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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921022019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892102201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892102201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-10
- Tag1892-10-22
- Monat1892-10
- Jahr1892
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Die der Stadtgemeinde gehörigen 4 Vauplätze des zwischen der Karl Tauchnttz-, Frr»inan« Rhode-, Wächter» und iLrassi Straße gelegenen Baublock», nämlich Bauplatz l an der Wächter- und Ferdinand Rhode-Straß« von 2463,7 qm, « II an der Carl Tauchnitz, und Ferdinand Rhode-Straß» - 2535,4 - »> IN an der Wächter- ond Mraisi-Etraße » 2463,7 « » IV an der Lori Tanchnitz- ond Erassi^Sttaß» sollen 2487,7 - Fiächengehalt Vittttnoch, den SK. diese« Monat«, vormittag» II Uhr im Laale der Alten Waage, Katharineastraß« Nr. 1, 2. Stock werk, zum verkauf versteigert werden. Der Bersteigerungstermia wird pünktlich zur angegebenen Stund« eröffnet und dt« Bersteigerung bezüglich elacS jede» der einzeln nacheinander in obtger Reihenfolge ausgebotenen Bauplätze geschlossen werden, wenn daraus nach dreimaligem Ausruf« kein weitere» Gebot mehr erfolgt. Dt« VersteigerungSbedingungen mit dem Parcellirunysplan ticgen schon jetzt auf dem Rathhaussaal« im 1. Stockwerk zur Einsichtnahme ans und es werden davon Exemplare aus Verlangen in unserer lkmzlei ebendaselbst, Zimmer Sir. 4. gegen Erlegung von 1 50 Leipzig, de» 1Ü. Oktober 1892. Der Math der Stadt Leipzig. Io. 5488. 0r. Georgi. Lerutti. Bekanntmachung, die Anmeldung zur Kirchciivorstaiidswahl in der Lutherkttchc betreffend. Nach 8. 17 der Kirchenvorstands, und Snnodalordnung scheiden mit Ablauf de- Kirchenialnes aus dem Kirchenvorslande der Luther- kirche folgende Herren aus: Tischlermeister Karl Förster, Handelskaniiiicrsccretärllr.Gensel, Kausmann Lg. Ernst Heydenreich, Otto Keil lJ. G. Saleiskq), Schuldirektor vr. Sachse, Gustav Thieme (Thieine >L Fuchs). Dieselben sind jedoch wieder wählbar. Teiiinach hat die Wahl von sechs Kirchenvorslelicrn stattznfindcn. Stimmberechtigt sind alle selbstständigen, in dem Lulherkirchspiei woknhailenHausvaIer(Hauskallungsvorstände>evangeIisch-lutherischen Bekenntnisses, welche das 25. Lebensjahr erfüllt bube», verheiralhet oder nicht, mit Ausnahme solcher, die durch Berachlnug des Wortes Golles oder »»ehrbaren Lebenswandel öffentliches, d»rcl> nachhaltige Besserung nicht wieder gehobenes Aergerinß gegeben haben oder von der Stimniberechligung bei Wahlen der politischen Gemeinde aus geschlossen sind, sowie Derer, welchen durch Beschluß der Kirchen- lnspektion die kirchlichen Ehrenrechte entzogen worden sind. Alle, welche ihr Etimmrech! auSüben wolle», haben sich entweder mündlich oder schriftlich onzumelde». Mündliche Anmeldungen werden in der Sakristei der Luthcrkirche Freitag, den 21., und Sonnabend, dcn 22. Oktober d. I., ununterbrochen von Vormittag« 10 Uhr bis Nachmittags 5 Uhr enl- gegengenonimen. Schriftliche Anmeldungen können im Pfarrhause der Luther- kirche, Hauptmannslraße 3, pari., mit genauer Angabe des 1) Vor- und Zunamens, 2) Standes oder Gewerbes, 3) Geburtstags und -Jahre- und 4) der Wohnung von heute ab bis 22. October, an diesem Tage aber nur bis Nach- mittags 5 