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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.03.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940319016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894031901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894031901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-03
- Tag1894-03-19
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?. WM W LchM ÄBlitt »»l> AhM Rl. IN, MIT IN.Wtj W. iMav-WM Theater der Moderne». Leipzig, 18. März. Das gestern zur Anssührunz gebrachte Drama GerbartHauptmann's: „Einsame Menschen", gehört zu denjenigen Stücken der modernen Richtung, die 'ihren Weg auch auf erste Theater, wie da» Wiener Hosbnrg- tbealer, gefunden haben. Das Drama fand gestern hier eine beifällige, obschon keineswegs ungelheiltc Aufnahme. Gcrhart Hauptmann wird von Bielen für daS hervor- ragendste Taten: der jüngeren Richtung geballe»; seine Traumdichtung „Hanncle", in welcher bcllelhafte Proleiarier und himmlische Engel abwechselnd die Bühne beleben, die auch am Berliner Hoftheater gefallen hat, enlkält einige dichterisch schöne Stellen. Doch hat Hauptmann nicht ent sernt da« dramatische Talent von Sudcrmann, welches eine sortdrängende und mit fortrcißcnde Handlung zu gestatten vermag; er ist mehr Genre- und Charaktermalcr, auf diesem Oiebiele liegen seine Vorzüge, die aber in der Erzählung mehr als ui dem Drama sich bewähren könnten. Er ist hierin ein echter Schüler Ibscn's, und das gestrige Stück ist eine Ibseniade äs pur «ang, erinnert in der ganzen Anlage an einzelne Dramen des RorwcgerS, wie z. B. an seinen unglücklichen „Baumeister", wo auck> in ein etwas ver- kumpsteS eheliches Glück eine meteorische Frauenerscheinung hereinplatzt. Der „Eollege Erampton", das Hauptmann'sche Drama, das wir am hiesigen Stadttbeater gesehen, ist weniger nach der Zbscn'schen Schablone versaßt, es erinnert mehr an die erste Alkoholtragödie HanptmannS, „Bor Sonnenaufgang". Der Held der „Einsamen Menschen" ist ein junger Ge lehrter, welcher der sreigeistigen Richtung angehörl, i» eine orthodoxe Familie hineingeheirathcl hat und dessen Gattin Kätke für die wissenschaftlichen Bestrebungen und schrift stellerischen Arbeiten ihres Mannes kein Verständnis hat. Er fühlt sich vereinsamt, um so mehr, als auch sein Freund Braun nach der entgegengesetzten Seite hi» als geistiger Anarchist sich ihm entfremdet hat. Diese Beleuchtung durch Gegensätze der Weltanschauung erhebt das Drama über das Niveau der gewöhnlichen Familienstücke. Da kommt eine fahrende Schöne, eine Züricher Studentin dnltsch-rnssischer Herkunft, Anna Mahr, zufällig in die kleine Stadt und in das Hans Bockeral'S, wo sie den ihr von Paris her bekam, len Maler Braun sucht. Da hat der junge Gelehrte eine verwandte Seele gesunden; Anna Mahr versteht seine Be sstebungen zu würdigen, sympathisirt mit seinen Anschauungen sie hat dabei ein offenes, freies Wesen, welches mit dem gedrückten, weinerlichen der Frau Bockcrat in größtem Eontrast steht. Anna Makr ist wie eine Tynamitbombc in das eheliche Heim der Bockerat's gefahren, das sie ausein- andcrsprengt. Sie rudert mit Bockerat auf dem Teich, geht mit ihm im Walde spazieren; um seine Frau kümmert er