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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.08.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950808015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895080801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895080801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-08
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5566 DrtSdee», 7. August. Die Königin hat Nehefeld nach drei wöchiger Anwesenheit vaselbst heute wieder verlassen. Die selbe benutzte zur Rückreise einen Sonberzug, der Vormittags S Uhr 45 Min. die Bahnstation HermSdorf-Rehefeld verließ und Mittag« kurz vor 12 Uhr in Dresden eintras. Vom Böhmischen Bahnhofe begaben sich die Majestäten in die konigl. Billa Strehlen und später in- Sommerhoflager zu Pillnitz, wo Nachmittag um 5 Uhr die königl. Tafel statt- findet. Zu derselben ist der Oberst z. D. Lauterbach mit Ein ladung ausgezeichnet worden. — Der P r i n z und dir Frau Prin zessin Friedrich August sind heute früh 6 Uhr 56 Min.aus Lindau n» Dresden wieder eingetroffen. — Die Abreise der Königin und der Frau Prinzessin Friedrich August nach Blankenbrrghe ist auf Freitag, den 9. August, Vormittag 1V Uhr 26 Min. ab Bahnstation Niedersedlitz festgesetzt. In der Begleitung werden sich befinden: die Hofdamen Gräfin v. Einfiedel und Gräfin Reuttner v. Weyl, ferner die Freifrau v. Müller grb. v. Horvath und der Obrrhosmeister Generalmajor z. D. v. Malortie. L. Dresden, 7. August. Der regierende Fürst Friedrich zu Waldeck und Pyrmont ist gestern hier anaekommen und heute 11 Uhr 27 Minuten Vormittags nach Nachod in Böhmen weitergereist. — Die vierten Bataillone der gegenwärtig in der Stadt Dresden einquartierten Infanterie-Regimenter Nr. 104 und 133 sind, nachdem beute Vormittag da« RegimentSexerciren der vorgenannten Regi- menter seinen Abschluß gefunden hat, beute Nachmittag mittels Eisenbahntransporte« in ihre Garnisonen Chemnitz bez. Zwickau zurückbefördert worden. L Dresden. 7. August. Auf der Tagesordnung des XIV. Deutschen Drechslertages, der nächsten Sonntag in Meißen abgehalten wird, befindet sich rin Antrag, der vorbildlich für die Ausbildung nicht bloS der Drechsler, sondern aller Gattungen von Gewerbetreibenden werden kann. Die Leipziger DrechSlerinnung beantragt nämlich: „Der BerbandStag wolle beschließen, dag die von der deutschen Fachschule für Drechsler und Bildschnitzer zu Leipzig er- theilten Zeugnisse über die bestandene Abgangsprüfung die Inhaber derselben bei der Aufnahme in eine VerbandSinnung von dem statutarisch vorgeschriebenen Theil der theoretischen Meisterprüfung befreien." — Ein anderer ebenfalls sehr wichtiger Punkt wird ln der genannten Versammlung behandelt werden. Derselbe lautet: „Wie viele der nach stehenden 10 Punkte sind uachtheilig für das DechSlergewerbe und bedürfen der Abhilfe: 1) Militairwerkstätten, 2) Gefäng- nißarbeit, 3) Hausirerbandel, 4) Consumvereine, insbesondere der Beamten- und Officierconlumvereine und Waarenhäuser, 5) die Wandrrlager und alle Arten von Versteigerungen neuer HandwerkSerzeuanisse, 6) da- FilialgeschäftSunwesen, 7) da- SubmissionSwrsen, 8) die Forderungen der Bauhand- Werker. 9)derFirmen- und Reclameschwindel, 10) Aenderung der EoneurSorvnung im Sinne der seitens der Ccntrnir.