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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921028029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892102802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892102802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-10
- Tag1892-10-28
- Monat1892-10
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W^vimeWeRlAHvelA f> t«k Hauptexvedltio» oder de» tm Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen adgeholt: viertel>adrtich^l4chO, bei zweimaliger täglicher Zustellung inj Hau« ü.üO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vieneliadrlich S.—. Direkte tägliche »reuzdandjendung i»< Ausland: monatlich ^tz 8 — LieMorgrn-AnSgabe erscheint täglich'/,7 Uhr, di« Abead-Luegade Wochentag« b Uhr. Nedarlio» vud Lrpe-itiou: Johanne»,affe 8. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geösstut vo» früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filiale»: ktt« Rle»«'» Gartim. ttzllfrrtz Hahn), Universilatsstraße 1, . ^ ^ L»»iS Lösche, tathariueustr. I«, part. und Aöalglplatz 7. Abend-Ausgabe. UchMer.TMblak Anzeiger. Ozgan ftr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. JusertionspreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Rcclamea unter dem Redaetionsstrick, >4ge» spalten) nOZ. vor den Famicleruiachrlchtr» tttgespalten) 40 Größere Schritten laut unjeram Preis« verzeichniß. 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Die RcickSversassung giedt ihm ein solches Recht nicht; sie tbeilt idi» nur den Vorsitz zu, und mit dem Amte des Vorsitzenden ist eine DiSciplinar- gcwalt Uber die Mitglieder nicht vo» selbst verbunden. Daß der BundcSratb von freien Stucken seinem Vorsitzenden eine solche Gewalt eingcräumk Halle, ist nicht bekannt geworden und auch nicht anzunchmcn. Aber cS ist seibstverstäurlich, daß einem Ersuchen des Reichskanzlers, gewisse Tinge der Reickspolitik geheim zu Hallen, vo» allen Mitgliedern des BundeSrathS, die nickt ausdrücklich ihre eigene Handlungsweise sich Vorbehalten, Folge gegeben wird. Und ganz zweifellos ist cS, daß der gesammtc BrindeS- ralh, wenn er auf Antrag tcS Reichskanzlers die Geheim Haltung einer Vorlage beschließt, an diesen Beschluß, auch wenn er nicht einstimmig gefaßt worden ist, sich dintet. Jedenfalls hat cS der Reichskanzler in der Hand, durch ein Ersuchen oder durch eine» Antrag alle Mitglieder dcS VundesrathS zur Geheimhaltung von Vorlagen zu ver pflichten. Welchen Weg er nun auch im vorliegenden Falle gewählt haben mag: der Reichskanzler muß, wenn er den übrigen Mitgliedern des BundeSrathS nicht ein kränkendes Mißtrauen zeigen will, annckmen, daß die Militairvorlage der „Köln. Ztg." nicht durch eines dieser Mitglieder direct oder indirecl zugegange» ist. Und die moralische Pflicht dieser Annahme wird ihm sehr leicht, da er wissen muß, daß jedes vervielfältigte Aktenstück noch anderen Personen in die Hände kommt, als denen, welchen eS zum Studium und zur Beschlußfassung übergeben wird. Um so unsaßlicher ist die Meldung, vaß in der gestrigen Sitzung des BundeSrathS der StaatSsecretair I)r. v. Boetticher als Stellvertreter de- Reichskanzler- milgetheilt habe, aus Anordnung deS Letzteren seien sämmtliche