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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940131019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894013101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894013101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-31
- Monat1894-01
- Jahr1894
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TrS RattzS Forftdrputation. LtKllNNllNlllllUNg. Die bei dem unterzeichnclen Königlichen Amtsgerichte in Pflicht stehenden Herren Vormünder werden hiermit vcraiilaßt, die wegen ihrer Pflegebefohlenen zu erstattenden Ersteh,mgsberichle bis zum 8 t. Januar »894 anher einzurrichcn, Formulare zu diesen Berichten sind von den Herren Dor- mündrru, welche ansrrrdalb der Stadt Leipzig wohnrn. von dem Herrn Lrtsrrchler ihres Wohnorts, von den übrigen Herren Vormündern aber, wie früher, in dem AiiitsgcttchtsgcbauVe» Zimmer Nr. 79, 89», 82, >19 und 117 zu erhallen. Bet der Ausfüllung der Erstehungsberichte ist neben vollständiger Beantwortung der vorgedruckten Fragen noch weiter und zwar: ». bei ehelich geborenen Pslegebejohlenen der volle Name, Stand, letzter Wohnort und das Todesjahr des verslorbcneu Vaters anzugeben, d. bei unehelich Geborenen sind die Worte beizusügen „unehelich geboren". Wegen geisteskranker Personen, die nicht in einer Irren- oder Bersorgungsanslalt untergebracht sind, ist ebenfalls Bericht und zwar über ihre persönlichen Verhältnisse z» erstatten. Die hirrsür bc- stimmten besonderen Berichtssormutar« werden im AmtsgcrichtS- zimmer Nr. II? ausgegebrn. Auch wollen die Herren Vormünder etwa etntretende Wohnungs- Veränderungen bier ^ir Anzeige bringen. Leipzig, am 29. December 1898. TaS Söntgliche Amtsgericht. Abth. V, Sect. 1. Kunze. Der Änbruch der Weiten Neginungsepoche Kaiser Withelm's II. * AuS Berlin wird nns von bestunterrichteter Seite geschrieben: Gegenüber den Versuchen der demokratisch-freisinnigen Presse, dem Ercigniß vom 26. Januar einen lediglich per sönlichen Charakter auszuprägcn, darf bervorgeboben werden, daß man in diesigen politische» Kreisen der Entschließung deS Kaisers eine weit größere Bedeutung beimißt. Unbestreitbar entspricht die Fest stellung, daß der Monarch dem Drange seines Herzens gefolgt sei, der Wahrheit; biermil kann indeß die Würdigung der kaiserlichen Absichten keinrswcgS als erschöpf! angesehen werden. Nicht einen isolirlen Act hochherziger GcmlltbSrcgung, sondern die entschlossene Bclhätigung der politischen Erkenntniß, daß alle in deutschen Landen lebendigen guten Kräfte im Dienste des Vaterlandes vereinigt werden müssen, wird die Nation dem Kaiser zu danken baben. Es stimmt deshalb vollkommen mit den Thatsachen überein, wenn ein sächsisches Blatt*) von dem Anbruch der zweiten Regieruiigöcpoche Wilbelm's II. spricht. Auch unter Denjenigen, welche dem Hose besonders nahestchen, glaubt man die kaiserliche Initiative dem Altreichskanzler gegenüber als die Einleitung einer Acrion betrachten zu müssen, deren leitender Gedanke die Samm- luiig aller positiven Elemente ist. Hierfür darf in der Bcrleibung eines hohen Ordens an den Fürsten zu Fürstenbcrg eine weitere Bestätigung gesunden werden. Dieser einflußreichste süddeutsche Magnat ist vielfach — ob mit oder ohne