01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.05.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940502010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894050201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894050201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-05
- Tag1894-05-02
- Monat1894-05
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W. ,. >k. U. . . . » b.— » . I. A. 7 L. R. . . . - 10 — z. Sch. '/- 3- A- L. S. /. M. H.., L. B. /. Th. H. L. «. /. A. H. . «. «. /. «. P. Si. LI. /. F. St. 10.- 10.— 20.- 10 — 3 — 3.— ^4 in dem Tomitb für daS 10. Bundesfest des Deutschen Rabfahrer-Buode« ^ b0 — dem Ostvorstädtijcheo Gewerbe-Verein in Reud- nitz-Leipzig >4 23.08 üb« welch» Betrüge hiermit dankend quittirt wird. Leipzig, den 30. April 1894. Der Vorstand »e» Ea»ariter-verrinS. Tutau Kladart, Schatzmeister. I England und Afghanistan und brachten zwischen ihnen eine Spannung hervor. Am Anfang der 80er Jahre galt bei den indischen Staats männern als unerschütterliches Dogma der Sah. Indien muffe bei Hrrat vertheidigt werden; diese westliche Grenzstadt Afghanistan- sei als der Schlüffe! zum indischen Reiche zu betrachten. An der Spitze der englischen Regie rung stand damals Gladstonc Dem Ansturm der öffent lichen Meinung, welche eine energische Machtentfaltung I an der russisch-afghanischen Grenze verlangte, be gegnete der liberale Staatsmann zunächst mit tempori- sirender Gelassenheit. Dann erfolgten langwierige Ver handlungen mit Rußland über die Demarkationslinie, welche schließlich Herat mit seinem allernächsten Glacis in afghanischem Bestie ließen. Damit der „Schlüssel" bester vertheidigt werden könne, legte man von Indien aus eine strategische Eisenbahn nach Kandahar an und schloß mit dem Emir Addurrhaman ein Bünvniß, laut welchem dieser sich ^ verpflichtete, zur Bertheidigung gegen Rußland eine starke be waffnete Macht auszustellcn, insbesondere Herat mit einer gegen jede Ueberraschungsichernten Garnison zu versetzen. Dafür erbiclt der Emir Waffen und Munition, ein paar Batterien, Kanonen neuester Construction und viele Tausend Hinterlader. Als Sold für die zu erhaltenden Mannschaften wurden ihm 12 Lakb. Rupien jährlich zugesichcrt. Unter diesen Bedingungen war Addurrhaman Englands „Mittler" geworden; wenn man die Turkmenenarenze als das einzige EinsallSthor be trachtet, war der „Pufferstaat" in höchster Vollkommenheit hergestellt. Dieser Zustand der Dinge änderte sich vor einigen Jabren. Bon Herat wurde immer weniger gesprochen, die Schlüsiel- eigenschaft fand in den Kreisen der indischen Politiker mehr Zweifler als Gläubige. Die Pamir« waren in Sicht ge kommen. ES erhellte, daß, sobald sestgestellt war, daß über das „Dach der Well" gangbare Wege führten, eine russische Expedition weit rascher und leichter von dort her in Las I indische Kaschmir Vordringen könnte, als an irgend einem ! Puncte von Afghanistan au« daS Eindringen in daS britische Imperium zu ermöglichen war. Mit Eifer rüstete man im nordischen GebirgSlande, um der Gefahr recht zeitig und nachdrücklich zu begegnen. Gilgit im Punathale wurde zu einem großen Waffenplatze ! umgewandrlt, von dort auS die Tbalsnrsten zur Botmäßigkeit gezwungen und durch Subsidiea für die von ihnen geforderten Dienste willig gemacht. ES galt, die Grenzpäffe und Sperr ^ clausen