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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950510018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895051001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895051001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-05
- Tag1895-05-10
- Monat1895-05
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WezrrgS'PreiS Dl der haupiexpeditton oder den im Stadt- Lrzirk und den Vororte» «richteten AuS- gavrstellen abgeholt: vierteljährlich^ 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in- Haus 5.50. Durch di« Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich ^l 6.—. Direkte tägliche Lrruzbandsenduug iu» Auslaud: mouatltch 7L0. Dir Morgen.Ausgabe erscheint täglich mit Aus» »ahme nach Soun- und Festtagen '/,7 Uhr, di« Abend-AnSgab« Wochentags 5 Uhr. Ne-actiou und Lrpedition: JohavneSgasse 8. Dir Erptdition ist Wochentag» unonterbrochea geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filiale«: Vit» Me»»'« Evrti«. (Alsret H»h»), lluiversitätsstraß« 1, L»«i» Lösche. Katharinenstr. 14, Part, und Kvaigsvlatz 7. Morgen-Ausgabe UMgerIMbllm Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und GesMsverkehr. Anzeige«'Preis die 6 gespaltene Petitzeile Li) Pfg. Reklamen unter dem Reductionsstrich (»ga» spalren- LO^L, vor den Fainiliennachrichtea (S gespalten) 40/^. Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzrtchnitz. Tabellarischer und Ztfferusotz nach höh«em Tarif. Extra »Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Au-aabr, ohne Postbefvrderung 60.—, mit Postbefürderung 70.—. Ännahmrschlnß für Anzeige«: (nur Wochentag») Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittags »Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. An-etie» sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^- 230. Freitag den 10. Mai 1895. 89. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekamitmachung. Die Lchulcafse, Tchulexpedttto« und Lchulgeldereinnahme bleiben wegen vorzunrhmender Reinigunasarbeiten Eonnahend, den 11. Mai. Nachmittag» und Montag, den 18. Mat, geschloffen. Leipzig, de« 7. Mai 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgt. Müll«. Gekannlmachung. Wegen Reinigung d« Geschäftsräume bleibt unsere Polizeicaffe Sonnabend, den 11. diese» Monat», ,»schloffen. Leipzig, am 7. Mai 1895. Da» Poltzetamt der Stadt Leipzig " Üna 0. R. 2067. Bretfchneider. Ing«. Lrennholz-Änction. Donnerstag, den 16. Mat d. I., sollen von Nachmittags 8 Uhr an im Forstreviere Connewitz in der sogenannten Nonne ca. 280 Haufen Nein gemachtes» eichenes Stockholz unter den öffentlich im Termine aushänaenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verlaust werden. Zusammenkunft: tm sogenannten Rttterwerder an der Plag- wttzer Strotze bei Leipzig.Plagwitz. Leipzig, am 2. Mai 1895. De» Raths Forstdeputation. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 8. Februar er. Johanne Lina Jda verw. Röhr geb. Lutze betreffend. Leipzig, den 2. Mai 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Rrmenamt Abth. IV». 8. IV». 