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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189406248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18940624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18940624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-24
- Monat1894-06
- Jahr1894
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1894
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vezug-'PreiS t« H«»ptrxpeditto, oder d» i» Stad», z^ck «b den Vororte» errichtete» >,«. .s^HkN ob,«holt: vterteMrltch^ILcho. K «eimaliger «Sgltcher tzastellaag tu« ^ >« dchO. Durch di» Post bezogen für tze,»schl»»d u»d Oesterreich: vierteljädrlich s z.—. Dirrcle täglich« Kreuzbandiendung ta« Aaslaad: «oaatlich 7.50. U,V,rg»u-L»»gab« erscheint tLglich '/,7UH^ »j, »deud-Äusgab« Wo che» logt b Uhr. LO«ctio« »ad LrpeLitio»: zohuuueSHiff« 8. e,In>edi1io» ist Woche»iag« »»»»terbrocheu ^tgaK «» früh 8 bi« «be»d« 7 Uhr. ttt» Me««'» Vurti». (Nlfrutz H«8»1d UniverfitSttstrab« 1« L-»i» Lisch«. chchni,»»str. I«, pur», »ud KNchMatz 2. MIM und Tageblatt Slnzeige«-PreiS die S gespaltene Petitzeile 26 Pfg. Rrclame» unter dem Rrdactiousstrich (»ga» spaUea) bO^, vor de» Familiruuachrichtea (6 gespalten) 40/ch. Größere Schriften laut unserem Prris- yerzeichniß. Tabellarischer und Ztffrrajatz »ach höherem Tarif. Anzeiger. Okgai kör Politik, LottlMichte, HanücIS' und EtMiMrktfr. A««»hmeschl,ß f»r A«yri-e«: Nbend-Ansgab«: Vormittag» 10 Uhr. viorgen-LuOgab«:Nachmittag» »Uhr. ko»»- »ad Festtag« früh Uhr. Vit de, Filialen „d Annahmestelle» je «dm halb« Stund« früher. U»»«i»e« sind stet« a» dt, «MMM,» »za richte». ^ »m» and Verlag von «. P olh td LOpzlg. Sonntag den 24. Juni 1894 . « -r ttir dar m. Vierteljahr 1894 baldgefälligst beranlasien. !^^^^lv/ia 4 ^ 50 mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches llungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: JohanneSgaffe 8, > ^ ^ die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz V und Umvers MS . » sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arnbtstrabe 35 Herr L. 0. Llttel, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraße 1 Herr Dkeoä. ketvr, Colonialwaarenhandlung, Brühl 80 (Ecke Gocthestraße) Herr Lvrw. Llvsstks, Colonialwaarenhandlung. Frankfurter Straße (Thomasiusstraßen-Ecke) Herr vttoLrkML, Colonialwaarenhandlung, Löhrstraße IS Herr Läuarü LelLvr, Colonialwaarenhandlung. Marschnerstraße V Herr kau! 8vkr«1der, Drogengeschäft. Nürnberger Straße 45 Herr jll. L. Udreekt, Colonialwaarenhandlung. Zeitzer Straße 35 Herr V. Lüster, Cigarrenhandlung, «ekelt. Eisenbahnstraße 1, in BngeErottendorf Herr »odert «reiner, Zwemeundorser Str»,!- IS, >>' Nsuftadt v-rr Zjchochrrsche Streb- 7», ' E-nnewitz.Sr°u,r!-el>er..H°r«°nnstrc,b° 23. l.^EtM. , , - >, - Nenvnitz q. Müsienaeschäst. Lcivii Peterskirchhof S H >r V c. ciassen. Colonnilweerenhandlung, Pfastendoner rtnthc I je.,-,,, ziselier, Lolonialivaarenhandlnn^, Ranstsche toaste SH" - x„L«>ma»», Colonialwaarenhandlung, Ran,lad,er Stell"»-» I H->r o. ^'s' > Calonialwaarenhandlnng, Lchlch-nftr-h-/. Herr ^ U°r^a^'"^M°"B-tti-,n Str°b°> Herr 0. vebus. Colanialwaarenhandlnng, Eu^ihsch Hk" »»bert xitner, Buchhandlung, D-lipich-r Straf,e I>, - Reudnitz verr «- > " Hiitzingeschaü, Lcipzlgcr Straße «, «»»ttll^luq. Miltelstraße «.MlW, R°>d-Nhai»er Straße öS. - Lindenau Herr L. Outderlet» Cigarrenhandlung. Markt 22. ' - Thonberg Herr U. U» in Bolkmarsdorf Herr 6. Lamuann, Collradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Amtliche Bekanntmachungen. L l» dieser Woche sällt die Plenarsitzung der Stadtverordnetin au«, »zig, den L4. Juni 18»». Der Tta»l»er«r»nete»,v»rfteh«r. vr. Schill. Lekaimlmachung. Nachdem die öffentlich au-geschriebeue Herstellung einer User in der O«i»o»- dt« uaberlicksichtiat gebliebenen Ve» ^ftstrnste in 'Linsten«« «nrr an der Luppe «igkdtii worden ist, werden die uuderUcksichtigt »erber hierdurch au« ihren bez. Angeboten entlassen? Leipzig, am 20. Juni 1894. r«2? Der «nth »er St«»t Leipzig. vr. ipeorgi. <ltz '848 Bekanntmachung. hierdurch bringen wir zur öffentlichen Kenntaisi, daß wir dl» kliraftrade «nh Antonienstrnhe in Leipzig-alein»sch«cher in da« Ligenthum und mit Autschluß der Fußweg« in di« Unterhaltung der Stadtgemeiud« übernommen haben. Leipzig, den 20. Juni 1894. Der Math »er Etadt Leipzig vr. cheorgt. Meft le. 2945. lies. Boeter«. Lekanntmachung. Wegen Reinigung der Keschüfttrüume können in unserem Melde» Mir rSächterstraße Nr, 5 am 25. diese» Mo««»» i> Lbiheilunq I. Buchstabe 1l—2 ssür bleibend« Linwohner), am 25. Nachmittag» und am 28. diese» Man«»» i» -btheilung III (sür Dienstboten), am 2«. diese» Manat» i, Nblheilung v (für Fremde) und am 27. und 28. diese» «anat» i, «btheilung I, Buchstaben v (für bleibende Einwohner) nur tri»«liche Seschäste erledigt werden. Leipzig, den 20. Juni 1894. Da» Palizriamt der Stadt Leipzig, v. L. 2446. Bretschnetdrr. Eaitenmacher. Die städtische Hparcasse deieiht Wrrthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Die Eparcaffrn-Depntatien. In BemSßheit von jj. 17 der Leipziger Sparcaffea-Orduung Nkdkll ». da« Sparbuch Ser. ll Nr. 132546, d. di« Ouittnugsschein« über dir Sparbücher Srr. v Nr, 82019, 229264, 296752 hiermit sür ungiltig erklärt. Leipzig, den 22. Juni 1894. Dir Vermattung de« Leihhauses und der Gdareasse. 1"? Freiwillige Verllkigermig, Da« im v'uudbnche ans den Namen der Frau Auguste vertu. Haxen ged stupser und Genoss,» in Leipzig eingetragene, anlheili t» deren Nachlaß gehörige, in Leipzig, an der Marschnerslraßt gelegene, aus 50 145 geschätzte Hausgrundslück, Nr. 78 0 de- Brandkataster-, Folium 439 dc- Grund- und Hypothekenbuch« sür Leipzig-Ämttonthell, ii welchrin die Bäckerei betrltden wird, soll »rbtheiiu»g«haib»r durch dat «nterzeichiiet« Gericht üffenlich an den Meistbietenden versteigert »erden und ist Moniag, der 9, Juli 1894, Vormittag« 10 Uhr «l« Vrrstttgerung«termin anberaum» worden. li« Versteigerung findet an hiesiger Gericht-stell», Peterssteinweg lk 8. stimmer Nr, 115 Part, statt, r>e Vrrftttgeru»g«dcdt»g»ngrn sind am Gerichtsbrelt« an. zeschlage» und können auch i» Zimmer lOI Part, eingesehen werde» Leipzig, am 80 Juni 1894. Adnigltche« A«t«arricht, Adtheilnn» V. 2 Zschucke. Lekanntmachung. Ai« öffentlichen Hedammrnprnsungrn finden Freitng, d«n 2»^, und l N-chmiiiag» rennnden». »r« 28. Juni d. A., l von 3-ü Ühr !» I-diierinm der llniverfitäts-Frauenktinik stai». Leipzig, den 2l. Inn. 1894, Die Direetia« der K. Hedammrn-Tchnle. Pros, vr Zweifel. Sau-Areal, in nächster Näh« de« Bahnhose« und der Harthwaldung schön ge- legen, hat