Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189402043
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18940204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18940204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-02
- Tag1894-02-04
- Monat1894-02
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1894
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VezugS-PrekS Haupterpeditio» oder de» kn Etadl« bqirk imd de» Vororten errtchtetra Aus- ftabestellen abgeholt: vierteljährlich^«^), l'ki zweimaliaer täglich« Zaftellaug ms Haus >i 5L0. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: virrteliLdrlich »t v —- Direct» tägliche Krenzbandkeodung in» Ausland: monatlich -/i 7^0. DieMorgea-Ansgabe erscheint täglich '/,?Uhr, die Abeud-Aurgabe Wochentag« S Uhr. Vr-artion und LrveLitioa: Johannes,affe 8. Die Expedition ist Wochentag- nnunterbroche» geöffnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: vtt» «-»«'« «ortim. «Alfrrd Hahn), llaiversitätsslraße 1, L-ut« Lösche. Katharinenstr. 1«, pari, and König-Platz 7« MMr Anzeiger. Dkgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Alizeigen-Preis die 6 gespaltene Pctitzeile SO Psg? Reklamen unter demRedactkonSftrich (4gn» spalten' 50^, vor Lcn Famtlieaaachrichtra (6 gespalten) 40-^. Größere Tchrislen lant nnserem PveiS- verzeichniß. Tabellarischer und Zisfrrnsatz nach höherem Tarif. törtra-vrilagcn (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postdesörderung 60.—, mit Postbesördernng ^l 70.—. Ännalfmeschlub für Anzeigen: Abend-Ausgab«: Bormittags 10 Uhr. Morgen - Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen se eine halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets aa die Er-eöitio» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^°K3. Sonntag dm 4. Februar 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Geffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mkiltwoch, de» 7. Februar 1894» Abends «'/, Uhr, im Sitzungssaale am Raschmarkte. Tagesordnung: I. Reklamation deS Herrn Fabrikbesitzers Müller hier gegen seine Wabl als Mitglied de« gemischten GaSausjchusscS, event. Ersatzwahl. II. Bericht des Oekonornie-, bez. Finanz, und StistungSausschusses über die Vorlage, betr. Uebernahme der von den Pächtern der Brennereien der Rittergüter Grasdorf, Taucha, Lößnig und Plaußig gezeichnete» Aktien der Leipziger Spritsabrik auf die Stadt dez. das Johannishospital. W. Bericht des Finanz-, bez. Stiftungs-, BersasfungS- und Bau- ausschusses über Conto 1 „Ratbsslube" mit Ausnahme von Pos. 8, 9, Pos. I8r der Gehaltsliste, Pos. 89—88 und Post 139» der Gehaltsliste, Conto 4 „Pensionen, Wartegelder und Unterstützungen", Conto 5 „Stadtorchester", Conto 13 „Museum", Conto 29 „Bergwertskuxe", Conto 30 „Markt- Halle" mit Anhang, Conto 37 „Fiskalische Entschüdigunge- rente", Conto 39 „Münzwesen", Conto 40 „Quarrieramt" mit Ausnahme von Post 2» der Gehaltsliste, Conto 42 „Verschiedene Einnahmen und Ausgaben" und Specialbudget „Stadtbibliothek", Conto 43 „Laaerhos" und Specialbudgkt „Lagerhos" mit Ausnahme von Pos. 20 und 34, Conto 45 „Zinsen", Conto 46 „Tilgung der Anleihen", Conto „Bezirks- vermögen". Conto „SchulbauiondS", Conto „Reseroe)onds siir die Mansfelder Kuxe der Stadtgemeinde" des Haushalt- planes aus das Jahr 1894. IV. Bericht des Stiftungs- bez. BersasfungS- und