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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930408011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893040801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893040801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-04
- Tag1893-04-08
- Monat1893-04
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Reclamen unter demRedaction«strich <4ge« spalten) 50-^, vor Len ffamiltrnaachrichte» (6 gespalten) 40 Großer» Schriften laut unserem Preis verzeichnis Tabellarischer und Zisserasatz nach höherem Tarif. brtra-vrilagen (gesalzt), nur mit der Mvrqen-Ausgabe. ohne Postbeförderun- ^4 60.—, mit Posldrsörderung >4 70.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je »kr« halbe Stunde früher. A»tkt>en sind stet« an dt« Extzröttt«« zu richte». Druck und Verlag von E. Polz t» Leipzig. ^°177. Tonnabend den 8. April 1893. 87. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den S. April, Vormittags nur bis Uhr »cössnet. kxpe<1ltlon <Ie8 I.vlp/lLer Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachnng. Tie Notzkrankheit in der Stallung de« Kohlenhändler« Earl Trompler an der Eutri-jchrr Straß« aus d«m Areale des Thüringer Lahildoies ist «rlosche». Leipzig, den 6. April 18SS. rill. iö.9. Der «ath der Stadl Leipzig. Or. Tröndlin. Dietrich. Bekanntmachung. Wegen einer »orzunehmenden Au«besserung wird die Gphltser Grcnzbrücke vom 10. diese« Monat« ad aus einig« Tag« für allen Fähr verkehr gesperrt. Leipzig, den 6. April 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 4779. vr. Tröndlin. Stahl. In Gemäßheit der 88- L und 7 de« Regulativ« für GaSrohr- leiüiage» und Ga-beleuchlungsanlagea in Privatgrundslucken vom 2. März 1863 machen wir hierdurch bekauut, daß der Klempner Herr Hermann Kärrner, Hohe Straße 40, zur Uebmiahme solcher Arbeite» bei unt sich «»gemeldet und den Besitz der hierzu ersorderlichen Vorrichtungen nachgewiesen hat Leipzig, den 6. April 1893. Der «ath der Stadt Letp»ia. tu. W X. 2971. Vr. Tröadlti öolfrmn. Bekanntmachung. Di« Leichenfrau Frau Vanltne Schram« wobei von jetzt ab Alexanderstraße Nr. 3. Leipzig, am 5. April 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. VIII. 1940. vr. Tröndlin. Dietrich Bekanntmachung. Bel unserem Stadlorcbesier, welche« den Dienst im Theater, dem GewaMausconcert und dez. in den Kirchen zu versehen hat, soll die zum l. Mat d. I. freiwerdend» «fptrantrnftelle für Slarinrtte mit dem Zuhretgehalt von 1300 -sl (und zwar lOUO>l vom Theater und 300 vom Concert) wieder besetzt werde«. Tie Anstellung erfolgt zunächst aus ein Probejahr. Geeignete Bewerber, welche sich einem Probesptei zu unterziehen Lnbeii, wollen ihre Gesuche nebst Zrugnißabschristen und einem kurzen Lebenslauf hi« zum 20. tz. M. bet un« eiareichra. Leipzig, den ü. April 1893. I». 1438. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Wilisch, Ass. Realgymnasium. Montag, den 10. April, srüh 8 Uhr ist die »Meile Aufnahme prüfung Papier und Feder sind mitzubringen). Tienslag, den 11., versammeln sich alle Schüler 9'/« Uhr, die bisherigen in ihren alten Llasseaztmmeru, di« nenaasgeuommeaen in der Aula. Leipzig. 