Drucksachen de« BundeSrathS, auch die Tag«<ordnungen, als geheim zu behandeln. Läge dann nicht eine Competrnzübrrschreitung, so läge dann wenigstens ein Mißtrauen gegen die übrigen Mitglieder deS BundeSrathS, daS durch die Veröffentlichung der „Köln. Ztg." nicht gerechtfertigt wäre. Vor aller Welt würde durch diese Maßregel nicht etwa nur eul» rosa angedeulet, daß der jetzige Reichskanzler der Ansicht sei, die Veröffentlichung der Militairvorlage sei auf ein Bniidcüratkömitglicd znrückzu- sührcn und diese Körperschaft sei überhaupt weder durch ein Ersuchen, noch durch einen von ihr selbst gefaßten Beschluß zur Gebeiiubaltung wichtiger Aktenstücke zu bringen. Bevor der „Reichsanzeiger- jene Meldung bestätigt, kalten wir sie daher sür falsch, einmal, weil wir nicht glauben können, daß der Reichskanzler, der durch dir Rcichöversassung bestellte Borsiyende deS BundeSrathS, dieser Koben Körper schaft ohne zwingendste Veranlassung ein starkes Mißtrauens votum ausstellt, andererseits, weil wir nickt vorauösetze», daß der Bundeöralb rin solckcS Mißtrauensvotum ohne nachdrück lichsten Protest Uber sich hätte ergeben lassen, unk endlich, weil eS unfaßbar ist, was mit der angeblichen Bestimmung, wo nach sogar die Tagesordnungen der Sitzungen des BundeSrathS von den Mitgliedern geheim gehalten werden sollen, zur größeren Sicherheit des Reiche« »nd größeren Ehre dieser Körperschaft erreicht werden könnt». Die Vervielfältiger der Vorlagen könnten durch eine solche Bestimmung doch nicht abgeschafst oder taubstumm ge macht werden, und wenn das nicht möglich ist, so spielt der zum verschleierten Bilde von Sal'S gemachte BundeS- rath eine wenig benridenSwerthe Rolle. Freilich, das hat man sich ja nachgerade abgewohnt» müssen, dem Nach folger de« Fürsten Bismarck da« Unbegreifliche nicht FeuiUstsn. Dämmerungen. Roman in drei Büchern von Rudolf von Gottschall. 24s Nachdruck »erdolen. (Fortsetzung.) „DaS ist köstlich!" rief jetzt Lothar aufspringend »nd durchs Zimmer hin» unk herfahrend, dann wieder bald aus der Sophalehne, bald auf der Tischkante sich festsetzend mit schlenkernden Beinen; „da bi» ich aus einmal ein wunder- lhätigcr MaguS. Ten ganzen Sack von medicinischcil Wunder», ten Du aus Deinem Esel mit herumschleppst, schniirst Tu auf und wirfst sie mir an den Kopf: MeSmerismuS, ani malischer Magnetismus, Ob, Hypnose — denn Du mit der wisienschastlickcn Leuchte auSgerüsletcr Man» deS Fort schritts führst doch auch einen Esel hinter Dir am Zügel. So bochtrabend bin ich nickt in meiner Poesie, wie Du in Deiner Prosa. Wenn ich das Mädchen liebe und sie mich wieder liebt . . waS ist kenn dabei so Ungeheuerliches? Die Hypnose der Liebe ist uralt »nd die Suggestionen deS Gotte« Amor werden dem einen wie dem andern in« Lbr gelullt, und wenn wir uns in die Arme sinke», so gehorchen wir den, ge- keimnißvollen Geistcrspuk, dessen Herkunft selbstHanS unk Grete zu ergründen vermögen. Nerven haben wir freilich Beite — dock waS wäre die Liebe ebne dieses elektrische Glockenspiel? Nein, lieber Bruder Oswald, ich weiß, wo Bartel den Most dolt. Tu selbst bist in Teresa verliebt und eS ärgert Dich, taß sie mir den Vorzug giebt. Und darum wird so viel Tiessinn an eine so einfache Geschickte