Bauausschusses über die SpecialbudgetS „Becker'sklie Stiftung", „Biener'ichc Stiftung" mit Ausnahme von Pos. 7, und „Mende'sche Stiftungen für Blinde" des Haushallplanes aus Las Jahr 1894. Versteigerung von Bauplätzen. Die dem Georgenhause gehörigen, an der Gustav Adolphstratze gelegenen und aus dem ParcrUirungSplan» Nr. 4463 D. V. wie folgt bezeichnet»!» zwei Bauplätze Nr. 4 von 1l08,«o gm, » ü » 9b9^o » Flächengehalt sollen Montag, den 12. Nt. Man., von vormittags 11 Uhr an im Saale der Alten Waage, Katharinenitraße Nr. 1, 2. Etage, zum Verkaufe versteigert werden. Der Versteigerungstermin wird pünctlich zur angegebenen Stunde eröffnet und die Versteigerung bezüglich eines jeden der einzeln nach einander in obiger Reihenfolge auSgebotrnrn Bauplätze geschlossen werden, wenn daraus nach dreimaligem Ausrufe kein weiteres Ge bot mehr erfolgt. Die Bersteigerungsbedingiingen und der Parcellirungsplan liegen auf dem Nachhause, 1. Etage, zut Einsichtnahme aus. Exemplare davon werden in der Sportelcasse I, Najchrnarkt Nr. 2, 1. Etage, Zimmer Nr. 6, für 1 abgegeben. Leipzig, den 25. Januar 1894. Der Rail» der Stadt Leihst,,. I». 6066/93. I)r. Georgi. Krumbiegel. Hohaurlion. Mattlag, den 5. Februar 1894 sollen von vormittags 9 Uhr an tm Rofrntbal-Revicr in der Nähe des Amclungs- wehrrö und der Marienbrücke ra. 110 starte Abranmhaufen und ca. 170 starke Langbaufrn gegen sofortige Baarzadlung und untre den im Termine anS- dängenden Bedingungen an Art und Stelle meistbietend verlaust werden. Zusammenkunft: aus dem obengenannten Schlage. Leipzig, am 25. Januar 1894. TcS Raths Folstdeputatiou. Versteigerung. Montag, den L. Februar, Vormittags 11 Uhr sollen im Hose des diesigen Posthaltereigriindstücks, Hospitalslraße 4, 6, 8 drei zweispännige und drei einspännige ausgemusterte Äüterhost- wagen unter den unmittelbar vor dem Ausgebot bekannt zu mattenden Bedingungen gegen sofortige Bezahlung öffentlich ver steigert werden. Leipzig, den 20. Januar 1894. Kaiserliches Postamt 10. Lehme. Oie städtische Sparcolsc beleiht Werthpa-irre unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Tic^Sparcaffe» reputatto». Bekanntmachung. In der Zeit vom 2. Januar bis mit 2. Februar d. I. gingen aa freiwilligen Gaben bei uuS ein: 1 ^ eingezahlt unter der Bezeichnung „Kürst", 5 - — - in Strafsachen W.M. dnrch Herrn Friedens- richter C. Heinei in Lcipzig-Conncwitz, 23 - 45 - gesammelte Strafgelder vom Personale im Hotel Sedan, 20 » — » In einer Strafsache H.B-, 2 - — - von Herrn S. Btorrean i» Mainz, 3 » — « Sühne in Sachen H.Kr. 20 » — » » » » Li.A. 6 » — » - - » L.P. durch Herrn 3 - — - » - - Sch. /. I. Friedensrichter 5 » — » » » » A. 7- H- Thomas 2 » — - » - - F. /- E- in Leipzig. S - — - - - - N. 7-M. Eutritzsch. 3 » — » » » - F. 7- Kr. 5 » — » - » » L.Cr. ^ 31 » — - vom Buchhändler Herrn Mox Spohr für durch da« Polizeiomt überwiesenen Betrag in einer Fundangelegeoheit. worüber hiermit dankend quittirt wird. Ferner wird bekannt gegeben, daß dem 43». Distrikte 50 von einem Herrn, besten Name nicht genannt werden toll, zugeganzen und dem 37. Distrikte von einem ungenannten Herrn 54« Sieiii» kohlenzettel und 100 Svriiemarten zur Verfügung gestellt worden sind. Leip-ig. den 2. Februar 1894. Das Armrnamt. H e n t ich e l. Schicker. I. Realschule. («orbstr. 