Uhr, abgegeben werden. Zum Lutherkirchipiel gehören nachstehende Straßen und Platze: Alexanbcrslraße, Bismarckstraße, Cvlonnadenslraße, Davidstroße, Dorothecnplatz Nr. 2 und 3. Elsterstraße Nr. 1—65, Erdmanuslrahe Nr. 2-18. Frankfurter Straße Nr. 25—35, Hauptmannslraße, Hiller- straße, ausgenommen Nr. 6—10, Marschnerstraße, Mendcissohn- straße, MoscheleSslraße, Plagwitzer Straße, Proinenadenstraße Nr. 23 vis 43, 26—44, Ouaistraßc, Schreücrgäßchen, Schrebcrsiraße, aus- >enominen Nr. 9, Sebastian Bachsiraßc, Seitenstraße, Weslstraßc !r. 17 - 95. 12-88, Wiescnstraße. Die stimmberechtigten Mitglieder der Lulherkirchengemeinde werden ersucht, sich an der bevorstehenden Wahl recht zahlreich zu bethriligen und sich deshalb rechtzeitig anzumeldeu. Leipzig, den 15. October 1892. In Vertretung des Pfarrer« als Vorsitzenden: Ilr. Gcnsel. Bekanntmachung. wird vom 24. diese« Wegen vorjunehmeader Neupflasterung Monat« ab die verlängerte Hetnrichstraße in Leipzig-Reudnitz, aus der Streck« zwischen dem Täubchenwege und der Eharloltenstraße und mit dem Fortschreiten der Pflasterarbeiten auch der Tänbchriitveg zwischen der Heinrichstraße und der Feldgaffe ebenda, auf di« Dauer der Arbeit für »len Fährverkehr gesperrt Leipzig, am 21. October 1892. Ser Rath der Stadt Leipzig. IX. 18815. Vr. Georgi. Stahl. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmendea Schleußeubaue» wird vom 24. diese« Monat« »b die Feldftratze i« Leipzig-Vohli« auf die Dauer der Arbeit für de» dnrchgetzendr» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 20. Oktober 1893. Der «ath der Stadt Leipzig. IX. 18689. vr. Georgi. Stahl. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft deS städtischen Leuchtgase» betrug in -er Zeit dom 10. bis 16. Oktober 1892 im Argandbrenncr bet 150 Litern stündlichem Lonsnm Las 18,75 fache der Leuchikrast der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Alammenhöhe. Das specisische Sewickii stell« sich im Mittel auf 0,416. Leipzig, am 17. October 1892. De« Raths Deputation zn den Gasanstalten. Bekanntmachung. Nachdem der in unserer Bekanntmachung vom 5. Juli 1899 als verloren augezeigte Lagerschein Nr. 11058 uicht «tngeliesert ward», ist, erklären wir denselben hiermit für erloschen und unwirksam. Leipzig, den SO October 1892. L«,erh«s der St«»t Leipzig. B. Michael. Bekanntmachung. TaS evangeliich-lutherisch« Lande-consistorium bat im Interesse der Militairpflichtigen und ihrer Angehörigen wie der Gemeinde in Anregung gebracht, die in verschiedenen Barocksten des Landes übliche Sitte daß die Rekruten, kurz vor dem Eintritte in Len Militair- dienst, mit ihren Angehörigen gemeinsam das heilige Sdendinahl ge- eichen, auch in den übrigen Gemeind«» der Landeskirche einzusühreu. Leinentsprechend soll im Beiirk« der Superinlendentur Leipzig I eine Avendmahlsfeier, tnsbksontzere «lt Pr» einbrrukrnen Aekr»tr» »nd ihren Angehörigen. a» »elchrr jk»«ch anch «te Gemrinbe thetlnehmt« kan«, tdeü« in Verbindung mit dem regelmäßigen Gotlesdienst«, theits in ltzeslalt eines AbendmahlSaotteSdiensles, abgehaltrn werden: a« Evnntag. »en 22. Octobrr, Abend» « Uhr, kn Kirche zu Leipz^Klrinzschocher^ Gefunden wurde im Januar d. I. ein Geldbetrag von IVO Hlnrl». Zur Ermittelung de- Eigcnlhüincrs wird dicS hierdurch bekannt I gemacht. Leipzig, den 17. October 