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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.11.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941120029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894112002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894112002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-11
- Tag1894-11-20
- Monat1894-11
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Unk das sind keineswegs künstliche Veranstaltungen der Altdeutschen, denen die Eingeborenen kübl und gleickgiltiz gegenüberstehen. Nein, diese Huldigungen sind aus dem iiinercn Antrieb des elsässischen Volks hervorgegangen, sie waren, wie der Bürgermeister Back be- mcrkle,keincm Zwang oderEinfluß, sondern dcinHerzensbedürsniß de- Volkes entsprungen, um dem Statthalter für neun Jahre milder und glücklicher Regierung ru danken. Die Tausende von Frsttheilnchmern, die bei dieser Gelegenheit zusammen- aeströmt waren, gehörten größtentheilS der eingeborenen klein städtischen und ländlichen Bevölkerung an, und dabei tragen die zahllosen Vereine, insbesondere die Sängrrvereine, die ausschließlich das deutsche Lied pflegen, ein durchaus echtes deutsches Gepräge. Bei solchen Gelegenheiten kann man mit Freuden erkennen, daß der Kern des elsässischen Volkes, namentlich der ländlichen und der protestantischen Bevölkerung, trotz alles französischen Firnisses, der äußerlich daraus getragen, noch immer gut deutsch ist. und daß große Fortschritte in der Ver söhnung mit den neuen Zustanden in verhältnißmäßig kurzer Zeit erzielt worden sind. Die Elsässer sind im Grunde ein gutartiger, lenksamer und tüchtiger Menschenschlag, leicht empfänglich für eine mit Milde und Wohlwollen gopaarte vor- nehmeWürke. Diesen Eigenschaften hatte Fürst Chlodwig Hohen lohe seine Erfolge, sein Ansehen und seine Beliebtheit im Lande zu verdanken. Was wollen solchen großartigen Kund gebungen gegenüber, wie sic jetzt sich abspielten, gelegentliche chauvinistische Demonstrationen entarteter Elsässer, die ihrer Heimath ganz enlsremder sind, besagen? Eine solche Feier veranstaltet kein Volk, daß sich unterdrückt und geknechtet fühlt. Wie rin Frankfurter Blatt mittheilt, denkt der Ausschuß für die Ausstellung eines Hrine-Trnkmals nicht daran, von der Ausstellung überhaupt Abstand zu nehmen, er ist viel mehr entschlossen, Köln oder Frankfurt a. M. zur Ueber- nahme zu veranlassen. Auch warme Verehrer Heine'scher Dichtungen werden mit Bedauern von diesem Vor haben hören. Die Angelegenheit hat in Düsseldorf und Mainz den Gegenstand eines unerquicklichen Streites gebildet, dessen Erneuerung Denjenigen, die die Errichtung eines Denk mal- ohne Hinter- und Nebengedanken wünschen, gewiß nicht erwünscht sein kann. Ob Heine überbaupt ein öffentliche« Denkmal „gebührt", ist eine Frage, die man jetzt nicht auszuwerfen braucht, denn es ist sicher, daß er cS in einer nahen Zukunft nicht erhalten wird. Die Verehrer des Lyriker- können sich bei dem Gedanken beruhigen. Laß Größere viel längere Zeit auf ihre Verewigung in Erz oder Marmor warten mußlen, als seit dem Tode Heine'S verstrichen ist. Und die Bewunderer de« Politikers und Pudlicisten haben kein Recht, einer Stadt ein Denkmal aufzudrängen, das in ihren eigenen Augen das Denkmal eines PartcimanneS wäre. Wenn einmal über den Dichter der Französ in g, um andere Eigenschaften nicht auszuzählen, ver