ö- partei im Reichstage gestellten Anträge. — Die Verhandlungen finden auf der GeipelSburg statt. L DreSSen, 7. August. In den Eingaben, welche ver schiedene Körperschaften bei der Aufhebung der Dresdener Jahrmärkte au die Staat»- und städtischen Behörden gerichtet baden, wird unter Anderm behauptet, Dresden habe gewisser maßen «ine moralische Verpflichtung, seine Jahrmärkte auf recht zu erhalten, um die Kleinmdustrie de« Landes zu unter stützen, um diesen Industrien Gelegenheit ru geben, ihre Waaren abzusetzen, und zwar deshalb, weil alljährlich auS Mitteln deS Lande» so und so viel Millionen für Dresden verwendet würden. Diesem Standpunkt trat in der Sitzung der Stadtverordneten, in welcher der Beschluß gefaßt wurde, die Jahrmärkte spätestens vom Jahre lvOO auszuheben, Professor vr. Lehmann aufs Entschiedenste entgegen. Er glaubt, führt er aus, behaupten zu dürfen, daß Dresden vollständig das bezahlt, wa» es vom Staate erhält, und daß andere Gemeinden im Ver- hältniß ru ihrer Einwohnerzahl und Strurrkraft unendlich viel mehr Unterstützungen vom Staate erhalten als Dresden. Er erinnert daran» daß Dresden rin Fünftel sämmtlichrr dirrcter Staat-steuern aufbringt und nicht weniger al« ein Viertel sämmtlichrr Eisenbahnrinnahmen. Wohl werden in Dresden glänzende Gebäude er richtet» aber für Zwecke de» Staates, wobei nicht verkannt werden soll, daß auch die Stadt Nutzen davon hat. Aber wenn «S sich beispielsweise darum bandelt, wie bei den Bahn- hvfSumbauten, für Dtaat-zwecke neue Anlagen zu errichten, so hat man da« Interesse der Stadt Dresden an diesen Anlagen und an der Art ihrer Ausführung gewissenhaft zur Ziffer gebracht, und sie diese» Interesse auf Heller und Mennig vergüten lassen. Dresden erhält nicht» au« der Staatskasse für seine höheren NnterrichtSanstalten, während für alle höheren Schulen in der Provinz nicht unbedeutende StaatSzuschüffe gezahlt werden; zu den Straßenbautrn er hält Dresden vom Staate nicht einen Pfennig, während im Land» draußen an Gemeinden und Rittergutsbesitzer jahraus jahrein ganz bedeutende Wegebaubrihilfeu gezahlt werden, und noch niemals hat der Staat daran gedacht, für Dresden eine Elbbrücke zu bauen, wie er da» für die Landgemeinden Blasrwitz und Loschwitz und deren Hinterland gethan hat, im Gegentheil, er verlangt, daß unsere altehrwürdige, noch sehr brauchbare AugustuSbrücke abgebrochen werde zu Gunsten de» Schiffsahrt-verkehrS, also eine» allgemeinen Interesse», an dem Dresden nur zu einem geringen Theile be theiligt ist, und erlaubt nur, da» zum Neubau nöthige Capital dufzuvringei^durch eimn Brückenzoll, der zum weit aus größten Theile von den Dresdner Bürgern z» zahlen ist. Wenn der Staat zum Bau der Carolabrücke eine Million beigesteuert hat, so war der Grund nur der, daß diese Brücke den Werth de» ausgedehnten fiskalischen Areal« in der Neustadt bedeutend erhöht und daß audernfall» die Stadt sich zum Bau dieser Brücke, für die ein absolut dringendes Dedürfniß nicht vorlag, vielleicht nicht sobald ent schlossen haben würde. Daß die Dresdner Hausbesitzer ;ahrauS jahrein viel zu hohe BrandversicherungSbritrage zahlen, um die bedeutenden Brandschäden in den kleineren Städten und auf dem Lande decken zu helfen, ist schon oft erwähnt worden. Man weiß die Ehre und die Vortheile voll zu würdigen, die der Stadt Dresden daraus erwachsen, daß sie die Residenz deS erlauchten Herrscherhauses und der Sitz der StaatSregierung wie vieler hoher LandeSbehördrn ist. Aber der immer und immer wiederkehrenden Behaup tung, daß man die Gelder deS Landes in großem Maßstabe für die Interessen Dresdens auSgebe, muß einmal entgegen- getreten, ihr gegenüber muß einmal daraus aufmerksam ge macht werden, wie viel Geld Dresden ausbringt, aus denen andere Gemeinden des Landes StaatSunterstützuugen em pfangen. v. Dresden, 7. August. Von New-Iark ist kürzlich an das in unserer Stadt befindliche Direktorium des durch bereits zwölfjährige Thätigkeit vortheilhaft