sich wenig, ebensowenig um das niedliche Philippwen, das im ersten Act als Tauskind auf der Bühne und später hinter den Eoulisscn mitspielt. DeS Gelehrten Frau und Mutter und auch der im letzten Act wieder dazu kommende Vater sind darüber einig, daß Anna'Mahr aus dem Hause muß. Einmal hat sie schon Abschied genommen, Bockcrat hat sie begleitet; doch sie kommt mit ihm wieder, und cö wird dem Publicum nicht die Erleichterung gewährt, zu wisse», daß die gefährliche Person endlich im Waggon sitzt. Doch einmal muß cs dazu kommen; sie wird von der Mutter in allzuver stündlicher Weise aus dem Hause herauscomplimentirt; sic gebt trennt sich aus immer von Bockerat, der seine Einsamkeit nicht ertragen kann und sich ins Wasser stürzt. Dabei ist zu lemerken, daß daS Berhältniß der Beiden nicht über die Geistes- und Seelengcmeinschast hinauSgeht, daß es ein durch aus platonisches ist, daß auf den Spaziergängen und bei den Kahnfahrten nur von Darwin und Haeckel die Rede war. Das beweist ja der AbschicdSkuß, der von Beiden als ein Ereigniß betrachtet wird. DaS Stück ist in keiner Weise anstößig; aber eS bat einen andern Fehler: es ist schleppend und eintönig in Bezug auf die dramatische Handlung; es ist dem Dichter nicht gelungen, starke Hebel einzusetzen, welche eine lebhafte Steigerung und Spannung Hervorrufen; fortwährend wiederholen sich dieselben Motive, und die Büßpredigten, mit denen der unglückliche Bockerat bcimgesucht wird, der wie ein Rohr im Winde hin und her schwankt, müssen zuletzt ermüdend wirken. So ist „Ein same Menschen" vlme rechten dramatischen Lebensnerv und wird sich deshalb nicht auf der deutschen Bühne halten. Die idyllische Genremalerei, mit allerlei kleinen Detail zügen, selbst Anekdötchen anSgestattet, ist an sick lobcnswerth Hierin ist Hauptmann wie sein Meister Ibsen Realist, während sein Held Bockerat ein Romantiker ist trotz Darwin's uv.LHaeckcl's,ein Gefühlssckwärmer, ein verheirathelcr Werther, tcr, wenn es heute »och Mode wäre, in blauem Frack und gelben Nankinhosen berumlausen könnte. Wie die Genremalerei, hat auch die Eharattcrzeichnung jbre Vorzüge: vor Allem ist Käthe Bockerat ein treffliches Ebarakterbilt, rührend in ihrer Demuth und Herzenö- güte, in ihrer innigen Zuneigung und ihren fortwährenden Enttäuschungen. Frl. Meta Bünger traf für diese Käthe durchweg den rechten To»; eS war eine sehr aner kcnnenSwerthc Leistung; vor der Gesahr, diese Rolle durch übertriebene Weinerlichkeit zu verpfuschen, wurde die Dar- tellerin durch ihr Tactgefühl geschützt, obschon sic au geeigneter Stelle aus die Schnupftücher zu wirke» verstand. Ebenso trefflich sind vom Dichter die beiden Alten charakterisirt, Bockerat und Frau, beide fromm und an alter Sitte hängend, der Vater dabei keineswegs ein Grillenfänger, bis ibm tcr Herr Sohn die muntere Laune verdirbt. Herr Martini, besonders in der Hauptscenc des letzten Actes, und Frau Käsmann gaben diesen Eharakterc» den patriarchalisch idyllischen Zug und Ton. Ein recht hübsches Genrebild und auch hübsch von Herrn Rippert ansgesiihrt, ist der Pastor Eollin. Der Maler Braun mit seinen radicalen Gesinnungen and in Herrn Burg einen entsprechenden Darsteller, der hm das gegen die sonstige Klcinstädtcrci des Stückes