7. April 1893. Vr. A. G. Vtzttcher, Rector. Freistelle. An »inen jungen unbemittelten Deutschen, der sich dem Handel«- stände widmen will, ist eine Freistelle in etnrr der detdrn rchüler-Abthcilunge« der Lrssentitche« Han»el«-Lehranftalt zu vergeben; entweder a) in der höheren Abtheilung mit dreijährigem Eursus, für deren unterste lllafse da« Reisezeugniß der ersten Elafle einer Volksschule ersorderlich ist, oder d) im sachwiffrnschaftlichrn iturf»« mit einjähriger Dauer, für welchen der Nachweis der wissenschaftlichen Befähigung zum Linjährig-Freiwilligeu-Dieus» ersorderlich ist. Bewerbungen sind schnsNich und unter Beifügung der Beleg« bei der Handelskammer, Neue Börse, etazureichen. Leipzig, den 7. April 1893. Der Vorstand der vrffeutltchr« Handels-Lehranstalt. A. Lhirm», Bors. vr. Geajel, S. Nochmals die Mlitairvorlage.') I. Zirlr und Mittel der Reorganisation. Dir Vorlage bezweckt hauptsächlich und in allererster Linie die Verstärkung dr« stehenden Frieden-Heeres, dem ja im Kriegsfall oblirgt, zuerst den Angriff de« Feinde« auf» zunekmen, und die vielleicht für den ganzen Feldzug ent» scheitenden ersten Schlachten zu schlagen. Die Verstärkung soll l 00 000 Mann brtragen. Dem FriedrnSherr würde damit eine ganz bedeutend höhere Stoßkraft verliehen. Natürlich könnte di» Mobilmachung um so rascher von Statten gehen, in je größerer Zahl dir zum Kriegs dienst verpflichteten jüngsten Jahrgänge bereit« bei der Kahne versammelt sind Zum zweiten bezweckt die Vorlage ein« erheblich« Brr mcdrung de« Krirasheere«. Sei e«, daß der nächste Kamps uni unsere Existenz mit Krönt nach zwei Seiten ge- südrt werden muß, sei e«. daß er sich in die Länge rieht, und große Reserven erfordert, jedenfalls soll kein Mann ent behrt werden, der zum Waffendienst fäbig gewesen wäre Dazu soll di« Necrutrnziffrr um 7b 000 Mann erhöht werden *) An« der metzrfach erwähnten Schrift: Dt« Mtlttatr vor!,,» »ntz der Antra, v«»»t,f»,. Berlin 1898, Lmrtrol- »areno Mr oltooalltMral«, PmMt. Wenn hierunter 8000 Mann als Rachersatz gedacht sind, die also nur zuni Aussüllen der Lücken dienen, so wären es immer noch 67 00» Mann, die künftig den Reserven mehr Zuwachsen. Da« sind in 24 Jahrgängen nach Abzug deS natürlichen Aus- alle« rund 1 400 000 Streiter mehr als wir »ach Maßgabe der bisherigen AuSkebungsziffer bereit stellen würden. Hierdurch ermöglicht der Reformplan zugleich eine „Ver jüngung der Armee". Das will sagen, es wird nach aller Wahrscheinlichkeit im nächsten Kriege sichermöglichen lassen, chon mit den künftig stärkeren 8—10 jüngeren Jahrgängen ine so große Feldarmee auszustrllen. daß sie allein die EnI- cheidungcn treffen kann Man will die alteren Jahrgänge mindestens nicht mehr in den blutigen Feldschlachten an den Feind bringen, nicht etwa unter dem Gesichtspunkt, als ob die Landwehrmänner im Alter von 32 Jahren und darüber -ür den Kriegsdienst unbrauchbar oder gar unzuverlässig wären, sondern in der ernsten Erwägung, daß jene älteren Jahrgänge unser wirthschafllick beste- Element darstellcn, — reife Männer, meist Familienväter, die eben zur Begründung einer eigenen Existenz geschritten sind und möglichst ihrem Hausstand und ihren, Beruf erhalle» werden sollen. In der Schonung, die ihnen gegenüber geübt wird, liegt nicktS weniger, al« eine Unterschätzung ihres Werthcs für da« Kriegshandwerk, sondern eine gebührende Schätzung ibreS Werlhe« für die nationale Wirlkschast. Der Staat nimmt auf sich selbst Rücksicht, indem er solchermaßen auf die älteren Jahrgänge der Landwehr Rücksicht nimmt. Um dieses vierfache Ziel — höhere Stoßkraft und er leichterte Mobilmachung der ersten, vor den Feind zu schickenden Armeen, größere Kriegsmacht und Verjüngung der Armee — zu erreichen, nimmt sich die Vorlage die volle Ausnutzung der Wehrkraft