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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189407084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18940708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18940708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-07
- Tag1894-07-08
- Monat1894-07
- Jahr1894
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1894
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BezrrgS.PreiS ß> tz«e Hauptezpedttioa oder den im Stadt« hqU m»d de» Vororten errichteten Au»« «„bestellen abgeholt: vierteljährlich ^l«.50, be, »wetmaliaer täglicher Zustellung in« Hau» » üchü. Durch die Post bezogen für Deutschlaud und Lesterreich: vierleliührlich g,—. Direkte täglich« Kreuzbandieuduvg »nS Kurland: monatlich ^l 7.50 LieMorgen-Butgab« erscheint täglich'/,? Uh^ di« »deud-Au-gabr Wochentag« 5 Uhr. Ne-action und Lrpeditiou: JähanneSgasie 8. Pi« Expedition ist Wochentag« ununterbroche» geöffnet von ftüh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: eit» Sle»m'S e«rtim. (Alfred Hahn). Universitätlslrab« 1, Louis Lösche, Katharinenstr. 1«, part. und Aöirsg-Plotz 7. Rnzeigen.Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reklamen unter dem Redactionsslrich («go» spalten) 50^, vor den Familieniiachrichlcir <6 gespalten» 40 Gröbere Schriften laut unserem Preis» verzeichntß. Tabellarischer und Ziffernjatz nach höherem Tarts. Vrtra-Beilagen (geialzt), nur mit der Morgen-«»«gäbe, ohne Postdrsörderung ^l 60.—, mit Posibesorderung 70.—. Annatsmeschluß für Jinzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen «Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtag- früh ' ,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je »in« halbe Stunde früher. Anzeige» sind stet« an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig ^ Ui. Sonntag den 8. Juli 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Da« Kontor der Reich«hauptdank für Werthpapiere bleibt wegen Umzug« in neue Geschaslträume — Berlin 6, Hautvogteiplatz 14 — während der Zeit vom 20. bi« 25. August d. I. für den Ver- kehr geschlossen. Während dieser Zeit durch di« Post eingehend» Auf träge können, soweit nicht Geiahr im Verzüge ist, erst nach dein 25. August zur Erledigung gelangen. Neue Depot« werden erst vom 1- September ab wieder angenommen werden. Berlin, den 6. Juli 1894. Rcichsbank-Tirektoriui». Vr. Noch. vr. Galle»kamp. Bekanntmachung, betreffend da- Gesetz zum Schutze der Maaren« Bezeichnungen. Nach - 4 Absatz 1 des Gesetzes zum Schutze der Waaren- bezeichnungen vom 12. Mai 1894 ist die Eintragung eine« «»ge meldeten Waarenzeichens in die Rolle z» versagen, wenn das an- gemeldete Zeichen als ein Arrtzrichr» anznsehen ist. Al» Freizeichen im Sinne de« Gesetzes sind nach dem bestehenden Rechtsgebrauche solche Zeichen zu verstehe», die zur Zeit der An meldung, sei es allgemein, sei es innerhalb gewisser Vcrtchrskreise zur Bezeichnung der Waarengattung, für die das Zeichen bestimmt ist oder gleichartiger Waarengoitungen bereits gebräuchlich sind. Da- Kaiserliche Patent-Amt beabsichtigt, für die Zwecke der ihm obliegenden Vorprüfung der angemeldeten Waarenzeichc» eine Samm lung der im Verkehr befindlichen Freizeichen zu veranstalten, und hat die unterzeichnet« Handelskammer