bekannten WohlthätigkeitS- VereinS „Sächsische Kechtschule" die Anfrage gerichtet worden, ob mau genehmige, daß auch in New-Aork eine Filiale des genannten Vereins gegründet werde. Darauf wurde in der am 24. Juli abgehaltenen Directorial-Sitzung beschlossen, dieser Gründung sich collegialisch gegenüber zu stellen. Gleichwohl sollen aber noch vor Ablenkung von Fechtmaterial an die überseeische Filiale die dortigen VereinS- genossen über die Beziehungen ihrer Filiale znm Hauptvcreine aufgeklärt und namentlich auch dahin verständigt werden, daß Unterstützungen von hier nach New-Uork nicht statt- finden können. spanische Sprache bekiffen, flch der englischen als zweit« Weltsprache anzuschließen. da sie in ganz Central- und Süd- Amerika — mit Ausnahme von Brasilien — und den west indischen Inseln die herrschende Sprache ist. Da» Spanische und das Englische seien di« ColonisirungSsprachru gewesen und seien e» größtentheilS noch heute. -- vffieiella» Diner dei eine« chtaefische» Daatat. Wie ma» aus Shanghai schreibt, hat der dortige Taotai (Regierungspräsident) in der zweiten Hälfte de» Juni ein officielles Diner gegeben, welche» einen Bruch mit dem be- züglick deS Verkehr« zwischen Chinesen und Ausländern bisher geltenden Brauche bedeutete und daher in den betheiligten Kreisen großes Aufsehen erregte. Zu dem von Liu-tschi-tsiang veranstalteten Mahle wurden nämlich di« Consularvertreter der VcrtragSmächte, die angesehensten Männer der kaufmännischen Welt mit ihren Gemahlinnen und eine große Zahl höherer chinesischer Beamte geladen. Es soll die» der erste Fall gewesen sein, wo ein chinesischer Würdenträger ein derartiges Diner nach europäischem Muster gegeben hat. Chinesische Damen haben allerdings infolge der strengen Abgeschlossen heit, welche die Stellung der Frau in China kennzeichnet, nicht theilgenommen. Immerhin glaubt man in den euro päischen Kreisen Shanghais, daß, nachdem einmal der Taotai mit der strengen alten Sitte in einer Richtung gebrochen hat, auch die Zuziehung der einheimischen Frauen zu solchen Ver anstaltungen nicht mehr zu den Unmöglichkeiten gehöre. Die» wäre aber von einer kulturell so weittragenden Bedeutung, wie sie Fernstehende kaum würdigen können. Durch derartige nur scheinbar untergeordnete Vorgänge würde nämlich, wie man betont, allmählich eine neue Aera der socialen Stellung der Frau in China und ein weiterer Durchbruch europäischer Gesittung in Ostasien angebahnt werden. Vermischtes. ----- Winterthur, 7. August. (Telegramm.) Gestern machte Suehlmann-Hannover den 6. Schuß (99 Punkte). Eine goldene Herrenuhr erschoß Gyöperger-Mühlhauscn, eine silberne Uhr Walther auö Bayern. ----- Die XXH. Generalversammlung des Deutschen und veftcrrrtchischen AlpeuverctncS in Salzburg beginnt mit dem Empfangsabend im städtischen Curbause am 6. September. — Die Vormittage deS 7. und 8. September sind der Vor besprechung und der Generalversammlung gewidmet; an jene wird sich ein Frühschoppen mit Musik, an diese daß Festmahl, beides im Hotel Mirabell, anrcihen. Für solche Mitglieder, welche sich an diesen beiden Vormittags-Versammlungen nicht betheiligen, wird die Besichtigung städtischer Sehenswürdig keiten und der seit 1. August erösfnctcn alpinen photogra phischen Ausstellung in Aussicht genommen, sowie eine Reihe von HalbtagSauSstügen (z. B. Maria Plain, Hcllbrunn, Aigen, Grodig Fürstenbrunn, GaiSberg) veranstaltet werden. Deu Glanzpunct der diesjährigen Versammlung wird jeden falls das Fest in den sonst nicht zugänglichen und für diesen Zweck hergerichteten Räumen der Festung Hohensalzburg am 7. September (von 4 Uhr an) bilden: „ein kulturhistorisches