gessen sein wird, wenn alle Deutschen ohne Scham und Zorn an seinem Denkmal vorübcrgeben können, dann mag die schöne Schöpfung des Bildbauers Hcrter das Licht einer deutschen Stadt erblicken; ein Vierleljahrhundert nach Sedan und inmitlen der Kämpfe, die gerade unserem Geschlecht bcschieden sind, wäre die Ausstellung eines Denkmal« ür Heine ein Beweis nationaler Charakterlosigkeit und eine herauSsortende Parteidemonstration zugleich. Der Gedanke an eme Kraftprobe bat den regsamsten Verfechtern des Denkmals auch von Anbeginn nicht fern gelegen und sich der dem Dichter Heine geltenden Bewunderung einer Fürstin aus deutschem Blut geschickt zu bedienen gewußt. Will man jene Probe noch einmal mache», so ist Frankfurt a. M., zu dem Heine gar keine besondere Beziehung gehabt hat, der am chlcchtcsten gewählte Ort. Hier würde ein Erfolg, der übrigens ausgeschlossen »st, das Gegentheil von Dem darthun, was inan „zeigen" möchte. land noch nicht erlebt und wird es zunächst auch noch nicht I erleben." Der soeben in der Pariser Deputirtenkammer zur Ber- tbcilung gelangte Entwurf deS französischen Budget- für 1895 ist ein sehr umsangrcicheS Elaborat, welches auf mehr als 700 Seilen den Nachweis erbringt, „unter welchen aus nahmsweise schwierigen Bedingungen die Herstellung des finan ziellen Gleichgewichts in dem ersten der Beurlheilunz und Be- chlutzsassung der gegenwärtigen Kammer unterstehenden Budget bewirkt wurde." Schon diese Einleitung de- Bericht- der Butgelcommission klingt einigermaßen verfänglich und weiflagt den aus möglichst rasche,conciicErledigung de->staatShauSbaltS- Voranschlages gerichteten Wünschen der praktischen Politiker wenig Gutes. Tie offenen und versteckten Gegner der jetzigen Regierung werden es sich nicht nehmen lasse», an dem Budget, obgleich dasselbe nur da- getreue Spiegelbild einer lang jährigen Entwickelung bildet, wofür der Präsident Casimir» Perier und seine Minister formell nicht entfernt verantwort lich gemacht werden können, eine Kritik zu üben, welche in Wahrheit nicht der Sache, sondern den obstructionistischcn Bestrebungen der auf den Umsturz des Bestehenden hin- arbeitende» Richtungen diene» soll. Allerdings sind die Schwierigkeiten, mit Venen die Bilanzirung der französischen Die Errichtung einer badischen Gesandtschaft an den Höfen in München und Stuttgart ist von der badischen Presse vorwiegend unter dem Gesichtspunkte besprochen worden, daß man es mit einer Umgebung der gesetzlichen Vorschriften zu thun habe, sofern von Rechtswegen erst der Landtag hätte gcsragl werden müssen. Nun steht aller dings das Recht, Gesandte zu ernennen, vcrsaflungSgcmäß dem Monarchen zu, allein für die Bewilligung der er forderlichen Mittel kan» in der Thal der Landtag nicht umgangen werden, und so steht die badische Regierung vor der Nolhwendigkeit, beim Wi-derzusammentritt desselben die Mittel sür den neuerrichtetcn GesandlschaslSposten nach träglich zu fordern. Eine derartige Forderung wäre noch vor kurzer Zeit schwerlich auf ernsteren Wiberstanv gestoßen, und auch sür die ungewöhnliche Form derselben hätte die Negierung leicht Indemnität erlangt, solange die national- liberale Parle» über eine geschlossene Majorität im Landtag verfügte und die Regierung in inniger Fühlung mit dieser Majorität die Geschäfte leitete. Das ist nun aber ander« geworden; die oatiooalllberalr Partei hat die Mehrheit im Landtage