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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.04.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930401020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893040102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893040102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-04
- Tag1893-04-01
- Monat1893-04
- Jahr1893
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2321 Gros,brt1a«»ie«. * L«nd««, 1. April. (Telegramm.) Der Parlaments Deputirte Leonhardt Courtney, welcher sich in der könig lichen Commission zur Untersuchung der Frage des B>- metalliSmu- gegen letzteren erklärt hatte, veröffentlicht in dem Journal „Nincleenty Century" einen Artikel, worin er den internationalen Bimetallismus besürwortet. Cleveland hat weiter, wie schon gemeldet, den Tpstaats- secretair Thomas F. Bayard zum Botschafter in London ernannt, ferner zu Gesandten James D- Porter für Chili, James A. Mackenzie für Peru, LcwiS Baker für Nicaragua Costarica und Salvator, Pierre Uoung für Guatemala und Honduras, Edwin Dünn für Japan. (F. Z.) * London, l. April. (Telegramm ) Dem .Reuter'schen Courtney empfiehlt die Festsetzung des Berhällmsseö von Bureau" meldet man telegraphisch aus Ncw-Zork, nach einer 20 :l zwischen Gold und Silber. Durch den Beitritt I daselbst aus Panama eingegangenen Depesche wäre am Courlney'S zu den Anschauungen der Bimetallisten erkalten 27. März zu San Josö >n der Republik Costa Rica eine riese innerhalb der königlichen Commission die Mehrheit. — Die »Times" berührt in einem Leitartikel über die I gegenwärtige Lage der französischen Republik die Aus weisung von Brandes aus Paris. DaS „Berliner Tageblatt" behauptet, so sagt die „Times", daß der Pariser Pöbel die Frau und die Kinder des Herrn Brandes mit Steinen bewars und eine Tochter verletzte. Andererseits er klären französische Blätter, daß etliche Gassenjungen einige Steine nach der Familie dcS AuSgewiescnen warfen, ohne sic zu verletzten. Wir glauben, fährt die „Times* fort, daß der icanzösische Pöbel jeder Brutalität sähig ist. aber im Interesse de« internationale» Friedens ist cS zu hoffen, daß die Frau zissen ihren unliebsamen Gast los wurden, ohne ihre Rache an een Damen seiner Familie auszulassen. * Zu dem Empfange der Deputation der Handels kammer zu Belfast seitens Gladstone's wird geschrieben: Als der Sprecher der Deputation seine Rede beginnen wollte, bemerkte Gl odstone, Laß er einen Aufsatz gelesen, welcher die Ansichten der Handelskammer in Belfast cusdrücte. Diese Handels kammer sei, wie er gehört, fast nur aus Protestanten zusammen gesetzt. Ter Sprecher der Abordnung, Green seit, bemerkte in inner Antwort: Alle, die in Belfast sich dem Handel widme», sind Protestanten. Achtzig Millionen Capital ist von ihnen in Eisenbahnen angelegt. In den ersten Jahren des Jahrhunderts bestand die Bevölkerung der Stadt Belfast aus 20000 Seele»; letzt zählt sie 260000. Unter dieser Bevölkerung herrscht die Ueverzcugung vor, dost eine gesetzliche Trennung vom Reichs- Parlamente ihrem Wohlstände großen Schaden zusugen würde. Die Handelskammer hat die Vorlage einer Prüfung unterzogen und ihre Ansichten in dem Documente, das sich in Lea Händen des Premiers befindet, dargelegt. Irland — fuhr der Sprecher fort — hat bisher an allen Wohlthaten der englischen Handels- gesetzgebung theilgcnommcn, und es ist nothweudig, Laß es ferner daran Theil Hab«. Die Provinz Ulster beklagt sich darüber daß ihr Handel sehr stark geschädigt würde, salls sie nicht mehr unter dem ReichSparlamentc leben könne. Ein anderes Mitglied der Deputation fügte hinzu, daß, seitdem die Borlage eiugebracht worden, die Banke» 068 000 Pfd. St. und die Eisen bahnen mehr als eine Million verloren haben. Sollte die Vor- läge zum Gesetze erhoben werden, so würde eine Erhebung in der Provinz Ulster stattsinden. In seiner Entgegnung daraus bemerkte Gladstone im Wesentlichen Folgendes: „Es ist gesagt worden, daß seit Februar irische Wcnhpapierc im Preise gesunken seien. Die Minorität der besitzenden Elasten in Irland ist gegen llowv-Uule, und eS ist daher erklärlich, daß die LScnhpapierc für den Augenblick gedrückt sind. Tie wichlige Stellung, welche Belfast im Handelsleben einnimmt, erkenne ich an. Ich glaube aber nicht, datz die Mehrheit der Irländer unsähig sei, sich selbst zu regieren. Die Deputation sprach davon, daß die beiden Religion-Parteien aus einander