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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.12.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921203022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892120302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892120302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-12
- Tag1892-12-03
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MW WÄiMkTUW Nl> AHM K.M, Lmllckllil, ?.§««!>« M (MMWit.) Der Gesuch -es Kaisers am sächsischen Königshofe. D Dresden, 2. December. Kaiser Wilhelm lraf heute Nachmittag 4 Uhr, wie bereits telegraphisch gemeldet, mittelst SonderzugcS in Dresden ein. Der Zug, aus 5> Salonwagen bestehend, hielt unmittelbar an der in nächster Näkc der königlichen Billa gelegenen Haltestelle Strehlen, woselbst sich lange vorher ein zahlreiches Publicum cingesundcn hatte. Die Umgebung war von Polizeimannschasten unter dem Eommanko des PolizeihauPtmannS von Wolffersdorf abgesperrt. Zum Empsange des Kaisers hatten sich eine Viertelstunde vor Eintreffen des kaiserlichen Sonverzuges cingesundcn Prinz Georg in der Uniform seines UlancnregimentS, Prinz Johann Georg, der preußische Gesandte Graf von Dönhoff, der Legationssecretair der preußischen Gesandtschaft Prinz zu Hohenlohe- Öe bringen, ferner der Geh. LegationSrath Kammerberr v. Friesen, der Eommandant des 2. Grenadierregiments „Kaiser Wilhelm, König von Preußen" Nr. 10t Oberst Frei herr v. Hausen, Oberstlieutenant v. Stieglitz, die Majore Freiherr v. Uslar-Gleichen, ».Kaufmann, v.Eriegern, Hauptmann v. Haupt und andere Osficiere des genannten Regiments, dessen Chef der Kaiser ist. Zuletzt erschien König Ahvert in der Uniform seines preußischen Dragonerregiments mit dem Adjutanten vom Dienst und dem Gcneraladjulanten Generallicutenant Frhr. v. Hodenberg und Oberhosmarschall Graf Bitzthum v. Eckstädt. Als der Salonwagen des Kaisers vor der Haltestelle angelanat war, gab Herr Trans port-Inspektor Bad mann das Signal zum Hallen des Zuges. Der König Albert schritt an den kaiserlichen Wagen heran, dem alsbald der Kaiser in der Uniform seines sächsischen Grenadierregiments und angetban mit dem grauen Militair- mantcl entstieg. Beide Majestäten umarmten und küßten fick wiederholt, dann begrüßte der Kaiser den Prinzen Georg, indem er ihm herzlich die Hand drückte. In die mit Blattpflanzen geschmückte Halle eingetreten, grüßte der Kaiser die zum Empfang erschienenen Cavaliere und Officiere. Danach be stiegen der Kaiser und der König den bereilstchenten Hoj- galawagen und fuhren unter den Hochrufen des Publicums durch den Schloßpark zur Billa Strehlen. Prinz Georg und Prinz Johann Georg fuhren im zweiten Wagen. Die persön lichen Adjutanten des Kaisers und das unmittelbare Gefolge des Königs folgten die kurze Strecke zu Fuß. In der könig lichen Villa erwarteten den Kaiser die Königin, Prinz und Prinzessin Friedrich August, Prinzessin Ma thilde, Prinz Albert, die Herzogin Adelheid von Schles wig-Holstein und deren Tochter Prinzessin Feodora. Die Begrüßung war eine überaus herzliche. Um 5 Uhr vereinig ten sich der Kaiser, die Mitglieder unseres Königshauses (mit Ausnahme des Prinzen Max, der in Oschatz weilt) und die herzoglichen Hoheiten zur Familientasel in der Billa. Nach Beendigung derselben zogen sich die Allerhöchsten und höchsten Herrschaften in ihre Gemächer zurück, um sich dann gegen 7 Uhr in das Hoftheater zu begeben. Das Gesolge des Kaisers, in welchem Hofmarschall Gras Pückler, Leibarzt Generalarzt vr. Leuthold, der stellver tretende Commandant deSHauptguartieröOberst v. Kes sel, die Flügeladjutanten Oberstlieutenant v. Scholl und Major Freiherr v. Seckendorfs, sowie Hosratb Schwerin sich befanden, hatte den Sonderzug nicht verlassen, war vielmehr von der Haltestelle Streblen aus nach dem böhmischen Bahn stattfand Gesandte Graf von Dönhoff bei. Nach Beendigung der Marschallstafel