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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.11.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921116016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892111601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892111601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-11
- Tag1892-11-16
- Monat1892-11
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4 N-o*«eme«t-prei- b« Hanptrppedittoo oder den im Gtadt» bezirk nud den Vororten errichteten Aus« aabestelleu «bgeholt: viertel »ähcllch >14.50; bei zweimaliger tiglicher Z usteNnng ins HauS » 5.5(1 Durch di« Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertelMrlich 6.—. Direct« tägliche tkreuzbandsendung ins AuSlaud: monallich >» 2.— Dl« Morgen-Ausgabe erscheint täglich'/«? Uhr, die Abend-AuSgabe Wochentag» 5 Uhr. Ledaclioa und ErxeLitiou: I,ha»nr»«afi« 8. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uh» Filialen: Ott» Ol«««'« s-rttm. («lfre» Hatzul» Universität-straß« 1, Soul» Lösche, Katharinen skr. 14, hart, and KLnigthlatz D Morgen-Ausgabe. tlWM.TllgMlck Anzeiger. Drgan für Politik, Localgrschichte, Handels- md Geschäftsverkehr. Jnserttonspreis Die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg^ «eelnmeu nute, dem Redaetiontstrich (4ß«t spalteu) 50-4» vor den gamilienuaqrtchteu (ögffpalteo) 40^. GrSher» Schriften laut unserem Preis- verzeichaib- Tabellarischer und Zifferasatz »ach höherem Darts. Amrahuuschlllß fir Laserair r Abend-Aurgab«: vormittag» 10 Uh«. Viorgen-Auögab«: Nachmittag» 4 Uh» Sonn- und Festtaa» früh V,9 Uhr. >7 Lei de» Filialen und Annahmestelle» j» «in» halb« Stund« früher. Lnsrrut« find st«t» »n d«, Gr-«»ttin» »» richte». , Druck «nd Verla, »o» E. Polz t» Leihjl,. 588. Mittwoch den 16. November 1892. 88. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Di« Lieferung der zu d en nächstjährigen städtischen Schleusten, bauten erforderlichen 300 TausrnV TÄleutzeustctttk, 50 Tausend Formftetne nud 100 Tausend Steine vom Marmalsarmat soll an einen Unternehmer verdangen werden. Die Bedingungen für diese Lieferung liegen in unserer Tiefbau- Verwaltung, Ralhhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. Lg, aus und tonnen daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 /H, welche auch in Briefmarken «ingeiendet werden tonne», entnommen werden. Bezüglich« Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Ltrserung von Schlcuftenstkiiien" versehen ebendaselbst, und zwar VtS tUM 25. diese« Monat«, 5 Uhr Nachmittags einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebot« abzu- lehnen. Leipzig, deu 10. November 1892. Le« NatstcS der Stadt Leipzig Io. 5849. Strakrubau-Leputatian. Bekanntmachung, die MrchenvarftandSwahl in der Andrcasgrmrinde betreffend. Nach unserer Bekanntmachung vom 3. November d. I. hat nun« mehr eine Ergänzung-wahl de» Audrea-kirchenvorstandeS stattzufinden, und zwar scheiden nach 8- 1? der KircheiivorslanLs- und Synodal- orduuug folgende durch da- Loos bestimmte sechs Herren: Landgrrichtsdirector Gensel, Landgrrichtsdirector Halldaurr, Ztmmermeister Arz. Meyer, Broudversicherungs-Ober-Jn« spector Thünunlrr, Bankier A. vte»«ger und «mttgertcht«. Actuar Wals au« unserem Kircheuvorstaud« an». Dieselb«» sind jedoch sämmtltch wieder wählbar. Di« Wahl selbst soll nun D1en«lag» den 22. November, ^ . von Bormittag» 18 Nbr an nuauterbrocheu bi» Nachmittag» 5 Uhr t« der sechste« Bürgerschule (Zimmer d«r volklbtbliothek, im Erdgeschoß) stattfindeu. Die Stimmzettel» «ns denen sech» Memeindeglteder der Andrea», gemeind«, welch« da» SO. Lebensjahr überschritten Huben, nach Tauf» und Familiennamen, Stand und Berus zu verz«tchu«u sind, müsse» persönlich abgegeben werden. Wahlberechtigt sind Alle, welche ans -rund ihrer mündlichen oder schriftliche» Anmeldung in di« Wahlliste eingetragen sind. Wir bitten all« dazu Berechtigten herzlich und dringend, von ihrem Wahlrecht au dem oben bezetchneten Tag« Gebrauch zu machen und dabei nach 8. 