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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920817022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892081702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892081702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-08
- Tag1892-08-17
- Monat1892-08
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S. >2.7» 6. >3,2» L. >8,— 6. >3.— 6. 6.— 8 »,-H 8 «.— 8. 8 >7,— 8. «.SV 6. 7.— «. «.— 8. 6,2» d- 0.-^8. 6.50 8 3.-^8. 050 8. >»,— 8. i pro Ltiicil. r»l«rr»ww> 7E 8 1»iexr»mii!.> i»»> ü»tt«» IlidLU»« 8qpi«wd«r- 0»e«wd«r- >r,6r««c»': 'oiickiiiipidr Superior': r.Vj«l»-<L 5«^ Aborrnementspreis l> der Hauptexpeditioa oder den im Stadt- bezirk und den Vororten errichteten Aus- zavestelltn abgeholt: vierteljährlich.^14.50, dei zweimaliger täglicher Zustellung in- i>auc- » 5.50. Durch die Post bezogen sUr Teutschland und Oesterreich: vierteljährlich -ll Ü.—. Dtrecte tägliche Kreuzbandseuduug iaS Ausland: monatlich 9.—. LieMorgen-AuSgabe erscheint täglich '/,? Uhr, die Abend-AuSgabe Wochentag« 5 Uhr. Re-artion und ErpeLition: ÄohuuiieSgaffe 8. Filialen: ktto Lltmm'a Lorttm. (Alfred Hahn). Universstätrslrab« 1, Louis Lösche, katharinenstr. 14, pari, und König-Platz 7. Abend-Ausgabe. MM Anzeiger. Lrga» firr Politik, Localgeschichte, Kandels- und GeMtsverkehr. JnsertionSpreiS Die 6 gespaltene Petitzcile 20 Pfg.' Reklamen unter dem Redactionsstrich <4 ge spalten) 50^, vor den Famlliennachrichte» sstgespalten) 40/^. (Größere Schriften laut unserem PreiS- vcrzeichntb. Tabellarischer und Ztffernjatz nach höherem Tarif. (srtrn-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung >4 60.—» mit Postbesörderung ^l> 70.—. Ännaiimkschluß für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und AiinahiilesteUea je »Ine halbe Stunde früher. Inserate siod stets an die Er-r>itioa zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. M. Mittwoch den 17. August 1892. 88. Jahrgang politische Tagcsfchau. * Leipzig. l7. August. Don ernstbaften dcutsckvn Politikern ist den „FriedenS- aesellschaften" und „Fricdenscongrcsscn" niemals Beachtung geschenkt worden. Wenn im vorigen Jahre deutsche Abgeordnete, die auf die erwähnte Bercichnung Anspruch haben, sich an dem römischen Congrcsi betvciligten, so geschah es lediglich, um den veraiistallenden Personen auS dem ver bündeten Italien eine Aufmerksamkeit zu erweisen. Die dort gemachten Erfahrungen mußten übrigens dazu beitragen, die negative Werthschätzmig derartiger Zusammeuküiiste zu steigern. Der zum Vorsitzenden des Cougresses auScrsebene Bonghi hatte bekanntlich schon vor dem Zusammentritt die Existenz einer „elsaß-lolbringischen Frage" behauptet und cs bedurfte wiederholter Rcvocationcn, um die nichldeulsch- sreisinnigcn Männer au« Deutschland, die ibr Erscheine» in Aussicht genommen, zum Uviiimcu zu vermögen. Die Deutsch- freisinnigen freilich und ihre Presse cxeellirtcn auch bei dieser Gelegenheit durch nationale Selbstentäuhcrnng. Es ist ein Kennzeichen dieser Beranstallungcii, daß sie für die Ausrccht- crhaltung des Friedens eintrctcn — abgesehen von dem Rcvanchekrica Frankreichs gegen Deutschland. Man kann getrost anneymcn, daß der nächste Krieg