abstcchendc ashionable Wesen gab. Die schwierigste Rolle des Stücks ist ossenbar Anna Mahr, eine problematische Natur, über die man doch nicht recht ins Klare kommt. Fräul. Agnes Bünger gab ihr daö Emancipirte des fahrenden Mädchens, der junge» Studentin, ie sprach bisweilen mit der Energie, die ihrem Wesen eigen ist; doch genügte sie wcniger in de» Gesüblsinomenlen. Es ist ein Fehler des Stücks, daß diese Anna Mahr nicht geistig bedeutender hcrvortritt; einige Phrasen genügen dazu nicht, und auch ihr Ebarattcr ist durch die Ibsen'schc Geheimthucrci zu sehr verschleiert. Immerhin zeichnete Frl. Agnes Bünger die Grundzüge desselben mit fester Hand. Der Bockcrat ist eine undankbare Rolle; er leidet an einer Nervosität, die an Hysterie grenzt, läßt sich dadurch zu verletzenden Gcfühls- ausbrüchcn hinrcißen und ist ein so schwantcndcr Gemüths mensch, daß er bei dem Zuschauer bald Aergcr bald Mit leiden erregt. Herr Go deck brachte diese Ebaraktercigen- chaften, die durch Anna Mahr erweckte Lebensfreudigkcit, einen Mißmut!», seine widerwillige Nachgiebigkeit, die gleich darauf ins Gcgcntheil nmschlägt, durch angemessenes c-tpiel zur Geltung. Die kleinen Rollen, die Amme des Frl. Fehr und die Wäscherin des Frl. Frank waren artige Genre bilder, kleine Bausteine für die häusliche Idylle, die von der komctarischen Anna Mahr so grausam zerstört wird. Rudolf von Gottschall. weiche, volle Baßstimme erwies sich für den Hans Stadinger, der bei aller Drolligkeit auch sentimentale Anwandlungen bat, als besonders geeignet. Herr Demuth brachte als „Eonrad" seinen unvergleichlich schonen Baryts» zur vollste» Geltung. Man schwelgte sörmlich im Woylklange dieses herrlichen Organs, wahrend Herr Marion durch seinen Gzvrg als echter Tenvrbnsso die Theater besucher ergötzte und Herr Prost in der Rolle LeS Ritter von Schwaben mit urwüchsiger Komik wirkte. Fräulein von Bahsej als Marie, und Fräulein Beuer als Irmcntraut gewannen ebeusalls die Sympathien des Publikums, Herrn Oberregisseur Goldberg wurde die vollste Anerkennung für seine lrejstiche Jnjcenirung zu Theil, und Herr Eapellmeisler Porst bewirkte durch sorgfältige Vorbereitung des Orchesters im Verein mit Herr» Musikdirektor Fritsch ein jo gutes Ensemble, daß die ganze Ausführung den besten Eindruck hinterließ. * Schmölln. 12. März. Am gestrigen Tage ist von den Ab geordnete» dcS Sängerbundes Kanon beschlossen worden, Laß der diesjährige Sängertag des BnndcS de» 30. Juni 'Vorabends und l. J»t> in der Stadt Schmölln abgehatte» werden soll. Es waren I'» Vereine durch ihre Abgeordnete» vertrete». Tie Be» Handlungen wurden durch den Bundesvorsitzenden Riitb-GIauchali geleitet. — De» sremde» Sangesbrüdern zu Ehren veranstaltete der hiesige Gesangverein Liedertafel im Gasthansc zur Wartburg einen gulbesuchte» EoinmcrS, in dem eine große Anzahl vortresslicher Gesänge zum Vortrag gebracht wurden. Musik. * DaS Ehepaar Eugen d'AIbcrt und Frau Teresa d'Atberl Carreäo hat i» Dresden wieder große Trinuiphe gestiert. Be kamitlich enlwickett die genannte Gattin LeS genialen Meisters in ihrem Bortrage eine ganz bedeutende Kraft, welche mancher man» lichen Hand nicht znr Verfügung sicht. I», Verein mit ihrem Gatten tritt also weniger der Gegensatz von einer