37.1 Die U»f»atz»ebrKfnn> findet Mittwoch, den 7. Februar, früh 8 Uhr statt. Papier und Feder sind mitzubringen. Vr. F. Psal», Direktor. II. Realschule (Kohlgartenkraße 4ÜL). Die Anfiiahmeprüsuiig findet am Mittwoch, Len 7. Februar, von Vormittag? 8 Udr stall. (Papier und Feder sind mitzubringeu.) Nachmeldungen nimmt der Ilnterzeichnetc Vormittags von lO—II und Nachmittags von 3—5 Uhr in seinem Dieustzimmrr entgegen. Leipzig-Reuduitz, den 29. Jaouar 1894. H. Ad. v. Brause lll. Realschule iPestalMstraße). Die Aufnahmeprüfung findet TannerStag. Sen 8. Februar, von früh 8 Uhr ab statt. Papier und Feber sind mitzubringeu. Nachträgliche Anmeldungen werden noch Vormittags von 10—11 und Nachmittags von 3—4 Uhr angenommen. Leipzig, den 24. Januar 1894. F. Fischer. Städtische Forllnlduuqsschule für Mädchen. Tie Anmelvungen neuer Schülerinnen für die einzelnen «lasse», wie für die an der Schule bestehenden Eurse nimmt der Unterzeichnete am 5., 6. und 7. Februar von 11—1 und von 3—5 Uhr in der Schule, ThomaSkirchhos 24, entgegen. vr. ckabn. Das Unterzeichnete Amtsgericht hat heute auf Folium 168 des hier geführten Handelsregisters die Handelsgesellschaft Orvvk <ic Xlmtiurt in Orbcran und als Inhaber derselben die Herren Apotheker Hau» Lnul Heinrich t/reck und Kaufmann ckacod Xliubnrt. Beide in Ordcran, die Berbandwattesabrikation de- treiben, eingetragen. Lcvrran, am 2. Februar 1894. Das königliche Amtsgericht. O b e n a u §. verkauf des postgrundstücks in Glauchau. Das der Rkichs-Postvenvaltung gehörige, in Glaucha« am Schulplatze belegen» HanSgrnndsiück mit Seitengebäude, Hofraum und Borgarten — eingetragen auf Fol. 43 des Grund- und Hypo- thekenduchs für Glauchau, Brandcataster Nr. 340 ?- — wird am Tonnerstag ven 8. Februar 1894 in Glauchau an Postamlsslclle — Zimmer deS Posidirectors — öffentlich meistbietend versteigert werden. Tie Verkaussbedingungcn können bei dem Kaiserlichen Postamte in Glauchau Angesehen und von demselben gegen 50 ^ Schreib- gebühr bezogen loerden. Der V ' vor 1 Udr nicht mehr zugelassen. Die Besichtigung des Grundstücks, dos aus 64316 ab geschätzt ist, kann aus vorherige Anmeldung bei dem Kaiser- siche» Postamt« in Glauchau jederzeit in den Bormiltagsstundrii erfolgen. Leipzig, 21. Januar 1894. Der »aiscrliche Ober Postdircctor, Geheime Lber-Poftrattz. Walter. iczoaen loerden. Verkausslcrmin beginnt Bormittags II llhr und wird nicht dr Nachmittags geMosten. Rach 1 Nhr werden ueue Bieter Mauuesmuth vor Lönigslhronen. * Seitdem die Sonne der kaiserlichen Gunst über dem Sachsenwalde wieder aufgegangen ist, hat Fürst Bismarck in solchen N-ch.b-isif», L" um Hk,, °<» «ms"» i" ,, Td°, t» eine ausgegangen natürlich auch wieder Verehrer und Bewunderer Kreisen, die nur zu verehren und bewundern wagen, wenn sie dazu ausdrücklich oder durch unzweideutige Handlungen von höherer Seite autorisirt werden. Vielleicht hat man eS in diesen Kreisen schmerzlich empfunden, daß man Jahre lang dem „Zuge deS Herzens" nicht folgen „durfte", und athmete erleichtert auf, als der Kaiser, indem er dem Drange seines Herzens liachgab,auch Andere zu gleichrrslcackgiebigkeit anspornte. Aber in dieses Gefühl der Erleichterung mischte sich zweifellos ein mehr oder minder starkes Schamgefühl. Der Mann, der seit seinem unsreiwiUigen Rücktritte bei jeder Gelegenheit erklärt hat: „Man mag mir den Mund