Bild auS Salzburg's Vergangenheit". Zur Durchführung dieses Planes ist die Letheiligung mehrerer hundert costümirter BereinSmitglieder erforderlich, und eS hat sich bereits für jederlei Auskunft, bezüglich Costüme u. dgl., eu, eigenes Aus kunft«- und CostUmburcau hier (St. Peter) aufgctban (wohin allsällige Anfragen gerichtet werden mögen). Die Festtage schließt am 8. September Abends eine zwanglose Zusammen kunft in der Restauration „Elektrischer Aufzug" auf dem Mönchsberg. An die Generatversainnilung sind vom 9. Sep tember ab l—lltägige Ausflüge angereiht, IheilS auf bayrischem. theilS auf österreichischem Gebiete, 35 zur Auswahl. (Wdh.) --- Die Verbreitung der englischen Sprache. Einem Artikel des „ChambeS Journal" über die Verbreitung dcr verschiedenen europäischen Sprachen entnimmt dir „Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik", daß von allen Idiomen Europas das englisch« auf der ganzen Erde am meisten gesprochen wird. Während zur Zeit Elisabeth'«, also vor etwa 300 Jahren, nur 5 Millionen Menschen englisch sprachen und damals das Französische, Deutsche und Spanische vorherrschend waren, wird gegenwärtig die englische Sprache von 115 Millionen Personen gesprochen, dagegen französisch von 45 Millionen, deutsch von 70 Millionen, spanisch von 50 Millionen, russisch von 80 Millionen, italienisch von 30 Millionen und portugiesisch von 15 Millionen Menschen. Die Zahl der Personen, von denen englisch ge sprochen wird, steigt jedes Jahr um etwa 2 Millionen und unter Berücksichtigung dieser Steigerung dürfte am Ende dieses Jahrhundert« di« englische Sprache von einer Bevölkerung von 130 Millionen Seelen gesprochen werden. Zur Zeit ist sie die herrschende Sprache in Großbritannien und Irland mit 38 Millionen Einwohnern, in den Vereinigten Staaten von Amerika für 65 Millionen, in Canada für 4 Millionen, in Australien und Ozeanien für 4 Millionen, in Afrika und Indien für 2,5 Millionen, in Westindien, Britisch-Guyana rc. für 1,5 Millionen, inSgesammt, wie oben angegeben, für 115 Millionen Menschen. Nach Ansicht deS Verfasser» ist die Literatur. Globus. Jllnstrirte Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde. HcrauSqeqeben von Richard Andrer. Bd. 68. Nr. 7. Inhalt: Or. Richard Wallaschek, Musikalische Ergebnisse deS Studiums der Ethnologie. — F. Fourean's Reise zu den Tuareg Azdjer. I. Mit einer Karte und fünf Abbildungen. — N. v. Köppen, Dorpat, Die Culturentwickelung Finnlands. IV. — vr. H. Polakowsky, Die Grenze Argentiniens gegen Chile. — Das J»ngfrau-Bahn- Project. — Aus allen Erdlheilen. — Schluß 22. Juli 1895. Vach Schluß der Redaktion eingegangen. Die in dicser Nudril mitzeHeilten, während de« Drucke« eing«Iaufenen Telegramm« haben, wie sLon au« der lleberlchrisl ersichtlich, der Redaktion nicht Vorgelege«. Dies« ist mithin siir Derstiimmelungen und unverständlich« Wendungen nicht ver antwortlich »u m-ttden. * Jena, 7. August. Zur Gedenkfeier, welche das 3. Bataillon des 5. Thüringischen Infanterie - NegimcntS Nr. 94 veranstaltet hatte, waren über 500 ehemalige Krieger eingctrosfcn. Am BegrüßungSabende fand im Theatersaale eine Vorfeier statt, bei welcher Major v. PaczenSky ein mit stürmischem Jubel aufgenommenes Hoch auf den Kaiser und den Großherzog ausbrachte. Der Festtag wurde mit einem Festgotteödienste an dem auf dem Forste befindlichen Krieger denkmale, welche- mit zahlreichen Kränzen geschmückt war, eröffnet. Prediger Kirmß auS Berlin, der als Studirender dem mobilen Bataillon angchört hatte, hielt eine tief ergreifende Rede. Alsdann nahm Generalmajor a. D. Frank, welcher 1870 als Hauptmann bei dem Bataillon