289ä/2610. Hentschel. Hr. Die städtische Sparcasse beleiht Wertpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Die Sparcaffen-Deputation. Steckbrief. Gegen den am 7. Juli 1863 tn Eilenburg geborenen, zu letzt in Leipzia-VolkmarSdors aufhältlich gewesenen Tischler Ernst Moritz Max Kaiser, welch« flüchtig ist, ist die Unter snchungshast wegen gewerbsmäßigen Glücksspiels verhängt. Es wird «sucht, denselben zu »«hasten, in das nächste Ge fängutß abznliefern und Nachricht anher zu geben. Leipzig, den 7. Mai 1895. königliche Staatsanwaltschaft. vr. Mücke. Fchs Master-Arbeit betr. Der sogen. „Gäßchenweg" ollhter soll vom Harthschlößchen aus durch die Ztegeleigrundstücke hindurch in einer Länge von ca. 600 w eine Umlegung des Fahrbahnpflasters, bez. eine Verbreiterung desselben von 8 auf 4 m erfahren und soll die Arbeit in der 2. Hälfte de- Monats Juli dS. IS. auSgeführt werden. Die Arbeit soll an den Mindestfordernden, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unt« den Bewerbern, vergeben werden, und eS sind Kostenanschläge, zu denen die Blanquette gegen Bezahlung der Schrribgebührrn von hiesiger Rathsexpeditton bezogen werden können, bis zum 28. Mat d». IS. verschlossen und mit der Aufschrift „Pflasterbau betr." hier ein zureichen. Zwenkau, am 6. Mai 1895. Der Stadtgcmetnberath. Ahnert, Bürgermstr. Städtischer Arbeitsnachweis. Die Bewegung für die Errichtung städtischer Arbeits nachweise hat in diesem Frühjahre einen lebhafteren Fort» rang zu verzeichnen als in der letzten Hälfte des vergangenen JahreS. Daß die Fortschritte, die in dieser Richtung erfolgten, nicht unerheblich sind, erhellt aus der nackslebenden lieber» sicht, die wir der neuesten Nummer der „Socialen Praxis" entnehmen. In Iserlohn erklärte zwar der Magistrat in der Stadt- verordneten-Sitznng vom 27. März, daß er dem Beschlüsse auf Errichtung eines städtischen Nachweises nicht beitreten könne, weil eine dritte Stelle neben den bereits bestehenden beiden Vereinsnachweisen keinen Zweck habe und weil die Socialdemokraten den städtischen Nachweis nur zu AzitationS- zwecken wünschten; die Stadtverordneten beschlossen jedoch trotz dem die probeweise Errichtung auf ein Jahr ein zweites Mal. In Görlitz beantragte umgekehrt der Magistrat die Errichtung und einen Credit von 3000 für 1895/96- aber die Stadt verordneten lehnten den Antrag mit großer Mehrheit ab, den Innungen zu Gefallen, und weil noch mehr Arbeitslose in die Stadt gezogen würden, sowie weil dieselben beim Vor handensein eines städtischen Nachweises ein „Recht" auf Beschäftigung behaupten würden. Auch der Magistrat von Breslau beantragt in einer soeben ausgegebenen längeren Denkschrift die Errichtung einer städtischen Anstalt. ES wird in dieser Denkschrift ausgeführt, daß die bestehenden Ein richtungen nicht genügen, um Angebot und Nackfrage auf dem Arbeitsmarkte zu regeln. Breslau habe um so größere Verpflichtung, für eine zeitgemäße Umgestaltung des Arbeits nachweises Sorge zu tragen, als es auch aus anderen social politischen Gebieten den Communen mit gutem Beispiel vorangeschritten und der Gesetzgebung vielfach vorausgeeilt sei. Eine Anlehnung deS zu begründenden BureauS an eine schon bestehende Einrichtung, z. B. an den Verein gegen Der armung und Bettelei, empfehle sich nicht; es soll vielmehr eine neue Organisation geschaffen werden, in welcher die Stadt, als Trägerin der ^kosten und der Verantwortlichkeit, einen entscheidenden Einfluß auf Leitung und Verwaltung hat. Etwaige Bedenken, daß z. B. mit dem Arbeitsnach weise daß Recht auf Arbeit proclamirt werde oder daß die