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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.09.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940907023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894090702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894090702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-09
- Tag1894-09-07
- Monat1894-09
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Vez«gS.Pret» M tzm -»pteppeditioa ob« de» da Stadt. d«trk a»d den Vororte» errichtete» Ai«- oaöeftrlle» adgeholt: vierteliäyrlich^lS.ütX bet z«et»aliarr täglicher Zustellung in« Ha»« » bckä Durch die Post bezogen für Deutschland »»d Oesterreich: viertel,ädrlich 6.—. Direct» täglich« ttreuzbandiendung i»S Au-laad: mono »ich X 7.50. Lt» Vtorgru-Lll»gabe erscheint täglich '/,? U»r, di« Ldeud-Aurgabe Wochentag» 5 Uhr. LeLartion und Lrueditiou: 2«tzanne»,asse 8. Die Erpebitio» ist Wochentag« uaunterbrochr» -»öffnet vo» früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filiale«: Dtt» Me««'« Sarti«. (Alfred UaiversitLUstrab« 1. Le«i« L««-. ....... K»chart»r»str. I«. Part, und »SnIaSplatz 7. Abend-Ausgabe. aprmcrTagtlilalt Anzeiger. Legan für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Freitag den 7. September 1894. die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psh Reclame» unter dem Redactioa«st rich (4 g« spalte»! 50/^. vor den Familien» ochrichte» (Sgespalten) 40 Größere Schriften laut innerem Preis» verzrichniß. Tabellarischer und ^issernjatz nach höherem Tarif. Ertra-Veiiage» (gefalzt), »ar mit der Morgen - Ausgabe , ob ne Postbei drdcrung »i 60.—, m»t Postbesordecuug 70.—. Ännahmeschluk für Änzt igrn: Abend-Ausgabe: Bormittag« 1<» Ubr. Morge n-Ausgabe: Pachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag; früh '/,S Uhr. Bei den Filialen und Annadmestelle i ,e eim halbe Stunde früher. A»iei-rn sind stet» an di« Ext editi«» zu richtea. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig 88. Jahrgang Vie Socialdemokratie im Reichstage. iL Im ersten deutschen Reichstag saßen nur zwei Social demokraten, die Vertreter von Glauchau und Zwickau, im zweiten Reichstag (1874) zehn, im dritten (1877) zwölf. Ein kleiner Rückschlag erfolgte dann bei den Wahlen 1878 in Folge der Attentate und der ReichStagSauslösung. In diesem Reichstage saßen neun Socialdemokralen. Im Jahre 1881 wurde der vorherige Stand mit zwölf Mandaten wieder erreicht. Im Jahr 1884 wuchs die Zahl der Socialdemokralen bereits aus 24. Dann erfolgte bei den SeplennatSwahlcn, wo sämmtlichc sächsische Wahl kreise verloren gingen, noch einmal ein starker Rückgang. Im Jahr 1887 saßen nur elf Socialdemokralen in» Reichstag. DaS deutsche Bürgerthum hatte damals wieder einmal gezeigt, was eS durch Zusammenhalten und eifrige Wahlbetheiligung zu leisten vermag. Aber der Erfolg sollte freilich nicht lange dauern. Schon auS den Wahle» von l890 gingen die Socialdemokraten wieder mit 35 Mitgliedern hervor. Nicht nur, daß sie sich überall behaupteten und die meisten von den vorher besessenen Mandaten zurückgewaunen, namentlich die sächsischen Wahlkreise; sie eroberten auch eine Reihe ihnen vorher niemals gehöriger Sitze, die ganze Vertretung der Hansestädte war damals in ihren Händen. Im gegen wärtigen Reichstag besitzen die Socialdemokralen, einschließlich der Nachwahlen in Plauen und