Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930406027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893040602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893040602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-04
- Tag1893-04-06
- Monat1893-04
- Jahr1893
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vez«s-^pret- 0 ^ ^ „1- L. > -oä, 171 r^ l8-2> T wo «to- l-r » d«tn^ «V KLuwro „s l>«t,ule^.-, ml > l-Sö < r«, »„ >, ä»oo >s,i o«ä«rom,r. leteroo» e.,, ler »ot :0oor>>o >i»r »t äorrd ü.« L»»ctioo-ll. 3 Lprtl k'-G^L» ' 1M-IN >—17b «L. »Iv. l li» X«>!«. >0 — LA' 4. 1 t8A» lu. ,ii«rproc>'!tt 0 L au»«lo». >9°3 103 75 98.70 103,- 98.- 103.- 103- .». 337.— r ill.— 118.— 17^ 100.— ?H- 118 — 118.— 107.50 38.50 43.— 87.b0 104.— 10S.7» 189 — 87.SI S3i.— 160 — 143 — 117.- 186.— 305 — 86 50 30 — 78^50 337.50 101.— 522S 7.1 icx),- «1^0 80.9-7 167.7 S 309.73 308A- 3107.5 ISS 80 ISS«) 113. 0 141 4' 104.70 147.73 151A3 USA' I51.N7 133 8 7 136.3 7 95.45 »VAL 9.65 132 — 185.25 361.60 343 — 872^- 475,— 12165 966 !»o 59A3 ii «43°^ r 153»« 247 1151» -rr»mw > 1. »>»»r- 4oro»i- Dtz,-«V^V«dtti»» od«r den im Stadt. Wßlk «u> d«l Vororten errichtete» Au-- Achse» »bgeholt: viertrljLhrtich.714^0. h MimaUger täglicher Zustellung in» F ückü. Darch die Post bezogen für j^tjchl-lld und Oesterreich: vierteljährlich ^l t.—. Direkte tägliche Kreuzdandsendlmg tt» «u«Iand: moaaüich 7.SO. säV»rgm.Au«gab« erscheint täglich '/,7UH^ W Ldend-Au-gab« Wochentag» ü Uhr. Ltdartio» und Ervr-Mou: A»tz<m»e»««sir 8. Htzaedition ist Wochentag» ununterbrochen Mikl von früh 8 bi» Adeud» 7 Uhr. Filiale«: Vt» kle««'» Sarti». (Alfred Hahn), Ulliversitütrstratze 1, Laui» Lösche. ßcherineustr. 14, Part, und König-Platz 7. Abend-Ausgabe. Kip)igcr Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Airzeigen-Prel- die 6 gespaltene Petitzeile LO Pfg. Reklamen unter dem Redactioo-strich (4ge- spaltea) ÜO-4, vor deu FamilteNNachrichte, (6 gespalten) 40-H. Größere Schriften laut unserem Prri». verzeichniß. Tabellarischer und Zisierasatz nach höherem Tarif. Extra-Vellage» (gefalzt), nur mit der Morgen-Au»gab«. ohne PostbeförderuZg ^l 60.—, mit Postbesörderuag ^l 70.-» Janahmeschlllß für Äizeige«: Ab«ad-Au»gab«: Vormittag» 10 Uhr. Morge n-Au-gabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sana« und Festtag» früh V»9 Uhr. Bei deu Filiale» und Aiincchmesiesieu je eine halb« Stunde früher. Anjeigea sind stet» au di« Erpedttta« zu richte». Druck und Verlag vou L. Pol» t» Leipzig. Donnerstag den 6. April 1893. 87. Jahrgang. NnlMstil^ Tnaeasllia» »aus. daß die Regierung sich noch eine» Besseren besinnt AkvttNslyk (o-UgkSflykIT. I und dem Reichstage die Hand zur Verständigung bietet. * Leipzig, 6. April. I Sollte sie aber ihr letztes Wort gesprochen haben, so Die Hoffnung, daß e» zu einer Verständigung über wird die Verantwortung für den zerrüttenden Wahl- die M.litairvorlage kommen wird, scheint durch p.c kämpf der sich an ^ ossiciösen Auslastungen der „Nordd. Allg. Zlg.