verschwendet. Doch dar ändert nickt« daran: Teresa ist kein Opfer der Hypnose, sie ist ein glühend Weib. Möglich, daß früher diese Glutb in ihr geschlummert hat — ich habe sie geweckt. Du warst schon früher ihr Freund . . lieber Gott, was ist au« dieser kühlen Freundschaft geworben ? Sie läuft dem Mädchen wie ein Schatten nach; Leidenschaft aber ist eine entflammende, verzehrende Sonne." „Höre auf, Lothar — und wenn ich nur diese« Mädchens Freund bi«, so Hab« ich rin Recht, si« zu schützen. Du hast z»,utrauen. Wesentlich Neue« hat die Veröffent lichung der „Köln. Ztg" über die Militairvorlage be kanntlich nicht gebracht. DaS Meiste war längst bekannt. ES war „durchgesickert", tropfenweise, aufregend, sinn verwirrend, dem rukigslen Menschen zum Aergern iß gereichend, die Discrction der Erzeuger der Vorlage in das feltsamsle Lickt stellend. Der „Reichs-Anzeiger" aber schwieg, als ob er entweder nichts von all dem Durch- sickcrungSunsug, all der Erregung, all dem Acrgerniß wüßte oder seine Helle Freude daran bätle. Erst als die „in- tiScretc" Veröffentlichung der „Köln. Ztg." kam und ein Fünkchen Lickt in de» heillosen Wirrwarr brachte: erst dann löste sich die amtliche Zunge; aber nickt um volles Lickt zu geben, sondern nur zu cmein Proteste wider die „widerrechtliche" Lichlspcntung; erst dann begann die Suche nach dem „verrätberischen" AuSplaudercr! Hiernach würde cö nickt eben befremden könne», wenn der Herr Reichskanzler zu Schritten fick entschlösse, sür die unS da« Verstäudniß fehlte. Aber der Bundesrath, der VundeSratb! Ecken der Um stand, daß in mckr als einem Bundesstaate die Officiösen über den DurchsickerungSunfug »lit seinen verwirrende» und auf regenden Folgen bittere Klage gesükrt baben, liefert den Beweis, daß iu der hoben Körperschaft Männer sitzen, die sich nicht ohne Protest stras-verschleiern lasse», weil irgend eine untergeordnete Persönlichkeit indiSeretcr Weise ein Stückchen Wahrheit ausgcplaudcrt bat. Wir glauben daher, wie gesagt, an die angeblich vom Reichskanzler im BundeS- rathe ciiigcsiihrte Neuerung nicht eher, als b>S wir sie Schwarz aus Weiß im „Rcichöanzeiger" finden. Heute meldet dieser nur, daß der Bundesratk gestern den Entwurf eines Gesetzes wegen Ergänzung rer Bestimmungen über den Wucher, ferner den Entwurf eines Gesetzes über die Abzahlungsgeschäfte und endlich de» Entwurf eines Gesetze- gegen de» Bcrrath mili- tairisckcr Geheimnisse den zuständigen Ausschüssen zur Bor- berathung überwiesen hat. Durch den Wahlerfolg des PreußenfresserS Sigl ist den bayerische» Particularisten der Kan»» ge waltig geschwollen. Ihre Blätter glauben jetzt nicht« Bessere- und Populärere« thun zu könne», als gegen die „preußische" Militairvorlage ganz im Taue des „Bayer. Baterl." zu schimpfen. So schreibt ein- dieser Blätter: „Jetzt ist e- endlich klar und wahr heran«, wa« amtlich die glückjelige Preußenherrschast zur besseren „Sicherung" ihre« Daseins vom deulichen Volk neuerdings fordert. Lang genug wurde hin- und hergesackelt, gcsaselt und gemunkelt mit Zahlen und Worten, bi« die volle, millionenschwere 'Wahrheit an» Helle Licht treten mußte. Bundesrath »nd Reichstag haben nunmehr die Ausgabe von Prüfung und Bewilligung, die einfach aus eine riesengroße