begaben sich die Cavaliere des kaiserlichen Gefolges und der königlichen Hofstaaten in das Hofthealer, um die Allerhöchsten und höchsten Herrschaften zu erwarten. Zum Empfang war auch Wirkt. Geheimrath Bär erschienen. Um l/,8 Uhr betraten der Kaiser, der König und die Königin die linke Hofloge, während die Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses in der rechten Hosloge Platz nahmen. Zur Ausführung kam Mascagni'S „Oavalleris, rustjeauu" und ein Act aus „Tannhäuser". Das Haus war vollständig besetzt. Der Kaiser wurde bei der Anfahrt zum Hoftheater enthusiastisch begrüßt. Die Vorstellung nahm einen glänzenden Verlauf. Morgen früh 1/28 Uhr begeben sich der Kaiser und der König mit Wagen nach Moritzbuvg zur königlichen Hosjagd im Thiergarten. * Dresden, 3. December. (Telegramm.) Der Kaiser und der König begaben sich heute Vormittag 71/2 Uhr zu Wagen von der Billa in Strehlen zur Jagd nach Moritzburg. Im Gefolge der Majestäten befanden sich Adjutant Oberstlieutenant von Scholl und Gcneraladjutant Freiherr von Hodenberg. Königreich Sachsen. H Leipzig, 3. December. In der festlich geschmückten katholischen Schule, Alcxanderstraße 35/37, wurde heute der WohlthätigkeitS - Bazar des Bincentiusvereins eröffnet. Auf langen Tafeln sind die prächtigen Geschenke aufgestapelt, die dem Verein für seine humanen Zwecke zu gegangen sind und die nun hier der Käufer harren. Welch eine Fülle von Nützlichkeits- und Lurusgegenständen erfreuen das Auge des Besuchers, selbst Süßigkeiten sind vertreten und laden zum Kaufen ein. Wir behalten uns vor, auf den Bazar noch zurückzukommen und ratben nur Jedem, der die Ausstellung besuchen will, sein Vorhaben bald auszuführen, da schon kommenden Montag Abend der Bazar wieder ge schloffen wird. I Leipzig. 3. December. Vor einigen Tagen wurde aus einer Wohnung am Floßplatze eine goldene Damenuhr im Wertbe von 80 gestohlen und nachmals für 17 ^ beim Lcihhause versetzt. Wie sich alsbald herausstellte, war der Dieb ein l 8 jähriger Handarbeiter aus Erfurt, der gestern auf erfolgte Anzeige von der Polizei festgenommen wurde. —* Gestern Nachmittag fiel ein hiesiger ArbeitSbursche im Hose eines Grundstücks der Eilenburger Straße in Reudnitz mit dem rechten Unterarme in einen Glasscherben und zog sich dabei eine Verwundung zu. Dem Verletzten mußte auf der nahen Polizeiwache ein Nothverband angelegt werden. —* In der Werkstelle eines Kieiderbügelmachers in der Augustenstraße in Lindenau war gestern Vormittag ein Rohr am Gasmotor geschmolzen und hierdurch die am Boden liegenden Hobelsväne in Brand gerathcn. Das Feuer wurde von den Haus bewohnern gelöscht. —* Gestern Nachmittag ist ein 16jähriger Kaufmannslehr ling aus Eutritzsch, als er über das Eis der Luppe gehen wollte, eingebrochen, aus seine Hilferuse aber von dem hinzueilenden Gärtner Schneider aus Plagwitz mittelst einer Stange lebend wieder herausgezogen worden. —* In Folge der eiagetretenen Glätte kam gestern Abend im Brühl ein Fabrikant aus Gößnitz zu Falle und brach dabei das linke Ellenbogengelenk. —* Wegen Betrugs wurde gestern ein 64jähriger Schmied aus Halle in Hast genommen. Derselbe hatte sich Hierselbst in verschiedenen Wohnungen eingemiethet und seine Logiswirthinnen unter der wahrheilswidrigen Angabe, er habe lohnende Beschäftigung als Monteur in der Gasanstalt in Gohlis, zurEreditirung von Kot und Logis zu veranlassen gewußt. — Ein 22jähriger Hand- arbeiter aus Zwenkau, der sich in ähnlicher Weise Kost und LogiS zu verschaffen verstanden hatte, wurde ebensalls eingesteckt. —* Zwei von den Amtsgerichlen Chemnitz und Saalfeld wegen Betrugs und Körperverletzung steckbrieflich ver folgte Personen, ein Handarbeiter aus Altlomnitz und ein Maurer aus Gräfentbal, wurden heute Morgen in hiesiger Stad polizeilich ermittelt und festgenoinmen. lk. Leutzsch, 3. December. Nachdem im vergangenen Sommer der Leutzsch er Weg vom neuen