gestanden hatte, auf dem Marktplatze vor dem alten Krieger- denkmale die Parade über da« Bataillon ab. E« folgt« hierauf ein Festesten, sowie ein Festessen auf dem Casernenplatze, bei welchem prächtige lebende Bilder vor geführt wurden. Wie bei der Parade, hielt Generalmajor Frank eine längere, zu Herzen gehende Ansprache und schloß mit einem Hoch auf den Kaiser und den Großherzog. Fast jede« Haus der Stadt trug Festschmuck. Tausende wohnten den Festlichkeiten bei. * Hannover» 7. August. König Albert von Sachsen sandte dem V. Stolzr'schen Stenographentage r« herzliche» Danktelegramm. * Frankfurt a. M., 7. August. Die „Franks. Ztg." meldet Uber Wien aus Pilsen, daß da« sürstlichTurn undTapiS'scheSchloßLhotieschau inFlammen steht. 8. Hastings, 7. August. (Privattelegramm.) Bei dem heutigen Schachturnier «öffnete Blackburn das Spiel gegen Steinitz mit dem Königsläufer-Gambit. Beim zehnten Zuge waren beide Stellungen ungefähr gleich. LaSker spielte eine sicilianische Partie gegen Schlechter, bei welcher sich das Spiel schnell entwickelte. Tschigvrin eröffnet» die Partie gegen Mason mit der Zweispringer-Verthridigung. Bei den Gegnern Tarrasch und Miese» stand das Spiel etwa» zu Gunsten de» Ersteren. * R-l«t, 7. Lugvst. Der „Köln. Ztg.- wird aus Berlin gemeldet: Auf ein« telegraphische Anfrage de» Auswärtigen Amte« ia F«tschau ist heute von dort die Antwort rin gegangen, daß sich unter den Opfern des Christengemetzels keine Deutschen befinden und daß da» Leben deutscher Reichsangehöriger uicht gefährdet ist. * «üdkShet», 7. August. Etwa 800 Bayern, meist Lehrer aus Uaterfraoken, trafen mit der Capelle de» in Aschaffenburg garuisonirenden ILgerbataillonS hier ein und veranstalteten Nachmittag am Nationaldenkmal eine große politische Kundgebung. Der Oberbürgermeister Mediku« au« Aschaffeuburg und der Direktor der Aschaffen burger Kunstgewerbrschule, Dr. Reber, hielten Ansprachen. * Pest 7. August. „Pesti Naplo" meldet: Prinz Ferdinand von Bulgarien ist gestern auf dem Jagd- gute seine« Bruder- in Dobstna eingetroffen. * Pari», 7. August. Die rumänische Gesandtschaft theilt der „Agence HavaS" nachfolgende, ihr aus Bukarest zugegangene Drahtmeldung mit: Entgegen den in gewissen Blättern ausgestellten Behauptungen ist es durchaus un richtig, daß Rumänien Rußland herauszufordern suche. ES ist falsch, daß 150 russische Untrrthanen aus der Dobrudscha auSgewiesea worden sind. Die rumänische Polizei mußte infolge der Vorgänge in Makedonien einig« Aufwiegler auSweisen, aber keiner von diesen ist russischer Unterthau. Die Nachricht von der Zusammen ziehung eines Armeekorps in der Dobrudscha ist durchaus erfunden; kein beurlaubter Soldat ist einberufen worden. — Der Kriegsminister setzt seine Cur in einem Bade fort. — Die Beziehungen zwischen dem Minister des Aeußeren Lahovari und dem russischen Gesandten v. Fonton tragen nicht allein das Gepräge der amtlichen Correctheit, welches den zwischen den beiden Ländern bestehenden ausgezeichneten Beziehungen entspricht, sondern auch deu Charakter der per sönlichen Freundschaft, welche sich bei dem Aufenthalt Fonton'S in Bukarest gebildet hat. * Paris, 7. August. Die Verweisung des Senators Magnier au das Schwurgericht scheint sicher. Die Angelegenheit desselben dürfte mit der de« Administrators der Südbahngesellschast verbunden werden. Die Anklagc- kammer wird die betreffenden Acten nicht vor Freitag prüfen. * Amsterdam, 7. August. Der OberanSschuß des All gemeinen Niederländ ischen Diamantarbeiter-VerbandeS verkündete den Ausstand aller im festen Lohne stehenden Arbeiter. * London, 7. August. Nach einer Meldung des „Reuter'- schen