eifersüchtig seien. Ich ver lange dafür historische Beweise. Tann hat die Abordnung gejagt, Laß keine Raceneinheit in Irland exislire. Ist in Canada eine solche Raceneinheit zu finden? Nein. Die Verschiedenheiten in Sprache und Rare sind dort größer, als in Irland — und doch ist Canada glücklich." Zum Schlüsse widersprach der Premier der Ansicht, daß Irland unter der Homerule an einem chronischen Geldmangel leiden werde. Orie»t. * Belgrad, 30. März. Die Berathungen der radicalen Führer führten bezüglich des Erscheinens in der Skup schlina keinen bestimmten Beschluß herbei. Die endgilligen Einschließungen dcS CentralauSschusscs sind erst nach Lein Zusammentritt aller radicalen Abgeordneten unmittelbar vor Eröffnung ker Skupschtina zu grwartcn. Derzeit besteht eber einige Wahrscheinlichkeit für das Erscheinen der Radicalen in der Stupschtina; die durch die Wahlen geschaffene Lage ist noch nicht ausreichend geklärt. * Bukarest, 3l. März. (Telegramm.) Die morgen ab laufende Parlamcntssession wird verlängert werden. Tie in Angriff genommene neue Bahnlinie von Verschwörung entdeckt worden, welche sich auf die lieber rumpelung einer Ciladelle, die Bewaffnung der Tbeilnehmer und Anzettelung einer allgemeinen Revolulion gerichtet Halle. Tie Regierung hätte abgcwartet, bis alle Vorbereitungen getroffen wurden, und Ware erst dann cingeschritten, um die Verschwörer zu ergreifen, lieber San Joss ist der Be lagerungszustand verhängt worden. Mlitairisches. X. 0. Vom 1. April ab treten bet den sächsischen Militair- behörden und Truppeiitheilen folgende Organijationsver- änderungen ein: Auf den Etat des königlich jächsische» Kriegs- Ministeriums tritt vom l. April ab ein Hauptmann a>S Referent, ein pensionirter Stabsofficier als Vorstand des Kriegsarchivs und ein Jntendanlurrath. Die Adjutantur des Königs von Sachsen wird uin einen Hauplmann als Flügeladjuiant, der Etat des Generalcommaiidos um einen SlabSofficier olS Eisenbahn- comniissar, der der BezirkScommandos um einen pensionirlen Regimentskommandeur, einen pensionirtcn SlabSofficier und acht pcnsionirte Hauptlcute oder Lienlcnants als BezirkSvssiciere, der der Unterofficierschule und der Unterossiciervorfchule, welche beide in 4 Compagnien gegliedert werden, um »inen Haupt mann, einen Premierlieutenant, fünf SecondclieuleiianlS und eine» Asststenzart, der des Festungsgesängnisses und derArbeiter- abtheiluiig um einen Hauptmann I. CI. als Borslandder Arbeiter abtheilung, der des Zeug- und Fruerwerkspersonals um einen Zeug- bez. Feucrwerksliculenani, der der Artilierie-Werkstätten um einen Hauplmann der Artillerie als DirectiviiLaisistent vermehrt. Die Stelle eines Assistenzarztes auf der Festung Königslein und die von sechzehn Lonlrolossicieren bei verschiedenen BezirkS-ConnnandoS kommen in Wegfall. Aus den Schießplätzen bei Zeithain und «önigsbrück wird je eine besondere Garnison Verwaltung er richtet und die Zahl der zur Hochschule für Musik zu commandirenden Haulboisten wird von einem aus zwei erhöht. Endlich wird beim lächjifchen Krieg-Ministerium ei» Kriegsarchiv errichtet, dessen Bestände bchujS wisjenschastlicher Studien auch Privatpersonen zugänglich gemacht werden. Auch m der preußischen Armee treten mit I. April eine Anzahl von Organisation-Veränderungen von allgemeiner Bedeutung ein: Es wird n. A. eine neue Kriegsschule, deren Eröffnung am I. Lctober slatlfindel, zu Danzig, ferner eine Arbeiterabtheilnng in Mainz und zehn neue LandwehrbezirkscommandoS, letztere zum Theil neu errichtet, zum Thert durch Trennung bereits vorhandener Bezirks-Commandos in zwei, geschaffen. ES sind dies die BezirkS-LommandoS: Crefeld, Weset, Kattowitz, Lennep, St. Johann, Waren und Mannheim. Die Bezirks - CommandoS Bochum, Bremen und Allona werden gelheilt. Das BezirkS-Commando Gräjralh wird nach Solingen verlegt. Eine Anzahl BezirkS-LommandoS scheiden auS den Jn- santcnc-Brigabe-Verbändeil auS und treten in die Verbände von Cavallerie-, bez. Artillerie-Brigaden. Die Commandeure der Land- wehrdezirke Franksurt a. M., Hannover, Teltow, Magdeburg, Stettin, Halle, Dortmund, Kiel, Barmen, Bernau werden durch inactiv« StabSofjiciere mit dem Range und den Befngniffe» von Regiments Commandeuren besetzt und wird allen diesen BezirkS-To minandoS je ein zweiter inactiver SlabSofficier zugelhcitt. Ten Unterosficieren bei Len BcsatznngStruppen in Elsaß-Lothringen wird die jerlherige Zulage auch für LaS neue Etatsjahr gewährt. Musik. Große