1892. Da« Polizei-Amt der Stadt Leipzig. III. 5674. Bretschnetder. Ml. Gnaranlaine an der rumänischen Grenze betreffend. Nach den neueste» Verfügungen deS König!. Rumänischen Ministerium» wird die Ouarantaiue auf dcn Grenzstationen Verriorova, ) Nrdujenl, °"s b Tage herabgesetzt. Ungheni s dagegen für Snlina, s I«ma7l nnd > «In« Iltäglge Ouarantaine Pruth-Mündung s austecht erhalten. Leipzig, 21. October 1892. Köuigl. Rumänische« ltzeneral-EonsnIat. Bekanntmachung. Herstellung der vlttzabtcitnng für die Eascrnrugebäudc zu Borna betreffend. Die Herstellung der Blitzableitung für das MannschnstSgebäudr, Stallungen mit Reithalle, Wirthschasts- und UnIervsficierSwvhn gebäude, sowie die Rauchsuttcrscheuiie soll vergeben werden. Die Berdingungsanschläge find gegen Hinlcrlegnng von 1 .Kl b.i dem Unterzeichnete» Sladtralhc oder bei Herren Architekten Kelimlckt «k cknbllisv in Leipzig, Weststraße 10, zu entnehmen. Tie Bauzeichnungen, sowie die allgemeinen und speciellen Be dingungen können an diesen Stellen etngesehcn werden. Tie Angebote sind mit entsprechender Ausschrist versehen bis 28. Ortobrr dirsr« Jahrc« AbcndS 5 Uhr an den Unterzeichneten Siadtrath eii-zusenden. Borna, am 21. October 1892. Der Stadtrath. Löscher. >, ^r»d« k Uhr, in den Rirolai. Matthäi, Petri, und -Volk- a« Sonntag. d«n Kirchen zu St. Thomar, Andrras. Leipzig^vdlt«. -Plagwitz »ar«dorf: a« AeforwattonSseste. de» SI. October. Vorm. 9 Uhr. in den Kirchen zu LeipziqF-ntritzsch und -Thonberg; Abend« k Uhr in der Lnttzcrtirche und in dcn Kirche» zu S». Johanni«, Leipzig-Tonnrwin und -Arndnitz. Da» Näher» ist aas de» amtliche» kirchliche» Nachrichten zu ersehen. Die im Stadtbezirke wohnende« jungen Männer evangeliich. litherischen Bekenntnisses, welche In diesen Tagen zum Dienste der Aasten berufe» werden, ihr« >ua»h«rige, wir dl» Gemeinde werden hiermit zu dieser Nbeudmahlsseirr, dt» «in» Frucht de« Segen« ichasrn mäge. heczltchp geladen. »18. October 1892- O« Lnperintondont. 0. «o,k. Ltivzig, den Vie Zustände in Böhmen. Im Gegensatz zu dcn slawisch nationalen Bestrebungen der Ezechen, Slowenen, Rumänen, Wclschliroler re. in Oester reich bat sich die deutsch-nationale Partei gebildet, die i» ihren äußersten Ausläufern mit dcn Antisemiten svmpathisirt uud aut der anderen Seite unter Führung von Schönerer und Gc »offen ganz offen auf die Bereinigung mit dem deutschen Reiche hinwirkt. Diese Partei ist kein natürliches Erze»g»iß der ünlwickelung der österreichischen Verhältnisse, sondern ursprünglich ausschließlich zur Abwehr der slawischen Flutk gegründet worden. Sie bat vielfach Bcrührungspuncte mit den Deutsch Liberalen, und eS ist erst kürzlich der Versuch einer Verschmelzung beider Parteien, wenn auch vergeblich gemacht worden. An und für sich ist nicht« dagegen ein- zuwcnden, daß in einem Staate von der Bielgeslailigkeit deS österreichischen, in welchem so und so viel Bölkerstämine eine abgeschlossene nationale Bedeutung beanspruchen, auch die Deutschen sich aneinander schließen, um ihre Nationalität zu wahren, aber diese Bestrebungen müssen sich innerhalb le stimmter Grenzen batten, sie dürfen nicht über die Zwecke der österreichischen Monarchie binauSgrcifen und sich nicht aliinaßea, die Richtung für die Gesammtkolitik vorzuschreiden Ein Glück für die deutsch-nationale