um Mitwirkung an dieser Sammlung ersucht. Wir erklären uns dementsprechend bereit, Anmeldungen solcher Baarenzeichen, dir für grwifie Waaren im dtrSskitige» Bezirke «Igrmein drn»»t werden oder zur Zeit der Eintragung in »ie dtShertaen Register allgemein drnutzt worden sind, mit Lugabe der Zeit, seit welcher da» Zeichen im freien Verkehr ist, und der Waarengaltungen, für die es benutzt wird, entgegenzunehmen »»d dem Kaiserlichen Patentamte zu übermitteln. Dt« Vorschrift de» tz. 4 Absatz 1 findet aoch aus die gemäß dem Gesetze über Markenschutz vom 30. November 1874 eingetragenen Waareazeichen Anwendung, falls dieselben zur Eintragung in die neuen Register angemeldet werden. Eine Zusnimnrnsietlung der auf Grund des Gesetzes vom 30. November 1874 eingetragenen Waaren- zciche» findet sich im den „Nachweisnngen der im deutschen Reiche gesetzlich geschützten Waarenzeichrir, henurSgegeben im Austrage des Reichsamts des Innen," (Berlin, P. Ltaakiewicz' Buchdruckerei). Um dem Kaiserlichen Patent-Amt rechtzeitig Mittheilung machen zu können, ersuchen wir, nn» die Anmeldungen spätesten- bi- zum 15. August d. I. zugchen zn lassen. Leipzig, den 6. Juli 1894. Tie Handelskammer. A. Thieme, Bors. vr. Pohle. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten, Mittwoch, den LI. Juli 18V4. Abends «V, Uhr, im TitznngSsaale an, Raschmarkte. Tagesordnung: I. Ersatzwahl für die Deputation zum Berwaltung-au-schusse für die Albrecht-Stiftung. II. Bericht de» Berkehrsausschusses über: a. Ermäßigung deS Standgeldes auf dem Roßplatze, Insoweit e« sich »m ständige Abonnenten in der Markthalle handelt; d. Mitlheilunge» des RatheS in Betreff der gegen den Straßenhandel gemachten Vorschläge; c. Eingabe der Engroshändler in der Markthalle, Herren Strigel u. Gen., wegen Berbietens des Straßen- handel« in Alt-Leipzig und Bestimmung de» Ein- und Ver kaufs von Obst und Kartoffeln nach Gewicht; ä. Eingabe de- Verein» Hausgewerbetreibender Obst- und Gemüsehändler Alt-Leipzig«, betr. den Hausirhandel im Stadtbezirk und Be schränkung des Straßenhandels. m. Bericht des Finanz, und Oekonomieausschusses über: vor- behaltlose Rückgabe der Parcelle Nr. 52 des Flurbuchs für Leipzig-Lößnig in da« Eigenthum des Kirchschullehns Lößnig. IV. Bericht des Finanzausschusses über: ». Zuführung ver schiedener Betrüge an den aus Anlaß der Uebernahme der bei städtischen Bauarbeiten beschäftigten Perionen in eigene Versicherung gebildeten Fonds; d. Urberlassung deS Ver- mögens der ausgelöstcn Tuchmacher-Jnnung an die Poly technische Gesellschaft, Gewerbeverein für Leipzig, als Beitrag zu den Baukosten des neuen AusstellungsgcbäudeS. V. Bericht deS Finanz- und VerfassungsauSschusse« über Grün- düng und Dotirung eines Stadtcrweiterungssonds. Vl. Bericht de- Bau- und SchulauSschufies über: Beschaffung weiterer Mobiliargegenstände für die Fortbildungsschule sür Mädchen. VII. Bericht de« Schul-, Bau- und Finanzau-schuffe« über: Erbauung neuer Abortanlagen an der vereinigten Freischule. VIII. Bericht de» Oekonomieausschusses über: ». Miltheilungen des Rathe» zu Louto 10, Pos. II des Haushaltplanes auf da» Jahr 1894, d. Eingabe der Herren Linyineyer u. Gen., die Schleußenverhältniffe und Fußwegherstellung in der Martin- straße in