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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940531013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894053101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894053101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-05
- Tag1894-05-31
- Monat1894-05
- Jahr1894
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4012 liche Meinung die Zweifel an der Rechtmäßigkeit und Noth» wcudigkcil eines weiteren Eingriff« in den Verkehr mit Ersatz. Mitteln für Butter bat fallen lasten. Grundsätzliche Gegnerschaft werden die Untersuchung und die ihr hoffentlich folgenden Maßnahmen nur au« jener Ecke her erfahren, in der ein Häufchen von Anhängern einer abgestorbenen Löirtbschastslebre feiner völligen Auslösung entgezensieb». Dir Aufgabe ist nur. >öm nicht gewaltsameu SuccurS zuzutreiben, indem man den Angriffen auf ein blühenre« und uneotbehr» licke« Gewerbe, wie es die Margarinefabrikation ist, richtet, anstatt ihn auf den mit dem Vertrieb der »Kunstbutter" ver bundenen Mißbrauch zn concentriren. Es gilt, den Betrug zu fassen, der durch den Verkauf der mit Margarine gemischten Butter als Naturbutter und der verfälschten Margarine verübt wird, nickt die Herstellung und den Genuß de« zu einem wichtige», der Gesundbeit durchaus zuträglichen, Nahrungsmittel gewordenen Speisefett« aus Rindertalg. Die Biebhalter haben aus der einen Seite keinen Vortbril an der Unterdrückung der Margarincfabrikation, etwa durch hohe Besteuerung, denn die Millionen, welche reine Naturbulter nickt bezahlen können, werden die Nachfrage »ach dem Natur produkt nicht erböben, wen» nian sie zwingt, aus die Margarine zu verzichten. Auf der anderen Seite er wüchse der Viehzucht au« dem Herabsinken des Rinder talgs zu einem geringwertbigen Absallstoff rin sehr bedeutender Schaden. Was die Landwirtbschast benachtheiligl, ist der widerrechtliche verkauf der Mischungen von Butter und Margarine als Butter. Dieser Handel drückt die Preise und bindert wobl da und dort den Absatz von Naturbulter überbaupt. Gleichzeitig vertheuert er aber im hoben Maße den Margarinegennß, denn der Abnebmer bezahlt als Butter eine Waare, die >m besten Falle überwiegend au« der viel billigeren Margarine, sebr häufig aber au« gefälschter Mar garine oder einem durchweg gesundheitsschädlichen Surrogat zur Margarine bestellt. Die Interessen der Vultererzeuger und Spciseseltverbraucher falle» demnach zusammen, so lange man sich darauf beschrankt, betrügerische Manipulationen mit der Margarine, nicht aber diese selbst, zu verfolgen. Dieses Verhältnis muß die Landwirthschaft >m Auge bebalten, wenn der Kampf gegen die Butterverfälscher siegreich für sie enden soll. Man kann nicht sagen, daß, abgesehen von einigen Großgrundbesitzern, die auch diese Frage biisarenmäßlg lösen zu können glauben, die Buttererzeuger mehr als emen Schutz gegen den Betrug verlangen. Ader die große Schwierigkeit, den Verkehr mit Butter und ibren Ersatzmitteln polizeilich zu controliren, bat auch Besonnene zu der Forderung nach einer Erschwerung, wenn nicht Vernichtung der soliden Margarinesabrikation verleitet. Die Anfragen der Reichsregiernng, welche sich ja über die AuSsübrbarkeit und Zweckmäßigkeit der von Vertretern der Landwirtbschast befürworteten Vorschläge erstrecken, wirb wohl mit den pbautastischen Projectcn ebenso aufräumen wie mit den noch bestehenden vorurtbeilen gegen gewisse, die Zunge und den Magen in keiner Weise belästigende wirksame EontrolmiUel, wie sie das Verbot der Färbung der Mar garine oder die Vorschrift, ihr einen mit der Butterfarbe nicht zu verwechselnden Anstrich zu geben, darbieten. js