8 der AtrcheavorstandSorvnung ihr Augenmerk „auf Männer von gutem Rufe, bewährtem christlichen Sinn, kirch» licher Einsicht nud Erfahrung" zu lenken. Leipzig de» 15. November 1892. Der Snhlausschutz für die Kirchenvorstaudstoahl tu der Attdrea-gemetnd«. vr. pdll. Schumann, k. Bekanntmachung. Di« nächst« Anmeldung d«r Ziehkinder hat wegen de« Buß- tage» bereit» Do««er»tag, de« 17. November n. Nnchmtttag« von 4 bl» V,ü Uhr zu erfolgen. Leipzig, de« 14. November 1892. jDn» Armenamt. Id. IVK vr. 2590.Hentschel. Hsr. Sonnabend, de« 12. November, früh 10 Uhr werden im Hose de« alten JohanniSho-pitale» 2 MarstNllpferdc, 1 brauner Wallach und 1 braune Stute, gegen Baarzahlung an den Meist bietende» versteigert. Die Vekonomtr-Jnspection. Der neue Curs und die Einser Depesche. * In seinem Bortrage über die Emser Depesche vom 13. Juli 1870 hat vr. HanS B lum mit vollem Rechte hervor» gehoben, daß die von der socialdemokratischen Presse gegen den Fürsten Bismarck erhobene und von freisinnigen und ultramontanen Blättern uachgebrtete Beschuldigung, er habe durch „Fälschung" einer Depesche seines Königs den Krieg gegen Frankreich herausbeschworen, dadurch unsägliches Elend über Deutschland und Frankreich gebracht und seinen Namen mit einem furchtbareren Fluche belastet, als der Massen mörder Thomas, keineswegs allein den Fürsten Bismarck berührt. „Sie greift", sagte vr. Blum, „höher hinauf, denn sie macht den holdseligen Kaiser und König Wilhelm!, moralisch mit verantwortlich für jenes Thun, welches diese Presse Bismarck beimißt. Hätte Bismarck so gehandelt, wie seine Feinde behaupten, d. h. gegen die Worte und den Willen seines Königs den Krieg entzündet, so mußte der König diese Handlung öffentlich verleugnen, Biömarck zurechtweisen, ja ihn entlassen: sonst gab der König seine stillschweigende Zustimmung zu BiSmarck's Tbun zu erkennen und machte sich dadurch mitschuldig an dieser That, welche die ungestümen Freunde unserer nationalen Ehre, Social- demokrati«, Centrum und Deutschfrcisinn, eine Misscthat nennen. Ja. diese Anschuldigung trifft nicht blos den König und den Kanzler, sie trifft auch Moltke und Roon, da auch diese sich au der „Redaction" der Emser Depesche mit betheiligten. Ja, sic betrifft sogar das ganze deutsche Bolk. Denn während bisher das geschichtliche Unheil aller Nationen, auch der Franzosen selbst, darin einig war, daß Frankreich allein, und zwar Regierung und Bolk Frankreichs, gleich verblendet, frivol und ruchloS, im Jahre 1870 dem deutschen Volke den Krieg aufgezwungcn habe, so würde umgekehrt das deutsche Volk als FriedenS- brecher Kästchen, wenn eS durch die Veröffentlichung einer entstellten Depesche zum Kriegsgeschrei und zum Beginn der Feindseligkeiten sich hätte drängen lassen. Die Zurückweisung tiefer Anklage ist also nickt blo» eine Ehrenrettung der um Deutschlands Einheit, Macht und Größe verdientesten Männer — de« Kaisers Wilhelm I. und seiner Paladine Bismarck, Moltke und Roon —, sondern auch eine Ehren- psticht gegen Deutschland selbst." Diese Ausführung ist unanfechtbar, und weil sie e» ist, giebt «» vielleicht im ganzen deutschen Reiche keinen Menschen, Socialdemokraten, Freisinnige, Ultramontane, Polen und Welfe» nicht ausgenommen, der die Schweigsamkeit begreift, «it der unser Auswärtige« Amt die unerhörte» Schmähungen gegen Bismarck nicht nur, sondern auch gegen Kaiser Wil helm I., Moltke