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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940316018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894031601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894031601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-03
- Tag1894-03-16
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Tabellarischer und Zifferusup nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesördernng W.—, mit Postbeförderung 70.—. Ännahmtschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morge n-AuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und festtags früh V,8 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine Halde Stund« früher. Anzeigen sind stets an di« Sr»tsitt»a za richten. Druck und Verlag von L. Pol» tu Leipzig. 13«. Freitag den 16. März 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Gekanntmachung. Nachdem die Glaser-, Tischler-, Schlosser-, Maler-, Gas tlich Wnsserlritungsarbrite» für den Neubau des Frucrwehr- TepokS am Gerichtswege bier vergeben morden sind, werden die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber hierdurch aus ihren Angeboten entlassen. Leipzig, am 13. März 1894. Der Rath der Stadt Leipzig- " 367. Vr. Tröndltn. Tolditz. Die städtische Zparcaffe beleiht Gerthpapirre unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Die Lparrafseu-Dcputation. Städtische Fortbildungsschule für Mädchen (ThomaSkirchhof 24). Die Ausstellung der schriftlichen Arbeiten, Zeichnungen, Kindergarten- und weiblichen Handarbeiten der Schülerinnen findet nächsten Freitag und Sonnabend von 10—12 und von 2—5 Uhr statt. Zum Besuch derselben ladet im Namen des Lehrercollegiums ergebenst ein Leipzig, den 14. März 1894. vr. ckulin. Was wird aus den alten Industriearbeitern? 6. Unsere uralten Heerstraßen, auf denen schon in den Tagen der Hansa die Lastwagen knarrten, welche die Waarcn der Levante dem Norden des Reiches zufübrten, auf denen später Wallenstein'S beutelüsterne Schaaren dahin zogen und ihr Grund zu Anfang unseres Jahrhunderts unter dem Tritt der napoleonischen Heere zitterte: heute liegen sie einsam, denn den Verkehr in die Ferne vermittelt die Eisenbahn. Nur die „Handwerksburschen" scheinen ihr die Treue be wahrt zu haben. Aber auch sie sind nicht mehr die fröh lichen Gesellen, die „Ein Sträußchen am Hute, den Stad in der Hand" mit Sang und Klang in djc Fremde zogen Der Blick auf diese sagennmrankle, idyllische Landstraße zeigt nicht immer ein Stuck Poesie, sondern beute oft Bilder menschlichen Elends, die uns rauh aus geschichtlichen Erinne rungen in die moderne Welt mit ihren socialen Kämpfen zurückfübren. Auch auf der Landstraße spukt die sociale Frage. Sie ist verkörpert in dem „Fahrenden", der, hungriger als der Rabe am Wege, dem dörflichen Gastbause zuwankt, wo er für einen erbettelten Nickel im warmen Pscrdestall schlafen kann. Was treibt den alten Mann im bittersten Wetter noch ziellos in die Welt hinaus? Diese Frage steht im engen Zusammenhänge mit einer andern: WaS wird aus den alten Industriearbeitern? Die amtliche Statistik kann diese Frage nicht beantworten Doch sie wird sich voraussichtlich bald etwa- eingehender auch mit derartigen Dingen zu beschäftigen haben; bis dabin ist man aus eigene Beobachtungen angewiesen. Der badische Fabrikinspector Wörrisbofer bat erforscht, daß die Zabl der alten Arbeiter in den Fabriken zu der Zahl der sungen in einem ausfallenden Mißverhältnis zu sieben scheint. Derselbe bat seine Untersuchungen auf 9551 Arbeiter in 47 Fabriken ausgedehnt. Er fand, daß von allen