Leipzig-Änger-Lrottciidors betr.; o. Zahlung einer Bergleichssumme sür Straßenherstcllungen in Leipzig- Kleinzschocher; ä. Nachverwilligung eines Betrages sür Entschädigung van Fußwegbescstigunge» in der Gustav Harkort - Straße in Leipzig - Neuschöneseld » conlo 38; s. Herstellung der Roßstraße von Holet Hauffe bis zur Ringstraße mit Holzpflaster; k. Mittheilungen des Rathes in Betreff der Kosten sür Niveauveränderung und Entwässe rung rc. des AugustusvlatzeS. H. Bericht deS Oekonomie- nnd Finanzausschusses über ver gleichsweise Gewährung einer Summe für ausgesührt« Wehr- arbeiten an dtr II. südlichen Borsluthschleuße. Obffverpachtung. Die »leSiädrtßr Otftnutzuna sAepfrl. virncn und Pflaumen) a» de» fiskalischen Straßen de« Bauverwaltereibezirk« Leipzig soll Eouuabrn». »rn 14. Juli 1894» von vormittags 16 Uhr an t« Taale de« htefi-ru rchuhmachrr-JnnungShaus«» (Lchlotzgafsr Rr. I6> meistbietend gegen sofortige Baarzahlung und unter Len tm Termine bekannt zu machenden Bedingungen »rrpachtrt werden. Di« in Frag« kommenden Straßenablheilunaen bez. Nnter- abthrilaogrn, inglrichen die Anzahl der darauf anstehenden Bäume find vor dem Termine au- in den Händen der Herren Aml-straßen- meiftrr und der Straßenwärler de« Bezirk« befindlichen Verzeich nisse» zu ersehen. Leipzig, am 28. Juni 1894. K-ut,ltche Vtrahcn- nutz Köni,ktch« vau- IRaffer»Bäutns»ertt»n. »erwaltrret. Bekanntmachung. Von Seiten des königlichen Ministeriums de« Innern ist dem Schlosser Wilhelm Hugo Bruno «yllwaschy von hier ür die von ihm am 6. April dieses Jahres mit Entschlossenheit und nicht ohne eigene Lebensgefahr bewirkte Errettung zweier Kinder vom Tode de- Ertrinke»- die sitbrrur LcbriiSrrttiiiigümrdaillc verliehen worden. Erhaltener Anordnung zufolge wird Solches hierdurch zur öffent lichen Kenntniß gebracht. Leipzig, am 7. Juli 1894. „ Das Polizriamt dcr Stadt Leipzig. IV. 2736. Bretschneider. Gefunden oder als herrenlos angemeldet resp. abgegeben wurden In der Zeit vom 16. bis 30. Juni 1894 folgende, zum Theil auch schon früher gesundene oder von verübtem Diebstahl verrührende Gegenstände: ein Betrag von 16 ei» Porlemonnaic mit 3 »5 2 silberne Tauicn-Rcmonton-Uhren» »ine derselbe» ohne Rng, 3 silberne Hrrren-Uhre» z Tb mit Kelle bez Kapsel und Nameiisbczeichnuiig, eine nriisilberne Rc- nioutoir-Nhr, eia Daincii-Ukilkllchen, 2 golvenc Brosche» mit weißen Perlen, eine <Er«»ialbrosche, ei» goldener Manschetleiiknops. ein goldenes Kreuz mit schwarzem Band, «ine größere alle Münze, 3 Klemmer, darunlcr ei» goldener, »I» sog. Weinzipscl, 2 Cigarrcnetnis, mehrere Melier, ein Kasten mit Cigarrenspitzchc». einige Schirme, 2 Spazier- stöcke, mehrere Schlüssel, Leihhausschelne, ein hebräisches Geschichtsbuch, eine Huttcdcr, eine weiße Kleidtaille, »in schwarzskidrurs Taillciitnch, zwei verschiedene wollene dergl., ein braunes ttinderfiickchen, eine braune Knabenjacke mit Lcunnictausschlag, zwei Ftlzhüle, ei» Damen-, ei» Herren- und ei» Knobcustrohhut, 8 Paar neue Damenhandschuhe, ein Oberhemd, ein Jacket. Weste und Hose rc., ein Packet Nerzen, eine Fedcrhündwaage, ein« Hcindlm'lpuuipe, ein sogen. Sauger von Messing, ei» Milchkrug, ein Biersaß, ein großer flacher Weidenkorb mit 3 kleineren dergl., ein Bund Trabt, eine Ctemmleiste, eine Leiter, «in 2 rabrtgcr Handwagk» und zwei zugkpslogen« Canarienvögtl. Zur Ermittelung der Eigenthümer wird dies hierdurch bekannt gemacht. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welche im II. Quartale 1893 Fundgegenstände bei un» abgegeben haben, auf, diese Gegenstände zurückzufordern, andernsalls hierüber den Rechten gemäß verfügt werden wird. Leipzig, den 6. Juli 1894. Ta« Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneidcr. Ml. Bekanntmachung. Der am 6. December vorigen Jahre« in Leipzig-Connewitz ver- lorbene Restaurateur Herr Btiicent Jacob Lsfier-kt hat der Armencasse letztwillig ein Legat von Ein Tausend Mark ausgesetzt, welche» von der Wittwe des Verstorbenen Fra« Johanne Christiane Wilhelmine Ofsiertkt verw. gew. Roman»« geh. Müller an uns zur Auszahlung gebracht worden ist. Wir sprechen für diese Zuwendung öffentlich unser» herzlichsten Tank aus. Leipzig, den 7. Juli 1894. Las Armrnamt. 8t.-k. 26 s. He Nischel. Schicker. Bekanntmachung. In der Zeit vom 2. Juni bis mit 6. Juli dieses Jahres gingen an freiwilligen Gaben bei uns ein: 20 Buße in S. E. L. '/. K. in H. durch Herrn Rechtsanwalt vr. Hans Blum, 10 - — <> Buße in Sachen des RalheS W. Z., 10 » — » Vergleich in Sachen H. '/. Z., 2 - — » Sühne in Sachen H.Frau H 2 >> — <» « » »».'/. Frau U 3 » 80 » » - » L. '/. S. 6 - — » -> » » P- S. Sa.: 53 80 lieber diese Beträge, sowie über den Emviang der »ns von der Königlichen Aintsanwaltschaft als ein Geschenk des Herrn Kaufmann Keip überwiesenen gußeisernen Gegenstände wird hiermit dankend quittirt. Leipzig, den 6. Juli 1894. Tas Ariuenamt. Hentschel. Schicker. Meß-Ferien -er Belirlings-Äbtheilungen -er Oeffentlichen Handets-Betzranstalt. Die Verlegung der Messen macht eine Aenderung der Ferien sür die LehrlingS-Abtheilungen der Oeffentlichen Handels-Lehranstalt — I. Abtheilung der Anstalt und Lehrlings-Abtheilung des sachwisscn- schastUchen CursuS — erforderlich. Die genannten Abtheilungen werden deshalb in diesem Jahr ihre Herbstserien in der Zeit vom 26. Augns« bis mit 2. September genießen, wogegen die sogenannten Michaelis-Ferien sür sie weg sallen. Für die übrigen Abtheiiungen tritt keine Veränderung ei». Leipzia, den 30. Juni 1894. Ter Vorstand der Lrsfentttchen HandelS-Lehranftalk. A. Thieme, Earl Wolsrum, Vorsitzender. Direktor, vr. Äensel, S. Die städtische Sparkasse beleiht Werthpaptere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Die Svareaffen-Depiitatio». Bau-Äreal, in nächster Näh« de« Bahnhöfe« und der Harthwaldung schön ge legen, hat billig zu verkaufen Per Stabtrattz zu Zwenkau. Rudolf von Bennigsen. I. * Der den Versuch unternimmt, die Verdienste und die Eigenart des Mannes zu würdigen, dessen 70. Geburtstag Tausende von ernsten Männern nicht nur in Teutschland, sondern auch in aller, un- befreundeten Staaten zu feiern sich anschicken, dem drängt sich mit zwingender Gewalt ein Vergleich aus: der Vergleich mit dem Versuche, >m Hochgebirge zu einem jener Riesen zu dringen, die ganzen Gebirgszügen ihren Namen und Charakter geben. Von welcher Seite man dem GebrrgSstockc auch nahen mag, überall aus Ver Ferne erblickt man den mächtigen Gipfel, der alle anderen beherrschend überragt. Mit jeder Meile aber, die man zurücklegt, ver ändert sich daS Bild. Bald schiebt sich der eine, bald der andere der kleineren Berge verdeckend vor den Riesen, der i» den engen Ziigangstbälern de», Blicke ganz verschwindet. Tausende dcr hier Wobnenden kenne» ihn nicht und ver lange» nicht nach seinem Anblick und »ach dem Ausblick von einer Hobe. Auch von de» Wanderern begnügen sich Tausende mit bequemen Ausflügen auf die nächsten, den Hcchgipfel rc»dcckc»dcn und dcSbalb scheinbar überragenden Höhen und gewahren den zuin Hiuiiiicl Ragenden erst wieder bei dcr Rückkehr auS jener Ferne, die ihn über all' seine Umgebung erhebt Ter Wenigen, die von dcr Fülle der Eindrücke i» de» Einschnitten und auf de» Gipfeln der Verberge vom Vordringen sich nicht abbalte» lassen, wartet ornste Anstren gung, beschwerliches Steigen vor dem ersehnten Ziele. Aber ist cö erreicht, so liegt eine Welt vor de» erstaunte» Blicken, die erst jetzt die rechte Schätzung für ankere Riese» dcr Hoch- zebirgSwelt, für Höben und Tiefen finde», erst jetzt eine» lcbcrblick über die weiten Lande gewinnen und, während der Fuß auf den granitenen Grundsäulen dcr Erde sich süblt, einen Eindruck empfangen, der unvergeßlich, unzerstörbar ist. Dcr die lctzien -10 Jahre deutscher Geschichte, ruhig über- chauenk, vor seines Geistes Auge vorüberziehen läßt, erblickt, clbit wenn er mit dem Gange dieierGeschilble uiizusrieten ist, am Horizonte neben jene» Ricsciigipscl», weiche die Name» Liaiscr Wiibclui's, seiner treuen Bundesgenosse» und Paladine tragen, einen mächtige» Gipscl von edelster Form, dem selbst die >ende»)iöseste Entstellung historischer Thatsacbcn de» Namcn Rudels von Btiinigscn nie raube» kann. Wie dieser Name unlöslich mit dcr Geschichte der Gründung und des Ausbaues deS deutsche» Reiches verknüpft ist, so wird daS große und gleichsam versteinte Gesanimtbild dieser Geschichte unfern von dem gewaltigen Massiv Biöniarck dcr Nachwelt daS Bild des HochgipsclS Bennigsen überliefern müssen, dessen Fundament verwachsen ist »»it dein Grundsteine des Reiches. Dafür, daß Lei» Namen Bennigsen sür alle Zukunft sein Recht werde, hat dcr Schmied der deutschen Kaiserkrone selbst ge- orgt, indem er am 6. Dia» 188l, also zu einer Zrit, >» dcr ein früheres Vcrhältniß zur nalionaUihcralcn Partei sich bereits gelockert hatte, dem Führer dirser Partei ein Zcugniß ausstellte, Las er nienialS rinei» andere» Parteiführer aus gestellt hat, daS Zeuguiß: „Der Vorredner ist mir uuler seine» Fraction ögenosse» Derjenige ge wesen, dem ich wirklich Beistand verdanke und dem daS deutsche Reich sür seine Herstellung, für eine E o nso l id i rung so viel schuldig ist, sür seine Politik von langen Jahren der." Aber wen» selbst daS Massiv Bismarck Teinjenigen, der an die Details seiner Kämpfe »>it Gegnern und seiner Ver bindungen mit jeweilige» Freunde» naher berantrill, nicht sclien verdeckt wird durch kleinere Gipfel, so verliert auch dcr in die politische» nnd parlamentarische» Wirre» der lctzien Jahrzehnte Eindringente nicht sclien den Hochgipscl Bennigsen auS dem Auge. Wer sich in diese Wirre» verliert, erblickt ihn nur beim gelegentlichen HerauStreie» als nnverkeiinbare historische Große; aber sür ihn bleibt diese Größe ein Fern bilk, daS einen Anblick, aber keinen Ausblick, Fern- und Ueberblick eröffnet. Diesen gewinnt nur der unermüdlich »ach seinem Ziele ringende Steiger, der sich weder vom Reiz lockender WanderungSstationcn, noch von der Schwierigkeit deS Anstiegs beirren läßt. Ihn belohnt aber auch sür seine Ausdauer dcr Einblick in LaS Wesen eines der edelsten deulschen Männer, dem deS Vaterlandes Wobt über Allem siebt, sondern auch ein unvergleichlicher Ucbcrbiick über Alles, was zur Gründung und Ausgestaltung des Reiches »ötbig war und zur gedeihlichen Weilcrenlwlckeiuiig desselben nöthig bleiben wird. Tie Schwierigkeit, völlig in daS Wesen dieser seltenen Natur rinzukringrn, wird erböbt durch eine besondere Eigen schaft. Von zündender Beredlsamkeit im Parlament, ist Bennigsen nickt nur im gewöhnliche» Leben, sondern auch im Verkehr mit den politischen Freunden schweigsam und rurück- haltend; was ihm aiivcrtrailt worden bei intimen Uuter- rrduiigrn und Unterhandlungen, r»bt bei ihm sicherer, als in verschlossenen Schreinen dcr Archive. Am wenigste» liebt er eS, über sich selbst und seine persönlichen Angelegenheiten zu reden. Co kommt er dem ihn Suchenden wenig entgegen; er übersieht ihn vielleicht bei seiner stets auf das große Ganze gerichteten Ucbcrschau. Die Quellen über sein reich bewegtes und inhalt-schwere- Leben stießen daber spärlicher, al« die über so manchen minder bedeutende» Lebenslaus. Nicht einmal eine Sammlung seiner sür die innerpolitischc deutsche Geschichte so überaus wichtigen ParlamenISrcdcn ist veranstaltet worden, weil er selbst die Hand dazu nicht bieten mochte. WaS ihn selbst betrifft, erscheint ihm nebensächlich seiner großen Lebensaufgabe gegenüber, an deren Erfüllung er alle seine Kräfte setzt. Am wenigsten wird Der ihm zu nahen, Dcr ihn völlig zu verstehen vermögen, der engherzige Parteizweckc verfolgt und durch Bennigsen« Einfluß erreichen z» können glaubt. E« beißt ibn völlig verkennen, wen» man den Schwerpunkt seiner Thätigkeit in sein Wirten al- Partei- siihrer legt. Durch eine »nübersteigbare Kluft ist von ihm jeder getrennt, der einen Parteiführer im engeren Sinne in ihm zu finden meint, d. h. einen Mann, der eine machtvolle Partei um sich zu sckaaren trachtet, die mit kluger Benutzung der Umstände die Herrschaft über andere erstrebt. Tie naticnalliberale Partei würde schwerlich so große Einbußen erlitten haben, wie sie thatsächlich seit ihrer Gründung erlitte» hat, wenn ihr Führer nur den Vortbeil der Partei im Auge gehabt, mehr Eoncessionen an übermächtige Zeitströmungen gemacht, ja auch nur an dem Wettlaufe der Fractioiien um dir erste Anregung zu populären Gesetzesvorlagen sich belbeiligt hätte.. Wie er an sich und seine persönlichen Angelegenheiten zuletzt denkt, so liegt der äußere Bortheil seiner Partei außerhalb der Richtung seine« Streben-, da- nur dem Woble deS Ganzen, nur der Sicher heit und der Wohlfahrt des Vaterlandes gilt. Nur Der, der zu diesem Kern und Inhalt seines Wesens dringt, ver steht sein Handeln im einzelnen Falle und ist fähig, ihm zu folgen auch in Zeiten herber Prüfung und schwerer Verluste. Zu einer solchen Höhe deS Wollen« konnte nur ein Mann von seltenen Eigenschaften des Charakter« und des Geistes sich emporschwinge». Zu seiner Selbstlosigkeit, die ihn ver- tbrungSwürdia machen müßte, auch wenn er über das enge bürgerliche Leben sich nicht erhoben hätte, mußte eine an geborene Weile de» Blicke-, eine umfassende Bildung und eir äußerer LebeuSgang kommen, der dein Hochveranlagten ge staltete, alle Perbälinisse kennen zu lernen, die Berücksichtigung vom Politiker beiscken. Diese Bildung sich anzueignen, war er schon als Student in Göttingen und Heidelberg cifrigst beflissen; sie nach jeder Richtung bin zu vertiefen, ist er trotz seiner anstrengenden amtlichen und parlamen tarischen Thätigkeit bis zum beutigen Tage nicht müde geworden. Schon früh wurde ibm, der einem allen hannoverschen AtelSgeschlechte entstammte und als Sobu eines hohen LssicierS das Licht dcr Welt erblickte, Anregung, sowohl über cngherZige und egoistische Standeü- voruribcilc und StaiircSiillercsicii sich binwegzusetzc», wie über die engen Grenzen seiner Heimath den Blick auf da« große deutsche Vaterland, seine Leiden und seine Bedürfnisse u lenke». Bereits in seinen» Jünglingsalter regte der Ver- asslingSbruch de« Königs Ernst August von Hannover die Gcuiülher im Innersten auf und drängte alle rechtlich Denkenden zur Partciiiabme sur die Vertbeidiger deS RccktS. Seine ernste» juristischen, volkSwirtbschaftlichen und pbilo- sophischen Studien »nv der Umgang mit Zeitgenoffen, die ein warmes Herz für das Volk und seine bcdrobtcn Güter besaßen und in der Unterdrückung des Volke» daS gefährlichste Mittel crlaiintcn, in den breite» Schickten des BiirzerthumS mit der Freute an der Hcimatb die Sehnsucht nach einer natio nale» Einigung aus dem Herzen zu reiße», führten Bennigsen tiefer in die Politik und zum engeren Anschluß an die liberale Bewegung, die nach dcr Thronbesteigung König Georgs V. im November l85,l eine immer berechtigtere und »othiuendigere wurde. Dcr nachmalige Gras BorricS, der eine Zeit lang als Minister in dein Eabinet von Scheele vergeben« versucht batte, die im Jahre l8>6 berbeigcfübrten Acnterungen in der Versassling rückgängig zu machen, durch welche die bevor- zugie Stellung deS Fenvatadcls eingeschränkt worden war. Halle sich z»»l Führer dcr Ritterschaft ausgcschwnngen und wußte cS im Jahre 185', heim Bundestage turchzusetzen, daß die Forderungen der Ritterschaft als berechtigt anertannr wurden und eine „Reinigung" der hannoversche» Verfassung verfügt wurde. Diese „Reinigung" erfolgte auf da» Gründ lichste und Erhitleriitste. Beunigscn, damals am Lbcraerichl in Götliiige» angestelll und von Aurick 1855 in die Zweite Kanimer gewählt, wurde am Eintrill gehindert, nahm deshalb seine» Abschied aus dem Staatsdienste und trat die Be- wirthschaftung seines Gutes an. Aber schon 1857 wurde er bei Neuwahlen gleichzeitig in Daiiiicnberg und Göltiiigcii gewählt, nahm da- Mandat sür Götlingc» a» und ward i» einem Alter von kaum 33 Jabren durch den Reicht!»»» seine« Wissens, den Glanz seiner Beredlsamkeit, die vernichtende Wucht seiner Beweisgründe und seine gleichwohl in den strengsten Grenze» dcr parlamciitarischcn Form fick ballende Polemik sofort an die Spitze dcr verfass»uigSIrelienMiiidcrhcit dcr Zweiten Kammer gehoben. Z» slauncuder Bcwnuderung riß er selbst Gegner bin, als er mit der c»idri»glichsten Sach- kenulinß das octroyirle „Fiiiauzeapilcl" und d,c rechtswidrige Ausscheidung deS Krougul« a»S dem StaatSeigciillnim he kämpstc. Wie hoch er schon damals im Ansehen dcr Zeit genossen stand, geht a»S dcr folgende» aus ihn bezügliche» stelle dcr „Hailiiovcrschtu Slaaisbricse" (Leipzig, 186l) hervor: „Wie aus alten, nachgedliiikelten Gemälden fast alle Gegenstände bis zur Unkenntlichkeit in die Ilessien Schatten versenkt erscheine» und alle» Licht ans Eine Gruppe oder aus Eine Gestalt zusamiilen- strahlt, so bat die trübe Historie des neueste» hannoverschen Vcr- fafiungsuiilstiirzeS beinahe die ganze stolze Habe imicrcS engeren Vaterlandes in das traurige Tuntel begraben, ui» mit einen» einzelnen glänzenden Lichtefsecte Deutschland zn er freuen." In dcr Tbat zog der hannoversche Vorkämpfer gegen die reactionaire Gewaltherrschast des Ministeriums BorricS in ganz Deutschland die Blicke Derer ans sich, die nickt mir unter jenem Drucke, den derselbe Bundestag, der den haiiiiovcrschcn VersassuiigSbruch sanctionirt batte, auf alle Buiidcöglictcr ausiible, sondern auch unter dcr Zerfahrenheit seufzte», die unter diesen Gliedern herrschte und den Bund zur kläglichsten Ohnmacht, zur kläglichsten Abhängigkeit von dcr napoleonischcn Bevorniiindlingöpolilik verurthcille. Jliiiiiilcii der deftigsten varlamentarischcn Kämpfe seine- engeren Vaterlands bewies Bennigsen, daß sei» Geist weit über die Grenzen diese« Lande» hinauSdrang und mit vollster Klarheit die Wege erkannte, die eingcschlagcn werden mußte», »m die deutsch-nationalen Kräfte zu entfesseln, zu einigen n»d der von anßcn drohende» Gesabr entgegen zustellen. Als dcr Krieg zwischen Oesterreich und Fiaulrcich die Ohnmacht deS Bundestag» und die Größe der Deutsch land drohenden Gefahr klarer al» je enthüllte, legte der liberale hannoversche Streiter die erste Probe seine» Berufes al- d rutsch er Politiker mit jener Erklärung vom 19. Juli 185'.» ab, die. von 35 hannoverschen Gesinnungsgenossen unterschriebe», wie ein erlösendes Wort durch die deutschen Gaue klang. „DaS militairische Uebergewicht Frankreichs" — so heißt es in Vieler historischen Erklärung — „ist durch Len Krieg noch erhöht. Ueberall in Europa finden wir gahrendc Zustand«, welche neue Verwicke lungen und Kriege, auch Angriffskriege gegen Deulschland, tn nächster Zukunft schon möglich erscheinen lassen. Ilm solchen Ge fahren sicher entgehen zu können, ist sür Deutichland rin kräftiger Aufschwung deS nationalen Geiste- und eine rasche Entwickelung seiner Kräfte dringend erforderlich. Einem solchen Aufschwung aber sind die jetzigen Formen der Bundesver fassung offenbar bliiderlich. Ter soeben beendete Krieg bat uns leider überzeugen müssen, daß auch di« Bundeskriegsverjassung sür »in großes und einmülhigeS Handeln gegen äußere Gefahr keine Ge- währ darbietet. „Das Verlangen nach einer mehr einheitlichen Verfassung Deutschland» unter Brtheiligung von Vertretern des deutschen Volkes an der Leitung seiner Geschicke niußte daher immer größ-r werden. Nur «ine größere Zusamincnsasiung der niilitairischen und politischen Gewalt, verbunden mit eincin deutschen Parlament, >i,rd eine Bcsriediguiig Le» politischen Geistes in Deulschland, «ine r.iche Entwickelung seiner innere» Kräste und eine kräslige Vertretung und Vertheidigung seiner Interessen gegen äußer« Mächte herbeis hre» I durch Herr» s Friedensrichter ! Kohlmann.
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