Belastung Deutschlands hinauSläuftl — Schulde» über Schulden hal das von den Preußen mll Blut und Weh gegründete Reich schon ln kaum glaubhafter Menge „geleistet", Soldaten aus Soldaten werden ln unabsehbaren Masten au« der» Boden gestampft und daS Alle« inuß da» Volk aus seine» leichten Dolchen forlgejetzl bezahlen. Die Feinde aber wäre» nicht La und wlr Snddeullche brauchte» kein Geld und keine Mannschaft sür die preußische Sache zu stellen, wenn uns ein gnädiger Gott vom blulbcladenen „Ausschwuiig" des borrisslsrhe» Adlers seit V<> bewahrt hätte. Ten früheren, glückvollen Zuständen im deutschen Vaterland — dem Bund — waren keine Franzosen und Russen aus dein Nacken gesessen, deshalb waren aber auch keine Millionen und keine Rlejendeere »ölhlg, die erst mit Preußen« „Siegen" zur Thalsache wurden." Ein antcrcS träumt bereits von einer „süddeutschen Fraction" im Reichstage und führt auS: „Wir bedanern osten, daß Ilr. Slgl nicht gewählt wurde, und rnlt imS thcile» dieses Bedanern weite Volkskrelse. Hier ln München spcclell war l>r. Tlgl'S Eandidalur ungemein populär und nahm das össenltichc Interesse voll in Antvruch. Nach de» Erfahrungen, die wir in diefer Hinsicht mache» konnten, besteht sür uns kein Z >velfel, daß U,. Slgl hier bcstiin int gewählt würde, wenn er jemals sich als Kandidat für den Reichstag hier ausstrlle» lassen wollte. Wlr bedauern nochmals de» Ausfall der Wahl in Kclhcii», nicht weil wir Herrn Rauchen- ccker irgendwie übel wollten, sondern deswegen, well wlr keine Zukunst sür sic, »irr den Auacnblick — und sie taumelt in ihrer Verblendung, i» ihrer Umnachtung in Deine Netze. Ich aber will eS nicht dulden und wenn sich der Brüder Freund- schast in erbitterte Feindschaft verwandeln sollte . . und ist der Frevel geschehen, so werde ich ihn kalte» Blutes zu rächen suchen." Lothar hielt mit der pendelnde» Bewegung seiner Beine innc und sprang vom Tisch herunter. „Drohungen? Mein sanfter Bruder . . dies Exemplar von »lusterglltiger GemütbSruke und hoch über den tköricktten Dingen dieser Welt stehender GeisteSklarheil? Hat auch Dich die Liebe verwandelt?" „"Nein, ich weiß nicht, was ich sage, WaS ich tbue . . ich will Dich nur warnen, nickt verdammen; ick habe Mitleid mit Dir: denn Du gehörst auch in den Kreis Derjenige», denen ich die Arbeit meine- Leben« zugewendet stabe. Du leidest an der Gcnicsncht — und an der verderblichen Ein bildung, daß dem Genie Alle« erlaubt sei. Und kalkst Du Dick nicht etwa sür einen großen Geist, der über alle Anderen hrrvorragt?" „Gewiß . . ick bin ein Genie. . daS ist nickt mein Ver dienst, daS ist mein Schicksal, da« ist mein Unglück; denn die Welt ist noch nicht reif, mick anzuerkenncn »nd waS nützt cS mir, wenn mich die Nachwelt bewundert? Tie ungeheure Kluft zwischen Dem, WaS ich bin und Dem, waS ich gelte, könnte jetzt nur die Verzweiflung »nd der Wabnstnn auSsiillen; dock ick verzichte daraus . . da» überlass' ick den kommenden Geschlechtern. Frei aber trag' ich nicin Haupt über der gemeinen Menge und . . Du hast Recht . . weil ich von anderer Art bin, als die Millionen Seelen, welche die Volks zählung summirt, so Hab' ick auch eine andere Moral . . und daS ist mein gute- Reckt. Ick sehe die Welt unter einem andere» Gesichtswinkel als die blöde Menge . . und so genieß' ich sie auch mit anderen Organe» als diese. Wenn Zwei dasselbe tbun, ist e« nicht dasselbe; gnoä liest Tori, von liest dort.