Schützenhause ab durch den Wald bis an die Luppenbrücke verbreitert worden ist, soll auch der Theil dieser Straße, welcher auf Zeutzscher Flur liegt, verbreitert werden. Vom Bauern graben bis zum Auenschlößchen in Leutzsch soll diese Straße um einen Fußweg verbreitert werden, um den Fährverkehr auf dieser viel befahrenen Straße zu erleichtern. Das zur Verbreiterung erforderliche Areal wird vom Besitzer, der den jetzigen Fußweg schon seiner Zeit unentgeltlich abgetreten hat, wiederum kostenfrei an die hiesige Gemeinde abgegeben. * Itzroffschönau, 2. December. Wie an anderen Orten, 0 macht sich auch hier der Wassermangel recht bedenk- ich fühlbar. Die Mandau ist nahezu ausgetrocknet. Ver- chiedene industrielle Etablissements haben schon seit einiger Zeit das zum Betriebe erforderliche Wasser mit Geschirr herbeischaffen lassen. * viriuuna, 2. December. Im Mühlteiche zu BeierS- orf ertrank der 12 Jahre alte Knabe Richter, welcher auf eine nur schwach zugefrorene Stelle der Eisdecke gerathen war und dabei einbrach. Ein anderer Knabe, welcher den kleinen Richter zu retten bemüht war, gerieth selbst bis an den Hals ins Wasser, vermochte aber sein Rettungswerk nicht auszuführen. * Rochlitz, 2. December. Im Sitzungssaale des hiesigen Amtsgerichtes fand gestern Vormittag die feierliche Ein weisung des Amtsrichters Petzold durch den LandgerichtS- director von Scheibner aus Chemnitz statt. Der Feier wohnten außer den am hiesigen Amtsgericht beschäftigten Juristen und Beamten auch die Rechtsanwälte und Vertreter der den hiesigen Amtskreis bildenden Ortschaften bei. * Hohnstein, 2. December. Gestern Nachmittag brannte daS in der Schützenstraße gelegene, dem zur Zeit in Amerika weilenden Strumpfwirker Selbmann gehörige Haus voll- tändiz nieder. Als Ursache des Feuers wird Brandstiftung vermulhet. Zwickau. 2. December. Ter Handarbeiter Schöler wurde in einer hiesigen Kiesgrube verschüttet und schwer verletzt.— Ein hiesiger Schankwirt!) wurde wegen wieder holten schweren Diebstahls festgenommen. Derselbe hatte einer befreundeten Familie gelegentlich seiner Besuche, unter Verwendung eines Nachschlüssels, aus dem Geldschranke mehrere Hundert Mark gestohlen. — Während der in den letzten Jahren in biesiger Gegend ausgetretenen Unwetter lassen die Wassermassen der Waisenborner und Niederhohn- dorser Höhen in der Richtung unserer Stadt ab und stauten am Damme derChemnitzerBahnstrecke, der wiederholt unterspült wurde. In diesem Sommer ist nun eine Regu lirung LeS Dammes und eine Brückenuntcrsührung ausge- ührt worden, um vorkommenden Falles Stauwasier Abfluß zu verschaffen. s-. Plauen, 2. December. Oberbürgermeister Kuntze hier bat die berühmte Schaufuß'sche Sammlung, unter dem Namen „Salvator-Museum" weit bekannt, für unsere Stadt als Geschenk erworben, unter Vorbehalt der Erfüllung einiger, verhältnißmäßig geringfügiger Bedingungen, welche der Geschenkgeber Herr Scbaufuß stellt, sowie selbstverständlich unter Vorbehalt der Genehmigung des Stadtgemeinderathes. Der marktgängige Werth dieser Sammlung ist 400000 bis 500 000 Sie soll den Kern bilden für ein „Provinzial- Muscum". Für die Unterbringung der Sammlung steht das alte Krankenhaus zur Verfügung. cl Mylau, 2. December. Heute früh »,'28 Uhr ist die in der Netzschkauer Straße hier gelegene, drei Stock hohe mechanische Weberei des Herrn Moritz Merkel jun. vollständig abgebrannt. Im untersten Saale dieser Fabrik war eine brennende Lampe in den gefirnißten Harnisch einer Jacquardmaschine gefallen und sofort brannte derselbe. Mil der größten Schnelligkeit verbreitete sich daS Feuer in diesem Saale, ergriff die Decke und die beiden oberen Säle, so daß an ein Loschen gar nicht zu denken war und die Arbeiter sofort die Säle verlassen mußten. Die herbeigeeilte Feuerwehr konnte ihre Thätigkeit nur auf das Einreißen der Fabrik und das Schützen der Nachbargebäude beschränken. Durch diesen Brand erwächst