diesen männlichen und weiblichen Arbeitern 83,l> Procent in einem Alter von unter 40 Jahren standen. Zwischen den 8375 männlichen Arbeitern der beobachteten Gruppe fand der Fabrikinspeclor nur t2, die über 70 Jahre alt waren. Auch dieser Beamte wirst die Frage aus: WaS wird aus den alten Fabrikarbeitern? E» ist socialpolitisch wichtig, nach einer Antwort zu suchen. Eine theilweise Beantwortung findet man auch auf der Landstraße. Der alte Mann, der im Pferdcstall sckiläft und im Winter bettelnd von Ort zu Ort wandert, war früher Fabrikarbeiter. „Ich bin zu all, uni Arbeit zu finden", ant wortet er auf eine Erkundigung nach den Gründen seines WandernS. Die Antwort mag oft eigenes Verschulden decken sollen, aber vielfach ist sie bittere Wabrbeit. Wie verlumpt, wie verschnapSt siebt so ein alter Wandersmann oft aus! Aber acht Wochen arbeitslos ans der Landstraße im Winter brechen den stärksten Willen; sie genügen meist vollständig, auch den sittlichen Halt ebrlicder Leute, die sich bis dabin redlich durchgeschlagen, bedenklich zu erschüttern. lieber „arbeitsscheue Strolche" und „alte Vagabunden" herbe Worte reden, ist leichte Müde. Auch von diesen Unglücklichen sollte es heißen: „Alle- verstehen, beißt alles verzeihen". ES ist auffallend, wie zahlreich heute alte Wanderer auf den Landstraßen und in den Herbergen anzutresfen sind. Aber cS wäre des Elends zuviel, wenn das Schicksal der M'drzahl unserer allen Arbeiter sich auf der Straße be schlösse. Auch heute sind die Familienbande vielfach noch stark genug, um an den stumpf und steif gewordenen Alten nack Ebre und Pflicht zu bandeln. Bei den harten Daseinsbedingungen, die ohne Zweifel den meisten Arbeiter familien auserlrgl sind, ist das um so höber anzuerkennen. So findet der Vater, wenn man ihn wegen seiner Jahre nickt mehr zur Arbeit einstellen will, ein bescheidenes RubeplLtzchen bei Kindern oder Verwandten. DaS Brod schmeckt ihm osk bitter, denn er weiß, wie schwer eS errungen wird, aber eS ist nicht so bitter als Beltclbrod. Manche alte Arbeiter konnten in jüngeren Jabrcn Vorsorgen. Sie leben als Greise gleichfalls bei Verwandten oder Freunden. Doch sie zahlen einen geringen Betrag für Nahrung nnd Obdach. Andere zieben sich in ihren alten Tagen in ihre ländliche Heimath zurück, die sie in jungen Jahren mit der Stadl ver tauschten. Fast in jedem Dorf findet man derartige Greise. Sie ergänzen die Einkünfte aus ihren bescheidenen Erspar nissen durch gelegentliche leichte bäuerliche Arbeiten. Unvergleichlich trauriger ist da« Schicksal jener alten Arbeiter, die aus Armenunterstützung angewiesen sind. Bei wirklicher Bedürftigkeit wirb ihnen dieselbe gewiß gern ge währ», aber jeder ehrliche alte Arbeiter empfindet eS auch heute noch bitter, vom Tisch des Armeaamle« gespeist zu werden. Bielen dünkt diese« Loo« al« ein so berbeS, daß sie es nicht ertragen mögen und lieber in Kälte und Schnee aus ht» Lnndstrajpk hinauswanderu, immer di« Hoffnung im Herzen, endlich doch wieder verdienen zu können. Mancher klopft heule bettelnd an eine dörfliche Thür, der noch vor Monaten sich geschämt hätte, in seiner Heimath oder >n einem früheren Wohnorte um Armenunterstützung zu bitten. Wo ein Bettler ist, da soll auch unser Mitleid sein; nur m der Art der Hilfe sollen wir Vorsicht üben. „ Von der Landstraße in die Krankenhäuser ist für solche Arme nicht weit. In jedem Winter müssen dort zahlreiche alle Wandersleute Unterkunft suchen. Die Aerzte wisse», daß eS sich in den seltensten Fällen ui» Simulanten handelt. Auch die Gesängnißbeamten wissen, daß ihre traurigen Räume für