billig zu verkausen der Stadtrath zu Zwenkau. Sie Entwickelung der modernen Hygieine in Deutschland. vr. L. Die moderne Medicin ist wie kaum eine andere Wissenschaft absprrchenden Urtbeilen über ihren Wertb und bre Erfolge au-gesetzl; ob ärztliche Kunst und Wissenschaft, ob menschliche Anstrengungen überhaupt den Krankheiten segenüber Erfolg babcn können, wird vielfach auch in onst ganz aufgeklärten Kreisen bezweifelt. Solchen trüben Betrachtungen gegenüber läßt sich an der Hand der Thatsachen und trockenen Zahlenreihen der Fort schritt unwiderleglich Nachweisen, den wir der gemein samen Arbeit der modernen Mcticin und der vorbeugenden socialen Hygieine im letzten Menschenalter zu danken yaben. In der That gehört schon jetzt eine Verlängerung der menschlichen Lebensdauer zu den unvergänglichen Ruhmes titeln der jungen Hygieine; in allen Großstädten, welche bygieinische Maßregeln energisch durchgefllhrt haben, ist die SterblichkeitSzisfer erheblich heruntergegaugen. Noch deut licher zeigt sich die Einwirkung einer vortrefflichen hygicinischcn Verwaltung im deutschen Heere. Von allen siebenden Heeren hat e« die geringste Sterbe- und Krankcnziffer: Spanien ählt 13,4, Rußland 8,88, Italien 7,74, Oesterreich- Ingarn 6,94, Frankreich 6,06, England 5,13, Belgien 4,7, Deutschland nur 3,2 Todesfälle auf 1000 Mann. Äm deutschen Heere giebt eS keine Armeekrankbeilen im früheren Sinne mehr. Mit aerechlem Stolze konnte der General-Stabsarzt der Armee, vr, von Eoler, in einer Rede hervorbeben, daß in dem zwanzigjährigen Zeitraum von 1868 bis 1887 die Krankheitsziffer der Armee von l49K auf 804 von >000, also »m 46 Proc, sich vermindert habe, daß z. B. die TypbuS-Sterblichkeit beute nur etwa ein Siebentel der früheren Höhe erreiche, daß ferner im Jahre 1887 über 2 Millionen BehandlungStage weniger nolhwendig waren als im Jahre l868 und daß endlich z, B, daS Herabgehen der Sterbeziffer für daS Jahr 1887 allein einen Gewinn von 1539 Mann bedeute, die in diesem Jahre dem Heere, dem Staate, ihren Familien erhalten wurden. Die verschiedensten Factoren tragen zum Erfolge der Hygieine bei. Der Impfzwang hat die Pocken, welche sonst Tausende jährlich hinrafften und entstellten, zur verschwindenden Seltenheit gemacht, die antiseplische Wundbehandlung hat Blutvergiftung und Wundficber, denen früher zahllose Kranke erlagen, aut den Krankensälen verdrängt und glückliche Heilunaen ermöglicht, wo sonst die Kranken aufgegeben wurden, gute« Trinkmasser und Canalisation haben in den Groß städten im Bunde mit zahllosen anderen hygicinischen Ein richtungen (sociale Gesetzgebung, moderne Krankenhäuser, Ferienkolonien u. s. w.) das Ihrige dazu beiaetrage», das kostbarste Eapital der Staaten und der Gesellschaft, daS Menschenleben, mehr als bisher zn schirmen »nd zu behüten Angesicht- dieser Erfolge ist e« von großem Interesse, den Entwickelung-gang, den die junge Wissenschaft der Hygieine in Deutschland genommen bat, zu verfolgen. Die Resorm- bewegung, a»S welcher schließlich die moderne Hygieine bervor- ging, begann ungesähr 1837 in England, te» Anstoß gab daS rapide Anwachsen der großen Städte und die mächtige Ausdehnung der Industrie in jenen Jahrzehnten, Für jeden Einzelnen wurde hierdurch die Beschaffung von Lust, Wasser »nd Nahrung von normalem Verhalte» mit