von französischen Ministern und russischen Panslawisten aufrichtiger gescheut wird, als von den tonangebenden Herren auf solchen Eongresscn. DaS hat allerdings gar nichts zu sagen, denn diese Friedensfreunde unter Vorbehalt sind duräianS nickt gefährlich und eS wäre nicht der Mühe wertb, ihres dies jährigen ConventikelS mit einem Worte zu erwähnen, wenn dasselbe nicht abermals von dcutschfreisinniger Seite zumKegcn- slande von Ausführungen gemacht würde, die vom deutschen Standpunctc aus nicht unwidersprochen bleiben können Der dcutschfrcisinnigeNeichStagsabgcordncte I or d an bat die Weige rung dcSPrinzenHeinrich zu Earolath-Schönaich, an dem Eongresie theilzunebmen, zum Anlaß genommen, in einer öffentlichen Erklärung einem Thcile der deutschen Bevölkerung die Mitschuld an der dauernd kriegSdrohenden Lage auszu bürden. Er citirt die Bemerkung der Frau von Suttncr, daß noch nicht alle gleichgesinnten Friedensfreunde zusammen- halten und fährt dann fort: „Warum das seitens der über wiegenden Mehrheit unserer Aristokratie bis jetzt noch ge schieht, muß offen ausgesprochen werden. Es ist die Ver sorgung der Söhne des unbemittelten Klein- Ade lS in der Armee, welche man bei einer möglichen Ver ringerung der letzteren gefährdet siebt. Und allerdings, die ganze Friedensbewegung unter den Völkern zielt nicht allein aus die Vermeidung von Kriegen, sondern auch auf die all- mälige Herabsetzung der stehenden Heere: wenn das Eine ge lingt, folgt das Andere von selbst. Außer dieser, mit ihrem Geldbeutel an dem Fortbestände des bewaffneten Friedens in- leressirlen Mehrheit dcü Adels u s. w." Wir haben weder Berus noch Neigung, den deutschen Adel zu vcrthcitig.n. erachten cS aber im Interesse der deutschen Wekrkrast für ange zeigt, dieses Probestück deulschfreisinniger Demagogie scstzu- nageln, obwohl eS nicht Originalteiftung, sondern nach socialdemokratischen Mustern gearbeitet ist. Es aiebt ja in der Thal kein einfacheres Mittel, die Ueberflüssigkeit aller Rüstungen plausibel zu machen, als zu sagen: Wenn die bungerigen preußischen Junker nicht wären, so gäbe cs kein oder nur ein sehr schwaches deutsches Heer, und gäbe eS kein starkes deutsches Heer, so würden Wvlf und Lamm ruhig neben einander weiden, die Franzosen dächten nickt mehr an Sedan und Straßburg, und die Nüssen würden ausschließlich auf Werke des Friedens sinnen. Wie aber steht eö in Wirklichkeit, bei spielsweise in Frankreich? Dort hat die „Aristokratie" nicht den mindesten Einfluß auf die Politik und doch Hai Frankreich mehr Officiere als Deutschland. Handelt cS sich für die Kreise, aus denen sich das französische Osficiercorpg vorwiegend recrutirt, auch nur um den „Geldbeutel", um die „Versorgung der Söhne"? Wenn ja, warum spricht eS der deutsche Abgeordnete nicht aus, und wenn nicht, warum sucht er zur Verkleinerung und Schädigung seines Vaterlandes hier Motive, die er in anderen Ländern nicht finden zu müssen glaubt? Er stellt sich damit aus die Seite jener „Friedensfreunde", die gegen die ganze Welt friedlich und gereckt sein wollen, aus genommen gegen Deutschland. Im Winter l88l> 00 führte die deutschfrcisiunige Presse, voran die „Freisinnige Zeitung" de« Herrn Richter, einen lebhaften Feldzug