im Volke zum Ziel. Mit anderen Worten, c« soll die allgemeine Wehrpflicht in vollem Umsange verwirklicht werden. Rach Ansicht der Heeresverwaltung wären außer den 188 000 Rccrutrn, die jährlich zugehen, noch 75 000 junge Leute vorhanden, die al- diensttauglich in« stehende Heer eingereiht werden könnten. Folglich verlangt sie diese 75 00» waffenfähigen Leute zur Einstellung. Nach 5 Jahren, wenn da« Gesetz ab» gelausen und die Bevölkerung so viel zahlreicher geworden wäre, würde sie jedenfalls die dann vorhandenen Diensttauglichen in voller Zahl für dir folgenden 5 Jahre verlangen r.a'' so weiter. Auch waö sie an nevtn Formationen verlangt» ist genau darauf zpgeschnitten, daß gerade die jetzt noch zum Waffendienst verfügbaren Mannschaften zweckmäßig einge gliedert werden konnten. Nach 5 Jahren würde der Reform plan voraussichtlich auch nach dieser Seite hin die entsprechen den Erweiterungen erfahren u. s. w. Dir allgemeine Wehrpflicht, welche durch die Vor lage nun voll verwirklicht werden soll, ist eine liberale Forderung Darüber ist Weiler kein Wort zu verlieren Sie entspricht dem Grundsatz der Gleichheit vor dem Gesetz d. h. der gleichen Rechte und gleichen Pflichten Bisher war sie nur unvollkommen durchgeführt. Eine namhafte An iaht von waffenfähigen Leuten blieb vom Heeresdienst befreit DaS mag diesen Leuten selbst wirtbschaftlich recht angenehm gewesen sein. Vom staatSwirtbschaftlichen Standpuncte au« kann man nur wünschen — auch in ihrem eigenen Interesse —, daß sie den Heere-dienst ebenfalls durchmachen; er ist doch zugleich eine treffliche Schule, sowohl für die körperlichen Kräfte, wie für die staatsbürgerliche Erziehung! Gemeinsinn, Ordnungssinn, auch GerwallungSsinn, unv jedensall« die Herrschaft über da- eigene Ich wird in dieser Schule er worben. Es wäre auch ganz interessant, eine Statistik darüber zu besitzen, welche Zahl von nichtgedienten Leuten unter den Führern und Hetzern der Socialdemokratie sich befindet, über haupt unter denen, die den ewigen FriedenStraum träumen oder als „muthige Eiviliftcn" da« große Wort führen, — doch die« nur beiläufig. Jedenfalls widerstrebt derjenige nicht liberalen Principien, der sich niit der vollen Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht beschäftigt. E« fragt sich nur, wir weit e« praktisch angeht. Die allgemeine Wehrpflicht würde insbesondere einem leidigen Uebelstande abhelfen, der sich bei den gegenwärtigen Heereseinrichtungen herausgebildet Kat. E« werden seit 1880 von den zur Ersatzreserve überwiesenen Dienstpflichtigen l 7 bis l8 000 im Jahre auf lO Wochen zur Ausbildung mit der Waffe einberufen und in den folgenden Jahren zusammen nochmals lO Wochen. Es liegt zum Greifen nabe, daß diese Ersatzreservisten, die bei der Friedensstärke nicht mitgereckmet werben, wohl aber demnächst bei der Berechnung der Kriegs stärke al- .ausgebildete Mannschaften" mitzählen, in Wahrheit nur eben die Recruten-AuSbildung besitzen, keines falls mit den Erfordernden de- Felddienstes vertraut sind. Wenn die allgemeine Wehrpflicht zur Wirklichkeit wird, kommen natürlich auch diese 17,000 Mann mit zur ordent lichen Aushebung und werden zu vollwerthigen Soldalen erzogen. Al« Mittel für da« vierfache Ziel de« Reformplanes wird die zweijährige Dienstzeit bei den Fußtruppen, d. h. bei allen Truppen außer der Eavallerie und der reitenden Feldartillerie ausgenommen. Hier macht die Militair- vrrwaltung rin in doppelter Hinsicht demerkenSwertheS