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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941022019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894102201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894102201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-10
- Tag1894-10-22
- Monat1894-10
- Jahr1894
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Vez«g--Pret» P b« Hauvtrppeditio» od«r d«u >« Swd». t«trt «d d«u Vorort»» errtchleieu ^«stelle» ab,« tzatl: v«t»lj»drt>chuI4ch^ bi zwr>mali«r tt-licher Zuü«ll»», ia« H«»- » bchtl. D«ch di« Post d»»»-»» kür D»,lschl«»d »d Oesr«rre»ch: vl«rirl,-drtich ^4 «.—. Dir««» täglich« Kreuzbaudieudun, ta« Ausl-ud: »«aoilich ^4 7.SO. Di,Pkvr^»>uSgabe «rickein' »glich '/,7Uvb dt» >b«»b-A»»gade Sochrniog« d Uhr. Nedutton und LrpeLitio»: L»tz«NKk4,aff« 8. Dlrlrveditlo» Ist vochralag» ,aunt»rbroche» ^dss»«t M, früh S »i» «d.^» 7 Uhr. /iliale«: >«'« Eurtt». tAlsre» Uuivrrsilüllsinihe Ü «»»- «»ich,. 14. pan. »ad Köuiasvlatz L Morgen-Ausgabe. tipttgcr Tageblatt Anzeiger. Organ fSr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. AnzeigeaPre» die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. R«ctamen ual«r demRedactiontstrich (4aa- ipaltta) vor den Familie»»» chrtchte, (6 gespalten) 40^. Größer« Schrift«» laut anfrrrm Prri«. ««rzrichuiß. Dab»llansch«r -nd Ziffmrs«tz »ach hohrrnn Dank. Grtr»-Veii»,ni (g»saltt), ,»» »tt b«r vrorgk».«a»aab«. oho» Posrb«f»chmmg ^4 Sa.—, mit Poftb«sörd»r-ag ^4 7V.—,. ^nnahmeschluß filr Aryti-ear >b«»d»>o<gab«: vormittag« N> Uhr. Morg«».>u«g»d»: Xachmittag« 4 Uhr. Sonn- »nd F«fttag< früh Uhr. >»t d«» Ailiolt- -ad Aanahmestellra j, et»» haldr Etuad« früh«. N»»«t>e» such ft,» a, dt, EtzGetzttß»» t» richt«. Druck »ad Verlag von E. Pol» l» Leipzig 5l«. Montag den 22. Oktober 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Erledigt hat sich uus«r» Bekanntmachung vom tO. October er., da« Im Bor. gart«» d»4 Bayerischen Bahnhof»« am 7. October er. verlassen an- grasten» Sjährigr MSLche» b«lr., »ach Ermittelung d«r Mutt« Leipzig, de- 20. October 1894. ^ ^ Da» V«lizrl««t »er Et«tzt Leitzti^ v. N. 4423.Bretschurider. Vr.gincke. Möckern. Straßensperrung. Wegen L«r am 23. dies«« Monat- in her Wetttuftraße «nd den westlich derselben gelegenen T heilen »e« Kirch»e«e» und »er Hau-tftraßk beginnenden Beichleußungsorbeiten bleihea dt«I« Straßen bezw. Straßenlheile auf die Dau« voa 14 Tage» für den d»rchg»hend»» ««kehr »«sperrt. Mackern, am SO. Ocloder 1894. Der Gemeinderath. Schubert, Gemrindevoriland. Gr«gherr»gth«m Sachseu-Wetmar. Verkauf von Ejchen-Ltammhol). In de« Großhuzogi. Forstrevier Allstedt werde» in dem Nirth. f»°fi«johr 18Sü ea. LOO Fm. starke TichenschSste zum Verkauf kommen. Nähere Au«kuast über Vefchasseaheit, Lagerung und Abfuhr «rtheilt dir Großherzogl. Forstrevierverwaltuag zu Allstedt (Groß- hnzogthum Sachsen). Weimar, den 20. October 1894. Die Großherzogl. Farstinspertian. Social-padagogische Vetrachtungen. UI.