für Anstellung von jüdischen Lffsicicrcn in der deutschen Armee. Nack den Ergießungen dcü Herrn Jordan wäre eS sehr werthvoll, zu ersabren, ob dies in der nach unserer Auffassung patriotischen Absicht geschehen ist, dem jüdischen Element dasselbe Interesse für Len „bewaffneten Frieden" cinzuflößen, wie dem „Klein Adel", oder ob jenes „Geldbeutel -Interesse bei den Juden bereits verbanden war und durch die dcutschfreisinmgc Presse Befriedigung heischte. Ist daö Letztere der Fall, so bleibt die Erklärung, die Herr Jordan für den bewaffneten Zustand giebt, lückenhaft, während, wenn die erste Alternative zutrisst, der Dcutschfreisinn bei den Juden Begierden erweckt hätte, die er beim Klein Adel durch den Mund des Herrn Jordan der Verachtung preiSgiebt. Die Erklärung der deutschen NeichSregierung, sie habe kein Kriegsschiff zur Verfügung, um cs zu den spanischen EolumbuS-Feierlichkeiten zu entsenden, wird selbst verständlich von der französischen Presse auSgcdeulet. Tic Pariser Blätter suchen den Spaniern ciuzurcdcn, daS Fehlen eines deutschen Kriegsschiffes bei der Eolnmbusfeier sei aus den Aergcr der NeichSregierung darüber zurück zu führen, daß EanovaS trotz dringender Einladungen sich mit dem Dreibünde nicht habe euttasscn wollen. Dazu be merkt die „Voss. Ztz.": „Diese Ansicht ist sicherlich falsch; den» gerade wenn die Reichs- regicrung ärgerlich ans Svanien wäre, würde sie uin so böslicher sei». Aber dein (Nasen Eapriui tann der Vorwurf nicht erspart werden, dass er durch seine Maßnahme und deren Begründung solche Auslegungen ermöglicht hat. Wir können eS nicht einmal beklagen, daß man iin AuSlande die Erklärung, Deutschland habe kein einziges Schiff frei, »in die Flagge i» den ipanischcu tttewässern zu zeige», für unglaublich ansieht. Besser auch das, man an eine» Mißgriff des Reichskanzlers, als an eine beschämende Un zulänglichkeit der deutschen Seemacht glaubt!" Wir theilen vollständig die Auffassung dcS Berliner freisinnigen Blattes und freuen uns, an dieser Stelle von der Möglichkeit einer „beschämende» Unzulänglichkeit der deutschen Seemacht" sprechen zu hören. DaS Cabinet Gladstone ist nunmehr constituirt. Lord Nosedery bat sich, wie wir schon in der Morgeiinuliinitr melden konnten, schließlich bewege» lassen, die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten zu übernehmen. Daö neue liberale Cabinel ist nach anttlichcr Mittbeilung in folgender Weise zusammengesetzt: Gladstone, Erster Lord dcS Schatzes und Großsicgetbewahrcr, Lord Hcrschcl, Lord Grvßtaiizlcr, Earl Kimberley, StaatSsecrctair für Indien und Präsident des Geheimen RatbS, Earl Noscbery, StaatSsecretair dcü Auswärtigen, Marquis Nipon, StaatSsecretair der Colonien, ASquilb. StaatSsecrctair für Innere«. Campbell Bannermann, StaatSsecretair des Krieges, Earl Spencer, Erster Lord der Admiralität, Harcourt, Kanzler der Schatzkammer, John Morley, Minister für Irland, Sir George Trevclhan, Minister für Schottland, Mundella, Präsident dcS HandelSaintS, Fowlcr Präsident des Ge»ieilidevcrwaltll»gsantts, Arnold Morley, Gcneralpostmcister, Acland, StaatSsecretair für das Errichuiigüwcsen, Lord Honghton ist znin Vicekönig von Irland ernannt. Wie aus dem Vorstehenden ersichtlich ist, hat