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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940526011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894052601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894052601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-05
- Tag1894-05-26
- Monat1894-05
- Jahr1894
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Tadellarischrr und Ziffsnsatz »ach höherem Tarif. Extra-Vellage« (gefalzt), a»r ml« Lee Morgen. Au-gabe, ohne Postbeförderuag SO.—, mit Postdesördernag 70.—. !Xnnahmrschl«ß fir Atyeige«: Nbend-Au-gabe: vormittag« 10 llhL Marge n-Autgabe: Nachmittogg 4 Uche. Sonn- und Festtag« früh Uhr. Bet den Filialen und «unahmrstrllea je «i»e halb« Stund« früher. Anteilen find stet» aa hi, GpxMtla» zu richte». »ruck und Verlag von L. Pol» kn Letp»ts- Sonnabend den 26. Mai 1894. 88. Jahrgangs Zur gefälligen Geachlung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den SV. Mai, Bormittags nur bis Vsv Uhr geöffnet. Expedition des I^eiprixer l'LAedlLttes. Amüiche Bekanntmachungen. Sekanntmachung, die AuSIoasung Let-rtgrr Stadtfchuldscheine betr. Die Au-lvojung von 14 400 Capital der Anleihe vom L. Januar 1866 (Lheateranleihe), von 47 800 ^l Capital der An leihe vom 4. September 1876, von 63 800 Capital der Anleihe rom 15. Mai 1884 und von 60 600 Capital der Anleihe vom 12. Jaanar 1887 Serie l soll den 5. Juni ds. AS., Vormittag« '/,10 Uhr tm Rathhaus«, 1. Odergeschob, Zimmer Nr. 13, öffentlich erfolgen. Leipzig, den 23. Mai 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Beo egt. T. Schulze. Lekanntmachung. Wegen ASphaltirung wird die Rosenthalgasse aas dem zwischen Hang?« Brücke und der Kreuzung der Humboldt snabe gelegenen Theile von Montag den 28. diese« Monat» ad aas die Dauer der Arbeiten für alle» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 24. Mai 1894. Der Math der Stadt Leipzig, n 6476.vr. Beorgt.Stahl. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmender Pflefierarbeiten wird die Moltkestraüe In ihrer Ausdehnung von der Elisen- bi« mr Bayerischen Straße von Montag, den 28. »tefe« Monat«, ad auf die Dauer der Arbeiten für allen Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 24. Mat 1894. Ter Rath der Stadt Leipzig. IX 6546. vr. Georgi. Stahl. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 7. März 1894, den Hand arbeiter Franz Rodert Hentzschel betreffend. Leipzig, am 23. Mai 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. Armen-Amt, Abth. ll. X. R. IV. 879. Hentschel. Dolge. Der städtische Lagerhof in Leipzig lagert Maaren aller Art zu billigen Tarifsätzen. Dt» Lager scheine werden von den meisten Bankinstituten betiehen. Leipzig, den 26. April 1894. Die Deputation zum Lagerhofe. Warum muß Deutschland an Samoa festhalten ? Wie bereit« kurz berichtet wurde, hielt am Donnerstag Abend der Leipziger Cenlralverein für HandelS- geographie und Colonialpolitik in Gemeinschaft mit tem Allgemeinen deutschen Verbände vor einer boch- ansebnlichen Versammlung im Saale des Kaufmännischen Verein-Hause- eine Sitzung ab, die einen höchst anregenden Verlauf nahm. Vor dem Beginn der Versammlung »ahmen die Anwesenden mit dem größten Interesse die Ansichten in Augenschein, die vom Vortragenden zur Erläuterung seine« Themas ausgestellt worden waren. Gegen 9 Uhr eröffnete der Vorsitzende, Herr ReichStagS- abzeordneter Professor vr. Hasse, die Versammlung, indem er den Mitgliedern beider genannter Bereinigungen und Gästen den WillkommenSgruß entbot. Sodann wie der Redner auf dir