« wieder zerstört "'cht d-e Parteien treffen welche .n ihrem Entgegenkommen ' ' . " i» . . » . ° Iso weit gegangen sind, als eS die wirthschaftlichcn Verhalt» niffe zulasten, um die populäre Forderung nach Einführung der zweijährigen Dienstzeit ihrerseits möglich zu machen. werden zu sollen. Nach den letzten Andeutungen, die gleich silllaus efficiöse Quellen zurückgingen, konnte erwartet werden, diß die Regierung dem Reichstage entgegenkommen werde. Heute heißt eS. daß weder das von Herrn von Bennigsen gemachte Äiizedotvon 45 VOONecruten.noch seintKritikderNegierui.gSvor 3m Kölnischen Landtag, der heute zusammengetreten l-aeMomente enthalte,welche der MilitairverwaUung behilflich I eS ohne Zweifel harte Kämpfe geben. Graf sra köuoteu. sich ein Bild von den organisatorischen Ideen ^hun. der Statthalter, der selbst viel zu den Schwierigkeiten dr« Herrn von Bennigsen zu machen. Mit einem Male emer Stellung beigetragen hat, glaubte in diesen Tagen dem mrd erklärt, daß auf die jährliche Recrutenquote, deren Burgermeifter von Reichenberg gegenüber betonen zu muffen, M,ung überdies nach dem Wehrgcsetze ohne Eoncurrcnz Deutschdobme fei. Tre Beliebtheit, deren nch Reichstages zu erfolgen habe, ein Vermittelungsantrag Thun bei den Ezechen erfreute, bat sich besonder« seit ilnyaupt nicht ausgebaut werden könne. Die Regierung >'s»!""dlu,treten gegen diePragerStadtvertretung in dasGegen- f-t sich wieder auf ihre alte Stellung rurückgerogen, I >be,l verwandelt. Graf Thun darf sich fetzt rühmen, der von den L d.e Annahme deS Comprvmißantrage- 'die ?-Plante ^^e„ m-,stg-daß,e Männ in Bödmen zu sein. Die Ent- L-iriw» der innerhalb deS beantragten Zeitraumes Wickelung der D.ngc »n bobm.schen Landtage wird hauptsächlich rrrW völlig durchführbaren Vorlage in wesent- vonderHaltuligderGroßgrundbefltzkrabkangen.Zw.fchenditsen «estandtbeilen nicht nur abschwächen, sondern »nd der Regierung sollen in letzter Zeit AuSelnandersctz^ .olliz »ufbkben würde. Durch diese Absage der Regierung strpNvgkn worden sein, bei denen der Zustlzinimster Graf wird di- politische Lage keinesfalls verbessert; da so weit» Zchonborn vermittelt babe und die, w,e eS be.ßt, ;u einem qtitiide Zugeständnisse wie die deS Herrn von Bennigsen I ^^wprom>ß gcsul,rt hatten. Daß die Großgrundbesitzer ?mh jetzt noch eine schroffe Zurückweisung erfahren, so ist! zu der Erledigung der weiteren AuSgleichSangelegenheiten die nihl wehr abzusehen, wie die Negierung sich überhaupt m,t Ha"d b'-ten. scheint zwar n.cht zu erzielen gcwcfen zu sein, kiese« Reichstage einigen will. Wenn für eine Annahme der! ^ein soweit eS sich um einzelne Fragen, wie z. B. um die Ärlaze in ihrem vollen Umfange nur die Conservativen Errichtung zweicrneuenKreiügerickte handelt, sollen die Groß, kinkete», nachdem sie ihre Gegnerschaft gegen die zweijährige! örundbefitzer dafür gewonnen worden sein, die Vorlage» r.e°stzeit scheinbar ausgegeben haben, so hat Herr v. Bennigsen als besondere und nicht als Bestandtheile deS Ausgleichs b,ese« Eintreten für die Regierungsvorlage schon treffend ru bebandeln. Wurde die Sache aus solch- We.se vorwärts chrr-kterisirt. als er sagte, daß die Sympathie der gebracht, dann konnte es m der That den Deutschen gle.ch- Eovservativen für die Vorlage mit der Aussicht auf ein S'lt'S s->n. °b man das Ergebniy Durchführung deS boh- «ezrtiveS Ergebniß der Berathungen gewachsen sei. Und! ""sAen Ausgleichs oder anders nennt. Die Jungczechen kiu scheint nicht einmal die Stellung der Conservativen eine sre'l'ch wollen nichts anderes als die staatliche und pol,» Mlossme zu sein» wenn man die Haltung des Herrn von Hammerstein in der MilitaircommiPon betrachtet. Man irazt sich also vergebens, auf welche Parteien die Regierung sich bei der Durchdringung Zier Vorlage stützen will. Sie rhal tische Selbstständigkeit