männlichen und weiblichen Jndividualnüt hervor, als vielmehr die imponirendc Einheit einer Doppelkrast. Unter den Spenden für zwei Elaviere, welche das Künsilcrpaar dem Publicum darbot, erregte eine Sonate in b'c'.nr von W. Fr. Bach — ein gewisses bistorisches Interesse, ohne daß aus diesem Werke Len Hörer ei» besonders tiescr Enipfindungsgchalt «»gesprochen batte. Aeußersl packend und von Ansang bis zum Ende scsselnd waren die b>mol> Variationen von Ehr. Sinding. Der norwegische Tondichter hat bekanntlich einen sehr aus geprägte» Klangsarbensin» und gebietet über eine reiche Melodik. Daß letztere von nationale» Eliislnsscn nicht frei, sondern vielmcbr mit nordischen volksticdartige» Gestaltungen sozusagen gesättigt ist läßt erkennen, daß Sinding ebenso wie Gade, Grieg, Evendsen aus dem »»erschövsliche» Born deS nordischen Volksliedes neue Stärke schöpfen. Tos Eoncerl-Pathc-tiqne von Fr. Liszt beschloß das Concert in glänzendster Weise. Als Solospielerin enthusiasnnrtc Frau d'AIbcrt-Earrcüo durch den Vortrag einiger Ehopin'scher Stücke: Notturno in b'-liir, Barcarolle und Polonaise c>p. 53, Per ceuse <als Zugabe', während Herr Eugen d Albert durch die Wiedergabe der Sonate von Beethoven ,g>. 57 die höchste Be wundernng erregte. Ter Meister ist ein Bcethoven-Jnterpret, wie es woht gegenwärtig keine» zweite» giebi. Sei» tiefes Eindringen in den Geist des Tvnheroen und zugleich das innige Nachcmpfinden geben der Jnterpretalionskunsl des Meisters einen unvergteich lichen Werth. * Ter Concert-Verein in Zeitz ist stets bemüht, daS Kunst leben daselbst zu heben und z» fördern. Zn diesem Zwecke ruft derselbe osl auswärtige Künstlerkrüste herbei, um das Interesse a» den musikalische» Darbietungen immer rege zn erbnltrn. Besonder gern gesehen sind in Zeitz Leipziger Künstler, deren hervorragend' Leistungskrast den Kunslkreise» in Zeitz schon manche genußreiche Stunde geboten hat. So war es auch am letzten Donnerstag, de» 15. März, an welchem Tage einige Kräile der Leipziger Oper der freundlichen Stadt ihren Besuch abstattete» und zum Ergötze» der kunstsinnigen Einwohner Lortzing's Oper „Tcr Wajsenschmicd" zur Ausführung brachten. Herr K nüpfer führte die Titelpartie durch. T Kritik des „Zeitzer Anzeigers" bemerkt über de» Künstler, daß derselbe bereits als junger Anfänger das Meislcrsolo in Roniberg'sGlvlke inZeitz gesungen habe und nun als gcreiftcrKünstler wieder erschienen sei. Seine R.IVIi. Kostbare Lledersammkuiigen. In Paris wird jetzt die an Prachtwerken und Seltenheiten aller Art, Wiegen drucken ». s. w. reiche Bibliothek des Grasen Lignerolles versteigert und damit bis jetzt schon eine Viertctmilliö» erzielt! !1000 .k V. wurden für die vier Theile in zwei Bänden zählende, der Kronprinzesstn gewidmete, von I. M. Moreau und Anderen mit Kiipserslichen illustrirte „Auswahl von Liedern" gezahlt, die der Gouverneur des Louvre, erster Kammerherr LeS Königs, de la Borde, componirt hatte: cliuir ck« clinu«»!» inise» vu muoigue, Paris, Delormel 1773, mit dem von Masquelier nach Deron gestochenen Bildniß des Tonsetzers, der den Beinamen „mit der Lyra" in In Tvros hatte. Der galante Musiker hat sogar seine Frau izy zweiten Bande als Ctaffeleibiid verewigen lassen. -1000 zahlte