Grund, bleibe dahingestellt — als führendes Mitglied einer Gruppe der hoben Aristokratie angeseben worden, deren Haltung man — zweifellos mit Uebertreibnng — eine srondircndc genannt, die aber allerdings einen Wandel der Dinge, wie er sich jetzt dem Fürsten Bismarck gegenüber ersichtlich vollzogen, von jeher herbeig«vünscht hat. *) Gemeint ist zweifellos das „Leipz. Tagebl." D. Red. 148 181 78 23 L0 9 Hlch-^uclion anf Zwrnkaner StaatSlorstrevier. Montag, vcn >2. Februar dieses Jahres, von Vormittags 10 Uvr an fallen aus dem Khrenbrrger Walde im Kanitzsch der Abtheilung 62 Mtfbereftcle Nutz- und Brennhölzer, als: 70 Stück Stangentlötzer von 8 bis 12 em Oberst., LH bis 4 w Länge von Eiche, Esche, Rüster, Erle. Klötzer v. 13—15 cm Ober- bez. Mittenst. 2—6 m L., » » 16—L2 » » » « L—g ,5 - » - - 23 —29 -- - » §,5—9 - - « - 80—36 - - - - 8—8 - - - - 37—43 - - » - 2,5—7 - - von Eiche, Esche. Buche, Rüster, Ahorn, Erle, Linde, Apfelbaum und Pappel, Klötzer v. 44—55 cm Ober- bez. Mittenst. 2—6 m L-, von Eiche, Buche, Rüster, » » 51—M om Ober- bez. Mittenst. 3—7,5- - von Eiche, Rüster, Weide, 6 - » - 61—70 cm Ober. bez. Mittenst. 2,5—8 9 » » - 71—80 » » » » 9 - - - 8t—90 - - - » 3 - . - 91—100- Oberst.. 4—5 m 1 » » » 97 « Mittenst., 6 - 4 - . -101-110- Oberst., 2-4,5- 3 - - -101-110- Mittenst ,6—10 - 550 - haselne Reisstangca, sogen. Klopsstöckc, 1000 - rüsterne « - - Reisslöcke, 11 Rm. eichene Nutzscheite; Dienstag. den 13. Februar dieses Jahres, von Vormittags 10 Uhr an 161 Rm. Brennscheite von Eiche, Buche, Rüster, Ahorn, Erle. Aspe, Pappet, Weide, 53 - Brennknüppel von Eiche, Elche, Buche, Rüster, Aspe, Weide, 114 - Jacken von Eiche, Rüster, 153 - harte Beste, Ibl - eichene Stöcke, meistbietend gegen sosortigr Bezahlung und unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Zulommenkunfl im Schlage der Abwertung 62. Zahlstelle: Gosibos zu Gundors. Auskunft »riheilt Herr Forstasseslor Harter in Döblitz-Ebrenberg. LSniglichc Foritrrvicrvervaltung Zwenkau und »üiitgliches Forftrentamt Wurzen, am 23. Januar 1894. Heidrich. Geißler. 3—6 - » 2-7,5- - L., von Eiche, - von Rüster, - von Eiche, Linde, Schutzmann-Stelle. Infolge freiwilligen Abganges deS derzeitigen Inhaber) soll beim vaterzeichnetcn Stadirothe di, mit 825 Jadresgrhalt einjchii.ßlich 45 >1 Bekteidungsgeld »nd freier Wohnung rm Rathhanle verleben«, mit dem Hausmannsposten im Ralhhauje verbundene Schutzmann- Stelle sofort wieder besetzt werden. Bewerber, unter Venen gediente Unterosficiere den Vorzug er- halte», haben ihre selbstgeschriebenen Gesuche mit Zeugnissen bi« zum 19. Frdruar 1894 hier »inzureichen. Mit der Stell« ist Pensionsberechtigung verbunden. GroUzsch, am 80 Januar 1X94 bttmellrmtl». WItk», Bürgermeister. Schröter. II. Realschule (kohlgartenftrake 40 L). Dt, NusuabmeprüfnnG findet am Mittwoch, den 7. Februar, dvu Vormittags 8 Udr statt. (Papier und Feder »nd mitzubriiiqen.) Nochmeidungrn nimmt der Unterzeichnete Vormittags von 10—II Wch Nachmittag« von 3—5 Udr in seinem Dituslzioimer entgegen. Satpzt».