dem Besitzer ein beträchtlicher Schaden, auch ist eine große Anzahl Arbeiter dadurch brod los geworden. * ttrostcnhain, 2. December. Der Hille'sche Gasthof in Baselitz ist abgebrannt. z-. Gottleuba, 2. December. In dem nahen Dorfe Hart mannsbach sind mehrere kleine Teiche, von denen der größte sonst stets mit verhältnißmäßig reichlichem Wasser versehen war. Um daS Wasser der Fischzucht dienstbar zu machen, hat ein hiesiger Bewohner mehrere Satz Fische hineingesetzt. Wie nun in hiesiger Gegend fast alle Ort schäften an Wafferarmuth während langer Zeit zu leiden hatten, ist auch dieses Dorf nicht verschont geblieben. Lange hielten sich die Fische bei dem spärlichen Wasserstande. Jetzt trat der starke Frost ein, der Zufluß ließ gleich nach, das Eis wurde stärker, und die Fische, welche keinen Ausweg fanden, wurden vom Eise eingcschlossen. Einen merkwürdigen Eindruck erhält man, wenn man die sonst so munteren Tbierchen im Wasser flott spielen sah, jetzt in dem durch sichtigen Eise regungslos, glatt auSgestrcckt, theilS einge schlossen, thcils angefroren sieht. In den Gebirgsbächen, die wenig Zufluß erhallen, ergeht cs den Fischen ebenso. Schandau, 2. December. Seit heute früh herrscht ein an haltendes Schneewetter, verbunden mit heftigem nieder ländischen Sturmwind im Elbethal und dem GebirgSgebiet — In den oberhalb gelegenen P oft el Witz er Sandstein brüchen ist nun auch die andere drohende Steinwand Bruch 124 gefallen. Sie zeichnete sich durch ihre Höhe aus und siel mit der Spitze auf die breite Schutthalde, während der untere mächtige Block bis zum Elbdamm rollte. Der Stein ist nicht zertrümmert und von besserer Beschaffenheit, als die nnlängft gefallene größere Wand. Dresden, 2.December. Bei dem König und der Königin fand gestern Abend in Villa Strehlen eine Abendgesell schaft statt, zu der Kriegsminister Edler von der Planitz mit Gemahlin, Freifrau von Hodenberg und Oberhos meister Wirklicher Geheimer Ratb von Watzdorf, ferner Hofmarschall Freiherr von Reitzenstein mit Gemahlin und Kammerberr Freiherr v. Find und Gemahlir Einladungen erhalten hatten. — Der König kam beule Vormittag von Villa Strehlen in daS Residenzschloß, um die Vorträge der StaatSminister und DepartemcnlchefS der königl. Hofstaaten sowie militairische Meldungen entgegenzunehmen. — Der König wohnte gestern dem Concertc des Pianisten Raoul Koczalski in Brauns Hotel bei. — Der kaiserl. deutsche Gesandte in Lissabon, von Brah, ist gestern hier angekommen und hat im Hotel „Kaiser Wilhelm" Wohnung genommen weitere Spielraum überaus willkommen wäre und ihrer Dar- tellung manche neue Anregung gäbe. DaS Gleichen der Frau irajnck hatte gegen früher wesentlich gewonnen, seitdem eS nicht mehr in seinem Häuschen wie in einem Käsig saß und zum Fenster hinaus spielen und singen mußte. DaS traulich Klein bürgerliche und lieblich Mädchenhafte kam zu seinem vollere» Recht. Hier und dort hätten wir mehr Innerlichkeit ge wünscht; diese fehlte aber nicht in den späteren Affectscenen, in der Scene mit Valentin und in der Kerkerfcene, wo uns irau Franck mehrfach durch die Energie ihre- leidcn- chastlichcn Spiels überraschte. Ter Mepbisto des Herrn Borcherdt war ebenfalls noch schärfer ausgeprägt und ausgearbeitet als früher; der Faust aber war in der zweiten Hälfte dieses erste» Theils ganz zum Liebhaber geworden, die Scenen, in denen der Doctor Faust fortlebt, der Monolog im Walde, die spätere leidenschaftliche Scene, in welcher er ich gegen Mephistopheles wendet, waren sortgeblieben; der ohnedies häufige Dekorationswechsel sollte hier durch Er- parung einiger Verwandlungen beschränkt werden. Damit var allerdings dem Darsteller des Faust, Herrn Geidner, lür diese zweite Hälfte die Gelegenheit zu dramatischer Ver tiefung genommen, er batte nur den Liebhaber zu spielen und spielte ihn mit vielem Feuer. Neu war der Valentin des Herrn Taeger, ein offenherziger, frischer, tapferer