Böhmens. behauptet freilich, daß die Vorlage innerhalb des von ihr Seit ungefähr einem halben Jahre besteht am Wiener Hofe unverhohlene Mißstimmung gegen die Ungarn. In der Umgebung des Kaiser« Franz Josef gab e» seit jeher beantragten Zeiträume« völlig durchführbar sei; die I entschiedene Gegner der Magyaren, aber bis vor einigen Meinungen hierüber standen sich aber in der Commission I Monaten blieben die Bemühungen dieser einflußreichen gezeniiber, von einem Ausgleich derselben kann keine Rede I Clique erfolglos, weil die stete Bereitwilligkeit der Ungarn, ü». Innerhalb deS CeutrumS und der freisinnigen I auf die Forderungen der KricgSverwaltung einzugeben, viele Partei sind offenkundig auch Elemente vorhanden, I ihrer „Sünden" aufwog und die Geschicklichkeit der leitenden irelche der Regierung entgegenznkommen bereit sind. I Staatsmänner in Pest fedem offenen Zerwürsniß vorrubeugen Leun diese aber anscheinend auf ihrem Scheine be-1 verstand. Erst im letzten Herbst trat ein unverhüllter Riß lieben und höchstens in ganz untergeordneten Puncten Nach» I zwischen dem Träger der Krone und den Magyaren ein. giebigkeit zeigen will, so werden schließlich auch jene Mit-1 Die Ernennung Ludwig Kossuth'S zum Ehrenbürger der glieder der genannten Parteien sich zurückziehen muffen. In I Reichsbauptstadt Pest, die damit übrigen- nur dem Beispiele krr CommissionSberalhung war allerdings auch für den Vor-1 zahlreicher Proviiizstädte folgte, und daS Mißglücken des schlag deS Herrn von Bennigsen eine Mehrheit nicht vor-1 Versuches, die Honvedvereinc dadurch zur Bckränzung des binden, er zeigte aber die einzige Linie, auf der man I Hentzi-GrabeS zu bewegen, daß die gemeinsame Armee den Hon- schließlich sich einigen konnte, wenn man einerseits nur daS I vedS von 1848 eine Ehrung in Aussicht stellte, bestimmten militairisch Notb wendige zur Einführung der zwei-> den Kaiser, die Ofener Burg zu verlassen, die er seitdem lährizen Dienstzeit forderte und andere w ü n s ch e n S-1 gemieden hat. In seinem Osterartikel besprach der „Pest, nnrthe Einrichtungen zurückstellte, andererseits auf die neue I Lloyd" diese Angelegenheit und richtete eine Aufforderung an ßmuzielle Belastung in einer Zeit deS wirthsckaftlichen Nieder-1 die Nation, eine Versöhnung mit dem Monarchen zu bewirken. Zuge« die gebührende Rücksicht nahm. Steht die Sache I Mit großem Freimuth beantworten alle oppositionellen Blätter beule so, daß die Regierung eS auf eine Auflösung deS Reichs-1 diese Aufforderung. In Ungarn gebe eS, so betonen diese tage« aukommen lassen will, dann wird sie sich auch die I Blätter, keine Republikaner und Socialdemokraten. Die Holze» zuzuschreiben haben, welche ein solches Ereigniß im I unerschütterliche Treue Ungarns gegen seinen .Hkiwärtigen Augenblick haben muß. Unter diesen Um-«Fürsten in Zweifel zu ziehen, sc. Verleumdung slAlbw werden die Verhandlungen deS Reichstages nach der I und Unverstand. Zugleich verwahren die Blätter sich Lsterpruse nicht unter günstigen Vorzeichen ausgenommen I dagegen, daß Ungar», um die Gunst deS HoseS werden können. Werden die Parteien nach dieser schroffen I zu erlangen, Opfer an seiner Gesinnung bringe. „Pesti Haltung noch einmal den Versuch machen, um die Re-I naplo" sagt, eS sei eine echt Wiener Auffassung, zu glauben, giermig umzustimmen? Wir geben die Hoffnung nicht! Ungarn erschrecke, weil in Pest keine Hoffeste staltfinden