Wichtigkeit de» Vortrag-- Gegen standes hin. Schon vor zehn und mehr Jahren habe sich der Ccntralverein für HandelSgeograpbie und Colonial politik zu Leipzig mit der Samoa-Angelegenheil befaßt, ohne daß eS zu praktischen Schritten gekommen wäre. Jetzt sei die Frage in rin neues Fahrwasser getreten; da» Interesse aller colonialen Kreise Deutschland« sei durch die jüngsten Vorgänge von Neuem für die Samoafrage angeregt worden. DeSbalb habe der Centralverein in Verbindung mit dem Allgemeinen Deutschen Verband einen Redner, Herrn Truppe l, ewonncn, der durch seine vieljähriae Thätigkeit Wohl in der aze sei, genaue und zutreffende Auskunft Uber jene Inseln und den gegenwärtigen Stand der Verhältnisse zu geben. Hierauf ergriff Herr Truppel da- Wort zu seinem Vortrage über die in der Ueberschrift aufgeworfene Frage, deren Beantwortung wir im Folgenden kurz ziisammenfaffen. Samoa, dessen Name neuerding- in den Vordergrund getreten ist, kann als Schmerzenskind deutscher Macht- entfaltung in überseeischen Colonicn bezeichnet werden. Der erste Anlavf, Samoa fester mit den Interessen de- Deutschen Reiche» zu verknüpfen, mißlang. Viele Reich-tagSabgevrdnete waren damals, als Fürst BiSmarck im Jadre I88l die Samoa-Vorlage einbrachte, über die Bedeutung der Frage gar nicht orientirt, und so hatte Herr vr. Bamberger leicbteS Spiel, dem Kanzler eine Niederlage zu bereiten. Seitdem sind nur HiobSpoilen von Samoa eingetroffen. Die meuchlerisch« Niederlage, welcbe unsere Marine erlitten, ist, zu unserer tiefen Beschämung, ganz unzesühnt geblieben Dann trat jene- große, »och in Aller Erinnerung hastende Schiff-unglück ein. Für die deutsche Cvlonic wurde aber eine trostlose Lage geschaffen durch die auf Samoa herrschende zügellose Wirths'chast, welcher bis beute riech nicht gesteuert ist. Wieviel wäre von Allerem erspart worden» wenn die Samoa-Vorlage damals angenommen worden wäre! Man sollte nun meinen, daß diese- Rechenexempel den Gegnern un angenehm sein würde, aber leider merkt man davon wenig, denn selbst in Zeitungen, wie die „Bossiscbe", wird die AuS- antwortung SamoaS an England befürwortet. Wer aber noch einen Funken von Nationalgesllbl in sich trägt, der muß dafür eintretcn, daß da- mit Gut und Blut an u»S gekettete Jnselland auch dem deutschen Reiche erkalten bleibe. Drei Fragen sind es nun, die in dieser Angelegenheit auf geworfen werden müssen, nämlich: Welchen Wertbbat Samoa für Deutschland, welche Ansprüche kann eS auf dasselbe erheben und auf welchem Wege sind diese durchzusctzen? Bezüglich der Werthschätzuna SamoaS ist in erster Linie daraus hinzuweisen, daß Deutschland mit 3—4 Millionen Mark. d. h. zu vier Fünfteln, am Handel SamoaS betbeiligt ist. Die Amerikaner lieben e» zwar, eine andere Statistik aufzustcllen, indem sie ihre großen Postdampfer, die Samoa aniaufen und dort einige Stunden bleiben, mit ihrem ganzen Tonnenmhalt mit in Rechnung stellen. Maßgebend ist jedoch, wie auf der Hand liegt, nur der HandelSschiffSverkehr, und in diesem siebt Deutschland den anderen Nationen weit voran. In deutschem Besitze befindet sich ferner nicht nur der größte, sondern auch, was noch mehr sagen will, der werth- vollste Theil des Landes, im Ganzen ungefähr 60 000 Hektar. Tie deutschen Pflanzungen umfasse» etwa 3600 Im und sind durch ihre CocoSpalmen und den Baumwollencrtrag äußerst ergiebig. DaS LandsckaslSbild, welches Samoa mit seinen An pflanzungen, seinen Höhen, seinen Wasserfällen rc. bietet, ist ein entzückende-, und wer eS je gesehen, der wird sich nie mit dem Gedanken hefreunden