bekanntlich verloren, unv die Regierung bat neuer dings derOpposilivn einZugeständniß gemacht,das im national liberalen Lager, wie erst jüngst erwähnt worden ist, außer ordenttich verstimmt hat, nämlich die Reform des „AnnS Verkündiger"-Wesens. Tie Verstimmung drückt sich selbst in gut nationalen Organen sehr lebhaft ans und äußert sich u. A. in einer sehr abfälligen Beurlheilunz der Wiedererrichtung der badischen Gesandtschaft an den süd deutschen KvnigSböfen. Die „Allgemeine Zeitung" bemerkt hierzu: „Zunächst hat eS den Anschein, als müsse mit dieser Be»flimmung ernstlich als mit einem politischen Factor gerechnet werden, und unter dieser Voraussetzung wären die Chancen der Regierungssorderung >m Landtag so schlecht als möglich. Immerhin bat man aber auch schon deS öfteren erlebt, daß oppositionelle Stimmungen sich nicht ohne Weiteres in oppositionelle Thaten umgesetzt haben, und so braucht die badische Regierung zunächst »och nicht an der Möglichkeit zn verzweifeln, da« Gehalt de« neuen Gesandten vom nächsten Landtag bewilligt zu sehen. Ueberaus bezeich nend sür die badischen Verhältnisse ist übrigens, daß man dort in »ationalliberalen Kreisen der Regierung den Vorwur particularistischer Neigungen macht und ihr deshalb Opposition ankündigt. Das hat man im übrigen Süddeutsch Der englische Premierminister Lord Rosebery har auch im Kampf gegen die Presse keine glückliche Hand. In einer der letzten UntcrhauSsitzungen hatte er derselben bekanntlich vorgeworscn, daß sie nicht gewissenhaft berichte und so leicht den Anlaß zu internationalen Schwierigkeiten und Verwickelungen geben könne. Zwei Tage darauf brachte die „Times" folgende« ihr von Lord Rosebery zugegangene, aus Glasgow vom 15. datirte Schreiben, in welchem derselbe zugiebt, daß er sich getäuscht habe, indem er die Zeitung- Meldung von gewissen Wünschen der neuseelLndischrn Regierung bezüglich Samoa» al« eme Erfindung bezeichnete: Geedrterr Herr! Der Bericht, den ich tm Ginne hatte, und aus welchen sich meine Bemerkungen bezogen, war in einem Telegramm au« Aucklaud vom 25. Oclober enthalten. In demselben war be- hauptet worbe», ein leitende« Mitglied de- Labtnet« von Neuste- land stehe, im Zusammenhang mit dem Plane, die Oberherrschaft über Samoa der neuseeländischen Regierung zu verschaffe», im Begriffe, den Inseln einen Besuch abzustatten. Diese Behauptung habe ich vor einigen Tagen sür ganz unbegründet »eklärt. Ich de- dauere, daß di« hierbei von mir benutzten Wort« über da» Ziel biiiau-schossen und auch «in Dementi der Nachricht, die neu- seeländiiche Regierung „wünsche oder beabsichtige" die Verwaltung Samoa« in die Hand zu bekommen, enthielten. Mein Gebrauch des Worles „wünsche" war indessen, wir Sie ganz richtig hrrvorhebem S.aa.ssinanzen' von Jahr zu Jahr ln steigendem Äkaße zu und es michdst^ I,.,. t.«.. —c..' N ° I »»geben, was aber da« Wort „beabsichtige anbelangt. so kann nick: kämpfen hat, sehr ernster Natur, aber ihren tiefsten Grund haben sie keineswegs in bestimmten Begebung-- oder Unter lassungSbandlungcn eines Ministerium- oder in den Formeln zugegeben werden, daß die neuseeländische Regierung irgend wie beabsichtigte, Samoa« Verwaltung in die Hand zu bekommen, d» jeder Schritt in dieser Richtung den vertragsmäßigen Verpflichtungen eine« RegicrungSprcgrammS, sondern in dem Gesamml-1 der Reich«regierung widersprechen würde. Ich Hab« die Ehre, Jdr