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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.12.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921224015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892122401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892122401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-12
- Tag1892-12-24
- Monat1892-12
- Jahr1892
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Seiten der Königlichen Krei-daiiplinannschast ist genehmigt worden, daß an den ersten Feiertagen des WeihnachiS-, Oster- und Pfingstfestes nicht nur der Verkauf von Brod und weißer Backwaare, Milch, sowie Heizung», und Belcuchtungswaare, sondern auch der von sonstigen Efi- und Materialwaaren betrieben werde, und wird hiernach gestattet, das; a» diesen Tage» »vie an allen sonstige» Sonn» und Festtagen der Verlaus von Brod und weißer Backwaare, jedoch mit Ausschluß der Conditoreiwaare, früh bis 8 Uhr und von 11 Uhr Vor- mittags bis 6 Uhr Abends, Milch unbeschränkt, mit alleinigem Ausschluß der Zeit von 9 bis 11 Uhr Vormittags, . Heizungs- und Beleucht ungsmaterial früh bi» '/,9 Uhr und von 11 bis V,3 Uhr Nachmittags, Fleisch and Fletschwaaren und Fischen von '/,6 Uhr bis V,9 Uhr früh «nd von 11 bis 1 Uhr Nachmittags, Blumen, Blumengewinden und Topfpflanzen von 11 Uhr Vormittags bis 6 Uhr Nachmittags, Etz- und Materialwaaren, sowie Tabak und Cigarren, auch Conditoreiwaare» von 7 bis '/,9 Uhr früh und von 11 Uhr Vormittags bis '/»3 Uhr Nachmittag» auSaeübt werde. Leipzig, de, 2L. December 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgt. W. Lekllnulmachnng. Da» 47. Stück de» diesjährigen RrichSgcsrtzblatteS ist bei onS ein^egangen und wird bis zum 16. Januar künftigen Jahres auf dem Rathhanssaal» zur Einsichtnahme össentlich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 2060. Gesetz, betreffend die Einführung de» §. 75a des Kranken- versicherungsgejetzeS. Voin 14. December 1892. Nr. 2061. Verordnung über die Führung der Reichsflagge. Vom 8. November 1892. Nr. 206L. Verordnung wegen Ergänzung der Verordnungen vom 18. August 1876 and vom 22. Mal 1891, betreffend di« Lautionen der bei der Militatr- und der Marineverwaltuag «»gestellten Beamten. Vom 4. De cember 1892. Nr. 2083. Verordnung, betreffend die Einführung von ReichS- gesetzen in Helgoland. Vom 14. December 1892. Leipzig, den 20. December 1892. Der Rath der Stadt LeUizig. vr. Georgi. Krumbiegel. Nutz- und Brenntioh-Äuction. Mtttwach. den 28. December d. I. sollen von Bormittags 9 Uhr an auf dem Sahtjchtage in Abth. 22s de» ttanneMitzer Sorftresier» 9 Nmtr. Eick,eo-Ru stichelte, « Rull'er'n. ^ «"nnschrite, 1 - Ellern- 1 154 harte, stark» -lbranmhaufcn unter den im Termin öffentlich aushängenden Bedingungen «nd der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werben. Zusammenkunft: aus dem Kahlschlag« an der neuen Linie tm sogenannten Horste. Leipzig, am 1b. December 1892. Des RathS Forst-Deputation. NuhholMtlion. Montag, den 2. Januar 1898 sollen von Vormittags 9 Uhr an aus dem Mittelwaldschlagc in Ablheilung 1s des Burgaucr Forstrevier», zwischen den Böhlitz-Ehrenberger Wiesen und der Fluthrinne i>1Sl.Eichell-Rutzklüycv.45—128ewMittenstärkeu.2—11'/,mLäug«, Buchcn- - 28-50 - 3—8 - - 2 Ahorn- 26-44 - - - b - - SO - Eschen- - - 18—39 - - - 4-11 - - SO Rüstern- - - 20—66 - - - 4—9 - - 10 - Lindcn- - - 25—49 - » - 4-10 - - 9 - Matzholder - - 27—44 - - 2-8 - ?