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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.03.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950308010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895030801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895030801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-03
- Tag1895-03-08
- Monat1895-03
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yezugs-PreiS M tz« Hanptexpeditk-, oder den im Stabt. t«trk «d de» Vororte» errichteten An«. -aks-Hea abgeh-lt: viettAja-rltch>l4^L ki «mtmalia« täglich« Lnfiellun» tn« HMts^lSÄ. D«ch die Post bezogen fü» DeBschUmtz »»d Oesterreich: vt«tel,ödrlich >4 O.—. Direct» tägliche streuzbandiendn»- «M WsAmG: «oaatltch ^l 1.ü0 Ot»vt»k^»»'G«.b« «icheint täg'ich'/,7UH^ di» «dttd-Andgabe W»ch»tagö 5 Uhr. Morgen-Ausgabe LeVartio» ««- Lrvelitio»: -<tz»»»e»«»ff« ». Die sttdebiti», iS Wochentag« »»«ieriirnch» öffnet »a» früh « bis Abend» ? Uhr. Filialt«-. "pügerTlMbW NrizeigenPrei- ftle 6 gespaltene Petitzeile Li) Psg. N»«kaa»«n «ner >»«aedartiditZlttlch (Ka» lvo'knj SOiL. vor den AoucklitttiachE, ivgelvaltm, 40-4- Grober. Schriften laut nnserrm -M». «rv'ch«i». Dabellarisch« »ti» ÜtsMssstz. »ach höhere» r«tf. L' -ckl tr» »Bella»«« ^ rara«An-gabr. ohi vö—, Mtk Postdesi lzt). »»» mit d« ne Vofibef»r»««B vr-ernn, ^l 7V.--. Anzeiger. InntlhMschlnt siir Anzrizenr »»o,tz.>n»g«b,: Bonnitwg« iv uhL Mortzö »»AnSgab«: Nachmittag» »Uhr. So»» »»d Festtag» früh '/.» Uhr. >n den Klliale» und Annahmestellen je eln» Halde Tt»»d« früh«. Auietgen find stet» »n di» Expeditien zu richte». UniverssNNsslrahe 1, Ssat» Kaktzartnenstr. 14» pari, und »önig-plntz D Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd GcWstsverkehr. Druck und Verlag von E. Polz k» Leipzig ^-123. Freitag den 8. März 1895. 89. Jahrgang. I^ßten. Zu alrichtr Zeit brach in verschirdenen St-dttheilrn GUß» I er Tumult lo- und MU8 gerade wegen der officiellen Ber- — ^ I tuschungSversuche, al« eine verabredete Demonstration Bekanntmachung. p»l> >cher Natur Dat 8. Stück de» diesjährigen Gesetz« und Verordnungsblattes für ha» Königreich Dachsen ist hei un» eingrgangen und wird di» znm JA. Marz ds». 2». auf dem Rathhaussaale zur Einsicht nahme öffentlich auShängen. Dasselbe enthält Nr. 3. Verordnung, die Abgabe von Diphtherie-Serum (Serum Lütiäipdtüeritlcuw) in Apotheken betreffend; vom 16. Januar 189p. Nr. S. Verordnung, dir Theilung der Ephorle Chemnitz und die Errichtung der Superintendent»«^» Chemnitz l und Chem nitz II betreffend; vom 16. Januar 1895. SK. 10. Gesetz, die Errichtung eine» Amtsgerichts in Olbernhau betreffend; vom I. Hebruar 1885. Nr. 11. Verordnung zu Ausführung de» Gesetzes, die Errichtung eine« Amtsgericht» in Olbernhau betreffend; vom L. Februar 1885. Nr. 12. Verordnung zur Bekanntmachung einer mit der Groß- herzoglich Badischen Regierung über die gegenseitige Leistung der Rechtshilfe getroffenen Vereinbarung; vom 8. Februar 1885. Nr. 13. Bekanntmachung, die Postordnung vom 11. Juni 1892 betreffend; vom 9. Februar 1895. SK. 14. Verordnung, den Handel mit Giften betreffend; vom 6- Februar 1895. SK. 15. Bekanntmachung, eine Ergänzung der Grundsätze für di» Besetzung der Subaltern» un- UntrrbeamtensteUen bei den Reichs- und Staatsbehörden mit Miliiairanwärtern be treffend; vom 15. Februar 1895. Leipzig, den 5. März 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Ür. G eorg Bekanntmachung. Der Einspruch, welcher gegen die Mahl drS Herrn Maschinen« Fabrikanten i-»»11 Herzog