manchen alten Mann im Winter ein willkommener Aufent halt sind. Man sagt: Nolb bricht Eisen, aber Arbeitslosigkeit kann auch Ebre brechen, selbst wenn sie länger als ein halbes Jahrhundert treu bewahrt wurde. Wer giebt sich den» die Blühe, fcslzustellen, wie viele von den allen Arbeitern, die dinier eisernen Gittern ihre trüben Tage verbringen, erst aus Abwege geriethen, als das Aller sie binderte, ehrlich ihr Brod zu verdienen? Ein grauer Kopf kann heule auf der Suche »ach Arbeit schlecht concurrireu. So ist das Alter für viele Lohnarbeiter eine doppelte Bürde. Aber giebt eS kein milderes Schicksal für jene Mit menschen, von denen viele ein volles Leben ibre Hände fleißig gerührt haben? — Gewiß; der Lebensabend des alten Arbeiter- zeigt nicht nur derartige düstere Bilder. Abgesehen von der schon erwäbnien Versorgung bei Kindern und Ver wandten und dem Segen eigener Ersparnisse, ist auch dir pflichtgemäße Sorge der industrielle» und kaufmännischen Unternehmer für alte treue Arbeiter keineswegs gering. Es ist eine häßliche Entstellung der Wirklichkeit, wenn man das Vorhandensein dieser Fürsorge leugnet. ES giebt allerdings Unternehmer, die einen alten Arbeiter, der „nicht mehr recht fort kann", bei Gelegenheit ablobnen, aber ebenso gewiß giebt eS auch zablreicke Unternehmer, die sich einer derartigen schnöde» Handlungs weise einem treuen Arbeiter gegenüber schämen würben. Thatsächtich sitzen viele alle Arbeiter bei ausreichendem Lohn in der Fabrik so gut wie aus dein sicheren Attentheil. Ihre Kräfte sind längst dahin, sie selbst wären völlig zu entbehren, aber cS denkt Niemand daran, sic zu entlassen, denn sie bade» in früheren Jahren ihre Schuldigkeit gclhan. Pflicht um Pflicht gilt glücklicherweise auch beute noch nn Vcrhällniß vieler Unter nehmer zu ihren Arbeitern i» ciuem höheren als nur auf Lohnzahlung und Arbeitsleistung bezüglichen Sinne. Es läßt sich das nicht mit Zahlen beweisen, aber ein Blick in da- Leben lehrt eS. Die zablreichen PcnsionScassen und die eben so zahlreichen für alte Arbeiter von Unternehmern geschaffenen Wohltbätigkeitanstalten aller Art beweisen, daß man diesen besitzenden Kreisen den regen Sinn für eine freundliche Ge staltung der alten Tage dcS Arbeiters keineswegs absprecheu darf. Und besonders in den letzten Jabrcn ist aus dem Ge biet privater Arbeilersürsorge mehr als früher geschehen. Die großen socialen Resormgesctzc haben auch bei vielen Unter nehmern die Auffassung der Pflichten gegen ihre Arbeiter vertieft. lieber den Einfluß der staatlichen AlterSsllrsorge aus die Lebenslage aller Industriearbeiter — die sich von der Lage anderer Lohnarbeiter wenig unterscheidet — ist heule ein abschließendes Unheil bekanntlich noch nicht zu fällen. In Zukunft aber wird sic ohne Zweifel dazu beitrage», daß auch au» der Landstraße die allen grauköpfigen „Handwerks- burschen" spärlicher zu finden sind, und die Frage: „WaS wird aus den alten Industriearbeitern" beantwortet werden kann, ohne trübe Bilder heraus zu beschwören. Deutsches Reich. SS. Berlin, 15. März. 22 sind mehr als 33 — zu diesem Ergebniß kommt Herr Eugen Richter bei einer Rechnung über taSStimineiiverbältiuß bei der Annabme des russischen Handelsvertrags, die 33 nationatlibe- ralen Stimmen fallen deshalb weniger inS Gewicht als die 22 volkSpartcilicken, weil auch Nationalliberale gegen den Vertrag votirt baden. Nachdem sich derLandtagSabgeorduete für Berlin bei der gemeinen Arithmetik so oft verrechnet Hai, scheint er von Adam Riese sich abkchren und an die Hexe im „Faust" und ihr Einmaleins anlehncii zu wollen. 