zu sichern, und allem Anscheine nach haben die eng lischcn MilitairS ihre Aufgabe mit ebensoviel Energie als besteben oder daS Aushören der englischen Herrschaft über diese« „britische Kaiserreich" das Unbeil sprechen wird. WaS das Berballniß Rußlands und (5bina« im Pamir- 'lreit betrifft, so wollten kürzlich die „Time»" wissen, beide " Mächte seien zu einem gütlichen Vergleich gelangt. Diese Meldung war verfrüht. ES wurden zwar die Verbandlungcn »wohl in Petersburg wie auch in Peking gepflogen, doch übrien sie trotz aller Anstrengungen biSber zu keinem Er» gebniß. Auf beiderseitigen Wunsch wurde im vorigen Monat nur ein Abkommen darüber getroffen, daß ein Verschieben oder Vordringen der niilitairiscken Posten in da« einstweilen als herrenlos angesehene Grenzgebiet von keiner der beiden Mächte dis zur definitiven Regelung der Grenzsrage statt- finde. Die Unterlassung des AuSsendenS sogenannter „wissen schaftlicher Expeditionen" wurde zwar in der Uebereinkunst nicht ausdrücklich bedungen, aber eS wurde stellschweigend angenommen, daß der «latus quc> durch keinerlei Schritte von irgend einer Seite gestört werde. Der chinesische Gesandte Hiü rechnet während der Sommermonate nicht auf eine Wiederaufnahme der Verhandlungen, doch bat er sich für diese Zeit eine Villa bei Petersburg gemietbet. LegationS- secrclair Tsching-Tschang, der zur Unterstützung de- Gesandten aus Paris nach der russischen Hauptstadt berufen worden war, wird wieder auf seinen Posten zuriickkehren. Sonach har eS den Anschein, als ob die Pamirsragr sobald nicht von der Tagesordnung verschwinden werde. Rußland und England in Afghanistan. 8. Von Zeit zu Zeit erleuchtet irgend eine Nachricht daS! Sachverltändniß gelöst , . . ,, Dunkel, welches den erbitterten, aber geräuschlosen Kampf .Der Em.r ,n Kabul bl,eb mdesten be. so chcn Vorgängen umzieht, den Rußland und England in Mittelasien führen, keineswegs müßiger Zuschauer Im Südwesten des Pam.rS Das Endziel ist de« Streite» Werth; bandelt eS sich dock U-gl e.n Gebiet m.t heidnischer Bevölkerung, von un- nichl allen, um jene unermeßlichen Gebiete, welche sich von »«zügelten, meist nomadisch herumschwe,senden Stammen den kleinasiatischen bis zu den chinesischen Grenzen, vom bewohnt. Aus diesem Gebiet liegen G^ Kaukasus bis zum Hindukusch auSdchnen, sondern um die I b«n> Ouellgebiel de« OxuS in den^an»^« >» da« Fluß- Herrschaft in Indien. Immer näher rücken die russischen ! kbal D?"* kaufmanniich-riploina- Vorposteu den natürlichen Felsenthorcn. welche paS t«^«» Scharfblick des Em.rS entging nicht, das d.ese Paffe Zauberland von Norden und Westen umgeben, und durch die neueste Entwickelung der D,m,c zu höchst schätz erst vor zwei Jahren saben die Briten zu ihrem baren Wcrtb°b,ecten geworden waren. Er bejchlob stch der Schrecken, wie weit dieses Vordringen gestiegen sei, al« I i^beo zu bemächtigen, und erklärte, da« Beijpiel Anderer Capitain YoungbuSband in dem wilden Gebirgsplateau de« nachahmend, es sei noth.g. den ohne Ordnung und Eultur Pamir auf Kosakenposten unter dem Eommando de« Obersten schw«"«nden Horden d.eEw.l.,at.cn de« Islam zu bringen. Jonow stieß, welcher den englischen Reisenden auf wenig bös» Io,. Da entstand eine Eoncurrcnz zwischen den Ansprüchen liche Weise auS dem Lande hinauScomplimcntirte, da« man dis-1 Afghanistans und Indiens, und