Partei war eS, daß sich Herr v. Schönerer ihrer bedienen wollte, um durch sie I srio« lavdesvrrrätderische» Pläne auSzuführen: dran sein 1 will« «nd sein« Kraft standen in zu argem Mißverhältnis und so war die notbwendigc Folge, daß er sich lächerlich machte und die deutsch-nalioiiale Partei dadurch nölbigle, sich von ihm adzuwenden. Schönerer erklärte dculsch national und reichskeutsch für gleichbedeutend, die dculsch-iiakionale Partei in Oesterreich wollte aber österreichisch bleiben nnd wies jede Bereinigung mit dem deulschen Reiche weit von sich, wenn sie auch den engste» Anschluß au die deutschen Brüder in Deutschland als Hauplprogrammpniiet ausstellle. Diese Klarheit der Anschauung ist aber, wie das Bei spiel in Reichenbcrg lehrt, nicht überall in Oesterreich an- zulresfeii, und daß diese Ausnahme gerade in Böhmen zur Erscheinung kommt, ist aus den dortigen, durchaus kranken Berhällnisse» zu erklären. Biele Iaüre hindurch sind die Deutschen in Böhmen spstemalisch zurückgcsetzt worden, die Regierung bat die Hand dazu geboten, sie aus ihrem Besitz stände mehr und mehr zu verdrängen, der Deutschen be mächtigte sich allmälig das Gefühl der Rechtlosigkeit, und demgemäß sing auch ihre Liebe zum österreichischen Baier- tande au, in die Brüche zu gehen. Geduld Hallen sie hin reichend bewiesen, prolestirt haben sie gegen jede Gewalllhat, aber schließlich hat die Einbuße an nationaler Geltung den Ezechen gegenüber die Stärkung dcö deutschen National- gesübts, abgesehen von der Zugehörigkeit zu Oesterreich, zur Folge gehabt. Das sind die Früchte der Taassc'schcn Bcr söbnungSpolitik, an denen viele Theile Oesterreichs, vorzugs weise aber Böhmen, noch lange werden zu leiden bade». Im vorigen Iabrc besuchte Kaiser Franz Josef »ach der Landesausstellung in Prag auch Rcichcnberg, um dieser Fabrilstadl gleichsam sein Beileid darüber auSzudrückcn, daß eS durch de» Nalionalilälenstreit verhindert worden sei, seine Bedeutung für die Industrie Böhmens aus der Prager Landes ausstctluiig zur Geltung zn dringen. Das entsprach de» Eharaklercigenschastc» deS Kaisers, tie ibin das Jtcal tcr Versöhnung aller nationalen Unlcrschicdc seines große» Reiches als Richtschnur empsahlen. Bei diesem Aulag sind Dinge geschehe», die erst jetzt i» die Oesscntlichkcit dringen. Der Kaiser wunderle sich über tie preußische Pickelhaube als Kopfbedeckung iir die städtischen Polizeibeamle» und sprach den Wunsch nach Abänderung aus - er verlieh dem Bürgermeister einen Orten, ohne Rücksicht auf de» erhaltene» unangenehmen Eindruck — aber weder die Pickelhauben verschwanden, noch legte der Bürger meister den Orden an. Außerdem tadelt das Prager „Abend blatl*, daß «ine otjectiv gesetzliche Amtsführung der Stadt Vertretung nicht zu erreichen gewesen, daß Reden strafbaren Inhalts die Grundlage sür Beschlüsse gebildet hätten, daß die BcreinS- und Sicherheitspolizei wiederholt der Staats Polizei übertragen werde» muffte, und daß wiederholte Eompelenz-IIcberschreitunge» und ein ungehöriger Ton im Schriftwechsel mit de» Behörden schließlich die Auslösung der Stadlverlretung »»abwendbar gemacht hätten. ES scheint, daß, abgesehen von Parteiverhältnifsen, auch noch andere Gründe mitgcwirlt haben, um dcn Bruch zwischen Gcmcindevcrtrcluiig und Staatsbehörde herbei zuführcil, wie die