verbieten, wie man will: ich werde ihn aber nicht halten", wurde mit beinahe königliche» Ehren am Kaisrrhofc empfangen und auf eine Weise ausgezeichnet, die über das kühnste Hoffen seiner Freunde und Verehrer ging. Es fällt »nS nicht ein, zu behaupten, daß diese Ehren und Auszeichnungen ihm ge worden wären, weil er sich den Mund nicht verbieten ließ und weil er seine Bedenken gegen den „neuen CurS" nicht verhehlte; aber thatsächlich hat er diese Ebren und Auszeichnungen genoffen, obgleich er frei wie ein Necke von der Leber sprach. Sein ManneSftolz vor Königs thronen hat in den Augen seines Kaisers seine Verdienste um Kaiser und Reich nicht in den Schallen gestellt; diese scharsen Augen haben in dem Manne, der nach einem Aus spruche der „Kölnischen Zeitung" polternd und nörgelnd h uner deni ReichSwagcn herlies, denselben Mann wicdererkannt, der von jeder seinem Kaiser am besten und treuesten zu dienen glaubte, wenn er unverhohlen empfahl oder bekämpfe, ma nsch seiner Uebcrzeugung dem Reiche und seinem Oberhaupte zum Segen oder Unsegen gereichen mußte. DaS ist eine Dcmütbigung für Diejenigen, die nur Aemter und keine Meinung besitzen und nicht einmal Herz genug haben, ohne unzweideutige Erlaubniß einen Drang diese- Herzens zu vcrrathen Räthe der Krone, die eine bestimmte Mission überdauern, schnitzt man an« solchem Ma.erial nicht. DaS empfinden ganz zweifellos Alle, die jetzt dem Kaiser nach- zuempfindcn sich gestatten. Tie müssen sich aber auch gedrückt fühlen Denjenigen gegenüber, die ihr Her; aus der Zunge trugen, als noch lange nicht an eine Einladung deS Kaiser- an den Fürsten BiSmarck zu denken war. Unbekümmert darum, daß ihre Offenherzig keit Anstoß erregen und ihnen schaden könnte, haben sie ihrer unverminderten Dankbarkeit und Verebrung für den größten Mitarbeiter am Bau deS Deutschen Reiche- und der Ueber- zeugnng Ausdruck gegeben, daß die Entfremdung zwischen Kaiser und Altkanzler eia Unheil für Deutschlands äußere- Ansehen und innere Entwickelung, ein Schatten in dem Glanze der deutschen Kaiserkrone und ein sckiwerer und treuesten Glieder der Nation m sich-re Aussicht zu stellen. Sie w7rden weder sich s-.bst noch cmre'en ^ Hochherzigen Entschluß deS Kaiser« wesentlich d«m,wßt n haben, aber sie dürfen sich sagen, daß sie dem Ka'servo aefüblt baben, und „edlen Seelen vorzufühlen .st wünschcnSwertbcster Berus", jedenfalls e.n wünschen«, wertberer und höherer, als ds- NachemPfmden jener Seelen, die jetzt preisen, was sie noch kürzlich bo I stillen Kämmerlein zu wünsck'cn sick' erdreifleten. , _ Und wir würden un« sehr täuschen, wenn n, > ^ 1> Auge, da« in dem „dem ReickSwagen polternd und scheltenc nachlaufenden Allkanzler" den fast lömgl.cber Ehren würdige Schmied der deulschcn Kaiserkrone wirdererkannw und semem Herzen wieder nahe rückte, auch einen scharfen ^luk fur den Wertb jener Nachcmpsindrr bätle, die au« lauter Lorge vor zeitweiliger höherer Ungunst die Augen vor geradezu bedrobl'ck' wachsenden Mßstimmnngcn nicht zu öffnen wagten und da« Oberhaupt de« Reiche« nicht einmal vor G-,ähren zu warnen sich unterfingen, die selbst ein un -'vl c waodelnder Blinder mit dem Stocke fühlen mußte. Au« dem Danke, den der Kaiser durch den jetzigen Reichskanzler allen Denen abstatten läßt, deren freudige 4. best- nähme an seinem Geburtstage durch den ihm gewordenen