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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.06.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940622014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894062201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894062201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-22
- Monat1894-06
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Bezugs-Preis G t« Hn»pt«M«ditio» od« de» im Stad», dakk de» Vororte» errichtete» «»«. «!-e0«»,b»e-»lt>- vierteljährlich^»^ ki ;weimaliaer täglicher ZusteNnnz in« haB >i üchO. Durch die Post bezöge» für tertschlasd uad Oesterreich: vier:el,ährltch > S.—. Directr tügltch« Kreuzbaudseudung t»t «allaud: moaatlich 7^0. die Morgen-Ln-gab« erscheint täglich V,7 llhr, die »de»d-U»»gab« Wochentag» b Uhr. Lekutio» im> ErpeLitio«: )ada»ue»»aHe 8. NeErpeditton ist Wochentag» an »»kerb roch« VE früh 8 bi» «doch« 7 Uhr. Filialen: VN» Mo»»'» Sartt«. Mlfrrd llaidersttätästriib« 1. Last» Lösche. I»i-ari»eask. ich pari, »ad S-nia-plntz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. §WN für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigeu-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 2<r Pfg. Neclame» »»1« de» R«dactioa»strich >4-«» spalte») büch, vor de» FamiUrnaachrichlea (Sgespalte») 40-E. GrSßeve Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis. Tabellarischer »ad Zissernsatz »ach höherem Tarif. Extra »Beilage, (gefalzt), a nr mV der Morgen»Nulgab« , ohne Postbesörderun^ ^4 60.—, mit PostbefSrdernng ^ 70.—. ÄnaahMschlnß fir Lnzrigen: 7lbead»Ln»gob«: vormittag« Kl Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» »Uhr. Sonn- uad Festtag« früh ^ Uhr. den Filialen und Annahmestelle» j, rin» halb« Staad« früher. >«reii«« fbch stet« a» dt» Gxhedtttav z» richtrm -7 -o—- Drnck and Verlag von E. Pol, ln Leipzig. Freitag den 22. Juni 1894. 88. Jahrgang Bestellungen auf Reiseabonnements nimmt entgegen und führt für jede beliebige Zeitdauer aus äle Lxpeältlvn cle« I^tzlp/lxer I'uxedluttes, Johannisgasse 8. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nachdem die öffentlich ausgeschriebene Pflasterung der Tusonr- Ttratzc hier vergeben worden ist, werdeu die unberücksichtigt ge- dliebenen Bewerber hierdurch au« ihren bez. Angeboten entlassen. Leipzig, am 16. Juni 1894. I» ?77i Der «ath »er Et,»t Lei»»«,. 8lS. vr. Beorgi. Etz. Lekanntmachung. Nachdem die Erd- und Maurerartzeiten zur Errichtung einer kurrwehr-Geröthrschuppen» aus dem Areal« der alten Schlacht- ieS am Fleischerplatz« hier vergeben worden sind, werden di» un- rücksichttgt gebliebenen Bewerber hierdurch au« ihren bez. Angeboten tlassen. Leipzig, am 1L. Juni 1894. 2878 Der «ath »er Stadt Leipzig. 830 vr. Georgt.Etz. Gesucht wird der am 18. Februar 1853 in Tonnewitz bei Leipzig geborene Landarbeiter Friedrich Carl Kirft, welcher zur Fürsorge für seine Mnder anzuhalten ist. Leipzig, den 20. Juni 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. Armen-Amt, Atzth. IVn. ä. L IV». 