und Roon hiniiimmt. ES ist im Besitz jener von König Wilhelm verrührenden »nd vollzogenen Depesche an den damaligen Bundeskanzler Grafen Bismarck, welche diesen ermächtigte, den Inhalt ganz oder theilwcisc zu ver öffentliche», und die nach dem Zeugnisse Noon's in seiner und Moltke's Gegenwart von Bismarck lediglich gekürzt, aber ohne irgend einen Zusatz unter dem Einver- stänvniß seiner Gäste der Ocffcntlichkeit übergeben wurde. Das ganze Gewebe von Lügen und Entstellungen, daS um die von König Wilhelm anheimgegebene und von Bismarck vollzogene Kürzung heruntgespvuncn worden ist, die ganze Fülle aufreizender Borwürfe gegen den glor reichen Monarchen und seine Paladine würde auf die Urheber zuriickgeschlcudcrt werden, wenn daö Auswärtige Amt zur Ver öffentlichung dieser Depesche sich entschlösse. ES ist sonst nicht gerade sehr zurückhaltend in der Veröffentlichung von Acten- material und hat nicht gezögert, aller Welt kundzutbun, wie Fürst Bismarck von seinem Nachfolger bei den deutscken und preußischen Bertretern an in- und ausländischen Höfen an hat diese Frage aufgeworfen und dabei auSgesiihrt: „Der Wortlaut dieser Depesche, welche im Auswärtigen Amt in Berlin sich befindet, ist bis beute noch nicht veröffentlicht, obwohl ihr Inhalt so gut und noch besser als Kundert andere Actenstücke der Kriegszeit schon längst die Veröffentlichung ertrüge, ja obwohl diese Veröffentlichung dein schändlichen Gerede aller ReichSfcindc, zu welchem diese seit Biömarck's Rücktritt den traurigen Muth finden, und aller Verleumder unseres Altreichskanzlers ein für allemal ein Ende bereiten würde! Aber freilich ist es ja ein besonderes Kenn zeichen des neuen Curse«, daß dieser sorgfältig Alles zu thun vermeidet, was zur Ehre seines Vorgängers dienen kann, und dagegen, nach seinen schwachen Kräften, Alles th u t, um Bismarck bei der Mit-und Nachwelt he rab> zusetzen!" Das wahre Motiv diese» Schweigen» kann aber unmög lich in der Abneigung liegen, zu einer Ehreneltung Bismarck'- beizutragcn. Handelte eS sich um diesen allein, so würde freilich Niemand sich darüber Wundern, daß der neue Cur« m weitem Bogen um jede Stelle herumstenert, wo gehässige Verleumdung Gift und Geifer auf den Einiger Deutschlands ausschüttet. Aber es handelt sich zugleich um da- Andenken Kaiser Wilhelm'« I., Moltke's und Roon'S, es bandelt sich darum, ob in Deutschland selbst und im feind lichen Auslande große Massen in dein Glauben verharren und zu dem Glauben verführt werden, ein deutscher Kaiser habe aus Kriegslust in eine Fälschung gewilligt, habe unter der Maske friedlicher Ab sichten den Krieg um jedenPrei« herbeizuführen gesucht. Darum handelt eS sich! Und gerade jetzt, wo die Reichsregierung für den deutschen Reichstag eme neue Militairvorlage unter der Begründung, der Schutz des Reiches gegen fremde Bedroher mache eine Verstärkung und Ler- fünaung unserer Wehrkraft nöthig, vorbereitet: gerade jetzt muß ganz Deutschland und das gesammte Ausland davon überzeugt werden, daß nicht von un» der deutsch-französische Krieg durch daS frevelhafte Mittel der Fälschung vom Zaun gebrochen wurde und nicht dem jungen Reiche Eroberungs sucht und Lüge in dir Wiege gelegt worden sind. Und jetzt, wo die Ablegung eines solchen historischen Zeugnisses zur doppelten Pflicht wird, könnte der Haß gegen Bis marck unser Auswärtige- Amt zum Schweigen gegen die Verleumder Kaiser Wilhclm'S und seiner Paladine, gegen die Verleumder des deutschen Volkes, gegen die Verdächtiger unserer friedlichen Absichten veranlassen? Wir haben seit einigen Jahren lernen müssen, an Vieles zu glauben, was wir ehemals für unglaublich hielten. Davon aber, daß ein Mann, der das Erde BiSmarck's anzulretcn den