die englstche Negierung ist her für afghanischen und chinesischen Besitz gehalten hatte. „For- "tt'» bcmubt, d.e Eonst.cte m.t Afghanistan zu schung-eppeditionen" entsendet gewöhnlich daS Zarenreich in jene I kchüchten. ^>e wollte den General NobertS nach Kabul Länder, die e< seinem Besitz angliedern will, nur daß eS die I udsenden, um zu einem Einvernehmen mit dem Emir in Forscher stet-von Militairadtbeilungrn begleiten läßt. Neben I ^u» auf die Streistragen zu gelangen. Die Mstston diesem aber vollzieht sich auch noch eine friedlich« Art der I mißlang aber, da der Emir allerlei Kniffe und AuSstuckte Eroberung auf dem Gebiete de» Handel- und Verkehr». Der anwandte, um der Mffsion de« englischen Diplomaten vor- sindige russische Kaufmann, durch seine mongolisch-tartarische I Zeugen. ^ „ . .. - Blutmischuog den verschiedenen asiatische» Völkerschaften vcr-1 November v. I. gelang eS aber der englischen Negie- wandt, eröffnet in allen mohamedanischen Ländern AstenS Ib«" Diplomaten Sir Mortimer Durand nach seine „HanvelScontore", er macht den Briten und den bri- Kabul abzusch.ckcn und n„t dem Em.r rmen Vertrag abzu- tischen Maaren die erfolgreichste Concurrenz. er beherrscht j schl'-ven. dessen Einzelheiten m der letzten Zeit bekannt heute nicht nur in Chiwa und Buchara, in Turkestan und I »«S«b«ff Worden sind. Durch diesen Vertrag bat England Khokand den Markt, er hat stch wirthschafllich längst in »U« seine Z.clr, welchen r« ,n «lgban,stan zu,Ireble, erreicht. Persien und auch in Afghanistan festgesetzt. Diese Ziele waren: die Herstellung einer unzwe,felbasten und Da« letzte Land ist eS besonder«, um daS sich der Wett-1 anerkannlen Grenze zwijchen «ighanistan und Rußland, die kampf der beiden asiatischen Rivalen dreht. Im Norden bauernde Herstellung der englischen Oberherrschaft ,n dem- diese, Staate« hat Rußland durch AuSvrhnuna sein.» Macht- !«"'»«" The.le de« englisch - afghanischen Zw.schenlandeS bereiche« über Buchara im Jabrc 1868, Sarafschan mit > (Borderlanb). Lessen nominelle Abbangigkeit von dem En„r Samarkand in demselben Jahre, Fergbana (Kbokand) im °ei thatsächl.chcr Selbstständigkeit und besten ,orlwahrendc Jab« l8?S. Chiwa im Nordwestcn 187.1 sich Afgbanistan so innere Kämpfe eme stete Bedrobunz drr Beziedungen zwstmcn genähert, daß es l87Z zur Occupirung von Darwa« und 1884/85 Afghanistan und England bildeten, und endlich v.e Stärkung zur Besitzergreifung desGebietesvonMcrwschreiten konnte,damit I b«r internen Stellung des Emir. also, nicht ohne kriegerische Maßnabmen, dir ersten eigentlichen I Einen entschiedenen Gewinn bat England in der endlichen GebietStheile von Afgbanistan im Norden an sich reißend. I Regelung der indisch-aszdanischen Zivischcnlandfrage erzielt. Der von 1886—1888 erfolgte Bau der transkaspischen Eisen-1 Der Emir bat dessen Oberhoheit über Tsckitral und die babn die, den Amu Darja, Tschardtschin überschreitend, bis I benachbarten Bergvölker zwischen dem Kunarflnffe und dem Samarkand festgesetzt wurde, sichert Rußland eine vorzügliche I InduS anerkannt. Tie Engländer können sich dort also, strategische Operationsbasis, von der auS namentlich die vor-1 ohne mit ihm sich zu Überwerfen, militairisch sestseyen geschobene Position von Mrrw, di« Hrrat unmittelbar bedroht, I und kommen dadurch in die Lage, den Rüsten ein Herein- auSgenutzt