*) Die vr»r»tua, »er Lchrrdervereiae. Die Schrebervereine verfolgen bekanntlich den Zweck, für die leibliche und geistig-sittliche Erziehung der Jugend nach besten Kräften zu wirken, und suchen die« zu erreichen durch Pflege de« Iugendspicl« während der Sommermonate auf einem von Gärten umgebenen Spielplätze, durch Unterhaltung anderer wobltbätiger Einrichtungen, dir dem Besten der Kinder dienen, und durch Berrinsversammlungen im Winterhalbjahr«, i» denen wichtige Erziehung-sragen >a geei-neten Borkräge» behandelt und besprochen werden. Die Bedeutung der Schrebervereine für da« Erziehung« wesen ist wobt in folgenden vier Punkten zu suchen: 1) Sie pflegen gemeinsame Spiele. 2) Sie pflegen zugleich auch gemeinsame Arbeit und zwar Gartenarbeit. S) E« sind Bereinigungen von Familien, die dies« Zwecke verfolgen. 4) E« sind freiwillige Bereinigungen. Heber die Wichtigkeit der Pflege gemeinsamer Spiele brauchen nickt viele Worte verloren zu werden. Auck wir Deutschen wissen jetzt, welche Bedeutung die Spiele für die Erziehung haben. Es kommt dabei nicht blo« die körperliche Bewegung in Betracht, sondern auch die Erziehung der Jugend zu socialen Tugenden. Aber es sind doch erst wenige Jahre her, seitdem man auf diese« ausgezeichnete Erziehungs mittel auch bei uns ganz allgemein aufmerksam geworden ,st, während früher nur einzelne vorblickende Geister, unter ibnen vor Allem unser Schieber, dafür eingetreten sind. Die Eng länder allerdings baden die Spiele schon seit viel längerer Zeit zu einem hochgeschätzten und mit besonderer Borliebe gepflegten Bestandtheile rbres nationalen ErziebungSsystemS gemacht. Nun sind ja die Spiele der Sckreberpläye zum größten Tbeile ganz anderer Art, als die englischen Spiele: aber viele von ihnen baden doch mit diesen gerade solche Züge gemeinsam, die eben für dir Entwickelung de- Charakters durch daS Spiel in Betracht kommen. Ebenso wichtig wie die Pflege deS gemeinsamen CpielS ist eS aber, daß in den Gärten der Schrebervereine Jung und Alt dieselbe Art der Arbeit betreibt. Schon daß neben dein Spiel überhaupt die Arbeit austritt, ist eine durchaus richtige Mischung der Elemente: die Arbeit ist ja vorwiegend Anspannung, das Spiel vorwiegend Erholung, und beide« muß mit einander abwcchseln, wie Einalhmen und Ausaldmen. Ferner ist jede Arbeit, sie mag an sich noch so niedrig sein ,m Stande, einen erziehenden und veredelnden Einfluß auf den Mensche» auSzuüben, wenn sie mit der rechten Gesinnung betrieben wird. Und wenn sie von Eltern und Kindern ge meinsam betrieben wird, so liegen gerade wieder iu dieser Gemeinsamkeit Momente von weiterer erziehender Bedeutung die Eltern werden dadurch angespornt, deu Kindern in ihrer Arbeit ein Muster ru sein, dir Kinder, den Eltern in treuer Pflichterfüllung nachzuabmen und nachzueiferu. Da« Wesrut- Uche an den Schrebervereinen ist also uicht, wie mau wohl früher anoahm, dir Pflege de« Spiel«, sondern e« ist gerade die Berbiudung von Spiel und Arbeit. Diese Arbeit ist aber, weil sie gerade Gartenarbeit ist, noch voa ganz be sonderer erziehender Kraft und darum einem Erziehung-vereint doppelt angemessen. Ist nun aber die Gartenarbeit pädagogisch wirklich so bedeutsam» so ist auch zu wünschen, daß die Schrebervereine sie recht verständig weiter ausbauen möchten. Da« Nächste wäre wohl, eine planvolle Anleitung der Iugrud zur erzirbeadr» Beschäftigung mit dem Garten durch weg in den Arbeitsplan ker Vereine mit auszuoehmeo; e« si»d dazu wohl ganz vereinzelte schüchterne Ansängr gemacht, aber im Allgemeinen sebll e« au einer solchen Anleitung biShrr noch