Musik-Aufführung in der Thomaskirche. Von all den unzähligen Concerten und musikalischen ^ Darbietungen, die alljährlich unser Leipzig überfluthen, sind keine anderen durch eine althergebrachte Tradition mehr geheiligt und bei unserem musikfreudigen Publicum mehr beliebt, als das letzte Gewandhausconcert mit der neunten Symphonie und die Aufführung der Matthäus- Passion in der Thomaskirche am Charfreilag; unter Anderin mit dem einzig schönen Choral: „Wenn ich einmal soll scheiden". Man läßt denselben hier a cappella singen; der Eindruck ist ein großer und sicherlich wird sich demselben Niemand entziehen können, den Intentionen Bach s ist diese Gepflogenheit freilich zuwider. Philipp Spitta schreibt in seiner gründlichen Bachbiographie bierüber: „Eö ist eine üble, aber säst allgemein gewordene Sitte, diesen Choralsatz a cappella singen zu lasse». Abgesehen von der Untreue gegen daS Original, welcher man sich hierdurch schuldig macht, putzt man die Stelle durch ein ganz unbachischeS Effectmittel auf und giebt ihr einen Anstrich von Sentimentalität, welcher nirgends unangebrachter ist als hier. Bach'S Choralsätzc thun ihre eigenthümliche Wirkung nur in jenem aus Menschengesang, Orgel- und Jnstrunicntalklaug gemischten Colorit, daS durch nichts Anderes zu ersetzen ist. Die Instrumente haben bei Bach so viel Individuelles zu sagen, daß eS außerdem eine greifbare Symbolik bat, wenn sie in solchen Chorälen sich dem Gange der vier Sinzslimmen einmülhig anschlicßen." Die Wieder gabe der Solopartien lag gestern Abend in den Händen der Frl. Bertha Martini und Hele ne Jordan . sowie der Herren Kammersänger Carl Dierich, Kammersänger Otto Schelper (Christus) und Robert Leidcritz. Die beiden Damen, sichtlich von, schönsten Streben beseelt, waren anfangs nicht recht sicher und verdarben sich durch eine deutlich wahrnehmbare Acngstlichkcit manche Wirkung; im weiteren Ver lause des Abends schwangen sie sich jedoch zu solch bemerkenö- wertdcr künstlerischer Gestaltung ihrer Aufgabe» enipor.daßman ihnen aufrichtiges Lob nicht vorenthalten darf. Eine Leistung aller ersten Ranges dielet Herr Dierich mit dem Evangelisten; mit bewunderungswürdiger Intelligenz versteht cS dieser aus gezeichnete Künstler, die immensen Schwierigkeiten seiner Partie zu überwinden, so daß er wohl als der bedeutendste jetzt lebende Interpret derselben bezeichnet werden darf; ganz prächtig gelang ihm wieder die Falset-Stelle: „Und ging hinaus und wcinetc bitterlich". Ebenfalls mit höchster Voll endung und im wahren Sinne des Wortes meisterhaft sang Herr Schelper den Christus: er gab seinem Gesang jene Weihe und Verklärung, die man hier verlangt. Mit der mehr in den Hintergrund tretenden zweiten Baßpartie fand sich Herr Leide ritz zur Zufriedenheit ab. DaS Orchester spielte anögezcichnel — den Holzbläsern sei ein besonderes Wort der Anerkennung gespendet! — in unüber trefflicher Weise waltete wiederum Herr Gewandt,auSorganist Paul Homeyer seines Amtes an der Orgel: seinen geistvollen Combinationen bezüglich der Registrirung war Handlung der Königin der Instrument» eindrucksvoll zn Tag». Herr ^osephson ist eni sehr seiner Kenner der Klanggeheimiiifle der rgel, «in Meister der Regisirirkunst, in der Behandlung des Pedal» ein excellenter Lirtuos. Da- „BenedictuS" für Soloquartett aus dem Mozart'schen Requiem war eine Musterleistnng. dasselbe muß von den Borträgen für Sopran und Allsolo von I. S. Bach und Beethoven und dem an Mendelssohn erinnernden 126. Psalm für »stimmigen Frauenchor, Altfolo und Orgel von WaltherJojeph- son gesagt werden. Kmisi und Wissenschaft. " Vodenstcdt-Trnkmal. Bald nach dem Tode Badenstedt'« (18. April vor. Jrs.) wurde von seinen Freunden in Wiesbaden die Errichtung eines Denksteins für ihn angeregt und ein von ongefchenen Namen Unterzeichneter Ausruf bat ui» Beiträge dazu. Nach einer Mittheilung des geschäjissübrenden Ausschusses ist Aussicht vor- Händen, eine Büste des Dichters in den Luranlagen Wiesbadens ausstellen zu können, doch reichen die vorhandenen Mittet dazu noch nicht aus. Der Ausschuß bittet deshalb um weitere Beiträge mit dem Bemerke», daß die Sammlungen Ende April d. I. abgeschlossen werden sollen. Geldsendungen werden an das Bankhaus MarcuS Bcrlö L Comp, in Wiesbaden erbeten. l»omcittuS:GeseI1schast. Ein Aussatz de» soeben zur AuS- gab« gelangten neuesten Heiles der Monatshefte der 'Comenius- Gcsellschaft enthält nähere Aufklärungen über die Entstehung