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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940526011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894052601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894052601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-05
- Tag1894-05-26
- Monat1894-05
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l.8eilW z. 8chM TaMM mi> AiyM Kr.Rt, EmckO, UM W. (MW-WM Königreich Sachsen. H Leitzzis. 26. Mai. Gestern Abend 8 llbr lO Min. traf mit dem Schnellzuge der Postdcsrautant Ullrich, begleitet von zwei hiesigen Transporteuren, auf dem Bayerische» Bahn- bose ein. Eine außerordentlich zahlreiche Menschenmenge hatte sich längere Zeit vor der Ankunft deö Zuge« ebenfalls auf dem Bahnhöfe eingesunden, um de» Durchgänger zu sehen. Dieser entstieg mit feinen Begleitern alsbald nach dem Halten des Zuges einem der dickt bei der Lokomotive be findlichen Wagen und ging raschen Schrittes auf die am Bahnhöfe für ihn bereit gehaltene Droschke zu. Im Publicum wurden vielfach Verwünschungen und ironische Zurufe laut. Leute, die Ullrich von früher kannten und die ibn aus dem kurzen Gange vom Waggon »ach der Droschke sahen, ver sichern, daß er sich nur wenig verändert bade. Unter dem Halloh der Menge fuhr die Droschke wenige Minuten nach der Ankunft des ZugeS mit dem Durchgänger und seinen Begleitern nach dem Gesängniß ab. — An den beiden Renntagen, heute Sonnabend, den 26., und morgen Sonntag.den 27 Mai, legt die Pferde bahn-Gesellschaft, wie auch aus dem Anzeigentheil er sichtlich ist, Extrawagen ein, und zwar verkehren dieselben direct nach dem Rennplatz ab AugustuSplatz 1.55 und ab Blücherplatz l.50 Nachm, in Abständen von lv Minuten bis zum Schluß der Rennen. * Leipzig, 26. Mai. Nach dem vierten Jahresbericht der Stellenvermittelung des Allgemeinen Deut schen Lehrerinnen - Vereins (Centralburcau: Leipzig, Pfafsendorser Straße l7) erhielten im Jahre 1893/94 im ganzen 664 Mitglieder durch den Verein Stellen, nämlich 366 durch das Leipziger Centralbureau und die mit dem selben verbundenen Agenturen in Deutschland, 2l9 durch den Verein deutscher Lehrerinnen in England, 6V durch den Verein deutscher Lehrerinnen in Frankreich und l5 durch den Verein deutscher Lehrerinnen in Italien. F Leipzig. 26 Mai. Auf der Hinreise zu dem Deutschen Turnfest in BreSlau beabsichtigen die Sächsischen Turner eine Gesammtübung der für das Fest vorbereiteten Hebungen im Keulenschwingen vorzunebmen und haben sich deshalb an die Stadt Görlitz mit der Bitte um Neber- lassung eines dazu geeigneten Platzes gewandt. Der Magistrat zu Görlitz hat beschlossen, Len Friedrichsplatz am 2l. Juli von ll—2 Uhr den in der Stärke von 3606 Mann ein treffenden sächsischen Turnern zu diesem Behufc zu über laffen. ES ist das der zu Volksfesten vorzugsweise benutzte große Spielplatz auf dem rechten Neiße-User. ) Leipzig, 25. Mai. Ein geringfügiges Schaden feuer wurde gestern Nachmittag aus einer in der Leipziger Straße zu Reudnitz gelegenen Fabrik, wo Putzwolle in Brand gcrathen war, gemeldet. Das Feuer wurde bald unterdrückt. —pk. In einer Wohnung der Ulricksgasse hatte gestern Vor mittag «in 5 Jahre altes Mädchen das Unglück, vom Stuhl, auf dem es stand, zu fallen und da- rechte Handgelenk zu brechen. — Am Donnerstag Nachmittag versuchten in der Berliuer Straße mehrere Knaben im Alter von 10—13 Jahren von hinten aus einen im Fahren begriffenen leeren Bretwagen zu steigen. Hierbei kam einer der Knaben zu Fall und brach dea linken Fuß. —e. Ein in einer hiesigen Papierhandlung in Stellung befind licher, 21 Jahre alter Markthelser hatte sich beim Ocffnen eines l-LpierballenS an dem denselben umgebenden Bandeisen eine kleine Nuade zugesügt, welche er nicht weiter beachtete, bis der ganze link« Arm unter den heftigsten Schmerzen