fast durchgängig. Zwar ist hier uickt der Ort, im Einzelnen darzulrgen und zu begründen, in welcher Weise fi« auSzuaestalte» wäre. Aber doch mag gesagt werden, daß für dir jüngeren Kinder au« pädagogischen Erwägungen mit einer elementaren Einführung in die Blumenzucht — nicht in den Gemüsebau und nickt in dir Odstbaumzucht — an» rofangen wäre, woran sich dann für etwa« allere der Gemüsebau anznschließea hätte, wäbrrnd für die ältesten di« Odstbaumzucht in ibren elementaren Formen La« »»gnarssenste Feld der Thätigkeit sein dürfte. Selbst ») l. mW ll. s. 7. m» L g»»l 1«»«. verständlich hätte die Blumenzucht nicht etwa ganz auf- zubörea, wenn etwa der Gemüsebau an die Reibe käme, nur zurückzulreten hätte sie. Und so entsprechend beim Uebergang vom Gemüsebau zur Obstbaumzucht. An diese Gartenthäiigkeit der Kinder sollte sich ganz allgemein in jedem Schrebervereine eine brrbftliche Gartrnbau-Au-stellung anschließen, bei der auch die Gartencrzeugniffe der Siader gebührend zur Geltung kommen müßten. Tcm Zweckt einer olchcn allgemeinen Emsübrung der Kindrr in eine pädagogisch durchdachte Gartenbeschäfligung^ würde eS übrigen« sebr zu kalten kommen, wenn iever Schrcberverein inmitten seiner Schrebergärten einen Mustergarten au-spartc, in dem jcbe-mal zuerst die Kinder in den vorzunebmenden Opera tionen ru unterweisen wären, woraus sie sodann — vielleicht unter Anleitung de» VaterS — in ihren eigenen lleinen Gärtchen dasselbe nachzumachen suchen müßten. Daß. wenn nun die Kinder in ihrem eigenen Gärtchen bas oben Gelernte nachmachen wollen, die Sache beaussichtigt sein will, und zwar von einem Sachverstänrigen, liegt aus der Hand Aber e« würde sich für diese Aussicht wohl auch noch Rath schassen lassen. Buch die Feste, die sich an den Garten anschließen können, ließen sich, ohne der Sach« irgend einen Zwang «anzutüun, leicht noch erweitern und vermehren. Bei der Wichligkeit, die z. B. »eder Baum für uns Großstädter bat, ließe sich für jeden Schreberverein ein eigene- Baum fest denken, da« irbeSmal durch Pflanzung einiger Bäumchen auSzuzeichnrn wäre und da« bei der Mehrzahl unserer Schrebergärten ganz ungezwungen io den Wald rinmünden könnte, da dieser nahe genug ist. AehnlicheS haben ja riuzelne Schrebervereine bereit- in der Pflanzung von Bäumen »um Andenken berübmter Männer. Da« schließt aber durwauS nicht auS, daß nicht Lanebeu auch noch ein besondere» Baunifcst bestehen könnte. So wäre seruer bei der Wichtigkeit, die da« Wasser für eine solche Gartencolonie bat, sebr zu rechtfertigen dir Feier eine« jährlichen Brunnen- feste«. In der sinnigen Naturreligion unserer heidnischen Borsahreo spielte der CuttuS der Baume und Quellen eine große Rolle; auch ihren christlichen Nachfahren würde e« ga»z wobt anstehen, wenn sie der wohlthätigeu Nalurmacht, die in beiden wirkt» durch Veranstaltung eigener Feste eine sinnige Hulkiguna darbrächren. AlS »aufgehobene« Moment-, um einen Hrgel'schen Ausdruck hier zu brauchen, könnte da ethisch Werthvolle au« der heidnische- Naluranschauung unserer Läier wohl auch iu unsere christlichen Sitten pietät voll mit ausgenommen werden, wie denn in der Thal die katholische Kirche hierzu mannigfache Ankläage aufweist und wie auch sonst manche vereinzelte Sille eS versucht hat. So haben z. B. eigene