Berlin, 30. Mai. DaS Vorgehen der Nei'chSbebördcn bei der Feststellung der Ausnahmen von der Sonn tagsruhe aus Grund des tz l05ck der Gewerbeordnung hat in industriellen Kreisen überall befriedigt. Auch glaubt man. daß, wenn die von den Behörden in Aussicht genommenen AuSnabmen, vielleicht mit einigen Aenderungen, vom BundcS- rathe gebilligt werben, wenigstens groben Schädigungen der Betriebe vorgebengt werden dürfte. Jedoch tauchen an einzelnen Stellen immer von Neuem zwei Wünsche all gemeiner Natur aus, die ja an und für sich berechtigt sink, nach Lage der Verhältnisse eine Berücksichtigung aber nickt erfahren können. Der eine gebt dahin, daß der BundeS- rath neben de» aus Grund de« tz. I05cl der Gewerbeordnung zu gcwäbrenden besonderen AliSnabmen auch die Reibe der Arbeiten specialisirt, welche schon nach dem tz. lOüo an Sonn- und Festtagen, wenn «ruck unter gewissen Bedingungen, ge stattet sind. Man befürchtet nämlich, daß sonst eine recht große Verschiedenheit in der Anwendung de« betreffenden Gcsetzesparagraphcn Platz greifen werde. Die Erfüllung diese» Wunsche« ist aber unmöglich, weil zur speciellen Anwendung des Gesetzes nickt der Bunbcsrath, sondern die Gerichte zu ständig sind. Diese werden also in jedem Einzelfalle zu ent- scheide» haben, ob eine am Sonntag vorgcnommene Arbeit unter den tj. l05o fällt oder nicht. Wie wir bören, dürfte jedoch der BundeSrath insofern in die Vage kommen, hier wenigstens einigermaßen aus eine einheitliche Handhabung de« Gesetze» lunzuwucken, als für einige Gewerbegruppen in den Erläutcrnngen zu den auf Grund LeS tz. l05ä zuzulassenden Ausnahmen 'eine große Zahl von Arbeiten aufgezäklt werden dürste, welche nach der Ansicht der Regierung schon nach tz. >05c gestattet sind und deshalb der besonderen Behandlung nach tz. I05ä nicht mehr bedürfen. Etwas wird sich durch diese Behandlung der Frage doch er reichen lassen. Der zweite auftauckende Wunsch ist der, daß für die ganz selbstverständlich zur Verhütung de« Ver derben« der Rohstoffe oder de« Mißlingens der Arbeits erzeugnisse notbwendigen Arbeiten, die regelmäßig auch an Sonn- und Festtagen zu bestimmten Tageszeiten ver richtet werden müssen, von dem Schreibwerk, der Aufstellung der Nachweise über die dabei verwendete Arbeiterzahl, Arbeitstauer u. s. w., abgesehen werden möchte. Auch dieser Wunsches Erfüllung ist nickt möglich Das Gesetz schreibt auSdrückick im 8 lv5e Absatz 2 die Anlegung dieser Ver zeichnisse für alle >m tz. I05c Absatz l aufgeführten Arbeiten vor. Ausnahmen von diesem Absätze sind im Gesetze nickt vorgesehen. Es wird sich ja nun das Berhältniß berauS- stellen, daß für die auf Grund des tz. lv5ck zugelasscnen Ausnahmen da» Schreibwerk nicht nöthig wird, wohl aber für die durch da« Gesetz gestatteten, eine Aenderung dieses Verhältnisses auf dem Verwaltungswege dürste aber nicht möglich sein. 0. tt. Berlin, 30. Mai. Augenblicklich spielen die Agitatoren der Bier-Boycottbewegung als höchsten Trumpf in den Volks versammlungen den auS, daß sich die Herren Rösicke und Genossen ihre Arbeiterfreundlichkcit mit vielen Tausenden be zahlen lassen. Die »„Zielbewußten" appelliren an den Neid und glauben mit ihren Lügen über die Tantiemen der Direktoren neuen AusreizungSstoff unter die Massen zu werfen. Der Refrain der Hetzreden ist immer der: von dem Gehalt eines Rösicke können so und so viele Arbeiterfamilien leben. Von dem Gehalt eine» Liebknecht (Fixum 7200, Nebeneinnahnien ?000 ^) kann auch eine ganze Anzahl von Arbeiterfamilien sich herrliche Tage machen, Herr Singer dürste mit seinen 30 000 jährlicher Rente, die er sich in kurzer Zeit er worben (die Mäntelnäberinnen