Zu» geständniß. Ersten« räumt sie ein, daß die Ausbildung der Fuß- trupprn, wenn nur da- Lehrpersonal dazu bereit gestellt und der Lehrplan durch Nebenbeschäftigung de-Lehrpersonal- nicht gestört wird, in zwei Jahren durchweg möglich ist 3a, e« ergiebt sich, daß dir Ausbildung unter den eben be- zeichneten Voraussetzungen sogar .intensiver" sich ge- slalten läßt, al- niit der gegenwärtig stark verstümmelten dreijährigen Dienstzeit. Zum Weiteren räumt dir Verwaltung ein, daß auch nach ihrer Ansicht dir voll« Durchführung der allgemeinen Wehr pflicht unter Beibehaltung der dreijährigen Dienstzeit eine unrrschwinglicheBelastung zur Folge haben müßte. Also an irgend einem höheren Puncle der finanziellen und persönlichen Opfer erkennt auch sie da« .Unerschwinglich!" al« begründet an. Schon hier ist eine gewichtige Recht fertigung jener Bestrebungen gegeben, die darauf abzirlen, bei der Ausgestaltung de« Plane« möglichst noch von jenem Punkte entfernt zu bleiben Doch soll damit keineswegs gesagt sein, daß die zwei jährige Dienstzeit nicht eine« — wenn nvtbig, auch hohen — Opfer« »erth sei. Sie beseitigt »»r All«» da« wider sinnige System der Dispositionsbeurlaubung/ dessen Wirlungc» in sehr vielen Fällen geradezu als eine chreiende Ungerechtigkeit emvsundcn werden mußten. Ga»; abgesehen davon, daß die Meinung im Lande weit verbreitet ist, als ob bei der Erledigung der „Reklamationen" nach Gunst, oder Loch unter ungenügender Berücksichtigung wirlk chastlicher Bedürfnisse versahren werde! Der schlickne Mann kann cö auch nicht versieben, wenn sein Sohn im dritten Jabre deSbalb nicht entlassen wird, weil er ein besonders tüchtiger Soldat ist, während der Sokn des Nachbarn aus die erfolgte Reclaination hin sür das drille Jahr be urlaubt wurde, weil er daS Gegenlbeil eines tüch tigen Soldaten ist; und wieder ein dritter Soldat w>rd aus demselben Grunde der Unzulänglichkeit auch im dritten Jahre »och bei der Truppe zuriickbehaltcu. Dar über muß sich schließlich das RechlSbewußlseiu der Bevölkerung ganz und gar verwirren. Hauptsächlich aber fällt cs i»S Gewicht, welchen großen Bortheil eö für alle wirtbschaftliche Tbäiigkcit mit sick bringt, wenn wenigstens die nickit-berittenen Truppen — also dock die überwiegende Mehrbeil der Dienstpflicklige», ibre persön lichen Kräfte nur zwei Jahre im Dienste teö Vaterlandes opfern müssen, um daun srci über ibre Kräfte zu verfügen; und wenn sie auch sicher sind, daß sie unter allen Umständen nach zwei Jahren wieder zum bürger lichen Erwerb znrückkehren werden. Um nun bei dem Ueberganz zur zweijährigen Dienstzeit sür die Fußtruppen eine „intensivere" Ausbildung in der kürzeren Zeit zu ermöglichen, sollen zu jedem Regiment vierte Bataillone geschaffen werden; »nv zu demselben Zweck soll auch die Verstärkung der ManiilchaftSzisfer bei den stehenden Feldbalaillonrn mit dienen.*) *) lieber die vierten Bataillone haben wir vor Kurzem von sachverständiger Seit« ein« autsilhrltchr Darlegung gebracht. Deutsche- Reich. * Leipzig, 7. April. Die conservativen Wortführer de« Tivoli-TageS werden über einen Artikel de- „Vaterlands", r>.r sich nnl den „Gefahren d-r Demagogie" beschäftigt, sehr wenig erbaut sein. Da« Organ de« konservativen Landesvereins im Königreich Sachsen schreibt n. A.: Also: obwohl wir bereitwillig zugebeu, daß Diejenigen, die heute di» Anwendung einer gewisse», natürlich im guten Sinne, dem- agogische» Art auch den Eonservativen empfehlen, c» ehrlich meinen und dadurch wirklich