werben kann. Im äußersten Osten von Nord-1 brechen vom Pamir auS durch die Hindukuschpässe in asghaaistan hat Rußland sich dann die Pamir-Gebiete durch da« I da- nordwestliche Indien schon in diesem Borlande Vorschiebenvon„friedlichenEkpeditionrn",d.h.stärkrrenMil>tair-1 verlege» zu können. Dadurch wird den Rüsten auch eine colonnrn, zu sichern begonnen, und wenn auch hier ein Tbeil I etwaige Aufwiegelung der indischen Bevölkerung im Falle derselben, die Distrikte von Reschan, Schngnan und Warchan, > eine« Kriege- bedeutend erschwert. Durch Abtretung de« zur Zeit noch al« streitig angesehen wird, so dürste die« I großen, schon seit 1880 und 1890 dem englischen Einstuffe nach einiger Dauer doch einfach mit einer definitiven russischen ! unterworfenen Gebiete- von Wasiristan, Siwistan und Kurun Besitzergreifung enden. Damit hat Rußland daun den Kamm! an England ist diesem da« Vordringen aus Kabul und de« Hindukusch-GebirgeS, den unmittelbaren Zutritt in da« I Kandahar, den Hauptstädten der südlich vom Hintukusch obere Thal de- InduS. erreicht, ein Ziel, dem Rußland de-1 gelegenen Hälfte von Afghanistan erleichtert, und es wird kanntlich ffit Jahrzehnten beharrlich ,»strebt. ! wcbl nur nock kurze Zeit vergeben, bi« die genannten Stätte Der Emir von Afghanistan sab diese ibm von Rnßlaud I dem bereit« biS zur fetzigen Grenze vorgeschobenen indische» drohende Gefahr gut ein und schloß sich immer enger an I Eisenbahnnetz angeschloffen sein werden. Seit >887 bezw. England an. In den Engländern erblickte der Emir seine I 1879 befindet sich Beluischistaa im Süden von Afghanistan natürlichen Bundesgenossen, welche ihn vor dem Vordringen I bereit« unter englischer Herrschaft, so daß also Afghanistan, Rußland« schützen sollten, und denen e« an de: Erkaltung l da da« westlich gelegene Persien al« solche« gar nicht in Afghanistan« al« eine- Bollwerke« zur Bcrlheidigung Indien« I Betracht kommen kann, nnnmebr für England, welche« dem viel gelegen ist. Zwischen England und Afghanistan ent-1 Emir von Afghanistan seit 1891 ein von ttt, Millionen au wickelten sich freundschaftliche Beziehungen, und die Engländer I 2>/« Millionen Mark erhöhte« IabreSgebalt bezahlt, den übte» m Kabvl einen sanften Druck auf den Emir au«. I ein,igen Grenzwall gegenüber dem russischen Expansiv- Die weiteren Ereignisse aber, namentlich da« Vordrinaen I bestreben bildet. Hier wird sich dereinst jene Entscheidung Rußland« im Pamir, störten da« gute Einvernehmen zwischen > vollziehen, die über die Zukunft Indien» und da« Fort Deutsches Reich. * Berlin, l. Mai. Zur Conseren; über dir Reform deL köderen MädchenschulwesenS wird der „Nar.-Zlg." au« der Provinz Folgendes geschrieben: „Es ist selbstverständlich, daß jeder, der sich jetzt schon ein Bild von den Ergebnissen der Beralhungen machen will, sich vergegenwärtigt, wie die Confercnz zusammengesetzt sei, nnb da muß eS aller dings befremden, zu bvren, daß man als sachverständige Herren, wenn wir recht berichtet sind, lediglich solche au« Berlin zugczogen hat. Wir sind weit davon entfernt, in die Tüchtigkeit derselben irgend welchen Zweifel zu setzen, aber daS ist doch ohne Weitere« einleuchtend, Laß bei der Regelung einer so »vlchugeu Frage nicht die Verhältnisse »'»er Großstadt wie Berlin allein den Ausschlag geben können und dürfen. Wir wollen nur an zwei