22 sind nicht mekr als 33, in diesem Falle waren sie vielleicht weniger als nichts. Die votköpartcilichen Stimme» konnten leicht ent behrt werden, die Unterstützung der HandctüvertraaSpotink durch Herrn Richter und seine Mitstrebenken bat aber der Popularität dcS Vertrags ungeheueren Abdruck gclhan, größeren als die socialdemokratischc Unterstützung. Wenn der glübendste Verthcidiger jeder Form des Handels und der er bittertste Gegner der „Jnkustriebarone" und „Flaschenjunker"den Borkänipscr des Vertrags abgab, so mußte dieser Umstand der Agitation Vorschub leisten, welche davon auSging, daß taS Abkommen mit Rußland der Börse, nicht aber der Industrie zum Vortheil gereichen würde. Dieser dem unbesieglichen Mißtrauen gegen die Versprengten de- DculschfreisiiiiiS entspringenden Auffassung konnte selbst im Kreise Hochgebildeter nicht immer mit Erfolg begegnet werden. Niemals, vielleicht von der kleinen Anhängerschaft abgesehen, welche sich l848 in Bayern der Lola Monte, zu- gewandt hatte, ist eine Partei dermaßen diScreditirt gewesen, wie die Gruppe Richter. Das zeigt sich gerade in der Geschichte keS russischen Handelsvertrags, und die „Freis.Zlg." folgt offenbar nur dem Drang, den unliebsamen Zu stand zu verdecke», wenn sie, übrigen« in Ucberein- stimmung mit dem Grasen Mirbach, ihre 22 al« die Kcrniruppe der VcrtragSfreunde hinstellt. Da« Bediirsniß »all, Reclame ist überhaupt bei der ihrer Auslösung entgegen- gebenden Firma zur Zeit ein sehr lebhasteS. Herr Richter tzrickn der Parte, »nd der „Freist Ztg.", d. h. sied seihst, da« Verdienst zu, „sehr wesentlich zur Ablehnung der OuitlungS- steuer beigetragen zu haben." Die Quittungssteucr hatte aber im Lande und im ReichStaae von Anbeginn weit mehr Gegner als der russische Handelsvertrag Freunde, die 22 und ihre UeberzeugungSkraft sielen hier also noch weniger ins Gewicht al« dort. Die sich jetzt al« Feldherren ausspielen, sind in einem großen Heere eben „mit dabei gewesen". Die Renommage de« Herrn Richter ist um so belustigender, al« die einzige Aelion der letzten Zeit, die wirklich von ihm auSgcgangen war, der Antrag aus Beseitigung der Kampfzölle vor Inkraft treten des russischen Vertrags, mit einem beschämenden FiaSco geendet bat. Auch in dem Kamps für die Staffeltarife, den er an der Seile der ostelbischen Eonservativcn führte, waren politische Einsicht und Kraft des BerrichtenS nicht auf der Seite des volksparteilichcn Führers. TaS stärkste Geräusch ging allerdings von ihn, auS, wurde aber von den früheren Bewunderern nicht angenehm empfunden. Nicht nur Andere machen sich nicht „interesiant", wenn sie Herrn Richter'S Name» nennen — über diesen Jrrthum ist der bescheidene Mann kürzlich im Reichstag aufgeklärt worden — er selbst erzielt uiil der Anpreisung seiner Persönlichkeit keine Erfolge mehr, mag er noch so laut seine Bedeutung als Herr von 22 „Sclavcn" verkünden. Nur der Held, de» er fchniät>le, bat TbersueS dereinst Interesse verlieben. Nachdem Jener gegangen, verliert sich dieser im CboruS von Seinesgleichen. L Berti», 15. März. Dem vor einigen Monaten er schienene» ersten Theil des rühmlickst bekannten Lehrbuchs dcS deutschen VerwallungSrechtes von Professor Georg Meyer in Heidelberg ist jetzt der zweite Theil nach- gcfolgt, womit das Werk in zweiter Auslage zum Abschluß gekommen ist (Leipzig, Verlag von Duncker >L Humblot). Der Schlußband behandelt die Verwaltung der auswärtigen Angelegenbeiten, die Verwaltung de« Heerwesens, die Ver waltung der Finanzen. Mit diesem Werk und dem früher erschienenen Lehrbuch des deutschen StaalSrcchtes von dciiisctbcn Verfasser