659x/94.Hentschel.Hr. Erledigt bat sich unsere Bekanntmachung vom 9. März d». IS., den Hand arbeiter Gustav Friedrich Köhler betreffend. Leipzig, den 19. Juni 1894. Der «ath der Stadt Leipzig. Armen-Amt, Abth. IV». ä. L IV». «M.94. ^Hentschel.Hr. Die städtische Sparkasse beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Lttpjig, den 10. Januar 1894. Die Tparcaffen-Dcpiitation. Der vnterm 24. April 1894 gegen 1) den Kutscher Georg Gensch an« Lilenburg, 2) die verw. Arbeiter Busch, Marie geb. Fiedler an« Leipzig erlösten« Steckbrief ist erledigt. X. I. 242/94. Magdeburg, den 18. Juni 1894. Der Erste Staatsanwalt. Luchdrucker-Lehranstalt. Zu der Sonnabend, den 23. Juni, Abend- 7 Uhr in der Aula lll. Bürgerschule, JohanniSplatz, stattfindenden Keft-Feter stredncr; Herr SUaooopeetz) au« Anlaß de» RamenStageS h«nn Gutenderg'S gestattet sich im Namen des Lehrer- egiums der Buchdrucker - Lehranstalt zu Leipzig hiermit alle mnde und Gönner der Anstalt ganz ergebenst emzuladcn. Leipzig, den 22. Juni 1894. vr. 0. Xrnnelier, Direktor. Versteigerung. Tonnabend, den 23. ds«. MtS., Bormittag- 11 Uhr, soll aas Antrag der Speditionsfirma Uhlmanu L Vo. hier. Rordstratze 12, eiae bei ihr lagernd« Kiste Bilderrahmen au» Blech mit GlaS zegen sosorttge Baarzahlung meistbietend versteigert werden. Leipzig, am 21. Juni 1894. Da» Königliche Amtsgericht. Schmidt. Die Leipziger Stadtverordnetenwahlen. !ä. Mit diesem für die gesammte Bügerschast hochwichtigen Gebenstande beschäftigt sich ein kleine», von Herrn „Louis Reinhard" verfaßtes Schriftchen (Verlag von SiegiSmund L Bolkening, Preis 40 -s), und zwar nach der Richtung hin, ob eS sich empfehle, an Stelle der jetzigen Listenwahl die Bezirk-Wahl rinzufübren. Der Verfasser kommt, wie hier gleich vorweg bemerkt sei, zu einer bejahenden Antwort. Bei der großen Bedeutung, welche die Frage hat, sowie in Anbetracht de« ferneren Umstande«, daß eine Lösung derselben früher oder später erfolgen dürfte, sei auf die bauptsächlichsten GesichtSpuncte und Vorschläge genannter Schrift elwaS näher eingegangen. Zunächst sei de- .historischen" Interesse- halber bemerkt, »ß über die Frage .Listen- oder Bezirkswahl" bereit« vor ingesähr einem Jahrzehnt in unserem Stadtverordneten- nlleaium verhandelt wurde. Damals war e« der (inzwischen läigst eingegangene) .Stadtverein", welcher in Gemäßheit stiieS Programmes — denn die Einführung der Bezirkswahl billele sogar einen Programmpuncl de« Verein- — mit einer biereuf bezüglichen Eingabe an da- Stadtverordnetencollegium sich wandte. Man ließ die Eingabe damals auf sich beruhe», denn ein dringende« Erforderlich, da- bestehende Wahlsystem abzuändern, war nach übereinstimmender Anschauung de- Eolleziim« nicht vorhanden. Inzwischen haben sich di« Verhältnisse ganz bedeutind verändert. Wir nieinen hierbei nicht die Parteivechältniffe, denn diese dürfen da, wo e- sich »m grundsätzliche Fragen bandelt, nicht von maßgebender Be deutung sim. Nein, rein äußerliche Verhältnisse sind eS, »elche große Veränderungen mit sich brachten. Da« Leipzig »»» >884, mit seinen >65 000 Einwobnern und seinem leicht «ersetzbaren Umfange, ist mit dem von heute (mit circa 400 000 Einwohnern) nicht zu vergleichen. Und was für einen Wahlkörper von 11 000 Bürgern, die eine coinpactr Masse bildeten, gepaßt hat, paßt vielleicht nicht für 24 000 Bürger, die räumlich viel weiter getrennt wohnen und denen das gemeinsame Fühlungnehmen schlechterdings unmöglich ist. WaS nun die Schrift de- Herrn Reinhard beirisst, so werden in ihr Schattenseiten) und Nachtheilc de- L>stciiwahlsvstei»S erörtert. Der diesem System anhaftende schiiinmste Mangel besteht ja darin, daß die Masse derWLHler (mindesten- 90 Proccnt derselben) die Mehrzahl der Gewählten gar nicht kennt, nicht einmal dem Namen nach. Selbst ,n den besser orientirtcn Kreisen fragt man sich oft: Wer ist der oder jener Candidat? Es wird also ,.auf Treu und Glauben" hin gewählt oder, wie eS in der vorliegenden Schrift heißt: „Bei der Listenwahl sind die Bürger nur die gehor samen Zcttellräger deS betreffenden Wabl-ComitSS." Dieser