können, dir Inseln an da- Ausland au-zuliefern. Es ist ein wunderbare- Gefühl, so mitten im Weltmeere ein Stück deutschen Leben- anzutreffen. Nament lich im Hafcnorte Apia, in dem eine rege Thätigkeit herrscht, ist der Grundton deutsch, namentlich in den WirthschastSlocalen, auS denen un- oft ein deutsches Lied entgegeuschallt. Aber auch die GeisteSpflcge wird nicht ver nachlässigt, wie durch die Errichtung einer deutschen Schule, zu welcher auch der „Allg. Deutsche Verband" Mittel beisteuert, be wiesen ist. Daß sich aus Samoa trotzdem die Engländer stärker vermehren, als die Deutschen, ist bei der Nabe der englischen Colonien nicht zu verwundern. In der Qualität hat jedoch der Deutsche das Uebergewicht behalten, was schon daraus hcrvorgeht, daß drei Fünftel der Steuer» von den Deutschen getragen werden. Aeußerst beachteuSwerth ist nun der wirthschaftliche Stei- gerunaSwcrth der Inseln. Man kann annehmen, daß die wirthschaftliche Kraft SamoaS erst zum 50. Theil entfaltet sei. Dabei ist die Intelligenz und die Culturfäbigkeit der Bewohner bedeuten», und vier Fünftel derselben sind de- Lesens und Schreiben» kundig. Wenn wir nun einen Blick auf die benachbarten Fidschi-Inseln Wersen, deren Handel sich gegen früher verfünffacht hat, und wenn wir die großen Fort schritte und die absolut geordneten Zustände auf den Tonga- Inseln sehen, so braucht man keineswegs ein Colonialschwärmer u sein, um die Erwerbung der Samoa-Inseln für Teutsch- and zu wünschen. Gilt eS doch die Nutzbarmachung eine« bereits wirklich vorhandenen Schatzes. Hierzu kommt, daß die Annexion kaum irgend welche Ausgaben verursachen wird, denn die Kosten der Verwaltung wird da- Land mit Leichtig keit selbst tragen können und zwar um so leichter, weil der Handel sich nach dem Aufbören der TriumviratSwirtbschafl bedeutend heben dürfte. Eine große maritime Wichtigkeit ist endlich auch den Inseln als einem Hauptalied in der Kette der deutschen Handelsbeziehungen beizumessen und diese Be deutung dürfte sich nach dem schließlich dock erfolgenden Durchstich der Landenge von Panama noch um Vieles erhöben. WaS die Ansprüche Deutschlands anbclrifft, so ergeben sich diese schon auS dem dargelegten Uebergewicht der deutsche» Interessen. Allein auch vom historischen Staiidpunctc auS sind dieselben völlig berechtigt. Die Cultur SamoaS wurde vor 40 Jahren durch die weitaii-schanendcn Unter nehmungen des Hamburger Hauses Godefroy begründet. Von den Deutschen, die dort gewirkt, bat besonder- der nun ver storbene Theodor Weber sich einen unvergeßlichen Namen gemacht. Der deutsche Kausmann hat auf Samoa eine große civilisatorische Arbeit vollbracht und mit Stolz können wir unS dort Deutsche nennen. Dieser Vorrang Deutschlands wird selbst von den objectiv denkenden Angehörigen anderer Nationen anerkannt, und auck der frühere englisckeGouverneur der Fidschi-Inseln hat dem Vortragenden gegenüber einst ge äußert, daß Samoa den Deutschen zustebe. Wenn wir nun eine Lösung der Frage in deutschem Interesse herbeifübren wollen, so werden wir allerdings zu nächst mit der vorhandenen Sachlage rechnen müssen, vor Allem mit der unglücklichen Samoa-Acte von 1890. Daß diese zu neuen Verwickelungen führen würde, war voranSzu- sehcn. Zwar ist. wie die Plantagen - Gesellschaft in ihrem Berichte sagt, da» persönliche Verhältniß unter den An gehörigen der drei Nationen seit der ausgesprochenen Gleich berechtigung rin besseres geworden. Dafür aber ist der Staatsbankerott in Permanenz vorhanden, und unter diesem Verhältniß leidet der Handel ganz