haben nicht den dritten Theil von dem Lohne eines Böttckergrsellen verdient), auch gerade nicht Notd auSsteben. Es sind eben viele Arbeiterführer so gestellt (theils mit, tbeil« ohne Arbeitergroichcn), daß sie in tiochhcrrichajtlichen Häusern mit besonderem Eingang für Domestike» über die Notblag« de« arbeitenden Volkes Nach denken können und kein Bier de« Münchener Braubause« zu trinken brauchen. UoS wird übrigen« von zuverlässiger Seite mitgetheilt, daß Herr Arendt, der Direktor jene« Brau- bauieS, mit dem »Bürgerlichen BraubauS" zu Dresden r>n Abkommen wegen Hierlieserung getroffen bat. E« sollen morgen schon die ersten Wagenladungen in Berlin eintrrffen. DaS Bürgerliche Grauhau« in Dresden war bis vor Kurzem wegen Lodnstreitigkeiten mit seinenßArbeitern selbst boycotlirt. Damit nehmen e« nun freilich die »Zielbewußteo" nickt so genau, wenn sie nur einen Vorlheil dabei berauSschlageo tonnen. * Berlin, 30 Mai. Eine Beschimpfung der christ lichen Kirche ist von der Anklagebehörde in dem Inhalte eine« Flugblattes gefunden worden, welche« auch von dem gut katholischen vr. L>-l i« .Vaterland' abgedruckt — Zoten weiß diese Zierde de« deutsche, Reichstage« so sicher zu finden, wie gewisse Vierfüßler dir Trüffeln —» vielfach von Händlern verbreitet wurde. E« handelte sich um da« Zlugblatt mit der Ueberschrift: „Neue« deutsche« ReichS- GlaubeoSbekenntoiß." Der Text beginnt mit den Worten: »Ich glaub« an den Grasen Eaprivi u. s. w. Der weitere Inhalt ist ebenfall« in die Form de« apostolischen Glaubensbekenntnisse« gekleidet, und es kommt darin u. A. auch der Satz vor: .Ich glaube an dir alleinseligmachende Pickelhaube u. s. w.' Anfang diese« Jahres wurde ein in Reinickendorf wohnender Händler wegen obigen Vergehen« ur Verantwortung gezogen, von der Strafkammer de« sandgerickt« ll aber freigesprochen. Die vom StaatSanwalte eingelegte Revision wurde vom ReichS- ericht verworfen mit der Begründung, daß der .»halt des Briefes nur politischer Natur sei. Gegen einen anderen Händler ist trotzdem eine gleiche Anklage erhoben worden, welche gestern vor der neunten Straf kammer des Landgerichts I verhandelt wurde. Der Be schuldigte, Druckschriftenbändler Thiemig, gab zu, mit den Flugblättern einen guten Absatz erzielt zu haben. Der Staats anwalt hielt eS für zweifellos, daß in der Form, sowie in dem Inhalte des Flugblattes eine Beschimpfung der christ lichen Kirche gefunden werden müsse, denn eS sei mit dem, was jedem Cbristen heilig sei, in unwürdiger Weise Spott etrieden worden. Er beantrage gegen den Angeklagten eine Hesängnißstrase von drei Wochen. DaS Gericht kam trotz der erwähnten NeichSgcrichtS-Entscheidung zu einer Verur- theilung des Angeklagten. Möge der Jndalt de« Flugblattes auch vorwiegend ein politischer sein, so sei das christliche Ge fühl durch die gewählte Form doch in Aergerniß erregender Weise verletzt worben. Das Urtheil lautete auf eine Woche G.efängniß. V. Berlin, 30. Mai. (Telegramm.) Der Kaiser hörte heute früh zunächst den Vortrag de« EhefS des Geh. Civil- cabinels. NachinitlagS gedachte er den Erzbischof von Olmütz, vr. Theodor Kohn, in besonderer Audienz zu empfangen.