Gladstone alte bewährte Mitarbeiter wieder um sich geschaart und von den „jungen Männern" fand mir Aöquill» besondere Berücksichtigung. Herbert Henry ASquilh ist ein ausstcigender Stern; schon der Umstand, daß er mit der Ein bringung des Mißtrauensvotums gegen das Cabinct Saliö- bury betraut wurde, bewies, daß die Whigs große Hoff nungen auf das Talent des Abgeordneten von Fife setzen. ASquilh ist vierzig Iabre alt und ist seit >886 Mitglied dcö Parlaments. Die irischen Verbündeten, durch deren Hilfe cs allein gelang, das Ministerium Salisbury z» stürzen, sowie die Arbcitervcrtreter sind bei der Vertheilung der NcgicriiiigSämlcr leer a»Sgcgangcn. Kein Wunder, daß die Iren inzwischen bereits ungeduldig werden. Der Verein sür die vertriebenen Pächter von Irland hat einstimmig einen Beschluß angenommen, wodurch die liberale Negierung aufzefordert wird, eine kurze Bill einzubrinzen, um die Pächter iu den Stand zu setzen, sich mit ihre» Gutsherren be hufs Ankaufs ihrer Stellen auf gerechter Grundlage abzu- filiten. Der Bereu, protestirt im Namen der Iren energisch dagegen, daß die Negierung daS Parlament bis zum Februar vertagt, ebne sür die auSgewiesenc» Pächter gesorgt zu baben. Jedenfalls müßten die Interessen derselben in der Zwischenzeit gesichert werden. 12 Monate hätten die Liberalen sie schon lniigcbalten. Jetzt müsse daS Erste sein, was Glad- stone'S Negierung zu thun kabe, für Wiedereinsetzung der a»S- gewiesencn Pächter in ihre Stelle» zu sorge». Im Pböuix Park in Dublin wurde eine von 15 000 Personen besuchte Volksversammlung abgchalten. Der Hauptredner war der Parnellit Pier« Maboney. Er forderte sofortigcAm»estie für alle irischen politischen Gefangenen, „selbst wenn dieselben schuldig sein sollten". Der Jahrhunderte alte Strett zwischen England und Irland tönne nimmer zu Grabe getragen werden, so lange noch ei» Irländer wegen politischer Vergebe» in einem englischen Gefängnisse schmachte. Ter Parnellit Harris»» hielt die Erklärungen Gladstone's ini Parlament über die Frage für durchaus unzureichend. Man solle doch nicht vergessen, daß diese Leute unter seinem Ministerium in daS Gefängnis; gesteckt worden wären. Glad- stonc sage, er sei nicht genügend untcrrichtel über den Sach- vcrbalt. Sir William Harcourt rede offener und deutlicher. Er habe linverblüiitt herauSgesagt, daß er gegen die Frei lassung wäre. Die fanatischen Ausschreitungen der Czechen in Böhme» und Mähren gegen die Deutschen nehmen kein Ende. In welcher Weise neuerdings dem czechischeii Ucbcr- nitttb, dem allerdings daS Ministerium Taaffe eine überreich liche Dosis von unbcgreislicher Duldsamkeit eiitgcgenbringt, der Kamm geschwollen ist, das haben in den jüngsten Tagen die Vorgänge in Prag, Naudnitz und Iglau ge zeigt. In Prag war i» einer der letzten Nächte der Graben, die frequenteste Straße der böhmischen Haupt stadt, der Schauplatz einer unerhörten Scene. Gegen Mitternacht begaben sich zahlreiche Passanten, darunter mehrere Dame», über den Graben in der Richtung „zum schwarzen Roß". Plötzlich siel ein Schuß. Tie Passanten stoben entsetzt auseinander und suchten sich auf die entgegen gesetzte Seite des Graben zu flüchten. Ter Mann, welcher diesen Sckuß abgcseuert batte, eilte