der Partei nützen wollen, sobwohl wir auch weiter in diesem ihrem Vorschlag eine theUweise Berechtigung nicht verkennen wollen, so ist doch dabei in jedein Falle die allergrößte Vorsicht dringend geboten. Denn nur Wenige» inüchte es gegeben sein, dabei diejenigen feinen Grenzlinien nicht zu überschreiten, welche edle Bolkstbümlichkeit vom Demagogenthum, wie wir rS heute in so großer Gestalt sich breit mache» sehe», trennen. Dir« letztere aber, das verwerfliche Demagogenthum, ist die größte Gefahr unserer Zeit. ES bringt uns immer weiter und weiter herunter und verwüstet unser ganzesBolkS- und Staatslebcn, indem es immer weitere Kreise in jene Unruhe und Unzusriedenheit, kn lknen Haß und zene Verbissenheit hineintreibt, dir ehedem nur die ärgsten Schreier der bürgerlichen und Socialdemokratie pflegten, di» heule aber auch schon vereinzelt von Leuten getrieben wird, die sich als Bertretrr des EdristenthumS und der Monarchie, also einer konservativen Gesinnung, bezeichnen. Oder untergräbt ein Ahlwardt, wenn er gegen Mitglieder der Regierung den Borwurs erhebt, daß sie es ruhig niit ansehe,i, wie der Staat um Millionen betrogen werde, etwa weniger die Autorität als die sociaidemokralüchen Hetzapostel, wenn sie dir Arbeitgeber als die Ausbeuter des Volkes hinslellcn? Wahrlich, eö wird hohe Zeit, daß solchem Treiben ein Ende gemacht wird, und darin vor Allem wollen auch wir die „gute" Demagogie erkennen, wenn sie selbst ihren Einfluß aus die Massen dazu benutzt, diesem Unwesen krästiß und entichiede» entgeaenzutreteii. Geschieht dies nicht, so wird sie sich nicht wundern dürfe», wenn der Zweifel immer von Neuem laut wird, ob es denn eine gute Demagogie überhaupt gäbe. Denn die nächste Gesahr und die nächste Sorge ist jetzt für uns, wie Herr von Friesen in der „Leipziger Zeitung" kürzlich mit Recht betont hat, die wachsend» Macht der Demagogie zu brechen, die allmälig auch schon die Machtsphäre des König thum« bedroht." U Berlin, 6. April. Nackdem der BundeSrath den Gesetz entwurs gegen gemeingefährliche Krankheiten soweit fertig gestellt bal, baß er der Volksvertretung unterbreitet werde» konnte, liegt ihm von gesetzgeberischen Arbeiten hauptsächlich noch die Novelle zur Gewerbeordnung vor, welche den Gewerbebetrieb im Umbcrziehen betrifft. In dieser Angelegenheit waren schon längere Zeit hindurch von den zuständigen ReichSbehördcn Erhebungen veranstaltet, al« im Anfang November v. I. Bayern beim BundcSralbe de» Antrag stellte, über einen Gesetzentwurf von 13 Artikeln betreffend die Aenderung der Gewerbeordnung, Beschluß zu fassen. Der Entwurs wurde in Bcratbuna gezogen und bat seitdem verschicdenllichc Erörterungen erfahren. Man ist im Allgemeinen einig darin, daß rem seßhaften Kleingewerbe ein Schutz gegen die Eoncurrenz des Hausirbandcl« gewährt werden mutz, jedoch sollen auch die bereckligteu Interessen des letzteren sowie der Handelsreisenden nicht geschädigt werden. Es ist sehr schwierig, hier die richtige Grenze zu ziehen und .ge setzliche Bestimmungen zu treffen, welche beiden Zielen gerecht werten. Die Verhandlungen dürsten demnach in nächster Zeit wohl noch nicht zum Abschluß gebracht werden können Bei dem gegenwärtigen Stand der Arbeiten des Reichstages dem noch eine ganze Anzahl von Gesetzentwürfen zur Er ledigung vorliegt, ist es überhaupt nicht sehr wabr- scheinlick, daß demselben eine GewerbeordnungSnovellc über den Hausirbandel noch in der laufenden Tagung zugestelll werde» wird. lD Berlin, 