anschwoll. Jetzt begab sich d«r Verletzte zu einem Arzte, welcher Blutvergiftung feststellte, dem «S aber noch gelang, die bestehende Gefahr zu beseitigen. — In der Zeiyer Straße fiel am Donnerstag ein Ar beiter von einem Rollwagen. Er brach dabei einen Arm. — Zwei in Eutritzsch wohnende Handwerker, welche am Donnerstag Abend von Leipzig »ach dort zurückiehrten, beinerklen, wie zwei Ichthrige Burschen sich in einem an der Teliyscher Straße gelegenen Tetreideseld umhertricben und das Getreide znsammentraten. Als die Männer die Burschen auf das Ungehörige ihres Treibens auf merksam machten, antworteten die Burichen mit Thätlichkeiten, wobei einer der Männer einen derartige» Schlag mit einem Stock über daS Gesicht bekam, daß ihm Las Nasenbein verletzt wurde. Leider entkamen die Buben, ohne daß deren Namen sestgcstellt werden tonnten. 8 Aus dem Bureau deS StadttheaterS: Im Neuen Theater bringt am heutigen Abend die zweite Goethe-Borstellung im Lyklus „Iphigenie aus Tauris". — Im Alten Theater wird heute „Ein arme» Mädel" wiederholt. — Morgen, Sonn tag, gelangen im Neue» Theater Verdi'S Oper „Der Trouba- donr" und vorher Blodek's „Im Brunnen" zur Ausführung: im Alten Theater wird die Operette „Der Bettelstubent" gegeben. 8 Neues Sommertheater in Hotel Stadt Nürnberg. Bei ermäßigten Eintrittspreisen findet heute Sonnabend eine Wiederholung von Heinrich Laube's Schauspiel „Die Karlsschüler" statt. Die Vorstellung beginnt um 8 Uhr. — Me schon wiederholt erwähnt wurde, findet am Sonntag Nach mittag zum Besten der Leipziger Ferien-Eolonien die Aufführung des Zaubermärchens „Aschenbrödel, oder: Der silbern« Pantoffel" von Alban v. Hahn mit der Musik von Cursch-Bühren statt. Es ist dieser Ausführung, die Groß und Klein erfreuen dürste, schon um des höchst lobenswerthell Zweckes willen ein recht zahlreicher Besuch zu wünschen. 8. K r » st a l l - P a l a st. Heute findet kein Concert statt, weil die für gewöhnlich dazu benutzten Räume anderweitig in Anspruch genommen werden. Dagegen findet in der Neuen Halle wieder großes Militair-Concert statt, anSgefübrt von der Capelle deS königl. sächsischen Jnsanterie-Regiments Skr. 106 und diriairt von Herrn I. H. Motthey. Wer übrigens dem Krystall-Palasl auch ohne Concert einmal einen Besuch abstatten will, der lasse sich nicht abhalte». In den behaglichen Restauration«, localitäten und bei günstiger Witterung im Garten findet man jederzeit vorzügliche Bemirthung. * Lindriia», 24. Mai. Die Leipziger Baumwoll spinnerei Hierselbst hat bei der großen Zahl der von ihr beschäftigten Arbeiter auch ihre eigene BetriebSkranken- cass e, welcher im Jahresdurchschnitt für 1892 circa 164t Mit glieder, 534 männliche und 567 weibliche, angehörtcn Während sich bei dieser Anzahl im Laufe des Jabrcs 358 Krankheitsfälle, also --- 34 Procent der Milgliederzahl, zeigten, die zusammen 5066 KrankheitStaze oder pro Krankheitsfall durchschnittlich lSTageersorderten, wardieZahlder Sterbefälle cineverbältniß- mäßig sehr geringe und betrug inSgesammt nur vier in dem Berichtsjahre. Die Einnahme der Casse stellte sich auf inSgesammt 22 393 57 in 1892, darunter befanden sich 19 36t 76 Milgliederbeiträge, 1417.6 69^ Cassenbestand, 366^7 Zinsen vom Capital und 1314 68-f sonstige Einnahmen. Die Ausgaben dagegen belaufen sich auf inSgesammt 22 135 ^ 38 ^s; hieran participiren unter Andern: Kosten für ärztliche Behandlung 5661 45 ^s, für Arznei und sonstige Heil mittel 2366 84 ^s, Krankengeld an Mitglieder 3359 -L l9 ^s, Unterstützung an Wöchnerinnen 13l8 .6, Cur- und VerpflezungSkosten an Krankenanstalten 2369 -L 64 -f, Capital- anlage 6669 -/l 56 rc. Das Vermögen der Casse betrug am 4. Januar 1893 inSgesammt 16 176 84 ^f. * tkolditz, 25. Mai. Tie nach den Vcrwillignngen durch die Landstände mit einen« Kostenaufwande von etwa lsj