Bureau«" au» Peking wurde während der heutigen Sitzung de» Tsungli-Aamen» die Absetzung de« Premier minister» Hsuyungyi ausgesprochen. * Kopenhagen, 7. August. Anderweitigen Meldungen gegenüber ist sestzustelleo, daß in hiesigen Hoskrrisen nichts von einer Berufung des König» von Griechenland und der Prinzessin von Wale» an da« Krankenbett dr« König» bekannt ist. Dir Prinzessin von Wale« wird mit ihrer Schwester nach frühere» Bestimmungen im Laufe der nächsten Woche hier erwartet. Das Befinden de» Königs hat sich heute so gebessert, daß er am Familienfrllhstücke theil- «ehmen konnte. * Konstautinopel, 7. August. Nach verläßlichen Nach richten au» Makedonien betrug um di« Mitt, de« Monats Äuli die höchste Ziffer der Streitkräft« der Banden 600 Mann, von denen 60 Mann gefallen sind und 30 gefangen genommen wurden. Etwa 60 Manu sind zerstreut worden und halten sich im Kerim-Dagh verborgen. Der Liest ist nach Bulgarien geflüchtet. Di« Bewegung dürfte nach dem Ausspruch« der Hauptbetheiligtra al« erloschen anzusehen sein. Weiter« ernst« Umtriebe von Banden sind nicht zu er warten, da die bulgarische Regierung infolge b«S Ein schreiten» der Mächte die Bildung «euer Bauden nach drücklich verhindert und da» ComitS wegen der Aussichts losigkeit der Bewegung seine Thätigkeit einzuschränken be gann. — In hiesigen bulgarischen kirchlichen Kreisen, welche jüngst von Seiten der Türkei zur Geduld ermahnt wurden mit dem Bedeuten, daß der gegenwärtige Zeitpunkt zur Ertheilung von Berat« ungeeignet sei, hegt man die Hoffnung, demnächst wenigsten« zwei Berat» zu erhalten. durchweg äußerst effektvoll. Auf dem Festwagen der Flora sowohl, der durch seinen herrlichen Blumenschmuck und al- die zuerst dem Blick de« Beschauer« sich darbietende größere Erscheinung besonder» auffirl, al» auch auf jenen, welche Chile und Deutschland versinnbildlichten, war jugendliche Schönheit und Frisch«, reichste dekorative Ausstattung von künstlerischem Geschmacke zu einem harmonischen Ganzen verwebt, auf dem der Blick immer von Neuem mit Wohlgefallen ruhte. Bor und hinter den Festwaaen schritten in allerliebste Trachten gekleidete Kinder, wie Blumenmädchen, Bierländc- rinnen, Bauern, Landsknechte, moderne Soldaten rc.. Alles in buntem Wechsel. Die Männerchöre au- Santiago, Valpa raiso und Concepcion, die Turner i» weißem Turncostüm, der schon erwähnte, in forschen Landwehruniformen erschienene Baldiviaaer Iagerchor, die uniformirte deutsche Spritzen compagnie Valparaiso» — Alle machten in bester Ordnung die Runde um deu Festplatz, häufig begrüßt von den sym pathischen Rufen der Beschauer und immer wieder von Neuem die Genuathuung wachrnfend über die stattliche Vertretung des Deutschthuni» in Chile und die gesunde Kraft und selbst bewußte Sicherheit, welche in den Einzelerscheinungen sich offenbarte. An den Festzug schloffen sich die Vorführungen der Turn vereine, welche im N» auf dem Platze ihre Gerathe aus gestellt batten und deren Leistungen ganz augenscheinlich die Aufmerksamkeit und den Beifall deS Präsidenten Montt fanden, der mit lebhaftem Interesse die Hebungen verfolgte und vielfach seiner Anerkennung Ausdruck gab. An das Gesammtturnen schlossen sich die Hebungen der Musterriegen, in denen Kraft und Gewandtheit um die Palme stritten, und welche flch de» ungetheilten Beifalls des Publikums erfreuten. — Bi- nach 6 Uhr, dem officiellen Schluß der NachmittagS- feier*), wechselten alsdann Vorträge der vereinten Mänaer- chöre und de» Orchester» mit einander ab, zuweilen wurden auch Stücke für beide zusammen zu Gehör gebracht. Als z. B. der Chor „Die Himmel rühmen de« Ewigen