zum Mitglied dcS Üirchenvorsiandeö der Markusgemeinde durch Majoritätsbeschluß deS Wahlausschusses er« Hoden worden ist, ist in Fotg» nachstehender Erklärung de» Gewählten: Der Unterzeichnet» hat in Versammlungen und in Flug blättern des Allgemeinem»!! Wahlcomtths bei Gelegenheit der «irchenvorstandewahl in Leipzig-Reudottz «rußrrungen gethan, weiche als die Geistlichen und den.Ssrchenvorstand der Martuskirche beleidigend aufgefaßt Morde» find. Er erklärt hiermit, daß er die Genannten nicht hat beleidigen wollen und daß er, insoweit dir von ihm gebrauchten Ausdrücke gegintheilig verstanden werden konnten, sie ausdrücklich zurückuebme. «. Herzog, vom Wahlausschuss» zurückgezogen worden und bat damit seine Er ledigung gefunden. Leipzig, den 7. Mürz 1895. Die Mrchenmfpeclioil für Leipzig. Der Superintcnoenr. Der Rath ver Stadt Leipzig. I»12I2. II. Pank. l>r. Grorgt. Ass. Wirihgen. Bekanntmachung, die Revision de. für den Sommer zum Troschkendieust rugelilfseuen Halbchuifen betreffend. Diejenigen Droschkenconcejsionare, welche beabsichtigen, für den Sommer zum Droichkendienst an Stelle der Landauerwagen Halb chaisen »inzustellen, haben die letzteren vor Inbetriebsetzung zur :Nevision und Abstempelung an dem Polizeiamt — Vormittag» Awijcheu 9 und IL Uhr — vorzufahren. Die Wagen müssen in Bezug auf ihre Beschaffenheit den in Z. 6 de» Regulativs für das Droschkenwesen der Stadt Leipzig vom 28. Novembrr 189V gegebenen Bestimmungen allenthalben entsprechen, insbesondere auch in derselben Farbe wie dir übrigen Droschken gut lackirt und ausgeschlagen sein. Nur mit dem diesjährigen Revisionsstempel versehene Halbchaisen dürfen zum Droschkendieufi verwendet werden. Leipzig, am 5. März 1895. Da» Polizeiamt der Stadt Leipzig. I). R. 1081. Bretjchnrider. Die städtische Lparcajse beleiht Wertpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Die Svarcasscii-Ttpiltatioii^ Bekanntmachung. Tie Ersteher der Hölzer in den städtischen Forstrevieren Burgauc und Rosenthal werden hierdurch zur ungesäumten Ab- führe aufgesordrrt, widrigenfalls nach , den Licitationvbedingungen verfahren werden müßte. Leipzig, am 4. März 1895. Le» Ra»h» Sorstdeputattou. Die drei berechtigten Privatschuten in Leipzig führen wie die öffentlichen Realschulen ihre Zöglinge bis zu der durch das Gesetz vom 15. Febr. 1884 für die öffentlichen wie für die privaten Realschulen vorgeschriebeuen Reifeprüfung, mit deren Bestehen auch die Berechtigung zum rlnj. frciw. Militairdienst er- laugt wird. Zugleich bereiten fit für die entsprechenden Klasse» der öffentlichen höheren Lehranstalten vor. Zur Aufnahme in dir VI. Realschul» bez. Progymuasiolklasfe genügt da» 9. Lebensjahr, während in die Vorschulklassen Schüler vom schulpflichtigen Alt« aa ausgenommen werden. Da» Schuljahr tzeginut Montag, den 22. April. Die Unterzeichneten sind zur Entgegennahme von Anmeldungen und zur Eriheriung jeder gewünschten Auskunft täglich («her »onntagsl 11—/,L Uhr bereit. Dir. Or. L. Lurtd. Realschule mit Elemrntarklasfen (Oaerstr. 