dieser Gesellschaft. Es ergiebt sich daraus, daß der Plan des Unternehmens, das schon vor zwanzig Jahren von Prof. I)r. Herm. von Leonkardt in Prag warm befürwortet worden war. seit dem Jahre 1887 von einem Freundeskreise in Rheinland und Westfalen selbstständig wieder ausgenommen ward. Mittel- punct dieses Kreises war Friedrich Fabri, damals UniversitätS- Professor in Bonn. Fabri'S Name ist seit 1884 vornehmlich durch die glückliche Vertretung der Colonial - Bewegung, die er mit seiner Schrift: „Bedarf Deutschland der Cotomen" in Fluß brachte, bekannt geworden. Darüber hat man aber vielfach vergessen, daß er vorher und nachher sich durch verschiedene geschichtliche und kirchenpolitische Schriften und besonders durch seinen schon 1873 erhobenen Widerspruch gegen den sog. Cultur- kampf bekannt gemacht hat. Jetzt kommt es an die Lessenilich- kcit. Laß er im Einverständniß mit mehreren Freunden <zu welchen auch der jetzige Borsttzendc der Comenius-Gejellschast gehörte) schon seit 1887 Maßregeln geplant und vorbereitet hat, die im Sinn des genannten Freundeskreises in das thätige Leben einzu- oreisen bestimmt waren; er wünschte dringend, einer weiteren Ber- lchärsuug der durch schwere kirchenpolitische Mißgriffe ausS höchste gesteigerten Gegensätze entgegen zu wirken und er hoffte, daß die Erneuerung comenianischcr Grundsätze in dieser Beziehung heilsame Folgen haben könne. Die Mitlheiluiigen, welche der erwähnte Aus satz über die bisher erzielten Ergebnisse der ComcniuS-Gesellschast manche herrliche Wirkung zu verdanken. Mil der gewohnten I scheinen die Berechtigung dieser Hoffnungen in der Thal zn nnanfeck'ldaren Sicherheit und Rübe, sowie mit jugendlicher b'ssatigen; er,st auch als L°vderabdr>-ck >R^ Vv,gtla„der s Berwg. Frische und Rüstigkeit leitete Herr Professor vr! R e.nc cke I «Ich'-"-» und durch ,ede Buchhandlung erhältlich. Len Riesenapparal — cs ging AUcS glatt und ohne jede nennciiswcrthc Störung von statten, jo daß auch die dies jährige Concertsaison durch eine als in jeder Beziehung vor trefflich gelungcne Ausführung der Matthäus Passion einen! glänzenden »nv würdigen Abschluß fand. F. R. Psau. Leipzig, 30. März. Der gestrige, zweite PrüsungSabend des Musik-Institut» de» königl. Musildirector« Julius Nestler fiel fast durchgchendS lehr befriedigend auS. Es hatte sich dazu in dem schönen blauen Saale des ÄrpstaN-PalasteS ein zahlreiches Publicum versammelt, das den Vorträgen mit Wohlgefallen folgte und nach sämmtliche» reichen Beifall zollte. Es traten gestern nur wenige „Kinder" ans: die meisten Spieler und Spielerinnen waren den Kinderschuhen bereit- entwachsen und dies zeigte sich auch in den Vorträgen selbst, die von reiferer Auffassung jomobl wie von größerer technischer Durchbildung Zcugniß ablegten. So hörten wir in sehr lobenswerther Weise anSgesuhrt ein ticmcko a In Lvlneo» für 2 Pianosorte von Edwin Schultz, die Sonate in 6 stur <1. und 2. Satz) von Mozart und „Fröhliches Spiel", ein Werk im Walzer- charaklcr, von W. Löw, letztere beiden mit kräftigem Anschlag, gut ausgeglichener Technik und musikalischem Gefühl zum Vortrag ge. bracht , Allegretto von Fr. Schubert jmoment municLl) und Walzer von Raoul Koczalski, letzterer namentlich hübsch gespielt, ferner Thema und Variationen über „Noruia" von Bellini-Hünten, worin der Spieler eine gewisse Bravour entwickelte und auch in Betreff seiner musikalischen Intelligenz keinen Zweifel auskommen ließ. Bon Claviervorträgen sind noch zu nennen Sonatine von Handrvck, Sonate von I. Hahdn (vckur) und die den Schluß bildende» beiden größeren Coinpvsitionen: Concert (llmoll, 2. Satz) von Mozart und Concert (Ockur, I. Satz) von Beethoven, beide mit Entdeckte Wandgemälde. In Heilbronn wurden in der IOl.3 erbauten und im 12. Jahrhundert veränderten KilianSkirche überiünchle Wandgemälde ans der Zeit der Hvkensiauscn — 1125 bis 1234 — aufgesnnden. Sie gelten für sehr werthvvll und werden auf Antrag de» Landesconscrvators Paulus von einem mit der iiiittelallcriichen Kunst vertrauten Meister sreigelogt und rcjtaurirt. Ebenso hat man in Mülhausen im Elsaß in der ehemaligen Capelle der Johannitcrritter, welche kürzlich vom Rathe der Stadt für 30 000 ./t angekaust worden ist und rcnovirt werden ioll, eine Anzahl wertdvoller. dem 15. Jahrhundert angehörigcr Malereien, grogentheils Darstellungen auS dem Leben Johanne» der Tänsers enthallend, entdeckt. Auch hier ist sachverständiger Künsllerhand die