Stadtgemeinde durch denselben unerfüllbare Forderungen bei den Arbeitern wachrufen könne, werden in ruhiger und sach licher Weise entkräftet. Ein längeres Capitel ist der Ver Wallung deS Bureaus, ein ferneres der Frage gewidmet, ob der Arbeitsnachweis auf bestimmte Personen zu de schränken sei. Einen Unterschied zwischen „gelernten' und „nickt gelernten" Arbeitern will man nicht machen, wohl aber soll auf die OrtSangehörigkeit Rücksicht ge nommen werden, sofern es sich nicht um Arbeitsgebiete handelt, bei denen zur Zeit die Nachfrage das Angebot übersteigt. Für den Arbeitsnachweis soll eine kleine Ein schreibegebühr erhoben werden (10 -ss von dem ungelernten. 20 von dem Facharbeiter). Bei Arbeiter-AuSständen sol daS Nachweisebureau seine Tbätigkeit nicht einstellen. Nur dann soll eS sich mit dem Lohnkampfe befassen, wenn eS die Möglichkeit sieht, eine Vermittelung zwischen den streitenden Parteien herbeizuführen. Durch das städtische ArbeitS- nachweis-Bureau soll der Arbeitsnachweis nickt etwa mono- polisirt werden; der Zweck desselben ist vielmehr Centralisation und Organisation, die bestehenden Einrichtungen sollen, soweit sie brauchbar und entwickelungSfäbig sind, fortbestehen. Der beigefügte Entwurf eines Statuts schließt sich bekannten süd deutschen Mustern an, auch bezüglich der Verbindung mit dem Gewerbegericht. JnWeimar ist die Errichtung mit derselben Organisation, aber nach dem Muster von Trier mit dem Streikparagraphen, bereits beschlossen; die Eröffnung soll am 1. Juli erfolgen. In Frankfurt a. M. fand die Eröffnung der seit Anfang dieses Jahres beschlossenen städtischen Nachweisstelle am 1. Mai statt. In Heidelberg, und damit zum ersten Mal in Baden überhaupt, da die Karls ruher, Mannheimer, Freiburger rc. Nachweise Vereins- -mri-dlui,,-» I>"d, ist ./Äk!a!>- v "m' mit dem Gewerdegericht und UnentS chke daß diese anerkennenöwerthe ^mtmtive de ^ berg auch beim badischen Staa Vers^ gutem Vernehmen nach ^«bstchtig im^Herbst zugeben Etat für 1896 97, welcher dem Landtag un Peroi L ? w!L '.!».« .°/'w?Lb-,A di- -«ich,-- «-b-»--- am ämter liegen einige Zahlen vor. In Stnt g nun- städtiscke Nachweis seit 1. Apr.l sund.rt und daS aUe m mehr 30 Jahre bestandene Falkenstem sche .'Arbe>t«naa>we s Bure-»" nur nock als persönliches Unternehmen d.S Ver walters fortbesteht, erschienen gleich am ersten Tag 100 männliche und 18 weibliche Stellen, uchende, °°n denen reu » nur 9 sofort unteraebracht werden konnten. In Ostungen L.N L-n° dä M.».,- M°'! -82 und 93 Angebote von Arbeitsstellen ein, so daß nur 4'' p sonen placirt wurden. In Ulm ganz ahnlich 'nderbn Zeit: 339 Arbeitsgesuche, 380 Arbeitsangebote, "6 ^aci- Zungen; bei der mit dem Arbeitsamt verbundenen Wohnung» Vermittelung wurden 40 Wohnungen angeboten, 73 gesucht und 8 vermittelt. Im räumlichen Anschlutz an die werbliche Abtheilung wurde eine Herberge für Dienstboten errichtet. Das städtische Bureau in Basel erzielte n.sse: es placirte im Ä-bre 1894 auf 5050 Arbettssucyende (1893 5095) doch 4038 Personen. Von den 639o Fromcs Ausgaben wurden 4957 Francs durch Gebühren und der Rest durch städtischen Zuschuß gedeckt. Ueber die Verbindung der städtischen Arbeitsnachweis stellen miteinander erstattete die Handel»- u"d Gewerbe kammer in Würzburg auf Ersuchen des Magistrat» em bemerkenSwertbeS Gutachten. Sie empfahl zuaachst