Dinge erinnern, in denen sich die Verhältniffe in Berlin von Lenen in der Provinz und in den außerpreußischen Ländern zu ihrem Nack tbeil unterscheiden. Einmal, daß di« öffentlichen höhere» Mädchenschulen Berlins hauptsächlich von den Kindern des Mittelstände«, nicht aber von denen der oberen Schickten der Bevölkerung besucht werden, weil diese letzteren wissen, daß bei dem gänzlichen Mangel an Mittelschulen in Berlin alle Eltern, die nur irgend die Kosten erschwingen können, ihre Kinder in die ösfcnllichcii höheren Mädchen schulen senden, um sie nicht den Cvmmunalschulen zu übergeben. Ferner, daß bei den weiten Entfernungen der Großstadt die Mädchen nicht wie in der Provinz mit dem echsten, sondern erst mit dem siebenten Lebensjahre zur Schule geschickt zu werden pflegen. AuS der crsteren Thatsachc folgt, daß daS BildungSbedürfniß der Schülerinnen der öffentlichen Schulen der Hauptstadt, bei denen die unteren und mittleren Elasten mit einem Ballast von Schülerinnen belastet ind, die eigentlich nicht aus die höhere Mädchenschule ge hören, durchschnittlich geringer ist, als in den Städten der Provinzen und der außerpreußischen Landesiheile. Die zweite Thatsache aber macht eS erklärlich, daß die meisten Schüle rinnen »ach neunjährigem Besuche der Anstalt bercilS sechzehn Jahre alt sind und alsdann der herrschende» Sille gemäß abgehen; daß also nach einem zehnten Schuljahre in Berlin nicht dasselbe Vedürfniß vorhanden ist wie in der Provinz. Dazu kommt die Urbersüllung der Berliner Schulen, welche den erziehlichen Einfluß deS Director« au seine Schülerinnen erschwert. Dies sind außerordentliche Ver hällnisse, die man doch unmöglich zum AuSgaugSpuncte für die Aufstellung allgemein giftiger Normen macken kann. Wir glauben indessen hei der, erst jüngst der Deputation des preußischen Verein« für daS höhere Mädchcnschulwesen gegen über bekundeten Gesinnung des Leiters des preußischen Schul wesen» sicher annchmen zu dürfen, daß die maßgebende Be hörde in Preußen sich derartigen Erwägungen nicht ver schlossen bat und daß sie die Abmachungen der Eonfercnz nicht eher als bindend ansehen wird, ebe lie die selben auch anderweitigen Kreisen, sachverständige» Leitern und Leiterinnen von öffentlichen und privaten höbcren Mädchen schulen außerhalb Berlin«, zur gutachtlichen Aeugerung vor gelegt und deren Ansichten gehört hat." * Berlin, l. Mai. Nach den im NeichSversicherungsamt gefertigten Zusammenstellungen, die auf den Angaben der Vorstände der Versicherungsanstalten und der zugetaffcncn Casseneinrichlungen beruden. betrug am >. April >894 die Zahl der seit dem Inkrafttreten de« Invalidität«- und AlierS- versicherung-gesetzes erdodenen Ansprüche auf Bewilligung von Altersrente bei den 3l Versicherungsanstalten und den 9 vorhandenen Eaffcneinrichtungen 271 463. Von diesen wurden Rcnlenansprucke anerkannt und 46 422 zurückgcwiesen, 3754 blieben unerledigt, während die übrigen 5903 Anträge ans andere Weise ihre Erledigung gesunden haben. Auf das Königreich Sachsen kommen l l 563 Rentenansprücke. Tie Zahl der während desselben Zeitraum« erhobene» Ansprüche auf Invalidenrente be trug bei den 31 Versicherungsanstalten und den 9 Eaffen- cinrichtungen inögesamml 97 163. Von diesen wurden K4 204 Rentenansprücke anerkannt und 2168? zurückgewiclen, 6680 blieben unerledigt, wäbrcnd die übrigen 