Muth hatte, lediglich aus Groll gegen seinen Vorgänger einer so hohen und gerade jetzt so dringenden Pflicht der Ehrenrettung sich entzöge: daran vermögen wir doch noch nicht zu glauben. Leichter wird eS uns, anzunehmen, Graf Caprivi, der ja alle Parteien für national halt, lege de» An griffen auf den „Emser Depeschensäticher", obwohl sie noch höher Hinaufzielen, Har keine oder doch höchstens eine taktische Bedeutung bei und tröste sich uiit der Annabine, aus der Bismarck heye werde die süße Blume der Capriviliede erblühen. Aus dieser Täuschung den jetzigen Reichskanzler erwecken zu Helsen, halten wir für eine Pflicht nicht nur gegen Biömarck, Kaiser Wilhelm, Moltke, Roon und gegen das deutsche Volk, sondern auch gegen den Grafen Caprivi. Liebe und Vertrauen zu ihm wachsen selbst bei Socialdcmokratcn, Freisinnigen, Ultra- montanen, Welfen und Polen nicht, wenn er ihre Schmähungen und Verdächtigungen der deutschen Politik im Jahre 1870 und ihrer Träger als unschädliches Mückengesumm betrachtet, daS einer amtlichen Depesche gar nicht werth sei. Bei alle» anderen Parteien aber wird er ganz Anderes als Liede ernten, wenn er sortsädrt, mit vornehmer Gelassenheit die um Deutschlands Einheit, Macht und Größe verdientesten Männer brschimpsen und der deutschen Politik einen groben Makel anhaslen zu taffen. Deutsches Reich. Vrrlin, 15. November. Während die Gerüchte über eine beabsichtigte Erhöhung der Tabakabgaden in den be treffenden Interessentenkreisen eine fieberhafte Agitation her- vorgerusen haben, sind die auf die Bi er st euer bezüglichen entsprechende» Gerüchte bisher ohne eine ähnlich ausregende Wirkung geblieben, obgleich der deutsche Braucrbund wegen dieser feiner Untbätigkeit schon wiederholt von der „Freis. Zeitung" heftig getadelt worden ist. Wir können nicht finden, daß die am Tabak interessirten GcwcrdSzweige durch die rübrige Oppositionsthätigkeit der jüngsten Zeit ihre Position verbessert und daß daS Brauereigewerbc durch sein abwartendes Schweigen die seinigen verschlechtert hätte. So lange man nicht einmal im BundeSrathe einen ungefähre» Uederblick über die im Reiche zu fordernden Mehreinnahmen besitzt, thut man unsere» Erachten» doppelt gut, sich vor einem blinden Eifer zu hüten, der nur schaden kann. Di« Bierfteuerfraa« scheint merkwürdigerweise einstweilen die Brauer in Bayern viel lebhafter zu beschäftigen, als diejenigen der Brau- steurrgcineiiischaft. Was sie fürchten, ist eine Erhöhung der llebergangsadgabe aus bas aus den Reservatrechtsstaatcn in die Bräusteuergcmeinschaft eingehende Bier. In Folge dessen konnte man die ersten Proteste gegen eine Erhöhung der norddeutschen Biersteuer ans Bayern hören, und jetzt hat der bayerische Brauerdund an die bayerische Negierung eine Petition gerichtet, in welcher er ersucht, daß bei der Neuregelung der UebergangSabgabe die gleichmäßige Besteuerung des eiiigefübrteil Bieres mit dem in der Brausleuergemeinschaft erzeugten Bier hcrgestellt und keinesjalls bei einer Erhöhung der norddeutschen Brau- malzstcuer in gleichem Verhältnisse auch die Uebergangs- abgade erhöht werde. Der bayerische Brauerbuiid fcheint demnach der Ansicht zu sein, daß jene Gleichmäßigkeit der Besteuerung bisher nicht bestehe» daß vielmehr die Uedergangs- adgade zu hoch gegriffen sei, wird das aber schwerlich überzeugend zu begründen vermögen. Nach dem Zoll vereins - Vertrage tonnen diejenigen Staaten, welche eine innere Steuer auf einen CoiisumtionSgegcnstanV gelegt haben, diese Steuer bei der Ausfuhr des Gegenstandes »ach anderen Vcrcinsstaaten unerhvben lassen oder den gesetzlichen Betrag derselbe», jedoch nicht mehr, zurück- erstatte», und ebenso können solche Staaten den gesetz lichen