ihnen nach und gab rasch binter einanver vier weitere Schüsse ab. Es entstand eine unbeschreibliche Panik. Mcbrere bcbcrzte Männer wollten sich auf den Attentäter stürze», welcher wieder aus die entgegengesetzte Seite keö Graben lief. Dort wurde er zu Bode» geworfen und gerietb unter die Pferde eines FiaterS. Ein Polizci-Inspcctor, welcher schnell zur Stelle war, wollte ihn scstiichmcn. Der Attentäter richtete gegen ihn den Revolver, in welchem sich »och ein scharf geladener Schuß befand, und nur einer glücklichen Wendung batte eö der Jiispector zu danken, daß er von dem Aiigreijcr nicht nieder- gestreckt wurde. Schließlich gelang es, den Attentäter zu über wältigen und auf daö nächste Coniiniffariat zu bringen. Tort gab derselbe a», er sei Bäckergehilse, heiße Bosak und sei 28 Iabre alt. Seine Absicht sei cS gewesen, die Deutsche» ;» schrecken; er babe unter den Deutschen scbr viel a»S- gestanden und sich rächen wollen. In seiner Tasche fand man ciiienZetkcl, in welchem er ausdrücklich bat, seine Leiche möge unter jeder Bedingung in daS czechisckc pathologische Institut gebracht werden. Auf die Frage des CommissarS, was er mit dieser Feuilletsn. Schloß Fe'netrange. "1 Nachdruck verboten. Ein Roman auS den Vogesen. Bon O. Elster. (Fortsetzung.) „Ich wüßt' schon ein Mittel." „So sagl's, Jockel!" „Ich hab'S dem Joseph auch schon gesagt", erwiderte mit teuflischem Aufleuchten seiner finsteren Äugen der rohe Bursche, «er soll dem Grünrock ein Schlaspülverchen eingeben, daß er »immermebr erwacht." „Die Marianne läßt's net zu." „So thut'S, wenn die Dirne net da ist." Ter Gastwirtb saß schweigend da, sein Auge irrte unstät ton Einem zum Andern, dann sagte er mit bcilerer Stimme: .Cs war' schon daS Beste, wenn der llntcrofsicier stürbe." „Und ich duld's net, daß Ibr ihm etwas zu Leid thut!" Ueberrascht schauten die Männer auf. Bor ihnen stand Marianne, die sich leise in daS Gemach geschlichen bat«. Hoch aufaerichtet stand sie da. Ihre dunklen Äugen funkelten m dem halbsinstcren Raume, wie die Lichter eines Wolfes «der einer Wildkatze. „Ich duld's net, daß Ihr ihm etwas anthut", wiederholte i>«, „oder ich verratb' Euch alle mitsammt." „Tie Dirn' hat den Teufel im Leib ", fluchte Jockel. .Wo kommst her, Marianne?" »Geradewegs vom Thurm, Großvater." „Und der Unterossicier?" ,Er ist wieder bei klarem Verstand und will zu seinem ««imeiit zurück. Er will net den Schimpf der Verurtkeilung sich sitzen lassen, und ick denk', er ist im Recht; denn eS V eine Schmach für einen Man» und einen Soldaten." „Bist verrückt geworden, Maitrle?" .Nein, net verrückt. Aber ick will net, daß der Fritz un- kHt leitet, ich will net, daß er mich verachtet! Deshalb soll er wieder zu seinem Regiment zurück, — ich selbst bring' ihn zurück, ich selbst sag', daß das Unheil falsch ist." „Net so lang ich leb'!" rief Jockel und wollte sich auf das Mädchen stürzen. Dock der Gastwirth hielt den Burschen zurück und sagte: „Ruhe, Jockel, Ruhe! Und Du, Marianne, antwort'. Eö kann Tein Ernst net sein, unö ins Gesäiigniß zu bringen, uns und Deinen Großvater." „Nein", cntgcgnete die Zigeunerin, ,Ihr sollt net ins Gefängiiiß. Großvater und Jockel können »och beut' Nacht über die Grenz' und wer sonst