dem Magistrat, sich mit den Magistraten der wichtigeren KreiS städte in Unterfranken behufs Gründung von weiteren Arbeitsnachweis-Bureaus an diesen Plätzen ms Benehmen zu setzen und einen regelmäßigen AuStausck der Vacaozenlisten und der überschüssigen Arbeitskräfte zu veranlassen. Als solche Nachbarstädte, von welchen stets Arbeiter nach Würr- burg übersiedeln, bezw. nach welchen auch Arbeitskräfte ab gehen, kämen vorläufig Aschaffenburg, Schweinfurt, Kitzingen und Bad Kissingen in Betracht, letzterer Ort hauptsächlich wegen seines Bedarfs an Curpersonal wahrend der Saison monate. Neben dieser Bildung eines speciell unterfrankischen Netzes sei jedock auch die Verbindung mit entfernteren Städten, so vor Allem mit den Industrie- und Handels- centren Frankfurt a. M., Nürnberg und München anzu streben. Eine vorläufige Verständigung mit den dortigen Behörden, selbst wenn die Bildung eines Arbeitsamts dort erst geplant und noch nicht bethätigt sei, dürfte schon jetzt am Platze sein; eS könnte dadurch vielleicht die sehr wünschenswerthe einheitliche Gestaltung der Statuten an gebahnt werden. Deutsches Reich. Berlin, 9. Mai. In der Sitzung des Abgeordneten hauses am 10. d. M. wird der Antrag des Abgeordneten von Schenckendorff und Genossen behufs Förderung der körperlichen und werkthätigen Erziehung in den Schulen und Lehrerseminarien zur Verhandlung kommen. Die Commission hat einen eingehenden Bericht erstattet, welcher dem Hause im Princip die Annahme des Antrages, dem eine andere Fassung gegeben ist, empfiehlt. Dieser Antrag — gebildeten Bereinigung, welcher 190 Abgeordnete beigetrrten sind gestellt. Der Vorstand und Ausschuß dieser Bereinigung !st auf beute, den 9. d. M., zu einer Berathung über die von der Commission abgeänderte Fassung deS Antrages einberufen worden. * Berlin, 9. Mai. Die „Nat.-Lib. Corr." schreibt über die am kommenden Sonntag in Dresden statt findende Generalversammlung des nationalliberalen Vereins für das Königreich Sachsen: Dem guten Herkommen entsprechend, wird die natiooalliberale ReichS- tagöfraction auch diese Gelegenheit wahrnehmen, um mit den Parteifreunden im Lande in reger Fühlung zu bleiben. Die Herren Abag. Vr. von Marquardsen, Möller- Dortmund, vr. Böhme, Dresler, Feddersen, Hische und Schulze-Henne haben ihr Erscheinen bei der Brr- ammlung m Aussicht gestellt. Andrerseits läßt sich er warten, daß auch die Parteigenossen im Königreich Sachsen selbst in großer Zahl zu der Versammlung ich einsinden, um, wie mit ihrer eigenen Landes- rarteileilung, so auch mit den parlamentarischen Vertretern sie wichtigen Fragen des TageS gemeinsam zu besprechen. Das Königreich Sachsen ist ja, nach Lage aller seiner Ver hältnisse, rumeist an den brennenden Tagessragen mit be helligt. In seinen großen Jndustriecentren ermöglichen sill theitlgr. irinrn avvvc» xinou,lr,cccriirrn ermöglichen sich ,esonderS lehrreiche Beobachtungen darüber, was nach der rositiv reformatorischen Seite hm socialwirthschaftlickeS Er- orderniß ist und in dieser Hinsicht noch innerhalb der Grenzen des Möglichen liegt, was hingegen nach der Seite der Abwehr von Gefahren unerläßlich geboten ist. Nicht mindere Auf merksamkeit erbeisckt aber auch die dortige Lage der mittleren Erwerbsstände, in denen der Werkmeister des großgewerb lichen Betriebs nichts weniger als eine untergeordnete Rolle spielt. — Der Augenblick, da der Reichstag nach fünfmonatiger Arbeit mit leider nur sehr dürftigem Ergcbniß seine Session zu beenden im Begriffe steht, eignet sich in hervorragender Weise zu einer übersichtlichen Betrachtung dieser Fragen. Man darf deshalb den Verhandlungen in Dresden am nächsten Sonntag mit Interesse entgegensehen. * Berlin. 