1- ». Bahnhofstr. b). Dir. Vr. kr. Lotst (Teichmann-Vr. Roth'sche Privatschule) Real« schote mit Progymnasial» nnd Elementartlaffe« (Ecke der Universität» - und Schill erste. Fernsprecher Nr. 2056) Dir. 0. Dollar, Realschule (Lenkalstraßr 1). Die Petersburger LtuLentenkrawalle. -r. Am 20. Februar, dem Stiftungstag der Petersburger Universität, der sehr feierlich begangen zu werde» pflegt, giebt e» jede» Jahr m den Kreisen der Studentenschaft etwa» Scandal, wie eS ja bei dem Charakter und der Dualität de» russischen Musensohne» nicht ander» zu er warte» ist. Diesmal aber ist eS am StiftungStag zu un vergleichlich ärgeren Krawallen gekommen, de, denen Blut floß und zahlreiche Verhaftungen vorgenom^rn werden betrachtet werden. Die Stimmung der Studentenschaft war in hohem Grade erregt, denn sie hatte sich von dem Regierungsantritt Nikolaus N den Anbruch einer neuen Aera studentischer und wissenschaftlicher Freiheit erhofft; eS war ein frischer Zug der Illusion unter die jungen Leute gekommen und sie halten, ebenso wie ihre Collegen auf den übrigen russischen Hochschulen, ihre Wünsche nach Erfüllung ihrer Hoffnungen mehr oder minder laut geäußert. Die Folge davon war ein um so festere» und schmerzhaftere» Anziehen der Zügel seiten» de» Unterricht»- minister- Deljanow und die Antwort darauf wieder ist in den jüngsten Petersburger Ercessen rn erblicken. Zum ge naueren Verständniß dieser und ähnlicher Vorgänge, welche sich vor Kurzem in Moskau abgespielt haben, bedarf e» eine» kurzen Rückblicke» aus die Entwickelung deS russischen Univrr- sitätSwesen» und auf die persönliche Wirksamkeit de» Grafen Deljanow. Kaiser Alexander I., der „Allgeliebte", welcher al» eigent licher Stifter rer russischen Universitäten zu betrachten ist, halte im Jahre 1814 den Universitären in Petersburg, Moskau, Kijew, Charkow und Kasan (daneben bestanden dir Universitäten Dorpat und Warschau mit besonderem Statut) eine Verfassung verliehen, welche, nach deutschem Borbildr, den Hochschulen eint sehr große Freiheit und Selbstständigkeit rinräumte. Rector und Senat wurden von dem Lehrkörper einer jeden Universität frei gewählt, Professoren und Docenten nur aus Vorschlag der Facultät berufen und ernannt. Der Lehrkörper setzte den Plan der Vorlesungen fest, der Voxtrag der Lehrer unterlag keiner Censnr. Lehrer und Lernende hatten eximirten Gerichtsstand in Form der akademischen Gerichtsbarkeit. Zar Nicolau» 1. vernichtete zwar diese Freiheit, die sich für die russischen akademischen Verhältnisse in der That wenig eignete, noch ehe sie überhaupt Früchte dattr zeitige» können, mit einem Schlage. Kaiser Alexander ll., der Zardefreier, setzte aber durch sein Universilätsstatut vom Jahre 1863 die liberalen Be stimmungen d«, Gesetze« vom Jahre 1814 fast völlig wieder in Kraft. Die schlimmen Folgen dieser überstürzten Reform traten nach kaum einem Jahrzehnt in erschreckender Weise zu Tage. Schon die Vorbildung war bei den Schülern sowohl wie bei den Lehrern unvollkommen und lückenhaft. Unter Alexander H. wurden neu« Gymnasien in großerZahl gegründet. Das vielfach mit Ausländern durchsetzte Lchrerpersonal, welche» man schnell zusammenraffte, erwies sich jedoch als völlig unzulänglich. So konnte das russische Gymnasium das hohe Fiel, da» ihm gesteckt sein sollte, nur in den seltensten iällen erreichen. Die Mehrzahl der Abiturienten besaß keine gründliche allgemeine Vorbildung, sondern erwies sich im besten Falle als mechanisch abgerichtrt. Unter den, der Zahl nach mit einem Male vervielfachten Universitäts- Professoren fing, nachdem das jede geistige Freiheit lähmende bildungsfcindliche nikolaitische Regime abgeschüttelt worden war, eine Art von Liberalismus an zu grassiren, welcher namentlich auf dem Gebiete der sprculirendrn Wissen schaften ans die Gemüther der moralisch unreifen Stuvirenden bethörend und verwirrend rinwirktr, DaS Uebel wurde durch »in sociale» Moment verschlimmert. Nach dem Regierungsantritt Alexander» II. nahm das Stiften von Universität»- und Gymnasialstipendirn großen Umfang