man snr rine Prachtausgabe Bcrangerscher Chansons (in Musik gesetzt 1847 . Tie Ehansons-Ablheiiiing der Auction enthielt 34 Nummer», immer eine kostbarer, als die andere, darunter Ton iiiexInnA^ ü'Orlauckv o Tns-jiis" von 1501, 1504, 1570, 1571, 1572 und 1576. * Die niederrheiniichen Musikseste nehmen während der Pstngilseiertagc das Interesse der mniikalischeii Kreise in Len Städten am Niedcrrhoin in hohem Maste in Anspruch. Bekanntlich wird in diesem Jahre das Mnsiksest in Aachen abgehalten, wo auch der Dresdner Geiieralmustkdirector Herr Hosrnth Schuch am Dirigenten mlt erscheinen und verschiedene Werke dirigircu wird. Neben ihm mngirt als Dirigent der städtische Mnsikdirector Herr Schwicke rath in Aachen, welchem die Kritik ei» ganz bedeutendes Tireelions talcnt nachrnhint und ihm große Sorgfalt sowie tüchtiges Können zuerkennt. Bereits auf dem letzten Aachener Mnsiksest hatte der genannte Aachener Dirigent Gelegenheit, seine große Besahigung in der Leitung eines bedeutsamen Tonkörpers Larzulegcn. Ihm liegt, wie unü mitgelheilt ivird, bei dem bevorstehenden Musitsesle die Leitung des großen Werkes „Franciscus" von Tinel ob, dessen geniale Kraft auch in Leipzig einen Triumph gefeiert bat. Aus Holland und Belgien sind bei den niederrbeinischen Musiksestcn stets die hervor ragendsten Musiker und Kunstsreunde anwesend. In diesem Jahre wird das genannte Werk Tincl's aus die Holländer und Belgier bc vndere Anziehungskraft ansübe,i. Bereits haben wir dein Pro gramm des Aachener Musiksestes unsere Riisiiierksainkeft gewidmet und über die milwirkenden Solisten Einiges mitgetheilt. Daß nicht allein Herr Hosrnth Schuch ans Dresden, sondern auch Herr Kliinmersäiigcr Perron von der Dresdener Hosoper, am Rhein sehr doch gestiert, Mitwirken, ist ebeusalls von uns angczeigt worden. Ter Elavicripicler Paderewsti, dessen Leistungen in kurzer Zeit dem Künstler einen Wcllrus verschasst haben, wird nicht minder be deutendes Interesse errege». * lieber Herrn Eggers Braun schreibt der „Tägliche Anzeiger" in Düsseldori: Das vorgestern von dem erblindeten Pianisten, Herrn Eggers Braun aus Hamburg, im Ritterlaale der Städtischen Ton Halle veranstaltete Coneert, in welchem die Coiicertsängerin Fräulein Elsa Grüncwatd von hier und die Capelle des Niederrheinischen Füsilier-Regiments Nr. 30 unter Leitung deS königl. Musikdirigenten Herrn W. Kob», so gütig waren mitzuwirkcn, hatte eine so groste Anziehungskraft ausgeübt, dass nicht nur der vorerwähnte Saal voll ständig ausvcrkaiisk, sondern auch der Verbindnngsiaat von Zuhörern sehr zahlreich besetzt war. — Diesem materiellen Erfolge, welcher dem von einem grausamen Geschick betroffenen Künstler von Herzen z» gönnen ist, stand der künsterische in keinerlei Weise nach. In Herrn Brau», der u. A. drei Sätze ans der Sonate 0, I-'<Iiir von Mozart vortrng, lernten wir eine» begabten und musikalisch scingebildcten Pianisten kennen, dessen Art, wie er svecictl Mozart auftaßt, an ein svrgsälliges und gediegenes Studium dieses Meisters hiuweist Tie Technik des Künstlers ist von ausgesuchter Sauberkeit und der Vortrag feinsinnig und dislinguirt. Herr Braun batte sich für sein cinsgezcichnctes und stilvolles, vornehmes Spiel, welchem das Publicum mit ganz