Betrag ihrer inneren Steuer bei der Einfuhr dcS Gegenstandes aus anderen VereinSstaatcn voll erbeben lassen. Gemäß diesen Bestimmungen erhält der bayerische Bierexport nach der Braustrurrgeuieinschaft eine AuSsubr- vergülung und zahlt eine UebergangSabgabe. Wenn gegen die letztere die bayerifcken Brauer, wie eS scheint, uun den Bor wurf erheben, daß sie das vertragsmäßig zulässige Maß über schreite, so darf daran erinnert werden, daß andererseits die norddeutschen Brauer in der Normirung der bayerischen Steuerrückvergütung eine vertragsmäßig unzulässige Aus fuhrprämie erblicke«. An den zuständigen Stellen hat man bisher weder die eine, noch die ander« Behauptung als begründet anerkannt. Ist aber bi« bisherig» UebrrgangS- abgabe richtig, so wird sie im Falle «mer Erhöhung der Brausteuer selbstverständlich auch entsprechend erhöht werden. Da» entgegenstehrnd« Verlangen der bayerischen Brauer ist ebenso unberechtigt, wie der in Norddrutschland laut ge wordene Wunsch, die UebergangSabgabe zu einem wirksamen Schutzzoll gegen die Biereiufuhr auS Bayern zn steigern. 6.8. Berlin, lS. November. Die Bewegung gegen den vollständig im socialdemokratischen Fahrwasser schwimmenden Unterstützung-Verein deutscher Buchdrucker greift immer weiter um sich. Der in Berlin gegründete Verein der Nichtverbändler zählt bereits mehrere Hundert Mit glieder, deren Vorstand in der letzten Zeit eine namhafte Summe zur Verfügung gestellt wurde, um die Agitation für den Verein kräftig entfalten zu können. In Stuttgart ist uunmebr auch ein Gehilfenblatt „Der Typograph, Organ unabhängiger deutscher Buchdrucker", erschienen, welches die zersplitterten NichtvcrbandSgehilfeu zu einer festen Organi sation zusammenschließen will und sich als Weitere- Ziel die Gründung von Kranken - Zuschußcassen gestellt hat. Die Leiter des Unterstützung-Verein» sind natür lich hierüber wenig erbaut und in ihrem Blatte, dem „Correspondenten", wird e» sicherlich nicht an billigen und schlechten Witzen über da» neue Unternehmen fehlen. Aber trotz aller hochtönenden Worte steht die Lhatsache fest, daß die Nichtverbändler — wa» dis vor ganz kurzer Zeit für unmöglich gehalten wurde — stark damit beschäftigt sind, sich eine Organisation zu geben. Für die weitere Entwicke- iuug jever Lohnbewegung im Buchdruckereigewerde dürfte dies von cinschneidcnster Bedeutung sein. Der Terrorismus, welchen die Verbändlcr auf ihre nicht dem Verband angehörenden College« auSüben, mußte notbwcndigerweise eine Gegcn- dewegung Hervorrufen, und eS sicht ganz danach aus, als werde dieselbe diesmal so kräftig werben, um dem Verbände einen guten Tbeil seiner unbeschränkten Herrschaft über die Gehilfen zu rauben. * Berlin, 15. November. Wie der „Magded. Ztg." von hier berichtet wird, hat der Kaiser den russischen Bot schafter Grafen Schnwaloff durck ein eigenartiges Geschenk überrascht und erfreut, dessen der Botschafter gerade jetzt, wo eine durch die französische und die russische Ucbcrlegeiihcit motivirte Militairvorlage den Bundeö- rath beschäftigt, schwerlich gewärtig gewesen ist. Die Gabe, die eine Erinnerung an die jüngste Zusammenkunft des Kaiser- Wilhelm mit dein Zaren in Kiel, der auch der Botschafter Graf Schnwaloff beiwohnte, bilden soll, be steht in einer 1 m hohen und über >/, m im Durch schnitt messenden Base in Gestalt einer Urne, die nach An gaben des Kaisers in der königlichen Porzellanmanufactur gefertigt worden ist. Die Vase besteht auS mehreren Tbeilc», die sich von einander adhcben lassen. Auf dem Fuße ist da» wellige Meer abgebildct, auS dem nach recht- und links in Henkelsorm zwei muschclblasende Nixen heraustreten. Die auf dem Fuße stehende Urne ist in chamoixfardigem Tone