Besuch „de« um Kaiser und Reich so hochverdienten Staats mannes noch eine besondere Steigerung erfahren bat", kann ian ohne künstliche Interpretation herau-lesen, daß der Monarch sick, am freudigsten berührt füblt von den Kund gebungen solcher Männer, deren Patriotismus groß genug war, die unsterblichen Verdienste des Fürsten Bismarck auch wabrend seiner Stellung im Schatten der kaiserlichen Gunst offen anzncrkennrn und die Beseitigung dieses Schatten« im Interesse des Reichs und deö ReichSoberhauPtcS srcimüthig zu verlangen. Je unzweideutiger aber der Kaiser den patriotischen Freimut!) deS AltkanzlcrS und seiner Verehrer gewürdigt, um so seltsamer muß ihn jener „Frciniulh" berühre», de» die alten Gegner, Feinde und Verkleinere,: deS Fürsten BiSmarck jetzt offenbaren. Wik haben sic über den Sturz deS großen Mannes gejubelt und vor seiner Rückkehr, ja vor jeder nur persönlichen Wiederannäherung des Kaiser« an seinen früheren Rathgeber gebangt! Wie müssen sie jetzt in ihrem Herzen die aus eigenster Initiative deS Kaiser- entsprungene Einladung des gehaßten Gegners nach Berlin verwünschen! Aber ihr vielgerübniter Mannesmnth vor Königsthronen gestattet ibnen kein offene« Wort, daS ihnen bei ihrem Streben und Ringen nach Einfluß schädlich sein könnte. Sie ballen die Hände in der Tasche — während die Lippen von „bockiberzigen Entschlüssen" reden Aber diese „hochherzigen Entschlüsse" werden nicht dem wahren Entschließe,:, dem Kaiser, sondern denjenigen seiner Beralhrr zugesckriebcn, die man gern im Rathe er halten möchte, weil man von ihnen noch einen Liebesdienst erwartet. Man weiß ganz genau, daß man mit dieser ge heuchelten Rühmung unbethciligtcr und unbesragtcr Personen dem Kaiser rin persönliche« Verdienst, daS ihm bei Millionen zum größten Ruhme gereicht, streitig zu machen versucht: aber da« hält diese, nur im Haffe gegen BiSmarck consequcntcn streberischen „Mannesseelen" nicht davon ab, wegen einer von ihnen gefürchteten und verwünschlei, Kaiserthat ihren „tief gefühlten" und „ausrichtigen" Dank aus Ven Treppenstufen einiger zur Zeit noch rinflußreiä>en Würdenträger niederzulegen. E« sollte nnS wundern, wenn nicht bald das bezeichnende Wort bekannt würde, das der Kaiser für diese Art von patriotischem MannrSmulh gesunden. Jedenfalls hat er durch seine großherzige That nicht nur einen Riß beseitigt, der seit der Enllassung de« Fürsten Bismarck nullen durch den selbstlosesten Theil der Nation ging und die opferwillige Hingabe von Millio nen an die große Sache de« Reiches lähmte, sondern er hat auch — vielleicht ohne Absicht — die ganze Nation vor eine Probe ihres patriotischen und felbstloscn M a n „ e « m u l h c s gestellt. Wie die Nation diese Probe bestanden hat, liegt klar vor seinen Blicken. Er weih, wo man sich nicht scheut, trotz aller etwaigen Verkennung frei und offen zu warnen und zu mabiieu; er weiß, wo man a»S Sorge vor Verkennung und Nachtbeilen nnr nachzuempsiuden sich gestattet, und er weiß endlich, wo man trotz aller AuSposaununz des „unentwegten ManncSmutbc« vor Königsthrone»" aus egoistischen Grünten d,e allgemeine Inbelposaune bläst und dabei die wider willig dem ureigensten Verdienste deS Kaisers gewundenen Kranze ans die Treppen einflußreicher Würdenträger nieder- >cgt. Zieht der Kaiser au« dem Resultate der Probe die rechten