liegt eine vollständige Zusammen fassung deS össenllichen Rechts Deutschlands vor, die mit gründlichster Wissenschaftlichkeit und reichster Sachkenntniß eine gemcinverständtiche Darstellung und eine im Ver hältnis zu dem gewaltige» Stoff knappe Fafsnng verbindet. — Die Wahlprü^ungscommission deS Reichstags hat schriftliche» Bericht über die Wahl dcS Abg. Baiitlcon- Ulm (nalionaltiberal) erstattet. Herr Baiitlco» hatte im ersten Wahlgang mit 18 oder, nach Abrechnung einiger Cliinmzeltet vo» zweisetbaster Giltigkeit, 9 Stimmen über die absolute Mehrheit über demokratische, socialdemokratischc und klerikale Gegner gesiegt. Es tagen zwei Wahlprotcste vor, worin unstatthafte Beeinflussung von Arbeitern, ungesetz liche Eingriffe von Potizeibcamtcu in daS Recht, ani Wahl lokal Stimmzettel zu vcrlhcile», und verschiedene Verstöße gegen das Wahlreglement behauptet werden. Die Eommission bat Aussetzung der definitiven Beschlußfassung und An- stellung einiger Beweiserhebungen bcschlessen. — Die Petilioiiscoiiimission deö Reichstags hat einen schriftlichen Bericht über Petitionen berauSgegebcn, welche da« Verbot, bczw. die Einschränkung der Viviseclivn verlangen. Ein RogierungScomi»issar legte dar, welche Bestimmungen über die AuSsührung von wisseuschastlichen Versuchen a» lebenden Tbicren bestehen. Daß darüber hinaus noch besondere strafrechtliche Vorschriften zur Verhütung deö Mißbrauchs von Vivisektionen alö ein Bedürsniß an- zuschen seien, wurde von der großen Mehrzahl der um ibre Auffassung befragten Bundesregierungen nicht anerkannt. Die Commission war im Allgemeinen darin ein verstanden, daß, so sehr man auch jede unnütze Thierquälerei verdammen müsse, doch ein dirccles Verbot der Viviseckion nicht anzcbe, weil sie in viele» Fällen eine Nothwendigkcit für die Wissenschaft sei. Die Eommission beschloß lie Ucbcr- weisung der Petitionen an den Reichskanzler zur Erwägung, inwieweit eine Abänderung des 360 des Strafgesetzbuchs eine Vermehrung de« Thicrschutzes herbeizusührcn geeignet sei. * Berti», 15. März. Die „Volkszlg." berichtet: Der Blind der Lanrwirthe sandte an lO HagelversicherungS- ge feilsch asten Schreiben, in denen er seine Vertrauens männer de» Gesellschaften als Vermittler zur Verfügung stellte. Dafür sollten dio Vertrauensmänner die Einnahmen beziehen, die bisber den Agenten der Gesellichafte» zusielcn. Außerdem verlangte der Bund darin Einfluß aus die Regelunng des Schadens und Tbeitnahme an den Generalversammlungen. So weit kann man sich die Sache gefallen lassen; auch daß der Bli ^ 5 Procent Bruttoprämic als Rabatt für seine Mitglieder beansprucht, kann noch hingehen. Schlimmer ist es schon, daß der Bund verlangt, es sollten weitere fünf Procent der Brulloprämie von allen Versicherungen, die von Mitgliedern des Bunde- abgeschlossen werden, an die Hauptcasse des Bundes direct gezahlt werden. Noch schlimmer ist cS, daß diesen Forderungen durch Drohungen Nachdruck gegeben wird. In dem Schreibe» beißt es, der „VolkSzig." zufolge, wörtlich: „Wir bitten, uns Ihre Entschließungen bald gefälligst zukommen zu tasjen. Durch das Andrängei, unserer Mitglieder, die sich schon mehrfach dahin geäußert haben, der Bund der Landwirlhe möchte selbstständig auf dem Gebiete deS Versicherungswesens Vorgehen und aus sich heraus eine große Versicherung«. Olesellichast gründe», sind wir genölhigt, schnell zu Handel». Während wir dies schreiben, läuft soeben wieder ein Brief ei», in welchem die Verstaatlichung des Hagel-Versicherungswesens gefordert wird," Die zehn Versicherungsgesellschasteu haben mebr oder weniger