an. Staat und Gesellschaft wetteiferten auf bieiem Gebiete mit einander. Das batte zur Folge, daß sehr bald die Mehrzahl der Gymnasiasten und Stuvirenden niederer Herkunft und völlig mittellos war und sich nur aus ein unzureichendes Stipendium angewiesen sah. Viel« von ihnen scheuten, um sich zu erhalten, vor den gröbsten Lohn arbeiten nicbt zurück, zumal, wenn sie, wa» nur zu oft der Fall war, sich verheiratbet hatten. Bald errangen wüste, jede gesellschaftliche Ordnung ncgirende Ideen die Herrschaft über diese Köpfe. Eine ekelhafte Libertinage wurde durch fördert. twrauS der' studirenden Jugend. Eine äußere Signatur fand dieses Unwesen in Vernachlässigung der Kleidung, durch welche auch bemittelte Studenten und Studentinnen ihre Erhabenheit über die cwilisirten Formen und die bestehende gesellschaftliche Ordnung in roher Weise documentirten. So war auf dem Boden der Hochschule der Nihilismus erwachsen. Schon unter Alexander H. machte sich Ende der siebziger Jabre das unadweialiche Bedürfniß nach Reaktion geltend. Graf Tolstoj, der damalige UnterrichtSminister/ war in dieser Richtung eifrig tbätig. Aber erst sein Nachfolger, der von Alexander IN zum UnterrichtS- miuister ernannte Graf Deljanow, schloß das Werk ab. Da- von Tolstoj vorbereitete und von Deljanow vollendete neue Universitätsstatut vom Jahre 1484 hob di« akademische Gerichtsbarkeit fast ganz auf, führte eine strenge Be aufsichtigung der Studenten in Bezug auf deren Studium, Eollegiendrsuch, häuslichen Fleiß, Moral und Lebenswandel durch neucreirte „Studirninspectoren" ein und legte die ad ministrative und judicielle Gewalt über Lernend« und Lehrende in di« Hand der vom Unterrichtsminister bestimmten Cura- toren, als» in die de- Ministers selbst. Gleichzeitig wurde Mittellosen schon der Zugang zu den Gymnasien ver schlossen, auch wurde zur Einschränkung de» Nihilismus, welcher namentlich unter den studirenden Hebräern un» verhältnißmäßig viel Anhänger gesunden haben soll, die Zahl der zum Gymnasium nnd zur Universität ru- zulassenden Juden wesentlich verkürzt. Der Druck diese» neuen Statut- wurde >» den Kreisen der Studirenden nicht nur, sondern auch der Lehrenden um so mehr empfunden, al» sich im Verlauf« der 26 jährigen Regierung Kaiser Alexander » H. der Zustand der Gymnasien durch intellek tuelle Hebung der Lehr " ' »» ^bronwechst ^-rtz-sfübren durchaus verständlich vers.lat-staluls b«rb.'sübren,^ ^ ^ ^>ältn,sien unter den Studirenden, nan.entlich von M°«k^ Kas^ 1^,^ ;alckreich»P^ verbrecherische" brandmarken und d>e .'^rbrecher m die jüngsten Sti.reittenkrawalle in Petersburg vollauf bestätigt worden Die Wünsche der stuvirenden Jugend, d,e sich m -m s-u- mli vl-l-n -b--- L-d'-r Sw-w'k, ,°>ch-n Umsiznk.» t->» Ohr «« jun,-" K-'I-,-« ^ lick, nicht ru erreichen vermocht. Vielleicht aber erhalt cer Kaiser gerade in Folge de» Zkrawall» Berichte auch von einer Seite welche den Standpunkt deS Grafen Deljanow nicht völlig tbeiit.^ Da» muß die Zukunft lehren, vorläufig ver lautet nur, daß Deljanow ,n Folge einer Vost allerhöchst r Stelle ergangenen Weisung eine Specialcomnussion mit der Untersuchung der Stuvenlenunruhen betrauen werde. Daß übrigens die Bewegung in der Petersburger Hoch schule noch nicht zur Ruhe gekommen ist, zeigt außer der seit «wer Woche fast täglich wiedertebrenden Nachricht von neuen, namentlich gegen den Rector und die Stadtprasectur gerichteten Demonstrationen folgende vom 3. Marz datirte Meldung der Gestern wurden von unbekannter Hand in der Isaaks- und der Kalanskathedrale