besonderer Andacht znhörte, des ungelheilte und lebhaftesten Beifalles wiederholt in reichstem Maße zu erstellen 8A. Aus Italien. Nach ziemlich langem Aufenthalt in Mai- la»d ist Giuseppe Verdi mit seiner Gemahlin letzte Woche nach Genna znrnckgekehrt. Ter greise Meister ersreut sich des aller- besten Wohlseins: das huldvolle Telegramm, weiches Kaiser Wilhelm anläßlich der Erstaussührnng des „Falsrass" an der Berliner Oper durch Gras Hochberg absendcn ließ und dessen Wort laut alle italienischen Blätter bringen, hat ihm, wie versichert wird, besondere Freude gemacht. Ein Mailänder Berichterstatter der Florentiner „Nazione" schreibt seinem Blatte, alle Gerüchte, daß Verdi an einer neuen Oper „König Lear" arbeite, gehörten in das Reich der Gründung. Der Meister habe ihm erst kürzlich erklärt, er gedenke überhaupt nicht inchr für die Bühne zu schreiben »ud reue sich, zuletzt »ist „Falstaff" in hohem Alter eine» guten Erfolg gehabt zu haben. — Maffenet's „Marion" macht einen wahren Siegeslauf über die italienischen Theater und scheint dort mehr Gluck zu habe» als des Landsmanns Puccini lyrisches Drania. Einen bedeutenden Erfolg hatte Maffcnet'S Werk neulich im Teatro Brünett« zu Bologna; zu Ehren des Eapellmeistcrs veranstalteten begeisterte Knnslsrennde ei» großes Banket. — Antonio Bazzini, der verdienstvolle Tirector des Mailänder Conservaloriiims, ist so chwcr erkrankt, daß mail an seinem Auskommen zweiselt. — I» Nizza und Montccarlo hat eine Schülerin Massart's, Jeanne Bourgaud, als Geigerin außerordentliche Triumphe gefeiert. Die italienische Presse bezeichnet die jugendliche Künstlerin als der Tcresina Tua völlig ebenbürtig. * Die Neu - Italiener scheinen fortgesetzt mit musikalisch dramatischen Werte» nach Bühnenerfolgen zu streben. Daß ihnen nicht immer die Erreichung des Zieles möglich ist, haben Mascagni's „Freund Fritz" und Leoncavatlo's „Medici" gelehrt. Jetzt ist wieder ein neues Talent erschienen, welchem das Deutsche Landes- theater in Prag die Bilhiiciilausbahii eröffnet hat. Buongiornv heißt der Eoniponist, welcher aus Neapel stammt und der Sohn eines Weinbauers ist. Wenn auch seine neue Oper „Etetka" wohl tanni ein sehr langes Leben haben wird, weil trotz echter Poesie im Texte dieser selbst mehr eine rührselige lyrische Märchendichtung ist, als eine mit dramatischen Steigerungen und Höhepuntten aur- gcstalttte Handlung, so geht doch aus dem Inhalt der Eoniposition dentlich hervor, daß der musikalische Autor ein ganz hervorragendes schöpferisches Talent ist, welcher »nr von seinem Librettisten, dem sonst hervorragenden Dichter Golisciani im Stiche gelassen wurde. Eine schwindsüchtige Geliebte stirbt in den Armen des bereits ver- hciralheten Geliebten. Später erscheint sie ihm, dem von Gewissens- blsscn Gefolterte», a» einein See in Geistergestalt. Sie lockt ihn, er kan» nicht widerstehn, der See verschlingt ihn, er ward nicht mehr geseh». Aber die herrlichen bestrickenden melodischen Sätze des Eoinpviilsle», seine Fülle von Gedanken, die er freilich mitunter als eine Fracht abtadct wie sie fallen und liegen mag, die Schärfe in der Zeichnung eilizclncr Eharattcrzüge und das osl bestrickende, aber niemals ansdringliche Eolorit vcrhatscn dem Werte z» einem schonen Erfolge. Stürmische Hervorrufe wurden de» mitwirkcnden Hanpt- trüsten zn Theil. Nanicntlich sind der Tenorist Werner Alberst, der Baryioiust Tavisvn und der Regisseur Pcpplcr hcrvvrzuheben. * Die „Ems- und Leda-Zeitung" berichtet über daS am II. d. M. slaltgchabte Eonccrt des Leerer SingvereinS, in dein unter der Leitung des Herrn Werner die „Schöpfung" von Haydn zur Aufführung gebracht wurde. 