Evnsequenzen, so hat der Besuch des Fürsten BiSmarck d"en sein deutsches, vor keinem selbstlosen Opfer zurück,chreckenbc« Herz und sein edle« Wollen am meisten ftch erfreuen wird. Deutsches Reich. es. Berlin, 3. Februar. Tic Verhandlungen desBudgct- nnSschusscS entrollen ein düsteres Grsammtbild von der Mißwirt bsckiast in unseren Evlonicn. Eigentlich Neues allerdings bringen sie nicht anS Licht. Daß nnver ständige Bnreaukratcnspiclerci, Dünkel und eine falsche Lieute nantSlcbncidigkeit die Entwickelung DcutscbafrikaS auf daS Bedenklichste gefährden, war nachgerade öffentliche« Ge- beimniß geworden. Nun die Mißsländc mit wenig ge wichtigen Eilischräntnngcii von der Eolonialverwaltuug zugegeben sind, sollte man selbst von diesem Reichstag erwarten dürfen, daß die wabrcn Schuldigen in öffent sicher Vollversammlung zur Rechenschaft gezogen und ebenso rasch eine entschiedene Umkebr gefordert werde. Graf EapriviS coloniatpositischcS Ideal, das weiß man, ist das Äusgebe» der Eolonicn. So lange indessen die Schenkung an England und Fraiitrcicb nicht vollzogen ist, bleibt cS Pflicht auch einer eolcnialfeindliche» ReichSregierung, die Interessen Deutschlands in seinen überseeischen Besitzungen wahr;» nehmen. A» geeigneten Organen bicrzu sebtt e« bekanntlich nicht, aber dem Major v. Wissnianit ist da« Schicksal Sckilözcr'S und Anderer, die das Unglück ballen, „ibre Lache zu versieben", bereitet worden. Zu dem Unmulh über die ojsiciclle Miß wirlbschafl in Afrika tritt tiefe Beschämung über die Tbatsache, daß Deutsche dort de« Sclavenbandelö und deS Verkaufs von Waffen an den verwo»-fensteii Haupt sing im ganzen Erdtbeit iibcrsübrt worden sind. Mit dem Direktor des Eolonialamtcs wird jeder Deutsche beklagen, daß diese Schandlbatcn der Sülme durch die staatliche Ge rcchtigteit entzogen bleiben. Es wird Ausgabe der gesell - 'chastlicheu Umgebung der Ucbclthäter sein, die Lücke deö Strafgesetzes in geeigneter Weise auszusüllcn. 11 Brrlin, 3. Februar. Wegen der vom BundeSratbc zu erlassenden AuSaabmebeslimmnngen von der allgemeinen Regelung der Sonntags, ube in Industrie und Hand werk find bisher Eonscrenzcn mit den ^rtretcrn der Montanindustrie unv der Metallverarbeitung ad-gebalken. Es ist also die Frage für die Gruppen HI und 'e der Reichs- BerujSstatistil geregelt worden. Wie bekannt, sollen nunmehr zunächst die Entwürfe von AuSnabmebcstimmungen sür die chemische Industrie und die Glashütten, also sür die Gruppen VH und einen Theil von IV der Statistik, ähn licken Bcrathunaen unterzogen werden. Darauf soll, wie wir hören, die Zuckerinduslrie an die Reihe kommen. Diese bildet eine Unkcradtheilung der Gruppe XII der Statistik. ^4- Verkitt» 3. Februar. An« der dem preußischen Ab geordnetenhaus» zugegangencil Denkschrift über die Regu lirung der größeren schiffbaren Ströme ist er sichtlich, daß die Rcgusi»u»g rer westlichen Ströme im Allgemeine» weitere Fortschritte gemacht bat. als die der östlichen. So ist, »m nur auf die Verhältnisse der Elbe cinzngehcn, taö sür diesen Slrvm erstrebte Ziel mit den bewilligten Mitteln trotz deren gelegentlicher Erhöhung durch Zuschüße aus den elatSmäßigcn Bestanden der Bauverwaltung nicht erreicht worden. Dies ist namentlich der Fall in der Strecke von der sächsischen Grenze abwärts bi« Magdeburg, wosclst noch nicht in allen Uebergängc» die verlangten