schwerwiegende Uebclstand wird durch die Be zirkswahl allerdings beseitigt. Ein einzelner Candidat wird zunächst von vornherein allgemein bekannter sein, schon au- dem einfachen Grunde, weil sich jede concurrirende Partei gezwungen sieht, einen möglichst bekannten Candidaten auf zustellen. Sodann wird sich ein einzelner Candidat unter feinen Anhängern auch leicht durch persönliche Vorstellung bekannt machen können (und selbst für größere Land- und Reichstag-Wahlkreise trifft die- zu); bei einem Gros von zu wählenden Personen ist rin solche- persönliches Vorstellen von selbst ausgeschlossen. AuS diesem letzteren Grunde ist eS auch bei dem Listen- Wahlsystem so gut wie unmöglich, daß der Gewählte Rechenschaft über seine THLtigkcit erstattet. Von einer oft nur relativen Mehrheit mit noch 23 anderen Ean- didaten zusammen gewählt — wieso kommt er nun gerade zur Berichterstattung und wem soll der Bericht erstattet werden? Auch in diesem Puncte liegen die Verhältnisse bei Bezirk-Wahlen wesentlich anders und günstiger. Gegen die Listenwahl sprechen also eine ganze Reihe von Gründen, von denen hier nur die erheblichsten hcrausgegriffcn worden sind. Der Verfasser de« Schriftchen- führt nun für " ipzig noch einen ganz besonderen Grund an. Er sagt: „Wenn nun schon alle diese Erwägungen dahin führen sollten, die Listen-Wahl aufzugeben, so zwingen doch unsere politischen Verhältnisse geradezu zum Verlassen diese- Wahlsystem«. Geschieht d»S nicht, so läuft die Stadt Leipzig Gefahr, in sehr kurzer Zeit von der Socialdemokratie erobert zu werden. Die Socialdemokratie ist, wie die Ergebnisse der Stadtverordnetenwahlen für die letzten vier Jahre beweisen, in rapidem Aufschwünge begriffen, anderen- theils sind die Reserven der Ordnungsparteien ziemlich er schöpft. Man würde einen unverzeihlichen Fehler begehen, wollte man glauben, die socialdcmokratischen Stimmen hätten nunmehr ihren BeharrungSzustand erreicbt. Nach aller menschlichen Voraussicht werden sie in spätesten- zwei bis drei Jahren so gewachsen sein, daß dann nur noch social- demokratischrStadtverordnete gewählt werden können." DaS ist offenbar etwas zu schwarz gesehen, wenngleich sich, seit der Aufnahme der Vororte, mit fast mathematischer Genauigkeit der Zeitpunkt berechnen läßt, von dein ab, wenn die bürgerlichen Parteien nicht rühriger werden, den Socialdemokraten die Mehrheit zufallen muß. Allein parteiliche Beweggründe können für die Aenderung eine« Wahlsystem- nicht die maßgebenden sein, sondern eS wird sich zur Hauptsache darum handeln, ob da« betreffende System ein gerechtes, im Interesse einer gedeihlichen Entwickelung liegcnve« ist. Hieraus werden wir noch später zurückkomiiien. In einem anderen Puncte hat dagegen der Verfasser nur zu Recht: nämlich wenn er den Anhängern der bürgerlichen Parteien ihre ungemeine Lässigkeit in Bezug auf die Ge winnung deS Bürgerrechts verhält. Er weist daraus bin, daß die übergroße Mehrzahl der Reichöbeainlen (am Reichsgericht, an der Post und Telegraphie rc.) um da- Bürgerrecht sich gar nicht kümmert, ebenso da- GroS der jungen Kausleutc rc. UnS wurde letzthin von einem Tele- grapbcnbeamten einfach gesagt: „Ich bin Preuße, WaS küniuiert mich Leipzig." Aber die seitens der Stadt in Bezug auf Schulen und andere Einrichtungen gebotenen Vorthcile nehmen sie ohne Scrupcl an. Die Vorgesetzten Bcbörden und die Chefs thnn übrigens nickt da« Geringste, um die Angestellten in dieser Hinsicht an ihre Pflichterfüllung gegenüber der Stadtgemeinde zu erinnern. Da sind die Socialdemokraten ander«. Sie erklären eS für rie