- „Tu bist ja der Saocko Pansa der AuSnabmemoral", warf Oswald ein, „und eS ist doch klar, daß Du Dich sür einen Jupiter hältst." »Du keunst gar nicht all« mein« Werk« . . sonst würdrst vr Sigl die Energie Zutrauen, als Abgeordneter die Einleitungen dafür zu treffen, daß in Berlin eine befondere bayerische oder süddeutsche Fraktion ersiehe, welche l» religiösen Fragen mll den gläubigen kalholischen Abgeordnete» au» den, Norden zu- lammengkdl, in, llebrlgen aber im engsten Zulamnrenbang mit de» Wablern als echte Volkspartei die befondere» bäuerlichen und süddeutsche» Interessen wakrl. Die Vorarbeiten zur Gründung eiuer solchen Fracilon sind ebenso schwierig wie wichtig." Ja, einer der „Vordertiter" wendet sich an u»S direct mit folgender Zuschrift: „Ob e« Euch Preußenschwarmerir „angenehm" isl oder nicht, er kommt doch mit positiver Sicherheit — der geschmähte Ur. Slgll Nicht allein kommt der Mann de« Protestes in de» Berliner Reichstag, sonder» mit 12 bis 20 weitere» süddeutschen „Particularisten". Boi» Eentrum, das >evt die preußische Sache stützt, will das wählende Volk l» Bayern nichts mehr wissen und bei den nächste» Wahlen wird dafür gesorgt, daß die Preußenersolganbetcr da« Fliegen lernen! Jii Berlin sollen die Machthaber einmal die wahr« Meinung des Volkes in Bayer» kennen lernen! Alles ist bereit — .80—«!t» (!) entschlossene Männer, die dem unheiivolle» Preußenihui» und seiner Herrschaft ewigen Haß geschworen, werden auf das erste Zeichen mil der weißblaucn Fahne in der Faust in die Wahlkreise eilen, um einen Wahlkampf zu entfache», wie er seit 48 nicht »iebr da war. Unsere Parole ist: LoS von Preußen! E« lebe Süddeutschland!" Wir sind nun zwar der Meinung, daß die „5»<>—t'.o ent schlossen«»! Männer mit der weißblauen Fahne in der Faust" sich keiner geringen Gesabr aussetzen, wenn sie mit ihrer reichsverrätkerische» Parole i» die bayerischen Wahlkreis« eile», einer Gesabr, die Ist. Sigl auS dem Iabrc 1870 genau kennt Immerbin ist eS ein charakteristisches und nicht zu unterschätzende« Zeichen unserer Zeit, eine Satvre auf die Bebauptung de« Grase» Eaprivi, in unserer Zeit sei Alle« national, daß der ParticulariSmuö überall das Haupt mit einer Zuversicht erbebt, die man noch vor wenigen Jahre» nichl für möglich hielt. In der ungarischen Hauptstadt sind die Dinge noch immer in der Schwebe. So viel ist sicher, daß die ossiciösc» Bestreitungen der Ministerkrisis der wayrcn Sachlage nickt entsprechen. Honvedministrr Fejrrvarn begiedt sich in den nächsten Tagen nach Wien, nm seine zeitweilige Stelle alS ungarischer Minister am kaiserlichen Hoslaaer anzutreten. Er wird in Wie» bleibe» und nur nach Pest kommen, wenn die Verhandlungen de« Reichstages seine Anwesenkcit daselbst erfordern. Er wird bis zur Umbildung de- Eabinet«, die zwischen dem 2. und 12. November erfolge» dürfte, diese Stelle beibehaltc» und dem Kaiser über die Vorgänge in Pest Bericht erstatten. Für Keule Abend ist ein Mmisterralh cinberrifen, der sich zwar nur mit lausenden Dinge» be schäftigen soll, jetock