>> - Ellern- - - 15-33 - - - 6—11 - 4 - Apfelbaum - - 24-34 - - - 2-6 - - und 28 Tchirrbülzer unter den im Termine öffentlich ausbängenden Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an den Meistbietenden verknust werden. Zusammeukunst: aus dem obengenannten Schlage. Leipzig, am 21. December 1892. De» Rath» Korstdeputation. Nutz- und Ürennlich-Auclion. Donnerstag, de» 5. Januar 1892, sollen von Bormittags 9 Uhr an aus dem Mitteiwaidschlage in Abth. In des Burgaucr Forstreviers zwischen den Böhlitz-Ehrenberger Wiesen und der Flnthrinn« Eichen - Rustschette I. und II. Tlasse, Eichen und 34 Rmtr. 812 17 4 20 5 Buchen- Eschen- Rüsiern- Linden- Brennsche^e unter den im Termin öffentlich auShüngenden Bedingungen und »egen die übliche Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden Zusammenkunst: auf dem obengenannten Schlage. Leipzig, am 21. December 1892. De» Rath« Aorstdeputatton. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und GcWftsmkchr. Sonnabend den 2-1. Dccemdcr 1892. Holz-Äuclion. Montag, den 9. Januar 1892, sollen von BormittagS 9 Nlir an aus dem Mütclwaldschlage in Abth. 1a des Burgaucr Forstreviers, zwischen den Böhlitz-Ehrenberger Wiesen und der Fluthrinne, ca 266 starke Abra»»,Haufen und - 266 starke Langhansrn unter den im Termine öfienllich ausliäiigenden Bedingungen »nd gegen die übliche Anzahlung an den Meistbietenden verlaust werden. Zusammcnknnst: aus Lein obengenannten Schlage. Leipzig, am 21. December 1892. Des Raths Forstdeputatton. Oie Uniformirung des deutschen Heeres. i. Angesichts der geplanten Vermehrung unseres Heeres und der tiefen Besorgnisse, welche die mit diesen Plänen ver bundenen Mebrforderungen in allen Kreisen der Steuerzahler erwecken, dürfte es nicht unangebracht sein, sowohl aus ^par- amkcitS-, als auch aus ZweckmäßigleilSrücksichtcn auf einen Punct die Aufmerksamkeit zu lenken, dessen Erwägung zwar Sache der Mililairbebvrden und nickt des großen Publicums ist, der aber bisher an jener Stelle nicht mit demjenigen Nach druck erörtert worden zu sein scheint, den die Wichtigkeit des Gegenstandes verdient. Jeder Patriot sieht gewiß mit Stolz und Freude unsere braven Truppen in ihren glänzenden Unisormcn mit blitzenden Knöpfen, glitzernden Melallbeschlägen, Sckupxen- ketten, webenden Haarbüschen und blendend weißem Lederzeug an sich vorübermaschiren. Ein schöner Anblick, dessen Zauber Jung und Alt sich nicht erwehren kann. Ist doch der Eindruck, den „zweierlei Tuch" von jeher besonders auf das weibliche Geschlecht gemacht hat, sprichwörtlich geworden. Es ist ein berechtigter Anspruch höherer Eullur, wo immer eS möglich ist, der Schönheit neben der Zweckmäßigkeit weitgehende Neckte einzuränmen. Aber nicht zu rechtfertigen ist es, mit größten Opfern der Schönheit zu Gefallen offenbar zwecklose oder gar zweckwidrige Einrichtungen da fortbcsicbe» zu lassen, wo vernünftige Ucbcrlcgung die Einführung zweck mäßigerer Institutionen gebietet. Die Rücksicht aus das Ge- sammlwohl duldet cs nicht, daß aus Schonung hübscher a'ter, aber den Erfordernissen der Zeit hobnspreckenker Institutionen der gesunde Fortschritt gehemmt wird, eS ist die unerbittliche Ausgabe LeS Staates, daS alte Gute zu Gunsten des »eueren Besseren zu beseitigen und hierbei so viel wie möglich den Forderungen der Eullur gerecht zu werden, daS Nützliche