««ud»i». dea 29. Januar 1894. H. Ad. v. Braus«. Die italienische Flotte im Dreibunde. e> Die dem Dreibünde mißgünstige Presse des Auslandes, voran natürlich die unserer westlichen und östlichen Nachbarn, aber auch deulsche Blätter, in erster Linie die dem Vatikan gefotgpslichtigcn, werten nickst müde, ans die derangirten finanziellen Verhältnisse unseres italienischen Bcrbündelen mit Fingern hinzuweiseu und a»S denselben die Folgerung abznlciten, Italien sei außer Stande, mit den inilitairisck'en Rüstungen der übrigen Dreibnndmäckste gleichen Schritt zu kalten, und bilde daher im Falle eines Krieges für dieselben eher ein Hcmniniß als ein Fördcrniß. Die Prämisse, daß die Finanzen Italiens sich in sehr desolatem Zustande be finden, ist leider richtig, die Folgerungen daraus aber sind durchaus falsch. Für die kostspielige Landarmee noch weiteren Aufwand zu machen, wird allerdings für unseren südlichen Bundesgenossen vorläufig wokl außer dem Bereich der Möglichkeit liegen, aber daran bängt daö Heil der Tripelallianz zum Glücke nicht; ein weil größeres Interesse wendet sich der italienischen Marine ;n, die gegebenenfalls eine scbr bedeutende Rolle in einem Zukunsiskriege zu spielen vermöchte, und diese zu einem imponirenben Factor in der Summe der verbündeten Streitkrästc zu gestalten, würde Italien nicht schwer fallen. Um eine Vergrößerung der Flotte könnte man sogar, wenn cS sein müßte, eine Ver minderung der Landarmee »»bedenklich dreingebcn. Diese» Gedanken sükrt in der den Interessen dcr mitteleuropäischen Friedensiiiäcbte dienenden „Westöstli len Rundschau"*) rin sehr instruktiver Aufsatz „Die italienische Flotte im Drei bünde" von Jack la Bolina (Florenz) deS Näheren aus. Dcr Verfasser setzt zunächst auseinander, we-balb der Italiener, der zwar tapfer, aber nickt kriegerisch sei, sich zum Laudkampfc weniger eigne, und fährt dann fort: „Dieselben Mängel aber, welche den Wertk des italienischen Soldaten berabmindern, werden zu Vorzügen, sobald ihn die Aus hebung zum Sckisfsdienste bestimmt. Hier erweisen sich seine schnelle Fassungskraft, sein schwungvolles Temperament, seine Geschicklichkeit in Häudcarbeil als schätzbare Eigen schaften. Der italienische Matrose ist weit bester als sein Rus. Er rccrutirt sich a»S dem überaus gesunden Küsten- volkr und repräsentier einen prächtigen Menschenschlag. Er ist hager, musculöS, obne den schweren Ballast deS FclteS. Man braucht nur im Sommer dem Bade einer italienischen Schiffsmannschaft anzuwobnen, »in von der mäuulichen Schönheit deS VvlksstammcS überrascht zu sei». Im Ganzen genommen wird Deutschland an seinem italienischen M a r > n e - A l li irtcn einen besseren Soldaten haben, als an seinem Armee- All iirten." Im Fall eines Krieges deS Dreibundes mit dcr sraiiko russische» Liga nun siele nach vulgärer Anschauung Italien die Ausgabe zu, einen beträchtlichen Tbcii der fran zösischen Armee von dcr Rbeinlinir abzulenken, indem es die DaupbinS und die Provence mit einer Invasion von den Alpen berab bedrohte. Allein waS die Dauphin» betrifft, so ist vom Rhoncioal dis zum Potbal rin italienischer Einfall auS topographischen Gründen schlechterdings unmöglich , möglich wäre nur der Flankenangriff nach der Prorencc, aber auch nur kann, wenn oicSeen, achl in Verwendung käme, welche, indem sie Toulon und Marseille bedrohte, nicht nur dem ver schanzten Lager von Nizza, sondern auch dem ganzen Glacis *) „Wkslöstliche Rundschau", volitisch - literarisch, Halb