7. April. Der Centralverein der Litho graphen, Strindrucker und B er u s s g e n o s se n Deutschland- hielt kürzlich seine Generalversammlung bierselbst ab, auf der 3l Delegirte und einige Vertreter Oesterreichs und der Schweiz anwesend waren. Der Verein zählt ca. 4000 Mitglieder, ist über 73 Städte verbreitet und seine Einnahme betrug im vorigen Jahre 33 753 die bis auf 9300 zur Ausgabe gelangt ist. Es wurde beschlossen: die ArbritSlosen-Unterstüyung au« materiellen und taktischen Gründen abzulebaen, dir Reise - Unter stütz»»- zu centraliflren and -in Eartel mit sämmt- lichcn graphischen Gewerben anzubabnen. Ferner wurde der Vereinövorstand beauftragt, durch Gedankenaustausch mit den anderen in Betracht kommeuden graphischen Ge werben sich zu verständigen über die Grundzüge eines ge meinschaftliche» Organs, über die gegenseitige Unterstützung bei Lobn und Streikbewegungen und über die Agitation und verschiedene» Andere. Zur Pflege internationaler Beriekuiigen wurden zwei Vertreter gewählt. Die Gründung von Jnbustne- verbänden wurde wegen des Jndiffcrentismus der Eollegen noch sür verfrüht erachtet. Ein Antrag auf Ausnahme von Arbeiterinnen wurde gegen neun Stimmen ab gelehnt. Berlin bleibt der Sitz des Hauptvorstandes. Die Wadl deS Ecnlralvvrsitzciide» fiel aus den Gewerkschaflssührer illicr hier, der 1800 Gehall erhalten soll. Zu erwähnen ist »och, daß die Lithographen Deutschlands ll OOO .e? zum Buchdruckerstreik beigcstcuert haben. — Die Socialvemokraten bringen in ihren Versammlungen zwar oft ein Hoch aus die internationale" Socialdemokratie aus, sie bandeln aber nicht immer demgemäß. So fordert z. B. das Eentralorgan der chwcizcrische» Socialdemokratie, daß bei den Rhclnbautcn vornehmlich Schweizer beschäftigt werden sollen. ^ Berlin, 7. April. (Telegramm.) Maximilian Harden stanv heute vor der Straslainmer des Landgericht-I, »ni sich wegen des von ihm verfaßte» Artikels „Mo narchen- erziehung", veröffentlicht in der „Zukunft", zu verant worten. Tie Verhandlung, die unter Ausschluß der Oeffent- lichkeil stattfand, endete mit der Freisprechung des An geklagten. — In übereinstimmenden Zeitungsberichten aus Wilhelms haven wird die Auslösung des Kreuzergeschwaders aus technischen Gründen erklärt. So schreibt die „Weser Zeitung": „Der Grund sür die Auflösung deS Geschwaders ist in der Reparalurbedürstigkeit des Flaggschiffes „Leipzig" zu suche», weiches bereits sechs Jahre in den außerheimischcn Gewässern kreuzt, außerordentlich bei den weiten unv oft sorcirlen Reisen, welche gemacht werden mußten, in Anspruch genommen worden ist, und sür welches auch bereits eine Reparatur in Kapstadt in Aussicht ge nommen war. Hierzu tritt noch der Umstand, daß die Leipzig" atS Flaggschiff weil hinter der Leistungsfähigkeit der übrigen zum Kreuzergeschwader gehörenden Schiffe „Alexan- drinc", „Arcona" und „Marie" zurückstcht', sowohl in mili- tairischer als nautischer Beziehung und da« Flaggschiff ge radezu ein Hemmschuh für die Bewegungen de« Geschwaders war, sobald es sich um größere Reisen handelte." Außerdem seien SparsamkeitSrücksichtigcn und die MannschaftSsrage für die Auslösung de» Geschwaders in Betracht gekommen. Uebrigeiiö hätten sich die Verhältnisse im AuSlande seil Fornurung deS KrcuzcrgeschwaderS wesentlich zu unseren Gunsten gebessert, und es sei inzwischen sür eine geeignete Vertretung der deutschen Flagge auf auswärtigen Stationen gesorgt, so daß sich eine größere Streitmacht zur Vertretung