mit dem Angenehmen, das Zweckmäßige mit dem Schönen zu verbinden. Die an der Hand dieser Betrachtungen bezüglich der heutigen Uniformirung unserer Truppen sich ergebende Frage würde demgemäß lauten: „Ist eS zweckmäßig, unsere Truppen noch heute nach Erfindung des rauckschwachcn PulverS, welches so große Umwälzungen in der Tatlit der Kriegsübrunfl bervorrurufen im Begriff ist, mit ihren auffallenden glänzenden Uniformen in daS Feld rücken zu lassen; ist eS ferner überhaupt zu rechtfertigen, die dem deutschen Bolke aus unserer geographischen l)agr und der gesammten politischen Eonstellalion in Europa erwachsenden und fort und fort sich steigernden militairischen und finanziellen Lasten unnötyigcr Weise noch zu vergrößern, ja sogar durch Beibehaltung alt hergebrachter, heule vollkommen verwerf licher Institutionen geflissentlich zu vermehren ?" Noch in dem letzten Kriege waren Schützenlinien und Batterien während der Schlacht in dichten Pulverdampf gehüllt, und dieser Umstand darf als Entschuldigung dafür gellen, daß man bisher noch nicht darauf bedacht war, die Uniformirung des Heeres so einzurichten, daß dem Feinde daS Erkennen der Truppenkörper sowohl wie des ein zelnen ManneS als Zielobjcct ans weite Distanzen möglichst erschwert werde. Dieser Entschuldigungsgrund fällt beute weg. Unsere Schußwaffen haben eine außer ordentliche Verbesserung erfahren, und wenn auch das Urtheil russischer Militairs dahin gelautet haben soll, daß die ZukunftSschlachlcn durch daS Bajonnett entschieden werden würden, so dürsten doch über diesen Punct die An sichten unserer höheren Ossiciere beträchtlich abweichen, wie schon der Umstand beweist, daß man sich auf einen relativ hohen Proccntsatz von Leichtverwundeten, also aus eine verheerende Wirkung der heutigen Gewehre im Massenkampf auf weite Distanzen gefaßt macht. Es wird also noch mehr als bisher darauf ankommc», jede Tcrrainsaltc, jedes natürliche Mittel zu benutzen, um dem Feinde möglichst lange unsichtbar bleiben und trotzdem ihn beschießen zu können. Scharfe, geübte Augen, Fernröbre, Distanzabschätzuug werden eine große Nolle spielen, und die Truppe, die eS zu großer Fertig keit in der Ausnutzung des Terrains bei gleichzeitiger Treffsicherheit gebracht bat, wird jeder andern, hierin weniger geübten Truppe überlegen sein. Es wird eben Alles auf die Manövrirfähigkeit der Truppe im Felde an- kommen, und alle dieselbe hierin unterstützenden Factoren werden von außerordentlicher Wichtigtest sein. Und zu letz teren dürfte eine unscheinbare, den natürlichen Farben einer Landschaft entsprechende Nuancirung der Uniforme» ohne blitzendes, flimmerndes Beiwerk in erster Linie gehören. Sehen wir beute unsere rotbcn Husaren, blauen Dragoner, Weißen Kürassiere, die Infanterie mit den blanken Knopf- reihcn, blitzenden Helmen und Waffen, den rothen Ausschlägen und dunkelblauen Waffenröckcn an, und vergegenwärtigen wir uuS die große Umwälzung, welche daS rauch,chwacke Pulver hinsichtlich der Taklik mit sich bringt, so erscheint cS un- begreislich, daß man diesen Punct an maßgebender Stelle noch nicht schärfer ins Auge gefaßt bat. Aus Ofsicierkreisen hört man allerdings den Einwand, man habe cS bei der eminenten Tragfähigkeit des neuen Gewehres mit so weilen Entfernungen zu thun, daß die mehr oder minder große Auffälligkeit der Uni formen keine Rolle mehr spiele. Ein derartiger Einwand kann