noch über die Grenz' will. Euch, Monsieur Bourgeois, kennt der Unterossicier net als Schmuggler und ich verrath Euch net." Schweigend überlegte der Gastwirth die Worte des Mädchens, während der alle Iosepb sagte: „Und Tn? Willst Du net mit über die Grenz'!" „Nein, ich bleib' bei Fritz!" „Elendige Dirn'!" fluchte Jockel, indem er ihr die Faust vor das Gesicht hielt. Marianne stieß kräftig die Hand zurück und rief: „Rührt mich net an, Jockel, oder ich stoß' Euch inein Messer in die Brust!" Bei diesen Worte» holte sie blitzschnell ein breites Messer, einen sogenannten „Genick fänger" auS ihrem Gewände hervor und streckte es drohend dem gewaltthätigcn Burschen entgegen. „Wilde Katze, Du!" schalt wüthend Jockel, doch zog er sich scheu einige Sckrittc zurück, den» er kannte die leidenschaft liche Natur des Mädchens, das sich keinen Augenblick besonnen haben würde, ihm das Messer in die Brust zu stoßen. Maitre Bourgeois war zu einem Entschluß gekommen. Der Vorschlag des Mädchens dünkte ihm nicht schlecht unter den obwaltenden Verhältnissen. Der Unterossicier konnte nicht bei Seite geschafft werden, ohne die wilde Nachsucht der ihn liebenden Zigeunerin zu entfesseln. Sicherlich würde sie in einem solchen Falle Alles verrathen haben. Und wenn sie auch Len jetzt noch hilflosen Uitterofficier über die Grenze geschleppt hätte» — war er wieder gesund, konnte lr doch zuriickkchrcn oder brauchte sich nur an die nächst« fran zösische Behörde zu wenden, die ja auch ein Interesse daran halte, die Schmugglerbande zu entdecken, die nicht nur französische Waare über die deutsche Grenze, sondern auch umgekehrt deutsche Waare über die französische Grenze brachte. I» Frankreich war man also noch nickt sicher vor Entdeckung. Der Jockel und der alle Joseph konnten sich in Frankreich leicht verbergen, sie liefe» dort keine Gefahr, falls hier in Deutschland eine Untersuchung angcstclll wurde. 'Anders lagen die Verhältnisse mit Maitre Bourgeois, der in den französischen Grenzlanken bekannter war al» in de» deutschen. Hier kannte» ibn als Haupt der Cchiniigglerbande nur der alle Joseph, Jockel Schmidt und Marianne. Der einzige der Schmuggler, der ibn »och gekannt, der Jean aus Hinstinge», war tcdt, er lag verscharrt »n Walde, die anderen Schmuggler kannten ihn »ur als den „Herrn". In Frank reich dagegen, in Pont-u-Mousson und Nancy, kannten ib» verschiedene Leute, die auch an de», Schinnggelhaiidel bc- thciligt waren. Also eine Untersuchung in Frankreich mußte unter allen Umstände» vermieden werden. Hier in Deutsch land kvnnte ihm eine Untersuchung nichts schaden, wenn Joseph, Jockel und Marianne ihn nicht verricthen. Ent schlossen nahm er deshalb jetzt das Wort: „Still jetzt mit En,cm Zank, der nir nutzt. Die Marianne hat ganz recht, wir könne» den Unterossicier net nach Frank reich verschleppen, c- würde »nS nix nützen. Mag er wieder zu seinem Regiment znriicklcbrcn, aber Ibr, Joseph, und auch Ihr, Jockel, und Du, Marianne, Ihr müßt heute Nacht noch über die Grenz'. Ich werd' Enck Geld geben." „Ich geh' net mit über die Grenz'", unterbrach ihn ent schlossen Marianne. „Aber weshalb net?" „Ich bleib' bei dein Fritz" „Man wird Dich i»S Gcsängniß werfen." „Das werden'» net tb»n. wenn