unbedingteste Pflicht eines jeden Parteigenosse», daS Bürgerrecht zu erwerben. Sie haben eine ganz besondere und woblor.zanisirte Agitation zu diesem Zwecke inscenirt und schon hierdurch allein mehren sie alljäbrlick die Zahl ihrer Stimmen um Hunderte. Bleibt dieses Verhältniß innerbalb der beiden sich gegenüberstchendcn Hauplpartcien dasselbe, d. h. gelingt e« der Gruppe der bürgerlichen Parteien nicht, eine erfolgreiche Agitation für die BurgerrecklSgewinnung unter ihren Anhängern zu entfalten, so muß schließlich die Socialdemokratie da« Uebergewicht erhalten. Wir kommen nun zum Kern de« CchristchenS, nämlich den Vorschlägen, welche der Verfasser bezüglich einer Aendc- rung de« Wahlsystem« macht. Zunächst verwirft er das gegenwärtige System vollständig, weil dasselbe (unter gewissen Einschränkungen) auf ei» allgemeine« gleiche- Wahlrecht hinausläuft, dessen Nützlichkeit für Gemeinde- Wahlen von nahezu allen Parteien — außer den Sccial- Lemokratcn — bestritten wird Eine bloße Wahl nach Be zirken, also die lediglich« Aufgabe der „Listen"wabl ohne Aenderung de« Wahlsystem-, fei teSbalb geradezu schädlich. Der Verfasser tritt aus diesem Grunde für die Classen BerirkSwahl ein. Seine Vorschläge sind folgende: Alle stimmfähigen Bürger Leipzig« weiden in drei Classen getheilt, und zwar gehören a. zur ersten Classe lediglich die stimmberechtiglen Haus besitzer, welche zusammen die Halste der Stadt verordneten zu wählen hätten; b zur zweiten Classe diejenigen unansässigc n Bürger, welche die höchsten Steuern und zwar in Summa die Hälfte aller Steuern entrichten (wofür ihnen die Wahl eine« Viertel« der Stadtverordneten zustande), sowie o. zur dritten Classe alle geringer besteuerten unansässigen Burger, vic zusammen ebenfalls ein Viertel der Stadtverordneten zu wählen hätten. Ter Wablkörrer würde nann etwa (bei 2t 300 Bürgern die bei der letzten Ctabtverordnetenwahl stimmberechtigt waren) folgendermaßen auSsrhen: 4775 Hausbesitzer wählen 36 Stadtverordnete, 2225 Höchstbcsteucrte - 18 - 17 300 Minderbesteuerle - 18 » Daß in einem solchergestalt gewählten Sladtverordnetcn- collegium die Vertreter der Hochstbesteucrten von den Interessenten der Hausbesitzer und de» Vertretern der Minder- destcuertcn (zu einem gute» Theil Socialdemokraten) vollständig erdrückt würden, bedarf keine« Nachweise-, Der Verfasser ver- tbeidigt die bevorzugteSonderstellung.welchc erden Hausbesitzern eingcräumt wissen will, damit, daß sie da- seßbafte, wahr haft conscrvatire Element der städtischen Bevölkerung bilden und ein hervorragende« und bleibende« Interesse an dem Gedeihen der Gemeinde haben. E: übersieht offenbar ganz, daß der Grundstücksbesitz (bez. das Hau«) in der Groß stadt längst zum Speculatio nSobject geworden ist, wie eS denn auch statistisch nachweisbar ist, baß in etwa >5 bis 16 Jahren die gesauimten bebauten Privatgrundstücke Leipzigs einmal verkauft werden. Es ist deshalb auch mit Recht fast allseitig mit dem System gebrochen worden, die Haus besitzer bei städtischen Wahlen als einen besonderen Wahl körper gelten zu lassen» und cs ist nur für eine an gemessene Vertretung der Ansässigen Sorge getragen worden. (Daß auf dem Lande die Verhältnisse ander- liegen, bedarf leiuer Erörterung; doch gelten auch in der neuen preußischen Landgemeindeordnung die Grundbesitzer als keine besondere Wählerclasse mehr.) Wenn wir an dieser Stelle auf ein anderweit gegebene- Beispiel ezemplificiren wollen, so kann in erster Linie nur da- preußische Classenwahlrecht in Frage kommen. Preußen kann wohl als dasjenige Land