außerordentlich. Um nun eine Einigung mit Amerika herbeizufübre», ist eS ain geratensten, die Hawai-Angelegenbeit in die Frage bereinzuziehen. In Amerika ist man neuerdings sehr samoa- müde geworden. Bietet man Amerika die Herrschaft über Hawai, so dürfte eS uns auf Samoa freie Hand lassen. Schwieriger ist eS, sich mit England au-einanderzuseyen. England lasse sehr schwer irgend einen Besitzanspruch sahren, »nt wollen wir ihm eine Compensation bie'en, so könne daS nur durch die Tonga-Inseln geschehen, deren Unabhängigkeit formell garantirt sei nnd die man den Engländern als Ersatz für ihre Ansprüche au- der Samoa-Acte als Besitztbuin ein- räumcn müßte. Hawai den Amerikanern, Tonga den Eng ländern und Samoa den Deutschen — das sei der Ver- theilunglplan, der einer Einigung sehr Wohl zur Gruudlage dienen könnte. Wer — so schloß Herr Truppel seine bochmteressaiNen und spannenden Ausführungen — die erdrückende Macht der englischen Weltwirtschaft in der Näbe gesehen, der wird bobe Achtung vor ibr empfangen und die unsrige gewiß nickl überschätze». Aber gerade diese Erkenntniß muß unS um so mehr darin bestärken, daß wir mit allen Fasern festballen niiissc» au jedem Puncte, den unS deutsche Pioniere erobert haben. So auch an Samoa! (Lebhafter allseitiger Beifall.) Mit warmen Worte» dankte der Vorsitzende. Herr sReichS- tagSabzcordneler Prof. vr. Hasse, dem Vortragenden und ging sodann noch auf die politische Sachlage ein, die durch die Samoa-Acte geschaffen ist. England verschanze sich hinter die Ansprüche der australischen Colonien. DaS sei nicht- Neue- und schon in Afrika geschehen. Aber der Eifer in den Colonien habe sich sehr abgeküblt und auf dem vom Vortragenden voraeschlagenen Wege werde sich bei einem einigermaßen guten Willen wokl eine Lösung der Frage in deutschem Interesse er möglichen lassen. Qb nun dieser gute Wille vorhanden sei? Glücklicher Weise sei an maßgebender Stelle, vom Kaiser selbst, ausgesprochen worden, daß man in der Samoa-Frage nicht zurücktrcten werde. Aber trotzdem sei e- geraten, mit Entschiedenheit die Bewegung für Erwerbung der Inseln zu unterstützen, weil in England behauptet werde, daß man sich in Deutschland nicht für die Angelegenheit interessire. Herr Prof. Hasse, der bereit- im Eingänge seiner AuSfübrungen eine von ihm entworfene Resolution bezüglich der Samoa-Frage verlesen hatte, erörterte darauf die von den Ortsgruppen Zürich und Köln de- „Allg. Deutschen Verbandes" angenommenen Re solutionen, in denen die unbedingte Erwerbung der Samoa- Inseln und, wie Köln verlangt, auch der Tonga-Inseln ge fordert wird. Letzteres sei von dcmStandpunctc aus, daß mau viel verlangen müsse, um etwa» zu erhalten, zu beurteilen. Mit dem Hinweis, daß das deutsche Selbstbewußtsein in der letzten Zeit wenig Erfolge zu verzeichnen gekabt babe und daß deSbalb seine Stärkung um so nötiger sei, schloß Herr Prof, vr. Haffe seine sehr beifällig aufgenommenrn Darlegungen. Die vorgcschlagene Resolution hatte folgenden Wortlaut: „Die gemeinsame Beeinflussung der Verhältnisse von Samoa durch Deutschland, England und die Vereinigten Staaten von Nordamerika, wie sie durch die Samoa-Acte vom 14. Juni 1889 geordnet worden ist, ist für Samoa selbst und für die dort vorwiegenden deutschen Interessen in gleichem Maße nachteilig gewesen. Wir sind über zeugt, daß die Samoa - Acte überhaupt untauglich ist, geordnete Zustände auf den Samoa - Inseln herbei- rufübren und halten d i e H e r st e l l u n g eine« aus schließlich deutschen Regiment- auf Samoa sür da- alleiuige Mittel, dir