9. Mai. In dem Programm deS König lichen Gymnasiums zu Laub an (Schlesien) für 1894/95 findet sich wörtlich folgende Verfügung der Vorgesetzten Behörde: „König!. Provinzial. Schulcollegium, Breslau, den 5. August 1894: Bon d« Lektüre der Schriften Luther'S im deutschen Unterricht ist künftig um so mehr Abstand zu nehmen, wenn sie daS religiöse Gefühl von Schülern, die der andern christlichen Kirche angehören, zu verletzen geeignet ist." Die gesperrten Worte sind mit besonderen Anführungs zeichen versehen. Die „Deutsch-Evangelischen Blätter" des Herrn Prof. v. Beysch tag bemerken zu dieser Mittheilung: „Wenn wir die stilistisch nicht gerade vorbildliche Wendung „um so mehr, wenn" richtig verstehen, so besagt sie: eS ist überhaupt von der Lectüre Luther'S Abstand zu nehmen, und dies um so mehr, wenn u. s. w. Damit wäre Luther also aus dem deutschen Unterricht evangelischer Gym nasiasten glücklich aurgewiesen. DaS Laubaner Gymnasium zählt nach demselben Programm 124 bis 130 evangelische Schüler auf 23 bis 25 katholische. WaS brauchen jene 130 evangelischen Schüler von Luther als dem Begründer unserer neueren deutschen Sprache und Literatur zu wissen? Es ist viel wichtiger, daß jene 25 katholischen von Staats wegen in der Unkenntniß über Luther erhalten werden! Ohne Zweifel ist diese echt paritätische Verfügung auch an andere schlesiscke Gymnasien ergangen, und vielleicht läßt das schlesische Provinzialschulcollegium demnächst auch von Lessing, Goethe, Schiller oder auch von dem guten Vater Homer Abstand nehmen, da in diesen allen doch mancherlei vorkommt, was das „religiöse Gefühl" katholischer Schüler, wie dasselbe heutzutage verstanden wird, „zu verletzen ge eignet üt". V. Berlin, 9. Mai. (Telegramm.) Der Kaiser besich tigte beute früh aus dem Tempelhofer Felde die Bataillone des 3. Garde-RegimentS zu Fuß und daS Garde-Pionier- FsiriHetsn. Neisebilder aus Tirol. Bon vr. Max Bogel. VI. Tchwaz. Wohl Jeder, der von Kufstein nach Innsbruck fahrt, ist entzückt über da- liebliche Bild, welche- ver Markt Schwaz ihm bietet, wenn er im Eilzug vorübersaust und daS er mit größerer Ruhe betrachten kann, wenn er im Postzug an der gleichnamigen Station einige Minuten Aufenthalt hat. Schwaz ist der größte und bedeutendste Platz im tirolischen Unter-Jnntbal, baut sich aber am reckten User des Flusses, wie in einem großen Garten, freundlich und in der Höhe in Einzelgehöfte vertheilt, am Fuße des KellerjocheS empor, weit ausgedehnt an der waldigen Berglehne. Der von Bäumen umrahmte Thurm des Schlosses Freundsberg über ragt gebieterisch den in Wald- und Wiesengrün eingebetteten ehemaligen Knappen-Markt. Schwaz, 535 m hoch gelegen, ist Station der österreichi schen Süd- und der Staatsbahn, von Innsbruck nur >/. Stunde entfernt und zählt im Ganzen an 6000 Ein wohner. Im Mftt,laltxr ^ bedeutendsten Bergbau - Stätten deS mittleren Europa. Millionen an Silber und Kupfer wurden da gewonnen und die Knappen von Schwaz, welche einstmals die