gelten, in welchem da« Classenwahlrecht am meisten ausgebildet ist. Nach der neuerlichen Reform daselbst werden sämmtliche Stimmberech tigte einer Gemeinde nach Maßgabe der von ihnen zu ent richtenden directen Steuern (an Gemeinde und Staat) in drei Classen getheilt und zwar in der Art, daß auf jede Classe ein Drittel der Gesammtsumme der Steuer fällt. Jede Classe wählt au- der Zahl der Stimmberechtigten ein Drittel der Gemeindevertreter, ohne dabei an die Classe der Wähler gebunden zu sein. Wollte man diesen WahlmoduS in Leipzig einfübren, so ergäbe sich, wenn wir bei unserem Exempel den Sollbetrag der Staat Sein kommen sieuer in Betracht ziehen (da diese den Erträgen der anderen Steuern au, meisten entspricht), etwa folgendes Bild: Erste Wählerclasse, über 24 000 .ckl Link., 1 49l 000 Ertrag, Zweite - 4300—24 000 Xl - 1520000 ^4 Dritte - 600—1300 . 1426 000 -St JnSgesammt: 4 437 000 Ertrag. All Steuerzahlern waren vorhanden unter Aus scheidung der juristischen Personen in Classe I: 840, Classe II: 6475 und Classe III: 98 046. An Wählern würden, der Wahrscheinlichkeitsrechnung gemäß, vorhanden sein in Classe I: 560, Classe ll: 3240 und Classe III: 20 500 (in Summa 24 300, wie bei der letzten Stadtvcrordnetcnwahl). Jede Classe bätte natürlich ein Drittel der Stadtverordneten (zur Hälft« Ansässige und Unansässige) zu wählen. Auch diese« System würde, da eS dem Reichthum einen gar zu großen Einfluß einräumt, kaum einer besonderen Sym pathie sich erfreuen. Zum Glück sind den Stadtgemcindcu in Sachsen bezüglich de« WahlmoduS bei Gemeindewable» sehr weite Grenzen gezogen worden und man würde an die Nach ahmung dcü preußischen Systems gar nickt gebunden sein. Wenn z. B. Rath und Stadtverordnete beschlösse», nicht den Steuerertrag, sondern das Einkommen als Maßstab für die Classeneintheilung einzuführen und zwar in der Weise, daß da« höchste Drittel de- Gesamniteiiikomme»- die erste Classe bildet, das übrige Einkommen aber auf drei weitere Classen vcrtheilt wird, so würde sich da« Ergebniß etwa wie folgt stellen: (inuthmaßlich) I. Classe, über 9600 Elnk., zus. 77,0 Mill. .^1, 1500 Wähler, II. - 2500—9600 ... 52,3 - - 4000 III. - 1100—2500 - - . 53,1 - - 8000 IV. - 600-1100 - - - 49,0 - - 11000 Ließe man dagegen den Cteuerertrag in etwas ander« formulirter Weife gelten ('/a-i-'/a-ff'/i-t-'/«), so würde das Ergebniß nachstebcnteS sein: I. Elösse, über 24 000 ^1 Sink.» I 491 000 .Sl Ertrag, 560 Wähler, II. - 6300-24 000 - - 1141 000 - - 1840 III. - 1900— 6 300 - - 1072 000 - . 5000 IV. - 600- 1900 - - 733000 - - 17000 - In vorstehenden Fällen hätte jede Classe ein Viertel der Stadtverordneten, also nur 18 zu wählen, wodurch der reichen Classe ein gar zu großer Einfluß auf die Zusaninien- setzung der Vertretung benommen wäre und der Mittelstand mehr zur Geltung käme. Doch soll in diesen Vorschlägen nur gezeigt werden, auf welche anderweite Weise sich die Frage zur Lösung bringen läßt. In der vorstehenden Erörterung über die Frage, welche daS Eingangs aciiannle kleine Cchnftchcn behandelt, sind wir weit über den Rahmen einer gewöhnlichen Kritik hinauS- gegangen. Es geschah die« desbalb, weil die Angelegenheit doch früher oder später von, RatbS- und Stadtvcrordneten- Collegium wird entschieden werden müssen. Es wird sich hierbei um die Festlegung von Grundsätzen bandeln, die der Gerechtigkeit und Billigkeit entsprechen. Die Furcht vor der Socialdemokratie bat mit der Sacke nickt- zu tbun. Sind die bürgerlichen Parteien einig und tbun die Anhänger derselben ibre Schuldigkeit, dann dürften noch Jahre ver gehen. ehe einmal daS „Zünglein der Waage spielt" Es ist dann sogar fraglich, ob die Socialdemokraten je vie Mehrheit in Leipzig erringen. Die wichtige Frage „Listenwahl" oder „Bezirkswabl" will also wobl erwogen sein, ehe man zu einer Aenderung de« Wahlsystem« schreitet. Deutsches Reich. 