Mau bedauere eS in Ungarn, wenn der König fern ses aber am Laufe der Dinge ändere die Abwesenheit deS HoseS gar nicht«. Die Bürger PestS seien nicht gewohnt, von den Brosamen der Hofküche zu leben, wie die Wiener. Der König sei ein ritterlicher Mann und verstehe gewiß, die Huldigung eines treuen, aber nicht sklavischen Volkes zu würdigen. In ähn sicher Weise äußern sich die übrige» ungarischen Opposition« blätter und „EgyeterteS", das Organ der äußersten Linken meint, aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte der König in naher Zeit Pest wieder aussiickien und bei dieser Gelegenheit einen sehr begeisterten Empfang finden. Man rechnet darauf, daß damit alle Mißverständnisse zerstreut sein werden. DaS neue Ministerium, welches in Frankreich ins Leben getreten ist, zählt unter den rasch sich ad lösenden Cabinelten der Republik als das dreißigste; eS ist daS ackte, welches Caruot zu berufen hatte. Secks Mil glieder deS neuen CabinetS haben dem vorigen Ministerium angebört, neu eingelreten sind Peytral, Gulrin, PoincarrS und Terrier. In seiner Mehrheit ist da« Ministerium der gemäßigten republikanischen Partei entnommen, die Radikalen sind durch drei Namen vertreten: Peytral, den radikalen Abgeordneten für Marseille, Terrier, den Vater deS Gesetz entwurfs gegen die großen Modewaarenbäuser, und Viger, der schon dem Eabinet Rlbot als Ackerdauminister angehört hat. DaS Ministerium Dupuy wird allgemein als UebergangS» Ministerium, als Nothbebelf betrachtet. Die Presse nimmt dasselbe zumeist nicht ernsthaft und gicbt nur zu, daß eS aus ehrlichen Männern bestehe. Man nimmt an, daß die Verlesung der ministerillen Erklärung in der heutigen Sitzung der Kammer zu keinerlei Zwischenfällen führen werde. Voraus sichtlich werde eS vor Ente dieses Monats zu keiner Debatte über die Politik deS neuen CabinetS kommen. Die Kammer wird einfach die Berathuug deS Budgets weiter fortsctzen. In diplomatischen Kreisen erregt zur Zeit ein Streit, der zwischen England und den Vereinigten Staaten von Nordamerika wegen der Fischerei im BehringS- meer schwebt, großes Aussehen. Die Vereinigten Staaten haben, als sie 1867 Russisch-Nordamerika erwarben, zugleich die Rechte und die Archive der russischen Eompagnic über nommen, welche da» Gebiet für Jagd und Fischerei ausbeutete. Die Amerikaner behaupten nun, sie hätten damit da-Recht der ausschließlichen Fischerei, insbesondere der SeebuudS-Jagd im VebringSmeererworben.wäbrendEngland daSMeerfür offen und allen Nationen freistehend erklärt. Zum Beleg ihrer Behauptungen haben die Vereinigten Staaten ein Blaubuch veröffentlicht, das u. A. auck den Text jener russischen Privilegien im Faksimile nebst englischer Ucberseyung enthielt und inhaltlich die ameri kanischen Ansprüche bestätigte. Im „koroign ottieo'' zu London war man aber so vorsichtig, den russischen Text und die amerikanische Uebersetzung zu vergleichen, und da ergab sich die überraschende Toatsachc, daß. jene Uebersetzung «ine dreiste Fälschung deö russischen Urtextes war. und tbeilS willkürliche Aenderungen, tbeilS den Amerikanern günstige Zusätze entbielt. Auf die sehr nachdrückliche, wenn auch höfliche Forderung Englands mußten die Ber einigten Staaten sich bequemen, eine neue richtige Ueber- seyung anfertigcn zu lassen. Da» ist geschehen; aber zu allgemeiner Ueberraschung halten die Vertreter der Vereinigten Staaten trotzdem an ihren früheren Forderungen