umfangreichen deutschen HandelS- nnd Plankagenintereffen vor ferneren empfindlichen Schädigungen z» bewahren. Nach dein Abschluß der für Deutschland nachteiligen Verträge mit England und Frank reich über die Abgrenzung unserer Schutzgebiete in Osl- und Westafrika würden wir eine PrciSgebung der deutschen Rechte und Interessen auch in Samoa für eine wesentliche Schädigung des berechtigten deutschen nationalen Sclbst- bewußtseinS halten." Bei der Abstimmung wurde diese Resolution sowohl von den Mitgliedern de- „Verein- für Colonialpolitik und HandelSgcographie", als auch von denen des „Allg. Deutschen VerbandcS" und den zahlreich anwesenden Gästen in gesonderter Abstimmung einstimmig angenommen. Herr Professor vr. WiSlicenu« sordcrtc sodann die Gäste auf, sich in die umlaufenden Mitgliederlisten zahlreich einzutragen. Wenn wir eine Stärkung de« Nationalbewußtseins, besonders nach außen hin, erreichen wollen, so wird eS erforder lich sein, daß wir alle Kräfte anspannen. Betätigen können wir dieselben am besten in Vereinigungen. Noch ist nickt in alle Kreise da» Gesübl gedrungen, daß eS Jede- Pflicht sei, auch sein Scherflein zur Erhöhung unsere« Ansehen« beizu tragen. Aber steter Arbeit wird eS gelingen, diese- Gesübl immer weiter zu verbreiten, so daß Jeder willig die gefor derten geringen Opfer sür die vaterländischen Vereinigungen bringe. Nachdem noch der Vorsitzende mitgeteilt, daß Herr vr. NLßger als Schriftführer an Stelle de« nach Berlin verzogenen Herrn vr. Lehr in den Vorstand de- Vereins sür HandelSgeograpbie und Colonialpolitik emgetreten sei, erfolgte der Schluß der sicherlich ihre guten Früchte tragenden Ver sammlung. Deutsches Reich. Berlin, 25. Mai. Wie uns von zuständiger Seite mitgctbeilt wirk, bat der Präsident des Berliner Kammer- gcrichtS an die ihm unterstellten Referendare, welche an außerpreußischen Universitäten (insbesondere in Leipzig und Heidelberg) ihr Doktorexamen gemacht haben, folgendes Anschreiben gerichtet: „Sie »vollen umgebend anzeigen, ob daS Thema der von Ihnen gefertigten Doclordissertation mit dem der Reserendararbeit übcreinstimmt." WaS diese Aufforderung sür einen Zweck haben soll, ist unS voll kommen unverständlich. Will man etwa denjenigen, die das „Tbema" ibrer Reserendararbeit gleichzeitig sür die Doctor- arbeit verwandt haben — ein Verfahren, das an äußer- preußischen Universitäten durchaus üblich ist und bisher un beanstandet war — den Toctortitel entziehen? Oder sollen diejenigen,die sich aus diese Weise in tem wohlerworbenen Besitze de- Toctortitel« befinden, gezwungen werden, »och eine andere Dissertation einzureichcn, um auch in Preußen ihren Titel führen zu können? Der Herr Präsident de» Berliner Kammergerichts scheint zu übersehen, daß sowohl in Leipzig als auch in Heidelberg und Jena u. s. w. neben der schrift lichen Arbeit ein mündliches Eramen erforderlich ist, da» oft schwerer ist, al- die Rtfercutarexaniiiia an manchen vreußischen PrüsnngSstcllcn. Er scheint serner den ganzen Cbarakter der Doclorpromotion zu verkennen, die als erflcn und vornehmsten Zweck die öffentliche Feststellung eines gewissen Grades von Fachbildung durch eine wissenscbaflliche Facultät bat, ohne daß eS im Geringsten daraus ankommc» kann, ob der Toclrrant die Mitlel, durch welche die Facultät dies zu prüfen in die Lage gesetzt wird, bereits als Mittel zur Erlangung einer staatlichen Würde oder eines staatlichen Amtes benutzt hat. 88. Berlin, 25. Mai. Die rcich-kauptstädlische Presse gelangt allgemach zu der Auffassung de« Berliner Bier be ycottS, die an