auch die Lage in Erörlerung zieke» wird. Die Eiiibcrnsiiiig de« MinisterratkS erschien schon darum geboten, weil die Minister sich jetzt außerhalb dcö Ministerraths gegenseitig nicht sehen. Die überaus lehrreiche Geschichte dcS Streiks von Earmaux kann auch in Dentsch'.and nickt genug beachtet werden. Wie zum Holme hat der Telegraph versichert, i» dem Schiedsspruch de« Ministerpräsidenten Lenket würde» die vorgckommenen Gewaliihätigkeilcn »nd Gesetzesverletzunge» in keinerlei Beziehung entschuldigt oder gntgckeißcn. Warum Kat man nicht lieber gleich kinzugesttgt, daß Herr Lonbet den Mrith gehabt habe, die rcvolutionairc» Arbeiter wegen seiner schwächliche» Versuche, Reckt »nd Gesetz zu vertkeidigcn, um Entschuldigung zu bitten? Durch derartige Redensarten kann die wahre Bedeutung deS ministeriellen Schiedsspruches in keiner Weise verküllt worden. Derselbe ist im Grunde nichts weiter, als die Besiegelung des Rückzüge« von Staat und Gesellschaft vor der socialistischc» Revolution. Die F reiheit dcö Arbei lSvcrtrageS wird durch de» Schiedsspruch zu Ungunst«» der Du de» wohlfeilen Spolt unterlassen Ich traue Dir so viel Verstäudniß zu, daß Du daS Bedeutende zu erkenne» ver magst. Ja, Du könntest mir sein, was der berühmte Physiologe Bernard dem Zola ist . . Du machst daS wissen schaftliche Erperiment und ich sübr' eS in die Literatur ei»; doch Dein großes Werk ist ja noch immer nickt erschienen?" „Die Aufgabe bcr Dichtung ist eine gänzlich andere als diejenige der Wissenschaft." „So hindere mich wenigstens nicht, die Documenle des menschlichen Lebens z» sammeln, wo ich sic finde . . . am wenigsten selbst zu erleben, was ich nachher dichterisch ge stalten kann, und auch da« Weib, das so glücklich ist, in mein Leben ciirzugrcise», lebt unvergänglich in meinen Werke» fort." „DaS aber will ich hindern, daß Du ein fühlendes Wese» zum Lpscr Deiner Unsterblichkeit machst, oder besser gesagt: Deiner Maculalur" Wj Jetzt sprang Lothar mit funkelnden Augen und einem wilden Satze aus den Bruder los, dessen lächelnde Ruhe ihn jedoch entwaffnet«. „Ich gehe ... sachte, Bruder Lothar: t^uirl liest Kuri, oou licet ckovi." Dann aber fügte er ernst hinzu: „Hüte Dich vor mir, wen» Du ein liebe« Wesen nnglück lich macken willst, ich wiederhole eS Dir. Ich stehe auf der Wacht, und komme ich zu spät ... so komm' ich doch noch früh genug, um Dich zur Rechenschaft zu ziehen." Unterwegs überlegte Oswald, wie er an, besten baö Mädchen von thörickter Leidenschast heilen könne . . . und da durchzuckte ihn plötzlich der Gedanke: wie, wenn er selbst sie beiratbete? Er erschrak vor der -Kühnheit diese- Gedankens und doch kam er immer wieder darauf zurück E« war ihm nie in den Sinn gekommen, zu heiralhen, und er mußte sich sagen, er batte eigentlich kein Talent dazu; er war ein stiller Forscher, dem die Wissenschaft Alle« war, und sein höchster Genuß war irgend eine neue Entdeckung; da war seine Seele bimmelbocki jauchzend, wenn man auch dem ruhigen Manne nicht Liesen inneren Jubel anmcrktc. Wie viele Experimente hatte er schon gemacht . . und nun sollt« er da« Experiment mit der Liebe, mit d«r Eh« machen. ?lsrdritgcber aufgehoben. Dem Unternehmer bleibt nicht mebr die freie Wahl seiner Arbeiter, sonder» er