Ilcbcrtrag»»^ der Polizeigcwalt von der städtische» Polizei auf die Staatspolizei »i BcreinS und SicherbeiiSsrageii andcuiet. Die Sache wird jeden falls im Reichsrathe zur Sprache kommen und dadurch »ack, allen Seiten hin klar gelegt werden. Borläusig trübt die Gegnerschaft, welche zwischen Ezechen und Deulschen in Böhme» besteht, da« Urlheil. Tic Regierung hat alle Nr sache, den vorliegenden Fall als einen Beweis für die Ber kebrtheit der Taassc'schen BcrsöhuuiigSpolitik ainuschen, sie Wird deshalb eine Scheidung eiulrcteu lasse» müsse» zwischen den Ausschreitungen, die in Neichcnberg geschehe» sind, und den Ursachen. welche solche Erscheinungen hervorgerufc» haben. Der in Böhmen bestehende Gegensatz in nationaler Beziehung tritt am schärfsten hervor in Prag und in Reichen berg; in Prag haben die Ezechen Oberwasser, in Reichcnberg die Deulschen. insbesondere die Dcutsch-Nalionalcn, nnd das sind allerdings Unterschiede wie Feuer »nd Wasser. Wenn die Deulschen nach lange fortgesetzten systcmalischen Aufreizungen, Mißhandlungen und Berhöhnungeil durch die Ezechen, die behördlicherseits nicht nur geduldet, sonder» berechtigt anerkannt wurden, nii» endlich einmal den Spieß unikehren und die Regierung sür Das vcraiilworllich machen »"'S seil dem Jakre l879 in Böhmen geschehe» ist, so ist zwar nicht zu rechtfertige», aber sehr wohl z» ver stehen. Eine Bersöhnung ist nur möglich zwischen Gegnern, die bestimmte natürliche Bcriihrmiaspunete haben oder, wo solche schien, durch ihre Interessen genöthigt werde», ein Entgegenkommen zu zeigen, daS ilmc» eigentlich widerstrebt. I» Bödmen liegt keiner von beiden Fällen vor, dort sieben zwei Nationalitäten einander in un versöhnlicher Feindschaft gegenüber, von denen die eine sich lediglich aus ihre Zahl, die andere auf ihre historische Ent Wickelung und aus ihre Jnielligenz stützt. Die österreichisch Regierung bat cs vergeblich versucht, die Zahl als Macht zum Siege zu führen, sic bat cs erfahren müssen, daß die ganze teulschc Partei i» Oesterreich sich gegen die slawische Bcrgewaltigung cnivört hat, und sie hat sich genöthigt gesehen, dieser Bewegung Achtung zu Tbcil werde» zu lassen Tcr Geist der Unboimäffigteit hat in Oesterreich nie zu vor das Haupt so koch erhoben, als seit per Taasse'schc» Bcr söhnungS-Aera, die Regierung hat gegen hochvcrrälbcrischc Handlungen der Ezechen cinschrcitcn müssen, in den Delega tionen haben die Jnngezechen dem Dreibund den Krieg erklärt und da« Zusammengehen mit Rußland und Franlrcich empfohlen. Aus der andere» Seite Kaden skandalöse Ans lrittc, wie die durch Schönerer in Wie» veranlaßleii, das gute Einverncbmen zwischen de» Deutsche,: und der Regierung getrübt, und iu Reichcnberg scheint die von Lein deutsch nationalen antisemitischen Führer au-gestrentc Saal besonders stark in die Halme geschossen zu sein. Eine rückläusige Be wegung »ach einer so lange bindurch fortgesetzten tünlt tichcn Acticn, wie sie seit dein Jahre 1879 betrieben worden ist, hat ihre Schwierigkeiten, sie ist nicht durch ein Machtwort oder durch den bloßen Willen ins Werk zu setzen , die lange niedergehalienen Regungen der Iliizusriedcnheik und der Berbilternng drängen sich mit Gewalt bcrvor, und eine schwer beleidigte, in ihren heiligsten Interessen verletzte und geschmähte Partei läßt sich wobt