charakter der sranzösischen Politik, welche aus sattsam be- > ganz ergebener Diener zu sein. kannten Triebfedern alle Kräfte der Nation höher und höher anspannt. DaS Volk murrt zwar gelegentlich über den wachsenden Steuerdruck, aber ein Hinweis auf die welt geschichtliche Stellung und die Notbwendigkeit, sich für die Zukunft bereit zu ballen, genügt regelmäßig, um all« oppo- ilioncllen Aiiwaiidlungcn im Keime zu ersticken. So wird denn auch diesmal die Budgctverhandlung der Kammer im Große» und Ganzen eS bei den CommissionSansätzen bewenden lasten und das Hauptinteresse der Debatten wird sich aus die AuScinandersetzuna zwischen den ministeriellen und den ob- structionistischcii Elementen concentrircn. Letztere haben eS leicht, sich in ein volkSsreundlichcS Mäntelchen zu hüllen, in> dem sie in so und so viel Einzclsällen den „Nachweis" er bringen, daß das Budget, wie überhaupt die gesammte französische StaatSwirtbschast nur ein Ausfluß de« Wesen« der Bourgeoisie sei und mit dieser vom Erdboden zu ver schwinden habe. Wie das zu erreichen sei, wie endlich ein den Anforderungen der ObsNuctionSparteien entsprechende« Idealbudget einer Idealrepublik zu construiren sei, darüber werden die OppositionSmachcr ebenso sehr den Nachweis schuldig bleiben, wie über ihren eigenen staat«- und budgetretlerischen Beruf. Insbesondere die französische Socialdemokratie bietet, wie wir gestern schon erwähnten, im Vergleich zu der deutschen, wo die Katzbalgereien der Bebelianer und Vollmariancr doch nur die Oberstäche trüben, da« Bild völliger Zersahren beit, indem eben jetzt die französischen Freunde und Bunde- genossen der Berliner Richtung als „Leisetreter" von den Anhängern der gewaltsamen Revolution in Acht und Bann erklärt worden sind. Diese letzteren wollen vom Parlamen- tirrn grundsätzlich nicht« wissen, werden sich also auch an der parlamentarischen Kritik des Budget« nicht betbeilige», waS aber sür die „Gemäßigten" nur ein um so größerer Ansporn sei» wird, durch möglichst gepfefferte Budgctreden ihre eigene parteipolitische Daseinsberechtigung zu erweisen. Dem Ministerium Dupuy stehen sonach schwere Tage bevor, wenn die Kammermebrheit sich nicht noch in letzter Stunde ent schließt, durch Einfügung zweckdienlicher Bestimmungen in die Geschäftsordnung der Obstructionisten ihr Handwerk zu legen Die „Time«" quittirt in ironischem Tone sür diese» Widerruf, der um so vollkommener sei, da nicht sie, sondern Lord Rosebcrv außer dem Worte „wünsche" auch noch das weitere „beabsichtige" gebraucht habe. Sie schließt mit der Bemerkung: Wir sind überzeugt, daß Lord Rosebery in der Guildhall au« voller Ueberzeuguug sprach, aber wir freuen nn«, daraus himveist» zu können, daß seine Aussorderuna an die Presst, ihre Nachrichten vor der Veröffentlichung besser zu sichten, kaum nöthig war, da sei» höflicher Bries un« in keine», Punkte ihatsächlich widerlegt." Nach einem drei Monate langen aufreibenden Wablkampse näbern sich in Schweden endlich die Wähle» ihrem Schluffe und zwar mit dem Resultate, daß 59 Radicale gegen Conscrvative und Moderate stehen. In den noch ausstehenden Wahlkreisen TönSberg und SarpSborg, welche« 189l jede einen konservativen Abgeordneten zum Stortbing sandte», sollen die Wahlen erst gegen den 26. November Vorgehen Die Anzabl der Conservativen im nächsten Stortbing wirv also voraussichtlich 55 betragen. DaS Hauptresullat der