gehclten. Auf der Mitte der Vorderseite steht man daS Brustbild de- Kaisers in der AdmiralSuniform mit dem Orangedand des Schwarzen,Adler-Orden« über der Brust, überragt von der goldenen Kaiserkrone und ruhend aus Zweigen von Eichenlaub; darunter erblickt man die Insignien eines Admiral». Um den unteren Tbeil de» in zwei Hälften zerlegbaren Deckel» schlingt sich in Gold da» Band de» hohen Ordens vom Schwarzen Adler mit der in Blau ausgcfllhrten OrdcnSdevise: „8uum euiquo", Friedcns- palmcn zierten den oberen Tbeil des Deckels, der von zwei Engeln slankirt wird, die Schilde mit Kriegermaöken tragen. Die Rückseite der Urne trägt zwei ovale Medaillon« neben einander; auf dem rechten sieht man daS königliche Schloß zu Kiel, aus dem linken die deutsche Kaiseryacht Kaiseradler" mit der russischen Kaiseryacht „Polarstern". Ueder die beiden Medaillons breitet sich oben der fliegende preußische schwarze Adler mit Scepter und Reichsapfel, während unten, an der Stelle, wo beide Medaillon« aus- einanderaehen, sich auf rotbem Grunde der königliche Namens zug K." mit der preußischen Könia»kronr darüber erhebt. Die entsprechende Stelle des unteren Thrtl» vom Deckel, auf dem vorn „8oum ouiquo" steht, ist auf d»r Hinteren Srite mit grüne» Lorbrrrzweigrn belegt. V. Vrrlin, 15. November. (Telegramm.) Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" erklärt yeute, daß eS der Ne gierung gelungen ist, das, wie sie selbst sagt» freigebige Maß der Concessionen der Samaralandcompagnie an dir Südwestafrikacompagnie in wesentlichen Puncte» zu Gunsten Deutschlands einzuschräuken. Da« Blatt hebt daS Entgegenkommen der englischen Gesellschaft rühmend hervor. Die Einzelheiten des neuen Vertrages sind in der heutigen Ausgabe des „ColonialblatteS" enthalten. ^ Berlin, 15. November. (Telegramm.) Der Rector der Universität, Professor Virchow, hat heute die von Unabhängigen und Antisemiten einberufene, ursprünglich gestattete Studentenversammlung verboten, weil in heute vertheilten Flugblättern von einer großen Kundgebung der gesammten nationalen Berliner Studentenschaft die Rede war, anstatt von der ursprünglich angckündigten nationalen Gestaltung de» Ausschusses. — Die „Hamdg. Nachr." bringen an hervorragender Stelle und in auffälliger Schritt folgende Notiz: DaS „Berliner Tageblatt" veröffentlicht in seiner Morgen ausgabe vom 8. November einen Artikel liber die Kriegsgefahr im Jahre 1875, der deshalb unser Interesse erregt, weil daS Blatt die Einzelheiten seiner Aussührungen nur au» dea Archiven des Auswärtigen Amtes erhalten haben kann. Die Sache ist um so ausfälliger, als kürzlich i» der „Allgem. Ztg." darauf hiiiaewiesen wurde, daß das „Berl. Tagebl" die richtigen Ziffern au» der streng geheim gehaltenen Militairvorlage lange vor deu entsprechenden Mittheilungen in den „Berl. Pollt. Nachr.", der „Post" u. s. w. gebracht habe. Es hat den Anschein, daß neuerdings die freisinnige Preffe zu offictSse« Functionen benutzt wird und sich benutzen läßt." — Der Empfang des Straßburger Bischofs vr. Fritzen durch den Kaiser hatte der „Köln. Ztg." zufolge einen sehr herzlichen Charakter. Der Kaiser sprach wiederbvlt seine Zufriedenheit mit der Entwicklung der Dinge im Elsaß aus und betont» dabei namentlich auch dir Verdienste de- Statt halter« Fürsten Hohenlohe, zu dem er besondere« Zu trauen habe. — Abermal« hat der Kaiser e« abgrlehut, da« Pro tektorat über dir deutschen Kriegervrreine zu übernehmen. So berichten wenigsten« die „Berl. N. Nachr." und fügen hinzu: Dem Vorsitzenden de- ersten Bezirk«, Berlin und Um gegend, der da« Gesuch dem Kaiser vortrug, erwiderte er, daß erst dann der geeignete Zeitpunkt gekommen sei, dem deutschen Kaiser und obersten