Aufrufe assichirt, deS Inhalts, daß di» Studenten heute, al» am Jahrestage der Aufhebana der «k'0 eiaenschast, in der Wladimirkirche e,ne Todtenmesse sut jene seither verstorbenen Persvnllckikeiteu lesen lagen mögen, welche an diesem Reformwerk des Kots«» U- mitaeardeitet haben. Obgleich nun ein, gestern ab-etHikve Berwmmlung von llniversuats.Hörern beschlossen hatte, ein» solch« Manifestation zu unterlassen, versuchte »ine grop» Anzahl von «tu- direuden, eine Todtenseitt der bezeichnet»!! Art zu veranstalten. Li, wurden jedoch an diesem Vorhaben durch die Behörden verhinoert, welche viele Polizisten und Gendarmen ausdoten, um jegliche An« ammlung der Studenten unmöglich zu machen. Dke Abkaltuitg d« geplanten Lodrenmesse wurde ausdrücklich verboten. Durch Vi^e Meldung ist der politische Charakter der Unruhen zweifellos erwiesen. Hebung der Lehrerschaft wesentlich verbessert hatte und auch die Lehrkörper der Universitäten stch zu consolidiren Zeit gesunden hatten. Obgleich eS stch nicht leugnen läßt, baß nach dieser Richtung h>n da» l 1 jährige Drljanow'sche System ebenfalls ungemein vortbeilhaft gewirkt und Schule und Universität au» der Wüstenei herau« auf eine weit höhere Stufe gehoben hat, so war doch gerade in Folge dieser un leugbaren Besserung, die nicht nur von den Studirenden, Deutsches Reich. L. Berlin, 7. LNLrz. Man kann dem Führer drS Frei« mnS nicht Urbanität nachrühmen, aber daß er unentrinnbar in städtische Vorstellungen ringesponnen ist, beweist er wieder einmal drastisch. Bekanntlich haben die Aeitest ea der Berliner Kaufmannschaft dem Handel-minister ein Gutachten über dir Lag» de» Petroleutn-Handel» und die «hm von den amerikanischen Monopolistrung- Bcstrebungen »rostenden Gefahren erstattet. Die rcich«hauprstäblischen Sachverständigen nehmen die Situation sehr ernst. Sie glauben zwar, daß an Orten mit billiger Wasserkraft oder billigen Kohlen der jetzige Preis de-Petrdleum» nur wenig werde gesteigert werden, aber für Orte ohne diese günstigen Naturbedmzungen und für vaS plattekand befürchten sie den Zwang, sich in alle Bedingungen der konkurrenzlos gewordenen Gesellschaft üzen zu müssen. Die- die Besorgu-ß von einer Körperschaft, die ihrer Natur nach vor allem städtische Interessen zu der« treten hat. Was macht nun der Führer der Voltspartei, die zwar nicht über das ganze Reich verbreitet ist, aber sein möchte? Er unterschlägt tn der „Freist Zta." die Befürchtungen drr Aeltesten, so daß au- ihrem Gutachten herdorzugesten scheint, Ga» und Kohle würden dafür sorgen, daß die „Baume (der amerikanischen Compagnie) nicht m den Himmel wüchsen." DaS platte Land existirt für Herrn Richter nicht; wenn die großen Städte sich zu steifen wissen, dann mögen der Gewerst- treibende in der Kleinstadt und der Bauer in Gotte- Namen wieder zur Unschlittkerze zurückkebren. In einem am eifrigsten von Herrn Richter verbreiteten „Lied" eines freisinnigen Barden heißt e» im Hinblick auf den Getreide- und Petro leumzoll: „Frei sei das Brod und frei da- Licht." Frei nämlich von der Reichsauflage, deren Betrag im Inland bleibt. Die von dem Monopol dem Lichte deS armen ManncS liche Urtdeilen. . . ." Dieses Urtheil kann man bedingungslos unterschroiben, eS aber auch gleichzeitig auf alle die „Genossen" auSdehnen, pie ihr „Wissen" nur au» dem „Vorwärt»" schöpfen. Die älteren Lassallraner sind deute noch Anhänger des Genossen schaftswesens, und aus dem Halleschen Parteitage wurde von einem Delegirten eine Lanze dafür gebrochen. In Sachsen befinden sich die vielen großen