8- VerU«, 21. Juni. Eine llebersicht über rie Gr- sckäftSthätigkeitderdeutschenGerichte im Jabre 1892 aicbt der soeben erschienene Jabraang 1891 re-„Statistischen Jahrbuchs für da- Deutsche Reick ' Eine Gegenüberstellung der Ziffern mit denen der beiden Vorjahre zeigt eine ständige und zwar recht erhebliche Zunahme sowohl der Civilsachci, als auch der Strafsachen. Zum Beweise dien» folgende Tabelle: Civllsachen 1. Instanz . . 3 340 830 8 666 844 3 947014 Strassachen I.JnstaiizlAmtS- und SchösseiigertchO . . 1023 453 1 048 889 1131165 Etraskainniern 1. Instanz . 76 702 80463 88 418 EoncurSsachen 7 321 8 950 9 108 Vergleicht man die Zahl der Sachen mit den Gerichts- kiiigesessenen, so kamen im Reich im Jahre 1892 auf 1000 Per sonen 79,9 Civilsachen erster Instanz. Am ungünstigste» war daS Verhältniß im OberlandrSgcrichtSbezirk Cassel, wo l29,l Sache» auf 1000 Gerichtsangesessene entfielen; altdann folgten Frankfurt a. M. mit N9,8 und Darmsiadt mit 112,8, so daß also ein zusammenhängender größerer Bezirk Westdeutsch lands sich durch eine verhältnißmäßig große Zabl von Processen auSzeichnel. Alsdann erst folgen Berlin mit 109,8, Hamburg init 103,5 und Posen niil 99,1, während die wenigsten Civil sachen Vorkommen in Kolniar mit 53,4, Nürnberg mit 53,2, Stuttgart mit 52,9, Augsburg mit 47,9 und Rostock mit 4l,5. Amt-gerichtliche und schöfseilgerichtliche Strafsachen komme» auf 1000 Gericht-eingesessene 22,9. Hier stehen die bayerischen Bezirke bei weitem am schlechtesten. In Zwei- brücken kommen aus 1000 Einwohner 88,4, in München 61,6, in Nürnberg 54,0 und in Augsburg 52,3 Strafsachen, dagegen in Dresden 10,4, in Stuttgart lo,3 und in Karlsruhe 8,8. In der Rheinpfalz kommen also verhältnißmäßig säst zehn Mal anilS- und schössengcrichtliche Strafsachen mehr vor als in dem wenig entfernten Baden. Concur«vcrfabre» entfallen aus 1000 GerichtSeiiigeseffcnc 0,18 »n gestimmten Reiche. * Berlin, 2l. Juni. Die von uns wi-rdcrgegcbciicn Mit- theilungcn einiger Blätter über die Reform des höberen Mädchenschulwrsens in Preußen werden vom „Reichs anzeiger" bestätigt und theillveisc ergänzt. Hervorgchoben sei aus der Darstellung des amtlichen Organ« folgende Stelle: „Sollte di« Reichsregierung dahin gelange», den Frauen da« ärztlich« Studium zu gestalte» und sic deehotd zur Reife- prüsung an Gymnasien zuzulassc», sv werden auch Eurse in der lateinische« und griechischen Sprache nicht schien." Darin kann man zunächst eine Bestätigung der Annahme sehe», daß Minister Iw. Bosse für seine Person der Zulassung der Frauen zum ärztlichen Studium nicht abgeneigt ist. Minister von BocNichcr bat die Compctcuz der RcickS- regierung, die Zulassung der Frauen zum ärztlichen Slndiunl zu beschließen, ausdrücklich in Abrede ge stellt. In de» für die Zulassung zur ärztlichen Prüfung maßgebenden Bestimmungen, saglc er. sei nickt ausgesprochen. Laß »ur männliche Personen zugclasscn werden dürften; eö komme also lediglich darauf a», daß die einzclstaat- licheu Regierungen die für die Vorbildung weiblicher Acrzie erforderlichen Bestimmungen erließen. Unseres Wissens ist daü in Baden bereit- geschehen. Der preußische Eultus- niinister aber zieht sich bei dieser Frage hinter die Reichs regierung zurück.