immer größeren Schwierigkeiten verbunden, während Uebertragunge» von Krankheiten sich immer leichter vollzogen. Englisch^ Aerite leiteten danial» zuerst eine genaue mediciniftle Statistik «in; an der Hand eines großen Zahlenmaterial- stellten sie sest, daß die städtische Bevölkerung England« eine viel höhere Sterblichkeit aufweist als die Landbevölkerung »nd daß ein großer Proccntsatz der Erkrankungen und Todes fälle auf „vermeidbare" oder .zymotische" Krankheiten entfällt. In den solgendkn Jahre» (1840—>866) wurde» nunmehr großartige bygieinische Reformen durchgesührt. Enge, dicht bewohnteStraßenund Stakttheilewurden niedergerissen,gesunde Arbeiterwobnungen erbaut; durch unterirdische Schwemincanäl« I wurden die Absallstoffe entfernt, centrale Wasserleitungen eingerichtet, die Nahrungsmittel einer strengen C°ntrole unter, wo? -n di.'Krankenpfl-g- besser organ.sirt. Das Erg.bn » all dieser hygi-inisch-n Maßnahmen war .n manchen ^ad,- ' '> ganz ausfällige» Sinken der Sterbeziffer, und mSb^ erfuhren die „vermeidbaren" oder „zymolftchen Krankheiten eine starke Abnahme. Mit Stolz blickten Staat«,nanner und Aerzte auf diese Leistungen, und die Hygieine war innerhalb kurzer Frist in den weitesten Kreisen England« populär geworden. In Deutschland fand das Beispiel Englands um so eher Nach- ahmung, al» auch hier da« Anwachsen der Industrie und ber Großstädte, namentlich aber die verheerenden Zuge der Eholera die hygieinischen Reformen populär machten. Die „öffentlich» Gesundheitspflege" wurde als einer der wichtigsten Zweige der Medicin und ihre praktische Anwendung als ein bedeutsamer Theil der staatlichen und städtischen Verwaltung proclaimrt. Inzwischen ging aber gerade von deutschen Gelehrten und Aerztcn eine neue Rcformbewegung au-, die Professor Flügge in Breslau, der selbst zu den Vorkämpfern der modernen hygieiniscken Wissenschaft gehört, anschaulich schildert. Wahrend die in England durchgesührlen hygieinischen Maßnahmen in den übrigen Ländern ohne Weitere« als mustergiltig ansiesehen wurden, unterzog man sie in Deutschland einer schärferen Kritik. Dabei erwies sich die englische Statistik als vielfach angreifbar. Wirklich traten die anfänglich so günstig er scheinenden Resultate der „sauitnr)' vorüs" bei Weite», nicht in allen Städten zu Tage. In manchen trat ein Rückschlag indem Typbu« und andere „vermeidbare" Krankheiten ein zahlreiche Opfer forderten; andererseits beobachtete man, daß da« Auftreten typhöser Erkrankungen überhaupt sebr stark schwankt und daß Jahrzehnte mir geringer TyphuSsrequenz Vorkommen, auch ohne alle hygieinischen Maßnahmen. Gegenüber einer strengen Kritik war eS nicht zu leugnen, daß sich die Maßnahmen der öffentlichen Gesundheitspflege wesentlich auf unbewiesene Hypothesen stützten. Die wichtigste und eiiiflußreichslc unter diese» war die Lehre, daß Fäulniß- vorgäiigc und Verunreinigung dcS Boden», der Luft und dcS Wassers durch organische», faulende» Schmutz die allgemeine Sterblichkeit und spcciell die Ausbreitung der zymotischen Krankheiten bedinge. Ma» nahm an, daß überall, wo Diarrhoe, Ruhr, Typhus, Eholcra herrschen, die Bevölkerung in beson ders hohem Maße faulende Absallstoffe entweder trinkt oder einathmet, und daß auch die Gesamiiilsterblichkeit bei gleicher Dichtigkeit der Bevölkerung wesentlich