Consumvereine in den Händen und unter der Leitung von Socialdemokraten, und der jetzige Abgeordnete Wurm bekleidete jahrelang den Posten eines ConsumverrinkdirectorS in Dresden. Die Consumvereine könnten, so heißt cS im „Vorwärts" weiter, dem Arbeiter nichts nützen, weil er nicht immer in geregelten Ver hältnissen lebe, und die Socialdrmokratie sei eine weit größere und nützlichere Erziehungsanstalt de-Proletariats, al- es die Consumvereine jemals werden könnten. Ueber die erster«: Behauptung sind jedenfalls die vielen Tausende von Consum- vrreinsmitzliederN anderer Meinung, und wie wenig erziehlich die socialdemokralische Bewegung wirkt, ist bekannt. Eigen- tbümlich ist eS, daß der „Vorwärts" befürchtet, durch die Consumvereine würden die Parteigenossen ihre „Aielstewußl heit" einbüßen und eS würde eine Verflachung und Verwüste rung eintreten. während er die belgischen Genossenschaften senr oft lobend erwähnt. Im Ernst befürchtet die socialde«okratis<ye Parteileitung nur, daß die Arbeiter, die sich an Eonjum- odrr Productivgenossenschaften stelhciligen, sich eine sparsamere mix geordnetere Lebenshaltung angewöhnen und nicht mehr einen so stoben Procentsatz ihre» Lohnes wie bisher für dw Partei- cafse, Wahl- und Streikfonds astgebea. DaS wird auch nn „Borwärt»" mit den Worten zugestanden, „daß die deutsche. Verein-- und Genossenschaftsgesetzgebung e» uns ganz un möglich mache, Consumvereine mit großem Vermöge» auf die Dauer zu sichern, und daß die Förderung der Partei aus den Erträgnissen der Consumvereine eine platte Unmöglichkeit sei." * Berlin, 7. März. Der „M. Z." wird von hier ge schrieben: „Die Mitglieder des Vereins deutscherZeitungs- verleger, welch« nach Schluß der Generalversammlung nöch zusamrnragrbliibeit waren, haben gestern gemriaschastlich ras neu« R«ichsragsg»bäude besichtig». Die Herren sind vor Allem dem Präsidenten LcS Reichstage», Herrn v. Levetzvw, zu Pank verpflichtet für dir liebenswürdige Unterstützung, die er ihnen durch Erlaubnißertdeilung zum Besuche auch nicht zugänglicher Räume bat zu Tbeil werden lassen. Auch der D'recler de» Hauses, Herr Geb. Rath Knast und in dessen Vertretung später der erste Inspektor deS Reick>«tags, Herr v. Bornstrdt, kamen den Verlegern deutscher Zeitungen in dankenswertbrr Weise entgegen. Diesem liebenswürdigen Entgegenkommen der genannten Herren gegenüber mußte das Verbaltrn einer Gruppe von ReichstagSabgevrdnetrn doppelt und zwar unangenehm au ff allen, die, al» die Verleger vor Beginn der Sitzung durch eine der „Hammel sprungS"-Tbüren einen Blick in den Sitzungssaal warfen, hierüber so entrüstet waren, daß sie nnter lauten Be merkungen mit Fingern auf die Verleger deutscher Ziituagen wirsen. Ja, einer der Herren Abgeordneten folgte in die Wandelgänge nach, um hier vor den Augen der Mitglieder deS Verein« deutscher ZeitnngSverleger deren Führer durch das Han», den Inspektor von Bornstrdt, zur Red« zu stellen Diesem Benehmen gegenüber ist denn doch wohl di« Frage gestattet, ob der Sitzungssaal des Reichstages außerhalb der Sitzungen rin so geheiligter Raum sei, daß da-Betreten brffslben durch Nichlmitglieder keß Reichstages die Gefühl« ver hohen Mitglieder des Hauses so verletzen und sv erregen kann, daß damit bie Außerachtlaffnng der gewöhnlichstenHöslichkeitSformen gerechtfertigt werden könnte. Die Mitglieder des Verleger- Vereins besuchten auch die Tribüne für die Presse. Lewer mußten sie constatiren, daß die Klagen der Journalisten über onopol al» ein Gespenst billstellrn zu können. Und da- Petroleum