Brunnenfeste gegenwärtig wenigsten- noch die Badeorte. Was hindert aber, sie überall da ein- zuführen, wo da« Wasser, wie ;. B. für eine Garlencolonie, ganz besonder» segenspendend wirkt? Daß man den Brunnen, der hier einer gangen Reihe von Gärten da» belebende Naß spendet, auch in Ehren hält, müßte freilich schon äußerlich durch schmuckvolle Ausstattung seiucr unmittelbaren Umgebung rum Ausdruck kommen. Wenn irgend wohin, so gehört jedenall« iu die Näbe de« Brunnen- wenigsten« üppige« Gebüsch, wo nicht Baun,Pflanzung, am liebsten von Escken al- Sinnbildern de« WeltbaumS der altgcrmanischen Sage, unter dessen Wurzel» der Wellbrunr.en dervorguillt. In dieser Beziehung lassen manche unserer Schrebergärten noch zu wünschen übrig, wie denn überhaupt der Schönheit bei der geradlinigen Begrenzung deS ganzen Platze« und der nüchternen Aneinanderreihung der einzelnen Gartengrundstücke nicht genügend Rechnung getragen ist. DaS hängt aber damit zusammen, daß die Gärten sämmtlich nur Pachlgärten sind und keine Cotonie bestimmt weiß, wie lange sie da- Gebiet in Besitz wird baden können. Unter diesen Umständen thut jede Cotonie zur Verschönerung ihre» Besitze« nur da« Nöthigste und läßt sich aus weitaus- sehende Unternehmuagen nickt «iu. Dir Schuld dafür soll aber selbstverständlich nicht dem Pachtberrn zugewälzt werden, der ja vorwiegend der Rath der Stadl ist. Dieser laß« viel mehr da« Areal zu einem so billigen Preise an die einzelnen Schrebervereine ab, daß die Hohe de- Pachtzinses kaum Jemanden vom Packten eine- SchrebergärtchenS abzubalten braucht: wie im Mittelalter unter dem Krrimmsiabe gut wohnen war, so ist e« noch heut« unter dem Leipziger Ralbe vergäll; eS ist vielmehr der wachsende Wertb de« stärrischen Grunde« und Boden«, der bei allem Wohlwollen der Behörde die Schrebergärten immer mehr an« der unmittelbaren Näbe der Stadt nach der Peripherie de« Weichbiltr« zurückickeuchl. Es wäre darum wohl zu erwägen, ob die Schrebervereine nicht besser rhäten. wenn ein jeder von ihnen ru einem Besitztbum zu kommen suchte, da« ihm als Eigen- thum zugehörte und als» dauernd bewirthschaflet werden t-nnte. Ganz ungangbar scheint dieser Weg nickt zu sein, wenn er auch viele jetzt nicht näher zu erörternde Schwierig» leiten haben mag. Hätte aber einmal rin jeder Eckreder- verein einen ihm zu Eigen gehonten Gartrnptao, so könnte er darauf sckalien und walten, wir r« ihm beliebte, er könnt« dann auch iu dir Bewirlbschaftung, Ausschmückung und Pfleg« de« ganzen Gebiete« ein aus dauernd« Zustände berechnete« Dystvr bringen. Eia jeder solcher Plan ließe sich z. B. nach und nach mir Bäumen nmbegen, wodurch für die Großstadt in den verschiedenen Theilen ihre« Weichbilde« und oft vielleicht ganz uahe den Häusern kleinere Hage oder Haine mit un- räbliaen kleinen sauerstvfsgebenbeo vegetabilischen Lungen ae- schaffen würden, zum Heile der Umwohner; c« ließe» sich kdumm« Wege anstatt der geraden anlcgen: da« Ganze ließe sich einigermaßen parkartig gestalten, ohne daß allzuviel Areal der gärtnerischen Bewiribschasiung entzogen zu werden brauchte; wenn Wasserleitung vo»banken war«, ließe sich der Brunnen al« Quelle mit hübscher Um- rabmumz gestalten und viele« derartige mehr. Und bei allen diesen Gestaltungen ließe sich auch die Jugend entsprechend