monatsschrift zur Pflege der Interessen des Dreibundes, unier ver antwortlicher Redactton voa Or. Earl Siegen in Leipzig. Verlag von L. Reisaer, Heft L. deS RbonetbaleS in den Rücken siele. DaS wäre also die wabrhast nützliche Aktion, die Italien zum Besten deS Drei bundes in dem hoffentlich fernlicgenden Falle eines Krieges zu leisten berufen wäre. „Dock ist dies", säbrt der Verfasser weiter fort, „noch nicht Alles. Während deS deutsch-französischen FeldzugeSvon 1870 bis l87l kegle Frankreich nicht die geringsten Besorgnisse Algiers wegen. Im Gegcntheil, eS konnte seine von Algier derangezogcnen Truppen nach Sedan werfen. Eine Wiederholung solcher Tbatiachen wird unmöglich, wenn die italienische Flotte als ein mächtiger Feind bereit steht. Algier ist beute ein reicheres Hinterland als im Jahre 1870. Damals, da Frankreich dcr Snmpalhie Italiens sich sicher fühlte, war dieses letztere der Markt, wo Viel', Futter und Getreide aufgekauft wurden, um die Lücken zu stillen, die der Krieg im Lande selbst und das Mißgeschick deS FrldzugcS verursacht hatten. Nun ist diese Rolle Italiens an Spanien und Algier übergegangcn, und zwar mehr ans das letztere als anf daS crstcre, wegen deS größeren landwirtktchastlick'cn Neichthunies dcr afrikanischen Provinz Frankreichs. Die Blokabe dcr algerischen und tunesischen Küste — die? wäre der große Dienst, den Italien seinen Verbündeten leisten könnte, ein viel größerer, als der eines EinsalleS zu Laude in die Provence, welches Unternehme» in jedem Falle ein sehr gewagtes wäre. Die Blokade deS französischen Afrika und die Hemmung deS Verkehres zwischen diesem und der Provence können nun aber nickst ander- mit Erfolg ansgesührt werden, als mittelst einer italienischen Flotte, die jedoch derjenigen, die König Humbert gegenwärtig besitzt, sehr überlegen sein müßte. Und da die Leistungsfähigkeit einer Nation bis zu einer bestimmten Grenze geht, welche, wenn überschritten, Kraft in Schwäche verwandelt, so ist eS notbwenkig, daß daS Verl'ältniß zwischen Flotte und Heer in der italienischen Wehrkraft eine Aenderung erfahre." Wie stehen nun, fragt dcr Verfasser, die italienischen Finanzen und worauf weist diese Finanzlage hin? Und er antwortet: „Äm Jahre >882, im Augcnbt ck des Beitrittes Italiens zum Dreibünde, erreichte die Staatsschuld die Summe von 8 318 724O00 und daS allgemeine Militairbudget die von .293 306 449 Lire. Im Jahre 1893 war die «Staatsschuld zur Höbe von 12 838 090 090 und das Militairbudget bis zu 347 619 000 Lire gestiegen, während eS im Jabre t887, im Augenblicke der höchsten Kriegsgefahr, sich bis 445 439 000 Lire hob. ES ist aber gew>ß, daß die Hunahnic dcr Staatsschuld um 4 519 287 000 Lire, wofür jährlich 226 Millionen Zinsen gezahlt werben (welche Zunahme sich aus zehn Jabre vertdeilt), nicht aus schließlich den Ausgaben sür Mililairzwecke znzuschreiben ist. Das Eisenbahnnetz, welches nicht nach den Bedürfnissen beö Verkehrs tracirt und anSgeführt wurde, sondern um einslnß- reicken Tepulirten gefällig zu sein, oder auS Rücksicht auf kleinliche Eonderwünsche der Provinzen, ferner die Manie, ein neues, Berlin und Paris ebenbürtiges Rom zu bauen, obne im Besitz deS Vermögens dieser Städte zu sein, — sind mit die Ursachen dcr