— Die Kaiserin traf gestern Nachmittag gegen «>/, Uhr von ver Wilbparkstation in Berlin eia, übernachtete im könig lichen Schlosse und fuhr heute früh 8»/» Uhr mit der Prinzessin Johann Georg zum Paradeselde. V. Berlin, 30. Mai. (Telegramm.) Der Kaiser und König Albert fuhren heute vormittag züiammen im offenen Wagen zur Caserne de« l. Garde-Tragoner-Regiments. >0 Minuten vor 9 Uhr verließen beide Majestäten die Ca serne und begaben sich zu Pferde nach dem Tempelbofer Felde. Der König von Sachsen, welcher rechts vom Kaiser ritt, trug die Uniform seines 2. preußischen Garde-Ulanen» Regiment« mit dem orangefarbenen Bande des Schwarzen AdlerordenS. Beide Fürsten unterhielten sich lebhaft und wurden von der Volksmenge durch jubelnde Zurufe begrüßt. Hinter dem Kaiser ritt Prinz Johann Georg. Die Parade war überaus glänzend. DaS Wetter war vorzüglich. — Nachmittags ertheilte König Albert fünf Audienzen, darunter dem Geh. SanitätSrath Vr. Hofsm aun, welcher den seiner Zeit an den Masern erkrankten Prinzen Friedrich August behandelte. Prinz Johann Georg machte am Nachmittage verschiedene Besuche. Die sächsischen Herrschaften nehmen Abends an der kaiserlichen Tafel Tbeil und besuchen mit dem Kaiserpaare die Galaoper, fahren morgen früh nach Potsdam, um dort der Parade der Pots damer Garnison beizuwobnen, und begeben sich alsdann nach dem neuen Palais, woselbst Paradetajel stattfindet. Abend« fahren sie nach Berlin zurück. Die geineinschaftliche Abreise des König« und de« prinzlichen Paares erfolgt morgen Abend 8'/. Uhr. r-- Berlin, 30. Mai. (Telegramm.) Der .Post' zu folge ist der Einfang de« Fürfterzdischoss von Llinütz durch den Kaiser aus heute Nachmittag gegen 5 Uhr festgtsetzt, zu welcher Zeit der kaiserliche Herr sich nach der Parade im Berliner Schlosse befindet. Dabin soll der Kirchenfürst mit seinem Begleiter, dem Olmüycr Prälaten vr. Klug, in einem Hofwagen abgeholt und durch den Oberbof- und Haus marschall bei dem Monarchen eingesührl werden. Die Audienz soll in Gegenwart de« Reichskanzlers, des Minister präsidenten Grafen zu Eulenburg und de« UnterrichtS- minifler- vr. Bosse stattsinden. Diese Herren werden auch mit dem österreichischen Kirchenfürsten nach der Audienz bei der Kaiserin, die der Audienz beim Kaiser folgt, zur Tafel geladey, an welcher auch die hier anwesenden Prinzen und Prinzessinnen des kaiserlichen HaufeS, sowie die Umgebung der Majestäten theilnehmen. « Berlin, 30. Mai. (Telegramm.) Der geschäftS führende Ausschuß des CentralcomitöS für die Errichtung des RattoualtzenkmalS br« Fürsten Bismarck wird am 12. Juni über die Concurrenzbedingungen und die Bildung der Jury Beschluß fasten. -7- Berlin, 30. Mai. (Telegramm.) Der »Reichs anzeiger' veröffentlicht da« Gesetz, betreffend die Fest- stellung de« Nachtrag« zu« Reichshaushaltsetat für l 894/95. Berlin, 30. Mai. (Telegramm.) Die Litzilgesetz- buch-Commtffion beendete beute die Beratbung de« Fami lienrechtS und begann diejenige de« Erbrecht«. DirS ist da« letzte Buch de- Entwurf«. Die Vollendung de« ganze- Werke- steht somit nahe bevor. T Berlin, 30. Mai. (Telegramm.) Wie der »Reichs- Anzeiger' meldet, wurde gestern in der Agrarronferrn» die GeneraldiScussion der BeratdungSgegenstände fortgesetzt. — Professor Conrad-Halle wünschte die Fortführung der Agrarstatistik in den verschiedenen Richtungen; die prekäre Lage der Landwirtbschast erfordere eine intensive und staat liche Hilfe. — Der GenerallandschastS-Direktor Bon au« Königsberg erklärt» sich wiederholt gegen die gesetz liche Berschuldungsarenze, trug sein« Ansichten über die Verschuldung-Verhältnisse Ostpreußen« vor und schloß, daß die Lage de« Grundbesitzes nicht so ungünstig sei, wie viclerseit« geschildert werde. — Finanzminister Vr. Miguel stellte verschiedene Ausführungen de« Redner« richtig und erklärte, er werde bei der gegenwärtigen Conserenz sich aller positiven Vorschläge enthalten. Der Zweck seiner gestrigen und seiner heutigen Bemerkungen sei ausschließlich, aus die Hobe Bedeutung der zur Beratbung stehenden Fragen hin- zuweisen. Es sei die Pflicht de- Staate«, in besonnene Erörterung der unzwrifelbaft vorbandenen Mißstände und der Mittel