hrranziehen. Zur Pflege de« Spiel« und der Gartenarbeit kommt nun aber noch dieFamilienhastigkrit der ganzen Einrichtung alS ein dritte« Moment, da« den Schrebervereinen ihren ganz eigenartigen Werth giebt. Wenn man sonst von Vereinen spricht, so denkt man tedigl-ch an Bereinigungen erwachsener Personen. Aber kür die Schrebervereine ist e« geradezu charakteristisch, daß sich hier nicht Männer »der Frauen al« Einzelpersonen oder auch Männer und Frauen al« Einzel personen zur Erreichung eine« besonderen Zwecke- zusammen- aefunken haben, sondern eben die Familien sammt ihren Kindern. Ja, die Rücksicht aus da« Gckeiben der Kinder ist überhaupt da« gewesen, was die Familien zusanimengrsübrt bat. Und so ist denn auch die Rücksicht aus dir Kinder die Triebfeder und der Schlüssel für die innere Gliederung dieser Bereine. E« kann kein Zweitel sein, daß hier sebr be- achlen-wertbr Bestrebungen vorliegen, um der Familie in der Erziebung wieder zu derjenigen Stellung zu verhelfen, die ihr von rechl-wege» gebührt, Bestrebungen, die noch mannigfacher Erweiterung fähig sind und die von einzelnen Sckrcber- vcreinen, z. B. dem ostvorstädtiscken, auch mit dem vollen Bewußtsein ihrer principiellen Tragweite in Angriff genommen werken. Die Schulabende, von denen der edle Schreber «räumte und durch die er Eltern und Ctassenlebrer in nähere Verbindung setzen wollte, haben hier eine schöne Verwirklichung gesunden und zwar noch weit über die Kreise hinaus, sür die sie ursprünglich geplant waren, und auch über den Rahmen hinaus, de» sich Schreber sür ibre Ausgaben gedacht haben mag. Aut der naturgemäßen Grundlage einer in jeder» Betracht gesunden und veredelnden Arbeit» wie eS die Gartenarbeit ist, bat sich hier ein Interesse sür ErziekungS- fragen angebaut, wie e« verheißiing-voller nickt gedacht werken kann. Aber auch wenn man die Schrebervereine zunächst nicht als ErziebungSvereine, sondern lediglich au« kein wirtbsckastlichcn GesickiSpuncte betrachtet, kann man nicht anker« sa>jbn, als daß sie gedeihen. Insbesondere geben die Gebäude, die sie sich inmitten ihrer Gärten al« räumliche Mittelpunkte sür ihre BereinStbätigkeit geschaffen haben, ganz gute Erträgnisse. Diese Gebäude sind aber auch noch des wegen wichtig, weil sie eben als die zweckmäßig eingerichtete» und gern besuchten räumlichen Mitlelpurictc der BereinS- Ihätigkcit sür jeden Perein ein nicht zu unterschätzender äußerer Anreiz sind, sich innerlich immer reicher zu gliedern und auszugestalten. Neben dieser Innern Ausgestaltung der vorhandene» Schrebervereine sollte aber i» Leipzig da« weitere Streben dabin gerichtet sein, womöglich sür jeden Schulbezirk einen Schreberverein zu gründen, besten Familien au« Ellern bestehen, die ibre Kinder in die Schule de« Bezirke« schicken. DaS würde kenn auch ganz naturgemäß eine An näberung der an der Schule brlbeiligten Familien unter rin ander zur Folge haben und so, wenn auch zunächst in einem kleinen Kreise, eine sociale Durchmischung von Meüschen verschiedenen Stande«, wie sie gerade dem grvßstädti cken l?ebrn recht sehr zu wünschen wäre. In Bezug auf seine Kinder bat der niedrigste Arbeiter da« gleiche Interesse mit dem Höckstgestcllten, nämlich da-, sie zu braven und tüchtigen Menschen zu rrzieben. Ja, er darf vielleicht unter