Restauration der Gemälde übertrage» worden. Ter Rath kaufte die dem Einsturze nahe Capelle, welche viele Jahre als Magazin diente, um ei» ehrwürdiges Denkmal frühester Vergangenheit vor Vernichtung zu wahren, und der Stadt eine mit ihrer Geschichte engverbundenc Sehenswürdigkeit zu erhalten. Sofia durch ganz Nordbulgarien bis zu einem Puncte der I namentlich die letztere hat e» durch die Znsammenwirkung I Streichorchester und Clavierdegleitung. Außerdem traten wieder Linie Rustschuk-Varna wird für die Ausschließung des I einer Anzahl günstiger Faktoren auch in den breitesten I einige Geige,ijchüler und auch eine Geigenspielerin ans; wir hörten I---- ^„fiiiii»i:> (^Uiisie^ii v-a gtiiiiiii-iiniei -II 1-iii-i- INI V3ini-Ink nni v-n cövnit I da von diesen das Thema mit Variationen aus dem v^evtett ov. 20 reichen, aber bisher wegen der Kostspieligkeit der Verkehrs vermittclunzen sehr wenig entwickelten Landes von der größten Äebeuluiig werden. Das gilt namentlich für die Lanvwirth- schast, die schon ;etzt an der Gesammtausfuhr Bulgariens (72 Millionen Franken) den hervorragendsten Theil (61 Millionen Franken jährlich) für sich beansprucht. Der Einfluß solcher neuen Verbindungswege hat sich in Bulgarien besonders deut lich durch die Eröffnung der Bahn Jamboli-BurgaS gezeigt, wodurch sich die Ausfuhr von 88 auf 164 Mill. Kilogramm in den drei Jahren >889—1891 erhöht hat. Die Cmsuhr, die über die Donauhäfen nach Nordbulgarien erfolgt, hat annähernd einen Werth von 20 Millionen Franken, sie wird aber, da sie nicht selten auf Strecken biS zu 100 km durch Ochsenkarren von der Donau ins Land geschafft werden muß, außerordentlich vertdcuert; wenn einmal die neuen Bahn« liuien das Land nördlich vom Balkan durchscdneiden, wird sic selbstverständlich wesentlich billiger werde». Die Herstellung der Bahnen mit ihren Zweiglinien nach Tirnowo und Lom Palanka (zusammen etwa 570 km) und der in Aussicht ge nommenen Schmalspurbahnen (330 km) wird etwa 130 Millio nen Franken erfordern. ?. 6. Nach einer uns aus Konstantinopel zugehenden Meldung hat die Königin-Mutter Natalie von Serbien daselbst wiederholt und entschieden erklärt, daß sie nicht die Absicht habe, so lange der König nicht majorenn sei, nach Lerbien zurückzukehren. Denn wenn auch daS gesetzliche Hindcrniß ihrer Rückkehr demnächst beseitigt werben jollte, so wurde doch ihre Stellung der Regentschaft gegenüber, die ihre Ausweisung verfügte, eine peinliche sein. Amerika. * New-Uork, 31. März. Die erfolgten Gesandten Ernennungen haben nicht nur das Publicum, sondern auch die Ernannten selbst nicht wenig überrascht. Der ent schlossene, charaktervolle alte Herr, welcher zum Gesandten beim Deutschen Reich ernannt wurde, Theodor C- Runyon war erstaunt und zugleich hocherfreut darüber, daß er für diesen ehrenvollsten unter den GcsandlschaslSposten ernannt worden ist. Die Deutschen bekommen da einen Ehrenmann, der trotz seiner 70 Jahre — er wurde 1822 geboren — noch sehr stramm und lebhaft ist und der wegen seiner eisernen Strenge und unbestechlichen GerechtigkcitSliebe sich hier einen nationalen Ruf erworben hat. Während seiner fast 14 jährigen Kanzler schaft des Staate» New-Jersey war er der Schrecken der Gejetzcs-Umgeher. Runyon ist aber auch Soldat. Muth und strenge TiSciplin kennzeichneten seine Carriere als General während des Bürgerkriegs. Von welcher Seite man auch seine Ernennung betrachten möge, so muß man zugestehen, daß er der geeignetste Mann für die Vertretung der Vcr» Schichten des PublicuinS zu einer im Hinblick aus den Ernst, die große Tiefe und die durchaus nicht leichte Verständlichkeit des Werkes ganz überraschenden Popularität gebracht: das um die Ostcrzeil jür den Stoff besonders empfängliche Gemüth, die freie Zeit, die an dem Feiertag Jedermann zu Gebote steht, die vcrhällnißinäßig billigen Eintrittspreise — alles dies mag da fördernd mitgebolfen haben. Mancher, dem am heiligen Charfreilag alle icine Sünden cingesallen sind, bat vielleicht auch rasch ein gutes Werk thun wollen und ging deshalb Abends zur ThomaSkirche — die Aufführung findet bekanntlich zum Beilen der Stiftung für die Wittwcn und Waisen des istadt-Orchcsters statt —, viele besuchen solche und ähnliche Concerle auch, weil eS „eben" zum „Kon ton'* gehört, daß man daS betreffende Werk einmal gehört hak, die Mehrzahl aber der beinahe Hörerschaft war sicher gekommen, um sich aufs Neue an dem Bach'schen Meisterwerke zu erbauen, zu begeistern, zu