zu ihrer Beseitigung einzutreten und durch nähere Beleuchtung der Erbrecht«- und VerschuldungSsrage darzulegen. — Rittergutsbesitzer v. Puttkamer-Plauth conitatirtt eine allgemeine crbebliche Verschuldung de» länd lichen Besitze« und wünschte Maßnahmen gegen da» Sinken der Bodenwertbe und der Reinerträge. — Pros. Wagner bekämpfte im Allgemeinen die von String entwickelten Grund sätze. Da« Schlußwort batte der Referent Prof. vr. Sering- Berlin, der da- Ergebniß der Generaldebatte zusammensaßte. v. Berlin, 30. Mai. (Privattelegramm.) Gegenüber der Behauptung der Münchener „Allgem. Zeitung', daß der Berliner LantzgerichtStztrertor Schmidt wegen seine« Verhalten« in dem Majestät-beleitigungsproceffe gegen Maximilian Harden durch Versetzung in eine Civilkammer grmaßrrgelt worden sei. bemerkt die »Norddeutsche Allgemeine Zeitung': »Dir Versetzung Schmidt« konnte nur auf Beschluß de« au» dem Präsidenten und den Direktoren de« Landgericht« gebildeten Collegium« erfolgen. Die Versetzung ist tbatsächlich so erfolgt. Der Justizverwaltung siebt rin maßgebender Einfluß aus «ine solche Entscheidung nicht zu. Die Beweggründe der gedachten, im Drcember 1893 getroffenen Entscheidung ent ziehen sich der öffentlichen Kenntniß Da» bereit« am 7. April 1893 ergangene Urtheil gegen Harden war aber nicht der Beweggrund.' P verlt», 80. Mai. (Telegramm.) Zu der Meldung, daß nach einer Mitthrilung der Redaktion de« „General- Anzeiger« für Hamburg und Altona" die Beschlag nahme diese« Blatte« aufgehoben und die Untersuchung wegen de« „Caligula'-Artikel« und eine» Hinweise» auf Friedrich Wilhelm IV. eingestellt worden sei, wird der vossischen Ztg." von der Redaktion de« „General- InzeiaerS" mitgetheilt, daß weder die Beschlagnahme de« Blatte« aufgehoben, noch dir Untersuchung wegen de» »Caligula'-Artikel« eingestellt worden ist. Auch sei die obige Mitthcilung nicht von der Redaktion de« »General anzeiger«' ausgegangen, da« Amtsgericht zu Hamburg habe vielmehr die wegen MajestatSbeleidizung erfolgte Beschlagnahme der Nr. llk de« »Generalanzeiger«' be stätigt und die Voruntersuchung wegen des AuSzugS auS der Quidde'schen Broschüre schwebe noch. Die Bro schüre selbst sei in Hamburg nicht beschlagnahmt worden und liege in den Schaufenstern aller größeren Buch handlungen aus. sr Berlin. 30. Mai. (Telegramm.) Der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten von Heyden gab gestern ein Abendessen, zu dem Einladungen an die Mit glieder der Agrarconferenz ergangen waren. Zu der Festlichkeit hatten sich Finanzminister vr. Miguel und zahlreiche Conferenzmitglieder eingefiindeo. Die Unterhaltung war sehr animirt und bewegte sich bauptsächlich um land- wirthschaftliche Fragen. vr. Miguel trat im Privat gespräche mit Wärme dafür ein, eine VrrschuldungS- grenze einzufübrcn und da« Anrrbenrecht zu begünstigen. Um ll Uhr hatte die gemüthliche Festlichkeit ihr Ende erreicht. 6.L.Berlin, 30. Mai. (Privattelegramm.) Die aus gesperrten Brauereiarbeiter hielten heute eine Ver- laminlung ab, die aber nur schwach besucht war. Ein Be richt über die Lage der Ausgesperrten unterblieb. Bei der Einschmugzeluuz boicottirten Biere« sollen sich, wie mit getheilt wurde, eifrige Genoffen hervorragend betheiligen. — Der „Hamb. Corr." glaubt, die Gerüchte von der AmtSmüdigkeit des preußischen IustizministerS von Schilling mit dem Hinweise widerlegen zu können, raß „gerade der Justizminister besonders viele Eisen von Gewicht im Feuer hat und daß e« im höchsten Grade un- wabrscheinlich erscheint, daß er die von ihm eingeleiteten Pläne im Stiche zu lasten beabsichtige, bevor sie in sichere« Fahrwasser gebracht sind". — Die hochossiciöse „Frankfurter Zeitung' betont, daß der Kaiser zum ersten Male am 29. d. M , d. b. einige Tage nach seiner unerwarteten Rückkehr au- Pröckelwitz, den Reichskanzler empfangen habe. — Die im Bunde der Landwirthe überwiegende Auffassung der landwirtbschaftlichen Conserenz, wie sie auch in der ersten Sitzung von Herrn von Plötz angedeutet wurde, findet in dem Organ de» Bundes wie folgt Ausdruck: „ES gilt, Mittel und Wege zu finden, um den ländlichen Grund- besitz lebent- und leistungsfähig zu erhalten, um ihn zu jenem festen Pfeiler deS Staates zu machen, an dem alle Wogen der feiudlichen Brandung von innen und außen zerschellend adprallen. Wenn diese« hohe Ziel erreicht werden soll, dann ist eS aber vor Allem ent- scheidend, daß man nicht Ursache und Wirkung ver- wechselt. Nach dem Arbeit-Programme der Conserenz will man der ländliche» Ueberschuldung steuern. Diese Ueberschuldung ist aber nicht Ursache der Calamität, sondern sie ist die Wirkung der allgemeinen schlechten Lage der Landwirthschaft. Vor Allem handelt e« sich darum, die Landwirthschaft leben«- und konkurrenz fähig zu erhalte», respektive zu mache», und um die« zu ermöglichen, ist ein Bruck mit der WirthschastSpolttik de» Reiches unter dem Reuen Curse unerläßlich. So lange man nicht die Ursache, di« durch äußere Umstände bedingte Nothloge der Landwirthschaft, behebt, wird «ine Bekämpfung dieser Nothlage, der Ueberschuldung, illusorisch sein." * 3»in, 28. Mai. Für den hiesigen Kreis ist, wie da« „Pos. T." berichtet, folgende Polizeiverordnuog erlassen worden: tz. I. Jugendlichen Personen unter l6 Jahren ist daSRauchen auf öffentlichen Straßen,Wegen und Plätzen und in öffentlichen Localen untersagt. DaS Verbot bleibt jedoch auf die Fälle beschränkt, in denen die jugendlichen Personen sich nicht in Begleitung ihrer Eltern befinden. 8- 2. Jede Zuwiderhandlung gegen dieses Verbot wird mit Geldstrafe b,S zu 30 .« bestraft, an deren Stelle im Un- vermögenSfalle entsprechende Haft tritt. (DaS Vergeben der Zniner Behörde, die taktvoll jeden Eingriff in die Rechte der Eltern vermieden bat, verdient Anerkennung und Nach ahmung. Natürlich fehlt eS nicht an schönen Seelen, die dieses Rauchverbot für Knaben al« eine schnöde Verleyun unveräußerlicher Menschenrechte beseuszen. Red. d. „L. T." * Posen» 30. Mai. Au« den Kreisen der Lehrer, die den polnischen Sprachunterricht gemäß de« Erlasses de« MinisterS vom l6. März d. Ä. ertheilen, werden, wie der „Schles. Ztg." aus Posen geschrieben wird, Klagen laut, daß die angenirldeten Kinder den Unterricht unregelmäßig de suchen. Ferner wird darüber geklagt, daß die Eltern sehr schwer zu bewegen sind, den Kindern die erforderlichen Lern mittel, da« polnische Lesebuch und Schreibhefte, anzuschaffen obwohl die Ausgabe dafür nur gering ist. Den polnischen Eltern ist eS also offenbar durchaus nicht so sehr um den polnischen Sprachunterricht zu thun; sie würden sonst für dessen Förderung mehr Interesse an den Tag legen, als da« thalsächlick geschieh. Hoffentlich bleibeo solche Thatsachen bei der Regierung nicht unbeachtet und halten sie von weiterem Entgegenkommen gegen die Polen ab. * Hannover, 29. Mai. Der „Hannov. Cour.' schreibt: „Im „Sprechsaal' der „Eff. VolkSztg.' findet sich die Mit theilung, daß auf Zeche Karl durch Anschlag zu Gaben für ein Geschenk aufgefordert werde, da» dem Abgeordneten v. Bennigsen zu seinem 70. Geburtstage gemacht werden solle. „Gaben von lO—20 werden rntgegengenommen.' „Liste zum Einzeichncn liegt auf dem Bureau offen.' So heißt r« in dem Anschlag u. A. — Die klerikale „Köln. VolkSztg.", der wir diese Mittheilung entnehmen, knüpft daran dir Bemerkung: „Wir sind