4592 Anträge aus andere Weise ihre Erledigung gesunden baden. Aus daS Königreich Sachsen kommen 3697 Nenlenansprüche. Unter den Personen, die in den Genuß der Invalidenrente traten, befinden sich l583, die bereit« vorher eine Altersrente bezogen. * Berlin. >. Mai. In einem Artikel, den der „Vor wärt«" zur Maifeier veröffentlicht, steht folgende schöne Stelle: „TaS dentlche Vürgerthuin bat auch rin Volksfest zu gründen vrrluchl. Neben den kirchlichen Aeleriaaen vermaß r« fick, einen eigenen Feiertag zu schassen zur Verherrlichung de« T Hand initm US »nd de« Massenmorde»: den SedanStog. Die besitzend« Class» hat alle ihre Machihebel in Bewegung gesetzt, um dem deutschen Volke diesen Tag aufzudrängen. Die Bemühungen waren umsonst. Soweit das Sedansfest nicht rin befohlene« Poltzes- und Beainlensest ist, wird e« nur von einem Theil der herrschende» lLlasff geieieit. Tie Soeialdemokraii«, di« von Anfang an gegen diese» Fest der Barbarei ihre Stimme erhob, hat gesiegl: da« Fest der Bourgeoisie war eine Fehlgeburt. Und wie dir Eociul- demokrafte da« Fest der Bourgeoisie scheitern ließ, so hat sie dem Fest der Arbeit und der Cuitur, das die Bourgeoisie mit aller Macht unterdrücken wollte, den Sieg errungen. War da« nicht eine Kraftprobe, eine zwiefache Kraftprobe: da- FiaSco de« Sedan«. tage«, der Triumph de« 1. Mai?" U Berlin. I.Mai. (Privattelcgramm.) Die „Boss. Ztg." schreibt: Wie wir zuverlässig hören, bat heute der Kaiser die Erlaubnis zur Führung der Gleise der großen Berliner Pferdebahn über die Straße „Unter de» Linden" rrlheilt. L. Berlin, 1. Mai. (Privattelegramm.) Die Abendblätter melden: Bezüglich der Gestaltung de« Rattanal- dciiknials sür Kaiser Wilhelm l. hat Proseffor Runklake dein Kaiser und dem Professor Reinboid Bega« einen Enlwurf unterbreitet, der eine neue Lösung der DenkmalS- sragc »i der Lchloßsreihcit darstcllt. Dir Schwierigkeit, die auch in dem Enlwursc von BegaS nicht gehoben ist, La« Denkmal und die Schloßarchitcktur zu gegenseitiger Steigerung der Wirkung zu verbinde», soll jetzt durch eine dockgelegte, zu beiden Seiten durch ein Portal mit dem Schlosse ver bundene Terrasse glücklich gelöst sein. V. Berlin, 1. Mai. (Telegramm.) Wie die Abend blätter meldeten, wird der Kaiser morgen früh nach seiner Ankunft aus der Wildpark-Slatio» sich nach dem Neuen Palais begeben und um 9 Uhr bas erste Garde-Regimcnl zu Fuß in Potsdam besichtigen. U. Berlin, 1. Mai. (Privattelegranim.) Nach einer Meldung aus Hamburg hält die „Hamb. Börsenhalle" dem Dementi der „Nordd. Allgem. Ztg." gegenüber ihre Mittbcilungcn über neue Unruhe» in «amcr»» aufrecht und veröffentlicht zur Bestätigung ein neues Schreiben au« Kamerun vom 20. März. «> Brrltn, l. Mai. (Telegramm.) Die ,Nat.» Ztg." sagt in einer Besprechung der letzten Erklärungen, welche der UnterstaalSsccretair des Auswärtigen Grep im englischen Unterbaust Uber die Lam«a-Fra«e abgab: Das ganze Geräusch, da« jetzt über diese Frage gemacht werde, ehe von England aus und bade nur den Zweck, auf den usch zu klopfen, ob siw angesichts der Schwierigkeiten, die au« der gemcinsaincn Verwaltung Samoas durch di« drei Mächte sich ergeben, nicht ein Geschäft sür England machen ließe. Läge die Sache anders, so hätte der englische UnterstaalSsecretair doch wohl Lie thatsächlichen Ver hältnisse aus Samoa, welche daS deutsche