Soldat. Herr Oberregisfeur Grünberger bat mit der Kritik die Empfindung getbeilt, daß die Devrient'sche Einrichtung, mit remder sceniscber Phantasie sie die Bühne aufgebaut und so zroß ihre Vorzüge für die meisten anderen Scenen sind, be- onders für Tableaux und Massenbilder, die sie erst der Bühne erobert hat, wie die Walpurgisnacht, doch die Grctchenscenen zu sehr einenge und etwas von dem Farbcn- taube ihrer poetischen Schwingen abstreife. Er hat sie daher elbstständig bingestellt, berausgenommen aus dem großen Stadtbild, und so haben sie ihren intimen Reiz und ihre un> verkümmerte Wirkung wiedergewonnen, das gilt namentlich von den Scenen in GretchenS Zimmer, welches die Regie recht stimmungsvoll arrangirt hatte. Ebenso stimmungsvoll war jetzt die Kerkerscene; wir müssen hier die Sünderin in einem dumpfen dunklen Raume sehen; die Scene verliert ganz das entsprechende Colorit, wenn sie unter freiem 'immel spielt. Marthe's Garten war größer» für die paziergänger bequemer. Für die Valcntinscene und die Domscene war die Devrient'sche Einrichtung beibehalten Offenbar hatte der erste Theil des Faust durch diese Neuerungen gewonnen, die eigentlich nur eine Rückkehr zum guten Alten waren. Auch durchbrechen sie nicht die In cenirung Devrient's mit einem neuen Princip; denn auch dieser hatte ja für viele Austritte, die ersten Faustscenen, die Schülerscene, für Auerbach s Keller und die Hexenküche von einem pyramidalen Aufbau absehen müssen. Neues Theater. h Leipzig, 3. December. Vor einem auSvcrkausten Hause, vor einem Publicum, welches von 8 bis > 2l2 Uhr Stand hielt, ging gestern der erste Theil von Goethe'« „Faust in Scene, im Ganzen in der Otto Dcvrienl'scben Ein richtung, aber dock mit abweickender Jnscenirung der Gretckcnscenen. Diese dürfen wir, so oft wir auck sonst die Ausfübrung besprockcn, um so weniger unbeachtet lassen, als die Regie dabei den kritiscken Bedenken Recknung trug, die wir selbst oft gegen die stiefmülterlichc Behandlung derselben auf Devrient's bühne geäußert. In rer de» Darstellern der für Versammlung der Arbeitslosen. * Leipzig, 3. December. Die heute Vormittag im Saale des „Pantheon" abgehaltene Versammlung der Abeitslosen war von etwa 800 Personen besucht, also nicht ganz so zahlreich, als die Dienstags. Versammlung. Zu Vorsitzende» wurden die Herren Siegel und Winkler, zum Schriftführer Herr Schröder gewählt. Herr Maurer Jacob erstattete daraus Bericht über die Unterredung, welche die Deputation der Arbeitslosen mit Herrn Oberbürgermeister vr. Georgi gehabt hat. Aus die erste Anfrage, ob die Notiz in der Dienstagsnummer unseres Blattes, betreffend die alleinige Unterstützung der Arbeitslosen durch das Arme» amt, aus Wahrheit beruhe, erwiderte der Herr Oberbürgermeister, daß ein osficicller Beschluß hierüber noch nicht gefaßt sei (ist auch in unserer Notiz nicht gesagt. Die Red ), daß aber die Unterstützung allerdings nicht wieder in der vorjährigen Weise erfolgen werde, denn die Armendistricis-Vorsteher hätten sich geweigert, die Vertheilung von Gaben an Arbeitslose wieder zu übernehmen. Bezüglich der schleunigen Jnangrisf nähme städtischer Arbeiten äußerte der Herr Oberbürger meister, daß er die bezügliche Anfrage an daS Tiefbau amt richten werde. Referent bemerkte hierzu, Laß derartige Arbeiten Angesichts der vorhandenen Arbeitslosigkeit bereits vergeben sein sollten. Was die Verbreiterung des ThomasgäßchenS betreffe, so müßte erst der Ablauf der Miethscontracte abgewartct werden: auch sei die Genehmigung der Stadtverordneten erforderlich. Hinsichtlich der von einem Delegirten erörterten Wohnungsfrage sagte der Herr Oberbürgermeister, daß er sich darüber wundern müßte, weshalb die Arbeiter in solchen ungesunden Räumen wohnen blieben, während doch jetzt genug andere und nicht theuere Wohnungen zur Bcrsügung ständen. Die Uebernahme der össentlichen Arbeiten in städtische Regie