Umständen auf die Ergebnisse seiner Kinderrrziehuna stolzer sein, al- mancher, der sich zu gut dünkt, ei» Wort mit ihm zu wechseln. AuS solchen Schrebervereinen der einzelnen Sckul bezirke würden sich kann nach und nach, wenn wirklich alle« umsichtig auSgenutzt wird, wa» in ibrem Wese» liegt, mit innerer Noibwendigleit. wenn nickt eigentlich« Schulgemeinden, so doch wenigsten« Borstusen zu solchen entwickeln lasten, wie wir sie brauchen, wenn neben den andern an der Schule betbeiligten Kreisen: dem Staate, der Kirche und der bürger liche» Gemeinde, auch die Familie mii ibren Ansprüchen zu ihrem Rechte kommen soll. Man ist heute schon in viele» Kreisen davon überzeugt, baß bei einer zu küisttigeu Gestaltung unserer Schulgesetzgebung auch daS Interesse der Familien, der Eltern unserer Schulkinder, ganz ander- gewahrt werdrn müsse, al« bisher. Wenn aber die Familien bei der Schulversastung berücksichtigt sein wollen, so müssen sie auch zeigen, daß in ihnen noch selbstständige, freie Regsamkeit für ibr eigenste- LebenSgebirt, da« der Erziehung, zu finden ist. Die Schrebervereine sind, wen» auch hier und da die Gefahr einer lediglich geschäftlichen Ausnutzung ihre« ArbeitSgebiel- brstehen mag, ihrem Wesen nach sicherlich im Stande, diese Regsamkeit zu entwickeln und zu steigern; sie sind dazu z»m so mehr im Stande, als eben die« alle« aus dem Wege freiwilliger, von oben ganz unbeeinflußter Bereinigung zu Stande gebracht worden ist. Und die» ist da» vierte Moment, da« den Schrebervereinen ihre Bedeutung sür da« Erziebungtwesen giebt. Die ganze Bewegung ist bi-ber durchau« urwüchsig aus den Tiefen keS Volkes — gerade de« olkeS — heraufgequollen. Dieser Quell aber — da« darf man auSsprechcn — wird nicht wieder versiegen. Vielleicht wird er sogar später einmal ganz kunstgerecht gefaßt. wurden , al- ob sie die allerschliinmsten Deutsches Reich. k Berlin, 2l. October. In vier Wochen wird nun dir Eröffnung de» Reichstag« in Aussicht gestellt. Er wird allgemein al- eine Wodllhat empfunden werden, wenn die Politische Welt wieder vor greifbare Ausgaben und posi tiven Arbeitsstoff gestellt wird. Tie letzten Monate haben so viele öde und unfruchtbare ParteiauScinankersetzungt» und Preßzänkcreien bervorgebrackt, die politische Erörterung nahm bei dem Mangel au concreten und bestimmten Fragen rin« solche Zerfahrenheit an, daß man sich ordentlich sebnt, endlich wieder auf festeren, positiveren Boten zu gelangen, wie er durch die Entscheidung über bestimmte gesetzgeberische Vorschläge dargeboten wird. Ob der Reichstag sich seiner Aufgabe gewachsen zeigen wird, ist bei der Unbercchen- barkeit mancher seiner Bestandtbeile und bei der Abhängig keit seiner Entscheidungen oft von kleinsten Gruppen nicht zum Voraus zu beurtbeilen. Jedenfalls wird die aesammtt parlamentarische Situation und die Stellung de- Reichstags zur Regierung gegen die veistoffene Session eine wesent liche Verschiebung erfahren. Mit der Mehrheit der Handelsverträge kann die ReickSregierung keine der positiven Aufgaben, die sie im Auge bat, lösen. Weder sür die Be kämpfung de« Umstürze«, noch sür dir Steuerreform, noch sür ankere positive Ausgaben sind Socialdemokraten und Freisinnige zn baben. Weber aber andere Mehrheiten nehmen? Die Eonsrrvativen sind so erbittert, wie