enormen Zunahme der Schuld, welche die ernstesten Besorgnisse wackrust. Ter Dreibund hat zwar zur Erschütterung der italienischen Finanzen bcigctragen, er war aber keineswegs die ausschließliche Ursache davon. UeberdieS bätte Italien, auch wen» cS der mitteleuropäischen Liga serngeblieben wäre, seine Militairmacht nach den Be dürfnissen der Gegenwart rcorganistren muffen, wie alle anderen euroväischcn Staate» auch, selbst wenn sie zur voll ständigsten Neutralität entschlossen sind. Tie Frage muß daher von nachfolgendem Gesichtspunkte auS studirt werden: Liegt es im Interesse Deutschlands und Oester- reich-UngarnS, einen dem Wesen nach starken ANiirten zu yabeu, oder einen von bloS schein barer Kraft? . . . . Die gegenwärtigen Streitkräfte Italiens belieben auS 12 ArmeecorpS, welche in weniger als 14 Tagen mobilifirl werde» können, und auö einer Flotte, die den Rang der drittgrößten Europas cmnimmt und durch telegraphischen Signaldiensl in Action gesetzt wird. Während jedoch die militairische Tüchtigkeit der Flotte keinem Zweifel unterliegt, ist jene der 12 ArnieceorpS weit von solcher Tüchtigkeit eutscrnt. Nun ist bekannt, daß ein gut organisirteö und gerüstetes Armeekorps in FricdcnSzeit 30 Millionen Lire kostet. Daher müßte das jährliche Budget in seiner normalen Höhe auf 360 Millionen steigen. ES ist aber aus 270 Millionen fest gesetzt worden, eine für die LcisiungSsähigkcit dcr Nation noch immer crtrcmc Ziffer, wenn man in Betracht zieht, daß das Land in Folge deS stockenden Handels, dcr Zahlung der Zinsen seiner enormen Schuld und der Festlegung von acht Milliarden in Hypolhckar-Antehcn, die das mobile Privat- vermögen jeder Elaslicität berauben, sehr verarmt ist" Nun ist aber nach den Ausführungen Bolina'S Weiler klar, daß, wenn man mit 270 Millionen etwas in Stand batten soll, das 360 Millionen kostet, eie« nicht nur eine» ökonomische» Fehler, sondern in unserem Falle auch die Ouelle dcr mititairischen Schwäche darstellt. DieFormirung von nuracht ArmeecorpS, gleich sechzehn Felddivisioncn, vollständig ausgerüstet, würde odnc Weiteres die militairische mit der finanziellen LeistnngS säbigkeit in Einklang bringe» und die Ersparnisse, welche eine vernünftige und vorsichtige Finanzverwaltuna erzielen dürfte, tönntcn, zum Tbcil wenigstens, auf die Bermedruna ocr Flotte verwendet werden. Der einzige Nachlbeil bestünde i» einer langsameren Mobilisirnng der Armee. Die zwölf ArmeecorpS bedingen zudem einen Bestand an Pferden, der die Mittel Italien» übersteigt, da wir nach den günstigsten Rechnungen nur 700 000 Pferde besitzen. „DaS Studium miliiairischer Fragen" so führt dcr Verfasser seine Erörterungen weiter, „bat kein andere» Recht, >>lS da» der Voraussetzung von Kriegen, die man be dauern würde, die man aber doch als möglich annebmen muß Wir muffen also stndiren, wie sich dcr Krieg zwischen dem Dreibünde und dem Zweibiinve entwickeln wurde. Die Franzosen werden im Falle eine» Feldzuges den paralysiren- den Angriff der Italiener in den Alpen aushalten nnd einen inöglick'st großen Tbeil ihrer mächtigen Flotte (die vor Toulon veriaminelt ist) aussenken wolle», um an der italienischen Küfte so viel a>« ibunlick, Schaden anzurickiten. Erklärlicher Weise werken sie sich dortbin