ist doch noch weniger Luxusartikel als die Fünf- psennig-Cigarre. - ^ Berlin, 7. März. Während von anarchistischer Seite dir Gründung von Productivgrnofsenschastrn angeregt wird und bereit» eine Bauanschlägergenvssrnschaft zu Stande ge kommen ist, empfiehlt d«r Privatdocen, „Genoss," vr. 8«o Gründung von Consumvereintn, rum großen Verdruß der socialdrmokratischea Parteileitung. Der „Vor wärts" warnt denn auch in einem längeren Artikel vor der artigen Gründungen unter Berufung auf öaflalle, der sich gegen die Errichtung von Consumvereinen ausgrsprochen Hab«. Lassalle war aber kein Gegner solcher Ver- rmtgungrn im Priacip, wie er denn auch lebhaft für di, Er- langung von Betriebskapitalien zur Gründung von Arbeiter- Product,vgenossenschasten agitirte und stch zu dem Zweck mit dem schlesischen Weber Florian Paul bei Hof, verstellen ließ Da er aber kemen staatlichen Beitrag erlangen konnte, h^ agstatorischen Gründen da» Schulze- Del.tzsche Genossenschaft»,ystem. Da« socialdemokralische ttärungV di^er Gelegenheit folgende Er! lo wie Lasialle'S beute in der Partei noch dir außerordentlich schleckte Akustik nur zu gerechtfertigt sind. Wenn in dieser Beziehung irgend ein Wandel geschaffen werben könnte, würde dies im Interesse der Journalisten, die auf jener Tribüne ihres schweren und verantwortlichen Amte« wallen, mit Freuden zu begrüßen sein." L. Berlin, 7. März. (Priva Ne legramm.) Die „Nat - Ztg." schreibt: „Wir haben schon gestern erwähnt, daß unter den Mitgliedern des OberverwattnngsgerichtS von einen i-ntlaffungsgesuch de-Präfttzenteu Perftus nichts bekannt war. Wir können nunmehr hinzufügen, daß die ganze bezügliche Mittheilung des „Vorwärts", obgleich da» Stöcker'sche „Volk" sie gestern „bestätigte", eine Erfindung ist. Präsident Persius bat kein Enilassungsgesuck ringereicht; es ist nicht seine Absicht, die» zu tstlin; und die von dem „Vorwärts" als Ursache des angeblichen Gesuche« behaupteten Vorgänge haben sich nicht zugetragen. Die „Bestätigung" der Mittheilung des „Vorwärts" durch VaS „Volk" laßt aber vielleicht darauf schliß deS erst hoffentlich noch lange unerfüllt bleiben." b. vmlin, 7. März. (Privaktelegramm.) Das Berl. Tagebl." bemerkt zu der Nachricht, daß General ». Wtttich zum Nachfolger Le» Generals ». Hahnke aus- ersehen sei, die Meldung wäre nur insoweit richtig, als v. Hahnke schon vor längerer Zeit die Absicht tundgab, eine andere Verwendung zu finden; v. Habnt« ebenso, wie ander« einflußreiche Personen der kaiserlichen Umgebung, widerstrebten der Reform de» Militairstrafprocesfe», während der Kaiser umsomehr dafür sei, al» seine Erfahrungen ihn darin bestärkten, daß VaS schriftliche Verfahren große Mängel habe. — Ja einer Zuschrift an die „Vossische Zeitung" ver wahrt fick der Rector der Berliner Universität, Professor Psleiderer, dagegen, ein Lobrevner der Umsturzvor lage zu sein. E- heißt in dem Brief: „Gestatten Sie mir vielleicht di» ergebenst« Bemerkung, da» mir da-Z Umsturzgesetz aus doppeltem Grunde nicht lodrnswern, erscheint, weil es, so weit ich sebe. di» zu wenig trijst, di» es tnsssc» will, und d» zu viel, di« es nicht tressei» will. In diesem Ginne dab» ich mich in Prioatkreisen von Anfang auSgeiprochen. An den öffentlichen Demonstrationen ab« gegen da» Gesetz mich zu tz.« (heiligen, südle ich mich allerdings schon darum nicht berufen, weit ich der Meinung bin, daß in solchen Fragen eine blos verneinende Kritik, di» nicht zugleich Bessere« vorzuichlagrn weiß, wenig Derch
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