überzeugt, daß Niemandem da geschilderte Vorgehen aus Zeche Karl schlechter gefällt, als Herrn von Bennigsen selber.' Wir können die Ansicht de- Kölner Blatte» durchaus bestätigen und sind zu der Er klärung ermächtigt, daß Herr vr. v. Bennigsen rin Vor gehen, wie da« auf der Zeche .Karl' beliebte, ganz entschieden mißbilligt. Mißgriffe ähnlicher Art können, wie wir Herrn vr. v. Bennigsen zu kennen glauben, vrmselben den Gedanken nahe legen, noch in letzter Stunde auf jede Fest frier oder Festgabe zu verzichten.' * Poderbora, 30. Mai. (Telegramm.) DaS amtlicke Kirckenblatt veröffentlicht einen bischöflichen Beschluß, betreffend die Begründung eine» großen Erziehuns, verein« für die Tiöcese Paderborn zum Zwecke der Unter bringung und Erziehung verwahrloster Kinder. ' Wirztznrg, 29. Mai. Bor dem hiesigen Militair-VezirkS- gericht hatten sich dieser Tage zwei Reservisten de« b. Lhevanx- legerS-Regtment« ia Saargeinund, Gottlieb Faul und Job. Zei«. tu veraniwottrn, di« im Verein mit »och etwa 30 Reservisteu bei ihrer Entlassung im vorige» Herbst »inen groben Exceß begingen Der Exceß richtet« sich gegen den »„beliebten Sergeanten Wirtheim, dem di« Reservisten noch «inen Denkzettel gebe, wollten. Sie überfielen nämlich de» Sergeant»» nach einem voroulgegaugeueu Streit« im Wirtl»«dausr, schlugen ihn mit Reitpeitsche» und wollten ihren ehemaligen Vorgesetzte» über da« Geländer der Saarbriicke in« Wasser werfen. Die Htlsrr»ft de« Mißhandelte» lockte» Schutzleute herbei, di« den Sergeanten vor dem Bad ia der Saar bewahrten. Die Excedente» suchten da« Weit», und die Polizei »ermochte nur di« beiden Angeklagtea zu ermitteln, di« im verlaus der Verhandlung nicht z» bewege» war«», ihr» Genosse» vo» damai« », ,«»,»». Ei» psychologisch ftrterrfla,ter Vorgang ereignet« sich ab«, ak« le dern Wahrspruch der Geschworenen da« Gericht da« Urtheil »er. kündet», welche« für Faul aus süus Jahre drei Monate-e. ans» iß. sowie Degradation zum Soldaten zweiter Llasje iled ür Zei« auf süas Jahre Zuchthau« und Entfernung au« dem Heere lautete. Unter dem Eindruck« diese« strrugeu Unheil« »Lmlich gewährte Zei». wo« er zuvor verweigterte, er nannte de« Gericht alle übrigen Th«il»ehmer an dem Exceß mit dem Wunsch», daß diese jetzt auch ihre Straft bekommen möchten. 8. Ltuttgart, 30. Mai. (Privat telegramm) So wohl dir demokratischen, al« auch die katholischen Ad- >eordneten beschlossen betreff» der BerfaffungSresorm, den lkegierungSentwurf und die Vorschläge der Com mission durchweg abzulehnen und auf der Forderung u beharren, daß die zweite Kammer zu einer Bolkt- ammer umgestaltet werde. * Etuttgart, 29. Mal. Ia der Abgeordnetenkammer begann Vormittag« die Berathung über die Verfassung-Vorlage: ämmtliche Minister waren anwesend. * Stratztzurg t. Vls., 30. Mai. (Telegramm.) Der !!andeSauSschuß nahm in dritter Lesung den Gesetzentwurf, betreffend eine neue Gemeindrordnuag, mit einer un wesentlichen Aenderung in der von der Specialcommission in Uebereinstimmung mit der Regierung vorgelegten Fassung an; bei der Abstimmung, welche rmr namentliche war, stimmten 42 Mitglieder für den Gesetzentwurf, 4 gegen den elben und 4 enthielten sich der Abstimmung. Hiermit war die Tagesordnung erschöpft. Der StaalSsecretair verlas hierauf «m Namen de« Statthalter« eine kaiserliche Ordre, durch welche die 2l. Session geschlossen wird. Präsiden! vr. Schlumberger schloß die Sitzung mit eiuem dreimaligem Hoch aus den Kaiser. * München, 29. Mai. Die Kammer der ReichSratbe lehnte mit allen gegen eine Stimme die von der Ab geordnetenkammer beschlossene Heimathgesetznovelle ad, nach der die ursprüngliche Heimathgemeinde erzwingen kann, daß