jedoch nur nach sehr oberflächlicher Erwägung der in Betracht kommenden Thatsachen erhoben werden, denn der den starben der Natur nickt entsprechend unifcrmirtc Truppenkorxer ist, wie sich Jever in Manövcrzcitcn leicht überzeugen kann, wenn auch der einzelne Mann nicht vom Ganzen unterschieden wird, ebenso ans weite Distanzen erkennbar, wie in einer Winterlandschast ein Wald als solcher erkennbar bleibt, dessen einzelne Bäume man wegen der weilen Entfernung nicht inehr zu nnlerscheidcn ver mag. Jedenfalls wird man dock nicht blindlings ans die Nachricht vom Anrückcn des Feindes nach einer bestimmten Richtung hin Feuer geben, wenn man nickt mit Sickerbeit das Vorhankcnscin desselben durch direcle Wahrnehmung, wenn a»ä, in noch so nndcullichen Bildern, zu cvnstatircn vermag. Schließlich dcschränlt sick der Gang eines Gefechtes dock nicht ans andauerndes gegenseitiges Beschießen der Truppenmassen, ohne daß wenigstens eine der beiden Parteien zur Offensive verginge, also zum Avaneiren sich anschickte. Jeder, dem der Anblick manövrirender Truppen kein fremder ist, wird wabrzenoinmeil baden, daß zuerst das Anfblitzen irgend eines Metallgegcnstanres uns die in Weiler Entfernung an- rückenden Truppcmnasien als solche erkennen läßt, daß daraus die dunkeln und bellen Uniformen fick von dem anders gefärbten Hintergründe abhcben, bis schließ lich nach und nach die ausfallenderen Unisormstückc dem Auge erkennbar werden und ein immer sichereres Anfskornnebmen des einzelnen ManneS gestatten. Letzteres aber, sowie das srübzciligc Erkennen von Truppenmassen mil allen Mitteln, namentlich durch eine entsprechende Uniformirung, nach Möglichkeit zn verhindern, sollte Aufgabe der maßgebenden Militairbehörde sein. Um diese Ausgabe zu lösen, giebt unS die Nalur selber die besten Fingerzeige an die Hand. Jede in der Frecheil lebende und in stirer Eristenz durch Feinde besonders gefährdete Thicrarl bat sich den ihrem Aufenthaltsort entsprechenden Farben in ihrer äußeren Erscheinung anzupassen gewußt. Diese Accomotalionssäbigkeit ist sogar so weit gegangen, daß oft dieselbe Tbierart je nach der Gegend, in welcher sie lebt, eine andere Farbe stirer Kleidung gcwäblt hat. Der Jäger, welcher hinreichend Gelegenheit hat, die Natur zu studire», hat nicht umsonst seine Beobachtungen gemacht; er kleidet sich in Grün oder Graubraun, wenn eS gilt, auf Anstand oder der Pürschc drin scheuen Wilde verborgen zu bleiben. Dieses aber wechselt die Farbe je nach der Jahreszeit, den wechselnden Farbentöncn der Nalur bis zu einem gewisse» Grate sich anpasscnd. Kein Wilderer wird mil blank ge putzten Gewelirläusen und ausfällig gefärbten Kleidungsstücken sich der Gefahr auSsetzeu, aus weile Entfernungen hin dem Fvrstbüter kenntlich zu werden. Nur der Soldat, welcher sür den Krieg allein da ist, dessen ganzes Sinnen und Trachten, besten ganze Arbeit in einer fortwährenden Vorbereitung sür den Krieg beruht oder doch beruhen sollte, dessen Haupllhäligkeit im Falle eines Krieges sich in der sreien Nalur abspielt; er, dessen Hauptkilnsl darin bestehen soll, den Feind auf- zusinden, zu überliste», ihm unter eigner Deckung den größt möglichen Schaden zuzufügcn; er, der cs verstehen muß, wie ein Raubthier zu schleichen und wie ein scheues Wild sichernd den übermächligen Feind zu erspähen: er allein hat bisher nicht die Fingerzeige der Natur zu benutzen verstanden» er