fest. Da die englischen Blätter sich der Angelegenheit be inächtigt haben und sie mit aller nur wünschenSwerthen Gründlichkeit breit treten, kann man dem Ausgang gespannt entgegenschen. Es scheint als ob die Vereinigten «Staaten ihre moralische Niederlage durch um so größere Zähigkeit im Beharren aus ihren Forderungen wett machen wollen. Ein lustiges Schauspiel aber ist eS, England für die Freiheit der Meere im Interesse aller Nationen cintreten zu sehen. Sonst pflegte genau daS Gcgentheil zu geschehen. Deutsche- Reich. «?. verlt«, 5. April. Ein sächsische» Blatt bekundet große Erbitterung darüber, daß keine Schritte gethan werden, um die für ein BiSmarck-Denkmal in Berlin zusammen- geflossene Summe von einer Million Mark ihrem Zwecke zurufübren. Da sich eine Berliner Zeitung die Auslastung zustiminend aneignet, so ist eS nicht ausgeschlossen, daß auch a» anderen Orten de» Reiches Stimmen erweckt werden, welche aus ein sofortige- Vorgehen drängen. Die» wäre jedoch zu beklagen. Abgesehen davon, daß Fürst Bismarck vor noch nicht sebr langer Zeit einem gewissen Unbehagen über die ihm bei Lebzeiten errichteten Denkmäler Worte ge liehen hat, würde die Aufwerfung der Frage eine Erörterung Hervorrufen, die zur Zeit gänzlich unfruchtbar und höchst unerfreulich sein müßte. So lange daS Denkmal des tobten Kaisers nicht in Angriff genommen ist, erscheint eS weder geboten, noch zweckmäßig, ein solches für seinen noch unter den Lebenden weilenden Kanzler zu fordern. Wir wissen sebr wobl, daß dieser Grund nicht der der Gegner des Fürsten Bismarck ist, aber er würde siegreich geltend gemacht werden. Von dieser Erwägung dürfen sich die Verehrer be gießen Mannes umsomehr leiten lassen, als die letzte Geburts tagsfeier wiederum gezeigt bat, daß eS wabrlich nicht Erz und Marmor bedarf, um Liebe und Dankbarkeit zu erweisen. Kommt der rechte Zeitpunct, so wird der Umstand, daß die Genehmigung eines königlichen Polizeipräsidenten einzubolen ist, die Entstehung de» Denkmals nicht zu hindern vermögen. 1t Verltn, 5. April. Seitdem da« Vorhandensein lebenS und entwickelungsfähiger Cholerabacillen im Eis nach gewiesen wurde, ist man namentlich in behördlichen Kreisen gegen die Verwendung deS auS verdächtigen Wasserläufen ge wonnenen EiseS sowohl zu Kühlzwccken wie inSbesonvere zmn Zwecke des direkten Genüsse« sehr mißtrauisch geworden. In Deutschland sind letzthin vielfach polizeiliche Warnungen vor dem Gebrauch cholerabacillenkaltigen EiseS erlassen; aiiderSwv ist man noch weiter gegangen, so in den Bereinigten Staaten von Amerika, wo mehrere Einzelstaaten den Handel mit ununter- uchtem Eise generell verboten haben, und in Eanada, wo sogar die Ertbeilung ver Erlaubniß zur EiSgcwinnuna ans öffent lichen Wasserläufen von der vorherigen Feststellung der Bacillenfreiheit solcher Wafferläufe abhängig gemacht worven ist. In Paris hat der GesundheitSrath des Seinedepartements dieser Tage 20 000 Tonnen Eis, welche aus der Seine stammten, confiScirt. Mehrfach wird jetzt die Frage erörtert, ob eS sich nicht empfehlen möchte, betreffs deS in Rede stehende» PnncteS ein Votum der in Dresden versammelten inter nationalen SanitätSconferenz zu extrahiren, um, daraus gestützt, auf den Erlaß internationaler Bestimmungen über den täglich größere Dimensionen annehmende» Handels verkehr in SüßwassereiS hinzuwirken. Berlin, 5. April. Wie wir hören, beabsichtigt die nationalliberale