ein längere Zeit sich io einer anderen Gemeiude auf hallender Gemeindeangehöriger dort die Heimalh erwerbe. Oesterreich-Ungar«. * Wien, 30. Mai. (Telegramm.) Heute Vormittag 11 Uhr fand die Berm äh lung der Erzherzogin Caroline Maria Immaculata mit dem Prinzen Leopold von Sachsen-Coburg in der Pfarrkirche der Hofburg stall Die Trauung vollzog der Cardinal Fürst - Erzbischoj ruscka. (Wiederholt.) * Wien, 30. Mai. (Telegramm) Minister Fejervar» wurde heute l Uhr zu einer Privat-Audienz zum Kaiser be sohlen. vr. Wekerle wird morgen um 2 Uhr empfangen werden. — An der hiesigen Börse circulirt das uncontrclir- bare Gerücht, daß, falls Ministerpräsident Wekerle, wie vorauSzuseden ist, dem Kaiser sein« Demission überreichen sollte, dieselbe angenommen und Wekerle der Leopoldorden und die Baronwürde verliehen werden. * Wien, 30. Mai. (Telegramm.) Bon diplomatischer Seite verlautet, daß der Sturz Stambulow's bereit-sei! längerer Zeit beschlossene Sache war und zwar auf Grünt läge geheimer Abmachungen, zufolge deren eine Aussöhnung mit Rußland (?) und seiten« de« Zaren bereits in nächster Zeit die Änrrkenuung de« Fürsten Ferdi nand erfolgen soll (?), wohingegen Oesterreich, falls dic Nothwcndigkeit cinträte, in -Serbien freie Hand gelassen werden soll (?). * Pest, 30. Mai. (Telegramm.) Die Vorschläge de? Cabinets gehen dahin, den Peersschub zu sichern für den Fall, daß da« Oberhaus auch zum zweiten Male da- übe rsetz ablchnen und eine dritte Verhandlung nöthig werten jvlltc. Der PeerSschub müßte dann ausgiebig sein, so daß er die Vorlage für alle Fälle sichert. Fall- die Zusicherung eines solchen PeerSschub« nicht schon jetzt erfolgt, tritt tie Regierung nicht in die zweite Verhandlung im Oberhause ein. Die Erwartungen sind hier aufs Höchste gespannt. Belgien. * Brüssel, 30. Mai. (Telegramm.) Fürst Leopold von Hohenzollern bat dom Erzbischof von Mecheln da- Kreuz de« Hohenzollernschen HauSordcnS verliehen. Tvanien. * Madrid, 30. Mai. (Telegramm.) Dem Vernebnm nach hat die SeaatScommission sich, trotz bcstimmler Aufforderung der Regierung, definitiv geweigert, in dieser Session über die Handelsverträge mit Deutscblanl, Oesterreich-Ungarn und Italien Bericht zu erstatten Rußland. * Petersburg, 28. Mai. Officiell wird mitgetbeilt, daß unmittelbar nach dem Stapellauf der Panzerschiffe „Gsisii Weliki', „Admiral Senjawin" und „Poltawa" zu dem Bau von ,wei weiteren Panzerschiffen nach dem Typu» de- „Gsisci Weliki', resp. de- „Admiral Senjawin' und eine» Hochsee-KanonenhooteS nach dem Typus de« „GroSjaschtschi' aeschritten werden wird. Die BorbereitungSarbeilen taz.l haben schon besonnen. — Der Chef der Haupt-Gesängniß- verwaltung, Gebeimrath Galkin-WraSki. wird in diesem Sommer die Gefängnisse Ostsibirieo« und der Inst! Sachalin iaspicirea. (Fortsetzung in der I. Beklage t » «>»/«'» 5/--/,/»^.-- ^ r»»/»*-« i/nck aneetw»»/ SeeS«- «u/S t/iSe». ikr«. Nt. >.«>.) Pa n I'SUvr, «^r,I»k»n»?n'» Patent-Vfcn ,e. «>t «rutzefenernne. va»eei«rt»t«nge». Plagwttz. «arl Heinestraßc 7S. Leipzig, »nNinliiirnstraße 22. * G«tte»btenst dienst Kreit», Atzen« 8 ltt Protzetzirtra, Vcnthen v Schl. g Atzen» 8 Utzr. ^annatzentz früh A Ntzr. »e« Hrrr» Tmetar au» Tageskalender stete 8. vetlage. Neues Theater. Do»a»r«tag. de» 3l. Mat ISS«. Anfang '/,? Uhr. 148. Abo»nemen««-Borslellung, 1. Serie, grüa.j »aette-«,»»« IV. R», «i»st»dtet: LUnee»»«. Trauerspiel i» 5 Acten voa Goethe. Masik von Beethoven. Regie: Lberregisseur Gruaberger. — Dtrectu»: Eapello»„ft,r Portz. Perso»«»: Margarethe vo» Parma, Tochter Karl « V„ Riederlaad« Kr. Her«a»y4)«»edix »r,s Prtaz »o, Ga»r» .
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