nur je, gegen den .neuen Cur«-; die Natiooalliberaten werden ibren Grundsätzen gemäß Alle« sachlich prüfen und in dem, Wa ste für notbwenria und richtig erkannt baben. die Regierung nach Kräften unterstützen, obwohl sie in jüngster Zeit behandelt chSfeiode Waren. DaS reich» aber nicht au-, auch wenn die Eonservativen bei Angelegenheiten, die nicht auf dem Gebiet der land- wirlbschaflt chrn Interessen liegen, sachliche Politik treibe». ES wird sich bann eben fragen, ob man für die Mitwirkung bei der Lösung der großen obliegenden Aufgaben noch aus dem Centrum genügende Unterstützung findet. E« fehlt nicht an solchen Ansätzen im Centrum, aber ob sie sich zu fruchtbarer Wirksamkeit entwickeln werben, läßt sich doch nickt zum Voraus sagen. Jedenfalls bat nie eine Regierung eine so unsichere und schwankende Stütze im Parlament besessen, wie gegenwärtig. « Berlin, 2l. October. Die .Kreuzzeitung' kündigt an, der bekannte Antrag Graf Kanitz, wonach der Einkauf und Verkauf dcs zum Verbrauch im Zollgebiet bestimmten ausländischen Getreide« ausschließlich sür Rechnung de« Reiche« erfolgen und MindestvcrkaufSpreise festgesetzt werdcii sollen, wcrde in der nächsten ReichStazSsession auf- Neue eingebracht werden. E« soll damit natürlich nur rio Haken geschaffen werken, an den mau eine Auffrischung der agrarischen Agitation anknüpscn kann. Während für ernste und durchführbare Vorschläge zur Förderung der lankwirtbschasilichen Interessen im Reichstag, wie sich bc« de» Handelsverträgen ergab, wenigsten« eine sebr starke Minderheit vorhanden ist, war dieser Antrag nur von einem Tbeil der Eonservativen und etlichen Antisemiten unter zeichnet und wurde mit l5!> gegen 46 Stimmen abgetehnt; von den Eonservativen fehlten, offenbar größtentheilS absicht lich, 30 Mitglieder und zwei stimmten dagegen. Von den Nationalliberale» bat Niemand für den Antrag ge stimmt; die gcgentbeilige Behauptung der .Kreuzzeitung- ist unrichtig. — Wie schon telegraphisch gemeldet wurde, empfing der Kaiser gestern eine Deputation von Mitgliedern de» Bundes der Landwirthe der Provinzial-Abtbeilung Ostpreußen und nahm eine ihm überreichte Adresse ent gegen. Hieraus richtete der Kaiser, wie heute die .Äreuzztg." incleet, solgcnde Worte an die Deputation: Er freue sich aufrichtig, an- dem Erscheinen der Deputation zu ent nehmen, daß Seine in Königsberg gesprochenen Worte richtig ausgcsaßt worden seien und daß sich die Ost preußen. diesen Worten folgend und vertrauend auf seine landcsväterliche Fürsorge, beute persönlich an ihren König gewendet hätten. Es gereiche Ihm zur betontere» Befriedigung, daß Seine Hoffnung, die Ostpreußen würden in erster Lime ibrem Könige in dem Kampfe für Religion, Sitte und Ordnung folgen, sich schon jetzt erfülle. Seine Sorge für die Lanbwirikschaft, den großen und kleinen Bauernstand wcrde nie Nachlassen, wie er andererseits auf Gott vertraue, daß, wenn alle wohlgesinnten Tbeile der Nation sich um Ihn schaarte», e« möglich sein werke, unser tbeneres Vaterland ohne schwere Erschütterungen durch die Kämpsc bindurckzusührea» welche zersetzende Bestrebungen uns auf- nölhiglen. — Wir batten vor einigen Tagen den in Ostafrika herrschenden Wunsch milgetheilt, daß tortsclbst die RegierungS statione» vermebrt werden möchten. Wie eS jetzt scheint, bat dieser Wunsch, wenn eine Meldung der .Bert. N. N.