Partei des AbgeordetenhauseS ihre in der zweiten Lesung de» Wahlgesetzes abgelebntcn Anträge bei der zweiten am Dienötag stattfindenden Abstimmung zu wiederholen. Die Anträge beziehen sich, wie bekannt, auf die Anrechnung der Einkommensteuer über 2000 und auf die Drittelung der Urwablbczirkc. — Der Bureaudircctor de« Abgeordnetenhauses, Geh. RegierungSrath Kleinschmidt, hat ein Berzeickniß der noch vom Landtage zu er ledigenden Vorlagen ausgestellt. Von Regierungsvorlagen sind neben den Steuergeseycn nur die Secundärbabnvorlage und daS Gesetz, betreffend die Verbesserung des BolkSschul- wesenS und des DiciisteinkoinmenS der VolkSschullchrer von größerer Bedeutung. Umfangreiche Verhandlungen werden sich auch an den Bericht über die Betriebsergebnisse der Staatsbahnen anknüpfen. Die Zahl der unerledigten An träge und Interpellationen beträgt »nr zrier. — Der Kaiser machte heute Nkftgen eine Spazierfahrt nach dem Thiergarten. Später empfing er den neu ernannten 4j Ferrillct»«. ?rimu1a vsri8. Erzählung von A. Brüning. (Fortsetzung.) «-»druck vrrdoini. , lud um >url»»v«i „Nicht diese Blumen, ich bitte. . kam e« in angstvoller Abwehr von den plötzlich entfärbten Lippen. „Aber Kind, wie seltsam nervös Du deute bist! WaS haben Dir nur die unschuldigen Primeln gethan? Sie kleideten Dich doch so gut letzthin auf unserem Balle, und ich dachte, ihre lebhafte Farbe würde Deine dunkle Toilette etwa- frischer machen. ES scheint indeh", fuhr sie autmüthig scherzend fort, „Du hast Dich in den frappanten Effect dieses schimmernden Schwarz verliebt und fürchtest, ihn Dir durch bunte Farben zu verderben. In Gotte« Namen denn!" und mit einem leisen Seufzer »erlauschte sie die Primeln gegen rin paar zarte Weiße Nar- ciffen, dir sie geschickt an Haupt und Brust der jungen Dame befestigte. Al» sie damit fertig war, legte sie leise den Arm u« Gabrielen- Nacken und fragte, das dunkle Köpfchen an sich ziebrnd, im Tone zärtlicher Äesorgniß: „Hast Du Deinen Bräutigam renn auch von Herzen lieb, Kind, so lieb, wie man den Mann haben soll, um Lesientwillcn man daS Vater bau« verläßt?" Ein heiße- Roth ergoß sich bei der un erwrrteten Frage über Gabriele»« blaffe« Antlitz. „Wie närrffch Du fragst, Tantchen" (mit diesem vertraulichen Nani-n wurde nach jiebgewordener Kindergewobnheit die alte Dame stet» von ihr genannt), „we»balb wäre ich denn wobl sonst seine Braut?" Die alte Dame war wenig zufrieden mit differ Antwort. Da» war r» ja eben, was sie sich selbst schon hundertmal gefragt während der verflossenen Tage. Bon dem. was in stoer Ballnacht zwischen Vater und Tochter verhandelt worden, batte sie freitick keine Ahnung. Bald daraus öffnete sich die Thür; in ihrem Rahmen erschien Manfred, hinter ihm der Bankier, dessen Augen sich mit einem angstvoll beschwörenden Blick aus das Antlitz seiner Tochter richteten. Gabriele war erblaßt; mit gesenkten Wimpern erwartete sie die Annäherung ihre» Verlobten uro yaocn — oag -r-u mein eigen iein ir wieder die gütige, rum Herzen dringende sympathischer Klang so fest in Gabrielen« ten geblieben, und unter deren Einfluß sich Semndenlang verbarrte dieser zögernd aus der Schwelle, mit einem Blick voll Liebe und Mitleid da» zitternde junge Ge- chöpf betrachtend, dessen Blässe und sichtliche Aufregung er den Sorgen der letzten Tage zuschrieb. Dann eilte er raschen Schritte« auf sie zu, erfaßte mit warmem Druck ihre beiden chlaff