diesjährige» Wahlen ist mithin, daß die Radikalen auch in die kommende Nationalve.sammlung mit einer geringen Mehrzahl einlrete» werden. Die Mehrzahl ist indeflen geringer als in de» vorigen Wahlperiode, da 6 t Radicale gegen 50 Conscrvativc und Moderate stanken, und als Antwort auf den Appell, der von den Radikalen auf einem „valerländisch"-gros; politischen Programme an das Volk gerichtet worden in. kann ibr Wahlsieg nicht viel besser als wie eine Niederlage betrachtet werden, lind dazu kommt noch, erstens, daß die Conservativen im großen Ganzen bei der Wädterbevölkcrung deS Landes so bedeutende Fortschritte gemacht haben, tap, sie wahrscheinlich die Mehrzahl der Urwähler auf ihre» Seite haben, und demnächst, daß sie drei ganze Aemter. BuSkerud, Smaaleacne und IarlSberg von dc» Radicale» erobert haben, so daß sie jetzt eben so viele Landabgeordnelc als die Radicale», nämlich 28, zählen. Die Linke, die sich bisher hauptsächlich auf die Wahlbevölkerung in den Landdistricten bat stützen können, wirv also hiernach, als von der Ardeilerbevölkerung der größten Städte wescul lich aufrecht gehalten, nothwenbiger Weise einen anderen Feuilleton. Der Tag der Vergeltung- ul - Bon A. K. Green. Naitdriiil »krbstm. (Fortsetzung.) Die junge Wittwe war viel zu weltgewandt, um auch nur durch taS leiseste Zeichen ibr Mißfallen zu verratben. Lächelnd hörte sie die ihr gebotene Erklärung an, und als Stanbope sich bald daraus empfahl, verabschiedete sie sich so freundlich von ibm, als sei nicht« vorgesallen. Mary batte Müde gebabt. die verlorene Fassung wieder zugewinnen und ibre GemütbSbcwegung war Flora natürlich nicht entgangen. Sich über die Ursache derselben Gewißheit zu verschaffen, lag ibr zunächst am Herzen. „Einen jungen Mann, wie Stanbope Wbite, findet man unter Tausenden nicht wieder", warf sie scheinbar absichtslos hin. Die arme Mary brückte ihre Zustimmung aus und bemübtc sich, da« Gespräch sortzusetzen so gut sie konnte. Wie sehr erschrak sic jedoch, als Flora ohne jede Vorbe reitung plötzlich die Frage an sic stellte, ob sie wohl schon einmal geliebt bade. Sie erröthete tief vor Verwirrung und Bestürzung und vermochte keine Antwort zu geben. Bei dem Anblick der tief schmerzlichen Errung des jungen Mädchens bereute Flora ihr übcreilleS Verfahren; rasch schlang sie die Arme um den HalS ihrer Gefährtin und drückte ihr einen herzlichen Kuß auf die Stirn. .Habe ich Ihnen wehe getba», Mary?" rief sie, „o. verzeihen Sie mir; ich Kälte nicht so leichtsinnig reden sollen, aber wie konnte ich abnen, daß ich eine Wunde berührte. Arme« Kind! ich weiß nur zu gut, welches Leib die Liebe bringen kann, und jede Frau, welche liebt, stößt mir Mit leid eia." .O, dann bemitleiden Sie auch mich", murmelte Mary unwillkürlich. Flora ward bleich „Wer — wer ist c«?" rief sie, die Hand de« jungen Mädchen- ergreifend. „Fragen Sie nicht", siebte diese- in sichtlicher Oual. „Gewiß nicht, wenn eS Ihnen Kummer bereitet", rnt- aegnete Flora. „Ich möchte sie vor Allem behüten, was den Frieden Ihrer Seele stören kann. Damit Sie sehen, wie -roß meine Liebe und mein Vertraue» zu Ihnen ist, will ich Ihnen eine Geschichte erzählen von Jemand, den Sie kennen, eine Geschichte, die noch nie über meine Lippen ge- kommen ist. Dock nicht jetzt und nicht hier — beute Abend, wenn wir zusammen in meinem Boudoir am Kamin sitzen, sollen Sie sie hören." Achtes Capitel. Der