auch Ausschreitungen zu Schulden kommen, wenn endlich die Morgenrölhe andricht und die Gelegenheit geboten ist, das verlorene Terrain wieder z» gewinnen. Deutsches Reich. (H Berlin, 2i. October. Der Schwiegersohn Liebknecht'S, Bruno Geiser, soll unter allen Umständen in der soeial- demvkratischen Partei rehabilitirt werden, einerseits, damit er wieder würdig erscheint, ein ReichSIagSmandat zu über nehmen, andererseits — nun, Liebknecht ist alt und wer wäre mehr berechtigt, ihn in seinen Acmtcrn abzulösen, als sein Schwiegersohn'?! Die Elberfelder Socialdcmolrateu haben trotz der dort vorhandenen Opposition beschlossen, daß ihr Delcgirter auf dem Parteitage für den Breslauer Antrag ans Rehadilitirung Gciser'S eintrelcn soll. Die Social demokrateil in Elberfeld haben bei ihren jüngsten Debatten über die Ausgaben dcö Parteitages auch »och andere Anträge angenommen, B. de» aus principielle Stellungnahme gegen das Genossenschaftswesen und einen Antrag auf bessere Ausstattung der „Neuen Wett" und deS „Wahren Jakob". Endlich wurde noch ein wichtiger Beschluß gefaßt, der sich mit dem vor einiger Zeit von der GewcrlschaftS Commission für Elberfeld-Barmen angenommenen deckt, nämlich: die Gewerkschaften sollen sich mehr mit politischen Fragen befassen, und um dies zu ermöglichen, sollen sie die BernfS-Ecntralverbä »de fallen lassen und große, alle Arbeiter umfassende Lvcal- vcreine, sowie eine Ecntralisation im Sinne der Partei gründen. Dieses Thema soll aus dem Parteitage zur DiSci'.ssioii gestellt werden. Die Gründung von allge meine» Arbeitcr-Eentralvereinen ist übrigens schon längst der Wunsch der fortgeschrittenen Socialdemokraten, weil nur aus diese Weise wenigstens in den kleineren Stätten der gesammte Arbeilerstaiid zur socialdcinolratischen Bewegung bcranznziebcn- ist, falls dies überhaupt möglich sein sollte. Wenn in dieser Beziehung bisher so gut wie nichts geschehe» ist, so liegt dieS an den zahlreichen Führern in dcn Gewerkschaften und solchen Personen, die Führer werden wolle». Je mehr Bcrcine »nd Bcrcinchen cristiren, desto mehr Acmtcr und Posten sind zu vergeben. — Die unabhängigen Socialiste», welche tie Gewerkschaftsbewegung sür besonders wichtig hatten, suchen immer festeren Fuß in dcn Gewerkschaften zu fassen und sie werden auch mit der Zeit a» Terrain gewinnen. Der Beweis ist dadurch geliefert, daß öfters Unabhängige als Referenten in Gewerkschaftsversammlungen anstreten nnd verschiedene GewcrlschaslStührcr, namciitlich in dcn Reihen der Metallarbeiter, gegen die Fraction nnd Parteileitung direct Stellung genommen haben, wozu sie durch das Ver halten Singcr'S und Bcbel'S veranlaßt worden waren. — Der „Vorwärts" leistet sich einen Artikel gegen die „niederträchtigen Lohndrücker", die „Zwischenmcister". Allerdings wird in diesen Kreisen gegen ihre Arbeits kräfte vielfach gesündigt und so mancher Zwischen- mcistcr wird ohne Mühe und Kenntnisse in kurzer Zeit vermögend. DaS bindert aber nicht, daß eine hübsche Anzahl Zwischenmcister nicht mir Mitglieder der soeialdemokraiischcn Partei sind, sondern sogar in derselben eine Rolle spielen nnd vielfach Vertrauens- »nd Ehrenämter bekleiden. Sic genießen eben in Folge ihrer besseren materiellen Vage mehr Ansehen in der Partei tcr „Gleichheit", tie das Kleid durchaus mehr achtel als