Mill. Mark neuerrichtete Landes-Irrenanstalt, iin unmittelbar an die hiesige Flur angrenzenden Orte Zschadraß, geht ihrer Vollendung entgegen, wird dem Vernehmen »ach bereits vom I. Juli an eine selbstständige Anstalt bilden und in den l6 villenartigen, in Ziegelrohbau auSgesührten Gebäuden etwa 400 Geisteskranken Aufenthalt bieten. Die Gebäude werden elektrisch beleuchtet und mit gärtnerische» Anlagen umgeben, so daß für die Insassen nach jeder Rich tung hin Bedacht genommen worden ist und die Gesainmt- anlage zu einer wahren Musteranstalt gestalten wird. In den seit etwa 20 Jahren in unmittelbarer Nähe der neuen Anstalt errichteten Baracken und den Wohnhäusern der im Orte vom StaatssiScu« aufgekauften Bauerngüter waren bisher etwa 350 Geisteskranke, welche sich tbeilweise mit land- wirthschastlichen Arbeiten beschäftigten, untergcbracht. Als Director für die neue Anstalt Zschadraß ist vom l. Juli an der jüngste Oberarzt der Irren-Anstalt Sonnenstein, Herr Oberarzt vr. Günther, unter gleichzeitiger Ernennung zum Medicinalrath berufen worden. L. LeiSiiig, 24.Mai. Ein großer Luftballon, in welchem sich zwei preußische Ofsiciere befanden, ging gestern Mittag hinter dem Gute der Frau verw. Naumann in Querwitzsch nieder. Die Fahrt, welche in Iüterbogk begonnen, batte 4 Stunden gedauert. Die Rückreise der Luftschiffer erfolgte von LeiSnig aus mit der Bahn. * Zwickau, 25. Mai. Die königliche Kreishauptmannschaft hier hat aus Ansuchen bestimmt, daß vom 1. Juli d. I. ab Arbeitgeber des Stadtbezirks Zwickau, welche zum Eintritt in die hiesige Schneiderinnung fähig sein würden, ohne ihr anzugehoren, Lehrlinge nicht mehr halten dürfen — Die hiesige KreiShauptmannschast hat die von einigen Polizei behörden deS Zwickaucr Bezirks verfügte Auflösung der örtlichen Zahlstellen des socialdemokratischen Verbandes aller in der Textilindustrie beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen Deutschlands bestätigt. — Der bienen- wirtbschaftliche Zweigverein Zwickau-Niederhaßlau hat einen LehreursuS für Imker eröffnet. Derselbe zählt 30 Theilnehmer und erstreckt sich auf theoretische und prak tische Vorführungen. — Zwei Frauen aus Wilkau, welche hier und in der Umgegend falsche Nickclzwanzig- psennigstücke verausgabt hatten, wurden vom hiesigen Schwurgericht zu l»/, Jahr, bez. 1 Jahr Gesängniß verurtbcilt. f. Plauru, 25. Mai. Zn welch ungewöhnlicher Weise bei dem Wahlkampfe im 23. Reichstagswahlkreise vorgegangen worden ist, beweist die hohe Zahl der Wahlversamm lungen, welche ungefähr 156 betrug. Unter den vier kämpfende» Parteien sind allein 65 Versammlungen von den Deutschsocialen, 35—40 von den Socialdemokraten abaehalten worden. Die übrigen Versammlungen hielten die Deutsch- freisinnigen und die Natioualliberalen ab. f. Plauen, 25. Mai. In Cbrieschwitz sind in dieser Woche eine größere Anzabl Personen an Brechdurchfall bedenklich erkrankt. Die Ursache der Krankbeit wird auf den Genuß von Schweinefleisch zurückgesührt. Die Erörterungen sind noch im Gange. * Dresden, 25. Mai. Die Königin von Sachsen ist heute von Sibyllenort über Berlin nach Brüssel abgereist, um daselbst der am 28. d. M. stattfindenden Vermählung der Prinzessin Iosephinc von Belgien mit dem Prinzen Kart Anton von Hohenzollern beizuwohnen. (Wiederholt.) D. Dresden, 25. Mai. Prinz Friedrich August empfing heute Mittag im Palais am Taschenberg zur Ent gegennahme von GeburtStagSglückwünschen den Herrn KriegS- minister v d. Planitz, die Ofsiciere seines Schützenregiment» Prinz Georg" Nr. l68 und deS l. (Leib-)GrenadierreaimentS Nr. 160, ferner Abordnungen der Ofsiciere de« KönigS- HusarcnreginientS, LeS Exportverein» und de» Sächsischen ReaatlavereinS, sowie einzelne Ofsiciere, mit denen der Prinz in Beziehungen gestanden hat. Abordnungen von den Ge meinde» Losckwitz und Wackwitz, sowie deS MilitairvereinS Wachwitz, dem der Prinz als Ehrenmitglied angehört, waren bereits früh in der WeiubergSvilla zur Beglückwünschung er- chienen und von demselben empfangen worden. 