ist gezwungen, Personen und Bedingungen fick' durch die Arbeitervercuuguiigeu vorschreibc» zu lasse». Damit ist in der heutigen sran» zöslschen Republik de» Arbeitern eine privilcgirte cLteltung gegeben, die einen entscheidenden Wendepunet im Gange der politische» Eulwickelung bei unsere» westlichen Nachbarn bedeutet. Herr Loubet hat zwar ten Versuch ge macht. wcnigstenS noch einen Rest von staatlicher Autorität zu wahren, mdem er die gerichtlich abgcurthcilteu Streikenden einstweilen vo» der Wiederanstelluiig ausschließcn wollte. Aber der lebhafte Protest gegen diesen Versuch beweist, wie vollständig der Rejpect auch vor dieser letzte» Schranke in den Gemiilheri, bereits beseitigt ist. Und nun kommt das am allermeiste» Entwürdigende: trotz alledem haben die Berg arbeiter den Schiedsspruch cinslimiuig ab ge lehnt und die Fortsetzung der Arbeitseinstellung beschlossen. Damit ist da« Urtheit besiegelt. Wenn das französische Bürgerthum den aus den Umsturz der bestehenden Gc,eIlschaslSorti,uiig gerichteten Bestrebungen nicht mehr Widerstand cntgegcnzusetzen hat. als eS hier geschehen ist, dann isl der sociale Zusammen bruch iu Frankreich schon in absehbarer Zeit unaus bleiblich. Man hat i» Deutschland alle Veranlassung, diese Dinge mit größlerAusmerksamlcit zu beobachten. Die Möglichkeit de« Anpralls eines von der socialen Revolution beherrschten Frankreichs mag noch ferne liege». Aber sür Alle, die an der Erhaltung des sociale» Friedens in Deutschland ein In teresse haben, predigen die sraiizösisckcn Erfahrungen lauter als je die Ermabuung: I'iii»iz>ii» r»l,»tr»! — In der gestrigen Sitzung der Dcputirtcnkammer Kal zwar die sranzösifche Regierung einige Festigkeit gegenüber de» Forderungen der die streikende» Bergleute vertretenden radicalc» Abgeordneten gezeigt, aber cs dürste »u»niebr zu spät sein, um daS rollende Rad auszuballe» »uv erneu gewaltsamen Zusammen stoß zu vermeiden Dir eingegangencn neuester, Telegramme lauten: * Paris, 27. October. Der radikale Deputirte Terrier beantragte die Erklärung einer Amnestie sür alle Personen, die wegen ihrer Theilnabme an eine», AuSsiande veriiriyeill worden sind, und verlangte sür seinen Antrag die Dringlichkeit und die soiortige Brrathuug. Der Mniisterpraydent Loubet oeeepttrte die sofortige Verathung de« Antrages, daraus erklärte der Arbeiteiuinister Vielte, die Regierung würde die verurlhciilen Arbeiter i» Earnuiux begnadigt habe», wen» die Ausständigen vo» Earniciux die Arbeit wieder ausgenommen hätte». Tie Eriheiiung einer Amnestie müsse die Regierung abtehneu. Der Antrag Derrier's wurde daraus mit 224 gegen 108 Stimme» abgcleynl. Ter Deputirte Du maq brachte eine Interpellation bezüglich der nach Earmnux beorderten Truppen ei» und forderte deren Zurückziehung. Der Minister- Präsident Loubet erwiderte, die erste Pflicht der Regierung sei, die Ordnung in de» Straßen und die Freiheit der Arbeit »mrecht zu erhalte»; er könne daher dem Ansinne» Dumoy's nicht siattgebcu. iBcisall.) Eine von Tunu», beantragte Tagesordnung wurde mit !>!<!