Interesse un bedingt in den Vordergrund stelle», berücksickligen niüffcn. England wünsche eben nur, die Inseln zu erwerben, oder aus ihnen Alle« beim Alten zu lassen. Einen dritten Ausweg scheine man in London nicht zu kennen. T Berlin, l. Mai. (Telegramm) Wie schon kurz gemeldet, wurde beute Vormittag eine anarchistische Volksversammlung in der Reftource, der etwa 1000 Per sonen beiwohnte», nach zweistündiger Tagung polizeilich ausgelöst, nachdem ein Redner benierit batte, daß die Ar beiter ihre Rechte mit Säbel und Flinten erkämpfen müßten. Ein große« Polizeiaufgebot war zur Stelle. Der anwesende Polizeitieutenant ließ durch den Vorsitzenden der Versammlung den Rath ertbcilcn, nickt, wie beschlossen -worden sei, nach den „Zelten" zu ziedcn, sonder» sich lieber ruhig zu verhaften. Etwa 500 andere Anarchisten gingen in Trupps von 20 Mann nach dem Kaffecgarten, um da selbst die Nachmittagsffunven zuzubringc». Hier herrschte die größte Ruhe und Ordnung. In den übrigen Thrilen des Thiergartens befanden sich mehrere hundert Arbeiter in ziemlich animirter Stimmung. Ausschreitungen kamen jedoch bi« gegen Abend nicht vor. Ueberhaupt ist der „Mai- sciertag" dislang vollständig ruhig verlausen; e« war kaum eine Unleroreckung der Arbeit zu bemerken. Berlin, t. Mai. (Telegramm) Die „Voss. ZtS-* berichtet au« Nürnberg: Nach einer Meldung des Jzran- kischen Courier«" auS München hat fttraf Preysing in einer Versammlung ultraniontaner Geineindebevollniächlizten unter lebhaftem Beifall seiner Mißstimmung über die Politik der ReichStagSsraction des EcntrumS, die über kur; oder lang zur Abspaltung der bayerischen Mitglieder führen niüffc, Ausdruck gegeben. Er verwies aus die große Bedeutung der Polen-Fraclion, die nur 18 Mitglieder zähle. Die bayerischen Katholiken und Eon- servativen würden, 30 an der Zahl, noch mehr bedeuten. L. Berlin, l. Mai. (Privattelegramm.) DaS „Teutsche Lolonialblatl" veröffentlicht die kaiserliche Ver ordnung, betr. die RecktSve rbällnisse der LandeS- beamtrn in Drutsch-Ostasrita, ferner die Verordnung de« Landeshauptmanns in Tago, beir. die Niederlassung im Gebiet von Klein-Popo und Lome. L Berlin, l. Mai. (Telegramm.) Tie Abendblätter schreiben: Die Beratbung des Gesetzentwurses über die Ab änderung der Slrasprocctzordnung in drin zuständigen Aus schüsse des BundrSratbS ist so weit vorgeschritten, daß beste Aussicht vorhanden ist, da- Plenum werbe diese Vor lage noch vor seiner Sommcrvertagung seinerseits erledigen können. Der üntwurs würde dann einen der ersten Gegen stände bilden, die dem Reichstage in seiner nächsten Session zugingen. K. Berlin, l. Mai. (Privattelegranim.) Morgen findet im Abgeordnetenhaus» SchwerinStag statt, dann soll die Woche frei bleiben Am Montag kommt der Bericht der Budget-Commission zur Beratbung. ^ Berlin, l. Mai. (Telegramm.) Tie heutige Feier de« 70. Geburtstag« de« Abgeordneten l>r Hammachrr in seiner hiesigen Wobnung gestaltete sich zu inicreffanlen Kundgebungen. In kunstvoll anSgcstattelcn Adressen gratniirten zunächst die C a r t el freu n de. Seine Freunde im Reichstage sandten ein Album mit ibrcn Bildern. Auch die Freisinnige Vereinigung sandte eine Adresse. Die fünf Städte, welche Hammacher bei seinem 25jäbrigrn parlamentarischen Jubiläum zu ihrem Ehrenbürger ge-
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