Tiefen vorhanden sind, und in der Strecke von der Havelmündung abwärts, in welcher zu kurze und zu oft wicterkehrende Krümmungen an Stelle einer ausreichend laug gestreckten Fahrbahn der Schifffahrt hinderlich sink. Die oom Etats jabr 1894/95 sür die Elbe noch aufznwcndcndcn Mittel sind aus -1 230 000 ^ veranschlagt. * Berlin, 3. Februar. Den soeben dem Reichstage zugc gangenen Gesetzentwurf, betreffend die Bekämpfung ge meingefährlichcr Krankbeiten, erwarten bereit» zahl reiche, aus allen Gegenden de- Reiche» stammende Bittschriften, die zum Theil die vollständige Verwerfung, zum Theil die Abänderung ober Beseitigung einzelner Bestimmungen der Vorlage verlangen. Einige dieser Wünsche bat bereits der Bnndc-ralh berücksichtigt. Es bleiben aber noch genug übrig, die voraussichtlich heiße Kämpfe im Reichstage vcr anlaifen werden. Der vorjährige Entwurf ist in der Eom Mission stecken geblieben. Wäre nicht die Auslosung dazwischen gekommen, so würde er, untcr dem noch srifchc» Eindruck der Hamburger Epidemie, wabrscheinsich Gesetzeskraft erlangi baben. Der jetzige Entwurf enthält gegenüber dem da maligen verschiedene unzweifelhafte Verbesserungen, insbeson dere sind verschiedene BerkchrSbeschräiikungen und unnöthige Eingriffe in die intimsten Verhältnisse inzwischen au«gemcrzl worden. Wie weit man in dieser Hinsicht gehe» soll und muß, darüber wird sich allerdings nur schwer eine allseitige Verständigung erzielen lasse». 4)ic Ansichten darüber geben auch in de» Fachkreisen noch weit auseinander. Man wird zufrieden sein inüsscn, wenn eine mittlere Linie überall ein gehalten wird, und dies scheint in dem nunmehr a» de» Reichstag gelangten Entwurf gelungen zu sei». Dennoch ist es sehr zweifelhast, ob er in dem gegenwärtigen Reichstag eine Me!>r beit finden wird. Diejenigen, die der Meinung sind, daß ein ReichSseuchengcsetz überhaupt ü.erflüssig sei, befinden sich aller ding« m der Miiiderbcil. Ader cS wir nicht leicht sein, unter denen, die ein solches Gesetz sür nothwendig halten, eine Einigung über den Umfang und die Art der zu ergreifende» allgemeinen Abwebrmaßrcgeln gegen die geme-ugefäkrsiche» Kraiikbcile» zu erzielen. Auch im Reichstage wirb der Gegen sgtz: Hie Koch, hie Pettenkoser! zu Tage treten. * Berlin, 3. Februar. In den „Prcuß. Ighrb." macht Professor Hans Delbrück einige Muldeisiingen über da» Schzckfai deS Verbun-PreiscS. Delbrück sagt: Die Eom Missionen schlagen nur rin Werk, nicht mehrere Werke zur AuSwabl vor. Wenn in Zeitungen berichtet wurde, daß sür den Verdun Preis außer dem Spbel'schcn Werke auch der erste Band von Erdmannsdörser'S „Deutscher Geschichte von l64o bi« 1740" und Baumgarten'S „Karl V." vorgejchlagen sei, so ist das eiu Irrtbum. Er wird daraus entstanden sei», daß die Eoinmissioii durch eine» Ausschuß bat alle Werke zusammen stellen lassen, die überhaupt in Frage kommen können, und da sind ErdniannSdörfer und Bauuigarten genannt worden. In Vorschlag ist jedoch ausschließlich das Sybrl'sche Werk gebracht, und ganz ebenso wie bei FuldaS „Talisman" (sür den Schillerprei«) ist der Beschluß einstimmig gefaßt worden. Diesen einstimmig gemachten Vorschlag bat nun der Kaiser nicht bestätigt, sondern zurückgewiesen. Die Gründe > der kaiserlichen Entschließungen kennt man niibt. ES s«
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