Hobe Zahl von 30 000 erreichten, aalten als so bewährte Minirer, daß ein Theil davon im Jahre 1683 nach Wien berufen wurde und dort durch die geschickte Anlage von Gegen»Minen wesentlich zur Rettung Wien- und zur Befreiung deS Westen- von der Türken - Gefahr beitrug. In jener Zeit begann auch der Adel de- Lande«, wir nach und nach der unternehmende Kaufmannsstand, am Orte sich niederzulassen, während die Ahnen de« historischen LandSknechtSführrrS Jörg von FrenndS- berg in ihrer dominirendrn Stammburg schon von Alters her die Gegend weit und breit beherrschten. Allmählig erwarben sich dort Patriziergeschlechter, wie die Grafen Fieger, die Firmian u. A., vor Allem aber die Fugger aus Augsburg, große Reichtümer, sie bauten sich Ansitze, unter denen daS FuggerhauS besonder« sehenSwerlh ist, wozu in neuerer Zeit daS prächtige Palais des Grafen von Enzeu- berg kam, sowie das idyllische Schlößchen Friedheim, welches, zu einem reizenden Sommer-Heim eingerichtet, Fremden Gelegenheit zu kürzerem oder längerem Aufenthalt in WaldcS- nähe bietet. Diese werden im Orte die monumentale Pfarr kirche und die architektonisch hervorragende MickaelScapelle, ferner die k. k. Tabak-Hauptsabrik, welche jährlich an 80 Millionen Cigarren und Cigaretten und gegen 600 000 leg Tabak fertigstellt, vorzugsweise beachtenSwerth finden, während die größte Sehenswürdigkeit auS neuester Zeit die Mayoliken- und Fayencen-Kunststätte von Otto Hußl bildet, hervorge- gangen auS einer 1801 begründeten Steingut-Fabrik. Hier erblickt man nicht eigentliche FabrikSwaare, sondern mit Geschmack entworfene, mit Kunstsinn von geübten Arbeitern auSgesührte Muster, also Kunstproducte, wie sie in ähnlicher Art in den Gärten der alten Mikado-Stadt geformt werden. Den Fremden stehen ferner hier eine gut eingerichtete Badeanstalt, zwei Lese-Casinos mit zahlreichen politischen und belletristischen Journalen, ein Gesellenvereinstheater und Gasthäuser über Gasthäuser zu Gebote. Schattige Kastanien- Alleen gewähren dem Spaziergänger, namentlich am Inn entlang, Schutz vor der Sonne und hübsche Ausflüge lassen sich von dem gesunden und mit gutem Trinkwasser versehenen Markte au- in die unmittelbare Umgebung machen. Ein hochinteressanter Spazieraang, der 2V» Stunden beansprucht, führt über StanS nach Dürrnberg, für weitere Partien sind noch die Touren ins Vomperloch, nach St. Georgenberg. nach Schloß Tratzberg hervorzuhebrn, während von GebirgS- besteigungen vaS nahe Kellerjoch, ca. 2340 m hoch, die Aus sicht vom Kitzbühler Horn eher hinter sich lassend, unter vielen anderen besonder- zu empfehlen ist. Ein schöner Weg rieht sich auch am Inn entlang nach Jenhach, der AuSgangS- station für den Achensee. Ich kam mit dem Ranzel auf dem Rücken von Jenbach, wamie aocr ven ivcnerrn Lvcg, ver von oer sclrcye oes L-riee aus über daS hübsch gelegene Stans führt, daS neben wenigen Häusern doch eine Drahtfabrik und eine sehr besuchte Kalt wasserheilanstalt besitzt. Niemand kann ich eS verdenken, wenn er mit Baedeker oder anderen farbigen Büchern in der Welt hrrumreist. Was mich anbetrifft, so ziehe ich vor, in Tirol eine beauemere Praxis zu befolgen. Einen Fremdenverkehr«-, Verschönerung-- oder alpinistischen Verein aiebt e« fast an jedem der zahlreichen Sommerfrischplätze. An irgend einem derselben angekommen, begebe ich mich zum Vorstand