2.' Dresden, 25. Mai. Von den in diesem Jahre zur Verfügung stehenden Ueberschüssen der Sparkassen ollen uaw dem Beschlüsse der Stadtverordneten 106 600 dem BürgerhoSpitale, 160 600 ^ dem MaterniboSpitale und 50 00» -ck der Wahlgemeinden-Stiftung überwiesen werden. — Die streikenden Dachdeckergebilsen scheinen sich den Anforderungen rer Meister nickt fügen zu wollen. Eine Versländiguttgssitzung beider Theile verlies ergebnißlo». Hierauf wurde im Trianon eine öffentliche Versammlung der Dachdeckerzehilsen abgehalten, in der folgende Resolution anzeuommen wurde: »Die deute im Trianon tagende öffent liche Versammlung der streikenden Dachdecker Dresden« er klärt sich mit den Ausführungen des Referenten einverstanden und verspricht, de» Generalstreik so lange sortzusithren, biS die Forderungen voll und ganz von sämmtlichen Meistern bewilligt sind. Bei event. entschiedener Weigerung der Arbeitgeber sind wir gewillt, eine Producliv-Genossenschaft der Dachdecker zu gründen, um die Halsstarrigkeit der kapita listischen Meister zu brechen." — In der Löbnitz ist die Erdbeerbörse eröffnet worden. Die nasse Witterung droht jedoch die in Aussicht stehende reichliche Ernte auf ein geringere« Maß herabzudrücken. Vom 16. bis 22. Mai sind im höchsten Falle an einem Tage 50 Liter zum Versandt gekommen. Die Beeren halte» dementsprechend einen hohen Preis. Der Liter wurde bis jetzt immer noch mit durch- chnittlich 2,50 .ckt bezahlt. Musik. -g- Leipzig, 26. Mai. von sünfundzwanzi Johann Friedrich Sprache am königlichen der Musik bi er selb st in ist. Die Art sowohl, wie der Heute vollendet sich ein Zeitraum a Jahren, seitdem Herr l>>. plül. Werder als Lehrer der italienischen Conservatorium Wirksamkeit getreten Jubilar die für das Studium der Musik so wichtige Sprache lehrt, als andererseits auch sein gewinnendes, kollegiales Wesen haben dem Jubilar die Sympathien aller Derer in hohem Grade eingetragen, die je zu ihm in Beziehung getreten sind. Mit dem Directorium nahen sich Herrn dr Werder beute das Lehrercollegium unseres berühmten heimischen Kunst institutS, auch nahen sich viele frühere und die gegenwärtigen Schüler, sowie andere persönliche Freunde und Bekannte, um ihm an seinem Iubcltage die herzlichsten Wünsche entgegen zubringen. Wir behalten uns vor, auf diese Ehrungen, zu denen sich viele Glückwünsche von auswärts gesellen, noch besonders zurückzukommen. Für heute schließen wir unS den freundlichen Wünschen für den Jubilar, diesen trefflichen Gelehrten, der bekanntlich seit bald dreißig Jahren auch einem ausgezeichneten UrbersetzungSbureau vorsteht, von ganzem Herzen an. * Leipzig, 26. Mai. Der Capelle des K. Schwedischen Garde-Husaren-Regiments „Kronprinz von Schweden" (K. Musikdirektor Lieutenant Strömberg), die. wie erwähnt, während der Beurlaubung der Walther'schrn Capelle hier vom l7. bis 20. Juni bei Bonorand concertiren wird, ist der ehrende Antrag geworden. Anfang Juni eine Reibe von Concerten in dem vornehmsten Sommerlocal Berlins, bei Kroll, zu geben, wo bekanntlich nur Künstlercapellen von Ruf spielin. Die Lcistungcu der genannten Schweden Capelle stehen von ihrer vorjährigen Herbsttournste bei allen Musikfreunden hier noch in bestem Andenken, deshalb dürste auch diesmal ihnen ein reger Besuch zu Theil werden. * Das Leipziger Soloquartett für Kirchen ge sang veranstaltete aus ergangene Einladung hin in der Pfingstwoche sechs Concerte in der Oberlausitz und fand dort eine außerordentlich warme Ausnahme. Besuchten Cantoren, Organisten und sonstige Musikverständige die erste Aufführung mehr deshalb, um sich von den Leistungen de» Quartetts zu überzeugen, so