wäre nicht aussührbar. Die Stadt müßte Jemand haben, der die Verantwortlichkeit für die Ausführung und die Koslcuhöhe übernehme. Hier warf Referent die Vorgänge beim Erneuerungsbau der Thomaskirche und anderen Bauten em, die doch zu bedeutenden Ueberschreitungen geführt hätten. Hingegen könnten sich die Arbeiter zu Genossenschasten verbinden und bei städtischen Arbeiten mit concurriren; auf diese Weise würde sich die directe Vergebuug solcher Arbeiten ermöglichen lassen. Der Herr Oberbürgermeister habe schließlich noch daraus bingewiesen daß unsere Stadt eine große Anzahl Armer und in Folge dessen eine starke Armenlast zu tragen habe, während doch aus dem Lande genug Arbeit vorhanden sei. Nach Anschauung deS Reetrenten lieg« das daran, daß die ländlichen Unternehmer zu geringen Lohn zahlen. Tie Deputation begab sich ferner zum Herrn Stadtrath Hentschel. Dieser habe erklärt, daß eine Unterstützung in vor jähriger Weise nicht wieder möglich sei. Tie Stistungs mittel würden aber zur Unterstützung der Arbeitslosen nicht aus reichen, dürsten auch Lurchgehends, laut Vorschriften der Stifter, nicht in dieser Weise verwendet werden. Bedauerlich sei, daß viele brave Arbeiter von der Nothlagc betroffen würden. In Anbetracht der Sachlage müßte man zur Hauptsache aus Armenunterstützung zurückgreifen, doch würde man gern Ausnahmen machen und unter Rücksicht aus den Leumund des Gesuchstellers Mittel gewähren, die nicht als Armenunterstützung gelten. (Herr Stadtrath Hentschel bestätigte also unsere Notiz. Die Red ). Redner gab der Ansicht Ausdruck, daß sich die Ausnahmen wohl nach der Parteistellung des Betreffenden richten würden. (! I) Im Ganzen könne man mit dem Ergebniß der Unterredungen nicht zufrieden sein. Reformen thäten Roth. Zu diesen muß die Stadtverwaltung endlich veranlaßt werden. (Bravo/ Herr Klein, der ebenfalls beim Herrn Oberbürgermeister war, äußerte sich dahin, daß die Stadtverwaltung, die große Frühstücke habe, bei gutem Willen wohl auch den Arbeitslosen Helsen könne. Leider kennen dieHerrcn, die an derSpitze der Verwaltung stehen, die unter den Arbeitern herrschende Noth nicht. Sie bekämen keinen kalten Finger, denn auf dem Rathhause sei recht gut geheizt gewesen. Herr Stadt rath Hentschel hätte übrigens eine Sammlung für die Arbeits losen als ergebnißios erklärt, da die Geschäftswelt jetzt sehr unter Verdienstlosigkeit leide. Es brauchten doch aber nur unsere Millionaire einmal ordentlich in die Taschen zu greisen und der Noth wäre gleich gesteuert ! Herr Richter gleichfalls Delegirter, empfahl die Annahme einer Resolution, in welcher gegen die Gewährung von Unterstützung aus Armenmitteln protestirt wird. Dieselbe soll dem Rathe über reicht werden. Im weiteren Verlaufe der Debatte wurde, wie erwähnt sein möge, einem Redner durch den überwachenden Beamten, Herrn Oberwachtmcisler Förstenberg, das Wort entzogen weil er die Vollstreckungs-Beamten mit einem sehr unziemlichen Ausdruck belegt hatte. — Außer den allgemeinen Klagen über die Stadtverwaltung brachte im Uebrigen keiner der Redner etwas Be sonderes vor. Schließlich wurde aus Vorschlag des Herrn Jacob beschlossen, keine Resolution zu fassen, sondern nur einen Protest gegen die Haltung der Stadtverwaltung durch das Bureau der Ver> sammlung überreichen zu lassen. Damit nahm die Versammlung gegen 12 Uhr ihren Abschluß. Proceß widerzuspiegeln, bezw. den modernen BerfallSmenschen in Schil derungen aus derversallenden oltorientalisch»» Welt und der verfallenden römischen Antike ein warnendes „Kone Destel" vor die Augen zu malen. Letzteres hat namentlich die große Pariser Historienmalerei der letzten Jahre mehrfach unternommen, zuletzt mit Rochegroffe's Riejenleinwand „Das Ende Babylons". Die Bekanntschaft eines hervorragenden Werkes der gleichen Tendenz wird uns jetzt durch den Wiener Kunsthändler Anton Stöck'l vermittelt, nämlich des im Pariser Salon von 1880 