Ehre", *) Di« programmmäßig angefttzten Beginn- und Echliißzritev der einzelnen Abthrilungrn wurden mit militairischer Pünktlichkeit, bi» ans die Miaute genau, eingehakten, wa» im Hinblick auf die beim spanischen «ad italienischen Fest vorgrkommeoea Unregelmäßigkeiten de» Chilenen gan» besonder« imponirtr. der meisterhaft gesungen wurde, erklang, verstummte auch an den entferntesten Stellen da» Geräusch und Alles drängte sich heran, um die harmonischen Tön« deutlicher zu ver nehmen. Der Abend hatte wieder eine nach vielen Tausenden zählende Menschenmenge auf dem Festplatze, in und um den Ausstellungsräumen versammelt. Alle» erstrahlte tagcShell in elektrischem Lichte: Festplatz, Ausstellungsräume, Wege und Promenaden, sogar Bierbuden und Derkaufshallen. Es war bemerkenSwerth, daß zu dem schaulustigen Publicum die besten chilenischen Kreise der Hauptstadt ihr Contingent gestellt hatten, und zwar am Deutsche» Tage in einer größeren Menge, als an einem ankeren vor oder nach dem deutschen stattsindeuden colonialen Feste. Auch der Präsident der Re publik war anwesend und diesmal mit Gemahlin erschienen. — Auf dem Festplatz kamen GesangSvorträge der combinirten Vereine, sodann da» sehr gut gelungene Keulenschwingen des Santiaginrr Turnvereins zur Aufführung. Ein großer Theil de« erschienenen PublicumS wandte am Abend seine Aufmerksamkeit der eigentlichen Ausstellung zu oder suchte sich im Sommerthrater, deu Schauhallen, Eß- und Trinkbuden zu unterhalten. Den Abschluß der officiellen Feier bildete da- Feuer werk, welches um den im Garten befindlichen Teich aufgestellt war und gegen 11 Uhr abgebrannt wurde. Es war reich haltig und recht gut; den Schluß- und Glanzpunct desselben bildete ein in mächtigen Dimensionen gehaltene« Niedrrwald- denkmal, bei dessen Abbrennen die Wacht am Rhein auS tausend Kehlen ertönte: rin gewaltiger Schlußesiect. « * * Für den folgenden Tag war eine Nachfeier („Kater frühstück") in den Parkanlagen der großen Brauerei der Firma Gabler L CousiSo angesagt und die Besucher de» Deutschen Tags von den Inhabern der Brauerei speciell eingeladen worden. Mehrere Hundert Deutsche fanden sich denn auch gegen Mittag dort ein: für Alles war gesorgt und der Speise und de« Tranks gab r» in Hülle und Fülle. Nicht weniger als 3 Musikchöre, darunter der Valdivianer Iagerchor, und all die Sänger ließen ihre Weisen ertönen, und bald war Alles wieder in die rechte Feststimmung ver setzt. Der vom Iagerchor vorgetragene „Kaiser - Marsch" fand so viel Anklang, daß er wiederholt verlangt und ge spielt wurde. Da» rege Treiben dauerte bi« gegen Abend an — ein echt deutsches Bruderfest, von deutschem Geist be seelt — bi» die Stunde gemahnte, daß die Mebrzahl der auswärtigen Gäste ihre Schritte dem Hauptbahnhofe zulenken mußte, um den von der Regierung unentgeltlich zur Ver fügung gestellten Extrazug nach Valparaiso zvr Rückkehr nach dem heimathlichen Herd zu benutzen. Der Abend des dritten Tages brachte eine imposante Ovation, die um so eindrucksvoller war, als sie keiner großen Vorbereitungen bedurft hatte, sondern nur dem HerzenSdrang der Theilnehmer entsprungen war: sie galt dem kaiserlich deutschen Gesandten m Chile, Herrn E. von TreSkow. Unter Führung einer Militaircapelle setzte sich ein auS mehreren Hundert Theilnehmern bestehender Fackelzug nach der Wohnung de- Herrn Gesandten in Bewegung, um ihm auf diese Weise für sein thatkräftigeS Mitwirken am Gelingen deS deutschen Feste« den Dank der deutschen Colonie auS- »usprechen. Herr von TreSkow dankte in einer zündenden Ansprache mit einem Hoch auf die deutsche Colonie in Chile, iu das man jubelnd einstimmte, um