ich die Wahrbeit red'. Ich muß aber bei dem Unterossicier bleiben, bis er gesund ist; denn dann bat er mein Zeugniß nöthig." „So willst Du mich verratben?" „Nein, Monsieur Bourgeois. Euch verrath' ick net. Euer Nam' wird aber auch gar net genannt in der Untersuchung; denn der Fritz lennl Euch net. Er kennt nur den Großvater und den Jockel Schmidt. Ich brauch' auch deren Namen net einmal zu nenne», da- besorgt der Unterossicier allein. Des halb müssen di« Beiden aber auch sofort über die Grenz'." Bcmcining gemeint habe, sagte der Verhaftete, er wollte selbst nach seinem Tode nicht in die Hände der Tciitschen gerathcn. — In Naudnitz hielt der n ordböh mische Zzech isi rungS- verein einen Conarcß ab, auf dem cü zu schniachvollcu Sceneii kam. Ter Vorsitzende des CongrcsscS, der berüchtigte Abgeordnete Spindler, erging sich in solche» Schimpfereien gegen die Deutschen, daß der überwachendeCommissar ihnwiedcr- bolt unterbrach und i» die Schranken zurückwcisc» mußte. Tie ErklärungdeSlandcSfürstlichenCoinmiffarSwurdciiiitdeilNliseii: „Schmack dem Comniissar! Schmack der Negierung! DaS lassen wir »nS nicht gefallen!" ausgenommen, worauf der Conimissar wiederholt die Auslösung der Versammlung an- drohto. Achnlichc Tumulte ereigneten sich bei mehreren An lässen. In Iglau kam es auS Anlaß des Besuches der jungczcchischc» Stttdciltenvcrbindung „Sazavan" aus Teutsch- brvd z» argen Tumulte» zwischen Czechen und Deutschen. Ersterc benahmen sich äußerst provocirend, ihr Anführer Rzika rief: „Kommt her, Deutsche, ich erschlage Euch!" Die darob erbitterten Deutschen sielen über ihn her, schlugen ibn mit Stöcken und vcranlaßtcii, daß er arretirt wurde. Dies gab daö Signal zu Schlägereien, die sich im Laufe des Abends mehrmals wiederholten. Am Abend fuhren etwa 40 Mitglieder der deutschen Vereine IglauS auf Einladung des dortigen deutschen Vereines in den benachbarten Ort Stecken, daselbst wurden sie von czcckischen Arbeitern mit Steinen und Eisenstangen aiigegviffen Als sich die Deutschen zur Wehre setzten, eilten die Arbeiter der Glasfabrik herbei, holten glühende Eisenstaiigen, woniit sie auf die Deutschen eiiihicbe». Drei der letzteren wurden schwer verwundet. Mau vernahm Rufe: „Schlagt die Deutschen tvdl!" Der Aezirköhauptiiiann, der Bürgermeister und die Gendarmerie begaben sich uni lo Uhr Nachts an den Schauplatz des lleberfalls und verhafteten den Fabrikanten Morawetz, dessen Arbeiter den llcbcrfaU vollzogen haben, und fünf Nädctssührer. Die Ausführungen der spanischen Presse zn den Vor gängen in Marokko bekunden eine Nervosität, welche in den leitende» politische» Kreisen Madrids nur in scbr be schränktem Maße getbeitt wird. Man glaubt in Madrider RegierungSkrciscn die Gewißheit zu besitzen, daß keine der europäischen Mächte jetzt a» eine absichtliche Ansrollung der Orients,aac vom marokkanische» Zipfel a»ö denkt, daß im Gcgcntbcil die freindländischc Diplomatie in Tanger sorgsam bemüdt ist, Alles fern zu halte», waö Lel in das Feuer der marokkanischen Wirren gießen könnte. Und allermindestens das gleiche Interesse an der Erhaltung des marolkanischen stittu» c>u«> wie irgend eine andere Macht nimmt Spanien selber, welchem kaum etwas ungelegener kommen könnte, al« jetzt