wenden, wo sie den geringsten Widerstand erwarten, nämlich nach dem südlichen Tbeile der Halbinsel, wo die Bevölkerung aus einer tieferen Ent- wickeluugSstufe steht und sie hoffen können, Tumulte hervor- znrusen, nötbigensalls durch Erregung latenter regionaler Gefühle. Nedftbei weide» sie durch eine wohlbercchnctc und planmäßige Zerstörung der Bahnen, welche längs der Küste lausen, die Mobilisirungsarbeit zu unterbrechen und eine nnvermeitlichc Verlangsamung derielben hervorzurusen suchen. Jeder materielle Schaden aber, den Italien dort erleidet, übt seinen militairische» Rückschlag nicht nur aus Italien selbst, sondern auck aus den Dreibund ans. Dieser bat aber nickt nur aus dem Schlachtfclde, sondern auch in den extremen politischen Parteien Deutschlands, Oestcrreich- UnzarnS und Italiens seine Feinte. Nun soll nach dcr Meinung des Feldmarsckallö Moltkc die Küstenver- lbeidigung den maritimen Slreilkrästcn anvertraut werden. Denn selbst eine mächtige Armeeabibeilung kann eine Flotte nicht hindern. Ärand und Zerstörung nach den Küstenortca zu tragen, da die Beweglichkeit der Schiffe die der Lanttruppen übertrifft und da das Dunkel der Nachk den Scknsfen Gelegenheit bietet, schnelle Ortsverändcrungen auSzufübrcn. Es ist dabei einleuchtend, daß die deutsche Flotte zur Bertbcidigung der sehr ausgedehnten italienischen Küste nicht LaS Geringste beitragen kann. Ob dieselbe nun in der Ostsee verbleibt, um die Russen zu bekämpfen, oder einen Tbcil ihrer Fahrzeuge ablrennt, um iin Eanal la Manche französischen Schiffen ausznlauern: i»S Millctmcer toinmt sie gewig nicht! Oesterreich-Ungarn wird bis zu einem gewisse» Grade dazu beitragen, daS Adriaiischc Liltorale zu vcrtbcidigen, indem eS Venedig, Triest und Ancona zugleich deckt. Mehr kann cS nicht lhnn, da eS mit seine» eigenen Angelegenheiten voll auf beschäftigt sein wird. ES liegt also im strategischen Interesse Deutschlands und Oesterreich-Ungarns, daß im Kriegsfälle Italiens innere Sicherheit geschützt werde; denn sollten zudem die italienischen Truppen durch den Gang de» Feldzuges genölhigl sein, sich, indem sie Savoyen und den Jura durckschneiden, mit de» deutschen zu vereinigen, so könnte diese äußerst kübnc Bewegung nicht auSgeführt werden, wenn nicht zuvor die sichere Gewißheit bestünde, daß die Rndc dcr Halbinsel verbürgt sei. Es muß daker die schein bare Ldrasr Italiens einer wadrbasie» Tüchtigkeit Platz machen, wenn der Dreibund wirklich sein soll, waS er sein will, nämlich die Garantie unsere» iiinerui und äußeren Friedens." . . . „DaS italienische Volk bat klare Begriffe von seinen Interessen, obwodl Bildung nnd Erkennlmß noch nicht alle seine Schichten Lurchdringcn. Bor dcr Hand ist cS überzeugt, daß der Beitritt zum Dreibunde ibm große Opfer anferlegt. ES liegt im allgemeinsten Interesse, diese Verbindung niemals unpopulär werden zu lassen, wie cS die politische Ucbercinkunsl wurde, welche daS französische Kaiserreich mit dcr italienischen Monarchie verband. Es sollte die Ausgabe Deutschlands sein, so zu verfahren, daß bei einem Ausbruche der Feind seligkeiten sich nickt der Fall vom Jahre 1870 wiederhole, daS beißt, daß der geschlossene Vcrlrag nicht ein >odt:r Buch stabe bleibe. Deutschlands WeiSbcil möge diese