daun die „Wacht am Rhein" erbrausen zu lassen. — Der Abend endete mit einem gediegenen CommerS im Deutschen Verein, bei dem man den Entschluß faßte, an Se. Majestät den deutschen Kaiser ein HuldiaunaS-Telearamm abzusenden, waS TagS darauf auch geschah. Stürmischen Beifall erntete während de« Coinmerse« der Bortrag deS folgenden, von Herrn F. W. Litten, Sprachlehrer am Liceo Santiago, verfaßten Gedichte»: Ob unser Fuß auch lange schon und fest an fremder Scholle klebt. Hat auch sich unsre« Wirken- Arei» mit fremdem LandeSwohl verwebt. Und ob selbst unsre Lebenskraft in fremdem Boden Wurzel fand, — Da- Herz, mit allen Fasern, hängt am nie vergess'nen Vaterland. Land unsrer Helmath, wo wir einst der Kindheit Traum so froh durcheilt, Auf dem erinnerung-freudig stet» de» ernsten Manne» Auge weilt, Du Land deS echten TugeiivsinnS, gepaart mit stolzer Manne-kraft, Wo frei der Dichtung Blume blüht im Buud mit kuust und Wissenschaft. Du gabst uns. theureS Vaterland, den Schatz der Schaffensfreude mit- Die de» Erfolge- reichst«!, Lohn verknüpft mit unsrer Arbeit Schritt» Und der Charakter, den iu Dir un» Vorbild uud Erziehung schuf» «ab deutscher Tugend, deutschem Werth deu uabrftrittnen Seitenruf- O heißgeliebte-Heimathlanbl — schon zog so manchen JahrcS Flug Schnell über unsren Scheitel hl«, da» unsre Grüße heimwärts trug, In dem von SehosuchUdrang beschwingt, weithin wohl über Meer und Land Der heißen Wünsche kühner Flug den Weg zu Deinen Küsten fand. Wir Alle haben Deiner stets in echter deutscher Treu' gedacht, Voll Wärme Alle« mitgekühlt, waS auch da- Schicksal Dir gebracht. Gleichviel in welchem deutschen Gau des frohen Kinde» Wiege stand, UnS Alle zieht mit gleicher Gluth der gleiche Trieb zum Vaterland. Wie schwoll im Jubel unsre Brust, erklang die Welt von Deinem Ruhm, Bon Deinem ernsten WiffenStrieb, von Deinem stolzen Heldenthum; Und wenn manch' Wetter Dich umtobt, in der Gefahren Sturmgcwühl, Wie manche bange Etuad« dann durchlebte unser Mitgefühl! O theure», deutsches Heimathland, wir lieben Dich so heiß, so rein — Wohin un» auch da- Leben ruft, wir wollen treu Dir immer sein; Und bricht im Tode unser Blick, laut ruft'» beim letzte» Odem noch: Heil unser schöne- Vaterland! Hoch Deutschland! — tausend- fällig hoch I I So haben denn die Deutschen in Chile ein Fest gefriert, auf da« sie mit Befriedigung zurückblicken können, sie haben den Chilenen und den übrigen Nationalitäten gezeigt, was deutsche Einigkeit, deutsche» Können und deutscher Geist ver mag. Noch liegt jene Zeit nicht fern, iu welcher der Deutsche ia Chile, al» solcher kaum gekannt, unter den fremde» Nationalitäten durchaus unbeachtet blieb. Im letzten Jahr zehnt hat sich die» geändert: au» den früheren bescheidenen Verhältnissen hat sich die deutsche Colonie gewaltig herauS- rntwickelt und bildet heute einen wohl in Betracht zu nehmenden und an Bedeutung sich stet» kräftiger gestaltenden Factor auf allen Gebieten de- gewerblichen, socialen und theilweise auch öffentlichen Leben» der Republik. Nicht weniger als ein Halbhundert studirte Deutsche sind heute al» Professoren, Lehrer, Architekten und Ingenieure in der Hauptstadt allein thätig: auf da», wa» dieselben in den letzten Jahren geleistet, kann Chile und Altdeutschland stolz sein. Da» chilenische Heer steht jetzt unter deutschen Instructoren uud ist sich dessen wohl bewußt. Kurz uud gut, die Deutschen stehen gegen wärtig in Chile unter allen fremden Colonie» oben an; möge auch in Zukunft unseren Landsleuten in diesem Lande die schwer erruugene Suprematie bleiben! vr. R. Pöhlmann.
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