Krieg-Herrn die- Proteetorat anzutragcn, wenn die Organisation der Kriegervereine eine einheitliche, ganz Deutschland umfassende sei. Sei die« erreicht, dann werde er da« Proteetorat gern an nehmen. Um diese Organisation zu erreichen, müsse von Berlin au« der entscheidende Schritt geschehen, und er hoffe, daß die Berliner Herren iu dieser Hinsicht bald voa sich reden machen würden. — Dem Vernehmen nach wird sich die Erhöhung, welche die Position betreff» de« Zuschusses de« Reichs zu den Invaliden- und Alter»renten im Reichshau«balt«etat für 1893/94 erfahren wird, aus nahezu S>/, Millionen belaufen, also nur wenig mehr betragen, als die Steigerung de« Posten« von 1891/92 auf 1892/93 auSmachte. Im Etat für 1891/22 waren zu dem gedachten Zwecke 6,2 Millionen auSgeworsen, 1892/93 waren e« 9,2 Millionen und 1893/94 werden eö 12,8 Millionen sein. Im ersten Jahre de« JnkrastbeslehenS de« Invalidität-- und AlterSvrrsicherungsgesctzeS handelte es sich fast ausschließlich um Altersrenten. ES war denn auch damals für den NcichSruschuß zu Invalidenrenten kein Betrag vorgesehen. Im lausenden Etat waren von den 9,2 Millionen 7,5 für Altersrenten und 1,7 für Invaliden renten bestimmt. Nach den Zahlen, welche über dir Be- williguyg von Jnvalidenreten seit dem 22. November 1891 von amtlicher Seite veröffentlicht sind, ist nicht anzunehmen, daß der al« Zuschuß zu dieser Rentenart in Aussicht ge nommene Betrag aufgebraucbt werden wird. Trotzdem werden von den 12,8 Millionen 4,9 zur Bestreitung der Zu schüsse zu Invalidenrenten verlangt werden. Die Festsetzung dieser Summe ist nach denselben Grundsätzen vorgenommen, wie diejenige deS Jahre- 1892/93, weil angenommen werden muß, daß au« Unkenntniß der gesetzlichen Bestimmungen eine ganze Anzahl berechtigter Ansprüche auf Bewilligung von Invalidenrenten noch nicht zur Anmeldung gelangt sind, daß dieselben jedoch später Nachfolgen werden. — Der Proceß gegen den Rector Ablwardt wegen Beleidigung der Herren Kühne und Löwe durch seine „Judciiflinten-Broschüre" findet nach der „St.-B.-Z." am 29. d. M. statt. — In Betreff de« Strafvollzugs für Preßvergeben hat dem Verein Berliner Presse eine Anzahl von Mit gliedern den Antrag unterbreitet, dabin zu wirken, daß beim Vollzüge von Gesängnißstra/en für politische Preß- vergehen die Jsolirung der Strafgefangenen von Straf gefangenen anderer Art und die Erlaubniß zur Selbst beköstigung grundsätzlich eingefübrt werde und zu diesem Behnfe eine mit Begründung versehene Eingabe an die Justizminister sämmllicher Bundesstaaten des deutschen Reicks und an die gesetzgebenden Körperschaften rinzureichen, diese Eingabe auch dem nächsten deutschen Juristentage als Ma terial behufs Erörterung zu übersenden. — Der bayerische Finanzminister v. Riedel weilt nach der „Wes.-Ztg." seit Freitag in Berlin. Seine An wesenheit soll mit der Berathung der Aufbringung der Mittel für die Militairvorlage zusammenhangcn. — Dem bayerischen Anträge über die Beschränkung de« GewerdcdetricdeS im Umherziehen ist eine statistische lieber sicht über die Zahl der für daS Reich in dem fünf jährigen Zeitraum von 1884—1889 ausgestellten Hausirscheine, Legitimalionskarten und GewerdelcgitimationSkarten für Hand lungsreisende deigegeben. Daraus geht hervor, daß in dem gedachten Zeitraum die Zahl der Hausirscheine von 212 34l ans 228 511, d. h. um »»/, Proc., gewachsen ist, während die Zahl der 8egitimation«karten für Handels reisende von 45 018 auf 58129, d. h. um etwa 24»/, Proc., gestiegen ist. * WUHelniStznnen, 15. November. (Telegramm.) Coatreadmiral Kapchrr ist heut« mit d«« Uebung«geschvadrr zu einer mehrwSchigr» Urbnu-Ifahrt n«ch Nar»«>««^
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