mit allgemeiner Anerkennung aus- jezeichnetea Kolosjalgemäldes „Eine Begegnung auf der Via lvpia des altenRom" von der Hand des in Paris ausgebildeten l lolen Dan Styka (letzt in Lemberg thätig). Die Anregung zu seinem Werte hat sich der Künstler auS der ewaltigen „Tragödie des Menschen" vom verstorbenen magyarischen Zichter MadLch Jmre geholt, aus jener dramatisirten düster- pessimistischen Physiologie und Psychologie der Menschheitsgeschichte, die man den „ungarischen Faust" genannt hat. Die sechste Scene dieser „menschlichen Tragödie" schildert uns mit packendem Realismus und in wunderbarem Ausbau ein nächtliches Liebes, und Zechgelage römischer Lüstlinge, die sich, nachdem ihnen Gladiatorenkämpse, lascive Tänze und frivole Gassenhauer keine genügenden Reizungen mehr zu bieten vermögen, in tollem Taumel einen vorbeikommendeu Leichenzug in die Halle bestellen, um dem entseelten Körper einen Trunk ans ihren Bechern und einen Kuß von den Lippen ihrer Hetären mit ins Grab zu geben — und dann aus dem Munde des plötzlich aus dem Gefolge des Leichenzuges hervortretenden Apostels Petrus die donnernde Schreckenskunde zu vernehmen, daß sie eine Peftleiche beherbergt und berührt haben. In großartiger Steigerung schließt die Scene mit einem phantastisch anachronistischen Ausblick auf den Untergang Roms, den Einbruch der nordischen Barbarenvölker und den Sieg des Cbristenthums. Hat Dan Styka von dieser Scene auS die künstlerisch» Anregung p seinem Gemälde empfangen, so hat er sich doch keineswegs damit »egnügt, eine einfache Illustration zu einem bestimmten Momente derselben zu geben, sondern hat eine für die malerische Darstellung vorzüglich geeignete freie und selbstständige Umdichtung mit der- elben vorgenommen, welche seinem Werke den Ruhmestitel einer freien schöpferischen That wahrt. Aus der immer fortschreitenden dramatischen Actiou hat er eine bildmäßige Situation zu schaffe» gewußt. Er läßt die Lüstlingsgesellschast mit ihren Sclaven und Hetären im ersten dunstigen Morgengrauen aus der Rückkehr von ihrem Gelage nach der Stadt begriffen sein. Die Stützen der Cypressen und der Grabmonumeute an der alten Gräbersrroße, aus welcher die schwertrunkenen Völler vom Landgute eines Freundes hereingewandert sind, glimmen im ersten sanften Frühroth. Hierher nun verlegt der Künstler die Begegnung mit dem Leichenzugr. Von der Stadt her ist dieser jener wüsten Gesellschaft entgegengekommen, eine einfache, weiß bedeckte Bahre, getragen von vier stillen Männern, begleitet von einem christlichen Priester mit der irdenen Lampe, der Leuchte für das nächtige Dunkel der Katakomben. DaS Bahrtuch zeigt an der Kopfstelle des Leichnams blutige Flecken und trägt als einzigen Schmuck einen Palinenzweig: die Siegeszeichen des in der Arena gefallenen christlichen Märtyrers. Wir haben uns nun vorzustellen, daß, wiejbei MaLäch, die trunkene Lustrotte versucht hat, in schandbarer Frivolität an dem armen Todten, oder doch an dem ernsten jungen Christenapostel ihr Mütbchen zu kühlen — wir sagen versucht hat, denn mit seinem Tacte hat es Styka vermieden, einen derartig ekel- haften Vorgang selbst darzustellen. Die tollen Wüstlinge haben offenbar beim Herrannahen des Leichenzuges ihre Führer und Träger Halt mache« lassen, welche Gelegenheit der eine der beiden feisten Alten benutzt hat, um seinen weinschweren Leib auf einer Mauerbank etwas auszuruhen. Der andere kahlköpfige Fettkoloß mag aus dem silbernen Pocale, welchen, nachdem er der unfähigen Hand entglitten, einer der nach- ölgenden Negersclaven soeben wieder vom Boden aufnimmt, dem tillen Wanderer da drüben symbolisch zugetrunken haben, während das trunkene junge Weib aus der Sänfte, um das strenge Auge des jungen Sittenlehrers zu reizen oder doch zu beleidigen, trotz der feuchten Morgenkühle ihren schönen Leib entblößte. Jetzt ist man im Begriffe, die Wanderung nach der Stadt wieder fortzusetzen. Der