deutscher Interessen momentan entbehren ließe. Es würbe auch nicht schwer fallen, erforderlichen Falles die neueren und schnelle» Kreuzer in verbältnibniäßig kurzer Zeit zu concen- tnreil. Die „Nordd. AUg. Zlg." nimmt zwar Notiz von den Meldungen der Presse über baö Kreuzergeschwader, äußert sich aber selbst nicht darüber. — Zur Frage der gesetzlichen Feststellung der zweijährigen Dienstzeit wird vsficiö« geschrieben: „Der Antrag Lieber in der Mitilaircommission wollte die zwei jährige Dienstzeit im Gesetz für die Dauer desselben, also bis zum 30. September 1898, sestgelegt wisse», während der An trag v. Bennigsen sie für so lange festsetzcn wollte, als nicht die Präsenzzahl vermindert würde. Der Reichskanzler bat keinen dieser Anträge für schlechthin unannehmbar erklärt, vielmehr die Stellung der verbündeten Negierungen dazu ein fach Vorbehalten. Besonders an dem Gedanken, der in dem Anträge Lieder enthalten ist, würde die Vorlage schwerlich scheitern; dar» erscheint der materielle Unterschied mit der Formel de« Entwurfes zu unerheblich. Der Entwurf will die Fußsoldaten nachdem zweiten Dienstjahr auf ein weiteres Jahr zur Disposition, der Antrag Lieber will sie sofort zur Re- >erve entlassen. Der Reservist unterscheidet sich von dem Dispositionsurlauber wesentlich darin, daß er die allgemeine AuSwanderungösreibcit besitzt, dieser nicht. Gerade dagegen aber bestimmt der Lieber'sche Antrag, daß den au« dem zwei jährigen acliven Dienst entlassenen Mannschaften während des ersten Jahre- ihrer Reservrpslichl die Erlaubniß zur Auswanderung verweigert werden darf. Außerdem siebt der Antrag auch vor, daß im Falle notbwendigrr Verstärkungen die zur Reserve zu entlassenden Mannschaften auf kaiserliche Anordnung im acliven Dienst zurückbedalten werden können. Es darf deshalb sicher angenommen werde», daß eine Verständigung ükrr die gesetzliche zweijäh rige Dienstzeit keine ernstlichen Schwierigkeiten zu überwinden hätte." — Die Berichte der bayerischen Fabrikinspeetoren sür 1892 lassen erkennen, daß im Berichtsjahr eine Besserung der wirtbschaftliche» Lage in durchgreifender Weise nickt cingelreten ist. Auch von den Berichte» der württem- bergischeu Fabrikinspectoren sür 1892 bezeichnet derjenige für den Neckar- und JaxtkreiS die Lage des Erwerbslebens im Berichtsjahr als unsiche.r und wenig befriedigend, wenn auch von erfreulichen Ausnahmen gesprochen werden könne. — Einen BiSmarckcommerS hatte dir Ortsgruppe Berlin des allgemeinen deutschen Verbände« gestern in der Pbilbarmonie veranstaltet, der sich außerordentlich zahl reicher Belheilignng erfreute. Unten im Saale batten an zehn langen Tischen wobt 2000 Personen Play genommen, während die Logen von schönen Frauen in Kesttoiletten dicht besetzt waren. Die Studentenschaft war recht stark vertreten. Nachdem die Festversammlung da« stimmungsvolle Lied von Julius Wolff „Herrlich auserstanven bist Du, deutsche« Reich" gesungen, betrat I>r. Heutig die Rednertribüne, um in warm empfundenen Worten den Kaisertoast auSzrr- bringen. Mächtig brauste sodann da« „Heil Dir im Sieger- kranz" durch den schönen Saal. In begeisterter Rede feierte daraus llr. Habn den Fürsten Bismarck E- wurde die Ab sendung eine« Telegramm« an den Fürsten beschlossen, in welchem den Gefühlen unwandelbarer Treue und Dankbarkeit Ausdruck gegeben und vie Hoffnung ausgesprochen wird, daß da« theurr öebr» noch lana» «em deutschen Vaterland» u»d
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