dieser Stelle von Anbeginn vertreten worden ist. Cie erblickt jetzt mit »nS in der an den Maistreik der Böttcher anknüpsenden Boycotlirung einer große» Anzahl Brauereien den Versuch, dem Unlernebnierthum den Welk- srierlag branchenweisr auszuzwingen und ertennt tenigemäß da» Interesse de- ganzen BürgerthuinS an der Zurückweisung diese« ühermütbigk,, Angriffs. Ein Blalt »ach dci» anderen kennzeichnet den Boncolt als de» Ausfluß socialdemolrati'cher Terrorisirungswuth und fordert zur Unterstützung der zunächst Betroffenen auf. Die Urheber der VerrusScrklarung tragen dieser Einmüthigkeit gegenüber eine erbcuchclte Gleichgiltigkeit zur Scka». Der „Vorwärts" bemerkt zu der Mahnung, den Brauereibesitzern überall, wo sich dazu Gelegenheit bietel, in ihrem Kampf gegen die Cocialdemokratie beizufteh«,, diese Aufforderung könne „praktisch doch nur bedeuten, daß daS freisinnige Philisterium nun da« Bier weg trinken soll, an dem die socialdcmokratischen Arbeiter den Geschmack verloren haben". Hierin irrt Herr Liebknecht. DaS Bürgerthum, denn diese-, nicht allein da« „freisinnige Pbilisterium", ist herauSgesordert, verfügt über mehr als eine Abwebrwaffe. Die Unternehmer brauchen nur daS Beispiel der Socialdemokratie zu befolgen, um eine sehr wirksame in die Hand zu bekommen. Die Socialdemokraten olme Unterschied des Gewerbe« haben sich durch den Bier- botzcott i» den — übrigen- so gut wie beigelegten — Streit zwischen wenigen Brauereibesiyeni uud einer geringen Anzahl von Arbeitnehmern gemischt. Die Arbeitgeber baben, als zur angegriffenen „Classe", um einen socialdemokratischen Ausdruck zu gebrauchen, gehörig, «in größere« Recht und finden vielleicht stärkeren Anlaß, in dem durch die Boycotlirung entstandenen Conflict zwischen den Socialdemokraten und den Brauereien vasselbc zu tbun. Wenn die socialdcmokratischen Maurer, Schneider, Schlosser rc. ihr Solidaritätsgesübl bewegt, in Rücksicht auf die Böttcher den Absatz gewisser Brauereien zu Ver bindern, so braucht da« Solidaritätsgesübl der Arbeitgeber aller Branchen nicht davor zurückzuschrecken, aus die Leistungen eine« angemessenen Thesis ihrer soeialdeinokralischeii Arbeitnehmer im Interesse der boycotlirten Brauereien zu verzichten. WaS dem Einen Recht ist, ist dem Anderen billig. Und was die Zweckmäßigkeit anbeiangt, so sind wir nicht im Zweifel, daß die socialdemokratischen Arbeiter, welche den Boycolt der Solidarität wegen mitbeschloffen habe», der Verrufserklärung eine neue Seite abgewinnen werden, sobald sich ihr Thun in einem entsprechenden Solidaritätöact der Unternehmer wicder- spiegelk. Der „Vorwärts" siebt nun wohl ein, daß die Arbeitgeber in der jetzigen Phase de« Kampfes gegen den Weltseicrtag nicht ausschließlich daraus angewiesen sino, sich durch da« Wcgtrinkcn de- doycottirten BiercS ,cheu Magen zu verderben". O. U. Berlin, 25. Mai. Wohin eS führt, wenn die Unter nehmer gewerblicher Betriebe vor socialdcmokratischen Machtansprüchen zurückweichen, da« zeigen jetzt deutlich die Zustände i» derjenigen Brauerei, welche sich von den übrigen Brauereien in dem bestellenden Streite niit der Socialdemokratie getrennt hat. Bekanntlich bat da« Münchener Braubaus nicht nur den Böllchergeselle» den l. Mai srciaegeben, sondern auch die nachlräglichen Forderungen derselben bewilligt. Auch hat diese Braucrzi sich öffentlich bereit erklärt, die Kundschaft der boycotlirten Brauereien zu bedienen, und sich dadurch zweifellos in den Augen der Socialtemokralie ein Verdienst erworben. Zum Dank dafür ist dem Direcior der Gesellschaft, Herrn Arendt, wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, in folgender Weise mitgespiell worden. Herr Arendt halte eine Anzahl »euer TranSportgesäße, um den erhöhten Anforderungen an seine Brauerei geilügen zu können, bei einem diesigen Boitchermeister bestellt. Dieser war in Folge de- jetzigen Streikes nicht im Stande, de» Auftrag obne anderweitige Hilfe schnell ge»ng auSzusübren, und ließ sich daher einen Theil der bestellten Gesäße von einem auswärtigen Collegen kommen. Hiervon batten die Böttchergesellen in dem Münchener Brauhaus Kcnntniß erbalten. Cie weigerten sich daber bei Ankunft der Fässer, dieselben abzuladc», inoei» sie ertlärtcn, daß sie vcn außerhalb bezogene Gesäße nicht verarbeiten würde», weit hier in Berlin eine große Zabl Böttchergesellen brotlos sei. Herr Arendt konnte gegenüber tem svliveraliicn Willen der Herren nichts auSricblen und mußte die Fässer nolous volonv ans dcnisclb.n Wage», aus dem sie gctoninici, waren, znrült- schicken. Ob Herr Arendt a»S diesem „Dank vom Hause HabSburg" etwa« lernen wird? * Berlin, 24. Mai. In der französischen Presse herrscht (wie a» anderer Ctclle schon gestern erwähnt wurde. Red,» tiefe Erregung über den Vertrag zwischen England und dem Congostaat; der „TcmpS" lennzcicbnet ihn un umwunden als einen „Echcc" der französischen Eolonialpolitil, der „Figaro" wirft die Frage aus, ob Frankreich dulden könne, daß England frei mil Gebieten schalte, die Egypten gehören, und in Centralasrika nach Willkür bandle, und der „Matin" schlägt einen drohenden Ton gegen den König der Belgier an, der die Neutralität de« CongostaaleS und da« Vor kaufsrecht Frankreichs vergessen habe, kraft dessen dieses jeden obne seine Zustimmung abgeschlossenen Vertrag ungiltig erklären könne. Eine» kaum minder peinlichen Eindruck als ans die Franzosen muß der Vertrag aber auch, daS heben die „Bert. N. N." zutreffend bervor, auf die Anhänger einer vor- schancnden und kraftvollen Colonialpolitik in Deutschland machen. Ccincn Kernpunct bildet die Bestimmung, wonach der Congostaat den Engländern einen 25 Icin breiten Gebielsstreise» zwischen dem Nordende des Tanganika und dem Cüdcndo des Albert Etwart-Cces in Pacht giebl. Damit ist die Umschnürung Deutsch-OstafrilaS. dessen einzige Landverbindung mil dem Congostaat abgeschniltcn Wirt, vollendet und der alte, mit zäkcr Beharrlichkeit verfolgte Plan einer nnunierbrochcnen VerbintuiigSuraßc zwischen den südafrikanischen Besitzungen Großbritanniens einerseits und seinem Colonial- und Interessengebiet »n Norden verwirklicht. Ter Lieblingsgedanke de« Premier ministers der Kapcolonie, Mr. Rhode«, eine directc englische Tclcgrapbenvcrbindung zwischen Kapstadt und Alexandrien, näher! sich nunmcbr seiner Verwirklichung um einen beträcht lichen Cchritt. England erhält durch die Abmachungen »ul dem Congostaat ein außerordentliche- Uebergewicht, dessen Druck nicht allein die Franzosen, sondern nur zu bald und zu empfindlich auch wir in unserm Ostasrika fühlen werden Hätte Deutschland wirklich eine Cvlonialpolitik, nnd nicht nur eine Colonialverwaltung, dann Kälte um der wich'igen, damit zusammenhängenden wirtbschast- lichen Interessen willen die Durchschiieiduna der schmalen Landbrncke zwischen unseren ostasrikanischen Besitzungen und dem Congostaat, deren unausbleibliche Folge eine weitere Ablenkung des afrikanischen Handel« von unserem Gebiet scii! muß. unlcr allen Umwänden verbüket werden müssen. ES Halle sicherlich nur eines ernsten Wollen« von deutsch«!
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