- richtig ist, Aussicht aus Verwirklichung. Nach dem genannten Blatte soll nämlich eine Station in Udjidji und eine andere an einem geeigneten Puncte auf dem Wege zwischen Mpapua und Langenburg errichtet werten. — Gleich am Beginn der kommenden ReichstagS- session soll, wie rin Berichterstatter zu wissen glaubt, von Vertretern verschiedener Parteiricktungen eine Anfrage über da« officiöse Prcßwesen an die verbündeten Regierungen gerichtet werden. — Wie der .Schlesischen Zeitung- geschrieben wird, gilt e« jetzt als sicher, daß dem Reichstage bei der Eröffnung seiner bevorstebenden Winicrsession der ReichShauSbalt«- ctal sofort wird vorgeleat werden können. Sämmtlichc wichtigere Etatsvorlagen befinden sich bereit« in den Händen des BundeSratbS. Nacktem dieser Tage mehrere Einnahme- Etat-, namentlich der Etat der Zölle und Verbrauchsabgaben »nd der Etat der Stempelabgabeii, emgegangen waren, ist jetzt auch derMilitair-Eta« gefolgt, der in früher» Jahren vielfach lange aus sich warten ließ. Co zeitig wie in diesem Jahre ist der BundeSrath bisher wohl noch nie im Besitz der Etatsvorlagen gewesen. — Ter .Köln. Ztg." wird aus Berlin telegraphisch gemeldet: „Die von der regierungsfreundlichen englischen Presse verbreiteten Mitlheilungen von andauernden Verhandlungen mit den europäischen Mächten zur baldigen Herstellung deS Frieden- zwischen Cbina und Japan entbehren, wie wir bestimmt versichern können, der Begründung. Seit der Ablehnung deS englischen Inter ventions-Antrages ist kein anderer diplomatischer Schritt in dieser Richtung bekannt geworden." — Ein Reffe de» Fürsten Bismarck, der Rittergutsbesitzer Philipp v. Bismarck-Knitphos, ist zu Wernigerode im Aller von üO Jahren einem Herzschläge plötzlich erlegen. Er war ursprüng lich charbe-Dragoner-Oificier und machte al« tolcher die Feldzüge von l866 und 1870 mit Autzeichnung mit. Dann war er einige Zeit al» Referendar beim Krcilgericht ln Berlin und bet der künig- licken Regierung zu Stettin delchasligt, d>4 er 1872 vom Fürsten ViSmarck da« betannie Rittergut Kmephos übernahm, dessen Be- wirldlchastung er sich nunmehr widmete. Seit dein Jahre 1888 war er olS Berireter de« Kreise« Naugard-Regenwatde Mitglied de« Abgeordnetenhauses und der konservativen Fraction desselben, ohne tnbrb in derselben hervorzutreten. — Or. Wilhelm Ballentin ist am 18. d. M. von Berlin nach Menua abgereisl, von wo er sich aus dem Lloyddampser Sachsen nach Singavore begiedt. Dort schifft er sich aus einem Dampser der Neu-e"uinea.Eoiiipagi,ie nach Neu-Buinea »tu, wo er de» neugeichaffenen Posten al» Stellvertreter de« Hauptadministrator- v. Hagen bekleiden wird. — Ter früher in Kamerun tbäsig gewesen« Hauptmann Morgen soll nicht mehr im Dienst« de» Auswärtigen Amte« de- schaitigt sein. Er brsindet sich, so berichtet da« „B. T ", wieder bei seinem Regiment« ta Jronksurt a. O. und hat dort die Führung einer Eomvagnie übernommen. — Ter meckleuburgüch« Gesandt« a» hiesigen Hose. Eeb. L»aation«rath v. Lertzen, ist vom Urlaub nach Berlin zurück- gelehrt und hat di« GelchLste der Gelondlickast wieder übernommen, »««gleichen der braunschweigisch» Gesandte, Wirkt, »eh. Rath Frhr. v. Lramm-Vurgdorf.
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