kamen dieselben zum zweiten und dritten Concerte mit ibrem Kirchenchore oder Gesangvereine DaS war ein fröhlich Wandern! Besonders stimmuiigSvoll wirkten die Gesänge des Quartetts in dem Betsaale zu Herrnhut, wo sder auch in Leipzigs Musikkreisen wohlbekannte Musik director W. Wauer ein kunstsinniges Publicum versammelt batte, und in den weiten Hallen der Iohanniskirche zu Zittau. „Tiefe, feierliche Stille herrschte in der Kirche: da intonirten hoch vom Chore herab wie aus überirdischer Sphäre vier wundervoll zusammenklingende Stimmen ihre Gesänge, bald kräftig wie ein ganzer Chor, bald leise und verhauchend wie Engelsschweben, welche jeden Hörer aufs Tiefste ergreife» und zur Andacht stimmen mußten. Solcher gestalt war der Eindruck! .... Herzlichster, wärmster Dank sei der vortrefflichen Quartettvereinigung ausgesprochen Die Wiederkehr derselben wird uns stet» willkommen sein." (Zitt. Nachr.) Leipzig, 26. Mai. Der Hering'sche Chorverein (Dirlgen Herr Georg Hering) giebt, wie wir bereit» mittheilten, mirgen Sonntag, den 27. Mai. i» Zwenkau (Kronprinz) ein Concert, in welchem außer Solo- und Ouartettgesänae» der entzückend schöne, erbebende Lhorsatz (mit Soprans»!») aus Brahm'S „Deutschem Requiem" und al» Hauptwerk Heinrich Hosmann'S reizvolles Märchen „Die schöne Melusine" für Soli, Chor und Piano sortebegleitung zur Aufführung kommen. Die große Hingabe und der Fleiß der im Chore mitwirkenden 40 Damen und Herren, sowie die Mitwirkung der ausgezeichneten Solisten (Fräulein Elise Schmidt — ehemalige Schülerin de« Herrn Rebling —, Frau Paulinr Mündt, sowie die Herren Opernsänger Felix Hoff man n — ebensall- Schüler de« Herrn Rebling —, Concertsänzer Carl Schiebold, Georg Rotzsch, Lapellmetster Carl Schön- err), de« Soloquartett „Mendelssohn" und de» Chor- Vereins „Saxouia" bürgen durchaus dafür, daß nur Gutes geleistet wird. DaS Concert beginnt Abends 7 Uhr, endet gegen 10 Uhr, so daß die Rückfahrt nach Leipzig (gegen 11 und 12 Uhr) bequem zu ermöglichen ist. ' Richard Wagner'» „Lohengrill" ist bekanntlich in München mit neuer Jnscenirung zur Ausführung gelangt und hat in der ictzige» Einrichtung eine ganz mächtige Wirkung erzielt, trotzdem )ie Darstellung gegen 4 Stunden Zeit in Anspruch nimmt. Tic hohen Preise drücken den Besuch der Oper nicht herab, wie die Wiederholungen gelehrt haben, welche stet» vor vollem Hause statt- sanden. Als im Jahre 1867 in München der Lohengrin zur Dar- tellung kam, opponirte der Dichterkomponist nicht dagegen, daß der Stil deS 13. Jahrhunderts, als der EnlstchungSzeit de« Lohengrin- EpoS, gewählt wurde. Andere Bühnen haben ohne weitere Nach frage» und Forschungen in demselben Stil die Jnsceuesetzung bewirk! Wagner selbst hat aber in den Textbüchern, ClavierauSzügen und Partituren als Zeit der Handlung die erste Hälfte des zehnte» Jahrhundert» ausdrücklich angegeben. Jedoch haben die Bühnen diese Vorschriften nicht beachtet. Schon srüher, wie Lohengrin über haupt zuerst auf die Bühne kam, kurz vor der Hälfte diese- Jahr hundert«, schenkte man dieser Vorschrift des Dichtercomponisten keine weitere Beachtung und wählte zur Darstellung den Stil des 13. Jahrhunderts. Flüggen, welcher auch die Aus führung der Bayreuther Anordnungen für die Ausstattung übernommen hat, bewährte sich bei der Einführung der für dac- 10. Jahrhundert gedachten Stilneuerungen in glänzender Weise. Der Eindruck ist ein ungemein prächtiger, im höchsten Grade wirkungsvoller. In innigem Zusammenwirken mit den Anordnungen der Regie kommen bei de» Eoloscenen wie bei den Massenscenen die Kostüme und Waffen inmitten der köstlichen Gruppirungen zu außerordentlicher Wirkung. Generaldirector Possart, welchem bei einem Antritt in München böse Zungen da» Interesse für die Oper und die Kenntinß des LpernapparateS abspreche» wollte», hat. wie