Tag erschien den beiden Frauen endlos lang; Mary bedurfte ibrer ganzen Seelenstärke, um die ihr obliegenden geselligen Pflichten mit äußerer Ruhe zu erfüllen, und auch Flora fand die Aufgabe nickt leicht, Condolenzbesuchc zu empfangen und die Würde ihrer Stellung zu behaupten, während ihre Gedanken mit ganz anderen Dingen beschäftigt waren. Ihre Ellern kamen zu Tische und Frau Hastings' große Zungensertigkeit, ihre oft tacllosen Bemerkungen schienen selbst der Tochter beute unerträglich. Mary war gleich nach ausgebobencr Tafel aus ibr Zimmer gegangen, aber Flora « Geduldsprobe endete erst, als ihre Mutter endlich der Unter haltung müde ward, deren Kosten sie säst allein bestritt, und sich zun, Heimweg rüstete. Nun saß die junge Wittwe, die Hände im Sckooß, ge dankenvoll in ihrem reizenden Wobngemach. um Mary zu erwarten, die allabendlich hier einige gemütbliche Slunden mit ihr zu verplaudern pflegte, bevor sie sich Beide zur Ruhe begaben. Noch einmal zog der Austritt de- Morgens vor Flora'- Seele vorüber; wieder sab sie bei ihrem Eintritt die zwei erregten, bestürzten Gesichter. Warum hatte denn auch er eine solche GemllibSbewegung gezeigt, während er sich bis jetzt der Fremden gegenüber so kübl und gleickgillig ver halten? ES war ein Räthsel, da« sie nickt zu lösen ver mochte, und ihr Verlangen, von Mary darüber Aufschluß zu erkalten, wurde immer dringender. TaS junge Mädchen befand sich ja unler ibreni Schutz, war eS da nicht Pflicht, ihr mit mütterlichem Rath zur Seite zu stehen? — Flora wartete jedoch vergeben«; r« war spät geworden, schon ver kündete der glockenhelle Ton der Slutzubr auf dem Kamin die zehnte Stunde und noch immer ließ sich kein Fußlritt vernehmen. Vielleicht war Mary zu schüchtern und ver schämt. um zu ihr zu kommen, dann mußte Flora sic selbst aussuckcn. Der Entschluß war kaum gefaßt, so ward er auch au-gesührt und die junge Wittwe stieg die Treppe zum Zimmer ihrer Gefährtin binauf. Al- auf ihr Klopsen keine Aniwort erfolgte, drückte sic leise aus die Klinke unk trat «in. TaS Gemach war leer, doch in dem dahinter gelegenen Ankleidezimmer brannte Licht »ad sic folgte dem Schein. Den Kopf in die Hand gestützt, in tiefe« Sinnen verloren, saß Mary an einem kleinen Tisch und wandte sich nickt einmal nach der Einlrctcnden um, deren weiche Fußbekleidung ibr Naben fast unbörbar machte. Wie angewurzelt blieb jetzt Flora auf der Schwelle stehen und fragte sich, ob sie wacke oder träume. Vor Mary aus dem T»sck lagen ganze Hausen Papiergeld und Münzen in solcher Menge, wie sie Flora, die doch jetzi Tausende zur Verfügung hatte, »och nie beisammen aescbcn. Wie kam dies junge Mädchen — ibre bezahlte Gesellschafterin — zu solchem Reichihum? Warum starrte sie dc» Schatz mit so unbeweglichen Blicken an? Was batte das Alles zu bedeuten? — Neben ihr lag ein offener Sack, der alle die Scheine, die Gold- und Silber slücke enlhalten haben mochte. RathloS und verwirrt stand Flora vor diesem Räihsel da. Ein tiefer Seufzer aus Mary'S Brust brach jetzt den Bann, welcher die Beiden gefesselt hielt. Rasch trat Flora näher und ibre Gefährtin sab auf. lieber dem aufgehänsten Schatz begegneten sich ihre Blicke. „Verzeihen Sie", sagte Flora mit bleichen Lippen, „Sie haben mein Klopfen nicht gehört." Ihr Ton war kalt, ihre Haltung würdevoll. Mary senkte da« Haupt und eine tiefe Rötbe stieg in ihre Wangen. „Ich war in