eine der beiden Alten setzt, gestützt von zwei Lustdiruen. seine schwere KörpermoleS wieder in Bewegung, die Sänftenträger nehmen unter ausgelassenem Lachen ihre schöne Last wieder in die Höhe, und diese selbst sendet mit schwach gekräuselten Lippen der unser- standcnen Prüderie des Willensstärken und sittenstrengen Christen ein ohnmächtig höhnisches Lächeln nach. Denn dieser hat die Spitze seines kleinen Zuges verlassen, um sich, mit verächtlicher Ruhe dem widrigen Schauspiel den Rücken kehrend, gleichsam schützend an der Seite seines heiligen Tobten auszuftellen, bis das ekle Spukbild vor übergezogen sein würde. Durch diese bei oberflächlicher Betrachtung fast als mit dem übrigen scenischen Vorgang zusammenhangslos erscheinend« Figur des Priesters, in welcher der Künstler zugleich ein wunderbares, von tiefernster Beseelung gehobenes Selbstportrait gegeben hat. wird also im Gegentheil der Schluß der gewaltigen, aus grandiosen Contrastcn aufgebauten Composition bergestellt, welcher eine von aller Gezwungenheit und Theatralik ferne Schönheit und Natürlichkeit der Gruppirung und Linienführung eigen ist, und der durch die realistische Lebhaftigkeit in Bewegungen und Ausdruck und durch die drastijck»« Einzelcharakteristik ein packendes Leben eingehaucht wurde. Die malerische Technik ist, ebenso wie die Zeichnung, sicher und frei, in manchen Nebenfiguren fast etwas flüchtig, und schwingt sich in den Hauptmomenten «wie in der Figur des Priesters in der Darstellung der nächsten architektonische» Umgebung, in der köstlichen Stimmung der dunstig-lichten Morgenlandschaft mit ihren zarten Farbentönen und ihrer seinen Vcrfernung in der Lustperspective) zu eminenten Wirkungen empor. lieber die übrigen Perlen der Collection Stöck'l müssen wir ein anderes Mal in Kürze berichten. — künstlich ausgcbautrr Passionk hat ihre sckieu freie es, als ob gestern Bewegung eroberte vermischtes. --- Brügge» 3. December. (Telegramm.) Gestern Abend 8 Uhr wurde der hiesige Bahnhossvorstand von dem Eilzug Ostende-Brüssel »überfahren und getödt et. Bei der Ankunft des Zugs in Brüssel hingen noch Fleischfetzcn unter der Locomotive. ---- Pest, 2. December. Bock gestern Abend 6 Uhr bis heute Abend 6 Uhr ist hier eine Person an Cholera er krankt und eine gestorben. — Roubaix, 3. December. (Telegramm.) Gestern Nachmittag brannte hier eine große Spinnerei ab. Die Feuerwehr konnte nur die benachbarten Gebäude retten. Vach Schluß -er ve-actiou eingegaugeu. M Berlin, 3. December. (Privattelegramm.) Beim Reichskanzler findet am 7. December der erste „Parla mentarische Ab^nd" in dieser Session statt. Einladungen sind außer an Abgeordnete auch an sämmtliche Minister und Staatssccretaire ergangen. Der Kaiser wird nicht theil- nehmen. «len» HVItt«rnne»v«rIel>» rou cksr keovart« ro Hamburg. Vom 2. veeowder 1892. tlorgeus 8 klar. Anton Stöck'ls Gemälde-Ausstellung. (Neumarkt 18, I.) „ltvcailence" — das ist das Schlagwort, mit welcheni der moderne Culturpsycholog unser Zeitalter uni> seine Gesellschaft aburtbeilt. „Moderne Babel" sieht er i» unseren Weltstädten: den inoralijcheu Fäulmßproceß der alternden Roma fühlt er in den Adern der alternden Europa fick wiederholen. Tie jüngst-europäische Roman- und Dramenliteratnr wetteifert mit der modernen bildenden Kunst, diesen Station»- diama. 0 «S 2 § SZZ Z L Z r s Lichtung unck Starke cke» VVüulss. 4Vett«r. S s s k- Zlullagkmore . 764 0 mitasig kalb deäeckt 2 <'dri«tiauauuck 755 4V84V atarlr Scdves — 1 Kvslcau 758 84V leicht beckeclct 0 keutakrivasscr 750 884V mlia-ig Sclivoo 0 Karlsruhe . . . 760 84V «teik Kegen -1- « Wiesbackea . . 760 4V «cknaeh beckeclit > 4 Lreslau .... 755 8 müssig beiieckt -t- 1 bftra . . . 785 XKO acbnmch heiter -f- b Verautwortlicher Reoactenr vr. Horm. Knchlliig in Lekpzkg. Kür den musikalischen Theil Professor Vr. Ls,ar Paul i» Leipzig.
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