auch die Münchener Kritik rückhaltlos anerkennt, mit Scharfsinn, Energie und Willenskraft die von ihm übernommene Ausgabe in der ausgezeichnetsten Weise durchgesührt. „Dem scenische» Theile speciell i>t nach den „M N. Nachr." eine Reichhaltigkeit und nament lich auch eine lebensvolle und ungezwungene Natürlichkeit nachzu- rühmen, welche die Hand des vielfach erprobten praktischen Scenen- leiters überall erkennen lassen." Nach diesen Münchener Ersolgen werden wohl die anderen größeren Bühnen 'ebenfalls bald bestreb: sein, da« Werk des Meisters dem Inhalte gemäß zu insceniren. Durch solche Jnsceuesetzung wird auch ein bei Weitem besseres Ber- tändniß für de» ganzen Vorgang erzielt. Kunst und Wissenschaft. -. TrcSdr», 25. Mai. Die Gemälde - Ausstellung Moderner Norweger wurde heute in der Secessionisten-Aue- tellung eröffnet. Die daselbst dem Publicum gebotenen Werte werden bedeutendes Aufsehen erregen. In Deutschland wurde die neue norwegische Kunst durch die Münchener Ausstellung des Jahres 1891 bekannt, die in der Hauptsache und ihrem ganzen Wesen nach von Mitgliedern der späteren Secession geschaffen worden war. Was die norwegischen Künstler durchweg kennzeichnet, ist die liebevolle bildliche Wiedergabe ihrer Heimath, der rauhe» erhabenen Schönheit ihrer Felsenberge» der stimmungsvollen Oede ihrer winterlichen Echneeselder, deS Glanzes der vereisten Flüsse, der ruhigen Erhobeuheit der stillen Wälder, der Pracht des a» Norwegens Küsten brandenden Meeres. Diese Eigenthümlichkeiten des heimischen Landes schildern die norwegischen Maler immer von Neuem, wie nicht minder das heimische Leben zu Wasser und zu Lande, in Hütte und HauS, in Feldern, Wiesen und Berge». So ist die norwegische Kunst vaterländisch durch und durch, und echt germanisch dazu. Sie ist voll derber ursprünglicher Kraft und Frische, wie die schnell dabinschießendcn Ströme Nor- wegens und der Schnee feiner Fjelde, sic ist „eckig, schroff und be- stimmt", aber immer gesund und kernig. Da ist keine Spur von der Krankhaftigkeit deS endenden Jahrhunderts, nichts von dem Chic, der seine Wirkung aus Koste» natürlicher und gesunder Aus- safsung erstrebt. Daß aber auch Poesie und Phantasie den nor wegischen Künstlern nicht abgehen, davon werden neben den stimmungsvollen Landschasten von Eilis Petcrsen, Christian Skredsvig und Jacob Bratland insbesondere die Märchenbilder von Gerhardt Munthe zeugen, die hier zum ersten Male in Deutschland ausgestellt werden. * Ärcisswatd, 25. Mai. Ter Professor der medicinischen Fakultät vr. Heinrich Helserich ist zum Geheimen Medicinalrath ernannt worden. " München, 25. Mai. Ten, heutigen Festakte im Kunst- ausstellungSgebäudk, anläßlich des 50jährigen Bestehen» des Künstler-UnterstützungSvereinS, wohnte der Prinzregent Luitpold von Bayern bei. Derselbe wurde von den Ministern v Crailsheim und vr. v. Müller, sowie dem Borstande der Künsllerschast empfangen. An der Feier »ahmen ferner der Polizei- director, der Bürgermeister l)r. Bor seht und etwa 100 Künstler Theil. Der Secretair des Vereins, Maler Nebinger, gedachte der Entwickelung de« Vereins, sowie der Heimgegangenen Wohl- Feuilleton. Unsre deutsche vaterlandsdichtung. «io Rückblick und Ausblick. Bon Georg Blei st einer. Nachdruck rerdole». Wir Deutschen besitzen eine so reiche und edle vaterländische Literatur, daß wir wahrlich Ursache baden, darauf stolz zu sein. Kein anderes Volk der Well Lars sich in dieser Gattung eine« gleich kostbaren DichtungsschatzeS rühmen; nirgend» sind die Tugenden, die Tapferkeit und das Selbstbewußtsein einer Nation in so feuriger und anfeuernver Weise besungen wordru, wir in unfern deutschen patriotischen Liedern. Nicht» destoweniger dürfen wir kein Hehl daraus machen, daß ebenso wie für die deutsche Literatur im Allgemeinen, so auch für die deutsche