Gedanken", entgegnete sie. „Die- Geld, da- Sie so verwundert betrachten, ist so viel, viel mehr, als ich dachte. Ich wußte gar nicht, daß ich so reich sei und bin ordentlich erschrocken." Mit unsicherer Hand begann sie die einzelnen Gcldpackete wieder in den Sack zu legen. Bestürzt und verwundert sab ihr Flora zu. „Da- Geld ist also Ihr Eigentbum?" fragte sie un gläubig. „Gewiß", lautete die Antwort. „Mein Vater sagte mir, ich solle r« gleich auf die Bank bringen, aber ich habe d»»« Geschäft verschoben, weil ich fürchtete, man möchte r« auffal" . finden." „Aber, wenn Sie so große Summen besitz» .orSbalb »raten Sir denn bei mir als Gesellschafterin r-" Wünschen Sie durch Ihr Gebalt den Schatz noch zu ' .mehren?" „Nein, o nein!" Mary war aufgrf.andrn; sie mochte wobl fühlen, in wie zweiselbastem Lickte sie vor Frau Wbite erschien. „Nicht um te< Erwerbe« willen bin ich in diese« Hau« gekommen, sondern nur —, weil mein Vater mich her- brachte. Er bat mir all tie« Geld gegeben, aber warum ich trotzdem bier eine Stelle anaebmen sollte — ist mir ebenso unerklärlich wie Ihnen." Sie senkte den Blick, als vermöchte sic den forschenden Augen, die auf ihr ruhtc», nicht Stand zu halten, und ein flammende« Roth bedeckte ihre Wangen. „Denken Sie nicht« Böses von mir, Frau White", flehte sic leise. „Sie baden mir viele Güte erwiesen — wenden Sie sich nicht von mir ab." „Ich habe Sir freundlich ausgenommen, weil ich Gefallen an Ihnen fand und Ihnen vertraute", sagte Flora, ebne fick durch die Bitte rühren zu lassen. „Ich hielt Sie sür ei» offenherziges und rechtschaffene- junge- Mädchen; Sic im Besitz dieses Geldes zu sehen, ist mir befremdlich, denn cs paßt nicht zu Ihrer Stellung hier im Hause und ist an und für sich hockst seltsam Daß Sie selber c« nicht zu erkläre» wissen, macht da- Räthsel noch dunkler. Es muß ei» Gc beimniß über Ihrem Leben schweben. Glauben Sie, daß Frau Delapaine un« vielleicht darüber Aufschluß geben kann?" „Ich kenne die Dame nicht näher" „Ist eS möglich? — Aber auf ihre warme Empsehlung bin habe ich Sir ja zu mir genommen. Ist sie vielleicht mit Ihrem Vater genau bekannt?" „DaS kann sein, aber er hat mir gegenüber ihren Namen nie erwähnt." „Unbegreistich! Nun, ich werde Frau Delapaine morgen darum betragen. — Ist denn Ihr Vater ein so reicher Mann, daß er Ihnen solche Summen zur Verfügung stellt?" „Er ist nicht ohne Vermögen, aber ich glaube, er hat mir fast Alle« gegeben, wa« er besitzt. Nein, Sic müffen nicht schlecht von ibm denken", fuhr tie Tochter eifrig fort, da sie Argwohn und Mißtrauen in Frau Wbitc'S Mienen >u lesen meinte. „Mein Vater ist ein guter Mensch, Sic dürfen ihm nicht »nrcckt tbun." „Vor Allem wollen wir den Schatz wieder verwahren", sagte Flora, um dem Gespräch eine andere Wendung zu geben. Mit ihrer Hilfe ward der Sack rasch gcsüllt und bei Seite gelegt; dann nahmen Beide einander gegenüber am Tische Platz. „Am besten wird e« sein, Sie bitten Ibren Vater, morgen herzukommen und da» Geld wieder an sich zu nehmen, da- Ihnen nur zur Last zu sein scheint", bemerkte Flora. „Ich selbst werte morgen nickt mebr bier im Hause sein", war Alle», was die aime Mary über die Lippen brachte. Ibrer offenen arglosen Natur war jede Heimlichkeit ein Greuel. Sic selbst hätte nur allzugern Lickt in da« Dunkel gebracht, da« sie umgab, besonder« aber hegt« sie setz
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