glänzt nickst nur auf Paraden mil blitzendem Helme und bunten Farben, trotz der Gefahr, welche dieser Tand im Felde und Ernstfall ihm notbgedrnngen bringen muß. Allerdings werden Knöpfe, Helmbeschlag rc. im Kriege mit Substanzen überzogen, die ilmen allen Glanz benchme»; aber abgesehen davon, daß jeder Regen diesen llebcrzug abwäsclst, unk abgesehen davon, daß eine Uniform mit derartig beschmierte» Meialllbcsten keineswegs einen sauberen und schönen Anblick gewahrt, sowie davon, daß man wolst Metall und allenfalls Leter- zeug, nickst aber rolhe und weiße Uniformen und rolhe Kragen, weiße und gelbe Litzen mit schwarzer Schmiere überziehen kann, dränflt sich doch die Frage auf, warum denn dem Soldaten, der un Frieden nur sür den Krieg cpistirt, erst blanke Waffen, blanke Knöpfe und blanke Helme gegeben werben, wenn er im Ernstfälle dieselben nothgedrungen in ganz primitiver Weise ihres Glanzes berauben soll. Man hat große Summen bcrausgerechnet, welche der Staat ersparen würde, wenn jeder Mann des Heeres nur einen Knopf an seiner Uniform weniger erhielte. Wenn wir unsere gcsammle Kriegsmacht gegenwärtig aus rund 4 Millionen veranschlagen und an der Unlsvrinirung jedes Manes nur 25^s ersparen, so würde die Ersvarniß bereits die Summe von einer Million Mark betragen. Derartige Berechnungen sind so lciclst anznsteUen, daß cS keines Beweises weiter zu bedürfen scheint, um darzuthun, daß mit denselben Mitteln, welche durch einjachc, zweckmätzige Uniformirung unseres Heeres ohne unnöthigc» und verderblichen Aufputz gespart werden würden, ein beträcht licher Fonds zu nützlicheren Ausgabe» in militairischem Interesse geschaffen werden könnle. Würden beispielsweise die aus diese Weise ersparten Summen zur Verbesserung deS Pscrdcmatcrials in der Armee verwendet, so würbe der Staat dadurch einen unvergleichlich größeren Nutzen erziele». Jedem höheren Truppensührer dürfte im Ernstfälle ein Eavallerie-Rcgimcnt mit de» nnscheindarsten Uniformen und bestem Pfcrdcmalerial unendlich viel erwünschter sein, als ein noch so phantastisch ausgeputzleS Regiment mit nicht genügend ernährten und von Hause aus wenig teistungs- jähigen Pferden. lim auS den vielen unnötbigen Unisormstücken beispiels weise nur eins bcrauszugrcifen, mögen hier die Säbeltaschen der Husaren Erwähnung finden. Stellte man den Preis einer solchen Sädcltasche fest, berechnete die Summe, die sich für alle Säbeltaschcn unserer Hiisarenregimenlcr ergiebt, und vergegenwärtigte sich einerseits den sebr zweifelhaften Nutzen dieser Taschen und andererseilS reu Vvrtheil, den die Regimenter davon haben würden, wenn man sür die gedachten Gelder den Pferden an beson ders anstrengenden Manövcrtagcn eine Zulage an Hafer verabfolgte, so dürfte das Facit einer derartigen Berechnung deutlich genug für die Nichtigkeit vorstehender Behauptung sprechen. Zu allem Ueberfluß ist aber so manches Unnöthigc auch nicht einmal schön. Der Geschmack ist allerdings sebr verschieden, doch dürfte unter Allen, die nur einigen Anspruch auf ein maßgebendes GcschmackSurtheil habe», rolle Ucbercinstimmung darüber herrschen, daß die Uniformirung des gemeinen preußischen Gardehusaren ebensowenig eine schöne ist.wiez.B diede» sächsischen Ulanen, die durch ihre fast tropische Farbenpracht der Truppe einen besonderen Abend-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgeo-AuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtag» früh '/,9 Uhr. Bet den Filialen und Aniiahmestellea j« «kt« halbe Stunde früher. Inserate siod stets an di« Erhthitksa zu richten. Druck und Verlag von E. Pol» ta Leipzig. 