de- betr. Vereins, wo man gewöhnlich die beste Auskunft über Nachtquartier, in vielen Fallen auch eine kleine handliche Broschüre erhält, welche den Ort und seine nähere Umgebung genügend be schreibt. Manchmal verfahre ich noch anders, wenn ich als Tourist an unbekannter Stelle anlange, und so verfuhr ich auch in Schwaz. Sehe ich in irgend einem Laden als Ver käufer oder Inhaberin eine Zutrauen erweckende, saubere 'ch binein und bitte zunächst um Aus- schluß über möglichst reinliches Unterkommen, über GasthofS- verhältnisse überhaupt und über sonstige« WissrnSwertbe Der Zufall wollte, daß ich hier an eine geborene Meranerin kam, die aber schon se,t Jahrzehnten in Schwaz verbrirathe! war und sich außerordentlich freute, daß sie e,n bissel übe, plaudern konnte. Ihre Rathschläge unt Nachrickten deckten sich m,t denen, welche ich später vom Obmann de- FremdenverkehrS-BereinS erhielt " Ist -- die wunderschöne Lage de- Markte« Schwaz ge wesen, welcher schon ,n den sechziger Jahren ven groß« Dichter und eifrigen Politiker B^Srnstjern« B7ör"s° 6 7'"°- '°"°"' Z"' Zu verweilen/ um mil Jahren je einma wirderzukommen und nun schon seit drei Sommern reqel- BÄcht ^7. ^ se?n- der hier zu Hause ist, wie denn bekanntlich SangeSlust und Lebensfreude, malerische Tracht und Wohllaut der Sprache im Uuterinnthal wie nirgends in Tirol gleich ausgeprägt zu finden sind. („Dies Alles aber rein, verkörpert in den „Diandln", die muß man sehen! ') Björnson selbst ist ja ein leidenschaftlicher Anhänger der Bauernpartei in Norwegen. Wie dem auch sei, die „Nordweger" — so nennt man den Dichter und Familie im Volksmunde — sind in Schwaz gar gern gesehene Gaste. Björnson arbeitet in seinem be scheidenen , auS drei Zimmern bestehenden Quartier im „Engel" fast den ganzen Tag über und die Post von Schwaz ist zu dieser Zeit ganz besonders beschäftigt. Die Damen promrniren und machen Ausflüge. ES mag Wohl auch die stille Zurückgezogenheit, der er sich hier, ungestört durch Interviewers, ergeben kann, ein Hauptgrund sein, welche dem konservativen Norweger sein Schwaz so lieb macht. „Conser- vativ" sage ich; dies prägt sich auch darin auS. daß der ge feierte Sommergast immer wieder bei einem Fraulein Rainer wohnt, die der vormaligen Wirthsfamilie zur „Alten Post" entstammt, allwo er zuerst und dann regelmäßig abgrstiegen war, wie auch in dem „Zug nach Rom", der dem Dichter innewohnt. Dort schuf er schon 1862 „Sigurd Slembe", eine Dichtung, die zu den hervorragendsten der skandinavischen Literatur gehört. Im vergangenen Jahre weilte Björnstferne Björnson bis in den October hinein in Schwaz, um dann nach Rom zu reisen, gerade jetzt — Ende Apr,l — wurde er, von Rom über Venedig kommend, aufs Neue in seiner tiroler Sommer-Idylle erwartet. Dort soll auch in diesem Jahre eine größere Familienzusammenkunft geplant sein. Schwaz besitzt gute Gasthäuser: „Rother Thurm", „Freundsberg", und für bescheidenere Ansprüche viele andere. Eine Anzahl Sommerwohnungen bis zu 3 Zimmern sind immer zu haben, schwieriger ist die Beschaffung größerer Quartiere. Hier wird die Nachfrage auch da« Angebot schaffen, und wenn irgend rin Ort im Unterinnthal fetten de« reisenden und stabilen SommerpublicumS Beachtung ver dient, so ist e», «S sei wiederholt, da» „liebliche Schwaz".
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