Pinueberg, 46 Mandate, weitaus die größte, bisher erreichte Zahl. WaS die landschaftlicheVertretung der Socialdemo kratie im Reichstag betrifft, so habe» die Provinzen Ost und Westpreußen, mit Ausnahme der Stadt Königsberg, die seit 1890 verloren ging, nie Socialdemokralen gewählt. In der Provinz Brandenburg sind außer den Berliner Mandaten, von denen jetzt alle b>S auf eins socialdemokralisch sind, nur Niedcrbarnim und Teltow an diese Partei über gegangen. Pommern hat nur bei den letzten Wahlen Stettin eingebüßt. In der Provinz Posen sind »ie Socialdemokralen gewählt worden. In Schlesien sind die beiden Breslauer Man date seit 1878 mit kurzen Unterbrechungen socialdemokralisch, schwankend sind Neurode und Waldenburg. In der Provinz Sachsen ist die Stadt Magdeburg seit 1884 (mit Aus nahme von 1887—90) socialdemokralisch vertreten, einmal war auch AscherSleben verloren gegangen. In Schleswig- Holstein ist Altona ein alter socialdemokratischcr Besitz, neuerdings sind auch Kiel und Pinnebcrg übergrgangen. In Hannover ist nur die Hauptstadt seil 1884 socialdemokralisch vertreten. Westfalen hat noch nie socialdemokralische Ber treter gehabt, auch die dortigen großen Fabrikstädtc haben sick> bisher noch gehalten. In Hessen-Nassau ist Frankfurt seit 1884 socialdemokralisch vertreten, eine Periode hindurch war cS auch Hanau. In der Rhcinprovinz ist Elberfeld, mit zweimaliger Unterbrechung, seit 1874 in den Händen der Socialdemokralen, auch Solingen mit einer Unterbrechung seit 1877. Lennep baden sie bei den letzten Wahlen erobert. Im Königreich Bayern sind die beiden Münchener Wahlkreise seit 1890, Nürnberg seit 1881 socialdenivkratisch vertreten. Der festeste Besitzstand der Socialdemokralen ist im Königreich Sachsen. Die Hauptstadt Dresden hat, nachdem der eine der beiden Wahlkreise zwei Perioden hindurch socialdemokralisch vertreten war, diese Partei abgcwebrt, auch ununterbrochen die Stadt Leipzig. Dagegen waren Freiberg, Leipzig Land, Mitweida, Chemnitz. Glauchau, Zwickau, Schnec- bcrg, Auerbach meistens in den Händen der Socialdemokralen. Gegenwärtig besitzen sic sieben sächsische Mandate. In Württemberg ist noch niemals ein Sccialdemokrat ge wählt worden, auch Stuttgart hat sich bisher behauptet. Auch inBaden ist nur ein einziges Mal (ia Mannheim) ein Socialdcmokrat gewählt worden. Im Großherzogthum Hessen ist Offenbach seit 1881 (mit einer Unterbrechung) social demokratisch vertreten, Mainz ist seit 1890 verloren. Tie Groß- herzogthümer Mecklenburg, Sachsen-Weimar, Olden burg haben niemals Socialdemokralen entsandt InBraun- schwcig ist die Hauptstadt seit 1884 (mit einer Unterbrechung) socialdemokralisch vertrete». In den kleineren Fürsten» tbümern ist Sonnebcrg bei den letzten Wahlen von den Socialdemokraten erobert worden, ebenso Gotba; Reuß ä. L. ist (mit zweimaliger Unterbrechung) seit 1877 socialdemo- kratisch vertreten, auch Reuß j. L. seit 1884 (mit einer Unterbrechung). Die anderen kleine» Fürsteulhümcr habe» sich bisher derSocialdemokratic erwehrt. Bon den freienStädten sind die drei Hamburger Wahlkreise l88l, 1884 und 1890 verloren gegangen und seitdem nicht wieder gewonnen worden. Bremen und Lübeck erlebten bei der Wahl von l890 social demokratische Episoden, sind aber jetzt zuriickerobcrt. In Elsaß-Lothringen isiMülhausen seit l89o socialdemokratisch vertreten, und bei der jüngsten Wahl siel auch Straßburg in die Hände dieser Partei. ES crgiebt sich aus dieser Zusammenstellung, daß sämmt- liche gegenwärtig im Besitz der Socialdemokralen befindlichen Mandate aus Großstädten und stark entwickelten Industrie orten, auch einzelnen zu solchen gehörigen Borkreisen her- rühren. In Wablkreisen mit überwiegender oder bedeutender landwirthschastlicher und kleinbürgerlicher Be völkerung haben sie noch nirgends Eingang gefunden. politische Tagesschau. * Leipzig. 