oder in nächster Zeit seine Position am jenseitigen User der Meerenge von Gibraltar mit bewaffneter Hand schützen zu sollen. Thatsächlich ist Spanien weder militairisch.noch maritim, noch sinanzicU actionSbcrcit, daher denn auch Canovaö dcl Casiillo in der ihm befreundeten Presse einmal über da« andere versichern läßt, daß die Lage der Tinge in Tanger sür Spanien absolut nichts Bcuiirubigcndeö habe. Wenn diese fast täglich wieterkebreiide» Versicherungen anfangs vielleicht hier und da auf uiigtäubiges Kcpsschutteln gestoßen sein mochten, so hat dies doch mit Einem Schlage aiisgebört, seit daS englische StaatSruder wieder in Gladstone's Hände gelegt ist und die ösiciitliche Meinung Spaniens daraus z» ihrer Beruhigung entnimmt, daß nunmehr der von Sir Eva» Smith in Fez gesponnene Faden binnen absehbarer Frist keine Fortsetzung erfahre» werte. Ans die Rebellion der Nissstämmc gegen den Sulla» legen spanische Politiker geringeres Gewickl und batten sich überzeugt, daß die Bewegung ehestens im Sande verlausen sein weide, wie so manche ihrer, mitunter noch gefährlicher inscenirtcu Vorgängerinnen. Trotz aller Gerüchte ist man noch immer nicht über daS Schicksal des belgischen, im Dienste der Congo-Gesell- schaft stehenden Forschers Hodistcr und seiner Genossen im Klaren, wenn man auch nicht niehr daran zweifelt, daß „ES ist das Best', waS wir thun können", meinte jetzt auch der alte Joseph. „Gebt uns ein tüchtig Stück Geld, Monsieur Bourgeois, so geben wir noch beut über die Grenz'. Euch kann man nix anbaben. Euch kennt hier Niemand als unsere Kameraden. Ick geh' mit noch einigen Burschen fort. Daö ist net auffällig; denn wir Zigeuner ziehe» ja jedes Jahr in die weite Welt. Und der Jockel find t i» Frankreich schon ein Unterkommen. Net wahr, Jockel?" „Ihr seid allesaiiimt verrückt worden!" »»irrte Jockel Schmidt. „Wenn'« aber net anders sein kann, dann gcbl'S Geld her, Maitre Bourgeois. Ich geh' nach Paris. Der Teufel mag die ganze Gesellschaft hier holen »nd Euch zuerst!" „Und kann ich mich darauf verlassen, Marianne", fragte nochmals Monsieur Bourgeois, „daß Ihr mich net ver- rathel?" „Ich schwör's Euch zu!" „Nun denn, hier ist'S Geld! Aber morgen früh dürft Ihr net mehr hier sein!" „'S Gesäiigniß ist grad' kein angenehmer Aufenthalt", meinte grinsend Jockel Schmidt. Ter Gastwirth zählte jedem fünf Goldstücke in die Hand, dann erhob er sich und sagte: „So, das war' abgemacht! Es ist Nackt geworden, »nd ich will mich eilen, daß ich fortlommc. Meine lange Ab- ivescnbcit möcht' sonst auffallen. Also ich kann mich aus Euch verlassen?" „Unbesorgt, ich geh' nach Paris." Tic Aussicht, nach der französischen Hauptstadt reisen zu können, schien Jockel so verführerisch, daß er mit der Verein barung vollständig einverstanden war. Wenn er erst in Pari war, mochten sie hier machen, wa» sie wollten, ihm war - dann einerlei. Der Gastwirth entfernte sich. Auch Marianne rüstete sich zum Geben „Marianne", sagte der alte Zigeuner, „willst net lieber mit mir kommen? Ick geh' nach dem Süden von Frank reich, dort baben wir Bekannte, dann zieh' ich vielleicht mit ihnen fort nach Spanien. Willst net mitkommen? Bill doch
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