höflich daS Ansinnen deö Bundes der Landwirlhe abgetehnt. ä'. Berlin, 15. März. (Telegramm.) Der ReichötagS- abgcordncte für Leipzig, Pros. Ilr. Hasse, bat im Aufträge des „Allgemeinen deutsche» Verbandes" vorgestern an den Kaiser ein Immediatgesuch i» Sachen dcS deutsch-französischen Vertrages über das Hinterland von Kamerun gerichtet. In dem Gesuche wird die Bitte ausgesprochen, diese Frage offen zu batten dadurch, daß die Verhandlungen abgebrochen »nd der Vertrag nickt vollzogen wird. Der „Allgemeine deutsche Verband" erblickt in dem Vertrage, soweit über den selben Nachrichten zur öffentlichen Kennlniß gekommen sind, die Zurücksetzung deutscher Jntereffen und des deutschen Han dels in dem zuerst von deutschen Forschern betretenen Gebiete Eentral-AfrikaS (Das Gesuch dürste leider fruchtlos bleiben, da nach einer zuverlässigen Meldung taS deutsch-französische Abkommen bereits persict geworden ist und in diesen Tagen veröffentlicht werten wirk. Red.) Berti», >5. März. (Telegramm.) Der Kaiser wird am Freitag Abend einer Einladung dcS russischen Botschafters, Grasen Schuwaloss. zum Diner entsprechen. Berlin, 15. März. (Telegramm). Wie auS Sagau telegraphirt wird, ist daS Eintreffen des Kaiser» zum Besuch deS Herzog- von Sagan sür Milte Juli in Aussicht genommen. V. Berlin, 15. März. (Telegramm.) In der heutigen Plenarsitzung des BnnVrsrathcS wurde die Vorlage, betreffend die Ausprägung von ReichSsilbermiinzcn, den zuständigen Ausschüssen überwiesen. O Berlin, 15. März. (Telegramm.) Die national liberale Fraktion des Reichstags hat in einer heule abgchalleneii FractionSsitzung einstimmig beschlossen, an den Abgeordneten l)r. Hatz» das Ersuchen zu richten, sein Vcrhättniß zue Fracüon zu lösen. D Berlin, 15. März. (Telegramm.) Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" erklärt die Meldung, der Lchatzserretair habe in der StempelcomMission gesagt, aus die Petitionen gegen die neuen Stempelsteuern sei nicht viel zu geben, als falsch. Der Schatzsecrelair habe nur aus geführt, die große Anzahl der Petitionen gegen die Stempel steucr wäre dadurch erklärlich, daß diese Steuer die weitesten Interessentenkreise berühre. (-) Berlin, l5. März. (Telegramm.) Der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" wird aus Stuttgart bestätigt, daß als neuer württembergischcr Gesandter in Berlin Freiherr von Barubütcr in Aussicht genommen sei. 6. II. Berlin, 15. März. (Priva tt elegra mm.) Die rothe Festnummer des anarchistischen „Locialtst" zum 18. März wurde in der Gesamml-Auslage von 7000 Exci» plaren consiscirt und der Redakteur Necft verhaftet. — Wie die „Germania" vernimmt, sind dein Grafe» Caprivi, dem Freiherr» von Marschall und dem an den Vorverhandlungen über den deutsch-russischen Handelsvertrag hervorragend betheiligten preußische» Gesandten in Ham bürg, von Thicliiiaiin, bei der bevorstehenden Vollziehung dcS Vertrages besondere Auszeichnungen vom Kaiser zugedacht. — Aus Basel geht der „VotlSzcituiig" die Mittheiluug zu, daß nach Ostern i» Zürich cm Druckhest erscheinen sott „mit aclenmäsiigeii Belägen" des Falles von Holstein, von Kiderlen-Wächter nnd Graf Ente»bürg aus der Feder eines „bekannten deutschen Diplomaten", welcher die Verbältnisse aus eigener Anschauung genau leime. (Die Un- Ibätigkeit der NeichSrcgieruna wird der Verbreitung de« Pamphlet- überaus förderlich sein. Red.) — Die preußische Negierung verzichtet, der „M. Z " zufolge, auf da« Eiiibriiigcn eines Nolbgcsctzeü wegen dcS nicht rechtzeitigen Zustandekommens de« Etats. Sie wird nach Ostern die Einsügung eines Jndemiiilätspara- graphen