erfreuen und durck dieses letzte große Concert in der Saison den musikalischen Geschmack »ach dem mehr oder weniger Neuen und Guten, daS der Winter gebracht, zu reinigen und zu läutern. Kein anderes Werk ist zu diesem letzteren Zwecke sicherlich niehr geeignet, als die Matlbäus-Passioii. Mit ihren gigantischen Linien, dem beinabc volkStkümlichcn, und dabei stets echt kirchlichen, fromm gläubige» Zug, der sie durchweht, dem tiefen sittlichen Ernst, der für sie charakteristisch ist und der den Genuß des AnhörenS beinahe zn einem Gottesdienst macht, steht sie in der ganzen Musikgeschichte allein auf ei» samcr, »»erreichter Höhe und ist als ideale Lösung der Auf gäbe, die Leidensgeschichte des Heilandes in Musik zu setze», zu betrachten. Wenn so daS herrliche Werk, als Ganzes angesehen, eine der hellstrahlendsten und glänzendsten Sonne» an dem reichen Firmament der Kunst bildet, so ist eS durch seine einzelnen Züge für Laien und Kenner nicht minder liebens- und bcwundcrnSwertb. Gleich der EiugaugSchor mit seinem berübmten soprann ripiono, der wie eine himmlische HeilandSklage aus Engelssittichen von oben herabschweb», ge hört zu den größten künstlerischen Tbaten, die je ein gewaltiges Genie geleistet hat, die wunderbare Tenor-Arie mit Cbor: „Ich will bei meinem Jesu wachen", der Cbor: „Sind Donner, sind Blitze" rc. mit seiner hinreißenden Realistik, die herrliche Cboralpbantafie am Schluffe des ersten TheilcS (über „O Mensch, bewein' dein' Sünden groß") das fanatische „Last' >bn kreuzigen", im zweite» Theil, das eine beinahe unheimliche Wirkung Hervorbringente „Sein Blut komme über uns" rc., daS schmerzlich klagende Allsolo: „Ach Golgatha", die erschütternde Stcrbesccne, daS stimnningSvollc Baß-Recilaliv „Am Abend. La cS küble war", der sankt ver klingende Schlußchor — dies alles sind Momente von so ganz La von diesen das Thema mit Variationen auS dem Septett op. 20 von Beethoven, Balletscene von de Börtot und ein Duett sür 2 Geigen von I. Pleyd. Unter der Leitung eines gewissenhaften und tüchtigen Lehrers haben die Austretenden entschiedene Fort schritte gemacht; ihre Bogenfiihrung war zu allermeist regelrecht, die Reinheit zwar nicht immer unanfechtbar, doch im Ganzen löb lich, »nd die Fingerserligkeit den Fähigkeiten gemäß entwickelt. Der gestrige Abend wird sicherlich dem gut geleiteten Institute neue Freunde zusühren. G. Schlemüller. im einigten Staaten am Berliner Hof ist.^Ehrenfest, strenge, tapfer, I einziger, unbeschreiblicher Schönheit und so binreißender Soldat durch und durch, wird er sich dort bald die Herzen I Wirkung, daß ein einigermaßen empfängliches Gcniüth sich gewinnen, und er selbst fühlt sich hingezogen zu den Deutschen. Er I stets von Neuem der Rübrung und Ergriffenheit nicht wird bat Deutschland mehrmals besucht und die Deutschen schätzen I erwehren können. Ewige Dankbarkeit und Verehrung zollen gelernt. Der Gesandte sür Frankreich, Jame« B. EustiS, I wir daher dem Meister, der alle Liese Herrlichkeiten geschaffen ist um zwölf Jahre jünger als Runyon und ebenfalls Jurist BemerkcnSwcrtb an dessen Ernennung ist. daß er als einer der hervorragendsten Demokraten des Südens 1883 dem Präsidenten Clevrland wegen Vorgehens desselben gegen das Beutesystem deftig opponirtc. Der Jüngste unter den Er nannten ist Jodn E. RiSley, der die Vereinigten Staaten in Dänemark vertreten soll. Heber riesen läßt sich nur sagen, daß er e,n angescbeoer hiesiger Avvocat und guter Demokrat ist. Ob die drei zu so hoben Posten ernannten Juristen aber auch Diplomaten sind, muß die Zukunft lehren. * In Dresden hat daS PalmsonntagS-Concert königlichen Hoftheater einen gewaltigen Eindruck hinterlassen. Mit Rücklicht aus den Sterbetag Beethoven's (26. März 1827) bestand das Programm nur aus Werke» des erhabenen Tondichter-, dessen neunte Symphonie den Schluß der herrlichen Aufführung ^ .... -bildete. Dieses grandiose Tonwerk wnrde bekanntlich früher : auch gestern die weite» Raume der schone» K,r»e ungemein angcleindet; der Aufopferung und Energie Richard bis auf den letzten Platz füllenden andächtigen Zu-> Wagner's während seiner Capellmeister-Thätiakeit in Dresden " ist es aber zu danken, daß die schniähenden Stimmen gegen die herrliche Tonschüpsung verstummten und die Herzen der Hörer von dem tiefen, mächtigen Geiste Beethoven's hingerissen wurde». Bei Gelegenheit werden wir aus dieses interessante historische Factum zurückkommen: gegenwärtig ist nur