von der Energie ab- bängt, mit welcher für Fortschaffung dcS Schmutzes aus Bode», Luft und Wasser gesorgt wird. Diese Annabmen de- stimmten damals wesentlich die Richtung der hygieinischen Reformen. Und doch stimmte» diese Hypothesen durchaus nicht mit den Resultaten von Versuchen überein, die über die Wirkung faulender Substanzen angestelll wurden. Es gelang nicht, an Tbiere» oder Mensche» die genaiinten Krankheiten her- vorzurufen. wen» man sie absichtlich der Einalb,,»ing einer über Faulstofse streichenden Lust auSsetzte oder verschmutzleS Wasser genießen ließ. Ferner lagen zahlreiche Beobachtungen au« der Praziö vor, wonach Menschen unter aiigcsammellen Fauliiißsioffc» lebten okne merkliäie Schädigung ihrer Ge- sundheit. Jene hygieinischen Reformen waren mithiii eigent- lich insofern verfehlt, als sie nicht aus feststehende, w,ffe„. Ickaftlich erwiesene Lehren gegründet Ware». Bei diesen Reformen spielten eben noch andere Motive mit. Nameiil- lich kam das Bestreben, widrige SinneStindrlicke au« unserer Nabe zu entfernen, vorzugsweise mit in Betracht. Die Empfindlichkeit gegen solche Eindrücke steigt mit der Eivilisirung und der Verfeinerung de- LcbeiiSgenusseS, und j„ einer gewissen Epoche wird eine jede Bevölkerung auch ohne bygieinislfie Motive zu Bestrebungen gelange,,, welche Enlfernnna der «l-f-llstoffc. Bcs-baffung reiner t.Ä.'jm n" Grundlagen lonnie ^'''c»s-ba,l ausgebaut werde»; die „öffenlliche Gesund- beilSpslcge mit ihren praklischen Zielen ,»,d verschietenarligsten Motiven waretwaSgaiizAiiter.«. alt diewiffenschasilicheHyg,eine tcr Krankheiten und al .w.mc» Sterbeziffern möglichst ezacl und mit Hilfe einwantsreier Melbo. wissenschaftliche Richtung der Hygieine Nt wesrnllick, ans Pett-»k°ser . Jnit.at.ve zu.ückzKh«n ^S einen Theil der Na»,rw,ss.n- ftkasten auf, in welck'e», die indncl.veMethode und erptr,»ik»tcllr Forschung vorzugsweise Anwcndnng finken müssen. Er be- trachtete als da« Arbeitsgebiet der Hygieine di« aan e na»6ri,^>. dieselbe auf die menschliche Gesundheit von Einfluß ist. Tie äußere Umgebung und die in ihr sich abspielenden Vorgänge und Erscheinungen müssen zunächst in ezacter Weise erkannt werden, dann erst ist eine sichere Basis gegeben für die private Hygieine und öffentliche Gesundheitspslege. Indessen blieb PettenkoferS Wirksamkeit im Wesentlichen auf München beschränkt, die deutschen Regierungen verhiellen sich abwartend, nur das ReichSgesnndhcitSamt wurde bei seiner Begründung 1876 mit einem Laboratorium für bygieinische Forschungen auSgestattct und dir Universität Leipzig berief 1878 einen Schüler Petteiikoser'S, Hofmann, zur Neubegründung eine« hygieinischen JnstitmS. Offenbar fehlte eS noch an schlagenden, alle Bedenken überwindenden Beweisen für dir Lebensfähigkeit und Bedeutung der neuen Richtung der Hygieine. Die größten Erwartniigr» setzte man aus die Erfolge der Hygieine bei der Bekämpfung der Seucken, und gerade hier Halle die bisherige experimentelle Forschung wenig Positives zu liefern vermocht. Auch die geistvolle Hypothese Petteiikoser'S über die Abhängigkeit der Eholera und deü Typhus vom Bode» operirte nicht mit be kannten, experimentell faßbare» Größen, sonder» nur mit unbekannten Krankheitserregern, deren Natur »och so wenig scststand, daß die Einen sie als Gase, die Andern