> gegen i>0 Stimmen abgelehnt. Daraus wurde dir Sitzung auf gehoben. * Paris, 27. October. Siebzehn radicalc Abgeordnete, dariintcr Etömenccau, richteten einen Aufruf an die Bcrgleule zu Carmaiix, »m zur Fortsetzung des AusstaudeS aus- zu fordern. Tie soeialisiischen Abgeordneten Ferrone, Thrivier und Diiniay sind nach Carmaiix behnss Scharung dcS AusslandcS abgereisl. Ter Präsect des TariidcparlcnienlS telegraphirte um miiitainjchc Verstärkung. * Paris, 28. October. Die Generalversammlung der Actionairc der Grubenbklttzuiigen von Eariiraux sprach dein Verwaltungsraih einstimmig ihr Vertrauen ans und ermächtige denieiben, die Vertheilung der Dividende in der »hin eiilsprechend erscheinenden Hohe und zu dem Zkitpuuct vorzunehuicn, weichen er für angemessen erachtet. * Paris, 28. Oktober. sTelegramin.) Sämiuttiche Blätter, die radicalc» ausgenommen, beglückwünsche» die Dcpultrten- fginmer zur Ablehnung des Antrages, betreffend die Amnestie sür alle Personen, die wegen Theilnaimie an einem Ansslande vcr- urlheill sind, und billige» die energiiche» Erklärungen Loabel'« in der Nainiiier. Tie allgenieine Ansicht geht aber dahin, daß auf Wer große Zwecke verfolgt, sollte »ick't heiratbc»; er sollte Alle« vermeiden, was ist» von seinem Ziele ableiikt; der Miß mut!' hierüber muß sich in das häusliche Glück mischen Wie... und wäre er denn im Stande, eine Frau zu beglücke»? Viel lcick't nicht. Frauculicbe ist allbcgchrend . . . sie verlangt, daß man keine Götter neben ihr haben solle. Dann erst suhlt sic sick' beglückt. Und das gicbt Kampf »nd Zwiespalt und stört die heitere Rübe, welche ke» Dingen ins Her; siebt. Ilnd gar Teresa mit ihren uubcrcck'eiibareil Gefühlen, mit dieser augeerbten Schtvcriiiulh, mit diesem tuulein Triebe der Selbst- Vernichtung! Vielleicht vermochte der Frieden de« Hause« da« Alles zu verscheuchen oder i» die rechte Bab» zu lenke»! Ilnd wenn er sic nicht beglücke» konnte, er konnte sie beschütze», ja errette» . . . und das war eine Tbat echter Liebe . . . und daß er solche Liebe brglc . . . bewies eS nickt der uner dörie Gedanke, von dem er sich nickt lvsuiachcn konnte? Teresa fein . . . und der Abenteuert»» war rkr schuldloses Opfer entzogen . . . und das pikante Eapitel eine« schmach vollen Romans blick rnigedickttet. Doch wie müsiig daS Alles. Teresa liebte ihn ja nicht: sie war ikm zngctkan als dankbare Freundin . . . dock, ibr Herz gehörte ja seinem Bruder! Ihr Herz . . . o »ei»! Ibr Leben, ibr Sinnen . .. doch da« war das Rechte nicht! Könnte er sie loSrcißcn von dem Dämon, der sie in seinen Banden bull! Unter diesen Gedanken batte er sich der Villa genähert, und als er durch ten Vorgarten schritt, freute er sich der schönen Umgebung, der Baume und Büsche, in denen daS scheue Döglein sich cingciiislet. Da begegnete ihm im Bor saal der schmucke Ossicicr, der aus dem Zimmer »rat ... ein Besuch, der ikn befremdete. WaS war a»S dem Mädchen geworden, aus ibrei» einsamen Brüten, aus ihrer Weltslucht? Doch sie kam ihm sreundlich lächelnd, ja, wie cS ihm schien, freudig bewegt entgegen, drückte ihm herzlich die Hank und bat ihn, sich an iuren Nähtisch am Fenster zu ibr zu setzen; sic machte sich eine spanische Jacke für Donna Iuamta zu recht. Bliimcnbust wehte durch da« offene Fenster herein; aus den Baumgruppcn herüber tönte der Helle Sang eine- Pirol. (Fortsetzung folgt.)
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