7. September. Die vielerörterte Frage, ob eS sich empfeblen möchte, eine reichsgesetzliche Regelung des Vereins- »»« vrrsaiumInngS- »escns zu unternehmen, wird nunmehr aus den DiScussionen der Presse auSzusckeiden haben. Die »Münchener Allgem. Ztg." veröffentlicht nämlich heute Folgendes: »In der deutsche» TageSpresse wird bekanntlich geHen- wärtig vielfach die Frage erörtert, ob eine Einschrän kung des geltenden Vereins- und Bersamm- lungS rechts augezeigt sei und ob eine solche Einschrän kung, falls erstere Frage bejaht würde, durch die Reichsgesetzgebung zu erfolgen habe oder der Gesetzgebung der einzelnen Bundes staaten zu überlassen sei. Welche Stellung die Regierungen der dabei meistbetheiliglcn deutschen Bundes- siaaitcn außer Bayern zu den angeregten Fragen mit ihren Voraussetzungen und Folgerungen cinnebme», ist in zuverlässiger Weise noch nicht bekannt geworden. WaS die bayerische Regierung betrifft, so wird uns auS zuverlässigster Quelle mitgetheilt, daß nach der aus jahrzehntelanger Erfahrung beruhenden Anschauung der maßgebenden Persönlichkeiten Beschränkungen des Vereinö- und desBersanimlungSrcchtS zur Zeit in Bayern weder als nothwendig, noch als nützlich oder wünschens wert h erachtet werden." Aus dieser Kundgebung geht klar hervor, daß die bayrische Regierung an ihren eigenen gesetzlichen Bestimmungen über das Vereins- und Versammlung-Wesen nichts geändert sehen mag und deshalb auch einer rcicksgesetzliche» Regelung dieses Rechtsgebietes nicht zustimmen würde. Und wen» Bayern von einer solchen Regelung nichts wissen mag, so würde auch eine von anderer Seite etwa ausgehende Anregung zu einer derartigen Regelung keine Aussicht auf die Zustimmung einer Mehrheit im BundeSrathe haben. UebrigenS ersieht man auS der Kundgebung auch, daß irgend ein Fühler auSgcstrcckl worden ist, um zu erfahren, wie die Bundesregierungen zu der Frage sich stellen würden; denn wen» gesagt wird, cS fei in »zuverlässiger Weise noch nicht bekannt ge worden", welche Stellung die meistbetheiliglen Bundes staaten zu der Frage einnehmen, so muß koch irgend ein Anlaß geboten worden sein, sich zu äußern. Daß die von Bayern ertheiltc offene Antwort den große» Unbekannten, der in der »Nordd. Allgem. Ztg." de», preußischen StaatSmini sterium verdenkt, erfreue» werde, ist freilich nicht anzuncdmcn. Denn wenn Bayern eine Beschränkung seines Vereins- und BersanimlungSrcchtS weder sür nothwendig, noch für nützlich oder wünschenSwcrtb hält, so ist das Master aus die Mühle der klerikalen, demokratischen und socialdemokralische» Gegner einer Beschränkung deS preußischen Vereins- und Vcrsamm- lungSrcchtS. Die freisinnigen und die ultramontanen Organe suchen ihre Leser durch die merkwürdigsten Ausflüchte darüber binwegzuläuschen. daß Lchutzmatzregrln gegen das Urderyanonchmr» der Lscialdcniatratie wünschenSwcrlb sind. Ein lehrreiches Beispiel dafür, daß