Vaterlandsdichtung die klassische Periode der Vergangenheit angehörte. Die neueren Erzeugnisse unserer BaterlandSlyrik können sich, was Kraft, Schwung und Volksthümlichkeit anlangt, mit denen der älteren Periode nicht entfernt messen. Es mag die» aus den ersten Blick be fremden, weil es >m Widerspruch mit der politischen Geschickte steht und weil das, wa- den Gegenstand unserer VaterlantS- dichtung ausmacht, das Deutsche Reich und seine Einbeit, erst in unseren Tagen wieder verwirklicht worden ist und jetzt glänzender al« jemals dasteht. Aber eS ist eine unleugbare Thatsache, daß feit mehr als einem Menschenalter kein einzige«, wirklich populäre« deutsches Vaterlandslied mehr gedichtet worden ist, und daß wir mit unserem Bedarf« vollständig auf den eisernen Bestand der ererbten alten Lyrik angewiesen sind» der allerdings großartig genug ist, um eine Reihe von Geschlechtern zu versorgen. Die großen Errungenschaften unserer Nation wäbrend de« letzten Bierteljahrhundert« haben leider keinen so kernigen und volkSthümlichen dichterischen Ausdruck erbalten wie frühere Ereignisse der deutschen Geschichte, obwohl dock gerade uusrre Zeit an nationaler Bedeutung die voran- gegangrne» Perioden weit überragt. Von dem, wa« di« letzten fünf Jahrzehnte an vaterländischer Poesie hervor- gebracht haben, hat nur sehr wenig eine größere Verbreitung erlangt, und bei allen bedeutsamen Anlässen seit dem Jahre 1870 bis heute wurde in einem Theile der Presse die Klage laut, daß weder die deutsche Bühne »och die Zeitdichlung einen würdigen Widerhall der Ereignisse gebe. Die Helden der letzten nationalen Grcßlhaten sind weder im Leben noch im Sterben von Euterpe und Polyhymnia so gefeiert worden, wie e« ihrer Bedeutung und der großen Zeit zu gekommen wäre. Woher kommt e« nun, daß die patriotische Dichtung nach gelassen hat, während die politische Geschichte so grcße Fort schritte machte? Diese Frage kann sehr verschiedentlich beantwortet werden. Die Einen werden sagen, die Vater landsdichtung sei ein Zweig der allgemeinen Literatur, und wo diese in Verfall geratben sei, da könne auch jener Zweig nicht gedeihen; auf der Vaterlandsdichtung der ersten Jahr zehnte unser- Jahrhunderts ruhe ein Abglanz von der großen classischen Blütheperiode der deutschen Literatur, wäbrend heutzutage die einfeitige materialistische und realistische Welt anschauung in demselben Maße wie jede Poesie, so auch die Vaterlandsdichtung verkümmere. Andre werten sagen, die Vaterlandsdichtung sei in der Hauptsache auch Kriegslyrik, und eine Verherrlichung des Krieges verböte der Hamlet- Cbarakler unsrer Zeit, der stet» rüste, aber vor der Tbat urückschrecke, und die eingetretene Verweichlichung de« Ge- üblsleben», die noch immer die Kehrseite de« Materialismus gewesen sei und die den Mangel an idealem Muthe häufig in da» Gewand der „Humanität", des „WeltbürgerlbumS" und des „SocialiSmuS" kleide Wieder Andre werden sich aus den Standpunct stellen, daß die Hoffnung, die Sebiisucht immer poetischer sei al» die Wirklichkeit und das erreichte Ziel: daß also schon deSbalb der Traum der deutschen Einbeit von einem reichern Liedersrübling begleitet gewesen sei, als die Zeit ihrer endlichen Herstellung. . . . Alle werden bi» zu einem gewissen Grade Recht haben; Alle aber bestätige» nur die leidige Tbatsache, daß die deutsche Vaterlandsdichtung seit einem Menschenalter und darüber mehr und mehr zurück- gegangen ist. Wenn wir die große Reibe unserer populären Vaterland-- lieter durchsetzen, so finden wir, daß sie sämmtlich einer mehr oder weniger fernen Vergangenheit entstammen und daß wenige davon nach dem Jahre 1846 gedichtet sind. Einige sind fogar schon über 160 Jahre alt und trotzdem noch immer >m beste» Sinne „actuell", wie z. B. das ewig jugendsrische: „Stimmt an mit Hellem hohen Klang, Stimmt an