kurz zu berichte», daß die Mitglieder des Dresdner Hoftheater» ihre besten Kräfte zum Gelingen der Ausführung einsctzten und unter der geniale» Leitung des Herrn General-Musikdirector Hofrath Schuch Wundertbaten vollbrachten. Auch der Schlußchor war von ganz imposanter Wirkung. In diesem vereinigte sich mit dem Orchester die Bocalmasse, welche ziljammciigeseyt war auS der Treyßig schen Singakademie, dem Dresdner Lchrergesangverein, der oberen Chorclasse des königlichen Conservatorinm», dem Hostbeaterchor, den königliche» Kirchensüngern und Capellknaben. Tic Wiedergabe war geradezu herrlich und gereichte allen Mitwirkende», insbelonderc dem genialen Leiter Herrn Hosrath Schuch zur höchsten Ehre. Dem Soloquartett: den Dame» Brüning und Fröhlich, sowie den Herren Anthes »nd Nebllschka, gebührt noch besonderer Dank. Der berühmte spanische Geiger Pablo de Sarasate spielte das Beethovensche Concert ganz köstlich in Tongebung »nd Technik, aber nicht im Beethoven- schen Stile, welcher eben den Romanen zu fern liegt. Dennoch mußte der Biolinmetster eine Zugabe spenden, das bekannte Loiiur- Nocturno (sür Geige arranqirt) von Chopin. Frau Wittich errang eine» schönen Erfolg mit dem Vortrag der Arie „-1b zwrtiiio" und das Orchester leistete unter der Direktion des Herr» Holcapellmeister Hagen bei der AuSsuhruiig der Ouvertüre t'ckur op. 115 Aus gezeichnetes. —c> Wera, 31. März. Eine au» dem Orgelvirtnosen Herrn Walther Iosevhson auS Berlin, der Gejanglehrerin Fräulein Gertrud Müller von hier (Sopran), Fräulein Klara Müller (Alt), Herrn R. Wetze! (Tenor), Herrn Max Wassermann (Boß), dem Violinvirtuosen Herrn Rudolf Lcnp aus Budapest, be stehende Bereinigung von Künstlern und Kunstfreunden hatte heute Nachmittag in der Hauptkirche zu St. Johanni» ein trotz der schönen Witterung ziemlich gut besuchte- Kirchenconcert veranstaltet, La« einen stimmungsvollen Berlaus »ahm. AIS künstlerisch Lurch aus hervorragend, al» bedeutend — „großartig" nannte ihn »in Geiger von Fach — muß der Vortrog der Ciaconna von I. S. Bach durch Herrn Rudolf Lentze. einem soviel wir zu bemerke» vermochten, noch sehr jungen Künstler, bezeichnet werden. Die Kunst diele- Geiger» überragt seine Jahre um ein Bedeutendes. Ein großer, edler, voller Ton, eine in allen Lagen vollendet ausgeglichene, großartige Technik, von weicher wir, um sie zu charallcrisiren, lagen und der beglückten Nachwelt hinkcrlass'en bat! Den schönsten Beweis dieser Dankbarkeit und Verebrunz muß eine würdige und wohlaelungene Ausführung de« Werke« bilden; zu unserer größten Freude und Gcnuglliuung können wir constatiren, daß die gestrige diese Ehrenpräbicate in vollstem Sinne des Wortes beanspruchen darf. Eine Hauplbedingunz sür ein gutes Gelingen bildet die sichere AuSsührung der ungemein schwierigen Chöre: sic war gestern aus daS Glänzendste erfüllt; cS ging Alles wie am Schnürchen und eS kam oft zu ganz unvergleichlichen Wirkungen; so Die Snllptnren-Loncnrren; für die Fahnde des Grass-Museums. Bor Kurzem waren in einem der Sculpturcnsälc des städtischen Museums die geistvollen architektonischen Entwürfe dcS Herr» Stadtbaurath Licht sür das am Künigsplatze neu zu errichtende Grassi-Musenm einige Tage öffentlich ausgestellt, um dann zur Weltausstellung »ach Chicago abzugehen. Im „Michelangelo-Saalc" des Museums ist nun in der vergangenen Woche eine weitere mit dem Grassi-Museuiil i» Zusanliiieiibang siebende Ausstellung ver anstaltet worden: Eine Ausstellung der eingegangene» Concurrenz- enlwürse für die plastischen Schmucktbeile der ungemein reichen und kraftvollen Licht'schen Prachisacade jenes neuen Museums, bezw. jpeciell sür die figürlichen Hochreliefs, mit welchen die hohen Sockclfronten der 8 mächtigen Foeadenjäule» geschmückt werden sollen. Geinäß dem Charakter des Museums, welches zur Aus nahme der ethnographischen und kunstgewerbliche» Sammlungen der Stadt Leipzig benimmt ist, soll die eine Hälfte dieser Reliesfignren vier Vertreter der Hauptiilkiischenracen der Erde vor Auge» führen, die andere Halste vier die verschiedenen Techniken oder die Haupl- slylarten des KunjlgeweroeS allegoristrciidc Gestalten. Dem ent sprechend haben die Bewerber um die Zulassung zur engere» Lon- currenz bezw. zur NuSsührnng einer der beiden Relicssericn — der Zahl nach sechs doch wohl hier ansässige Künstler, die Namen sind noch nicht bcknnnt gegeben — je eine» Entwurf eines Racenthpus und eine» zweiten Entwurf einer kunstgewerblich - allegorischen Figur im vorgeschriebencn Hochrelief nnd in den gegebenen Um rahmungen und Massen eingejandt; zwei der Künstler habe» noch je ei» zweites Kunstgewerbe-Rclief hinzugesügt, so daß im Ganzen 8 Reliefs der letzteren Art und 6 >olche mit Bülkcrtypcn ci»- gegangen sind. Wenden wir uns jetzt der näheren Betrachtung der einzelnen Entwürfe zu — wir führe» dieselben mit den der Reihenfolge ihrer AilffieUung entsprechenden Nummern an —, so sällt uns zunächst unter den Bölkertqpcn als die bedeutendste Leistung dieNeger-Aniazone Nr. IV in die Augen, eine im energische» Ausdruck ihrer brutalen Wildheit, wie im freien Naturalismus ihrer plastischen Behandlung und ihrer Posirnug (vor einem mit afrikanischen Begetationslype» belebte» Hintergrundc) prächtig wirkende Figur, welche von der Prüsungscommisfion auch zur weiteren Bearbeitung empfohlen worden ist. Als weitere Repräsentanten der afrikanischen Bölker- stämme sind eingesandt worden eine graziös-üppigeEgypterin auS der Zeit der Pharaonen mit dem obligate» Obelisken im Hinter gründe (Nr. XIII) und ein wild-stolzer Beduine im maleriich- drapirten Burnus (Nr. Vl; zur weiteren Bearbeitung empföhle»), beides ganz treffliche, wenn auch im Stil etwas conrcntivnelle Ar- beiten, die freilich an Kraft des Lebens und der plastischen Wirkung weit hinter dem erstgenannten Werke zurückssehen Am nächsten kommt diesem sowohl ,:n Naturalismus der Formbedandlung als in der Energie der Belebung die samoje Actfigur des Indianischen Bogenschützen (Nr. II, mit dem landichaftiichen Prospekt als Hinlergrund), welche jedoch in ihrer soviel elastische Xrast »nd Schön heit zeigende», vorzüglich durchgesührle» Settenslelluiig sür die ttnier- anjicht wenig geeignet sein dürste, da in dieser der Kops des Indianers durch Le» linken Arm und die vorspringendc linke Schulter völlig verdeckt werden würde. Bo» den beiden anderen Indlaner- thpe» wirkt Nr. XI ziemlich langweilig, der „Miegslänzer" Nr. Vll l ober geradezu ziehsigureninnßig hölzern und kindisch; schon aus dem Wachseiitwnrse des letzteren mußte das Verfehlte der Idee dem Künstler in die Auge» springen. Unter den kunstgewerblich.allegorischen Reliefs gebührt der Preis den beiden ungemein reizvollen und graziösen, ii» Ausdruck leicht- siniilichen, in Len Formen weich und lebendig dnrchgcdildeten weib lichen Renaissance-Figuren (Nr. XII und XIV) vom Schöpfer der obengenannten Eghpterin, bei denen auch die schon in diesen skizzenhaften Enlwürsen glänzend hervortretcnde delikate Behandlung des Fleisches besonder» zu beachten ist; bei der zur weiteren Be arbeitung empfohlene», in Vorderansicht dastehenden Gestalt wäre jedoch das etwa» unschöne rechte Bei» wohl einer Correctur be dürftig. Anerkennende Beachtung verdient auch die in volleren Formen genommene, sensitive weibliche Rococosigur (Nr. IX) mit der lebhaft wirkenden, üppig flatternden, barocken Pdanlasic- Gewandung, wädrend die männiiche Verkörperung der Metallurgie von der Hand desselben Künstlers Nr. X) an ähnlicher Nüchternheit Nr. XI. Völlig lagen I und Langweiligkeit leidet, wie der Jndionerdäiiptling 1 müssen, der Künstler, der sie sein eigen nenni, hat bei seinen Jahren I rcrunglückt in Form und Ausdruck ist die Figur gleichen Charakter» bet au-geprägter Begabung sür seine Kunst ungemein fleißig jtudirt, I Nr. Vll, die sich aus dem beigegebenen Wachsenlwurs viel lebendiger um sie zu erwerben, eine Auffassung, die an Gereistheil kaum etwa» zu wünjchen übrig läßt; mit Liesen erlesenen Mitteln spielte der junge Künstler diese Ciaconve. In dem Bortrag der Arie aus der O-Saite von I. S. Bach trat der große, gcsangreiche Ton des Künstlers recht ovreiffällig in die Erscheinung. Wa» die Vorträge des Berrn Walther Iosevhson, eine Toccata mit Fuge in O-moll von I. S. Bach und einerMendelSiohn'schen Sonate sür Orgel betrifft, so traten die Vorzüge de» Künstlers in dcr Bc »nd frischer au-nimml; die zugehörige WachSsktzze der Textilkunst präientirt sich als ein ziemlich naives Plagiat nach Michelangelo s „Lybischrr Sibyllc" an der Decke der „Sistina" in Rom. Die Metallurgie findet sich ei» dritte» Mal vcrlvrperi a>S Antike in einer hübsche» weiblichen Figur von anmulhigen Formen, aber kaltem Inhalte Nr. V). Von Len beiden Darstellungen der kera mischen Sunstthütigkeit endlich kann Nr. I, trotz tüchtiger Formbchandlung, in der Gezwungenheit und Unjchönheit der Stellung
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