Möglichkeit, die entsetzlich wäre, verhindern, inten, eö von Italien DaS verlangt, waS eS zu leisten im Stande ist: nämlich eine treffliche Flotte anstatt eine« Heeres, das entweder zu kostspielig ist oder die erwartete Unterstützung nicht leisten kann." Deutsches Reich. SS. Berlin, 30. Januar. Ter „Vorwärts" zeigt nicht übel Lust, den von der Tribüne des Reichstages berab aebranemarkten Hcrrn Theodor Rcuß dein Fürsten Bismarck oder seinem Soknc an die Nockschöße zu hängen. Er geht in der Unverfrorenheit so weit, „acluelleS und poli tisches Interesse dem Uiuslantc zlizuschieibe», daß Reuß aus dem Gruppenbild der Sükwcsideulschcn, die im vorigen Sommer dem Fürsten in jkiisinge» huldigten, sigurirt und zwar in der Nähe des Grasen Herbert Bismarck". Es ist taum möglich, bei einer im Freien bewerkstelligten Aufnabm, einer grotzcn Menschenmenge Eindringlinge fer„,uha>ten, mög licherwcise ist aber Rcuß lein Eindringling gewesen. In diesem Falle »icchlcn wir fragen: zu welchem Zwecke hal sich der Mann an die Umgebung deS Fürsten BiSmarck herangemacht. wem waren seine Auslittirsckiaflnngeii zugevackl? Es sübri dies zur Hauptsache über. Dcr „Vorwärts" behauptet, Rcuß habe im Kreise dcr Londoner Anarchisten Lockft'itzeldicnst, verrichtet. Wir baben schon vor Erwähnung seiner Person im Reichstage (in Nr. 33 vom t9. Januar) constatirt, daß ein Mann, dcr rem Londoner Anarchistcnlagcr angehörr bat, enge journalistische Beziehungen Lu der nächsten Umgebung de» ReichstanzlerS Grasen Eaprivi unterhält. Gemeint war eben jener Herr Neuß. In welcher Eigenschaft Reuß unter den Anarchisten wirkte, ließen wir dahingestellt und müssen wir auch deute dahin gestellt sein lassen. Herr Singer bat Beweise für die Lockstzitzeltienste deS Neuß nickt bcigebractft und die nack träglick erfolgte Beweisführung deS „Vorwärts" ist lückcn hast. Jedenfalls steift fest, daß im ReichSlanzlerpalaiS eine Person ein- und auSging, die entweder ugout iirovocateui oder Anarchist gewesen ist. Ist das Erster« dcr Fall, kann ist daS Unheil überflüssig. War Neuß aber Anarchist, so darf hier wobl nickt a» daS Wort erinnert werde», caß im Himmel mehr Frenke über einen Bekehrte» sei, denn Uber zehn Gerechte. Es ist vielmehr der Gipfel der Ungeschick lickikeit, in dieser Zeit anackristiscüer Attentate die Welt von einem AticntalSversiich durch einen ehemaligen Anarchisten unterrichten zu lassen — ganz abgesehen von der gebotene» Rücksichtnahme aus di: viel gerühmte Tugentbasiigkeii der Negierung in Preßsa : cn. Wir haben aus Hcrrn Reust, über kessen Vergangenheit der weitaus gröstlc Tbeil der Berliner Presse au- unbekannten Grünten sicd Schweigen aujerlegr, umsomcdr ein zweites Mal zurücktommcn zu müssen geglaubt, als eS galt, dem Eingang» erwähnten Versuch« entgegen zu treten, den Functionair der gegenwärtigen Regierung ans da» Eonto de» Fürsten Bismarck zu schrecken. * Berlin, 30. Januar. Unter dcr Ucbcrschrist: „Die StaatSangebörigkei» des Herzogs Alfred von Sa cksen - E ob» rg - Got da" bringt die „National-Zlg." ein stiatSreckftlichrS Gutachten, dessen Tenor in nachstebendeii Sätze» enttmltco ist: „Prinz Albert und die Königin Victoria sind Eodurger und Engländer gewesen, und dies«
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