Fendtner einen eigenen Schießstand und noch dazu gcgen den rehreichen Riesenbichl hinan ? Wahrhaftig, der Bauer will Scheiben schießen: er bringt den Stutzen, ja sogar rin eigene» Patronrn-Kastl hat der Spitzbub. Wa» ein Bauer sonst selten tbut, der Fendtner putzt sein Gewehr, ladet, visirt und drückt ab. Vor Schrecken fällt da» jüngste Kind, da» eben wieder am Waschzuber spielt, >n die beiße Brüh,die Magd schlägt die Hände zum Himmel, indeß die Bäuerin nach ibrem Kinde fischt. Der Bauer geht un bekümmert um die Folgen seine» unerwarteten Kugrlschusse« zur Lcheibe hinaus und untersucht sie. Er muß nicht un zufrieden mit dem Schuß sein, denn er lacht und wieder dreht er dem Stcinberg eine lange Nase. Damit war die Wascherei und da» Scheibenschießen an«. Der Jäger hielt e« für geralhrn, zu bleiben, weil er unentdrckt auf seinen Beobachtung-platz gekommen und für de» Abend
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