herabhängenden Hände und flüsterte mit bewegter Stimme: „Gabriele, süße«, geliebtes Kind, ist eS denn mög lich, daß Du mich lieb haben — daß Du mein eigen sein willst? DaS war wieder die gütige, Stimme, deren sy Erinnerung haften auch jetzt die aualvolle Spannung ihrer Seele zu lösen begann. Sie hov die Wimpern empor, und während sie in daS über sie gebeugte Antlitz mit den ernsten, charaktervollen Augen blickte, kam auch wieder da» alte Vertrauen über sie. Zn sprechen vermochte sie indeß nicht in diesem Augenblicke. Lie nickte nur ein schüchternes Ja auf seine Frage und legte still den Kopf an seine Brust. Glücklich drückte er einen leiten Kuß auf ihre Lippen und führte daS bebende Mädchen dann zu einem Sessel »eben Fräulein Feldner, welche er in Herzlicker Weise begrüßte. AlSdann nahm er zwischen seiner Braut und deren Vater Platz und begann eine zwanglose, anregende Unter haltung. die er eben so geschickt wie tacrvoll zu leiten wußte. Aber erst aus Fräulein FeldnerS direkte Aufforderung erzählte er auch von seinem Gute Mallchnen. Er schilderte mit Wärme die landwirtbschaftlichen Reize seiner vielverkannten ost- preußischen Heimath, al» deren höchsten er die Nähe de» MeercS Prir», da» ihm, wir er sagte, stet» al» da» Er habenste in der Schöpfung erschienen sei. „Da wird also unsere Gabriele", bemerkte die alte Dame sichtlich erfreut, „künstig stet- den Anblick der blauen Fluth, für die sie sich in MiSdroy so sehr begeistert bat, gebießen können." „Frei lich", btsiäligle Manfred, „der Park von Mallehnrn zieht sich bis unmittelbar an den Strand hinab, und die Hinterfront de» Herrenhauses gewährt au» allen Fenstern die Au-sicht auf da» Meer." Er hatte die Genuzthuung, in Gabrielen» Augen einem Freudenstrahl zu begegnen, und al» er im weiteren Verlause de» Gespräch« die Absicht kund gab, an dem zu ihrem Boudoir bestimmten Zimmer einen Gla-erker berau-baurn zu lasten, damit sic auch in, Winter dort sitzen und ans da« Mrer schauen könne, reichte sie ihm sogar au« freien Stücken mit einem dankbaren Aufblick ihre kleine Hand. Freilich errötbete sie dabei, al» ob sie ein Unrecht beginge, und um den weichen Mund zuckte eS wie von verhaltene» Thränen. Noch mehrmals im Laufe deS Tage- gewahrte Manfred Blanden im Antlitz seiner Braut diesen seltsamen, aus Webmuth und Dankbarkeit gemischten Ausdruck, aber er glaubte ja eine Erklärung dafür zu baden in den aufregenden und peinlichen Ereignissen, die der Verlobung vorheraegangen. UcberdieS hatte der Banquier einen Moment de» Alleinseins benutzt, um ibm zuziiflüstcrn: „Sie müssen ein wenig Geduld mit ibr haben. Blanden, daS arme Kind hat furchtbar gelitten während der letzten Tage. Ihre Nerven sind noch angegriffen — nickt wahr, Sie ver stehen mich?" Blanden batte darauf seinem zukünftigen Schwiegervater beruhigend die Hand gedrückt und seine zarte Rücksichtnahme gegen Gabriele womöglich noch verdoppelt. Nach dem Souper, während dessen sie sich häufig versprochen und ihren Verlobten mit „Sie" angcredet batte, führte er sie in eine Fensternische und sagte freundlich auf die mit gesenktem Köpfchen vor ibm Stehende bcrabblickend: „Wa» meinst Du, Gabriele, ist eS Dir lieber, daß wir vorerst „Sie" zu einander sagen, bis wir uns näher kennen gelernt haben?" „Nein, o nein — vergieb mir, Manfred Du bist so gut", kam e» da halb erstickt von ihren Lippen, und ehe er eS hindern konnte, hatte sie sich niedergcbeugt und