diese Argumente oft vo» einer beinahe rührenden Kindlichkeit sind, liefert die »Köl nische BolkSzeitung". Sic nimmt ihren AuSgangSpunct von — dem Berliner Bierboucott, indem sie ihren Berliner Gewährsmann eine rührende Geschichte von einem Gastwirtke erzählen läßt, der früher ein eifriger Anhänger der social demokratischen Parte» gewesen sei, jetzt aber durch die Drangsalirung» der er durch die Bierschnüffler auSaesetzl gewesen, so verärgert sei, daß er erklärt habe, bei künftigen Wahlen lieber sür Herrn Ahlwardt als sür einen Social- dcmokraten zu stimmen. AuS dieser McinuiigSäußerung eines biederen Restaurateurs folgert nun die „K. V.-Zlg", daß die Macht der Socialdemokratie durch den verfehlten Bicrboycott einen starken Stoß erlitten babe und daß eS darum gerade jetzt sehr wenig angebracht sei, Diejenigen, die jetzt von der socialistischen Partei nichts mehr wissen wollten, durch Zwangö- maßregeln gegen die Socialbemokralic zu verbittern und sie wieder dieser Partei zuzuführen. Wir wollen nun der »K. B-Ztg." zugeben, daß die Verhängung deS Bier- boycotlS ein verfehlter Coup der socialtemokratischen Führer gewesen ist, aber was folgt daraus? Dock nur, daß die Führer ihre Macht über die Arbeilerbatailloue vorläufig nock etwas überschätzt haben, aber doch keineswegs, daß dieseMachl nicht eine sehr große »nd sür die gedeihliche Entwicklung des Staates sehr gefährliche ist. DaS Resultat deS Mißglücken« deS BierboycottS ist doch nur das, daß eine Anzahl von Personen, die gegen wärtig durch die von den sociattemokratischeli Parteiführern angeorbneten Maßregeln geschädigt sind, mit der Social demokratie schmollen. Daß sic sich dauernd von der Partei abwenden, glauben wir nickt, denn die Parteileitung wird sich sicherlich alle Müde geben, durch verkoppelte Hetzarbeit auf anderen Gebieten ihr etwas ins Wanken gekoiiimcncö Ansehen wieberherzustellen. Selbst wenn aber diese Per sonen dauernd der Socialdemokratie entfremdet wären, so will das doch gar nichts besagen. In Berlin erdrückt die Partei durch die Wucht ihrer Stimiuenmasse alle anderen Parteien so sehr, daß es ihr auf ein paar Hundert Mißvergnügter nicht anzukoliimcn braucht. Im Reiche vollends kommt die Schlappe >» der Boycottsache sür die Macht stellung der Socialbciiiokratie gar nicht in Frage. Es ist atso ei» ganz überflüssiges Bemühen, den allerdings thatsächlicken und sehr erfreuliche» Sieg der bürgerlichen Elemente in dem von den Socialdeiuokraten leichtfertig herausbeschworenen „Bierkriege" in dem Sinne auSbeuten zu wollen, wie die ,K. B.-Ztg." eS thut. Wenn man keine besseren Argumente gegen die Äbwehrmaßregel» ins Feld führen kann, so haben die Freunde dieser Maßnahmen leichtes Spiel. Bekanntlich hat dieser Tage die provisorische Leitung der deutsch-liberalen Parte» Böhmens a» die kcutsch- böbmischen Abgeordnete» und an sämintlichc Bezirks-Wabl- comites ein Rundschreiben gerichtet. Dasselbe lautet wörtlich: Anläßlich der erfolgten behördlichen Zustimmung zur Errichtung deS BundcS der Deutschen OsiböhmenS siebt sich die provisorische deulsche Parteileitung verpflichtet, ollen BolkSgenoflen rin «inheit- liches Vorgehen hinsichtlich der schon bestehenden, wie der neu gegründete» nationalen Schutzvereine dringend ans Herz zu legen. Die Verstärkung der nationalen Arbeit und ihre Ausdehnung aus alle Gebiete deS wirlhschastlichen und geistigen Leben« isl e>» unabiveisliches Ersvrderniß der Lage der Deutschen ,» Böhmen und die Äirkiaiiikcil wohl gegliederter, aus Grund gleicho-rltgrr Ver hältnisse gebildeter »alionaler Verbände, welche in ihrem Zusammen- schtusse da« gesummte deutsche Sprachgebiet umfassen, in ihrer Tkätigkeit ineinandergreifen und sich ergänzen, ist zweifellos da« geeignetste Mittel, diesem Erfordernisse gerecht zu werden. Soll aber eine derartige Verbindung van Volksgenossen ihren hohen Zweck erreiche», so thut es nvtb, daß alle Miiwirkenden sich in einem großen Lager vereinige» und gemeinsame» Grundsätze» und Idealen huldigen. Um diese unentbehrliche Einheit zu erhalten und zu sesligen, ohne welche selbst die besten Bestrebungen dem Fluche der Unwirksamkeit und Fruchllosigkeit ver fallen, empfehlen wir alle» Volksgenossen, sich vertrauens voll und thälig folgenden Vereinen auzuschließen: dem Deutschen Vöhmerwaldbund, dem Bund der Deutschen WeslbühmenS und dem Bund der Deutschen OstböhmenS, an welche Vereinigungen sich binnen Kurzem der Bund der Deutschen NordivesiböhinenS onreiheu wird. Wir bitten Sie, die Gründung von Bllndesgruppc» in Ihrem Bezirke nach Maßgabe der örtliche» Verhältnisse anzurege» und aus alle Weise zu säider». Tic genannte» Bereinigungen vielen zcdem opserwilligen Mitarbeiter Gelegenheit, seine nationale Gesinnung zu bethatigeu, Halle» alle zersetzende» und verwirrende» Bestrebungen von sich fern und bürgen durch de» Geist, i» dem sic geleitet werden, dafür, daß die nationale Arbeit sich »ach allen Leiten hm entfalte, zugleich aber auch im Eiiiklange bleibt mit den Schmci>kal',chcn Ueberiieserungeu und dein Grundsätze „deutsch und freisinnig", weicher dem deutschen Volke in Böhme» während aller Schwankungen im öffent lichen Leben in de» letzten Teccnnien eine» verläßlichen Halt gewährt hat. Mit dem erste» Schutzverein snr ganz Deutsch-Oesterreich, den» Deulsche» Lchulvercin, niil unseren politische», nationalen, Turn- und Gesangvereinen werden die genannte» Bündnisse, denen die nationale Meinarbeit als ihre wichtigste Ausgabe zugcwiese» ist, sich Glied a» Glied ziisaniinenschiießcn zu einer sestcn Phalanx, an der alle Anschläge unserer »alioualen Gegner zu «chanden werden müssen. I»r. Schlciliiger. Joseph Bendel. Es war die höchste Zeit, daß dieser Mahnruf zur Einig keit, zu cinen, feste», witerslandSsähigen Zusammenschluß aller deutschen Eleiuenle in Böhmen von Seite» der Partei leitung erging, de»» der Spallungsproccß innerhalb deS dortigen TculichlbuinS Halle seit Schiiieykal S Tote die aller- bedciiklichstcii Fortschritte gemacht. Namentlich batte man e« geschehen taffen, daß die reactionairc, stark antisemitisch durchsetzte Steinwcnder'sche Na lion al Partei eine Rech« von Organisationen ins Lebe» rief, welche die politische» CatreS für eine besondere, »eben der allen deutschliberalen Partei bestehende Fraktion schaffen und den liberalen Deutschen den Boden streitig machen sollten. Dadurch würde natürlich der Gesaniiiitkrast deS Dculschthuiilö in Bobine» schwerer Ab bruch gctba» werde». Ob cS der provisorischen Parteileitung mit ihrem Aufruf gelingen wird, einen solchen Gang der Dinge zu verbiudern, wird vielfach bezweifelt, denn in ihrer Mille findet sich kein Mann von der Begabung und vor Allem von der Autorität Schmeykal'S, wen» cS auch an Hin gabe, Opserwilligkeit und Pflichttreue nicht fehlt. Gladstone bat den Irländern mit seinem Geschenk von tOO Pfd. Sterling, das er ebenso wie Lord Twccdmouth aus ein z» Beiträge» aussorkeriitcS Nuiidschrcibci» bin zum »rische» (antipariiellitischen) Parleisonds bcigcstcucrt hak, einen schleckten Dienst erwiese». Die ParneUiten schreien Mord und Zeter über diesen, wahrscheinlich rcchl unbewußten. Versuch, die „bcilige irische Sache" um einige Silberlinge scilzubieten. Der „Independent" sagt: Das Geschenk ist eine Bcschimpsung; sie sind ober gern bereit, sich noch so enie Beschimpfung geiallen zu lassen. Gladstone ist sich Feuilletpn. an Sein tveib. Roma» frei nach dem Englischen von Emil Bernseld. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) „Ich mußte sie sprechen", fuhr sie hastig fort; „ich komme, um Ihnen Nachricht zu geben, daß die Gefahr nahe ist, daß sie unmittelbar bevorsteht! Mr. Everelt mit einigen anderen Personen war heut gegen Abend im Hause de« DoctorS, den sie zu sprechen suchten, zwar mißlang dieS; Doctor Newbott ist krank und war nicht in dem Zustande, ihnen sein Geheimniß milzutheilen: aber die Gekommenen bericiben unter einander, und ich hörte bei einem zufälligen Tbür- össnen, wie Everett sagte, eS sei nölhig, jetzt sofort vorzugchcn, und wenn man sich beeile, werde man cS ermöglichen, den Befehl zur Verhaftung nock beute Abeud auSzuwirken. So steht zu befürchten, daß sie vielleicht schon heute, vielleicht noch in dieser Stunde kommen, und — und —" sic brach plötzlich ab und blickte angstvoll, fragend, flehend aus ibn hin. „Sie dürfen nicht so von mir geben, dürfen zu dieser äußersten Stunde nicht mehr suchen, mich zu täuschen!" fuhr sie nach einer Pause flehend fort. „Ich glaube, Sic zu rrrathen, Sie zu verstehen — Sie haben mich zu täuschen gewünscht!" „Ich Sie tauschen, Jane!" rief Falconer bestürzt, schmerzlich auS. „Ja — mich zu täuschen gesucht mit jenen Worten der herben Anklagen, die Sie gegen sich erhoben!" sagte sie erregt. Sie streckte beide Hände auS und ergriff mit ihnen die seine. „Ich beschwöre Sie, geben Sie nicht so von mir!" sichte sie. „Lassen Sie diese letzte Spanne Zeit, die un» vielleicht noch bleibt, nicht ungenützt verstreichen — schenken Sie mir ganz Ihr Vertrauen, verhehlen Sic mir nichts, verdunkeln Sie »icht Ihr eigenes Ich. um mich zu täuschen — lassen Sic mich die Wahrheit wissen!" „Ich will eS thun, Jane", versetzte er gerührt und entschlossen. „Weshalb sollte ich eS nickt? Sind doch durch Da«, wa« ich entdeckt, die Dinge ganz andere geworden, al« ich glaubte!" ,Wa« Sie entdeckt?" fragte sie stutzend und blickte ihm «mfhorchrnd, erwartungsvoll in« Auge. Er thcilte ihr in Hast seine Entdeckung des Wandschrankes und die Kenntniß, die er auS dem Inhalt derselben ge wonnen, mit. Sie lauschte aufmerksam mit niedergeschlagenen Augen." „DaS ist etwas, eine erwünschte Aufklärung sür Sie", sagte sic rasch, fast ungeduldig, als er geendet. Aber eS isl nicht Das, WaS ich wissen muß! Sie haben mir mehr zu erzählen — bitte, eilen Sie, sprechen Sie!" „Es ist gewichtiger, als Sie glauben, Jane — selbst für DaS, WaS ich Ihnen sagen muß", entacgnete er ernst. „Diese Entdeckung zeigt mir die ganze Vergangenheit in einem anderen Lickte, als in dem ich sic zu sehen gewohnt war — auch bezüglich meiner Sclbstvorwursc, die Sic erwähnten, und der Anklagen, die ick gegen mich erhoben. Bis zu tci» Moment dieser Entdeckung, Jane, glaubte ich, schuld an dem Tode meines VaterS zu sein und hielt die blutige That, die ihm das Leben raubte, sür Selbstmord!" „Ah — ich verstehe —" zuckte Jane auf. „Ich verstehe — sabren Cie fort!" „Jetzt zum ersten Male bietet sich mir die Hoffnung, daß ich darin geirrt. In Dem, was ich erkundet, liegt die Wahrscheinlichkeit, daß mein Vater erbitterte geheime Feinde gehabt. Die Leidenschaften beim Spiel, der Haß zu Grunde gerichteter Opfer, der nur zu viele Beweggründe zu einer blutigen That von fremder Hand erblicken läßt, befreit meine Brust von rer Last, einen «Selbstmord annehmen zu müssen, und dem Verdachte öffnet sich ein ganz neues weites Terrain, auf welchem Spuren zu suchen und zu verfolgen sind. Unv nun, Jane, sind Sie stark genug, da« Erschütternde, Schreck liche zu hören, das ich ihnen erzählen will? Sie antwortete nicht; sie drückte nur seine Hand noch einmal warm und fest in der ihren; dann ließ sie dieselbe loS, trat einen Schritt zurück und nabm stumm wieder aus ihrem Stuhl Platz. Falconer schwieg einen Augenblick nachsiunend, dann begann er mit seiner Erzählung. XXXIX. „Ich bin gewöhnt gewesen", Hub Falconer an, „in meinem Vater meinen Gegner, meinen Feind zu sehen Sein stete- Widerstreben gegen jeden meiner besseren Wünsche, gegen jedes höhere Streben meines Ehrgeize- und meiner wissen schaftlichen Neigungen batte mir diese Empfindungen allmälig ausgedrängt — sein ganzes Verhalten gegen mich zeigte sich mir stet« als bewußte Tyrannei, durchdachte Härte und Grausamkeit — der Himmel verzeihe mir — aber ich habe nie einen anderen Eindruck von seinem Gebabrcn gegen mich wie gegen meine arme dahingeschiedene Mutter i» mich ausnehme» können. Zu gleicher Zeit aber waren mir und ihm gewisse Dinge gemeinsam, welche nur vazu dienten, unser Vcrbällniß zu einander um so schroffer zu gestalten. Ich wie er besaßen eine» starren Willen und waren von trotzigem, zu Ausbrüchen der Heftigkeit geneigtem Temperanient. Sir begreifen, Jane, wie wenig wir dazu geschaffen waren, mit einander zu sympatdisiren." „Ich böre; fahre» Sie fort!" „Die besseren Eigenschasten in mir, die von meiner, in unglücklicher Ehe früb verblichenen Mutter auf mich über gegangen waren, bewahrten mich vor Laster», bewahrte» mich vor dem Wege de- VerkommcnS, auf den ich bei der Vernachlässigung, die mein Vater gegen mich zeigte, nur zu leickt hätte geralben können. Ich war nie lasterhaft, ich unterlag keinen verderblichen Leidenschaften, ick bin, obwohl hinsichtlich meiner Erziehung und meine- Bildungsganges säst ganz mir selbst uberlassen, nicht verkommen, sondern habe geistig gestrebt, sür Erringung von Wissen zcarbeilet, mich in meine» Studie» zu einer ungleich höheren Spbäre emporgerungen, als mir von meinem Vater bestimmt war. ES war das geistige und moralische Element meiner Mutter in mir, das mich dazu befähigte, mich diesen Weg wählen ließ. Mein Vater sab meine Richtung mit Zorn und Ver achtung. er begriff sie nicht und erblickte in ihr nur Trotz und eitle Ueberhcbung von meiner Seite, die Veranlassung sür ihn, mir immerl'schroffer geaenübcrzutreten und mich meine Abhängigkeit von ihm, die Willkür seiner Laune immer härter fühlen zu lasten. Kurze Zeit vor seinem Tode traf c« sich, daß da- Schiff „Gloriana" zu einer Forschungsreise ausgerüstet wurde. Ich batte mir aus meinem