'Neben Eho» und Orchester zeichneten sich in ganz besonderer Weise die Solisten ans, denen rückhaltloses Lob gespendet wird; es waren dies drei wohlbekannte Leipziger Künstler: Fräulein Münch und die Herren Gnsla Trailtermann und Robert Leideritz. „Vorzüglich" beißt es in dem Referat, „war die Leistung des Fräulein Münch, deren jugendlich frische, glockenreinen Stimme Bewunderung und Sym palhie erregte. Tie Dame zeigte sich in den schwierigen Partien als eine überaus gewandte und sein gebildete Sängerin. Ihr eben bärtig zur Seite standen der Tenorist, Herr Eoncertsängcr Trauter mann und der Bassist, Herr Hosopernsänger Leideritz, welche bei seiner Ausfprache n»d großem ninsikastichcil Geschmack reiches Stiminniaterial zur Geltung brachten." Fräntcin Münch, ebenso wie Herr Traulerinann verdanke» ihre Ausbildung dem Leip ziger königl. Eonservatori um, spcciell dem daran «hänge» vor züglichcn Gcsanglehrer Herrn Rebling. Tie Sängerin wurde durch Ueberrcichung eines Lorbeerkranzcs überrascht und geehrt. vermischtes. Wie der Häuscrschwiiidcl in Berlin betrieben wird, zeigt sick' an cineni (Krundslück in der Pcrtcbcrgcr Straße, das von cineni Bainiilternchnier gebaut war und mit 280000.L Hypotheken belastet ist. Nacktem in secbs Monaten vier Besitzer eingetragen worden waren, sollten zwei Hypotheken ausgcklagt werden, und sofort wurde das Haus an einen Bicl'bänblcr tKörisck verkauft. Dieser ist jedoch nicht zu ermitteln. Alle amtliche» Nachforschungen sind erfolglos geblieben. Nacktem die ösfentlicho Klagczustcllung an ihn erfolgt ist, findet die Versteigerung des Eftdäudcs im April statt., Nun soll eine Anzabl von den 17 Hypotheken auö geboten werden, so daß das Grundstück, daö einen Wertk von 350>nn>.<ä hat, für etwa l'.»oo«»o^ verlaust werden wird; etwa '.lo ooo.si Hypotheken fallen aus. --- Frnnksnrt a. M, 17. März. In Gießen starb der bcssisckcArtillerielieutcnant v. Zangen a»S Darnistadt, der im letzten Herbstnianövcr einen schweren Sturz i»it dem Pferde gcrhan hatte. Er lag die letzte Zeit völlig gelähmt in der alten Klimt zu Gicßcn. r LEL LG, Ik»n^ l uke ZuM-brvorHtrhenSrn^WodnnngsweHsc^ machen wir auf nachstehende vortdeilhastr Angebote ausnlerksaiil. Alle von uns gesnlirtrn Artikel sind circa NE" Ä0'7<> billiger als im Kleiiwerkanf üblich calcnlirt, deren Preise mithin und bei Lieferung neuer, tadelloser Waaren viel billiger als alle sogenannten: II» FI«! lit IE», Iluui Onke Xatlooal. „Ohne (sonettrveilz" Iftelso: >ett« xexen vnnrrnllluiix. >»«- 130 cm breite ; i verkaufen statt: 2 75 ^ mit — -ü das Meter. ! Größte prima Plüsch. verlausen statt: 100 130 - - ........ - - A - - - . 2 .', . . - Zweite Größe Tritte Größe dcsal. - - - - 00 130 - - «tpu« . - - 2 . 75 . . - 15 » » - dcogl. - - - . 40 i:io - - oepk« - N 3 . 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