als Orga nismen ansprechcn konnten. ES bedurfte eines neuen kräftigen Anstoßes, um die Regierungen zur Schaffung von Lehrstühlen für Ex- Verimental-Hygieine an de» Hochschulen zu veranlassen. Diesen Anstoß gab Robert Koch »lit seinen Arbeite» und Ent deckungen. Koch hatte 1878, während er noch KreiSpbysikiiS in Wöllstein war, eine kleine Broschüre „lieber die Aethiologie der WundinfectioiiSkrankheiteii" veröffentlicht, in welcher er ganz neue mikroskopische Untersuchungs-Methoden beschrieb, und über eine Reibe von Sepsis erregende Kleinlebewesen berichtete, die er mit Hilfe jener Methode anfgeslinden hatte. Aus diese offenbar sehr bedeutungsvollen Arbeiten hin wurde Koch in da« kaiserliche GesuiidheitS-Amt nach Berlin berufen. Tort wurde ibm ein gut ausgerüstete« Labora torium, Mittel und Hilfskräfte zur Verfügung gestellt und dort machte er seine ferneren epochemachende» Entdeckungen. l88l erschien der erste Band der „Mittbeilnngen au- dem kaiscrliche»Gcsu»dhe>Ig-A»it", in dem Koch die neuen Methoden zur Jsolirung und Rcinzüchtung der Bakterien beschrieb, nach welchen jetzt in unzählige» Laboratorien sämmtlichcr Eultnr- länder gearbeitet wird. I» demselben Bande theilte Koch seine Methode zur Prüfung der Dcsinfectionsmittel mit und gab Anweisung zu einer rationellen, auf sichere Erkenntniß ge stützten DeSinfectiv». 1882 trat Koch mit der Entdeckung des Tubcrkel-Bacillli« an die Oeffentlichkeit, nachdem er wiederum neue eigenartige Methoden zum mikroskopischen Nachweis und zur Eultur dieser Bacillen gefunden halte. 1883 entdeckte er ferner den Erreger der asiatische» Eholera und beschrieb dessen LebenSeigen- schasteii so vollständig, daß die Bekämpfung dieser Leuche fortan auf da- seslstchcnde Fundament der bekannten LebeiiScrscheinungen jene- Krankheitserregers gegründet werden konnte. Schiller Koch'S, insbesondere Löffler und Gafskn, ent deckten in denselben Jahren unter Kock'S Leitung die Erreger des Unterleibs Typhus, der Diphtherie und des Rotzes; durch andere Schüler ließ Koch specicll von hygieinischen GesichlS- punelen au« Methoden zur Untersuchung der Lust, de- Wassers und des Bodens auf Bakterien ausarbeiten und gab damit unserer Kennlniß von dem Verhalten der Bakterien in den uns umgebenden äußeren Medien zuerst bestimmte Grundlagen. Mit Liesen Koch'schcn Arbeiten war für die Experimental- Hygieine rin neue« mächtige« Arbeitsfeld ausgedeckt, daS reichsten Ertrag und vielfältigen unmittelbaren Nutzen ver sprach. Jetzt lagen speciell über Ursachen »nd Wesen der epidemischen Krankbeiten sichere Tbatsachen vor, welche die Aussicht aus ei» klare« Erkennen der VerbreitnngSart und auf eine richtige AuSwabl der Mittel zur Abwehr der Seuchen cröffnete». Die neue Richtung der wissenschaftlichen Hygieine hat bei den Abwehrmaßiegelii gegen die Ebolera die Feuer probe bestanden; es gelang überall, wo die ersten Fälle reckt- )t>Ug gemeldet wurde», die Krankbeit unzweifelhasl fest» zustcllen. den Herd durch geeignete Maßnabmen »nd Jsolirung unschädlich z„ machen und so die weitere Verbreitung zu ver hindern. Auch das verheißungsvolle neue Serum-Heilversabren von Behring und Ehrlich gegen die Diphtherie ist eine Frucht der neuen Richtung, die erst im Beginn ihrer Wirksamkeit steht.
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