wissenschaftlichen Gebiet Auszeichnung erworben, es gelang mir zu meiner größten Freude und meinem größten Stolz, trotz meiner verhältnißmäßigen Jugend und meine- noch geringeren öffentlichen Auftreten- in der Wissenschaft da- Vorrecht der Tbeilnahme an der Erpedition zu erlangen. Ich brauchte dazu Geld und, wohl wissend, daß mein Vater ein reicher Mann sei, glaubte ich diese« um so eher von ihm verlangen zu dürfen, al- ich außer meinen natürlichen Anrechten au ihn selbst auch noch mein mütterliche- Vermögen besaß, da« er in Händen hielt und welche- ich von ihm bereit« seit Jahren zu fordern berechtigt war. Ich schrieb ihm, daß ich bezüglich meiner Zukunft eine wichtige Rücksprache mit ihm zu nehmen wünsche und zu diesem Zweck bierber kommen werde. Urtbeilen Sie daher, wie unangenehm überrascht und wie verstimmt ich sein mußte, als ich bei meinem Eintreffen aus Old Hall von Sam erfuhr, daß für denselben Tag gleichzeitig einige andere Herren, der mir im böcksten Grate aniipaihische jioktor Newbott und ein mir vollständig fremder Capitai» Rawlinson als eine kleine Tiner-Gesellschaft hierher cingeladen waren. Ich würde also nickt, wie ich gehofft hatte, meinen Vater zur Erledigung »»einer Angelegenheit sür mich allein haben, »nd ich dürfte nicht zweifeln, daß er, eben um die- zu verhindern, diese Herrengescllschast veranstaltet hatte. Ich selbst hatte meinen Freund Owen Markkam veranlaßt, berzukomiiicii, weil ich hoffte, daß er mir als Beistand bei der Befürwortung meines Projekte« und als eine Art be sänftigenden VeriiiittlcrS in der Unterredung zwischen mir und meinem Vater gute Dienste leisten würde. Da ich intcß bei meiner Anlunsl von Sam börtc, daß die Herrengesellschaft bereits versammelt war, so ließ sich a» der Sache nichts mehr ändern und ich machte mich auf den gewöhnlichen Kampf mit meinen» Vater gefaßt, dein ich mit Sicherheit entgcgen- sebe» durfte. Ich war sehr verdrießlich, das frech familiäre Wesen jenes mir unbekannten Rawlinson sowie die An wesenheit deS mir widerwärtigen Newbott reizten mich noch mekr, und die verletzende Art und Weise meines VaterS, der Mich und den Umstand, daß ich ihn zu einer wichtigen Unterredung ausgesucht, vollständig zu iguorircn schien, erbitterte mich aus'S Aeußcrste. Ich saß schweigend bei Tiscke und ich glaube, ich trank etwas viel von schwerem Wein. Ich war nicht betrunken, aber erregt, erregter, als ich hätte sein sollen und als ick sonst nach einem Glase Wein bin. Einmal wäbrend der Mablzcit begegnete ich seinen Augen und bielt die meinen auf sic gerichtet. Unsere Blicke hingen a» einander wie die zweier Gegner, die einander, einer de« andern Angriff erwartend, gegenlibersteben; eS war ein kurzer, schweigender Kamps. Meines VaterS Miene war voll Zorn und Drohung, allein der Zwischenfall halte ihn wenigsten- zu dem Entschluß gebracht, mich nickt länger einfach zu übersehen. Nach dem Essen beschied er mich hierher aus sein Zimmer und nachdem er die Tbür geschlosst», erklärte er mir, daß er eine halbe Stunde sür inich frei habe, mehr nicht. Er nabm seine Uhr auS der Tasche und legte sie vor sich aus den Tisch, mir zun» verletzenden Wahrzeichen, daß er entschlossen sei. diese Zeiteinschraakung schonungslos und auf da« Minutiöseste rinzuvalten. Es folgte der Kampf zwischen uns, Jane, den Sie sich nach
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