daS Lied der Lieder, Des Vaterlandes Hochgesang: Das Watdthal hallt es wieder! Der alten Barden Vaterland, Dem Vaterland der Treue, Dir, freies, unbezwungnes Land, Dir weih'n wir uns auss Neue! Zur Nbiientligend wir uns weih », Zum Schutze deiner Hütten; Wir lieben deutsche- Fröhlichseia Und alte deutsche Sitten. Die Barden sollen Lieb' und Wein, Doch öfter Tugend preisen, Und sollen biedre Männer sein In Thaten und in Weisen. Ihr Krostgesang soll himmelan Mit Ungestüm sich reißen, Und jeder echte deutsche Mann Soll Freund und Bruder beißen." Diese« Lied baden schon unsre Urgroßväter mit derselben Begeisterung gesungen, wie wir und die heutige Jugend, deren Mutb es neck immer mächtig entzündet. ES stammt von deni „WandSbecker Boten" Mailbia- Claudius, der cS im Jahre 1773 dichtete. Die Melodie diese» „Deutschen WeihrliedeS" verdanken wir dem bekannten Rudolstädter Sänger und Componisten Albert Metbfessel, von dem u A auch der z»m Volkslied gewordene „Gefang auSziehender Krieger": „Hinaus in die Ferne mit lautem Hörnerklang" (im Jahre 1813) sowohl gedichtet, als auch componirt ist Die Zeit der Befreiungskriege mit ihrer bochgehenden nationalen Begeisterung war der beste Nährboden für die deutsche Vaterlandslyrik, und diese entwickelte sich aus ibm zu einer vorder nie gekannten Kraft und Fülle. Der gewal tigste TyrtäuS jener großen Zeit ist Ernst Moritz Arndt, von besten schwungvollen Gesängen viele im Mund dcS deutschen Volkes unsterblich sein werden. Lieder, wie „WaS ist des Deutschen Vaterland?", „Sind wir vereint zur guten Stunde", werden lebendig bleiben, so weit die deutsche Zunge klingt, und wie bis heute, so für alle Zukunft zu den werthvvllsien Perlen de» deutschen patriotischen Dichtungsschatzes gehören. Die bekannte Melodie zu „Sind wir vereint rc." stammt von Hanisch, „Was ist de» Deutschen Vaterland" wurde zuerst nach der Melodie von Johannes Cotta gesungen, bis diese seit dem Jahre 1825 durch die weltbekannte populäre Melodie Gustav Reichardt'S ersetzt wurde. Einige seiner kraftvollsten und kernigsten Lieder bat Arndt den Helden der Befreiungskriege gewidmet, so da» prächtige: „WaS blasen die Trompeten? Husaren heraus!" tcm Fcldmarschall Gebhard Lebrecht v. Blücher, das Licd „Wer ist würdig unsrer großen Tobten rc." dem Anderkken LeS Generals Gerbard Johann v. Scharnhorst, das muthige „ES zog aus Berlin ein tapferer Held, juchhe!" dem kühnen Freischaarcnsührer Ferdinand v. Schill, das Lied „ES thront an« Elbestrande die stolze Magdeburg" dem Andenken Friesen'S. DaS erste, das dritte und das vierte dieser Heldenlieder werden nach Volksweisen gesungen, das zweite ist von Methsessel componirt. Der Schlacht bei Leipzig bat Arndt das gewaltige Lied „Wo kommst Du brr in dem rothen Kleid?" gewidmet, daS seine Melodie von F. Mergner erballen bat. Allbekannt sind ferner die Lieder Arndt'S: „Der Gott, der Eisen wachsen ließ" (Melodie von Methsessel), „Deutsches Herz, verzage nicht!" (Melodie von F. W. Berner). „Die Fahnen wehen, frisch auf zur Schlacht!" (Melovie von H. Werner), „O du Deutschland, ich muß marschiren", „Wei lst ein Mann?" rc. Alle diese Lieder sind in den Jabrei» 1807—1815 entstanden. Ernst Moritz Arndt »st im deutschen Dichterwald eine mächtige, urdeutsche Eiche, die viele Jabr- bunderte überdauern wird ; manchmal zwar derb und knorrig, aber gesund und vollkrästig bi- zur letzten Wurzel. Nickt nur TyrtäuS. sondern auch Held und Blutzeuge deS BejreiiingSkampseS ist Theodor Körner, welcher der deutschen Vaterlandsdichtung gleichfalls einen blühenden Kran; unverwelklicher Gesänge geschenkt bat. „WaS glänzt dort vom Walde un Sonnenschein?" (Melodie von C Maria v Weber), „Du Schwert an meiner Linken" (Mel. von C. M. v Weber), »,Wa« zieht Ihr die Stirn» finster und
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