8«. Jahrgang Namen verschafft bat. Auö welchem Grunde aber will man fest hallen an einer Sache, die weder als schön, noch als zweck mäßig zu bezeichnen ist'? Etwa aus Pietät für die einftmaligen Träger einer solchen Uniform, welche sich in derselben auszeichnelen und dem Vaterlande her vorragende Dienste leisteten? Wenn Vieser Gedanke auch etwas für sich hat, so dürste doch gerade bei dem Soldaten, der der Zukunft gehört und der vor allen Dingen milden Fortschritten der Zeit, vielleicht mehr als jeder andere Stand, rechnen hat, die Beobachtung der Pietät nur so weit zulässig sein, wie dieselbe sich mit den Forderungen der Präzis in der Gegenwart und sür die Zukunft verträgt. Oder will man erst im Ernstfälle erproben, wie am Zweckmäßigsten die Wirkungen des ranchschwachen Pulvers durch die Umgestaltung der Uniformen abzuschwächcn sind? Will man zu einer Umänderung erst schreiten, nachdem die unpraktischen Unisormcn so und so viel Hunderten, vielleicht Tausenden braver Soldaten daS Leben gekostet haben? Deutsches Reich. ss. Berlin, 23. Deeember. In bcr „Krcnzzeitung" ent schuldigt ein Eonscrvaliver a»S dem ReicbölagSwablkreise Stubm-Maricnwerber, Namens von Götzen, die Be günstigung des polnische» Wahlsieges mit dem Hinweis darauf, „daß die Auszeichnungen deS Herrn v. Koscielski, die Ernennung dcs Herr» v StablcwSki z»m Erzbischof von Posen und die des Herrn Grafen v. Surakowski znm königl. Kammcrbcrrn nick! erfolgt wären, wenn cS sick (bei den PKcn) um staatsfeindliche Elemente bandeln würde." Von der „Krcuzzcitung" selbst vorgcbrackt, wäre diese Ver- tbeidigung Flunkerei »nd Heuchelei. Tenn sie und ihre näheren Freunde habe» sich sehr rsl nicht gescheut. Richtungen als staalS- und sonst gemeingefährlich zu tenunciren, deren hervorragenden Vertretern vom Herrscher Aemter und Gnadcn- bewcisc zu Tkeil geworden waren. Man denke nur an die maßlosen Angriffe ans den vom Kaiser und König an die erste Hochschule des Landes berufenen Professor Harnack und unigelehrt an die Glvrisicirung der von dem ersten Beamten dcs Kaisers — nach allgemeiner Annahme in dessen Auftrag — getadelten antisemitischen Agitatoren. Aber die „Krcnzzcittinz" kommt bei der als „Eingesandt" «('gedruckten Erklärung des wcstprcußischen Eonservaliven nicht in Betracht, und diesem darf man Glauben schenken, wenn er versichert, daß er das Polentbum nach der erfolgten staatlichen Stempelung als vollwichtig patriotisch anstehl. Man erkennt daraus abermals, welche Verwirrung die Polenpolitik der Regierung angerichtet bat. Eon- servalive leisten der Wahl eines Polen gegen einen Frei- conscrvativcn Vorschub und glauben eS unter Berufung auf die Regierung und das Hosmarschallaml des deutschen Kaisers und Königs von Preußen mit gutem Gewissen thun zu könne»! Und wo sich das deutsche Gewissen dennoch regt, so läßt cs sich durch das von oben gegebene Beispiel wenigstens beschwichtigen. Haben doch Regicrnngsscdern die Polen sogar als die am reichlichsten mil dem Instinkt für die deutschen vaterländischen Interessen auSgcstatteten Bewohner des deutschen Reiches gerühmt! Wir vergessen nicht, daß die „über dem Deulschtbum stehenden wirthschaftlicben Interessen" dei