den Mann. — lieber dcn GefchäftSsocialiömnS dringt ein Kiesiges Blatt folgende hübickic Notiz: „Bebel-Preßkohlen. Nachdem die Seife und die Schnapsflaschcn mit dcn Bildnisse» „bewährter Volks männer" einHeführt worden, plant ein hiesiger svcialdemokra- tischcr Geschäftsmann, wie in dcn betressenden Kreisen ver lautet, ans die Fabrikation von Preßkohle», die mit solchen Bildnissen geziert sein solle». Er rechnet auf dcn Absatz unter de» „zielbewussten Genossen" um so mehr, als er zehn Procent deS Reinertrages der socialdemokratischen Parteicasse über weise» will". * Verl«», 21. October. Es ist wiederholt auf die That- sachc hingcwicscn Worte», daß der ParticnlariSiiiuS nener- dingö wieder trotziger das Haupt erhebt, und inanchcrlci Borkommmsse der jüngsten Zeit, wie die gleichzeitig in gleichsam als I Hannover, Easscl »nd Wiesbaden i» Flnsj gekommene Tdeater- al den Svieß I trage, die Absperrung des WithclmLhöher Parks während ' der Sommermonate u. s. w. für seine Zwecke nutzbar zn machen bcmiibt ist, vielfach leider nicht ohne Erfolge. Beschränkte sich früher die öffentliche Propaganda der sogen. Rechtsparteien mehr ans zufällige Gelegenheiten, so bat sie sich neuerdings, wie eS scheint, für ihre Zwecke besondere Reiscprediger dienstbar gemacht, die in den kleinen hessischen Ortschaften gegen die bestehenden Reckos- zuständc Hetzen, wobei die beschränkte Jnielligenz ibrer Zuhörer cs ihnen leicht macht, durch gefälschte Darstellung der Ereignisse, die zu der Katastrovhe von 1866 sühne», die Gemüther über angeblich erlittene« Unrecht auszubringc». So berichten die Organe der Rechtspartei mit vielem Behagen über die Erfolge eines solchen Redners in einem kleinen Orte, der sich nicht gescheut bat, der Versammlung u. a. vorzulügen, die Preuße» wären 1866 in Hesse» i» einem solchen Zustande eingcsallcii, daß man siecher sür ctwasAndcreö als für Lolraten bältc kalten könne». Die Ausnahme, die der Redner sank, war so beifällig, daß gleich von verschiedenen Seile» der An- wescnrcn, die zum Thcil auö benachbarten Orlen herbeigc- kommen waren, an ihn die Aufforderung erging, doch bald auch ihre HeimathSvrle mit einem Vortrage zu beglücken. Lssenbar ist die Rechtspartei bcmiibt, schon >etzt für die nächstjäbrigcn Landtagswablen dcn Vodcn vorzubcrcilen, und man darf sicher aus äußerst bcstige Wabltämpse, wie sic noch nicht tagewcsen sind, in dcn neue» Provinzen, namentlich in Hessen rechne», wo neben dein ParticulariSmuS anch der AiiliscmitiSmuS die Gemüther zu erhitzen unablässig be müht ist. * Beritt«, 21. October. (Telegramm.) Umtt'«Ubr Vormittags fand beule die Weibe der Erlöserkirche in NummelSburg statt. Der Kaiser und die Prinzessin Leopold in Vertretung der Kaiserin, der EultuSminister, der Hausminister, der Präsident de» ObcrkirchcnrathS Barkhauscn, der Obcrpräsident von Achenbach Ware» anwesend. Die Spitzen der Bckördcn nnd der Geistlichkeit empfingen den Kaiser an der Kirchentbür. Der Kaiser wurde auf dem Vor» vlatz mit einer Ansprache empfangen und nabm die Kirchcn- schlüssel entgegen. Er begab sich alsdann unter Vortritt der Geistlichkeit in da» Gotlesbau«, wo Gesang ertönte. Nach dem Eboral hielt der Generalsuperintendent Braun die Weiberede. Nach der Rede de« Ortspsarrer« Schläge,
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