in das ElatSgcsetz veranlassen. * Posen, 15. März. (Telegramm.) Nach den bis jetzt vorliegenden Ergebnissen der W a l, l im Wahlkreis Mescriy Bomst erhielten: SzymanSki (Pole) 7180, Tzieinbvwski (Reich-Partei) 4583, von Mosch (Antisemit) 2975, Stolze (Sociatbiknlokral) ll>3 und Da» (freisinnige VolkSpartei) 3 i Stimmen. Stichwahl zwischen SzymanSli und Dziem howski ist nn»n,ehr sicher. * Kirl, 15. März. (Telegramm.) DaS Schulschiff „Nixe" ist, von der ostamerikanischen Station heimkehrend, heute Mittag bier eingelallfen. * vraunschwrig. 15. März. (Telegramm.) Der Landtag genehmigte gemäß der RegierungSvorschläge, de» Erlaß der X. Elassc der Personalstcuer, de» Erlaß einer Monatsrate der Grlliidstcucr und Gewerbesteuer und die Uebercisung von 23 Proc. aller dircctcn Steuer an die Ge meinden, sowie 27o 000 an die KreiSverbändc. * Iserlohn, 14. März. Bei der Arbciterbeisitzerwabl zum Gewerbegericht unterlagen die vereinigten christlich-socialen Arbeiter den Socialbemokraten. * AuS Baden, I I. März. Im Eltenheimer Real progymnasinm soll ein lateinloser Unterbau „ach de», Altonaer System eingerichtet werden. Gemciiidebebörde und Beirat!, habe» ein dahingehendes Gesuch an die Regierung gerichtet, »nd da» Ministerium bat das Gesuch gencdmigi, so daß der neue Lehrplan mit Beginn dcS Schuljahres >894/95 in der untersten Elasse ciiigeführt werde» wird. DaS Rcalprogymnasiiim in Eltenheim giebt zugleich auch in den oberen Elassc» seinen bisherige» Charakter auf und bielei seinen Schülern durch freie Angliedernng geeignete» Unter rickteS Gelegenheit, sich an der Anstalt bis zur Uni versilät vorzubercitcu. Eine vorliegende Miltheiluiig der „T. R." sagt darüber Folgendes: „Vom vierten JahrcScurS (Untertertia) an tritt da» Lateinische sür Lie jenigc» Schüler hinzu, welche ihr Studium als Schüler eines Realgymnasiums sortsctzcii wollen. Haben die Scküler den siebenten JakreSeurS erreicht, dann wird ihnen Gelegen heit geboten werden, durch Errichtung einer zwei JahrcScurse umfassenden achten Elassc (Unter- »nd Oberprima) ibre Studien an der Anstalt selbst abzuschlicsicn und damit alle Rechte der Realgymnasial-Abiturienten zu erlangen. Ter griechische Unterricht wirb sür freiwillige Theilnebmer wie bisher beibehalien und seiner Zeit bis Prima weiter geführt werde», so daß die Abiturienten niiscrcr Rcsormschulc im Stande sind, eine sogenannte ErgänzungSpriisuiig mit Erfolg abzulegen. Dadurch erhallen sie Zutritt zu allen UnivcrsitätS studicn, wie die Abiturienten der Gymnasien." * München. 15. März. (Telegramm.) Die Kammer des Abgeordnetenhauses lehnte mit 67 gegen 64 Stimmen de» Antrag Jäger auf staatliche Mobiliar-Brand Versicherung unter allmählichem Ausschlüsse der Privat geseUschaflen a b und »abm de» Antrag de« Ausschusses aus Revision der Statuten sämmtlicher 26 in Bayern ziigclassencn Gesellschasten behufs Herabsetzung der Prämien und Bei Hinderung eines »ncoulanten GcbabrenS an. Der Minister de« Innern batte das Staatsmonopol Bauern« aus taS Be slimintestc ans politischen, finanziellen und volköwirtbschasi liehen Erwägungen bekämpft. — Im Finanzausschuß er klärte der EultuSminister, er kaufe Bilder sür den Staat auch von den Srccssionistcn, 1892 waren cS 23, 1893 7. Allerdings war keines in der Ausstellung gekauft. Daß auf dixloinalischem Wege gegen die Secessioniste» gewirkt worden, sei unwahr. Der Ausschuß erklärte die Petition der Secessionisten, daß der Staat Ankäufe in der Seccssionistrii- ausstrllung machen möge, mit der Darlegung de- Ministers für erledigt.
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