der Wahl in Stuhm Maricnwerdcr eine Rolle gespielt haben, und die Nation wird dies der eonservaliven Partei neck lange gedenken, aber vergessen darf auch nicht werden, daß an der nationalen Verirrung, wie sic bei dieser Wahl hcrvorgctrelen ist, die Regierung ihr gerüttelt Maß von Scnuld trägt. * Berlin, 23. December. Die Bestrebungen, welche darauf auSgcbcn, den Papst, soweit eS möglich, in Gegensatz zum Dreibund zu bringen »nd seine Autorität der franco- r ussijchcn Liga ticnslbar zu machen, werden offenbar noch fortgesetzt. Die russischen Blätter schlagen, wenn sie von Leo Xlll. reden, einen eigcnthümlich weichen, sympathischen Ton an, der, wie der „Hamb. Evrr." meint, sehr an die Sprache erinnert, welche in der bekannten Fabel der Fuchs zum Raben redet. Sobald die Nachricht verlautet, Leo habe wieder einen Ohnmachtsanfall gehabt, läßt man sich genaue Mitlhcilungen über seinen Zustand kommen und versäumt dann nickt die Gelegenheit, des Heiligen Vaters glänzende persönliche Eigenschaften ins reckte Licht zu stellen. Eine eigenartige Rolle, die dem Papste zugcniutbel wird, gleichsam den Kitt zwischen der glaubenslose» Rernblik und dem schiSmati- schcn russischen Reich zu bilden. Und was kann ihm dafür geboten werden? Nichts. Denn an eine Wiederherstellung der weltlichen Macht ist doch nicht zu denke» und Leo XIII. ist gewiß zu klug, um sich durch solche Aussichten gewinnen zu lassen; sic sind gar zu problematisch. Es gewinnt daher auch den Anschein, als zögen sich die Verhandlungen hin, ohne zu einem Ergcbniß zu führe». Inzwischen wird natür lich alles ausgenutzt, was dazu beitragen könnte, den Papst gegen den Dreibund oder die Tbeilnehmer desselben einzu- nchmen. Zu diesem Zwecke bemächtigt sich auch der „Grash- danin" der in Ungarn sich absptelenden Dinge und hofft, sie würden zu einem Bruch des VaticanS mit Oester reich führen. Das Blatt des Fürsten Metscherskh schreibt: Kaiser Franz Joseph sei zwar ein treuer Sohn seiner Kirche, doch habe er ein BünLniß mit Italien geschlossen und wenn auch der Inhalt desselben geheim gehalten werde, jo unterticge es keinem Zweifel, dafi es dem Königreich den Besitz Roms garantire. Ter diplomatisch gut bediente Vatikan könne darüber kaum im Unklaren sein und daher sei eS nicht zu verwundern, daß seine Beziehungen zu Oesterreich-Ungarn gewannt seien, zumal die Ungarn die Einführung gesetzlicher Bestimmungen beabsichtigten, weiche den Interessen der katholischen Kirche durchaus nicht ent sprächen. Es sei nicht recht zu begreifen, was sich die österreichischen Staatsmänner dabei gedacht hätten, als sie die guten Beziehungen zum Heilige» Stuhl gegen «inen Vertrag mit Italien einlauschtrn. Was habe diese- Oesterreich bieten können? Höchstens das Ber- sprechen, dafi eS im Falle eines Krieges mit Rußland nicht auf eine Eroberung der mit Italienern aiigesiedeltkii Besitzungen der HabSburgischen Monarchie au-geden wolle. Doch dieses Versprechen habe wenig Werth, weit es zu jenem Kriege, den Oesterreich und Deutschland dainal« wünschten <?), nicht gekommen sei und weil ferner in solchem Falle in Italien eine derartige Volksbewegung zu Tage trete, dafi die Regierung trotz aller Bundesverträae nicht tm Stande wäre, gegen den Strom zu schwimmen und ihr Versprechen zu halten. i Hiernach müßte also Oesterreich, wenn eS seine Inter,flea
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