— lieber die Prüfungsordnung für die Lehrerinnen wird mitgetbcilt: Sie schiebt das Alter für die Zulassung zu sämmtliche»Lehrerinnen- prüsungen u», ein Jahr fbi« zum vollcndelen 19.) hinaus, läßt aber diese Maßregel, damit jetzt in der Bildung begriffene Mädchen nicht gestört werden, erst am 1. Lctober 1897 in Mast treten. Sie ermächtigt die PrüfuugScvininiff'ionen auf Grund vorzugsweise guter Leistungen in einzelne» Fächer» von der Prüfung in andere» Gegenständen Ab>l»ud zu nehmen, und schreibt dudci aus drücklich vor, daß nicht in läiiiinlUchen Zweigen aller Prüflings- gegenstände geprüft werden soll. Im Zusammenhang damit sieht es, daß von jetzt an die Speciakensuren »ach der Prüfung immer in daS Protokoll eingetragen werden sollen, aber ein Aus- zug auS diesem Protokoll den Prüflingen nicht mitzutheilen ist. Neu ringesührt ist eine wissenschaftliche Prüfung. Tie hierauf bezügliche» Borjchriste» sind so getroffen, daß Werth und Geltung der bisherigen Lchrerinncnprüfung nicht deradgedrückt werden. Lehrerinnen, welche die Prüfung gemäß der Prüfungsordnung vom 24. April 1874 bestanden haben, besitzen nach wie vor die Be- sähigung zum Unterricht in allen Classen der höheren Mädchen schule; nur für di« Stellen der Lberlchrcrinueii, der Tircetvriniien und Vorsteherinnen privalerMädchenschuIen mit sieben und niekr ausstciaen- dcri Classen wird noch die Ablegung einer wissenschastlichen Prüfung verlangt. Diese Prüfung erstreckt sich aus zwei von der Bewerberin selbst gewählte Gegenstände und ermittelt, ob sich die Bewerberin die Besädigung erworben habe, in diesen Gegenständen selbst ständig wisjenschastlich zu arbeiten. Ta Werth daraus gelegt wird, daß den Lehrerinnen der Zugang zu den höheren Stellen an der Mädchenschule »ur durch praktische Tüchtigkeit eröffnet werde, so sind nur solche Lehrerinnen zu der wiffenfchastlichcn Prüfung zugelassc», welche eine sünsjährigc Lchrthätiakeit geübt haben und da für diese neu ringesübrie Prüsung noch Erfahrungen zu sammeln sind, soll sie bis aus weiteres nur in Berlin abgehaiten werden. V. Berlin, 2l. Juni. (Telegramm.) Der Kaiser empfing heute den Ministerpräsidenten Grasen zu Eulcu- burg zum Vortrage, arbeitete bieraus mit dem Kriegsminister und nahm den Vortrag de« CdcfS de- Militair-Eabinets von Hahnke, sowie niedrere militairische Meldungen entgegen. — Wie nunnicbr fcststebt, wird die Kaiserin ihren Gcmabl aus der NordlandSreise, welche bekanntlich am 2. Juli von Kiel auS angetrelcn wird, begleiten. V. Berlin. 21. Juni. (Telegramm.) In der heutigen Sitzung de« Bnndcsrathe- wurde der Entwurf eine« Gesetze- für Elsaß-Lotbringen über die Licenzgebübren sür die Abgabe von geistigen Getränken im Kleinen durch Consui»- vcreine an die zuständigen Ausschüsse überwiesen. Tie Entwürfe von Gesetzen wegen Erwcilcrung der Unfallversicherung, sowie Wege» Abänderung dcS UnfallversicherungS-GesetzeS wurden den Ausschüssen sür Handel und Verkehr, sür da- Seewesen und sür daS Jlistizwcsen überwiesen. Dem Entwürfe einer Verordnung zur Ausführung dcS Gesetze« zum Schutze der Waarcn- bczeichnungen, und deS Gesetzes, betreffend den Schutz von Gebrauchsmustern, wurde die Zustimmung ertbeilt. Tie Resolution dcS Reichstags, betreffend die Veröffentlichung einer ConcurSstatistik, wurde dem Reichskanzler überwiesen. V Berlin, 2i Juni. (Telegramm.) Der „ReichS- anzeiger" veröffentlicht den Gesetzentwurf, bctr. die Crweite- ru»a »er ll»sall»crs>cheru»a U. Berlin, 21 Juni. (Privattelegramm) Auf eine Petition, den Schul, »er vauhan»»crker betreffend, welch,
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