ihren Mund auf seine Hand gedrückt. „Aber Kind, wa» tbust Du?" Er rief eS leise in sasiung»- losem Schreck, während er sich hastig umblickte, ob Niemand den Vorfall bemerkte. Erleichtert atbmete er auf, als er die Aufmerksamkeit der alte» Dame durch da« Abräumen der Tafel in Anspruch genommen sah, während der Banquier einige soeben eingetrosiene Briese la». Vorsorglich zog er den rothseidenen Fenstervorhang vor. so daß er Gabrielen, welche leise weinend in einen Fauteuil gesunken war, den Blicken der Anderen ent zog. Dann neigte er sich über sie und flüsterte, indem seine Hand liebkosend über ihren Sckeitel glitt: „Du bist nervo«, Kind; komm, bleib' hier ein Weilchen in Deinen, Versteck, die Ruhe wird Dir woblthun, ich sorg« dafür, daß Niemand Dich stören soll." Er schritt zu dem Flügel, der zwischen mächtigen Palmengruppen im Hintergründe de« weitläufigen Saale« aus gestellt war. nnd sagte, zu den klebrigen gewandt, in un befangenem Tone: „Gabriele möchte, daß ick ihr etwa« verspiele, wenn Sie e» erlauben, willfahre ich ihrem Wunsche." Natürlich stimmten der Banquier sowohl al« Fräulein Feldner lebhaft zu. Manfred Blanden war sehr musikalisch; insbesonder besaß er in Hobe», Grade die Gabe des freien PbantesircnS, von der er schon i» MiSdroy manche Probe abgelegt und durch die er jetzt aus» Neue seine Zuhörer entzückte. Er spielte wobl über eine Stunde lang, froh, daß er dadurch Gabrielen Zeit verschaffen konnte, ibre Fassung wiederzugcwinnen. Diese saß indessen in ihrem Versteck — ein Raub der widerstreitcndstcn Gefühle. DaS Profil dcS Spielenden war ihr zugewandt, und so hatte sie Muße, ihn zu betrachten und — Vergleiche anzustellen. Die Kerzen dcS Flügel» beleuchteten scharf jede» Zug deS ernsten, gebräunten Antlitze-, da«, wenngleich edel und charaktervoll im Ausdruck, doch weder schön noch jugendlich genannt werden konnte. Die Runenschrift aber, welche -Zeit und Schicksal den Menschcnstirncn eingrabcn, pflegt dieselben wobl Physiognomikern interessant zu machen — bei jungen Mädchen indeß jenen Mangel in der Regel nicht zu ersetzen. In dem vollen Lichtschein markirte sich auch deutlich der Licht schimmer, der wie ein Reif auf seinem vollen dunklen Haupt haar last und Zeugniß gab, daß er die Mittagshöhe de-Leben- bereit- überschritten hatte. Gabriele fühlte tief im Herzen die Güte und Großmutb, die er ihr bewies, aber sie konnte nicht umbin, in Gedanken da« Bild dcS schönen, glänzenden OfficierS neben ihn zu stellen, dem sie batte entsage» müssen; und gegen da« brennende Weh, da« dabei ihr Herz erfüllte, besaß sie keine Waffen. Am Abend, al- der Banquier seiner Tochter gute Nacht wünschte, zog er sie in seine Arme und sagte mit einem er leichterten Äufathmen: „Blanden ist ein edler, bochgell-nter Mann! Er bat beute eine Delikatesse an den Tag pjx von echter vornehmer Gesinnung zeugt. Ich bin p ' Liebling, er wird Dich glücklich machen! werde ,ch ihn denn auch glücklich machen können^ al« er e« verdient?" fragte Gabriele beklo-- ' - so ein gute«, große« Herz —" armen. Der Vater strick ihr beschwich . „Wozu Dich mit solchen GrU' rigend über die bla» Blanden weiß ja, daß Du ibm oeleien quälen, entgegenbringst und ist zufrie keine überschwänglichen t t Neigung cinzugesteben, besteb den damit. Jb»> u> genug, wenn Du den redliche ,z keine Pflicht sur ^ /n Willen hast, sie zu bekämpfen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite